Wochenblatt Preis! vieetcljäh- rige Pränumeration v »gr. i»S ^»»ö. « »gr. bei Abho lung in der Expe dition. für Zschopau und Umgegend. (Jeden Sonnabend eine Nummer.) JnsertionSgebührcn werden die Zeile oder deren Raum inik i ngr. berechnet. M 3. Sonnabends, den 18. Januar 1851. Wie'« i» den Wald schallt, so schallt'« heraus. (Fortsetzung.) 2. Cs war in den ersten Tagen des Oktobers, als Vater, Mutter und Sohn eben am Tische saßen und das einfache Mahl: Kartoffeln und Salz, mit einem frischen Behagen verzehrten, da gab's auf der Straße ein Geschrei. Entsetzt sprangen alle Drei auf und liefen hinaus. „Was gibt's?" rief der Schullehrer, der bei UnglücksfäÜen immer der Erste zur Hülfe war. „Was, eine Dummheit von so einein Juden!" sagte der Nackbar Gottlieb. „Was ist's denn?" fragte der Schullehrer eifrig. „Habt nur ein Bißcken Geduld, Herr Schul meister," sagte der langsame Gottlieb, „ich will es Euch ordentlich auslegen. Des Schulzen sein Peter war in der Stadt, Diele holen für des Schulzen seine Stube, die er neu dielen will. Da kommt ein arm Jüdchen, das mit Brillen handelt, und bittet den Peter, daß er's auf die Dielen sitzen lasse. Der Peter thut's, und wie er da an der Ecke die Kehr nehmen will, greift er sie zu kurz; das linke Rad geht hock an die Mauer; der Wagen neigt sich zur Leite, kriegt einen derben Ruck und das Jüdchen wird gegen die Mauer des andern Hauses geworfen und liegt nun da, als ob's mausetodt wa're. „Hat sich denn Niemand des armen Menschen angenommen?" fragt rasch der Schullehrer. „Wer sollt's tbun?" fragte der Bauer. „Es ist ja nur ein Jud'!" „Gott verzeih Dir das unchristliche Wort!" rief entrüstet der Schullehrer. „Hat der Sa mariter in des Herrn Erzählung auch so gedacht? Komm', Ludwig," rief er, „hier ist es an uns, zu thun, was Christenpflicht heischt!" Und mit kräftigem Arm machte er sich durch den Volks- Haufen eine Gasse. Ludwig folgte und bald hat ten sie die Statte erreicht, wo noch immer der arme blutende Mensch lag. Den Göttlich hatte das Wort des Schullehrers denn doch getroffen. Auch er folgte und die Drei trugen den Ver wundeten in des Schullehrers Haus. Dort lckncll auf Ludwig's Bett und Echcksser rief: „Wasser herbei und Essig!" Die Schulfrau brachte beides schnell. Er wusch ihm die Wunde aus, verband sie und rieb dann des Juden Schlafe. Bald schlug er das Auge auf. „Wo thut's Euch weh?" fragte der Schullehrer. „Ach da!" sagte leise der Jude und zeigte aus sein Vein. Cs war zerbrochen. „Auf, Ludwig, Du bist jung!" rief Schlös ser dem Sohne zu, „lauf nach der Stadt. Es ist mondhell; hole den Arzt. Er muß schnell kommen." Mehrere Bauern waren mit hereingckommen. „Bleib' Er da, Musje Ludwig," sagte Gottlieb. „Ich spanne meinen Wagen schnell an und hole den Doctor." „Nur schnell!" rief der Schullehrer, der bereits mit Vorsicht den Leidenden zu entkleiden anfing, um ihn in das Bett zu legen. Der arme Mann schrie vor Schmerz. Als er endlich lag. schlug Schlosser kaltes Wasser auf und fuhr da mit eifrig fort, bis nach mehreren Stunden der Arzt kam. Das Vein wurde eingerichtet und der entsetzliche Schmerz ließ bedeutend nach. „Wo ist mein Brillenkästchen?" fragte der Jude. Man reichte cs ihm. Aber welch ein Jammer entstand nun, als der arme Alaun Alles zerbrochen und zersplittert fctnd! Es war sein ganzer Reichthum. Schlös ser tröstete ihn, so gut er konnte; in seiner Seele stand ein Gedanke fest. Ihm hatte Gott das Geld beschenk. Dem Juden mußte geholfen werden; aber er sagte Niemand etwas. Sechs Wochen lag der Jude darnieder, ehe er der Heimath seine Schritte zulenken konnte. Ludwig war während dem nach Bonn abgegangen und drei Goldstücke hatte der Vater nur noch. „Nimm zwei," sagte er. „Eins ist für den armen Schmuck, damit er seinen Handel wieder an fangen kann. Gott wird Dir ja weiter helfen I" ^Ludwig und die Mutter stimmten freudig