Ischopairer Wochenblatt. Gemeinnützige und angenehm unterhaltende Mittheilungen für den Bürger und Bandmann. Mit aller-gnädigster Rönigl. Sächsischer Lonccssion. 21. Sonnabends, den 23. Mai 1846. Motto: Giebt'S doch der Stiiimic», ihr Freunde, gar viele, Folget den guten — sie führen zum Ziele! I. Stinrniengewalt. ES tönen viel Stimmen mit mächtigem Klang Durchs irdische menschliche Leven, Vom Lallen des Kinds bis zum Sphärcngcsang Ist Allen hier Sprache gegeben.' Als jauchzend die Welt sich dem ChaoS entrang Mit freudigem süßen Erbeben. Als strahlend der Dom sich des ActherS crbau't, Ertönte die Stimme d er Al lmacht schon lant. ES sprechen die Himmel durch Sterne so hell, Durch rollende flammende Sonne», Die Erde, sie spricht im geschwätzigen Quell, Im Bergstrom, dem Felsen entronnen, Am Schmelze der Wiese», im Blnmenpastcll, In Blättern, als Zungen gewonnen; Und wenn sw erbeben, da spricht sie ganz laut: Dust Menschen zu viel auf die Menschen vertraut. ES spricht auch die Luft, wenn sie Ingrimm erfüllt, In Sturmwinds verheerendem Wüthcn; ES spricht auch die Lust, wenn ihr Zorn sich gestillt, Am Sänseln der Zweige und Blüthen; ES spricht auch die Lust, wenn sie sanft ist und mild, Aus Harfen, die Seufzer ihr bieten; Und wenn sie im Donner den Himmel umgraut, Dayn spricht sic als Stimme der Mahnung ganz laut. ES sprechen die Wasser im rieselnden Bach Mit Blumen und Steinchen am Strande; Ans murmelndem Quell spricht ein fröhliches „Alb," Wenn Frühling gelöst seine Bande, Die Orgel des Weltmeer» wird fürchterlich wach, Wenn Sehnsucht die Fluth jagt zum Laude, AuS Fluth und a»S Ebbe auch spricht es ganz laut, Daß Niemand die heiligen Kräfte durchschaut. ES spricht auch die Hölle im menschlichen Blick, Der zückend umhcrirrt im Raume; ES spricht auch der Schutzgcist vom Menschen geschick, ES spricht auch die Sch uld, die heimliche Tuck', Durch Wangen, die bleich bis zum Saume, Und durch das Erröthe» spricht lieblich und laut Die Stimme der Unschuld in Mädchen und Braut. Ein Knabe erscheint mit goldenem Haar, Von Bergen in Thäler gesprungen; Schmückt jeglichen Hügel zum Opfcraltar, Mit Blüthcnguirlandcn umschlungen; Er macht ans den Blumen sich Glocken sogar, Bevölkert die Wälder mit Zungen; Die Stimmen der Schöpfung, sie jubeln ganz laut; ES hat sich die Erde dem Frühling getraut. Der Schmetterling hängt an der Blume Gewand, Die Biene will Blumcnmost nippen, Die Nachtigall zärtlich ihr Lied sich erfand, Dem Than öffnet Rose die Lippen, Von innigem Drange, von Sehnsucht entbrannt, Schmiegt weich sich das Moos an die Klippen, Und Strahlen, wie Lieder herunter gethaut, Erwecken die Stimme der Liebe ganz laut. Ein herrlicher Klang noch durchdringct die Brnst, Ein Klang, drinn das Weltall erzittert; Ein jegliches Herz ist des Klang« sich bewußt, Und wär' cS mit Eisen umgittert, ES tönt ans dem Schlachtfeld mit eherner Lust, Wen» Leben an Leben zersplittert; Wenn Helden umarmen die eiserne Braut, Erschallet die Stimme der Ehre ganz laut. Und noch eine Stimme die Vorsicht uns gab, Ihr Wohlklang ist »immer zu schildern, Wo menichliches Richte» gebrochen den Stab, Da fleht sie das Urtheil zn mindern,