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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 18.01.1851
- Erscheinungsdatum
- 1851-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-185101189
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18510118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18510118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Druckfehler: S. 33 [i.e. S. 23]
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1851
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18 bei, und die Pflege des Juden wurde mit un- ermüdeter Treue fortgesetzt, ohne daß eine Unzu friedenheit je in die Seele der guten Menschen gekommen wäre. Als endlich der Jude schied, war sein Dank tief gefühlt und er sprach einen glaubenswarmen Segen über seine Wühlthatcr; als ihm aber nun Schlösser das Goldstück in die Hand drückte, da schossen die Thranen aus Sc'muel's Augen. „Großer Gott," rief er aus, „Ihr seid sel ber arm, habt mir Gutes gerhan die lange Zeit, und nun gebt Ihr mir noch Geld das ich mein Krämchen wieder anfangen kann. Ich will's nehmen, aber mit Zins bring' ich's wieder, so wahr' der Herr lebt!" Er zog seine Straße und Schlösser sagte, indem er seiner Frau um den Hals fiel: „Wir sind um ein wenig Geld und Ent armer, aber um einen Segen reicher, den der Herr droben gehört hat und gewiß unserm Kinde beilegt." Die edle That des Schullehrers machte übrigens im Dorfe einen tiefen Eindruck. Es waren wohl herzlose Menschen da, die sagten: „Er ist ein Narr! Der Jud' wird's ihm nickt danken!" Aber die Mehrzahl war doch thatsach- lich auf das Evangelium hingewiesen, und als cer Pfarrer an dem Sonntag, auf den die Ge schichte vom Samariter als Sontagö-Evangelium fallt, drüber predigte und sichtlich auf den wackeren Schullehrer hindeutete, daß dieser seinen Kopf auf den Arm legte, da sagten die Bauern: „Er hat uns eine Auslegung des Evangeliums mit der Thal gegeben, und das Wort: Gehet hin, und thuet desgleichen, soll nicht verloren sein." Höher achteten sie den Ehrenmann seit dem, und manche Gabe der Liebe fand den Weg in sein Haus, die seine gedrückte Lage milderte. Die aber gesagt hatten: Der Jud'wird's ihm nickt danken, wurden reckt beschämt. Es wahrte vielleicht noch kein Jahr, da kam ein Brief von ihm an, und es lag ein Goldstück drin und ehrliche Zinsen bis zum Tage, und bald drauf kam er selbst, und unter Thranen beißen Dankes weilte er bei Denen, die ihm Gutes gethan, und dem alten Gottlieb schenkte er eine Brille, weil er den Doktor so schnell geholt. Don da an kam das Jüdchen nickt mehr in die Gegend, weil er sich in der Nahe von Crefeld niedergelassen und seinen Handel erweileit hatte, und mit einem schweren Kasten umherzvg, seine kleinen Waaren den Leuten anzubielen. Jahre kamen und gingen. Ludwig hielt es schwer, in Bonn durckzukommen. obwohl Alles eingetroffen war. was der Pfarrer verspio- chen hatte. Eines Tages, es war in den wenigen Fe,ien- tagen, welche das heilige Pfingstfest bringt, war Ludwig durch die schattigen Vauniteihen nach Poppelsdorf gegangen und dann auf den Kreuz- berg gestiegen. Auf der Galerie der Kirche stand er und ließ sein Auge hinschweifen über das herrliche Land, das vor seinen Blicken lag. Dorthin zuerst, wo hinter den nordöstlichen Höhen, welche den Gesichtskreis begrenzen, das Dörfchen lag, wo das treue Vater- und Mutterherz seiner betend gedachten, wie er ihrer jetzt. Lange war er nickt toU gewesen, und da seine Prüfung nahe war, wollte er auch jetzt nickt eher Heimkehrern Recht lebendig war seine Sehnsucht nach den ge liebten Eltern, und lange hielt der feuchte Blick diese Richtung. Dann ließ er ihn herabgleiten über das hügelige Land bis zur breiten Flache des Rheinthales; weilte hier und dort auf einer bekannten Stelle, am längsten auf der hohen Abtei Siegburg, wo die unglücklichsten aller Menschen, die Irrsinnigen, weilen, um mit Gottes Hülfe geheilt zu werden. Dann folgte er dem Rheine, der wie ein silbernes Band sich durch das Grün hinscklängelt, bis zu den Thürmen der zahlreichen Kücken Kölns, bis zu dem riesen haften Baue des herrlichen Doms. Und wie derum kehrte er zurück über das fruchtbare Flachland, begrenzt von dem schöner. Kranze der Berge, aus deren dunklerem Grün Dörfer und stattliche Landhauser reicher Besitzer hervor- sckauen. Er war in den Anblick so vertieft, daß er nicht merkte, daß noch andere Leute unweit von ihm standen. Die Aussicht ist aber auch so reich und wundervoll schön, daß, so oft inan sie auch genießt, ein immer »euer Reiz den Beschauer fesselt. Plötzlich hörte er eine weiche Mädcken- stinime hinter seinem Rücken fragen: „Wie heißt der hochgelegene Ort?" „Ick weiß es nicht, Kind," sagte eine mann licke Stimme, „aber ich glaube, daß es Eieg- bnig ist. Vielleicht." sagte die Stimme und wandte sich an Ludwig, „vielleicht ist der Herr so freundlich, uns zu belehren!" Ludwig drehte sich schnell um und sah einen sehr wohlgekleideten Herrn neben einem blühend schönen jungen Mädchen stehen, deren ausdrucks volles Auge auf Ludwig weilte. Nach einer leichten Begrüßung bestätigte Ludwig des Herrn Aussage. Dieser betrachtete Ludwig ungemein scharf, dock wurde bald sein Bilck wieder gleich gültig. Ohne Absichtlichkeit von einer der beiden Seiten, stellte sich reckt bald ein Gespräch her, das sich auf die Ansicht bezog und auf die Orte, die man überschaute. Ludwig war genau damit bekannt, und also im Stande, jede Frage zu beantworten. (Fortsetzung folgt.)
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