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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 08.04.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-185404083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18540408
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18540408
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1854
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Ereignisse, welche hier bevorstehen, sind nicht un- schwer vorher zu prophezeien. Ist die russische Ostseeflotte besiegt, so werden die feindlichen Schiffe vor' die Newa laufen und die Vertheidiger der Stadt sich in die Festung werfen. Bei dem Bom bardement würde ein Theil der schönen Haupt stadt in Asche fallen, und nach dem darauffolgen den Frieden würde die russische Staatsgewalt auS Kummer über ihre zerstörte Newastavt die schon lange besprochene Idee, ihre Residenz wie der ins Innere des Reichs, nach dem altrussischen h. Ursitze der Czaren, dem Kreml von Moskau zu verlegen, auöführen. Man möchte, wie LerreS am Ufer des HelleSponts, weinen, wenn man vom Admiralitatöthurme alle diese lachenden Pa läste sieht und ihr möglicherweise trauriges Schick sal überdenkt. Gemeinsinn und gemeiner Sinn. (Schluß.) Der Mangel an Gemeinsinn und das häufige Vorkommen gemeinen Sinnes übt im Besondern auch störenden und lähmenden Einfluß auf das Staats- und Gemeindeleben. Es macht sich allgemein im Streben bemerk bar, sich von der Volksvertretung auf den Land tagen, sowie auch von Gemeindeämtern loS zu machen. Diese Erfahrung spricht zunächst dafür, daß es gar sehr an Gemeinsinn fehlt, der bereit ist, einen Theil seiner Kraft, seiner Zeit und Erfahrung dem allgemeinen Besten zu widmen, selbst auch dann, wenn für ihn einiger Nachtheil damit verbunden sein sollte. Bei man chen Andern fehlt wohl auch das Ehrge fühl. Für den Mann von Ehre hat bas Zu trauen seiner Mitbürger einen großen Werth und er seinerseits ehrt wiederum seine Mitbürger dadurch, daß er das in ihn gesetzte Vertrauen rechtfertigt und das ihm übertragene Amt mit gewissenhafter Treue verwaltet. In der Gemeinde giebt es besoldete und Eh ren-Aemter, aber auch die Wahl zu elfteren ist Ehrensache. Die Ehre, das Zutrauen derVerständigen und Gutgesinnten seiner Mitbürger gilt dem braven Manne mehr als die mit seinem Amte verbundene Besoldung oder doch aber so viel, wie diese. Gar Viele aber, denen eö weder an Gemeinsinn noch Ehrgefühl fehlt, lassen sich dadurch von Uebernahme eines Amtes abhal ten, weil sie wissen, daß sie es dem gro ßen Haufen nicht recht machen können und selbst für das redlichste Streben und die auf opferndste Thätigkeit nichts als Undank ernten. ES ist wahr, auf Anerkennung und Dank des großen Haufens darf der selten rechnen, der in einem öffentlichen Amte steht. Doch halten wir auch sehr wenig von dessen Gemeinsinn und Ehr gefühl, der nach dem Beifall des großen Haufens ängstlich hascht. . DaS Bewußtsein, daS Beste gewollt und redlich angestrebt zu haben, der Bei fall der Verständigen und Gutgesinnten gilt dem braven Manne mehr, als das Lob, der Beifall deö großen Haufens, der heute „Hosianna!" mor gen „Kreuzige ihn!" schreit. In dem Grade, in welchen sich der Gemein sinn selten macht und zurückzieht, drängt sich der gemeine Sinn vor. Schon bei den Wah len macht er sich bemerkbar. Man fragt nicht darnach, ob der, den man wählen will, seinem Hause und Berufe wohl vorstehe, ob er ein ver ständiger und gutgesitteter Mann sei und guten Gerüchts, ob er Kenntniß habe vom öffentlichen Wesen und Geschick, an der Verwaltung dessel ben Theil nehmen zu können; — man nimmt Rücksicht auf Verwandtschaft, auf Geschäftsver bindungen, aufPartheistellung und anderes. Man wählt im Besonderen gern sogenannte Schreier, die oft ebenso unwissend, roh und selbstsüchtig sind, wie vorlaut. Die Beamteten werden rücksichtslos ge- tadelt. Freilich ist tadeln leichter, als das Bes, sermachen. Um solche unberufene Tadler und vorlaute Schreier zum Schweigen zu bringen, hat man sie hie und da zu den Berathungen über die Verhältnisse zugezogen, mit denen sie so ganz unzufrieden waren. Sie verstummten gar bald, wenn sie sagen sollten, wie dieß und jenes besser zu machen sei und nicht zu rathen wußten. Der Grundsatz des gemeinen Sinnes ist über all der, den Beamteten möglichst viel Ar beit aufzubürden und ihnen dafür mög lichst wenig Besoldung zu bieten, sie an ihrer Besoldung möglichst »och zu verkürzen. Hierzu kommt noch, daß Unverstand, Karg, heit, Bosheit und Starrsinn diesen ihre Amts führung auf alle Weise erschwert. Wo dieß der Fall ist, da darf man sich nicht wundern, wenn sich die Männer voll Gemeinsinn und Ehrgefühl zurückziehen und die Gemeinden genöthiget sind, die Gemeindeämter oft den Unfähigsten und Ge winnsüchtigsten anvertrauen zu müssen, unter de ren Verwaltung das Gemeinwesen schlecht genug berathen ist. Es ist für eine Gemeinde ein schwerer Vor wurf und ein schlechtes Zeugniß, wenn die ver ständigen und ehrliebenden Männer sich scheuen, ein Gemeindeamt zu übernehmen; — wenn die, die eins verwalten, dasselbe möglichst bald wie der los zu werden suchen; — wenn andere Be amtete, in der Gemeinde und für dieselbe ange stellt, so bald als nur möglich aus ihr wieder wegzukommen suchen. Dieß und noch anderes ist Beweis, baß in derselben Mangel an Ge meinsinn und Ueberfluß an gemeinem Sinn vorhanden ist und daß letzterer das Regi ment führt.
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