26 DAS MODERNE PLAKAT vollkommener, als in seinen vielverbreiteten Plakaten voll Lebenslust und Farbenfreude. Aber auch in diesen hat Cheret einige Werke ersten Ranges geschaffen und durch sie dem Plakat einen gleichen Rang neben den Kunstwerken anderer Art geschaffen, ja, er hat gerade in der hierbei getroffenen Wahl seiner Farben und in deren Anordnung als Plakatkünstler die meiste Anerkennung und Nach ahmung gefunden. Aus der Masse seiner derartigen Werke lassen sich wiederum nur einige Beispiele hervorheben. Zunächst sei ein Blatt in kleinem Formate an geführt, La CigaleMadrilene, worin Cheret eine spielende Musikantentruppe in bunter Phantasietracht als Empfehlung für eine komische Oper vorführt. Das Blatt stammt aus dem Jahre 1889 und erinnert in seinen kleinen Figuren noch an seine frühesten Schöpfungen, doch ist es durch die Beschränkung auf eine Gruppe und die farbige Wirkung der beiden vorderen Figuren ungleich voll kommener. In demselben Jahre 1889 entstand eines* der allergrössten Plakate Cherets als Empfehlung von Kindergeschenken zur Sylvesterzeit, es ist fast 2 1 j a Meter hoch und 1 Meter breit und verliert an Wirkung etwas durch die Überfüllung mit Figuren. Die Magasins des Buttes Chaumont, für die das Blatt gemacht ist, sind einer jener grossen Pariser Bazare, in denen man sich mit allem Möglichen ausstatten kann und für die Cheret des öfteren Plakate an zufertigen hatte. In ungebundenster Freude tollt uns darauf in Begleitung der Bonne eine Schar glückseliger Kinder entgegen, die von ihrem Spielzeug den aus giebigsten Gebrauch machen. Das Bild ist noch ganz harmlos und muss jedem Familienvater das Herz im Leibe lachen machen. Pikanter sind schon seine Plakate für ein gutes Petroleum, stark dekolletierte Damen in leuchtenden Ball kostümen neben einer Lampe, die ihren hellen Schein über die Reize der Weib lichkeit leuchten lässt. Ein Dutzend dieser Art ist in den Jahren 1891 —1894 entstanden. Auch die Plakate für Getränke sind ähnlich durch offenherzige und kurzröckige Damen ausgestattet, die in brillanten Farben sich leuchtend vom Hintergrund abheben, darunter wohl am besten Le Punch Grassot. Es existiert eine grosse Menge Cheretscher Plakate, in denen nur eine Figur sich in lebhafter Farbe vom kontrastierenden Hintergrund abhebt, manch mal in engerem, meist aber nur in sehr lockerem oder gar keinem Zusammen hänge mit dem Zwecke der Ankündigung. Nach Cherets eigener Aussage ist ihm ein pikantes Frauenzimmerchen ja die beste Reklame für Alles. Ein junges Mädchen mit Blumenkorb, in sommerlichem Phantasiekostüm, dient als Em-