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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 23.07.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19020723027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902072302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902072302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1902
- Monat1902-07
- Tag1902-07-23
- Monat1902-07
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Bei dem Zusammenstöße dräirgte naturgemäß Alles nach der Seite, wo die „Hansa" lag, weil dort Aussicht aus Rettung zu sein schien: dadurch wurde das Sinken des Schisses beschleunigt und das Umkippen vorbereitet. Personen, die bei dem »Zusammenstoß aus die andere Seite nach dem Lande zu hinausgeschleudert wurden, kamen in ganz seichtes Wasser. Da die „Hansa" als Seeschiff registrirt ist, wird das hiesige Seeamt sich mit dem Zusammenstoß zu befassen haben und als sachverständige Behörde die Ursache des Unfalles sestslelle», worauf es die Angelegenheit der Staatsanwaltschaft überweis'«» wird. Aus diesem Anlaß hat das Seeamt von dem mit der Hebung des „PrimuS" betrauten Taucher Beckedorf einen Bericht über die Lage des gesunkenen Schisses, die Beschaffenheit der Stelle, an der der Zusammenstoß erfolgte usw., eingefordert. Drontheim. Die „Hohenzollern" verließ heute Mittag bei schönem aber kühlem Wetter Molde und traf nach guter Fahrt Abends in Drontheim ein. Bor der Absahrt fand ein Wettrudern der Boote der „Hohenzollern" und der Begleitschiffe statt. Die Sieger der verschiedenen Klassen erhielten Preise, die Mannschaften Geldgeschenke. An Bord ist Alles wohl. München. Die Abgeordnetenkammer lehnte in der fortgesetzten Berathung des Kultusetats die schon vom Finanz- ausschusse gestrichene Regierungsvorlage von Mehrpostulaten sür Wissenschaft und Kunstpslcge ab, darunter 400000 Mk. sür die Er richtung eines Museums sur Gipsabgüsse nach Werken aus christ licher Zeit ngd 500000 Mk. für die Errichtung eines Museums sür MpsaLguss« nach klassischen Bildwerken. Gegenüber dem Liberalen Hammerschmidt replizirte im Lause der Debatte der Führer des Centrums Datier, die Ablehnung erfolge aus Anlaß der politischen Lage, sowie aus sachlichen Gründen. Das Ccnlrnm behalte sich gegenüber neuen ähnlichen Vorlagen in der nächsten Session volle Aktionssreiheit vor. Paris. Prinz Komatsu von Japan ist gestern Abend in Begleitung der japanischen Gesandten in Paris und Berlin nach Deutschland abgereist. Paris. Wie die Blätter melden, wird eine päpstliche Encvklika über die Durchführung des Bereinsgcietzcs in Frankreich erscheinen. Die Klerikalen und Konservativen be absichtigen, unmittelbar nach deren Erichcinen große Volks-Vcr- sammlungen in Paris und in ganz Frankreich zu veranstalten. Die radikalen Organe begrüßen diese Absicht der Konservativen mit Freuden und sagen, die Protcstversammlungen würden der Sache des Vereinsgesctzes ihren alten Kampfcharaktcr wieder geben. Rom. Kardinal Ledochowski ist heute früh gcstorben. London. Nach einem Telegramm aus Eowcs ist das Be finden des Königs andauernd günstig. Der König verbrachte eine gute Nacht. Er machte gestern einen ganz kurzen Spazier gang auf Deck. London. In Jarrow on Tyne hat eine Feu ersbrun st eine Tischlereiwerkstätte in Palmer s Schistswcrft zerstört und eine Menge von Holzwerk und Holzeinrichtunaen für die Kriegsschiffe „Meoea" und „Medusa" und für drei deutsche Fahrzeuge ver nichtet. Der Schaden wird aus eine Million Mark geschätzt. Pretoria. Die Burenfübrer Botha und Delar«y reisten heute mit ihren Sekretären nach Kapstadt ab, um sich nach Europa z» begeben. Dcwet schließt sich ihnen unlertgcgs a». Die Dauer ihres Aufenthalts in Europa ist noch unbestimmt. OertlicheS und Sächsisches. Dresden. 22. Juli —* Se. Majestät der König hat anläßlich seines Scheidens als General-Inspekteur der 2. Armec-Jnspettion unterm 15. Juli 1902 nachstehende Ordre an das 0. Arm eekorps erlassen: Nachdem Sc. Majestät der Kaiser und König mich von der Stellung als Gencral-Jnipekteur der 2. Armee-Inspektion zu entbinden geruht haben, ist es mir ein »Bedürfnis;, dem 6. Armee korps, mit welchem ich 14 Jahre lang in dienstlicher Beziehung gestanden habe, Lebewohl zu saaen. Gelegentlich der Besichtig ungen, denen ich aus Befehl Sr. Majestät des Kaisers und Königs beigewohnt habe, habe ich ausnahmslos Gelegenheit gehabt, mich von der sorgfältigen Ausbildung, den hervorragenden Leistungen des Armeekorps und von dem vortrefflichen Geist, der das Korps erfüllt, zu überzeugen. Ich kann dem Armeekorps beim Scheiden keinen besseren Wunsch aussprechen als den. daß cs ihm beschiedcn sein möge, stets aus dem hohen Standpunkt zu verharren, aus welchem ich es gekannt und den ich Sr. Majestät dem Kaiser und Könige wiederholt rühmen konnte. Dem Armeekorps wird dann der schönste Lohn des Soldaten nie fehlen: die Anerkennung und Zufriedenheit seines Allerhöchsten Kriegsherrn, gez. Georg. —* Seine Königliche Hoheit der Kronprinz begiebl sich im Aufträge Seiner Majestät dcS Königs zur Uebcr- rcichuna eines die Thronbesteigung notisicirenden Königlichen Handschreibens on den Kaiser von Oesterreich heute Abend 9 Uhr 51 Minuten über Wien nach Ischl und von da am 25. Juli in gleicher Mission an den Königlichen Hof nach München. In seiner Begleitung befinden sich: Generalmajor v. Schweinitz. Hofmarschall v. Tümpling, Hauptmann und persönlicher Adjutant v. Zeschau, Königlicher Kammerherr Freiherr v. Burgk l»ach Jschlj bezw. Königlicher Kammerherr Graf v. Rex-Zehista jnach Münchens. Bon München begicbt sich der Kronprinz am.28. d. M. »ach Ostpreußen, um einer größeren militärischen Ucbung beim 1. Armeekorps beizuwohncn. Die Rückkehr nach Dresden wird am 2. August ersolgen. —* Herr Rechtsanwalt Hosraih Oskar Ferdinand Damm in Dresden ist nach Ausgabe seiner Zulassung beim Königlichen Landgericht Dresden i» der Anwaltsnste dieses Gerichts gelöscht worden. —Der Senior der Dresdner Lehrerschaft, Adolj Bruno Sa tim ach er. bis kurz vor seinem Tode an der 20. Bezirks- schule thätig, ist gestern, Montag früh, im Alter von nahezu 69 Jahren, gestorben. Der »Verewigte, der sich der hohen Achtung seiner Vorgesetzten Schulbehörde und der freundschaft lichen Anerkennung seiner Kollegen zu erfreuen hatte, war bis vor 12 Jahren Direktor der Döring'schen Schule, nach deren Auflösung er wieder Bolksjchnllehrcr wurde. Sein innigster Wunsch war cs, sein 50jährigcs Lchrerjubiläum im nächsten Jahre noch erleben zu können. Die Beerdigung des Entschlafenen, der in Albcrlsdors bei Zwickau als Sohn des Kantors Saitmacher geboren war, erfolgt morgen Donnerstag Vormittag II Uhr von der Parentationshalle des Trinitatisfricdhofes aus. —* Das Stadtverordneten kollegiu in bat kürzlich einstimmig einen Antrag ausVerbesscrung des städtischen Sub- Missionswesens angenommen und bei der mittelstandssrennd- liehen, brauchbaren Verbesserungsvorschlagcu nicht abholden Stcll- ungdes Rathcs kann man erwarten, daß dieser in Bezug aufdic gegen- wärtio geltenden Bestimmungen über die Vergebung von Arbeiten und Lieferungen für die Stadt Dresden Reformen im Sinne des Antrags cinttcten lassen wird. Diese Verbesserungen würden sich hauptsächlich in folgenden Linien bewegen. Die Vergebung von Arbeiten und Lieferungen ohne jede Ausschreibung bedarf be sonderer Genehmigung. Die freihändig zu vergebenden Arbeiten und Lieferungen sollen on geeignete Unternehmer möglichst in einer gewissen Reihenfolge abwechselnd vergeben und die Vergebung on Gencralunternehmer soll ausgeschlossen werdcn. Umfangreichere Ausschreibungen werden thuulichst nach Berussartcn getrennt. Bei einem Ausstande ist die Vollendungssrist bezw. die Licsosungs- zeit nur die Dauer desselben zu verlängern und eine durch den selben erzielte Lohnerhöhung vcrhältnihmäßia im Preisaufschlagc in Anrechnung zu bringen. Tic Frist sür Einreichung der An gebote aus Arbeiten und Lieserungcn soll sür solche größeren Um sangs aus 2 bis 3 Wochen, sür solche geringeren Umsangs aus mindestens 1 bis 2 Wochen bemessen werdcn. Bei der Ausstellung der »Bedingungen zugezogene Sachverständige sollen in der Regel nicht mit konkurriren Bei einer »Auswahl zur engeren Bewerbung sind in der Regel nicht zu berücksichtigen: »Personen und Firmen, welche deutsche Gesellen sGehilsens und »Arbeiter, soweit solche vor handen sind und die nöthige Befähigung besitzen, nicht vor wiegend und nicht in erster Linie vor Ausländern beschäftigen, ferner »Personen und Firmen, welche ihre Arbeiten und Lieferungen ganz oder theilweise i» Strafanstalten ansertigen lassen und end lich solche, welche sich bereits im Konkurs befunden und dadurch »Andere am Vermögen geschädigt haben. Ter Erösfnungstermin der »Angebote loll im »Beisein der »Bewerber und derart statlsindeu. daß der »Name des Bewerbers und die Endsumme seines »Angebotes laut verlesen werden. Ter Zuschlag darf nur aus ein in jeder »Beziehung annehmbares und zulchlagsähiges Gebot erfolgen, das die tüchtige und rechtzeitige Ausführung der betrestenden »Arbeit oder Lieferung gewährleiste! und das dem Mittelpreise aller ab gegebene» zuschlagssähigen »Preisangebote nach unten am nächsten kommt. »Bei der Zuschlagsertheilung und bei Feststellung des Mittelprenes sollen ausgeschlossen sein als unzuverlässig be kannte und solche »Bewerber, welche sich bereits im Konkurs be- sunden und dadurch »Andere am Vermögen geschädigt haben. Die Schlußbercchnung soll spätestens drei Monate nach Fertigstellung der »Arbeiten ersolgen. Tie Kautionen, die nicht hoher als aut 5 »Prozent der Uebernahmssumme bemessen und zinsbar angelegt werden, sollen zurückgegcbeu werden, in der Regel unmittelbar nach der endgiltigen »Abnahme der geleisteten »Arbeit oder Lieserung, spätestens aber nach »Ablans eines Jahres von diesem Termin an gerechnet. —* Vom 28. Juli 1902 an bleibt die Armee-Sammlung in der »Albertstadt wegen vorzunchmcnder Reinigungs-Arbeiten bis ans Weiteres geschlossen. —* Der Leipziger »Bank-Prozeß. »Aus den Plaidoycrs der Bertheidiger der AussichtsrathsmitgIieder seien noch folgende Stellen hervorgehoben: Rechtsanwalt Tr. Rosenthal sagte u. A.: Der Herr Staatsanwalt hat es als wenig vornehm bezeichnet, daß die Angeklagten sich damit zu ver- thcidigen suchen, daß sic die Vorwürfe aus einen Tobten abzu- wälzen suchen. Ich schließe mich hier vollkommen den Bemerk- ungeu des Herrn Juslizraths v. Gordon an, der sich in umgekehr- tcr »Richtung gewundert hat, daß der Name des verstorbenen Vor sitzenden des Aufsichtsrathes nicht viel öfter genannt worden sei. Er war es. der als »Vorsitzender allein mehr Einblick in die Geschäfte erbaltcn konnte, der naturgemäß einen größeren entscheidenden Einfluß ausübtc. Man hatte sich einen schneidigen Direktor ge holt, der in allen »Banksachen vcrsirt war, man hatte cs aber der- gcssen, zu rcorganisircn, entsprechend der »Ausdehnung der Ge schäfte cnic schärfere Kontrole zu schaffen. Hier war es wieder der »Widerstand der älteren Mitglieder, die der grüne Rasen jetzt deckt. Es war nicht böser »Wille von ihnen, sondern sie sagten, daß es io lange gegangen sei. »Aber damals war die Leipziger »Bank klein gewesen, hatte nur einen bescheidenen Diskontverkehr gehabt, dasür hatten die Einrichtungen ausgereicht. So konnte es kommen, daß durch Treber-Schnndt das herbcigcsührt wurde, was beute als das Ende der Leipziger »Bank Ihrer »Aburtheiluncj unterliegt: ich darf es nicht verhehlen, daß die Herren des Aus- sichtsrathcs ein Theil der moralischen Schuld trifft, ober nur der moralischen Schuld, weil sie nicht rechtzeitig die Gefahr erkannt, nicht Halt gemacht haben. Es ist leicht, heute zu lächeln, wie man eine Sache wie die Trcbcrsache überhaupt ernst nehmen konnte. »Aber betrachten Sie die »Angelegenheiten nicht mit den »Augen von heute, wo Sie den »Ausgang kennen, sondern mit den »Augen von gestern. Jeder Kaufmann, der sich ernstlich prüft, wird sich sagen müssen: „»Auch Du hast einmal au einem Unternehmen eine schwere Enttäuschung erlitten." Man muß auch bedenken, daß Schmidt, als er an die Leipziger »Bank herantrat, eine Er- sindung gemacht hatte, das Bergmann'sche Verfahren, an die er damals zweifellos selbst glaubte. Die späteren Mißerfolge hat Schmidt dem Vorstand und dem Aufsichtsrathe in gleichem Maße zu verheimlichen gesucht. Wir haben ja Schmidt hier gesehen uns ich habe mich gewundert, daß einer der Herren Staatsanwälte Schmidt als einen einfachen Biedermeier bczcichnetc. Schmidt Kirrst und Wissenschaft. ff* Mathilde Badenstedt, die Wütwc des Mirza Schafsy-Dichtcrs. ist gestern in Wiesbaden, 79 Jahre alt. ge lt o r b e n. ff* »Bei der hervorragenden Stellung, welche Deutschland im »Welthandel errungen hat und deren fortgesetzter »Bedrohung durch England, Amerika, undAndere, ist es sür jeden Deutschen von besonderem Interesse, sich über Wese», Ausdehnung und Rechts verhältnisse des Handels und seine vielfachen Einflüsse aus das Leben unseres Volkes zu unterrichten. Dazu bietet die Neue Revidirte Jubiläums-Ausgabe von »Brockhaus' KonversationS-Lerikon, von der uns soeben der achte Band zugeht, die beste Gelegenheit. Dem Artikel „Handel" und den sich daran anschließenden Stichworten sind nicht weniger als 30 Seiten gewidmet. Natürlich kommen dabei auch die Handels verträge zur Sprache, und der neue BrockhouS giebt eine dankens- werthe Uebersicht über den gegenwärtigen Stand der Vertrags beziehungen des Deutschen Reiches. Auch mit diesem neuen »Bande, der wie seine Borgänger mit künstlerischen farbenreichen Tafeln, genauen, übersichtlichen bunten Karten und »Plänen und mit in- struktiven Holzschnitttafeln ausgestattet ist. leat der neue »Brock- hau» alle Ehre ein. Da« neckische Alphabet würfelt natürlich wie der «ine Menge von Artikeln zusammen, die untereinander nur durch den gleichen Anfangsbuchstaben verwandt sind, die aber beweisen, baß da« Werk aus allen Gebieten seinen Vorrang be hauptet. Bis in die neueste Gegenwart sortgeführt sind die großen Artikel Großbritannien, Griechenland usw. Ihnen reiht sich ein ausführlicher Artikel über unseren stolzen Seehafen, den größten des Kontinent«, Hamburg, on, ousgestctttet mit einem ganz neuen großen Stadtplan und einer Karte der Umgebung. Ueberhaupt kann der Apparat an Karten und Plänen als unübertrefflich bezeich net werden. Ausgezeichnete biographische Artikel sind die über Goethe. Gustav Avals, HabSburg mit 4 Stammbaum-Tafeln, in denen die ganze Entwickelung des weitverzweigten Geschlecht- übersichtlich vargestellt wird. Auch finden sich Artikel über Per sönlichkeiten, die man in anderen Werken dieser Art vergeblich ge jucht haben dürste, wie den Sozialpolitiker Göhre, den russischen Dichter Gorlij. den Maler Otto Greiner u!w. Vorzüglich sind dann die technischen Artikel. z.B über Heizung, Heizmaterialien oder über Heißlustmaschinen, Hcmmrädcr usw. Ein besonderes Interesse beansprucht der Artikel über Heerwesen, dem eine treffliche Karte beigegebe» ist, welche die Garnisonen der Infanterie, Artillerie, Kavallerie usw. aller europäischen Staaten zeigt und da durch ein »Bild des bewaffnete» Friedens giebt. Die gewaltigen Rüstungen der Hauptstaatcn werden dadurch erst recht verständlich. Daneben ist der »Artikel „Handteuerwasfen" zu erwähnen, welcher eine vorzügliche Uebersicht über die »Bestrebungen der Großmächte bietet, sich die beste Handfeuerwaffe zu sichern. »Alles in »Allem ist der achte »Band in jeder Hinsicht so trefflich gerathc», wie seine »Borgänger, und es ist eine besondere Freude, zu konstatircn, daß nun schon die Hälfte dieses MonumentalwerkcS, welches in keiner deutschen Familie fehlen sollte, vorliegt. Das moderne französische Mädchen. Marcel Pr 6 vo st's neuestes Buch. Unter dem Titel „Briefe an Frangoise" hat der be- kannte Schriftsteller Marcel Prövost soeben ein Buch »er- öfsentlicht. das jedenfalls das größte Aussehen erregen wird: cs handelt in Phantasievollcr und spielender Form, aber mit durch aus tiefem Ernst von der gegenwärtigen Erziehung der iungen Französin. Schon vor dem Erscheinen des »Buches thcilte ciu Pariser Blatt die Borrede desselben mit, aus der die folgenden Auszüge stammen. Marcel Prc'oost schreibt: Hier, Jran<,oiic, finden Sie di« Briese vereinigt, die ich Ihnen in Ihrem letzten Pensiönsjqhre alle vierzehn Tage schrieb. Gleichwie Ihr reizen der Name Franovise, meine liebe »Richte, so durchaus national, ein bestimmtes Land und eine bestimmte Zeit ins Bewußtsein ruft, ebenso intercsfiren di« in den folgenden Blättern enthaltenen Rathschläge ganz besonder« eine junge Französin, die ihre Studien im 20. Jahrhundert vollendet. Wie zur Zeit, wo der Dichter von Mantua die Geburt Pollio's besang, bereitet sich jetzt eine große Neugestaltung vor. Die Völker werdcn von mächtigen Strömungen überfluthet, in. welchen die alte Erobcrungsidce und der iung« Gerechtigkeitsgedanke mtt einander streiten. Die Wissen- schast, die im IS. Jahrhundert di« ganz« Erdkugel in den Gesichts kreis eines Jeden gerückt und bis in den äußersten Winkel sur Jeden erreichbar gemacht hat, ist im Begriff, uns das »Reich der Lüfte zu erschließen. Die »Pflichten der Wohlhabenden gegen die Enterbten steigen aus dem Bereich der bloßen Mildthätigkcit in den der Gesetzgebung. Vor »Allem die Frau, die nach dem »Aussprüche des Fürsten von Llgue „die Sitten gestaltet, während die Männer die Gesetze fcststellcn" — die Frau giebt ihren Willen knnd, daß sic in der künftigen Gesellschaftsordnung ihre Stell ung erweitern will. Die Frau wird zweifellos der Hauptgcgc»- stcind der erwartete» Umbildungen sein. Sic wird auch die thäligslc Mitarbeiterin an diesen Umwälzungen sein: denn sie bringt frische Kräste von Hoffnung und Energie zur Arbeit mit. Tic Frau bildet im Schooßc der ermüdeten »Völker ein irisches, uncrschöpstcs Element. Das moderne junge Mädchen ist von der »Ahnung der Schick sale. die ihrem Geschlecht bcvorstchcn, erfüllt. Beim Eintritt m die Welt sicht das Mädchen auch das voraus, was selbst seinen Erziehern dunkel bleibt: cs bat die Einsicht, daß ein scici- licher historischer »Augenblick da ist Tie junge Französin ins besondere, die noch immer nach den Jahrhunderte alten Methode» erzogen wird, spürt sofort das Mißverhältniß zwischen ihrer Er- ziehung und ihrer Lebensaufgabe. In klösterlichem Dämmerlicht erzogen, tritt sie Plötzlich ins Leben hinaus: zuerst wird sie ge- blendet, dann öffnen sich ihre »Augen wett. Ein reines Morgen- licht überfluthet sie, ihre Gesichtskreis erweitert sich und die Gegenstände der nächsten Umgebung treten in schärferen Um- rissen hervor. Jedesmal, wo ich mich mit Ihnen, Franc-oise, von Ihre» Hoffnungen, Träumen und selbst von ihren Sorgen unterhalten habe, entdeckte ich' einen »Widerschein dieses Morgen- lichtes in Ihren »Augen. Wen» sich ein Reflex davon ans die olgcndcn Seiten verirrt hat, so wird das ihr schönster Schmuck ein. In der ersten Morgenfrühe sicht ein grobes Fischcrnctz, >as am Strande trocknet, manchmal wie ein Goldgcwebe aus. Deshalb wünschte ich, daß diese Blätter, die von einfachen, für alle Zeiten giftigen »Wahrheiten handeln, das deutliche Gepräge der Zeit bewahren, i» der sie entstanden, der Zeit, in welcher die kosmopolitische »Menge sich »m den Eiffclthurm drängte und der ehrwürdige Präsident Krüger seine »Pilgerfahrt ngch Europa antrat.
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