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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 07.08.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19020807021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902080702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902080702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1902
- Monat1902-08
- Tag1902-08-07
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Dies«» Blatt wird d» Lesen» vo» Dresden «d Umgeduu» a» Lage vorher bereit» als Abend-Ausgabe -»gestellt, wahrend r« die Post-Sbonnentea am Marge» ia einer Gesammtaurgabc erhalten. Verugrgedüdn . «L-u'L tuaeltellt, M-LDLAK r«Ie,r«««.»dr«tt«: . Mach,»ch»«« ^egvLrrrSeL 18LK N»r1ag von Atrpsetr L Retrtrardt. Anreizen-caris. Lnnolime von Snkü«diiui»»cn b>t Noidmitta«» r Ulir Lonn un» Noenaa» nur Morientirohe Z« von l > bi» '/,i Utir Die l ivaUiae Grund tk>!« na. « Lildeio ro Pi, , An tundiaunsen aul drr Pruxuitttc Zeile r» M : dir rivailior Zeile all- . ikm- aeiandl' oder aul Tcrlieiie sv Dia En Nummern nach Sonn und Neier »aaen l de» rwattioe Grundreilen so, «o de, « und so Pia nach I» ianderem Tarii AuowLrriae Au> trage nur aeae» VorauLdezatiiu»» BktkLdläller werden mit wL'a berechnei. Aernlvrechanlchlutzi ««, t «r. N und Nr. LOS«. ». llüinisellei'f jf. krLder b. HV»oI»»a»»U» ivrv»«Iei» Vorvvrlistritsss 8 woveloueroi ». 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Das Wetter ist gut. Reval. Bald nach 814 Uhr Morgens kam die Kaiscryacht »Hohenzollern" out der Höhe von Reval in Sicht. Ihr folgten „Prinz Heinrich . „Nymphe", „Sleipner" und drei andere Torpedoboote. Die „Hohenzollern" halte die Kaiserstandarte ge- hißt Freiherr v. Schimmclmann meldete sich jenseits der Insel Rargen bei dem Deutschen Kaiser. Als auf der „Hohen zollern" die russische Kaiseryacht „Standart", die die russische Kaiserstandarte gehißt batte, gesichtet wurde, gab Kaiser Wilhelm den Befehl zum Ehrenfalnt von 31 Schuß. Die „Hohenzollern" und die deutschen Begleitschiffe hatten Toppflaggen und die russische Flagge auf Großtopp gesetzt. Inzwischen war der Kaiser von Rußland auf die Meldung vom .Herannahen der „Hohenzollern". begleitet von den Nachten „Swetlana" und „Polarjana Sivesda" und 6 Torpedobooten, dem deutschen Kaiser eulgegengefahrcn. Die russischen Schisse hatten gleichfalls Toppflaggen und die deutsche Flagge iw Großtovp gesetzt Als der >salut der „Hohen zollern" ertönte, erwiderte der „Standart" mit 31 Schuß. Hieraus gab Kaiser Nikolaus den Beseht, den deutichen Kaiser mit 33 Schutz zu salutiren, worauf die „Hohenzollern" unt 33 Schutz dankte Auf der „Hohenzollern" wurde die russische, aus dem „Stavdart" die preußische Nationalhymne gespielt. Kaiser Nikolaus hatte in zwischen den zum Ehrendienst beim Deutichen Kaiser befohlenen Fregattenkapitän Tschagin und den zum Ehrendienste beim Prinzen Friä>rich Heinrich befohlenen Fregattenkapitän Paulis, den bis herigen Marineattachö in Berlin, nach der „Hohenzollern" ent sandt um den Deutschen Kaiser einzuladen, ihn aus seiner Dacht „Standart" zu besuchen. Kaiser Wilhelm begab sich nunmehr mit den beiden russischen Offizieren und Gefolge an Bord des ..Standart", woselbst Kaiser Nikolaus den hohen Gasl am Fall reep empfing und nach herzlicher Begrüßung und wieder- hokter Umarmung an Bord geleitete. — Der „Standart", der beide Kaiserstandarten gehißt hatte, nahm nunmehr, gefolgt von der deutschen Kaiseryacbt „Hohenzollern". den Kreuzern „Prinz Heinrich" und „Nymphe", dem „Sleipner" und den vrci anderen deutschen Torpedobooten, sowie den rnssi- scheu Nachten „Polarjana Swcsda" und „Swetlana" in Kiel- linie den Kurs ans Reval. Als der „Standart" mit den beiden Majestäten sich der ans der Rhede liegenden russischen Flotte näherte, die aus 1-t Kriegsschiffen und 15 Torpedobooten bc- stand, feuerte dieselbe den Ebrcnjalut von 21 Schutz, und die russischen Mannschaften brachen in Hurrahrnsc aus. Der Deutsche Kaiser begrüßte jedes einzelne russische Schiff durch Zuruf, der von den Mannschaften erwidert wurde. Der „Standart", die „Hohenzollern" und die Bealeitschisfe ankerten daraus zwischen der russischen Flotte. Kaiser Wilhelm batte die russische Admi- ralsunisorm mit dem Bande des Weißen Adlerordens, Kaiser Nikolaus die deutsche Admiralsunisorm mit dem Schwarzen Adlerorden angelegt. Als Kaiser Wilhelm Ken „Standart" betrat, meldete sich ferner bei ihm der zum Ehrendienst kommandirte Generaladiutant Admiral Kolmer. Tie auf der Rhede liegende russische Motte steht unter dem Kommando des Admirals Bosdest- wenski. der seine Flagge aiff dem Panzerkreuzer „Minis," gehißt hat. Schon am frühen Morgen waren zahlreiche geschmückte Dampfer mit der deutschen Kolonie und Tausende anderer Zuschauer dem Kaiser Wilhelm entaegcngesahrcn Die Musikkapellen an Bord spielten die preußische und die russische Nationalhymne, so wie andere Weisen. Die freudig gestimmten Passagiere der Ler- anüaungsdamvscr brachten stürmische Hurrahs aus. Die weite, leichibewegte MeereSffäche bot mit den zahlreichen Kriegs- und Privatschiffen in Flaggcnaala und grünen Laubgctvindcn ein an ziehendes, farbenreiches Bild. Cronbera Ter Kronprinz und die Kronprin zessin von Griechenland sind heule Mittag zur Ärön- ungsseler nach London abgerclst. München. Die Kammer der Abgeordneten hat abermals mit den Stimmen des Eenlrnms gegen das übrige Haus die von der Reichsrathskammer wicderhergestelllcn Kunstposlulatc des Kultusetats ab gelehnt. Damit ist diese Forderung end- giltig gestrichen. Ischl. Der König von Rumänien ist heute Vormittag nach Bad Gaslei» abgereist. Ter Kaiser holte den König ab und begleitete ihn zum Bahnhöfe, wo die beiden Herrscher sich herz lich von einander verabschiedeten. Paris. Dr. Garnault hat emem Mitarbeiter des »Figaro" erklärt, er wolle durch seinen Versuch, zu dem er sich Tuberkulosegist von Rindern eingeimpft hat, die Be hauptung des Professors Koch widerlegen und gegen das Prinzip der Autoritäten in der Wissenschaft Einspruch erheben. Sobald das Institut Pasteur die Erscheinungen der Tuberkulose bei ihm unzweiselhaft sestgesieUt habe, iverde er sich alles von der Ansteck, ung betrossene Fleisch seines Armes chirurgisch beseitigen lassen. Besongon. Die einzige kongreganisliiche Anstalt in der Gemeinde Liebvillters ist. da sic sich nicht unterworfen bat. geschlossen worden. Die Schwester» mußten aus der Schule entfernt werden. Br e st. Abbö Guoyraud hält, ongcthan mit der Schärpe der Dcputirten. Zusammenkünfte in den Gemeinden ab, welche sich der Schließung der kon grcgani stischeu Schulen wider- setzen, und ermuthigt sie zum Widerstand. Madrid. Der König wird sich morgen nach Leon be geben und am Freilag nach Oviedo zurückkehren. London. Die Blätter melden aus Shanghai, der französi sche Kommissar hat dem chinesischen Vcrircler mitgcthe>lt, die französische Regierung sei bereit, ihre Truppen von Shanghai zurückzu ziehen, sobald die anderen Mächte dies thun. London. Die „Times" melden aus Shanghai: Der amerika- nische Kommissar Sharritts hat kürzlich den Vicclönig von Nangking besucht und ihm mitgetheilt, die amerikanische Regierung werde sich nicht aus Verpflichtungen entlassen, wie sic im Artikel 8 des cnglisch-chinesiichen Vertrages bezüglich der Aufhebung der Likinabgaben aufgcführt worden seien. Sofia. Das russische Schwarze Meer-Ge ich Wader unter Viceadunral Hiltcbrandt ist am 5. August zu zweitägigem Aufenthalte in Varna eingelaufen. N e >o - Nork. Tic Meldung, daß die St. Lo »is - San Fra neise o ba h n die Georgia-Centralbahn z» erwerben be- obsichtigc, wird von zwei verschiedenen bethciligtcn Gruppen, deren eine die Morgan-Eompony ist, für unbegründet erklärt. Ne w - Aork. Die Vorlage betreffend die 3 5 00 0 0 00- A n > leihe ist nicht, wie irrthumlich hierher berichtet wurde, von der cubanffchen Kammer bereits angenommen, sondern vorläufig einem Ausschuß überwiesen worden. New-Nork. Ein Telegramm aus Port au Prince meldet: Firm in bildete eine vorläufige Regierung in den nord- westlichen und Artibonite Provinzen zu Gunaivet. Er ernannte sich selbst zum Präsidenten und berief ein Kabine!. Pitts bürg. Die Blecht chmicdc wiesen den Vorschlag der Arbeitgeber zurück, die Löhne herabzusctzen. Man bereitet eine neue Besprechung der Arbeiter und Arbeitgeber in der nächsten Woche vor. Montreal. Man svncht hier von einer Verschmelzung der britischen und der amerikanischen Stahl- firmen. Die Vereinigung solle mit dem Stahltrust der Ver einigten Staaten in Wettbewerb treten. Shanghai. Der amerikanische Zollkommissar General Sharritts hielt gestern aus einem Bankett eine Rede, in der er sagte, das Volk Chinas würde durch die Besteuerung, die zur Erfüllung der Verpflichtungen der Eentralrcgierung nöthig sei, bis zur Grenze des Elends erschöpft Sharritts sagte scrncr, für seine Person und in nichtamtlicher Weise sprechend, die Abschaff ung der Likinabgaben und ihre Ersetzung durch einen Stcucrzu- schlag sei zu verwerfen und werde für alle Nationen, nicht blos für die amerikanische, sich verhängnitzvoll erweisen OertlicheS und Sächsisches. Lr. Dresden. 6. August. —* Se. Majestät der König unternahm heute früh mit Königlichen Hoheit dem Kronprinzen und begleitet von dem Oberstallmejsler v Hangt, dem Oberhosjägermeistcr Freiherr» von dem Busschc-Streithorsi, dem Ceremonicnmeistcr Grasen vo» Nex und dem dienstthuciiden Flügeladsutanten Major v Watz- darf einen Iagdansflug zur Hirschjagd aus Naundörfel Revici Die Rückkehr erfolgt mittelst Sonderzuges Abends 5 Uhr 55 Min. von Klingenberg aus. Zum heutigen Abendthce sind der Kom- mandcur des 18. Husaren-Regiments Oberst v. Müller und Ge mahlin mit Einladung beehrt worden. —* Se. Excellenz der Herr Staatsminisler v. Metzsch- Ncichenbach und Familie werden voraussichtlich aui 16. d. M aus Tarasp zu etwa zweiwöchigem Aufenthalte ans dem Schlosse zu Friesen eintreffen. —* Der Gattin des Herrn Pfarrer Dünger in Brießnitz ist von Sr. Majestät dem König in Anerkennung ihres laug, jährigen verdienstlichen Wirkens als Vorsitzende im Direktorium des Frauenvereins und als Vorsteherin der Kinderbewahranstalt daselbst die silberne Carola-Medaille verliehen worden. Die gleiche Auszeichnung wurde der verw. Frau Mathilde Richter in Dresden als Pflegerin im Hilfsverein zu Theil. —* In Angelegenheiten der Firma Ed. Nock sch Nachs. er- läßt das König!. Amtsgericht folgende Bekanntmachungen: „Dos an die Inhaber der offenen Handelsgesellschaft Eduard Rocksch Nachfolger in Dresden unterm 1. August d. I. erlassene allgemeine Vcräutzerungsvcrbot wird, nachdem der gestellte Konkurs antrag zurückgezogen worden ist, hierdurch aufgehoben." „Auf dem die offene Handelsgcicllschaft Eduard Rocksch Nachfolger in Dresden betreffenden Blatt 2 des Handelsregisters ist heute ein getragen worden: Tic Gesellschaft ist ausgelöst. Zn Liquidatoren sind bestellt der Bankier Peter Spreckels uno der Rechtsanwalt Justizratb Friedrich Gotthold Georg Schubert. Beide in Dresden Tic dürfen die Firma nur gemeinschaftlich ver treten. Die Prokuren des Fritz Hahn, Oskar Kühn und Oskar Johannes Fcilgcnhauer sind erloschen." Die Firma Rocksch Nach folger hat heute Morgen die Zahlungen wieder auf ge- n o m m e». —* Den 29 ärztlichen Bczirksvercinen des König reichs Sachsen gebürten 'Anfang Juli 1902 insgcsammt 1945 Mit glieder an, das sind 51 mehr als zu derselben Zeit des Voi- lahres. Von den Mitgliedern befanden sich in den Krcishaupt- mcmnschastc» Bautzen lll, Dresden 721, Leipzig 604. Chemnitz 245 und Zwickau 234. Was die einzelnen Bezirks- vereine betrifft, so zählten Mitglieder: Zittau 48, Löban 32. Bautzen 41. Kamen; 20, Dresden-Stadt 389. Dres den-Land 133, Dippoldiswalde 2l, Pirna 67, Frciberg 35, Meißen 51, Großenhain 25. Leipzig-Stadt 328. Leipzig-Land 105. Borna 25, Grimma 40, Osck-atz 33, Rochlitz 30. Cuemnitz-Stadr 103, Ehemniy-Land 39. Flöha 21, Marienbcrg 16, Ännabcra 2O, Glauchau 37, Zwickau 79. Planen 61, Schwarzenberg 35. Auer bach 29, Döbeln 43 und Oclsnitz 30. —* Die .Herstellung einer direkten Bahnverbind ung zwischen Warschau und Leipzig, über Lodz, Kaliscii, Ostrowo, Lissa, Gloaa» und Sago», dürste demnächst perfekt werden. Wie Warschauer Blätter berichten, ist die Frage der Verlängerung der ihrer Vollendung entgeaenflehendcn Warschau- Kalischcr Bahnlinie bis zur preußischen Grenze bei Sulmicrzvce s.Krets Ostrowos und des Anschlusses derselben an das preußisch. Staatsbahnnctz endlich entschieden worden, und die langwierigen Verhandlungen sind in Folge gegenseitiger Zugeständnisse zur Zu friedenheit beider Tlieile zum Abschluß gekommen. Der prcußiickc Landtag Hot bekanntlich den Ankauf der bisher dem Krcfle Ostrowo gehörigen Kleinbahn Ostrowo-Sulmierzyce «nd den Ausbau dieser L>nie. sowie der bisherigen Nebenbahnen Ostrowc Lissa zu einer Vollbahn genehmigt. Sobald der Ausbau der Strecke Liffa.Ostrowo-Sulmierzycc zu einer Vollbad», der bereits in Angriff genommen ist. beendigt sein wird, wird die preußische Eflenbohnverwaltuna auch Schnellzugsoerkehr aus der Strecke Sogan-GIogau-Lissa-Ostrowo einrichtcu. so das; Frau Malchen. Humoreske, einer wahren Begebenheit nachcrzählt. Von H. Menzel. Rentner Schulzes weilten zur Kur in Marienbad. Sie suhlten sich sehr wohl in dem grünenden Paradiese der Dicken. Woche nicht, wie hier zwischen dem ersten und zweiten Glase! Aber die Anstrengung batte auch Erfolg: Schulzc's Bäuchlein hatte sich von einem stattlichen Berge zu einem anmnthigcn Hügelchcn herabgemildert und Frau Schulzens Taille glich nicht mehr vollkommen jener Ricseneiche, die nur vier ausgewachsene Männer mit ousgebrcitctcn Armen umsponnen konnten. Fra» Malchen war die Tochter des Organisten einer kleinen schlesischen Stadt. Ihr Vater verkörperte gewissermaßen die musikalische Fakultät dcS Ortes, da er obendrein noch einen Gesangverein gründete, der den geduldigen Namen „Harmonie" trug. Malchen war natürlich in hohem Grade erblich — musikalisch — belastet und die Zierde des Gesangvereins neben dem Ploschke- Ferdinand, der im gewöhnlichen Leben Haare und Hühneraugen schnitt, Sonnabends im Gesangverein aber „ganz Tenor" war. Zu einer Oratorien-Aussührung. die der Verein nach inonate- langem Studium wagte, ließ man sich aus Berlin einen Eonccrt- sänger für die Tenorpartie kommen. Dieses wagehalsige Unter- nehmen hatte zwei Folgen. Ploschke-Ferdinond, plötzlich von feiner Tenorhöhe gestürzt, trat sofort auS der „Harmonie" ouS und Malchens harmloses Gezwitscher wurde zu einer »phänomenalen Begabung" gestempelt. So sagte nämlich der Berliner Gast, um von dem geschmeichelten Vater außer dem auSbedunaencn Honorar noch eine Reisc-Dcrgütung herauszuschlagen. Malchen kam also nach Berlin, um Gesang zu studiren. Natürlich schwebten ihr Jenny Lind, Adelina Patti, allenfalls noch Marcella Sembrich als leicht zu überflügelnde Vorbilder vor Auge». Nun, die weib- kichen Oesangssterne mochten ruhig sein: durch Malchen büßten sie nicht» von ihrem Glanze ein Die Stimme und Begabung der Keine» Schltsierin wurde nicht üppiger, aber ihr selbst bekam der Gesangsunterricht ausgezeichnet: aus dem mageren, blassen, blonden Dingelchen wurde eine wohlgcrnndcte. rosige, junge Dame. Das fand auch Herr Schulze, der als weitläufiger Vetter auf des Vaters Wunsch ob und zu ein verwandtschaftliches Auge aus Malchen werscn sollte. Malchen war gerade klug genug, um einzusehen, daß ihr zur Patti doch so Manches fehlte, und daß ihr Hcimathsort wohl nie eine Gedenktafel ans ihrem Gcburtshause werde anbringcn können. Außerdem war Herr Schulze cni reicher Mann, der zwei .Häuser besaß und gleich nach der Hochzeit eine eigene Equipage an- schasfen wollte. Malchen hing also die Kunst an de» Nagel und wurde die glückliche Frau des glücklichen Herrn Schulze. Sic entfaltete mehr Talent in der Kunst des Kochens als in der der Kehle; nur der leise Märtyrcrlon, mit dem sie bisweilen von ihrer „leider z» früh abgebrochenen Earriörc" sprach, erinnerte an ihre ehemaligen künstlerischen Absichten. Da geschah das Unglaubliche: Fron Malchens musikalische Neigungen erwachten auf's Nene. In den dritten Stock des stattlichen Hauses, das Schulzes in der Lühowstraßc be- wohnten, zog ein berühmter Gcsanglehrer. Herr Schulze schimpfte erst weidlich über daS ewige »Gesinge und Gedudcle da oben", dann zog er sich allvorm>ttägl>ch zu einem Frühschopvcn in die nachbarliche Stammkncivc zurück. Frau Schulze saß nntcrdcß ftundenlana i» ihrem Salon, der unter dem Unlcrrichtszimmcr des „Maestro" lag und hörte mit gleichem Entzücken die lang weiligen Solfeggicn, wie dl« schmetternden Arien und schmelzenden Lieder. Der Maestro, dem die Musiklicbhaberci seiner Fra» Äirthin nicht unbekannt blieb, forderte sie auf, in seinem Fraucn- chor mitzuwirken. Die schlanken, jungen Sopranistinnen sahen plötzlich in ihrer Mitte die dicke Frau Schulze auftauchen. Man ftudirte den »Spinnerinnenchor" aus dem „Holländer" und den Chor der „Blumenmädchen" aus dem „Parsifal". Da der Künstler, der doch die Mietbc oft so lange schuldig blieb, sich's leisten konnte, nach Bayreuth zu gehen, wollte sich's Frau Molchen auch leisten. Sie machte es ihrem Manne gewissermaßen zur Ehrensache, in dieser Beziehung seincm Miethcr nicht nachzu- steben, aber er wollte nicht so ehrgeizig sein. Da opferte sie sich und kochte eine Woche lang so ausgezeichnete Mahlzeiten, bis Eduard nachgab. Die Karten -um „Parsifal" hatte sic bereits im Schreibtisch liegen. Und so kam es, daß Schulzes an einem rcgneiischcn Jul - tage Manenbad aus einen Tag verlassen wollten, uni naa, Bayreuth zu fahren. Ter Zug, der sie der miisitalischc» Hoch burg cntgcgensühren sollte, kam kurz vor Beginn der Vorstellung an. Deshalb hatte Frau Malcbcn bereits in Maricnbad ihr neuestes Schwarzseidcncs angelegt und suchte ihrem Manne be greiflich zu machen, daß er seinen beqncmcii Lodcnrock mit einem schwarze» Anzuge vertauschen müsse. „Wir fahren doch am Abend jleich wieder weg und et kennt uns doch och Niemand." widcrsetzte er sich. „Dir liegt die Kunst eben nicht im Blute, lieber Eduard," sagte Malchen kalt, „glaubst T» etwa, mein Schwarzseidcues ist bequem?" Ein Blick auf das hochroihc Gesicht icincr Gattin, ans ihre ganze Gestatt, die wie cm schwarzer Ballon aussah, den man eben aufgeblasen hatte, beschämte ihn. Er ging in s Schlafzimmer, m» sich nmzuziehcn. Frau Matche» überlegte nntcrdcß. ^Die Fahrt nach Bayreuth dauerte immerhin einige Stunde». Sollte sie ihre Füße setzt schon in die beengenden Knöpfstiescl zwängen? Das tonnte sic ja im Zuge kurz vor Bavrculh thun. und bis dahin ihre bequemen, leichten Hcugschuhc anbchalien. Schnell packle sic die Knöps- stiescl in einen Karton und verschnürte ihn gut und sorgsom Unterdessen kam Eduard inst schwarzem Anzuge »nd Eylindci wieder zum Vorscheine. Das Eo»v>'. in dein Schulzes nach Bayreuth sichren, war überfüllt. Ihnen gegenüber sa>; ein amcrikaniscl-es Ehepaar, das Europa m l4 Tagen „abmachte Der Mann, hager und zäk. die Fra», die unleugbar von dciitichcr Abstammung war, abgehetzt und ermüdet von der Enropasatirt „O, Uagncr sein auch sehr beriehmt in Anierrika," sagte Mister White. Dem widersprach Niemand, »nd Mister White fuhr fori: „Uarum gebt inan nicht „Parsifal" in Anierrika? Nun fichktc sich Frau Malchen als die Berufene, dem Amerikaner ouscin- anderzlisetze». was sie über diese Sache von dem „Maestro" in der Lutzowstraßc gehört hatte. Es schien ihm aber weiter nicht zu impoinrcn, denn er sagte: „Die Daitschcn sein mch sehr sor „Busineß " - und dann fuhr er fort: „IVcstl, meine Frau und ich sein «ich sehr sor Musik, aber von unfern Fremd geht Alles nach
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