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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 01.08.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19020801023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902080102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902080102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1902
- Monat1902-08
- Tag1902-08-01
- Monat1902-08
- Jahr1902
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zugestellt, während er die Post-Adovnenten a« Morgen in einer Eesammtau-gabe erhalten. Liese» Blatt wird Lev Leser» von Dresden «nd Uwgebnng a» Lage vorher bereit» als Abend-Ausgabe SerugzgedW: «aNNWAH»^ »» «-»«« «HW" Ix>lou»iiad,n W>»»>»« «UlickiclltW Macheich»»» »»,»»,» AegvLrrröeL L8LS Verlag von Atepset» L Reirtrardt. -inrelgen-c-nf. von Antündt,ll»iieii dl» Nachmittag s Ubr Sonn und Nkikllag mir Marlonlirabk as von II dl» '/>! Ul» Die I ivallioe Lruno »eile «ca. « Silben! so Pi» . A» tlmdiaangen o»i der PrivaUeNe Helle iL Vl» i die Lwaillae Helle als ..t> i»- «elaiidl oder aul lteillette « Bia !>>» Nummer» »ach Tonn und seier la-en l bei. uivalliae kvrundirilcil zo. «0 bei «o und s» Pl» nach de londerem Taril. Auswüriiae AM »raae nur oeaen ÄoranSdeiadluni BeleablLller merden mit roP'r. derechnei. fternlvrechLnlchlud: «», i Rr. U und «r. rvv« Adtt»»-Kuportdl«r.vr»u«ral, Kulwbuvl, t. L»»«r». > lr»»»»»«"»«! tAllocliaor Lrt). lD Mr rv»»Nn» »«irsellltt. s« >««r» Sier« in joior Serie iuiu; «tn« iied ie, ,»«trliedi« tordediiltea iw ii-lii/rreied liii>ero gi-luiuit kas mul ru ilirer knn>!e»unx »udnedlie^Iieli IN«Ir, Ilopl«-», »ei«» onl dH seiue » »enrealte' i - V»1vl - Kl«r. I 8t. n"!!!ln"dieV» I I.sultllütl»»»«' I>«. I. 107. Lodort Lödmv jlw. smsrtieklt LlolÄorStotto in «rmter LiiMliI k00r8plLlr1S. Nr. 2lv. Zpiml: Neueilc Diahtbcrichte Hosnachrichten, Burengeneral Lucos Meyer. Spielivettkämpsc, ttlcrichtsverhandlungen. Joseph Kürschner f. Prozeß um Mark Twain. Siiiigerdundesscsl in Graz Freitag, 1. August 1W2. Steneste Drahtureidungen vom 31 Juli Kiel. Der Kaiser tras um 8,30 Uhr an Bord der „Hohen zollern" in der Holtcnauer Schleuse ein und verlieb diese bald nach 9 Uhr. Darauf begab er sich aus dem „Sleipncr" nach der Eckernsörder Bucht, wo er sich an Bord des Linienjchisses „Kaiser Friedrich lH." einschifste, um den gefechtsmäßigen 2ch»'büvungcn veizuwohne». Beim Eintreffen des Kaisers feuerten die Kriegs schisse den Kaisersalut von 33 Schub. Hamburg. Bor dem Seeamt begann heute Pormiltag 10 Uhr die Berhandlung in der Angelegenheit des Zusammen stoßes des „PrimuS" und der „Hansa". Als Rechtsbeistand ,ur Peters sunairt Dr. Kämdercr, ,ür den Kapitän der „Hansa" Rechtsanwalt Dr. Schröder. Reichskommissar Kapitän z. S. z. D. Chueden führt den Vorsitz. Rath Dr. Schön tbcilt mit, oah die Zahl der Geretteten 108 betrage. Die Zahl der Ber- mitzten sei aus 102 zurückgegangen. ?1 Leiche» seien ausgc- sunden. 21 fehlten »och. Die Aussagen beider Parteien über den Hergang des Unfalles ginge» weit auseinander, erst die heutige Zeugenvernehmung müsse Klarheit schaffen. Es stehe fest, daß die Positionslaternen beider Schilfe vvrschristsmäßig waren und dah beide Schisse mit voller Kraft fuhren, die „Hansa" mit 12, der „Primus" mit 6 knoten. Ter „Primus" sei in einem Winkel von 35 Gr. getroffen. Der Maschinist habe in Buxtehude ausgejagt, dah eine Explosion bei dem geringen Dampfdruck aus geschlossen gewesen sei: er habe aber bei dem Zusammenstöße nur daran gedacht, sein eigenes Leben zu retten. Wilhelmshaven. Das Kanonenboot „Pantbc r", Kommandant Korvettenkapitän Eckermaii». trat heute früh bei trübem Wetter die Ausreise nach 29 estindien an. Bor der Abreise begab sich der Chef der Marincstation der Nordsee, Thomsen, an Bord und hielt eine Ansprache, die er mit einem Hoch auf den Kaiser schloß. Leipzig. 31. Juli. lPriv.-Tel.I Die von Aktionären der Leipziger Bank gegen die veruriyeiltcn Aussichtsräthe onge- strengten Regreßklagen sind sämmtlich heute zuriickgc- oommen worden bczw. aus deren Durchführung seitens der Aktio näre Verzicht geleistet. Hannover. Bei Hannover schlug der Blitz in eine manövrirende Truppenabtbeilung und tödtele einen Mann. Paris. Einen der Posten, die durch die Enthebung der Admirale Beaumont und Scrvan frei werden, wird der frühere Stabschef der Marine, Admiral Bienaimö, erhalten. Rom. Der italienische Gesandte in Athen, Herzog A vorna, wird nach Bern versetzt werden, während der bisherige Gesandte in Bern, Silvestrelli, in gleicher Eigenschaft nach Athen gehen wird. Bologna. In dem Prozeß wegen Ermordung Miccli's und des Notars Bartolo wurden die Angeklagten Bitale, Bruno und Garaffi freigesprochen. Das Urtdeil rief einen großen Ein druck hervor. Nach Verkündigung des Ilrtheils rief Palizzolo aus: „Meine Herren Geschworenen! Sie haben sich getauscht, ich bin unschuldig! Gott wird mich Alchen!" London. Der König konnte bereits langsam mit Hilfe eines Stockes an Bord seiner Nacht umhergehcn. London. Das heute Bvrmittag ousgegcbenc Bulletin be sagt : Die Besserung im Befinden des Königs hat teil Montag bedeutende Fortschritte gemacht. Das Allgemeinbefinden läßt nichts, zu wünschen übrig. Die Wunde schließt sich in vesricdige»- dcr Weile. Der König kann letzt leicht und ohne Unterstützung das ganze Deck entlang gehen. Das nächste Bulletin wird am 7. August anögegeben werden London. Major Radclisse und Major Bright, die briti schen Kommissare für die Festsetzung der Grenze zwischen Deutsch. Ostasrika und Uganda, sind in Mombasa lBritisch-Ostosrikas cingetrofsen. London. Die gestern stattgchabte Versammlung der eng lischen Besitzer der portugiesische» auswärtigen Schuld hat die Vorschläge der portugiesischen Regierung be treffend die Schuld angenommen London. Die „Times" melden aus Schanghai von gestern: Die Revision des Zolltarifs ist durch China und acht Vertrag-Mächte beendet worden. Rußland. Italien. Spanien und Portugal haben daran nicht Theil genommen: man glaubt nicht, übergekommcnen Fra» zusommentras und in t ihr daß sie gegen den neuen Tarif Widerspruch erheben werden, aber dieser kann nicht in Kraft treten, ehe alle Mächte ihre Zustimmung dazu zu erkennen gegeben haben. Tic ivezisüche» Zölle, denen die Kommissare ans der !m Pioiokoll von 1901 niedergklcgtcn Grund lage der Werthjchätzung zngestimmt haben, stellen eine Abgabe von zwischen 1 bis 1>/, Prozent aui den heutigen Werth dar Petersburg. Der Zar empfing im großen Palais von Petcrhos den Prinzen komats» von Japan. Petersburg. Ter.RegicrungSbolc" schreibt: ES ist nach Odessa ein Bakteriologe entsandt worden, in» den Charakter der dortigen p e u v e rd ä ch t i g c n K ra n k h e i t s s ä i le sestznslclle». In der letzten Woche sind dort bisher »u Ganie» 5 Personen unter gleichartigen Syinvtomen erkrankt. Zwei Ertränkte sind völlig genesen, die übrigen ans deni Wege der 'Besserung. Die 3 letzten Erkrankungen sind am 21. und 22. Juli vorgekommen. Oertiiche« «nd Lächfische«. Dresden. 31. Juli. —* Se. Königl. Hoheit der Kronprinz traf heute früh 8s/> Uhr in Königsberg i. Pr. ein und iviirdc aus dem Bahnhöfe vom Stadtkommandanten v. Unruh empfange». —Se. Erccllcnz der königl. Obcrhojmarschall Gras Vitz thum v. Ectstädt hat mit heute den Dienst bei Sr. Majestät dem Könige beendet und Billa Hosterwitz verlassen. An seiner Stelle hat sich Se. Exccllenz der Königl. .Hausmarschali Äirkl. Geh. Rath v. E a rl ö w i tz-H a rt i tzsch zur Uebcrnahmc des Dienstes bei Sr. Majestät nach Hosterwitz begeben —* In Frcibcrg hielt am Freitag der Geheime Bergrath Professor Elcmcns Wi»tIcr seinen letzten Borirag an der Berg akademie, und zwar über Porzellansabrikaiion. Das Rednerpult und der Exvcrimentirtisch waren mit Blumengewinden geschmückt, und der Scheidende wurde »ach Studcnienbrauch begrüß!. Seit 30 Jahren wirkt der große Gelehrte als Professor der Ehcmie und der chemischen Technologie an der sächsischen Bergakademie, aus deren Laboratorium durch seine Thätigkcit eine Reihe be deutender Entdeckungen und Erfindungen hcrvorgcgangen ist. Winkler ist der Schöpfer der technischen Gasanalyse, die für die Industrie hohe Bcveumng hat. Bon Winkler stammt die Dar stellung der Schwefelsäure nach dem „Eontactverfakren": er ist der Entdecker des seltenen, ober wissenschaftlich hochinteressanten Elementes „Germanium". Viele chcmiich wichtige Trennungs- Methoden knüpfen sich an seinen 'Namen. 'Winkler iii aber nicht nur ei» bedeutender Forscher, sondern auch ein ausgezeichneter Lehrer, der über einen vollendeten Bortrag verfügt. Zieht man noch die licbciiswürdigc, wohlwollende Persönlichkeit in Betracht, so ist es begreiflich, daß Winklcr's Scheiden von der Bergakademie, deren Zierde er war, tief beklagt wird. Winkler sieht in der Mitte der Sechzig und zieht sich nach Dresdenin den Rubcstaud zurück. —* Durch die Blätter ist mehrfach die Nachricht verbreitet worden, daß der Bnren-General Lukas Men er dem nächst auch noch Dresden kommen werde, um seine bier lebende Gattin z» besuchen. Inzwischen wird ans London unterm 28. Juli gemeldet: Am letzten Sonnabend tras der Buren-Gcncral Lulas Meyer an Bord des Dampfers ,,Br>ion" in Southampton ei», wo ihn zu seiner großen Uebcrraichnng cur hoher Beamter des Kolonialamtcs in Vertretung des Herrn Ehamberlain und ein Stabshauptmann als Vertreter des Generals Lord Kilchencr em pfingen. »m die Grüße ihrer Auftraggeber zu übcrbringen und sich ihm zur Verfügung zu stellen. Mr. Ehamberlain ließ dem General sogar sagen, er hoffe, recht bald eine Gelegenheit zu haben, den tapferen Buren-Gcncral persönlich z» Ircsscn und kennen zu lerne». Dieser 'Akt der Höflichkeit »nd des Entgegen kommens seitens des Kolonial-MimUcrs und des Lord Kitcheiier wird von der ganzen cngliichcn Preise mit lebhaftem Beifall begrüßt. Man rühmt cS aber auch als besonders taktvoll, daß der erste der nach Europa kommcnoen Burenführer in England vorspricht, bevor er sich nach dem Kontinent begicbt, und man stellt auch den anderen bereits unterwegs befindlichen hervor ragenden Männern der beiden Bnrcn-Rcpubliken einen warmen und herzlichen Empfang in England in 'Aussicht. General Lukas Meyer, der in Southampton mit seiner von Dresden her- und den oben genannte» beiden Beamten noch London weiter fuhr, hat sofort eine große Menge von privaten und osiizicUe» Einladnngc» erholten, die er natürlich uiimöglich alle anuehme» kann. Man sängt hier bereits an, sich um die Buren-Generaie. die »och gar nicht hier sind, zu „reißen", und ,s berührt ans icdcn Fall wohlthucud. daß jeder feindselige Mißton vermiede!! wird, wen» von den früheren scindlichcn Feldherren und Führern die Rede ist. Das Element der 'Versöhnung und der 'Anerkenn ung gewinnt eben immer mehr die Oberhand. General Luka - Meyer ist natürlich auch von de» Vertretern der Presse sofort energisch bestürmt worden, er hat sich aber rundweg ge weigert, sich irgendwie über de» Krieg z» äußern, und erklärte nur, daß von Seilen der Buren nichts Unharmonisches zu erwarte» sei, wenn die britische Regierung ihre Versprechungen Halle. — Hiernach dürste» allerdings die von einigen Blättern gebrachten Interviews des Generals wenig Glauben verdienen. —* Der Deutsche Handels tag hat Erhebungen über die Frage eingeleitct, ob das Verbot des Zu-Ende-Be- dicncns an Sonntagen z» Beschwerden Anlaß giebl oder ob eine 'Aendernng der Gesetzgebung erwünscht erscheint. Während nach der Gewerbe-Ordnuna die bcun Ladenschluß am 'Abend schon auweseiidcn Kunden noch bedient werden dürfen, müssen die ein- geleitelen Kalisvcrhandlungcn an Sonntagen mit Eintreten der Sonntagsruhe beendet werden. Dem Reichstage haben schon einige Male Eiiiaabcn, welche ans eine Beseitigung dieser Ber- schiedenheit abziclten, Vorgelegen, er Hai immer den Beschluß gefaßt, in eine weitere Erörterung darüber nicht einzutreten. Jetzt will sich der Deutsche Haudclslag der Angelegenheit an- nehmcii. —* Fortan ist der Nacht-Fernsprechverkehr zwischen Dresden einerseits und Karlsbad, Prag und Wien, ferner für die Stunden von 9 bis 1 Uhr 'Nachts und 5 bis 7 bezw. 8 Uhr Mor- gens mit Altona sElbcj sowie von 9 bis 12 Uhr Nachts mit Vannover andererseits zugelasscn. Der Nachtoerkehr mit Karls- bad bleibt jährlich auf die Zeit vom 1. Mai bis 30. September bc- schränkt. Tie Gebühren und sonstigen Bestimmungen für den Nacht- verkchr mit den österreichischen Orten sind die gleichen wie für den Tagcsverkchr. —* 'An den beiden Sonntagen zu 'Anfang und Ende des großen Vogelschießens, dem 3. und 10. August, ist der Betrieb des öffentlichen -Handels auf der Festwiese und die Beschäftig, ung von Gehilfen, Lehrlingen und Arbeitern hierbei von 2 Uhr Nachmittags bis 12 Uhr Nachts gestattet. —* Der Verband „Dresdner-Fußballspiel-Ler- eine" veranstaltet Sonntag, den 17. August, aus dem Sport platz an der Lennöstraße seine diesjährigen deutschen Wett- kämpfe, bestehend in 100 Meter Mallauten, Steinstoßen, Fuß- ballwcitstoßcn, 1500 Meter Vorgabclausen, Schleuderballweit- werfcn, 3000 Meter Mallansen, Tauziehen <6 Manns und Stasettcnlauf -1 mal 100 Meter. 'An den oolksthümlichen Kämpfen können sich sämmtliche Mitglieder hiesiger Sport und Turnender- eine bctbciligen, ohne daß der 'Verein dem Verband angchörl Ausgesochlcn und gewcrthet werden die Kämpfe nach den Be- stimmungen der deutschen Sportbehördc für Athletik. Für dw ersten sechs Kämpfe sind je 50 Psa. als Einsatz, für die beiden letzten je 3 Mark zu entrichten. Anmeldungen zum Wettkampf niinnit der Vcrbnndsspicllvart Herr Eurt Hcidenrcich in Dresden- Löbtau, Roonstraße 2, entgegen. Bis zum 10. August müssen die Nennungen unter Beifügung des Einsatzes cingcsandt sein, während Nachnennungcn nicht angenommen werden. Die große Radfahl bahn am Sportplatz, welche etwa 450 Nieter im Umfang hat. so!! als Laufbahn benutzt werden. Als Preise für die Sieger sind Eichcnkränze mit Schleife »nd Widmung vorgesehen. Alle Freunde der volksihümlichcn Leibesübung sind zu diesem Feste eingeladcn. Vereine, welche dem 'Verband als Mitglieder beitrcten wollen, werden erjucht. ihre Anmeldung beim Vorsitzenden .Herr» Kauf man» Bode, Rosmaringasse, abzugcbc», welcher auch Auskunft über de» Verband erlheilt. —* Für Reisende nach Budapest, mit Berührung der „H oh c n Tatra", bietet sich eine vorzügliche und billige Verbindung von Odcrbcrg über Poprad Jclka Das internationale Reise- und pcditions-Burcau „M. Kohu", Progcrstraße 36, giebt sehr billige Nimst und Wissenschaft. Wi« bereits telegraphisch gemeldet, ist vorgestern sDienstagj Professor Joseph Kürschner auf einer Wagenfahrt von Windisch-Matrei nach Huben am Herzschläge gestorben. Kürschner hat sich durch sein außerordentliches Talent für die Organisation litterarischer Unternehmungen einen sehr bekannten Namen gemacht. Mit seinem Talent verband er einen Bienen- flciß. Er wurde nicht müde, auf irgend einem Gebiete, für das er sich gerade intercssirte, auch die geringfügigsten Materialien Jahre lang zu sammeln. Dabei war er ungemein findig in der Auskund- umz der Wege, wie die Unterlagen zu beschaffen sind. So brachte Kürschner mehrere Nachschlagewerke zu Stand«, die sich als sehr brauchbar erwiesen haben. 4ln erster dstelle ist hier sein „Deutscher Litteraturkalender" zu nennen. Dazu kommt dos „Staats-, Hos- und Kommunal-Handbuch", das „Taschen-Konversationslcrikon". die Reichstags- und LandtagS-Handbücher u. A. m. Wohl das größte litterarische Unternehmen, das Kürschner in'S Leben rief und leitete, ist die „Deutsche Rational-Littcratur". Verdienstlich war die Begründung der Zeitschrift „Aus fremden Zungen", wodurch Kürschner den Deutschen die Kenntniß guter ausländischer Erzähl- 'ngslitteratur vermittelte. Aber hier und da mißlang auch ein Kürschner'sches Experiment. U. A. war er bei der Bearbeitung der siebenten Auslage des Picrcr'schen Konversationslexikons, wo mit da» Unternehmen abschloß, au leitender Stelle bcthciligt. Eins der Sondergebietc, die Kürschner mit Vorliebe pflegte, ist die hichte des Theater«. Zeitweilig gab Kürschner eme Zeitschrift für Bibliothekswissenschaft heraus. Besonders zu gedenken ist seiner Bestrebung zur Förderung der wirthschastlichen Lage des Schriftslellerstandes. Bon eigenen Hervorbrmaungen Kürschner s sind die „Bayreuther Laoebuchblätter" von 1876 Hervorzuheben. Kürschner hat sich au« eigener Kraft vorwärts gebracht. 1853 zu Gotha geboren, erlernte Joses Kürschner nach dem Abgänge oou der Schule da« Mechanikerhandwerk in vierjähriger Lehrzeit. Daun hörte er einige Zeit in Leipzig Vorlesungen an der Univer- fitöl. Mittlerweile hatte er schon seine ersten litterarischen Versuche unternommen 1881 wurde er «n die Redaktion der Zeitschrift „vom Fels »um Meer" berufen. Von 1889 bis 1892 war er littenrrischer Direktor der Deutschen Berlaasanstalt tllnionl. Seit 1893 hatte Kürschner seinen Wohnsitz zu Hohcuhainslciu ob Eisenach. Er war mit der Leitung des Richard Wagner- und Fritz Reuter-Museums in der Villa Fritz Rcuter'S bei Eisenach be traut. Eine zum mindesten sehr merkwürdige Geschichte weiß das „B. T." von einem Prozeß um Mark Twain zu erzählen. Seit vier Jahren beschäftigt der Nachdrucksprozeß des Ver lagsbuchhändlers Lutz in Stuttgart gegen den Berlagsbuch- händlcr Jacobsthal und Genossen in Berlin die Gerichte. Nu» hat er durch die Aussage Mark Twains vor dem deutschen Kon sulat in Ncwyork zu gutcrletzt einen für alle Bctheiligtcn völlig unerwarteten, geradezu vcrblüssendcn 'Ausgang genommen. Es handelte sich um die Mark Twain'sche Erzählung „Tom Sawyer als Detektive", für die Lutz die 'Autorisation für die deutsche Heber- setzung erworben hatte, während Jacobsthal eine unberechtigte Ncbersetzung brachte. Jacobsthal und Genossen waren von der Strafkammer des Landgerichts I in Berlin zu Geldstrafe und Buhe verurtheilt worden, batten aber erfolgreich die Revision beim Reichsgericht eingelegt, infolge deren Mark Twain s 'Vernehmung angeoronete wurde. Er sollte bestätigen, daß die fragliche Er- zähluna zuerst in Harpcr's Magazine 1896 erschienen sei, weil daraus der Schutz der Berner Konvention beruhe. Bejahte Mark Twain die Frage, so war der Prozeß zu Gunsten des deutschen Verlegers der autorisirten Nebcrschnng entschieden. Was aber geschah'? Mark Twain sagte aus, die Erzählung sei überhaupt nicht in Harper's Magazine erschienen, sondern schon viel früher in St. Nicholas' Magazine. Durch diese Aussage ging der Prozeß für den berechtigten Verleger verloren. — Es stellte sich jedoch als bald heraus, daß der Aussage Mark Twain'« ein Irr- thum zu Grunde lag. Mark Twain selbst aerietk über die Ent deckung seine« Jrrthums in Bestürzung und beeilte sich, seine An- abc vor dem deutschen Konsulat in Ncwyork zu widerrufen. Allc» ingS zu spät, um das Urtheil aufzuhalten. Mark Twain hat in einer amerikaniscl-en Zeitung selbst das böse Mißgeschick, das ihm als Zeuge passirte, in einem Artikel besprochen. Er schreibt über den psychologisch interessanten Fall wie folgt: „Ich wurde vor dos deutsche Konsulat in Ncwyork geladen. Das deutsche Gericht ließ mir eme Menge Fragen vorleaen und wir entledigten uns mit der größten Sorgfalt und Gewissenbastiakeit der Aufgabe. Meine 'Antworten wurden eine nach der anderen in sorgfältig überlegten Worten niedergcschrieben, so daß ich am Ende von der Arbeit mit dem Bewußtsein schied: Jetzt ist den Nachdruckern sicher der Garaus gemacht und der Sieg des legitimen Verlegers gewiß 'Aber ach, in Wirklichkeit hatte ich seine» Sieg vereitelt. Bevor der Fall an mich kam, stand er in jeder Beziehung gut, »am nahezu vierjähriger Reise durch die deutschen Gerichtshöfe. Wie konnte ich ihn umbringen'? Ich will hier das Räthsel erklären: Ich habe nämlich zwei Geschichten geschrieben. Die eine heißt „Toni Sowncr Detektive", die andere „Toni Sawyer abroad". Ich veröffentlichte die erstcrc in Harper's Magazine 1896, die andere in St. Nicholas' 1893—1891. So oft ich über die eine Geschichte ausiagte, hotte ich immer gerade die andere im Kopse s!!> — und diese Begriffs verwirrung, diese vollständige Verdrehung der Thatjachc» war mir keinen Moment bewußt! Darin ließt des ganzen Räthsels Lösung. Es wird mir immer unsaßlich bleiben, daß ich während einer ganzen Stunde beharrlich und unfehlbar eine dieser Ge schichten nannte, während ich immer die andere meinte. Daß ick, diesen seltsamen Jrrthum beging, darüber besteht kein Zweifel: aber wie es möglich war. ihn zu begehen, weiß ich nicht und vermag ich nicht zu enträthscln. Es ist eine merkwürdige, abscheuliche Ber- irrmig. Ich wüßte alle Thatsachcn. Daten und Umstände, welche mit der 'Veröffentlichung der beiden Geschichten verbunden sind: aber in meinen Aussagen kleidete ich immer unbewußt die Ge schichte aus Harper's Magazine in das Gewand von St. Nicholas' Magazine und umgekehrt — und ans diese Weise mordete ich meines dcutschcn 'Verlegers rechtmäßige Sache. Ich habe schon einmal vor Jahren so etwas bei einer anderen Person erlebt; aber dort war die Sache begreiflich, den der Betreffende war ein Narr. In meinem eigenen Falle jedoch bin ich um eine Erklärung verlegen. obwohl ich Tag und Nackit darüber nachgedacht babc. Mark Twain." Der schwer geschädigte deutsche Verleger hat jetzt die Wiederaufnahme des Verfahrens beantragt. Da« Lettische Sängerbünde«fest. Graz. 30. Juli. ' Der letzte Tag des herrlichen Feste» in der deuttchen Steter- mark, dessen Nachhall noch lange in Aller Herzen rlinarn wird»
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