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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.02.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188202095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-02
- Tag1882-02-09
- Monat1882-02
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.02.1882
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Erschein täglich i früh S»/, Uhr. KrtiMis» unß LkPthiti«» Jvha»ocsg«ss« 33. APrrchkvvtr» der Neßacti«»: vonnitlo-s 10—1» Uhr. stachmittogt —6 Uhr. >>» M >«»,»»» -^«Nanii-r V-m-Icrtyt» «nnstz», »« ssr »t« »ächftfR^nd, «„»»er »eftt«»te> z«s«r«t« » «s»e,»„e« bi« t Utr «-»»tttj»,«. an kenn- und Festtagen srnt »i« '/,§ Air. 2» den Filialen für 2ns.-^stnatz«: Htt« Ule««, UnIversllStrstraße »1. Lants titsch», »atharinnistrahe 18, ». «nr »I» '/,S Utzr. eimtzerIlUMM Anzeiger. Organ fir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage »7,1 S». Lß«»»r>m,t,»rki, viertel,. 4'/, Md-, t»cl. Brinqrrlohn 5 Vik., »>rch die Post bezogen « E Jede rinzeinr Nummer 23 Ps. velegrzrinplar 10 Pf. Webthreu lür Lrtrabeilag», «t»e PostbesSrderung 39 Mk. . »tt Postdefürderuig 48 Mt. Inserate »gespaltene Petitzeile »0 Pf. Größere Schnsten laut unserem Preis. Verzeichnis,. Tabellarischer L->p nach höherem Tarif. Urctoaen »ater den Nrdarlioaoknch di« Soattzelle 50 Pf. 8»frrat» sind ster« an die Ep-esitta» ,u send«,. — Rabatt wird »ich, gegeben. 8»hlaag praauumerauäo oder durch Post- Nachnahme. 40. Donuerätag den Februar 1882. 76. Jahrgang. »SS Amtlicher Thetl. Nekamlmachinr. Die am 7. Januar diese» Jahre« verstorben» Frau Emilie Beate Louise verw. Pros. vr. Wagner, gcb. Franke, hat uns 60V Mark mit der Bestimmung letztwillig überwiesen, daß die Zinsen darau» alljährlich einer verschämten Armen zngewendet werde» sollen. Nachdem wir beschlossen haben, dieses vermächtniß anzu nehmen. bringen wir die« hierdurch mir dem Ausdruck unseres Danke« zur öffentlichen Kennt,,iß. Leipzig, am 4. Februar 1882. Der Skath der Stadt Leipzig l)r. Tröndlin. Mennig. vrrmikthmig in der Aeischhalle am Hospltalplatz. T» obiger FleischhaUe sollen die miethfreien Nbthrt- Imoge« Acr. 8 und Lt zur sofortig»« «adersoette« Ber«t»th«ng unter den üblichen Bedingungen Dienstag, den I». dfs. Mo«., . ^ BorneittagS L» Ubr sus de« Rathhause. 1. Stage, Zimmer Sk. l7. versteigert toerden. Die Permiethungs» und Dersieigerungsbedingungen könne« ebendaselbst auf dem großen Saale schon vor dem Termin« eingesehen werden. Leipzig, den 3. Februar 1882. Der ÜVath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Auf der westlichen Seite de« Gerichtsweg«, zwischen der HoSpilalstraste und dem Armenhause sollen circa 582 qm Granittrottoirplatten anaeliefert und die mit deren Legung verbundenen Steininetzarveilen an einen Unternehm-r in Aeeord verdungen werden. Die Bedingungen kür diese Arbeiten liege« in unserer Tief- bau-verwaltuna. RathhauS, Zimmer Nr. l4, auS und könne» daselbst eingesebcn rrsp. entnommen werden. , Bezügliche Offerten sind versiegelt «nd mit der Aufschrift: «Granittrottoirplattrn im Gerichts »ege" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 20. Februar 188», Nachmittags 5 Uhr einzurcnchen. Leipzig, am S. Februar 1882. DeS -katheS dee Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation^ Vekanntmachung. Auf der westlichen Lette bcS Gerichtsweges, zwischen der Haspitalstraße und dem Armenhause sollen circa SS7 qm Mosaikpflaster hergestellt und die betreffenden Steinsetzerarbeiten an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau»Verwaltung, Rathbau-, Zimmer Nr. 14, au« und können daselbst eingesehen rcsp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Mosaikpflasber tm Gerichtswege" versehen ebendaselst und zwar bis zum 20. Februar d. I. Nachmittags 5 llbr einzurrichen. Leipzig, am 3. Februar 1882. Des RatheS der Stadt Leipzig Stra-enbau - Deputation. Volz-Auctiou. Freitag, den »v. Februar d. I . sollen von Bor mittags v Uhr an im Forstreviere Nosenthal S Raummeter Eicheu Mutzschettr, 104 Rmtr. Eichen-, 19'/, Rmtr. Buchen», 8'/, Rmtr Rüstern, und 1 Rmtr. Eschen »Brennfchettr, sowie 0 Rmtr. Ellern-Rollen gegen sofortige Baarzahluug und unter den im Termine ausgebangenen Bedingungen an Ort und Stelle nach dem Meistgebote verkauft werden. Ansammenknnft: an der Leibniz-Vrllck«. Leipzig, am »0. Januar 1882. De» Rath« Forst-Deputation. Me« Schelk flr Aädchei. Dt« Prüfung der für die Elasten IX bis l augemeldeteu Schülerinnen findet Sonnabend den 18. Februar morgen» 9 Uhr statt, ««her Papier und Feder find die Michaeliszeugniste mttjubrlngeu Di« für die zehnte Elaste angemeldete» Mädchen bitte ich an dem selbe« Tage Nachmittag» zwischen 3 and 5 Uhr in der Schale vorzustellkn. Lewzig, de» 7. Februar 1882. Vr. S. Nöldet». Maniüinachllng. Dt» settber mit „Hohlweg" bezeichne«», von Anger durch Nrud- »ttzer Flur »ach Thonberg führende Strohe hiesigen Ort» ist vo» an» Nieöeck - LtrgH« »ruauul Uwrde», wa» hiermit zur allgemeinen Kenntntß gebracht wird Reudnitz, 4. Februar 1882. Der Temetnserath Hetzer. Nichtamtlicher Thetl. Die kirchenpolitische Debatte im preußischen Dgeordnetentiause. Der Telegraph hat gestern über den Beginn der kirchen politischen Debatte im Abgeordnetenhaus« in aus- jührlicher Weise berichtet; indrsten der erste verhandlungsta; über d«e Vortage der Regierung läßt da» schließlich« Schuk'a dieses Gesetzes noch ganz im Ungewissen erscheinen. Au Setten de« Sentrum« sowohl als der Regierung und der Eonservativen herrschte unverkennbare Scheu, das letzte Wort zu reden und sich vorzeitig zu binden. Wir sind, wenn auch au» der Verhandlung Anhaltsvunct« str dies« Meinung nur spärlich zu entnehmen sind, doch der Ansicht, daß stblieglich E entrinn und Eonserva tive ein« Form der Verständigung unter sich und mit der Regierung finde« werden, allein außerordentliche Schwierigkeiten wird es bereiten; und was schließlich von veiden Seiten zugestande» werden wird, läßt sich noch von ferne nicht vorauSsrhen. Was aber auch Positive- jetzt zu Stande kommt, daran ist nicht zu zweifeln, daß damit nur ein AuSkunstSmittel und ein Noihbehelf für den Augenblick gegeben ist, keineswegs eine dauernde Lösung. Die organische Revision der Maigesetzc ist die Parole, die alle Parteien jetzt im Munde führen; nur die Regierung will diesen Weg noch nicht betreten. Freilich die Uebereinstimmung in der Forderung der organischen Revision will nicht viel be- agen. Sowie die Parteien daran gehen werden, diese allge meine Forderung in bestimmte positiv« Einzelvorschläge um- zusetzr», wird sich zeigen, wie bimmelweil verschieden eine conservative. eine klerikale, eine liberale Revision von einander abweichen. Auf alle Fälle würden wir es al» eine der werth vollsten Früchte der gegenwärtigen Verhandlungen betrachten, wenn Über Inhalt und Umsang dessen, wa- von den ver- chievcnen Seiten gefordert und zugcstaiiden wird, Bestimmt heit und Klarheit verbreitet würde. Di« Generaldebatte kann natürlich über rin« ganz all gemein gehaltene Darlegung der Anschauungen und Grund ätze nicht hinauSgchen; der Schwerpunkt der eigentlichen Ber- »andlungen wird in der einzusctzenden Commission liegen. Vir sind gespannt, ob es bei der weiteren Arbeit den Con- ervaliven und ber Regierung gelingen wird, die Ansprüche >es Eentrums auf ein erträgliche» Maß herabzudrückcu. Es prach wieder viel Ueberhebung, Trotz und Zuversicht aus den Reden Schorlemer'S und Windthorst«; geradezu empörend war die gehässige Weise, in welcher der Eintritt Falk'- in den Justizkienst von den klerikalen Parteiführern besprochen wurde. Einen unversöhnlicheren Haß. al» er in einem ultra montanen Herzen wuchert, giebt es eben nicht. Ein dürftige», nach keiner Seite besriedigendes Gesetz, ähnlich wie da» vom Jahre 1880, wird schließlich wohl zu Stande kommen. Zu einem aufrichtigen Friedensschtuß können wir die Bedingungen und die geeigneten Stimmungen noch nickt wahrnebmen. am wenigsten beim Eentrum, und für die Hoffnungen des Herrn EulluSminister», daß man beim Papst und des den deutschen Kirchenfürsten mcl)r Entgegenkommen und Friedensliebe finden werde als bei den parlamentarstchcn Vorkämpfern de« UltramontaniSmuS, fehlt es doch auch noch » * » Ueber die Debatten am Dienstag erhalten wir noch den folgenden Specialbericht aus Berlin: Der erste Tag der kircbenpolitiichen Debatte hat im Wesentlichen die Erwartungen bestätigt, die von von,herein gehegt wurden: der Widerstand des Eentrum» gegen die discrctionären Vollmachten ist nicht mehr ein so pathetischer und macht nicht mehr in solchem Grade den Eindruck echter Ucberzcugthcit, wie die» vor 2 Jahren der Fall war. Wer die .Reben der Abgg. von Schoriemer-Alst und Windthorst hörte, ohne zu wisse», daß die Fraktion in ihrer letzten Sitzung „einstimmig" da» Gesetz für unannehmbar erklärte, der mußte m dem Schlüsse kommen, die Ultramontanen würden der Vorlage, unter gewissen und weitgehenden Bedingungen aller dings, beistimmen. Und dieser Eindruck eine- unbefangenen Zuhörer» dürfte, trotz der theatralischen Vcrwrrsung-komvdie in der FractlvnSberalhung, der richtige sein; in der That mehren sich von allen Seiten, in den ParlamentSrcdcn wie in den vertraulichen Miltheilungen der EeiitrumSabgeordneleu, die Anzeichen, daß für Herrn Windthorst und seine Freunde das Gespenst der DiscretionSvollmachten seine Schrecken ver loren habe. Herrn v. Goßler's Auftreten hat einen verhältnißinäßi guten Eindruck nicht verjehlt. Dieser Minister ist sichert« kein Diplomat, was Herr v. Puttkamcr sein wollte. Was ihm damit an Gewandtheit abgehen mag. ersetzt er durch Klarheit und Offenheit. Er ist genau so konservativ wie sein Vorgänger, und kein Liberaler wird Kirche und Schule gern seiner Leitung anvertraut sehen können; aber er weiß doch wenigsten- waS er will, während Herr von Putt- kamer die- vielleicht auch wissen mochte, es aber vorzog. seine An- und Absichten der profanen Wett zu verbergen und die wißbegierigen Frager mit der LiebenSivürdigkeit adzusertigen „sie mögen sich nicht den Kopf der Regierung zerbrechen.' Herr von Goßler ist resigmrt genug, von seinem Ent- wurf nicht z« erwarten, daß derselbe den „natur- nothwendia erwachsenen Kampf" (wie er ihn nannte) zwilchen Staat und Kirche mit einem Zauberschlage beseitigen werde; er killt auch die Falk'sche Gesetzgebung für gesund in ihrem Kern und verlangt nicht«, als sich innerhalb der Grenzen jener Gesetzgebung, die uickl verschoben werden sollen, mit größerer Freiheit al« bisher bewegen zn könne»; er spricht seine Zuversicht zu der versöhnlichen Gesinnung de- gegen wärtigen PapstcS au», ober rathsam erscheint e» ihm, da« souveräne Selbstbestiminunasreebt de- Staate« nicht durch Concordate oder ähnliche Verpflichtungen aus der Hand zu geben; „der Staat hat in sich selber die Kraft, sdincii kittho- lischen Mitbürgern Genüge zu thun." DaS ist allerdings nicht die Sprache, welche das Eentrum gern hört, indessen man muß sich stets gegenwärtig halten, daß die Ultramontanen einer gebundenen Marschroute folgen, die sie au» Rom er halten, und dir von den Wegen, welch« der Minister von Goßler wies, diesmal nicht allzu sehr divergiren dürsten. Recht lehrreich für die intimen Beziehungen zwischen Herrn Windthorst und Rom waren die Mittheilungen, die der CentrumSsÜhrer von dem Stande der Verhandlung«» der preußischen Regierung und der Curie machen konnte. N)»r, wer so genau wie der Abg. Windthorst unterrichtet ist. wird so positive Behauptungen, wie er es heute that, aus» stellen wollen; daß die Verhandlungen sich bisher stet» um rein äußerliche lPersonal-)Fraaen gedreht hätten, daß die Frage der Revision der Maigesetz« „nicht einmal an deutungsweise" von den preußischen Unterhändlern an geregt worden sei. Das Hau- stand vri dieser mit größter Bestimmtheit vorgetragenen Erklärung unter dem Eindruck, sich in der That einer verbürgten Information gegenüber zu befinden, «nd der Minister sah sich zn irgend welcher Richtigstellung nicht veranlaßt. Recht ungünstig hatte sich übrigen- die Rednerliste gestaltet: di« Liberaien kommen beut« gar nicht zum Wort« und sehe» sich aus den zweiten Deeattentag verwiesen. Abweichend von der bisherigen An- nähme wurden di« Reden von conservaliver Seite, besonders diejenige de» sreieonservativen Grasen Wintzingerode durch «ine Reserve gegenüber den ultramontanen Ansprüchen charakterisirl, die wehlthuend von dem überschwänglichen Entgegenkommen eines Stöcker und v. d. Reck in den ver» !Handlungen vor zwei Jahren abstach Ja, Graf Wintzin gerode' wurde, al« er tapfer und gewandt für den ehe- maligen Cultusminister vr. Falk ein« Lanze brach, durch den lebhaftesten Beifall von den Bänken der Linken aus gezeichnet. ein Vorgang, der nicht eben häufig zu verzeichnen em wird, zumal seitdem sich in den letzten Jahren die Parteigegrnsätze schärfe, als früher zugrspitzt haben. Leipzig, 9. Februar 1882. Man schreibt uns au« Berlin vom Dienstag: „Herr v. Goßler wies in seiner heutigen Red« aus die gefahrdro hende Au«dehnung der nationatpolnischen Agitation hin, welche ganz Posen und Westpreußen wie mit einem Netz überdeckte, weiche auf nicht» Geringeres als die Wiederauf- richtung eine» selbstständigen Polenreich« abzielle und wrlche es deshalb unmöglich macht«, die Waffen der Maigesetzc ganz aus der Hand zu geben. Dem Schlüsse mag man zu« timmen können, wenn man auch dte Voraussetzungen für über- rieben erklären muß oder selbst für falsch. Bor Allem enl- pricht e» nicht den Thatsachen. wenn der Minister meint. Vre letzten Reichstag-Wahlen hätten bewiesen, daß die Polen ich von der Gemeinsamteit mit ihre» katholischen Mitbürgern -eutscher Nationalität lvSgesagl hätten. Vielmehr haben >e nicht blv» jetzt, sondern immer ihre eigenen Candidaten ausgestellt; erst m zweiler Linie recurrirlen sie aus die Can- didaten des CentrnmS. Sind sie diesmal weniger compromiß. lustig gewesen und haben sie trotzdem größere Ersolge erzielt, o i,t die« Resultat, wie Herr v. Goßler wissen sollte, einzig und allein der Verblendung der deutschen Conser- vativen im Osten zu danken, die in ihrem Haß gegen die Liberaien sich nicht scheuten, offen zu erklären, daß sie eher einem Polen als einem Candidaten ber Linken ihre Stimmen geben würden. Und sie sprachen nicht nur so. sondern sie hantelten kläglicherweise auch danach. Aus den Bänken der Rechten war kenn auch merkwürdigerrveise der Beifall, der die Worte de» Minister« begleitete, recht gequält und dünn, während er lonst aus die Berührung der nationalpatriotischen Saite so stark zu rcagiren pflegt." Ueber die srüher verlautbarte Absicht, den königlichen Erlaß an da« preußische Staat-Ministerium vom 4. Jan. d. I. rm Abgeordnetenhaus! zur Sprach« zn bringen, ist Näberes nickt bekannt geworden. Die Annahme jedock, wonach man in Folge der Debatten im Reichstage über diese Angelegenheit davon Abstand zu nehmen gewillt wäre, dürste schiverlick zutressen. Wakrscheinlick wird man de» den ElatS- dcdatten daraus zurückkommen. Auck da« Verfahren gegen den ReichStagSabgcordneten Berling soll zur Sprache ge bracht werden, zumal da man über den ganzen Vorgang „och eigentbümlicke Ausschlüsse erhalten baden will. Wie weit diese letztere LcSart richtig ist, wird indessen abzuwarten bleiben. Pros. Vr. Finkelnburg. Mitglied de-Reick-gesund beit Samt-, veröffentlicht soeben in der neuen Auslage von Holtzenvorss'S „RechtSlerilon" eine Kritik der Bestrebungen, die aus Beseitigung de« Impfzwanges abzielen. In sofern diese Bewegung mit wisscnschaftlichcn Gründen zu be kämpfen war. ist die Zurückweisung schon wiederholt und wirk sam seiten- hervvrrragender medicinischcr Autoritäten geschehen Erfreulich aber bleibt eS. daß jetzt auch ein Fachmann in amt lick er Eigenschaft und mit amtlicher Autorität die Agitation gegen den Impfzwang al» verwerslich und thörickt kritisirt; man darf also an der Hoffnung sesthalten, die Feinde der Wissenschaft und eigensinnige Verfechter eine- übertriebenen staatsseinvlicken Individualismus würden ebenso wenig wie ihre, gegen die Vivisektion anstürmendcn Gesinnung-verwandten aus praktische Erfolge zu rechnen haben. Pros. Finkelnburg beweist, daß der Emgnss in die bürgerliche Freiheit, der im Impfzwang liegen soll, geringer sei al« die gleichen Beschrän kungen durH dw allgemeine Schul- und Militairdienstpflickt daß ferner di« Gesunvheirsschädigungen, die hier und da durch die Impfung vorgekommen sein mögen, kaum „rin Millionstel" deS Unheils betragen, welches früher die Blatternepidemien zur Folge hatte, und endlich, das; es möglich sein werde, durch Fürsorge für reine und gesund« Lymphe auch jene vereinzelten Unfälle absolut verschwinden zu machen» wie dies schon jetzt in Hamburg und Weimar der Fall sei. Nachdem die bekannten visentlichen Erklärungen de» früheren Landraths v. Bennigsen-Förder »nd de»Ober- Präsidenten Steiumann erfolgt sind, ist nunmehr nach einer Mittheilung der „Laurnb. LandeSztg." eine öffentliche Erklä rung des Kammerrath« Berling zu erwarten, welche die Beweggründe darlegen wird, die «l»n zur Einstellung de» strafrechtlichen Bcrsahrens gegen den Landrath wegen de» Pamphlets veranlaßt haben. Eine größere Genugthuung konnte allerdings unter den obwaltenden filerhällnisirn Herrn Berling nach den Erklärungen der vorgenannten beiden Be amten kaum noch zu Theil werden. Wie die „Germ." hört, ist dem Domcapitelzn Breslau ein päpstliche« Breve zugegangen, in welchem der heilig Vater die Haltung des CapitelS belobt und den Berzich desselben auf die Wahl eine» Fürstbischof« acceplirt. , Au« Wien wird un» vom 7. d». geschrieben: „Welche Art sensalioncklr „Beruhig»ng4"-Nachnchtcn die hiesige ossiciösc Presse dem Publicum auszutischcn wagt, davon liefert beute ein hochofflcivse» Organ ein höchst drastische» Beispiel. In einer angeblichen „Petersburger Original-Correspondc»»' läßt nämlich jenes sich wörtlich Folgendes schreiben: „Die Ttschred« des Generals Tkobrlew und spcciell der aus di« Unruhen in der Herzegowina bezüglich« Theil derselben hat zu einem diplomatischen Intermezzo zwischen Deutschland und Rußland Anlaß gegeben, über welche» un- von gut unterrichteter Seit« (?) folgende Detail« zugehen: „Ans da» Telegramm der „Berliner Nat.-Zlg." über di« Tischrede Skobrlcw's hin hatte der deutsche Reichskanzler den deutschen Botschafter m Petersburg telegraphisch beauftragt, bei Herrn v. Tiers anzusragen, was es mit brr Red« Ekobelew's für ein Bewandtniß Hab«. General v. Schweinitz begab sich unverzüglich in das Ausivärtige Amt und richtete seinen Auftrag au», woraus Herr von Gier» ihm versickert«, „er wisse nicht« von «iner Rede de« Generals Skobelew". Durch diese Antwort au« dem Munde des Verweser» de« Ministerium» der auswärtigen Anaelearn heilen war also die Frage, ob di« Red« Skobelew'« einen osficiösen Charakter trage, vollständig im verneinenden Sinn« erledigt und der deutsche Botschafter konnte ohne Weitere« seinem Chef melden, da,. Venn General Skobelew den be treffenden Passus in seiner Rede verbrachte, er es aus eigene Faust that, ohne irgend wie von maßgebender Seite dazu inspirirt, geschweige denn ermächtigt gewesen zu sein. AlS aber gleich daraus mehrere panslavistisch angehauchte Peters burger und besonders MoSkgwr Zeitungen stark anli- österreichische Artikel brachten u« auch in anderer Weise eine regere Tliätigkeit der panslavistischen Partei bemerkbar wurde, erhielt der General v. Schweinitz eine zweite Depesche de« Fürsten Bismarck, infolge welcher er Herrn v. Gier» er klärte. daß, fall» es sich berau-stellen sollte, daß die russische Regierung die anli-östcrreichische Agitation ,n der russischen Presse unterstütze oder ihr gegenüber auch nur eine zu weit gehende Toleranz zeige, er möglicherweise und zwar sehr wahrscheinlich in die Lage kommen dürste, dem russischen Kaiser seine Abberufung a»S Petersburg anzuzcigen. Zugleich ei er zu der Erklärung ermächtigt, daß Deutschland seine Interessen mit denjenigen Oesterrerch-UngarnS indentisicire!" — Das hiesige ofsiciöse Organ, welche» Liese „pikanten" Nachrichten bringt, scheint wohl nur aus die sprichwörlliche Leichtgläubigkeit des Wiener Publicum» zn speculircn". Die Ocsterreick-Ungarn von panslavistischer Seite drohenden Gefahren werden von osficiöser Seite nach Möglichst abgeschwächk. Dir Wiener „Polit. Corresp." meldet aus Grund zuverlässiger Mittheilunaen au« Lemberg, daß die von den Zeitungen gebrachten Meldungen über die Ursachen der vovgenommenen Verhaftungen im Wesentlichen richtig, indessen nicht erschöpfend seien. Bei den, gegemvärti-. gen Stadium der Angelegenheit seien positive Angaben selbst verständlich nicht zu erwarten. Auch die panslavistische Agitation zu Gunsten der Aufständischen in der Herzego wina ist nicht mehr in Abrede zu stellen; die Slavencomttös in Rußland rühren sich wieder wie im Jahre 1370. al« Serbien in den Krieg gegen die Türkei gehetzt wurde. Allerhand Abenteurer sind durch diese Eomilö» reichlich mit Geld und Waffen versehen mtterwegs nach dem In» urrectiSnSschauplatzc: soeben au» den Gefängnissen ent lassene Verbrecher erhalten unter dem versprechen, den be drängten stavischen Brüdern zu Hilfe zu eilen, rerchlicbe Unterstützung; in Noch befindliche Bauern werden unter Vorspiegelung glänzender Aussichten zum Verlosten von Han« und Hof veranlaßt, gegen die Oesterreicher zu kampsen. Hoch trabende Eiegesbulletms. nach denen die stavischen Helden in der EridoScie und der Herzegowina die Truppen de« österreichischen Kaiser« zu Paaren treiben, circulrrrn in den Dörfern. Alle» wird vorbereitet, mn auch Bosnien zu insurgircn: im April sollen dort zehntausend Mann die Faune wider die Oesterreicher erheven. Da» „unglückliche Bosnien" wird jetzt von den vornehmen Damen Moskau» mit Thräneo erstickter Stimme be klagt. Herr Aksakow hat in der „Ruß" den Ton zu diesen Klagelievern angeschlagen und die ganze panslavistische Preß- linie ist in denselben prompt eingefallen. Die Ernennung de« Herrn Katkow zum Geheimrath und die voraussichtliche Berufung desselben zum Erzieher de» Großfürsten Thron folger» läßt die Panslavisten nahe am Ziel ihrer Wünsche erscheine». Die WarnungSstimmen der liberalen Zeitungen, unter denen sich besonders der „Golos" hervorthut, verhallen wirkungslos. Die um da« Wohl ihres Landes ernstlich be- svrqtcii Russen, welche eS mit der so viclgeschmähten Intelli genz deZ EuropaiSiiiilS halten, haoen nickn so unrecht, wenn sie behaupte», daß Aksakow'S und Katkow'S Bestrebungen für Rußland ebenso gefährlich seien, wie die der Nihilisten. Zu den jüngsten Verhaftungen in Ostgalizien wird auS Lemberg vom 7. d. gemeldet: „Heute wurden aber mal» einige Verhaftungen vorgenommen, darunter die de» BolkSschullehrerS Trem bicki, RedacteurS eines in Koloinea erscheinenden Blatte», sowie einiger Personen in dem Dorse Hniliczki. wo die Bauern zur russischen Kirche übertreten ' wollten. Unter den dort Verhafteten befinden sich auch der Dorfschulze Iwan HtuSzko und sein Stellvertreter Wasist Zozula. Außerdem sanken in Lemberg Hausdurch suchungen bei mehreren Rnthenen statt, wobei verschiedene Briefschaften beschlagnahmt wurden. — Außer dem Kacz- kowSki-Vereine soll auch der Studenten-Berrin „Kruzoi" in di» Untersuchung verwickelt sein. Die ganze Agitation leitete der verbastete Hosrath DobrzanSki. Bon polnischer Seite wird behauptet, da, DobrzanSki an rutbeiiisckc Studenten und Journalisten Subventionen der Slavcn- ComitSS in Moskau und Petersburg vertheilt habe." Ueber die Stimmung und Vorgänge in Montenegro enthalten die Pester Journale eine Reihe der sonderbarsteu Sensationsnachrichten. Eö heißt unter Anderem, die Agi tation gegen Fürst NicolauS nehme immer mehr einen drohen den Charakter an. Man spreche offen von seiner Vertreibung und der auS Neapel zurückgekehrte Wjemcrtschitsch agitire eifrig für die Erwählung — Mcnotti Gari- baldi'S zum lebenslänglichen Präsidenten der Westbalka»- södercttio»! — Die Erbitterung der montenegrinischen ActionS- Partei hätte ihren Höhepunkt erreicht. W;ei»crtschitsch giebt an. der von iym verwaltete ActionSsond» sei au« dem Keller verschwunden, in dem die Regierung 250 Martini-Gcwebre confi-ciren ließ. Wjemcrtschitsch klagt die Organe der Ne- aieruiig an, da» Geld genommen zu haben. Der verhaftete Dheodorowitsch wurde entlassen, weil die Untersuchung seine Angabe, daß er aus den Steinadler schießen wollte, der auch thalsächlich zu Tode getroffen zu Boten gestürzt war. bestätigt fand. Mit diesem Attentate dürste cS wohl auch ein eigenes Bewandtniß haben Wenigsicn» scheint c» be fremdend, daß man mit einem Revolver! eine» solchen bediente sich Theodorvwilich. nach — Steinadlern schießt l — Weiter wird Pester Blättern au» London gemeldet, daß die russische Regierung bei Londoner Kauflcutcn sich erkundigte, ob sie innerhalb sechs Wochen 9000 Kilo Chinin liefern könnten; ebenso groß wäre der Bedarf der russischen Armee im jüngsten Oricntkriege gewesen. AuS Rustschuk geht die Nachricht ein, daß dort sechszehn russische Acrzte mit zwanzig Kisten Charpie und Bandaacn anaekommen seien. Di« Kerzt« sagm unverhohlen, daß ihre Bestimmung Bosnien ser. Da» neue französisch« Ministerium befestigt seine Stel lung in erfreulicher Weise. Die letzte Sitzung der Depu- tirtenkammer, welch« sich mit einer von Granrt einge- bracbten. aus die Versaffungsrevision bezüglichen Anfrage beschäftigte, bat gezeigt, daß zwischen dem Eadinet und der Kamincrmajorttät darin Uebernnstimmung herrscht, von der Austragung grundsätzlicher Probleme jetzt ganz »nd gar Abstand zu nehmen, dagegen überall di« reale Bedürsnißsrag»
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