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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 12.09.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19020912026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902091202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902091202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1902
- Monat1902-09
- Tag1902-09-12
- Monat1902-09
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Dieses Blatt wird den Lesern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereit- als Abend-Ausgabe zugestellt, während e» die Post-Abonnenten am Murgen in einer Gcsamuttausgabe erhalten. Serugsgebilhr: Tnsdkn u»i>1>cr nächten Um,«iun«. »» dt« Zuna,n»a durch naen« Byte» ot« «vmmiMontrc enviai. »idalW, rtlall UN ro»<i»'uia,k». 8» Nicht «utSonn- »d«r z»>,na,k tol««. m ,we> Ll>«»au»aude» A»„»t Wch «It»h«ilun,kn nur mit d«uil»««r kt u,I i«n an au » e (,Dr««t> Nachr'» N-chlMlich« vpnorqr. antyruch« bleiden untxruMichttut: »nv«nllnale Mqnultnvt« >r«r»m nicht auideivadn. Lel»«r,mm-Sdr«»k»: «»chrtch»,» »„«»,» HegvLrrrSet 1880 Verlag von Klepsct, L Rolchardt. Anreizen-caril. Lnnahme von Ankünt>i,uncen dis Nackmittass a Ukr Tonn und 8«i«ria,L nur Manensnatzc 3» von N bis V,l UIn Die I walliuc Ärund- zeilk ica. e Tilden^ so Pi,. An- lundigungen aut der Prillaveilc Zeile Lb Pi, : d>e Llvalüue Zeile als „üin- aelandl" oder anl Teltieiie SV Diu. Lin Nummern »ach Sonn- und Ncier- taaen l de» Llvaltiae Grundzeilen so. so der so und so Pta nach de. länderen, Taril, AuLlvarliae Aut- traae nur gegen VorauebezniNun,. Belegdläller werden mit roPlg. berechnet. «ernlvrechantchlud: «m, t Nr. U und Nr. L0»S. Lodert Lödwo juo. omptistilt 61k ' Neueste Diahtberichlc. Hofnachnchten. Gaslnbkiid sür die Theilnebmel an der ärztlichen Studienreise. .Der Barbier von Sevilla". Eröffnung des Leipziger Schauwicchanies. LIv1ävr8l0ÜV in xriiUter Lismlil. vvorMlLlL 16. Freitag, 12. September 1S02. Neueste Drahtmeldungen vom 11 September Wildpark. Die Kaiserin fuhr heute Morgen 1'/-. Uhr von der Wlldparkstation nach dem Manövergelände. Frankfurt sOders. Bon 6 Uhr Morgens ob fand aus dem gleichen Terrain wie gestern ein großes Gefecht statt. Das blaue idrittej Korps und ein Kavalleriekorps von 16 Regimentern, letzteres unter dem Kommando des Kaisers, griffen vom Norden und Osten her das fünfte Korps an. Das Kavalleriekorps ritt eine große Attacke. Die rothe Partei ging nach Südwesten znrückff Die Kaiserin wohnte dem Manöver zu Pferde bei, ebenso sie Prinzen und fremden Offiziere. Ter Kaiser gedenkt wiederum aus dem Manövergelände zu bleiben. Berlin. Ein Berliner Lokalblatt hört, die Burengene rale beabsichtigen, demnächst im engeren Kreise ihrer Freunde Berlin einen Besuch obzustatten. Oessentliche Festlichkeiten seien nicht geplant. P.Iauen i. V. , Durch die Zeitungen ging dieser Tage die Nachricht, daß beabsichtigt sei, demnächst zum Leiter der Regier ung des Fürstenthums Rcutz ä. L. einen Staatsmann aus Reuß i. L. nach Greiz zu versetzen. Der „Voail. Anz." ist in die Lage gesetzt, diese Nachricht als unrichtig zu bezeichnen. Eine Aenderung in der Leitung oder überhaupt in dem Mitglieder bestand der fürstlichen Landesregierung in Greiz steht nicht in Aussicht. Tarmstadt. Aus Anlaß des in Berlin erfolgten Ablebens des Geheimen Bauraths Ho brecht, welcher Ehrenbürger der Stadt Tarmstadt war, fand im Sitzungssaal«: des Rathhauses, welchen das mit Zeichen der Trauer versehene Bitd des Tahin- geschiedenen schmückte, eine außerordentliche Sitzung der Stadt- verordneten statt. Oberbürgermeister Mornewcg widmete dem Verstorbenen einen warmen Nachruf, in dem er die außerordent lichen Verdienste Hobrechl's um die Wasserversorgung und Kana lisation der «stadt Darmstadt hcrvorhob. Tue Versammlung ehrte das Gedächtniß des Entschlafenen durch Erheben von den Litzen. Ein Beigeordneter der Bürgermeisterei wird an der Be- grabnißseier in Berlin theilnehmen und im Namen der Stadl einen Kranz am Grabe niederleacn. Gleiwitz. Der „Oberschlei. Wanderer" meldet: In dem zur Gräflich Ballestrem'schen Brandenburg-Grube in Ruda ge- hörigen Holzhänoeschachte auf der Karlskolonne stürzte gestern Nachmittag die Zimmerung zusammen und verschüttetete einen Steiger sowie vier Bergleute. Bei den sofort eingeleitctcn Rett- ungsorbeiten wurden ein Bergmann todt, ein Steiger und zwei Bergleute verletzt und einer unversehrt zu Tage gefördert. Bremen. Wie die „Weserztg." meldet, stellte der Großkauf- mann Franz Schütte dem Senate die Mittel sür ein an der Kaiser Frieorichstraße in Bremen zu errichtendes Kaiser Friedrich-Denkmal zur Verfügung. Hamburg. Der pestverdächtige Fall aus dem Bremer Hansadampfer „Neidenscls" hat sich als vollständig harmlos er wiesen: die über dos Lchiss verhängte Quarantäne wurde heute Mittag ausgehoben. Tie Untersuchung des erkrankten Matrosen hat zwcisellos sestgestellt. daß kcincPest vorlag. Vorsichtshalber ist oer Dampfer „Neidenfels" dcsmfizirt worden. Wien. Kaiser Franz Joseph ist heute Vormittag II Uhr KN Min. zu den Manövern nach Sasvar abgcreist. Der Teutsche Kronprinz traf heute Vormittag in Odcrbcrg ein. wo der ihm zugeiheilte Ehrendienst, Fcldmarschall-Leutnant Gras Auersverg, Oberst Feiges sowie der Militär-Attachö der deutschen Botschaft v. Bülow, sich seinem Gefolge anichlosscn. Ter Kro»- vrinz setzte daraus mit einem österreichischen Hossonderzuge die Fahrt nach Sasvar sort. Wien. Ter „N. Fr. Pr." ziffvlge legte Tr. Eibersdäritz- Troppau Berufung beim Oocrlandesgericht ein, weil seine Ein gabe wegen Bestellung^ eines besonderen Kurators sür die Be sitzer viervrozentiger Südbahn Prioritäten vom Handels- gericht abschlägig bcschicden wurde. Paris. Von mehreren oppositionellen Blättern wird ge- meldet, der Staatsrath habe entschieden, daß ihm die Regier- ung nur Gesuche solcher Kongregationen vorzulegen habe, denen sie die Genehmigung zu erthcilen beabsichtige. Ferner habe der Stoatsrath betreffs der aufgelösten Nannenschulen beschlossen, daß die Behörde selbst dann, wenn die Schulleiterinncn und -Lehrerinnen weltliche sein sollten, die Art des Unterrichts zu kan- lroliren habe, um sestzllstellen, ob die Lehrkräfte nicht lediglich Stellvertreter der Klosterschwestern seien. Rom. Der Minister sür Posten und Telegraphen Galim- berti zog mit höheren Beamten des Ministeriums das von dem Ingenieur PrtSciceUi ausgearbeitete Projekt einer elektrischen Briefbcsörderung i» Erwägung, mittelst welcher die Brief schaften enthaltenden Äluminiumoehälter mit einer Geschwindig keit von 400 Kilometer in der Stunde befördert werden würden. E«n Brief von Rom nach Neapel würde^LK Minuten gebrauchen, ein solcher von Rom nach Paris süns Stunden. Galimberü er nannte eine Kommission von Technikern, um das Projekt zu prüfen, ehe Versuche zwischen Rom und Neapel ongestellt werden. Barcelona. Tie Behörden haben den Minister des Innern gebeten, den Belagerungszustand beizubehalteu. Zur Ver stärkung der Gendarmerie werden Truppen erwartet. Tie Maurer arbeiten aus einigen Bauplätzen. Zaragoza. Tie an geschwollenen Flüsse gehen wie der zurück. Menschenleben sind nicht umgckommen. Amsterdam. Tie Burcngenerale sind in Begleitung von Wessels, Telarch, Wolmarans und Reitz hier eingetroffen. In einer Ansprache dankte Tclarey sür den Empfang und sagte, ihre Sendung sei keine politische, ihr einziger Zweck sei, Unterstütz ung zu erlangen. London. Aus den Provinzen lausen Berichte ein, denen zufolge gestern Abend ein heftiges Unwetter der Ernte, nament lich der Obst- und Hopjenernte, großen Schaden zusügtc. London. „Morning Post" meldet vom 9. d. M.: Fünf Häuptlinge des Zoulpan-Gebietes in Transvaal erklärten sich bereit, die Waffen unter der Bedingung abzugeben, daß die Ooerhäuvtlinge die Waffen behalten. Ter Vorschlag wurde von den Behörden angenommen. Petersburg. Der „Regierungsbote" veröffentlicht eine Anzahl neuer Bestimmungen, die Abänderungen der sür Stu denten geltenden Vorschriften enthalten. Ferner veröffentlicht das Blatt ein Verzeichniß aller Strafen, die den Studenten der Hochschulen, die dem Ministerium sür Volksaufklärung unter stellt sind, von dem Disziplinargericht, sowie dem Rektor oder dem Direktor auserlegt werden können. Newpork. Ucbcr das Gefecht bei Santa Martha lVenezuelas wird weiter aus Kingston berichtet: Tie Auf ständischen überwältigten die Regierungstruppen, die sich^zurück- zogen, und besetzten am Sonnabend Banana und den Senega- Tiflrikt, zerstörten die Eisenbahn und letzten, als die „Valencia" am Montag in See ging, ihren Vormarsch sort. Oertliches und Sächsisches. Dresden. II. September. —* Zu dem gestrigen Beiuche Sr. Majestät des König? ln Grimma theilen die dortige» „Nachrichten" mit, daß Se. Ma jestät am Schützenhause von Herrn Amtshauptmann Hänichen empfangen wurde. Nachdem er ein vom Enkeltöchtcrchcn des Herrn Hotelier? Eckqrdt dargcboteneS Roscnbvnauct angenommen, eine Dame durch ein längeres Gespräch ausgczcichiiet und Herrn Hotelier Eckardt durch einige Worte ersrcut hatte, stieg der König zu Pferde und ritt in's Manövergelände. In seiner Begleitung befanden sich Ihre Ercclleiize» der Kriegsminister Freiberr v. Hausen, der kommandrrende Gcnernt v. Trciljchkc und General leutnant v. Rabcnhorst. War der König aus dem Manövcrsclde schon oft Gegenstand der Huldigung der zahlreichen Zuschauer, so wurde ihm eine besonders herzliche Begrüßung zu Thcil. als er nach 12 Uhr von Hohrrslädt her nach Grimma znrückkchrtc Tie Straßen entlang stand die Schnliugend, festtäglich gekleidet, »nd begrüßte im Verein mit einer zahlreichen Menge den vorübcr- fahrendcn Herrscher mit Hurrahrusc» und Tüchcrschwenlcn. Vor dem oberen Bahnhöfe batten sich 29 Militärvercine des Bezirks Grimma ausgestellt. Ter Bezirksvorstcher, Herr Hauvtmann d L Prof. Ponschel, begrüßte den Monarchen mit einer Amprachc. König Georg dankte mit herzlichen Worten. „Ich bin überzeugt", so wandte er sich an den Bezirksvorsteher, .daß Sie aus dem Sinne Ihrer Kameraden gesprochen haben und daß dicseZsic Mir eben gelobte Treue auch halten werden." Tann nahm Sc. Ma jestät aus einem vom Bezirksvorstcher überreichten Berichte von den besonderen Verhältnissen des Bezirkes Kenntniß, ließ sich die Mitglieder des Bezirksvorstandes, sowie die im Offizicrsrange stehenden Vereinsmitglieder vorstellen und schritt die Fronten ab. die ehemaligen Soldaten mit freundlichen Blicken musternd. Lin säst jeden älteren oder dekarirte» Kameraden richtete er einige leut selige Worte, fragte sie, wann und wo sie gedient hätten, und war besonders erfreut, wenn er einen ehemaligen Soldaten vom Re giment „Prinz Georg" tand. Er fragte nach den Feldzügen und entfaltete in keiner Unterhaltung liebenswürdigen Hnmor. Tnnn betrat Se. Majestät, sich von den Vereinen verabschiedend, die levpich- »nd bstimenneschmückte Halle des Bahnhoses. in der die Mitglieder der städtischen Kollegien seiner harrten. Herr Bürger meister Lobeck hielt die Begrüßlingsaniprache. Ter König dankte mit der Versicherung, daß er immer gern »ach Grimma gekommen sei und sich hier wohl gesuhlt habe: diesmal freilich, so fügte er in Erinnerung an seinen Bruder hinzu, der vor 2 Jahren noch Grimma besuchte, sei cs ihm doch auch welnnüthig inn's Herz. Ter Monarch ließ sich hieraus die Mitglieder der städtische» Kollegien vorstellen, dabei manch' lievenswürdiaes Wort sprechend, und bestieg hieraus den Sistvnzng, der sich 10 Minuten vor 1 Uhr in Bewegung mit dem Ziele Chemnitz setzte. —* Zu dem Besuche Sr. Majestät des Königs in Chemnitz werden noch folgende Einzelheiten bekannt: Wie bereits in dem größten Theist unseres Morgenblottes mitgctheill wurde, nahm gestern Abend das Eoncert im großen Saale der Easino-Gesellschast einen glänzenden Verlaus. Ten Höhepunkt der Festfreude bildete der Fackelzug. Tic Gruppe 1 wurde von der Sächsischen Maschinenfabrik mit zwei Fcslwagen eröffnet, deren erster einen Lokoinolivcntransport darstellte, aus dem zweiten be fanden sich zwei Schmicdeseucr. eines älterer, das andere neuerer Art, in Betrieb. Tic alsdann folgende Beamten- und Arbeiter schaft der Firma E. G. Haubold >r. nahm mit 640 Mann und eigener Kapelle Thcil. Ten einzelnen Abtheilungen dieser Fabrik wurden Embleme vorangetragcn, deren erstes einen Ealandcr dar- stcllle, ein zweites veranschaulichte eine Centrifuge. Das dritte Emblem zeigte eine Maschine, wie sic zur Herstellung von Papier rollen für Rotationsdruck verwendet werde», und das letzte der- sinnbildlichst den Eis- und Kühlmaschincnbau, einer ausgedehnten Branche genannter Firma. Von den vereinigten Brauereien wurde ein Festwagen gestellt, auf dem ein Ricscnsaß, 60 Hektoliter fassend, lagerte. Auf den Fässern saßen bczw. um diese standen sloltc Brauerburschen. Brauer und Böttcher in Kostümen folgten den, Wagen. In Gruvvc II wurden mitaesahrcn je ein Fcstwagcii der Spinnerei I. C. Claus Nachs. in Plaue, sowie der Bereinig ung sächsischer Lpinnereibcsitzer. Beide WaZcn veranschaulichten in finniger Weise Art und Beziehungen der Spinnercibranchc. Tic Gruppe III wurde eröffnet von der Firma Iah. Giehlcr, deren Festwagen eine Tarstellnng der Schirmstoffsabrikatwn bot. Ir. den Ecken des Wagens wurden durch 8 weißgekleidete Web- Mädchen verschiedene Stoffe der Firma im fertigen Schirm gezcig:, während ein Transparent die Schutzmarke der Firma antwies. Eine Stickmaschine von beträchtlicher Länge führte die Eheinnitzcr Wirkinaschincilfabrik Schubert u. Salzer vor. Dann folgte da-. Zierstück des Feskzuges: der von der Lokal- und Straßcnbohn- Gesellschast gestellte, prächtig erleuchtete und mit einer weißgekleide ten jubelnden Mädchcnschaar besetzte Fcslwagen Er bestand ans einem, ans einen Schlcifwagen geladenen Motorwagen, von welchen! die Räder abgenommcn waren. Ter Schlcifwagen. bis ans den Boden mit weiß und grünen Stoffen dckonrt, wurde von vier Pferden sortbewcgk. Der ebenfalls mit Guirlandcn dekarirte Motorwagen wurde von einigen Hundert Glühlampen crleuchtci und an der Stirnseite des Wagens befand sich ein „O", welches in weih und grünen Glühlampen erstrahlte, während darüber eine Krone ans gelben, rothe», grünen und blauen Glüh lampen angebracht war. In der Gruppe IV ivurden Fcstwaacn mitgcführt von den Firmen I. C. Rcincckcr und Rob. Hösel u. Eo. Ter erslere Wagen war bestellt mit einer Fräsmaschine und einer Drehbank, der letztere mit Kisten, deren Antichristen auf den Export der Firma hindcutetcn. Sc. Majestät sah von einem Fenster der ersten Etage des „Römischen Kaisers" ans dem großartigen Schau- spiel zu, das eine Huldigung ohne Gleichen darstclltc und in Flammcnjchrift zeigte, wie die Stadt ihren König zu ehren weiß. Von einem neben den Denkmälern errichteten Rednerpulte herab hielt Herr Ober-Finanzrath Ledig als Vertreter der huldigenden Chemnitzer Industrien mit weithin schallender Stimme eine An sprache an den König. Nach dem Fackelzuge empfing Se. Ma- leftät die Festdeputatton. Sc. Majestät dankte für die ihm be reitete großartige Ovation. Es wäre ihm ja nicht möglich, per sönlich allen den Veranstaltern derselben und Allen, die daran thcil- genommen, zu danken. Er bäte darum, daß sic ldie Teputations- mitglieder^ es denselben oussprechen möchten: denn er habe sich über die Ovation außerordentlich gefreut. Kunst und Wissenschaft. 7*Mittheilun^ausdem Bureau der König!. Hoftheater. Im schauspielhause wird Sonnabend, den 18. September, die neueinstudirtc „Iphigenie auf Tauris" von Goethe mit Frau Salbach in der Titelrolle, Herrn Aiecke als Orest, Herrn Gebühr als PyladcS, Herrn Winds als Thoas und Herrn Müller als Arkas zum ersten Male wiederholt. — Im Opernhause wird Sonnabend, den 13. September, die dreiaktige Oper „Der Dämon" von Anton Rubinstein mit Herrn Perron in der Titelrolle gegeben. Die Partie der Tamara singt zum ersten Male Fräulein Schenker. 7* Königl. Hofopcr. Als Figaro in Rossini s „Barbier von Sevilla" aasttrte gestern Herr August Kies; vom Hof- iheatcr in Tarmstadt in Bewerbung um Engagement. Herr Kieß bestand sehr ehrenvoll, ohne ober im Spiel und Gesang mehr als eine gute Durchschnittsleistung erbringe» zu können. Stimmlich ließ er sich nur bedingungsweise bcurtheilen. Dem Figaro ist nur wenig Gelegenheit gegeben, die Stimme voll zu entfalten, vielmehr ist er bestimmt auf leichte, duftige Tongebung nnd die Kunst des Parlondosingens angewiesen. Hierin siegt seine vornehmste Ans- gäbe. Die Tragsälngkcit und Ausgiebigkeit, den Umsang der stimme zu bcurtheilen, mußte man daher abjehcn: fcststellcn ließ sich aber immerhin die bell und leicht ansprechende hohe Lage des lirgans und unverkennbarer Wohllaut des Timbre. Tie tiefe Lage schien dagegen nicht sehr bcmerkenSwcrth: sic klang matt und machtlos, auch etwas verschleiert, wie durch einen heiseren Bei klang beeinträchtigt, um bestimmter zu sprechen, wie ein Organ von untergeordneter Bedeutung. Schade, daß Herr Kieß uns nicht Gelegenheit geben kann, ihn in anderen Rollen zu hören, denn lediglich nach seinem Figaro geschätzt, kann und muß daS Urtheil üb,r seine gesangliche Befähigung einseitig und nicht erschöpfend au-sallen. Im Spiele war Herr Kieß nett und liebenswürdig, gewandt und schlagfertig, aber auch hierin konnte er nicht über die Grenzen de» Landläufigen hinauSkvmmen. — Herr Anton Erl, der »ach vier Jahren wieder einmal eine seiner früheren Glanz- rollen, den Grafen Almaviva sang, bewährte sich auch heute noch ul» ein GesangS künstler ersten RanoeS und eleganter Darsteller vornehmer Figuren. Herrn Brag'S Bartolo ist eine feinkomisch ausgearbeitete Studie nach dem Leben, die sich überall sehen und hören lassen kann, und einen hübschen Kontrast stellte dazu Herr Äreder mit seinem auf die drastische Komik abgcstimmten Äasilio. Lebhaften Erfolg erzielte wieder Frau Wedekind als Rosine. II. Kt. f* Eröffnung des Leipziger Schauspielhauses. Am 10. Sep tember fand die Eröffnung des Leipziger Schauspielhauses ldcs bisherigen Carolatheaterss unter der neuen Direktion Anton Hart mann statt. Das Haus, das nun seit Jahrzehnten zum ersten Male wieder einen eigenen Direktor yat, war von seinem Eigen- thümer. Herrn Rentier Fricdricb, mit großem Koslenauswandc nach Möglichkeit erweitert und in überraschender Weise im Zn- schauerraum verschönert worden. Ter neue Direktor Hartmann hat Jahre lang als feuriger jugendlicher Liebhaber zu den ge feiertsten Mitgliedern des Leipziger, nachher des Frankfurter Stadttheatcrs, auch des Königliche» Theaters in Kassel gehört und dann ein paar Jahre unter der gleichen Gunst von Publikum und Kritik das Görlitzcr Stadtthcater selbstständig mit Ehren geleitet. Nun hat er als Direktor seinen Einzug in dem schmucken lüdvorstädtijchen Muscntempcl gehalten, dessen wechsclvollc Ver gangenheit in der ersten Hälfte der 80er Jahre ich selber schaudernd als Augen- und Ohrenzcugc — einer der wenigen, die zugegen waren — mit durchgelebt habe. Zwei Jahrzehnte aber sind Hon eine lange Zeit. Vor so leeren Häusern, wie damals seine Vor- gänger, wird Hartmann ja wohl kaum mehr zu spielen haben, schon weil die Berkehrsvcrhältnisse bedeutend sich gebessert haben und ebenso bedeutend die Stadl nach Süden zu sich ausgedehnt hat. Zudem ist Hartmann ein vorzüglicher Direktor, Regisseur nnd Darsteller, und wird in dieser dreifachen Eigenschaft sich schon ein Stammpublikum hcranzicben, wenn er auch nicht immer so volle Häuser haben wird, als an diesem Abend, wo ein paar Hundert geladener Gäste schon eine ansehnliche Zahl der Plätze in Anspruch nahmen. Was an diesem Erösfmingsabend Regie und Darstellung bot — an beiden batte übrigens Harkmann diesmal als Gastgeber keinen Antheil, die ersten handhabte viel mehr Arthur Eggeling, der seiner Aufgabe sich mit vielem Fleiß »nd löblichem Geschmack entledigt hatte —, war, wenn auch noch nicht überall einwandfrei, doch im Großen »nd Ganzen einer guten Schaubühne durchaus würdig und in mehr als einer Be ziehung vielversprechend. Ter Ouvertüre „Tic Weihe des Hauses" von Beethoven folgte ein von Margarethe Paschkc wirksam ge sprochener Prolog aus unbekannter, wenigstens ungenannter Jeder, der an die Gunst und nöthigenfalls die Nachsicht des Publi kums in fließenden Versen cippellirte und lebhaften Beifall sand. Tann folgte ,,W allen st ein's Lager", das sich vor unseren Augen mit rühmlicher Lebendigkeit abspielte, wenn auch nicht ganz Meiningcrisch. Auch das Leipziger Stadtthcater hat unter der Regie Gottke das Werk mindestens ebenso wirksam hcraus- aebracht und wird es unter Geidner's thatkräftigcr, knnswer- ständiger Regie wohl zweifellos noch besser bcransbringen, wäh rend bei Geivncr's letztem Vorgänger die Energie nicht immer gleichen Schritt mit dem gute» Willen hielt. An sich war diese Aufführung von „Wallenstein's Lager" eine recht gelungene, ein vaar Gedackstnißsehlcr beim Vortrage mag die Aufregung ent schuldigen, und wenn der eine oder andere Mitwirkende iniolgc zu leichter Bekleidung während des winterlichen Bildes sich einen leichten Schnupfen geholt hat, ist das seine Sache. Von den vielen Mitwirkendcn hebe ich besonders Jean Hofmann als Wachtmeister, Mar Brückner als Höllischen Jäger, Hans Marr als Kürassier und Bernhard Wildcnhain als «rüchen Rekruten hervor. Auch Arthur Eggeling. obwohl er noch ei was urkräftiger hätte sein können, hat mir als Kapuziner weil besser gefallen, als mancher Andere, der aus dem Kapuziner ganz ohne Begründung den reinen Harlekin und Possenreißer macht. Tos Rcitcrlied dürste sich schon besser von wirklichen Sängern hinter der Scene vortragcn lassen, als dies nun einmal sür gewöhnlich Schauspieler im Stande sind. Seinen Höhepunkt erreichte der Abend aber mit Goethe's „Geschwistern". Solche Fenster freilich gab cs zu jener Zeit noch nicht. Auch denke ich nur in der Maske den Fadrice, den Ernst Bornstedl im Ucbrigcn wirk- jom und gemüthswarm darstcllle, um etwa ein Jahrzehnt jünger. Den Wilhelm spielte Hans Marr ganz so, wie ihn sich Goetbe gedacht haben mag, und Julia Sieger! als Marianne war in Erscheinung, wie in Darstellung ganz das liebenswürdige, junge, ahnungslos im verineiiiilichen Bruder den späteren Gatten liebende Weib, eine Prachllcistnng, deren ich mich von ganzem Herzen gefreut habe. Ter Sieger! vor Allem aalt auch der langanhaltendc Beifall des Publikums nach der Aufführung dieses Werkes, an dem mancher unserer modernen Realisten lernen könnte wie cs gemacht werden muß.
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