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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 24.06.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-185406248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18540624
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- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18540624
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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der Bevölkerung so schmerzlich empfundenen Theu- rung liegen tiefer als in der Mangelhaftigkeit der vorjährigen Ernte und in dem Ausbruch des Kriegs gegen Rußland. Allerdings muß ein Theil deS Preisaufschlags der Lebensmittel diesen beiden vorübergehenden Umständen beigemeffen werden, aber außer ihnen sind andere bleibende Erscheinungen vorhanden, welche in Deutschland einen bedeutenden Rückgang der Preise sehr un wahrscheinlich, wenn nicht geradezu unmöglich mawcn. Erwägen wir nur folgende Umstände: In den meisten europäischen Staaten über steigen seit den letzten Jahren die Ausgaben die Staatseinnahmen. Infolge dessen wird die Steuerkraft der Bevölkerung mehr und mehr in Anspruch genommen. Der Bürger ist genöthigt, den Segen des Friedens und der öffentlichen Ordnung, die Sicherheit deS Eigenthums, die ungestörte Handhabung der Gesetze theurer zu bezahlen als früher; seine Leistungen für den Staat, die directen und indirecten Steuern, welche er zu erlegen hat, nehmen zu. Was er sich und den Seinigen entziehen muß, um es in die Staats kasse zu geben, daS sucht er wenigstens theilweise dadurch zu ersetzen, daß er seine Arbeit, bei nur gleicher Güte, höher zu verwerthen strebt. Er schlägt den Ausfall seines Nettoverdienstes auf seine Producte und kommt seinem Schaden soviel wie möglich nach. Die Zunahme der Bevölkerung und der wachsende Bedarf an Lebensmitteln aller Art sprechen ebenfalls für die Annahme, daß ein be deutendes Sinken der jetzigen LebenSmittelpreise in Deutschland nicht wohl erwartet werden darf. Die deusche Bevölkerung hat sich in letzter Zeit alldreijährlich ungefähr um eine Million Seelen vermehrt; dabei sind die Bedürfnisse vervielfältigt worden und der LuruS ist in allen Ständen der bürgerlichen Gesellschaft bedeutend gestiegen. Auf dem platten Lande führte ferner die Befreiung deS Bodens, die Ablösung der gutsherrlichen Rechte, der Servituten, Hand- und Spann- oder Robottdienste zur Selbstständigkeit der Mittlern und kleinern Grundbesitzer. Somit wuchsen die Bildung, der Wohlstand und die Bedürfnisse auch auf dem Lande. Auch durch die Gründung des deutschen Zollvereins und durch dessen Erweite rung hat sich die Industrie in Deutschland außer ordentlich rasch entwickelt. Deutschland reiht sich schon den modernen Industriestaaten an, neben sei nem Ackerbau nimmt die Fabrikation einen großen Theil der Arbeitskräfte und Capitalien in Anspruch. Deutschland gehörte lange Zeit hindurch und ehört wohl noch augenblicklich zu denjenigen ändern, in welchen sich billig leben läßt. Die Engländer kamen und kommen zu uns, nicht blos, um ihre Zeit angenehm hinzubringen, son dern auch, um Ersparnisse zu machen. Man braucht in England durchschnittlich noch einmal soviel Geld zur Bestreitung seiner Lebensbedürf nisse als in Deutschland. Diese Wohlfeilheit war und ist theilweise noch eine Folge der niedri gen Löhne für alle Arten von Dienstleistungen. Mit der Ausbildung unserer nationalen Industrie ist aber eine Steigerung der Lohnverhältnisse ver bunden. Lange Zeit hindurch hat man alle Mittel ausgeboten, die Löhne auf ihrem niedrigen Stande zu erhalten. Ein großer Theil der Menschen lebte unter dem Niveau der Eristenz, d. h. ver kümmerte bei unzureichenden Löhnen. Die Arbeits kräfte ziehen sich aber, wie daS Capital, dahin, wo sie am vortheilhafteften verwerthct werden. Benjamin Franklin sagte, der niedrige Arbeits lohn sei einer der größten Fehler in der politi schen Gesellschaft Europas; er kündigte Deutsch land schon vor siebzig Jahren eine Erscheinung an, von deren Größe wir jetzt täglich Zeugen sind: die Auswanderung. Auch diese Auswande rung, welche dem Vaterlande jährlich mehr denn 200,000 wohlhabende Deutsche und viel qualifi- cirte Arbeitskräfte entzieht, ist einer der Gründe für die Geltendmachung der hier aufgestellten Ansicht. Sie verringert daS Angebot von Arbeit und vermehrt die Nachfrage, steigert aber dadurch die Löhne. Diese Erscheinung zieht sich durch alle Phasen des ganzen großen JndustrieprocesseS. Der Kampf um Erhöhung der Löhne steht mit der Steigerung aller LebenSmittelpreise im ge nauesten Zusammenhänge. Alle Rohstoffe und Halbfabrikate sind seit den letzten drei Jahren mehr und mehr im Preise ge stiegen. Die Rindshaut z. B., welche der deutsche Gerber aus Buenos AyreS bezieht, um sie zwei Jahre lang in seiner Grube dem chemischen Proceß der Verbindung des Gerbstoffs mit der Hautzelle auSzusetzen, kostet heute die Hälfte mehr als vor zwei Jahren. Eine natürliche Folge deS Aufschlags der Rohproducte ist die Vertheuerung deS Fabrikats. Aber der Schuhmacher, welcher sein Sohlenleder theurer einkauft als früher, kann mit dem Preise seiner Schuhe und Stiefeln nicht so rasch in die Höhe gehen wie der Gerber, der sein Leder dem Handel übergiebt. Der Spinner ist gezwungen, den Aufschlag zu zahlen, der auf dem Liverpools Baumwollmarkt eingetreten ist; er kann seine Twistmühle nicht feiern lassen, um auf billigere Preise zu warten; er würde die Zinsen seines Kapitals verlieren. Auch der Weber muß seine Stühle im Gang erhalten; er bewilligt dem Spinner, wiewohl mit Sträuben, den Zuschlag. Der Handel dagegen will günsti gere Conjuncturen abwarten, schränkt sich eine Zeit lang ein, bis er sich überzeugt, daß der Auf schlag der Preise bleibender zu sein verspricht. Den Consumenten dies begreiflich zu machen, ist schwer. Diese sind gewohnt, diesen oder jenen
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