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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 11.10.1851
- Erscheinungsdatum
- 1851-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-185110112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18511011
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18511011
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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Als mein gnädiger Herr darauf antworten wollte, schlugen auf Befehl des wachhabenden Offiziers an die sieben Tambours den Wirbel, worauf ihm der Regierungsrath den Orden vom Halse riß. zwei Unteroffiziere ihn über das Bund Stroh hielten und zwei andere ihm hinten auf- za'HIten. Es waren dieselbigen, welche TagS vorher zu uns in den Wagen gestiegen waren und dafür Hundeslohn genug von ihm erhalten batten. Dicß trugen sie ihm nun redlich nach. Schlag du Kerl und der Teufel! — Mein gnä diger Herr brüllte, daß es durch alle Trommel wirbel zu hören war, und als er seine Strafe aus- gestanden, führten dieselben Unteroffiziere, welche ihm aufgezählt, ihn wieder an den Wagen, Huben ihn hinein und schrieen mir lachend zu: „So, Kutscher, nun fahr' nach Hause!" So erzählte der alte Vater Frank die tragische Geschichte damals wie jetzt, fuhr mein Freund fort, und es konnte nickt fehlen, daß sie gleich wie ein Lauffeuer durch das Land ging. Niemand bedauerte den Landrath, sondern Alles freute sich über die muthige Predigertockler, welche aber that, als wenn Nichts vorgefallen wäre, und sich ruhig zu Hause hielt. Erst als sie hörte, daß es mit dem Landrath schwächer würde, begab sie sich nach U., und veranlaßte den Bürger meister, das königliche Schreiben dem unglücklichen Manne persönlich zu überreichen. Seinen Inhalt hat Niemand je erfahren, allein die Wirkung war so groß, daß der sterbende Landrath sogleich fragen ließ, ob sie die 600 Scheffel Meßkorn ln natura, oder nach dem Durchschnittspreise der sechs letzten Jahre in Gelbe haben wolle? Als sie daS letztere vorzog, beauftragte er den Bürger meister, ihr die Summe gegen gerichtliche Quit tung und in Gegenwart von Zeugen sogleich in U. auszuzahlen. Tags darauf war er todt. Aber auch hierbei versuchte unsere Sophie wieder einen feinen Kunstgriff. Sie bat nämlich den Bürgermeister, als Zeugen auch den Förster Wei her vorzuladen, angeblich, weil er Stein und Bein in der letzten Zeit darauf geschworen, daß sie nie das Geld erhalten würde, und er sich nun durch den Augenschein vom Gegentheil überzeugen könne; der eigentliche Grund dieser Bitte lag aber wohl tiefer. Denn ach, wie waren meinem Förster die Sünden leid, als nach wenigen Tagen die blan ken Thaler in seiner Gegenwart auf den Tisch gezählt wurden und Pastorfiekchen, wie er sie nannte, das Geld ganz unbefangen einstrich, auf sein Gesickterschneiden gar nicht achtete, sondern ihm zum Abschiede einen kalten Knir machte und die großen Beutel einen nach dem andern auf den Wagen packte, um sie einem benachbarten Prediger, der ihr Pathe war, in Verwahrung zu geben. Das war in damaliger Zeit eine unge heure Summe, -upd wohl mancher Junker hätte sich nickt gescheut, dieserhalb einen dummen Streich zu begehen und um Pastorfiekchen zu werben. Wie war ihm aber gar zu Muthe, als er nack einigen Worben vom Oberforstmeister einen Brief mit der frohen Nackricht erhielt: „Daß Se. Majestät geruht hätten, auf Fürbitten der Predigertochter in S., Namens Sophie Thilo, ihm seinen Sohn Fritz adjungiren zu lassen, sin temalen er, der Oberforstmeister, ihn Sr. Majestät als einen tüchtigen Haidereuter fürgestellet und auch ebenmäßig verhoffe. daß sein Sohn u. s. w. u. s. w." Vater und Sohn weinten vor Rüh rung und all ihr Sorgen war nur: wie sie die abgebrochene Verbindung wieder anknüpfen wollten. „Du mußt zuerst hin, Fritz!" sagte der Alte. „Nein, Sie müssen zuerst hin, Papa! sagte der Junge. „Sie allein haben die Verbindung abgebrochen." Der Alte kratzte sich in den Haaren und meinte, so wolle er in den säuern Apfel beißen, ihr aber zuerst ein Fuder trockenes, buchenes Holz vor aufsenden, um sie sich freundlich zu machen. Kurz, das gute Ende kann man sich denken. Nachdem Sophie dem Alten erst gehörig die Epi stel gelesen, stieg ihr das Blut in die Brust, als auch Fritz eine halbe Stunde nachher gleichfalls angeschlichcn kam, und blöde und verschämt vor der Scheunthüre stehen blieb. „Nur näher, Herr Förster!" rief sie mit hervorbrechenden Thränen aus, und streckte ihm die zärtlichen Arme entge gen. Und jetzt erst, nachdem sie alle Drei sich satt geweint, erzählte sie ausführlich, was ihr widerfahren. Die fröhlichste Hochzeit krönte bald das Werk, von welcher unser alter Vater Frank auch noch Vieles zu erzählen weiß; denn nach dem Tode des Landraths ist er sogleich bei dem Förster in den Dienst getreten. „Nie," so schloß mein humoristischer Freund, der Superintendent, seine Erzählung, „habe ich ein in sich selbst vergnügteres und zufriedene res Ehepaar getroffen, als dieses. Sie waren schon zu Jahren,, als ick die hiesige Pfarre an trat, aber ich mochte kommen, wann ich wollte, sie waren immer heiter, froh und gottergeben. Viele reizende, idilliscke Stunden habe ich.in ih rer anmuthig gelegenen Waldhütte verlebt. In sonderheit im Frühling, wann die Bucken aus schlugen fuhr ich mit meiner ganzen Familie hin, und unter dem duftenden Laubdach gelagert, sa hen wir in heitern Gesprächen auf dem nahen Wasserspiegel die Schiffe vorüberfliegen, worauf dann Fiekcken und meine Frau den Mädchen Blu men suchten, der Förster aber den Knaben Kram- metsvögel sckoß. Erst wenn es darauf zur Tafel ging, mußte ich jedesmal herzlich lachen. Denn der alte För-
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