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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 24.06.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-185406248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18540624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18540624
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- Parlamentsperiode
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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198 L- binauf. Als rr daS Ende der Leiter erreichte, befestigte er das Seil um seinen Körper und, indem er sich noch andächtiger bekreuzte, kletterte irr eine der Röhren hinauf, welche vom Dache hinunter führten. ' Die erstaunte Menge unten bewachte, athemt loö vor Furcht und Bewunderung, jede Bewe gung. Die Flammen spielten um ihn mit gräß licher Wuth und durch daö schreckliche Geräusch deS fallenden Gebälks hörte man das Angstge- /chr<i heSUnglücklichen, welcher, obgleich er Hülfe kommen sah, fürchtete, daß sie zu spät kommen möchte. Nichts schreckte MLrin von seinem ge fährlichen Hmaufklettern zurück. „Es war kalt," sagte er, „und ein furchtbarer Wind, und doch fühlte ich ihn nicht, denn seit dem Augenblicke, wo ich mich entschlossen hatte, den Menschen zu retten, war mein Herz wie Feuer, ich glühte." Seine brennenden Hände klebten immer an den gefrorenen Röhren fest, und dieß verzögerte sein Hinaufsteigen in etwa-, aber doch setzte er sei nen Weg mutbig fort. „Die Röhre krachte," sagte er, „sie war nickt mehr fest — diese theure Röhre; aber glücklicherweise erreichte ich das Ende, wo Raum genug sür meine Füße war." Sein Bruder, welcher während dieser Zeit auf der Leiter geblieben war, hatte einen festen Ha ken an daS Ende des Seile- befestigt. MLrin warf eS dem Mann auf dem Dache zu und bat ihn, eS irgend wo sicher zu befestigen; er schlang eS um eine- der Zierrathe. MLrin legte es dop pelt, um eS sicherer zu machen und dann ließ er ihn die Röhre Hinuntergleiten, indem er das Seil in der Hand hielt und mit seinen Knieen die Röhre fest umschloß — er selbst gab das Bei spiel. In dem Augenblicke, als Marin die Lei ter erreichte und der Mann, welchen er so edel gerettet hatte, sicher hinunterglitt, entstand eine nierkwürvig, Bewegung — jedes Haupt entblößte sich und jede Hand machte daS Zeichen deS Kreu zes. Als MLrin den Boden erreichte, war der Man« die Leiter schon halb hinabgestiegrn und war außer aller Gefahr. — „Ich hatte kaum den Boden erreicht," erzählt MLrin, „als sich mir ein Herr in einem Mantel und militärischem Helme näherte und mir fünfundzwanzig Eilber- rubel gab." Ein großes Gewühl umgab ihn unp Jeder gab ihm nach seinen Mitteln — Einige zehii Silber-Kopeken, Andere einen Rubel und Ändere nur Kupfer. „Wir danken, braver Mann." rief man von allen Seiten; „Du bist ein muthiger und guter Christ, möge Dir Gott Deine Gesundheit erhalten und Dich segnen." „Was aus dem Manne wurde, welchen ich rettete, weiß sch nickt," sagt MLrin; „aber daS geht mich au» nickt- an. Gott sei gedankt, er ist gerettet. Ein Herr — ein Adjuvant — nahm änich in feinem Schlitten mit nach der Kanzlei, wo er Alles ausschricb, was geschehen war." Während dieser Zeit verließ Märin seine Geistes gegenwart nicht — er fürchtete irkmer, daß bet Zug abgehen möchte. Um drei Uhr war er tm Wagen und am.Freitatze den l3. erreichte er den Ort seiner Bestimmung wo feia Herr, Monsieur Flottof, ihn erwartete. Cr erbat sich eine« Lag Urlaub, um seine Tante zu besuchen, welche eine« Läden in Däfiki Ostroff hielt, er wurde ihm be reitwillig gewährt; als er sie verließ, um nach HauS zurückzukehren. wurde er zu seinem Er staunen nach dem Hause deS Großmeister- de» Polizei gerufen, welcher ihn nach dem Palaste begleitete. Der Muth, von welchem er kürzlich einen so großen Beweis gegeben hatte, war dem Kaiser mitgetheilt und dieser wünschte ihn zu sehen. Nie hatte er gedacht,'selbst nicht in seinen kühnsten Träumen, daß solche Ehr« ihm, einem einfachen Manne aus dem Volke, zu Theil wer den würde. Der Kaiser empfing MLrin in sei nem Kabinette und sagte zu ihm mit der größten Güte: „MLrin, ich danke Dir für die große und edle Handlung, welche Du vollbracht hast; aber ich wünsche auS Deinem eigenen Munde zu hören, wie Du sie mit Gottes Beistand vollzogest." MLrin erzählte chm das Abenteuer auf seine einfache Welse und als er geendigt hatte, um armte ihy der Czar. welcher mit der größten Auf« merksamkeit zugehört hatte und sagte: ..Mein Sohn, möge Gott Dich segnen! und erinnere Dich daran, daß Du, wenn Du je meines Bei? standeö bedürfen solltest, zu mir kommst und er wird Dir gewährt werden." Dann gab ihm def Kaiser eine Medaille und hundertundfünfzig Sil- berrubek. MLrin verließ den Kaiser als ein glück licher Mann, und verdiente wohl, daß ihn rin neuer Gottfried Aug. Bürger zum Helden eines neuen „LiedS vom braven Manne" machte. Tagesgeschichte. Sachsen. Die russischen Diplomaten Oberst Ko« walcwsky und Staätsrath Muchi» (welche in Monte negro für Rußland agirt haben) haben sich kürzlich einige Tage in Dresden aufgehalten. Am 13. Juni fand tnan bei Dresden am Ge? -hege in der Elbe den Leichnam eines am 5. d. M. von der alten Elbbrücke ins Wasser gesprungenen Soldaten. — Am 12. sprang ein Dienstmädchen von der Maricnbrücke in die Elbe, ward aber rechtzeitig gerettet und ins Krankenhaus gebracht. Am 16. Juni zwischen 5 und 6 Uhr Morgens ward in Leipzig der schon in Preußen zum Tod« vcrurtheilte dreifache Raubmörder und Brandstifter Ebert aus Dtossen, welcher im Januar vor. Jahrts die Wittwe Friesen in der Georgenstraße in Leipzig ermordete, durch das Fallschwert hingertchtet. Trotz des heftige« Regen» begann schon nach Mitternacht
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