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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 08.04.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-185404083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18540408
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18540408
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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zu, baß man es drei Häuser weit hörte. „Da ist wieder der wilde Jäger loS," sagten die Nach, barn, ob sie gleich keine Hosen anhatte, und keine Flinte auf dem Buckel. (Fortsetzung folgt.) Der Kriegsschauplatz in der Ostsee. Petersburg. Aus dem Eissec (Ladoga) fließt, in wunder, schöner grüner krystallreiner Färbung, gleich den Gewässern, welche den Eisgrotten der Alpenglet scher entströmen, die Newa ihrer Mündung zu und thcilt sich eine Meile von derselben in vier Arme, die große und kleine Newa, deren Haupt, arme sich wieder in eine Menge kleiner Neben zweige und Kanäle spalten, und so, ins Meer fließend, einen Archipelagus von Inseln bilden, auf denen das schone Panorama von Petersburg sich entfaltet. Die Newa, welche Jahrtausende lang sich in Nacht und Unbekanntschaft geborgen, das glän zende Alterthum und das volle thatenreiche Mit telalter hindurch einsam und vergessen in den Ocean strömte, ist urplötzlich zur Pulsader einer rasch improvisirten großen Weltstadt geworden. Sie führt aus dem Innern des Landes den Ueber- fluß der Provinzen heran und empfängt an ihrer Mündung die schönsten Producte ausländischer Industrie und schafft sic zu den Palästen hin. Sie füllt den Petersburgern, die nur diesen ei nen schönen Brunnen und außer ihm eine klare Quelle haben, ihre Becher mit frischem Labetrunke, ans ihrer krystallenen Schale hatte bereits eine Reihenfolge der mächtigsten Kaiser deS Globus ihren Durst gestillt. Sie kocht den Bewohnern der Residenz ihre Speisen, braut ihnen den lieb lichsten Kaffee und Thee; die zwei russischen Hauptgöttcr, Tschai und Schtschi — der dritte ist der Tschin (Rang) — mit dem mächtigen Satra pen Kwas saugen ihr lokales Machtleben aus dem wässerigen Taufkinde finnischer Fischer. Der harte nordische Winter schlägt leider fast die Hälfte deS Jahres die Newanimphe in eisige Banden. Erst im Anfänge des Aprils, selten am Ende des März, sind die Gewässer warm und kräftig genug, um den sie drückenden Eismantel zu sprengen. Dieser Augenblick wird mit Sehn sucht erwartet, und kaum schieben sich die schmutzi gen Eisschollen vor, den glatten Spiegel des Flusses so weit enthüllend, das einem überfah renden Boote freie Bahn vergönnt ist, so erdon- nern die Kanonen von der Festung, diesen er sehnten Moment den Bewohnern verkündend. Zur selben Zeit, sei es Tag oder Nacht, steigt der Commandant der Festung, mit allen Insignien seines Ranges angethan und von seinen Offizie ren begleitet, in eine prächtig geschmückte Gondel, um zum gegenüber liegenden Palaste des Kaisers zll fahren. In einen schönen, großen Krystall- becher schöpft er daö klare Newawasser, um eS als die erste und schönste Gabe des Flusses dem Kaiser im Namen des Frühlings darzubringen. Er meldet seinem Herrn, daß die Gewalt des Win ters gebrochen sei, daß die Gewässer wieder frei seien und überreicht ihm den Newabecher, den der Monarch auf die Gesundheit seiner Residenz leert. - Der Zeitpunkt der alljährigen Feier naht heran, und die Gondel des Eommandanten harrt bereits in frischgetünchter Pracht ob des baldigen Ereignisses. Werden die Kanonen der Festung jedoch auch Heuer so freudedringend ertönen, wird der Commandant auch Heuer nach gewohnter Sitte seinem Herrn die Meldung bringen, daß die Gewässer wieder frei seien? Die „Petersburgerinsel", von der wieder durch kleine Flußarme die Apothekerinsel, die Insel Petrowsko und eine Menge kleinerer abgetheilt sind, gewährt das meiste Interesse durch die auf einer besondern kleinen Insel vor ihr liegenden Festung, die man vom Admiralitätsthurme aus in allen ihren Thcilen übersieht. Sie bildet ein längliches Viereck, das große Vorwerke auf der Petersinsel und zwei anderen kleinen Inseln vor geschoben hat, so daß sich auf den Cänälen, welche die Inseln von einander trennen, auch Schiffe unter die Kanonen der Festung sicher zurückziehen könnten. Es ist gut, daß die Petersburger ge wöhnlich andere Dinge zu besorgen haben, sonst möchten sie wohl nicht ohne Schaudern an die Bestimmung dieser mitten in ihrer schönen Resi denz liegenden Festung denken. Da sie rund herum von der Elite der Petersburger Häuser umgeben ist, so würden, wenn die Thätigkeit ihrer Kanonen einmal in Anspruch genommen werden sollte, ihre Kugeln furchtbar in den Ein geweide,, des eigenen Fleisches wüthen. Da sie mitten in der Stadt auf niedriger Insel liegt, von wo aus sie nichts außer der Stadt domini- ren und diese also durchaus nicht vertheidigen könnte, so kann der einzige Zweck ihrer Unter haltung nur ein feindlicher gegen die Stadt sel ber sein, dem Kaiser und den ersten Häuptern und Kostbarkeiten als letzter Zufluchtsort zu die nen, sei eS, daß die Stadt in Feindeshand ge- räth, sei eS, daß sie aufrührerisch sich selbst gegen ihre Beherrscher erhöbe. Die Festung liegt dem Winterpalaiö gerade gegenüber, mit dem sie in beständigem Verkehre steht, und zeigt so deut lich ihren Zweck. Im Kriege wohnt man drüben, im Frieden hüben. Die Ncwaarmc unmittelbar an ihrer Mündung in's Meer sind durch nichts befestigt, und wenn Kronstadt, das ihnen als Schloß und Riegel dient, seinen Dienst versagt, so mag dann die wehrlose Hauptstadt vor der Spitze des Dolches zittern, den sie im Busen trägt und den sie nicht zur Vertheidiaung brau chen kann, ohne sich selbst zu zerfleischen. Die
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