3 6 DAS MODERNE PLAKAT grossen Chic, aber doch nicht durch den künstlerischen Esprit eines Cheret aus gezeichnet sind. Bei flotter Mache vermisst man den feineren Farbensinn, auch ist er häufig in der Modellierung des Körpers zu dunkel, doch haben seine Figuren immer packende Lebendigkeit, mag er für die Tänzerin Miss Mary Be 1 fort oder für das Grand Ballet Brighton im Olympiatheater die Ankündigung liefern, oder mag er, wie in L’Enlevement de la Toledad, eine rassige Spanierin mit ihrem Tambourin uns vor Augen führen oder gar mit der Ausführung eines Plakates für die L o 'i e Füller ausgezeichnet werden. Auch seine Radfahrplakate haben die gleichen Vorzüge, so das Plakat Falcon mit der leicht bekleideten Radlerin, die einen Falken auf der ausgestreckten Hand mitfliegen lässt, und das Plakat Rudge, Nouveaux Modeles, worauf ein Genius in der Luft schwebend ein Zweirad hochhält, das von den Radlern auf der Erde bewundert wird. In beiden Werken erhält auch die Landschaft eine begleitende Stimme, die besonders effektvoll in dem letzteren zur Geltung kommt, indem sich in der Ferne die Stadt Paris mit dem Eiffelturm in dunkelblauer Silhouette von dem gelbleuchtenden Abendhimmel abhebt. Während er sonst meist in Kreide- und Kratzmanier gearbeitet hat, sucht er in dem Plakate Chand d’Habits den von Dudley Hardy in dem Gaiety Girl mit so vielem Erfolge angewandten Tric nachzumachen, indem er die Figur eines Komikers aus dem roten Farbenfeldc in der weissen Farbe des Papiers ausspart. Das weisse weite Pierrotkostüm wird nur mit einigen dünnen schwarzen Strichen in seinen Falten und Umrissen gekennzeichnet und hebt sich äusserst scharf vom Grunde ab. Auch Gesicht, Hände und Füsse haben die weisse Papierfarbe; der Künstler hat also bei seinem viel grösseren Plakat verständnisvoll darauf verzichtet, die Nachahmung auch noch so weit auszudehnen, dass er die rote Farbe zur Herstellung der Fleischfarbe benutzt hätte. Die meisten der Plakate von Paleologue sind übrigens nur mit dem Namen Pal bezeichnet; in einem Falle bediente sich der Künstler auch des Pseudonyms, indem er das Plakat An Artiste Model mit dem Namen Julius Price bezeichnete. Eine nicht geringere Fruchtbarkeit im Plakate zeigte der sieben Jahre ältere Alfred Choubrac, der die grossen Schaustellungen (Revues) der Theater im Bilde mehrfach mit gutem Erfolge wiedergab; auch hat er häufig die Züge der Künstler, die in den Cafes chantants in Paris und ausserhalb von Paris auftreten, im Plakate wiedergegeben, wenn auch nicht immer mit gleichem Glücke; sein Plakat für die Barrisons ist beispielsweise eines der weniger gut