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Dresdner Nachrichten : 24.03.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192403248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19240324
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19240324
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1924
- Monat1924-03
- Tag1924-03-24
- Monat1924-03
- Jahr1924
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- Dresdner Nachrichten : 24.03.1924
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Wahlreden des Reichskanzlers und des Reichsautzenmlniflers. To- -es Prager Gesandten in Berlin v. Tusar. - Sastentlassung Quid des. - Plötzliche Abreise -er englischen Sachverstün-lgea. Die Kanzlerreöe in Elberfeld. Elberfeld. 23. März. Reichskanzler Marx sprach heute hier in der Ltadthalle in einer össcnilicl>en Versammlung, mit der die Z e n t r u »i s p a r t e i des Wahlkreises Düsseldorf-Ost, die den Reichskanzler an die Spitze ihrer Kandidatenliste ge stellt bat. die Walilbcwcgung erössncte. Die von über üüüO Personen besuchte Versammlung bereitete dem Reichs kanzler einen überaus herzlichen Empfang. Der Reichskanzler führte etwa folgendes auS: Der Reichstag ist aufgelöst. Das deutsche Volk soll sich eine neue gesetzgebende Vertretung geben. Der erste Reichstag des deutschen Volkes hat nicht das Ende seiner verfassungs mäßige» Legislaturperiode erreicht, weil er angesichts der grohen Rot deö Vaterlandes die Hülle gesetzgeberischer Arbeit, die znr Ablenkung der Katastrophe getan werden mutzte, zu leisten nicht mehr imstande war. Diese Feststellung bedeutet nicht einen Vorwurf, denn nie stand ein Parlament vor gröberen und schiverercn Ausgaben, wie ein Volk nie Gröberes geleistet und schwerer gelitten Hut. als daS deutsche, das setzt schon seit zehn Jahren in steter Rot lebt. Was ist das Ziel unserer politischen Betätigung an gesichts der Lage von Volk und Vaterland'? Es kann nur eins seist: die Ausrechtcrhaltung der Einheit des Reiches »nd dir Aufrichtung unseres infolge des Krieges und der Wirren der Revolution zu Boden geworfenen Volkes. Welche Außen Politik sollen wir treiben, um das gesteckte Ziel zu erreichen? Datz -er Friedensoerkrag von Versailles »nlragbar isl und rmler schwerer Verletzung -er Gerechligkett geradezu Unmenschliche» und Unmög liche» vom -eulschen Volke verlangl, ist klare Sinstchl -es ganzen Volkes Insbesondere schmerzt der Vertrag, weil die in ihm ent haltene Beschutdiguug. daß Deutschland allein am Ausbruch dcS Krieges die Lchuld trage, durch eine objektive wissen schaftliche Forschung Lügen gestraft ist. Kein Wunder, datz ein Teil des Volkes verlanqt: Anslehnnng gegen die Be stimmungen dieses Diktats mit aller Macht, keine Nach giebigkeit, keine Schwäche, sonder« Verweigerung jeglicher Erfüllung. Was würde die Folge sei», wenn dieser Weg cingeschlagcn würde? Der Sieger von Versailles ist im vollen Besitze seiner Macht. Rücksichtslos bis zum äußersten würde er sie anwende» und stets angewandt haben, falls wir mit großen Gesten die Erfüllung der unS aufcrlcgteu Pflichten abgelchul hätten. Mir sind ein wassenlolrS Volk. Geradezu wahnwitzig wäre es gewesen, den Gegner zu äußerster Gewaltanwendung zu reizen DaS Zentrum hat sich entschlossen, de» Versuch zu machen, die schweren Lasten deS Versailler Dillaiö bis a » die Grenze derLcistungS- fähigkeit zu tragen, erfüllt von dem Gedanken, auf diesem harten Wege am ehesten die Befreiung Deutschlands von den ihm durch den Versailler Vertrag auferlegten Fesseln zu erreichen. Schwer sind die Opser, die mir Deutsche infolgedessen haben tragen müssen. Schwer ist vor allem das Joch, das der FricdenSvertrag auf^die Be völkerung der besetzte» Gebiete gelegt hat. Schwerer »och sind die ungeheuren Bedrückungen, die der widerrechtliche Einmarsch in das Ruhrgebiet für die dortige Bevölkerung zur Folge gehabt hat. Mit be- wnndcrungsmürdigem Heroismus haben aüe Deutsche an Rhein und Ruhr das schwere Schicksal getragen. Auch honte wollen wir der harten Opfer dieser Besetzung gedenken, ins besondere derer, die setzt noch im GcsängniS schmachten, oder von ihrer Heimat vertrieben sind. Biele sind ein Opfer der aus jedem deutschen Herze» hervorbrechendeiiAuflehnung gegen die widerrechtliche Vergewaltigung geworden. Waffenlos wie wir sind, hat das überfallene Volk nur den passiven Widerstand als einzige Abwelirmögltchkeit gehabt. Aber auch er blieb angesichts der Ueberinacht der rücksichtslosen Feinde ohne Erfolg. Echt national scheint mir gesinnt zu sein, sich durch Uebcrnahme schwerer und ernster Pflichten sich im Dienste dcö Bolksganzen auszu- gletchcn und Schweres von ihm sernzul'alten. So sehr cs verständlich ist. daß argen die zahlreichen nationalen Demüti gungen. die unser Vvlk seit INI» hat ertragen müssen, ein ehrenhafter nationaler Wille, der Wille zur natio nalen Freiheit iich ansbäumt, mit kühlem nüchternen Verstand di« unglückliche Lage unseres Vaterlandes zu be trachten und ohne Partcihatz und ohne Leidenschaft geschloss.n den opservollcn und ehrlichen weg der Erfüllung »Nb der Abwälzung der harten VerpiliS'«-—»-N zu gehen, da» ist wett eher Befrei unas- als ErküllungS- volittk. Die Walilbcwcgung wird den inneren Partei- -reit um die Turchsührung der AutzenpolUtk wieder verstärkt aufleben lassen. Trotzdem ist cS meine Hoffnung und sicher lich die Hoffnung der gesamten Bevölkerung der schwcrleidcn- den besetzten Gebiete, das, daS neue Parlament in seiner Mehrheit entschlossen ist. die Ncpar,»tionSfragc zur endgültigen Erledigung zu bringen, einmütig in dem Huben nationalen Ziele durch materielle Opfer znr nationalen, kulturellen und wirtschaftlichen Freiheit zu kommen. Dieses Ziel mutz in allernächster Zeit Erreicht werden, soll Deutschland und mit Deutschland Europa «nd die ganze Welt wieder ein würdiges Dasein führe«. Vas deutsche Volk will frei sein, um in fried licher Arbeit neben den anderen Rationen die ihm von Gott gesetzte Ausgabe zu erfüllen. Nach einem Hinmeis aus die bevorstehenden G ntachten der Sachverständige» fuhr der Reichskanzler sort: Wir sind bereit, mit jeder Partei zu arbeiten, >die mit uns positive Arbeit z»m Segen des Ganze» und des einzelne» zu leisten gewillt ist. Rationalpolitik ist unserer lleberzcuguug nach auch die Entschlossenheit, die Einheit des Reichels zu schütze» und zu sichern ans dem Boden der in Weimar beschilosicncn Verfassung. Unrecht ist es, ihr die Nechtsvcrbiiidlichkeiii abzusprechcii. DaS deutsche Volk war krast Naturrcchts berechtigt, nach dem Um sturz der gesamten Staatsordnung eine Vertretung zu wählen, die eine neue Verfassung beschließen sollße. Etnwaudsrei ist die Verfassung zustande gekommen und oim 14. August lillg in Kraft getreten. Von da ab hat das Deutsche Reich eine neue Rechtsgrundlage gesunden, die nicht nnr rechtsverbindlich für jeden Staatsbürger, sondern für jeden ior Gewissen ver pflicht e n d ist. Ei» Verbreche« begeht, «er es unter>nimmt, gemalt» sam oder widerrechtlich die Verfassung zn stürze«. Hochverrat ist jeder Versuch, aus nicht gcsctzmä'ß'gem Wege »«scre verfass »in,iSmäßig sestgescjktc Staatsform zn ändern. Wie wir im alten Reiche der Staatsautorität mit ihrer monarchistischen Spitze in Treue gedient haben, so ivcrden wir auch in gleicher Treue der deutschen Republik dienen, mag manch einer auch noch mit Wehmut an daS alte stolze N ei chzurückdenken und der Meinung sein. -ie Monarchie isk für Deulfchlan- desser und erstrebenswert. Der Reichskanzler ging darauf tu großen Zügen auf das Vervrdnungswerk der Regierung ein und sagte weiter, eine gesunde Wirtschaft ermöglicht allein die kulturelle und materielle Wohlfahrt unseres Volkes. Der Kanzler schloß: Ueber lebenswichtige Fragen des deutschen Volkes wird der nächste Reichstag ent scheiden müssen. Seine Zusammensetzung ist von ausschlag gebender Bedeutung. In der Hand der Wählerschaft liegt das Schicksal unseres Reiches. Wen» die radikalen Parteien von rechts oder links eine starke Vermehrung ihrer Mitglie der erfahren, dann sind die Folgen unübersehbar. An das deutsche Volk kann nur die Aufforderung ergehen, sorgt dafür, daß ein arbeitsfähiger Reichstag zustande kommt, der nicht gewillt ist. das deutsche Volk in neue Abenteuer zu stürzen. Sorgt für einen Reichstag, der den Weg ernster harter Arbeit weiter geht und zu bewahren und zu mehre» trachtet, was wir in den letzten fünf Jahren an karge« Erfolgen dem Gegner abgernngen haben. Rulze im Innern verbürgt am ehesten Verständigung nach antzcu, nnd damit Friede und Freiheit, wonach Deutschland sich seit 10 Jahre« sehnt. Erfülle, deutsches Volk, bei den kommenden Wahlen deiwe Pflicht. In deiner Hand sind deines Schicksals Sterne! Den Ausführungen des Reichskanzlers folgte langanhal- tcnder, stürmischer Beifall. Die Versammlung, die ohne Stö rung verlief, stimmte in ein Hock aus das deutsche Vaterland begeistert ein und sang bann stehend daS Deutschlandlied. Dr. Slresemantl für -ie Volksgemeinschaft. Die De-eukung der Wahlen. - Die veranlwvrttiche Milarbetl -er Deutschen Dolksparlei an -er Gestaltung der deutschen Geschicke. — Die Artegsschnldsrage. — Dr. Stresemann gegen Bayer». Eine Re-e -es Auhenminislers Ln Darmsladl. Darmstadt, 23. März. ReichSminister Dr. Strese mann hielt heute hier auf einer Tagricng der Deutschen Volkspartei eine mit stürmischem Beifall anfgenvnnncnc Rede, in der er zunächst ans die Bedeutung der kommenden Wahlen für die weitere Entwicklung nNjscreS Vaterlandes cinging, die sie mit den großen weltgeschichtliche» Entschei dungen. vor denen wir anscheinend in diesem Jahr ständen, beeinflussen wüldcn. Ter Reichöministcr marf zunächst einen Rückblick auf die letzten Jahre, namentlich auf daS Jahr 1S20, das einen großen Umschwung in der Zusammensetzung deS Parlaments gebracht und die Deutsche VolksparlÄ vor die entscheidungsvolle Frage gestellt lulbe, ob sic in -er Opposition verbleiben oder an der Verantwortung in der Regierung teilnchmen wolle. Die Parsci habe den Weg der verantwortungsvollen Mitarbeit gewählt, während die Deutschuatiouale Volkspartei sie, und zwar besonders in der letzten Zeit mit Benmtztsein abgclchnt Hube. Ten Grund satz, nur dann in eine Regierung einzutveten, wenn die eigenen Grundsätze Aussicht habe», zu einem ganz großen Teil verwirklicht zu ivcrdcn, könne eine Partei nur dann vertreten, wenn sie die Mehrheit im Reichstag be sitze. Solange dies nicht der Fall sei, werde jede Politik eine Kvmpromißpolitik bleibe» müssen. Was vom Volk verlangt werde« müsse, ssti. datz es im gegebenen Augcnblick eine große nationale Ein heit nach außen darstell« . Die einzigen Siege, die wir nach dem verlorenen Krieg er fochten hätten, seien die Siege der Volkscinh« jt in den großen Absti m m ungcn gewesen, in denen das T cutjchtum sich zu seinem Vaterland bekannt habe. Das erste A'icl jeder Politik im jetzige» Deutschland müsse die Idee der Zusammenführung der Parteien sein, «m den Gedanken der B ol k s g e m e i>» s cha s t in der Zeit der grüßten Gefahr zn verwirklichen. Außenpoli tisch sei unsere ganze Arbeit bisher ein« Sisyphus arbeit gewesen. Wenn einem Volk die Gemalt der Waffen nicht zur Verfügung stehe, müsse man auch den Mut haben, die Konseauenzcn daraus zu ziehen, wenn dies zunächst auch unpopulär sei. Der Versailler Vertrag sei in vielen Beziehungen, z. B. in den Forderungen des letzten Ultimatums, nndurchsührbar, aber er warne davor, zu glauben, datz man eine Aenderung der Benhältnisse durch die Zerreißung des Vertrages erzielen könne. Wen» er gegen die RechtSwidrigkeitcn des Versailler Vertrages vrotestieren wolle, dann müsse «r sich aus de« Bode» des Vertrages stellen. Dr. Stresemann wandte sich sodann gegen die letzte Rede deS bayrtschen Ministerpräsidenten v. Knilcking. Wenn die bayrische Regierung den Wunsch gehabt habe, sich über die Autzenpolttik zu orientieren oder sie zu bees.nslnssen, z. B. ln der kriegsschuldfrage. lo wLre e- ihre Pflicht und Schuldigkeit gewesen, diese Dinge Auswärtigen Ausschuß des Neichsrates vorznbringen wo besser hinpaßten, als in eine Volksversammlung. Zudem Kriegs- die Lüge tiktn^r . M^Er! und die rganikn- rsotg der seit lvlv vieler im sie sei es unrichtig, daß die deuische Politik schnldfrage versagt habe. Wiederholt habe von der deutschen Kriegsschuld zurückgei Aufklärungsarbeiten der Negierung nnd prk tionc» seien nicht ohne Wirkung geblieben. Arbeit des Auswärtigen Amtes habe sich in der veränderten geistigen Einstellung Mächte gezeigt. Wenn man die Dinge geschichtlich betrachte, so werde man zu dem Ergebnis kommen, daß noch selten eine stckdkcre Umstellung der Welt eingetrcten sei. Diese Um- stell»«» habe sich auch in den Verhandlungen der Sachver» ständigrnausschüsse gezeigt. Der Minister wandte sich gegen den Borwurf, daß er seine Politik auf eine alleinige Verständigung mit Frankreich eingestellt habe. Heiße es, den Faden mit England ab- schneiden, wenn wir zum ersten Male eine Anleihe vo« der Bank von England bekämen? Zur inneren Politik wandte sich Reichsminister Dr. Stresemann gegen den Vorwurf daß die Regierung marxistisch eingestellt gewesen sei. Der Streit in der Frage der Urheberschaft der Ncntenmark sei müßig. Ent» scheidend sei gewesen, datz man den Etat in Ordnung ge bracht habe, wobei man an dem Beamtenabbau nicht habe vorübergehen können. Die herabgesetzten Gehälter seien nur für eine Uebergangszcit bestimmt. Die Quelle der Wcrtbeständigkeit, nicht mehr auszu geben, als eingenommen werde, müsse unbedingt er halten bleiben. Sodann wandte sich der Rcichsminister gegen die Me- ilwden, mit denen man in München Innen- und Außenpolitik getrieben habe. Keiner der dortigen Herren hätte sich den Kopf zerbrochen, wie sie es machen sollten, wenn sie in der Wilhelmstraßc sähen. Znm Schluß wies Rcichsminister Dr. Stresemann den Vorwurf zurück daß die Pnlitik ter Dent.- schen Vvlkspartei rein opportunistisch sei und verwies dabet auf Bismarck, der seine Verbündeten da genommen, wo er sic finden konnte. Man müsse aus jeder Lage das Beste heranSholcn. Die Partei habe sich bewußt zur Politik der Verantwortlichkeit bekannt und sei stolz darans, au de« Wicdcransban des Reiches mitgewirkt zu haben. Gesandter v. Tusar Berlin, 23. März. Der austerordcntliche Gesandte und be vollmächtigte Minister der tschccho-slowakischcn Republik i» Berlin, v. Tusar, ist gestern abend um ^7 Uhr einem schwe- rcn Herzleiden, an -cm er seit einiger Zeit litt, er legen. Tular war als Redner hoch angesehen und wurde wege« seiner vornehmen Haltung vielfach als Unterhändler ver wandt. 1917 wurde er Vizepräsident des österreichischen Abge ordnetenhauses und nach dem Umsturz im Oktober 1S18 zu- nächst vorläufiger, dann definitiver tschccho-slowakischrr Ge sandter In Wien. Am 28. Juli lS,V erlangte -r die Minister- Präsidentschaft und trat von diesem Posten im September 1S2V zurück. Seitdem bekleidete der Verstorbene de» Gesaudte«- poste» t« BerU».
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