Suche löschen...
Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 13.05.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-185405130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18540513
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18540513
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1854
- Monat1854-05
- Tag1854-05-13
- Monat1854-05
- Jahr1854
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Das Lager bei Gallipoli. Die Offiziere und die zur Militärverwaltung gehörenden Personen wohnen in der Stadt selbst. Die Truppen campiren außerhalb derselben. Der Theil des französischen Lagerö, welcher der Stadt am nächsten liegt, ist vom Geniewesen beseht, der folgende von den Vincenner Jägern, der dritte und größte Theil des Lagers, welcher für das Groß der Infanterie und die Zuaven bestimmt ist, liegt etwa zwei Meilen von der Stadt ent fernt. Das Lager zieht sich auf dem Gipfel und am Abhange eines Hügels hin, von wo man eine herrliche Aussicht auf das Marmormeer und den Busen von Saros genießt. Dicht am Mee resrande sieht man ferner eine Gruppe weißer Zelte, welche ein großes grünes Zelt umgeben, auf dem die türkische Fahne weht. Dieß kleine Lager ist von einem ottomanischen Truppen detachement besetzt, welches für die Bedürfnisse der andern beiden Lager Sorge tragen soll. In dem grünen Zelte befindet sich ein bedeutendes Depot von allerlei Vorräthen. In demselben hat ein Pascha oder Bey seinen Sitz aufgeschlagen. Bei einem großen Baume leiten zwei alte Türken die Vertheilung der Rationen für die französischen Soldaten. Man kann sich nichts Lebhafteres und Malerischeres denken, als das Schauspiel, welches sich darbietet, wenn die Vincenner Jäger mit den türkischen Soldaten fraternisiren. Die Unterhaltung geschieht durch Zeichen, und oft kostet es Mühe, sich verständlich zu machen. Eine sehr lebhafte, in der angege benen Weise geführte Diskussion entstand bei einer der ersten Vertheilungen, als die Türken von den Hammeln nur die Rümpfe vertheilten, die Köpfe und die Beine aber zurückbehielten. Die Vincenner Jäger, welche nicht wußten, daß die Türken diese Theile als unrein wegwerfen, gaben mit einiger Heftigkeit zu verstehen, daß sie auch gern die Hammelköpfe und Beine haben möchten. Endlich verständigte man sich indeß und der kleine Zwist war beigelegt. Ein Spe kulant von Smyrna hat bereits die Idee gehabt, in einem Hause Gallipolis, welches er auöbes- sern ließ, eine große Restauration nach euro päischer Manier einzurichten. Das Haus führt die Inschrift: Restauration für die Hülfsarmee. Auf den Straßen sieht man türkische Frauen und Kinder mit französischen Soldaten plaudern. Es sind nur Griechinnen, welche die Franzosen zu fürchten scheinen in Folge des entsetzlichen Bildes, welches der griechische Bischof von ihrer Jmmo- ralität entworfen hatte. Der Bischof hat jetzt den Befehl erhalten, die Stadt zu verlassen. Die Dobrudscha.*) Es wird den Lesern angenehm sein, das Terrain noch näher kennen zu lernen, welches durch den Donauübergang der Russen bei Braila und Matschin nächstens der Schauplatz größerer Kriegöereignisse werden dürfte. Die Dobrudscha bildet den nordöstlichsten Theil Bulgariens zwi schen der untern Donau Und dem schwarzen Meere. Dieses ganze, wohl 200 Quadratmeilen große Land ist eine so trostlose Einöde, wie man sie sich nur vorstellen kann, und schwerlich dürfte die Dobrudscha viel über 20,000 Einwohner zählen. So weit daö Auge trägt, sieht man nirgends einen Baum oder Strauch; die stark gewölbten Hügelrücken sind mit einem hohen, von der Sonne gelb gebrannten Grase bedeckt, welches sich unter dem Winde wellenförmig schaukelt; ganze Strecken reitet man über diese einförmige Wüste, bevor man ein elendes Dorf ohne Gärten, ohne Bäume in irgend einem wasser losen Thale entdeckt. Es ist, als ob das belebende Element des Wassers in dem lockeren Boden ver sänke, Venn in den Thälern sieht man keine Spur von dem trockenen Bette eines Baches; nur aus den Brunnen wird an langen Bastseilen das Wasser aus der Erde gezogen. Ein preußischer Offizier, der im November 1837 durch die Do brudscha kam, bemerkt darüber unter Anderem: „Nachdem der Mensch den Menschen aus dieser Region verscheucht, scheint das Reich den Thieren anheimgefallen zu sein. Niemals habe ich so viele und mächtige Adler gesehen wie hier; sie waren so dreist, daß wir sie beinahe mit unfern Hetzpeitschen erreichen konnten, und nur unwillig schwangen sie sich von ihrem Sitz auf alten Hünenhügeln einen Augenblick empor. Zahllose Völker von Rebhühnern stürzten laut schwirrend fast unter den Hufen unserer Pferde aus dem dürren Grase empor, wo gewöhnlich ein Habicht sie beobachtend umkreiste. Große Heerden von Trappen erhoben sich schwerfällig vom Boden, wenn wir uns näherten, während lange Züge von Kranichen und wilden Gänsen die Luft durchschnitten. In den Pfützen an der Donau stecken die Büffel, eben nur mit der Nase her vorragend, und Wölfen ähnliche Hunde streifen herrenlos durch das Feld. Wir ritten an einer Donauinscl vorüber, auf welcher Mutterstuten weideten; als sie unsern Zug nahen sahen, singen sie an zu wiehern, einige der Füllen stürzten sich ins Wasser, um hinüber zu schwimmen. Die Enten schreckten auf aus dem Schilf, und eine *) In dem folgenden Artikel ist durchweg mit „Do brudscha" schlechthin derjenige Theil dieses Landstriche« bezeichnet, der zwischen der Donau und dem TrajanS- walle liegt, über welchen letzteren wir unseren Lesern bereits in Nr, IS ein« kleine Beschreibung gegeben haben.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder