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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 25.11.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-185411257
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18541125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18541125
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1854
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und dann zu einigen Cigaretten als Dessert ge griffen, so daß ich mich in eineb Lage befand, die gar nichts zu wünschen übrig -ließ. . Ich hatte mich nicht lange dieses süßen. NichtS- thuys erfreut, als ich einen kleinen, korpulenten und vergnügt aussehenden Mann auf der Straße daher kommen sah. Auch ihn belästigte die Sonne außerordentlich; er wehte sich einige Luft zu mit einem Dinge, daS auf den ersten Blick einer be weglichen Schiefertafel ähnlich sah; abe? beim näheren Anschauen erkannte ich, daß es ein um fangreicher Hut war. Da ich bemerkte, daß er auch ein bequemes Nuheplätzchen suchte, so rief ich ihm zu. Er spähte mich bald aus, und in der halben Zeit, deren ich bedurft hatte, stieg er hie Anhöhe herauf und stanj) keuchend und la chend an meiner Seite. Er war zwischen fünfzig' und sechzig Jahre alt, von mittlerer Größe und frischer und gesunder Gesichtsfarbe. Um besser zu Fuße zu sein, trug er Schuhe mit hänfenen Sohlen. Seine GestchtSzüge verriethen einen gutmüthigen, fröhlichen Charakter; er war mit Staub bedeckt, der nicht nur auf seinen Kleidern lag, sondern ihm auch in den Mund gedrun gen war. ' Meiner Ansicht nach konnte ich nichts Besse res thun, als dem Manne einigen Branntwein mit Wasser gemischt, in meinem ledernen Trink geschirr anzubieten. Er trank das Gemisch mit dem besten Appetit von der Welt, gab den Becher zurück, wischte sich die Stirne ab und setzte sich neben mich nieder. Nur während dieser Opera tionen und während er die Ueberbleibsel meines Mahles zu sich nahm, sprach er nicht; dann aber bemühte er sich, das Versäumte nachzuholen. Ich gestehe, daß ich selteü eine redseligere Bekannt schaft gemacht habe. Er sägte mir, er sei. ein Arzt und hielt dann eine heftige Rede gegen das Rauchen, nach der er fünf Cigaretten schmauchte pnd dabei unaufhörlich sprach. . Ich fragte ihn nach einigenLraditionen über die umliegende Gegend; er meinte aber, eö gäbe keine, wenigstens wären ihm dergleichen unbe kannt. Auf meine fernere Frage gab er mir einige Nachrichten über die Basken. Er schil derte sie als ein tapferes Völkchen von außeror dentlichem Ehrgefühl, dabei gastfrei und höflich, besonders gegen Fremde, doch auch, gleich ihren spanischen Brüdern, überaus leidenschaftlich, hart näckig in Behauptung ihrer Würde und rachsüch tig, besonders in Bezug auf die Frauen. Er versicherte mir, daß er die Engländer wegen ihrer Freigebigkeit und Intelligenz liebe, und er fügte hinzu, daß er sie nicht für so phlegmatisch halte, . wie man'sie allgemein schildere, nur handelten sie oft, sobald sie ihrer Leidenschaft den Zügel schießen ließen, ohne Ueberlegüng und sehr über eilt. Bei diesen letzten Worten nahm er eine gewisse geheimnißvolle Miene an, die meine Neu gierde erregte. Da wir denselben Weg zu machen hatten, so kamen wir überein, in Gesellschaft zu reisen und zogen nun lachend und fröhlich dahin unh grüßten die vorübergehenden Landleute. Nachdem wir eine ziemliche Strecke zurückgelegt, machte mein Gesellschafter den Vorschlag, ob wir nicht einige Milch trinken wollten, und da ich hierzu sogleich bereit war, so nahm er wieder seine ge heimnißvolle Miene an und sagte: „Nun öffnet Eure Augen und seht Euch die Leute an, in deren HauS wir eintreten werden." Wir waren bei einem Theile des Gebirges angekommen, wo die Schlucht in ein grünes Thal mündet, das, etwa eine halbe Meile breit, von einem rasch dahin rollenden Gebirgsbache bewässert, wohl angebaut und mit netten Häus chen geschmückt war. An eines derselben pochte mein Freund an, und sofort wurde die Thüre von einem jungen Weibe geöffnet, das etwa zwei- oder dreiundzwanzig Jahre alt sein konnte. Sie war sehr schön und würde noch schöner gewesen sein, hätte ihr Gesicht nur einige Farbe gehabt; dasselbe schien ganz blutlos.zu sein; sie war von wohlgebildeter Gestalt und groß, und war über haupt das reizendste Weib, das ich bisher 'unter dem Landvolke gesehen. Mit großer Herzlichkeit begrüßte sie meinen Freund, der mich ihr als Einen vorstellte, der um einige Milch bitte. Sie schien zu weiterem Gespräch nicht geneigt und ich° hatte demnach hinlängliche Zeit, stille Be-, merkungen zu machen. Im Zimmer befanden sich noch zwei andere weibliche Wesen, von denen das eine offenbar die Mutter, das andere, wie sich aus der Aehn- lichkeit der GestchtSzüge ergab, die jüngere Schwe ster war. Alle drei Frauen trugen Trauerkleider. Das Haus bestand, wie dies bei den bessern Häusern in diesen Gebirgsgegenden stets der Fall ist, aus zwei Stockwerken. In dem Zimmer, worin wir saßen, befand sich ein großer Herd, auf dem einiges Holz brannte und vor welchem ein zwei oder drei Jahre altes Kind spielte. Die junge Frau weigerte sich, für die Milch, die sie uns gereicht, etwas anzunehmen und gab die wenigen Sous, die ich ihrem Kinde in die Hand' gedrückt, mit einem leisen Anflug von Stolz zu rück; — ich nannte das Kind das Ihrige, weil man es auf den ersten Blick dafür erkennen mußte. Wir dankten ihr und verließen das Haus. „Und nun bitte ich Euch," sagte ich zu dem Arzte, „erzählt mir die Geschichte, welche sich auf diese Leute bezieht." — „Mit Vergnügen," ent gegnen der Arzt und er theilte mir Folgendes mit: Der Sturz Ludwig Philipps im Jahre 1848 gab, wie Euch bekannt sein wird, Anlaß zu vie len wirklichen oder auch nur beabsichtigten Ver-
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