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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 22.05.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-188605222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18860522
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18860522
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1886
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336 Endlich gesiegt. Erzählung von Friedrich Friedrich. (Fortsetzung.) „Gut — gul!" ries Röder, indem er sich erhob, um fortzugchen. — „Nur eins noch, Herr Polizei- Inspektor, die Bitte, über den wahren Grund meines Hierseins das tiefste Schweigen zu beobach ten. Stern darf nicht ahnen, daß es ihm gilt. Ich hätte unter einem andern Name» ganz inkog nito hierher kommen können, es war auch anfangs so meine Absicht, allein ich habe dieselbe wieder aufgegcben. Es hätte zufällig ein Bekannter aus der Residenz mich hier treffen können und dann Wäre ich verraten gewesen. Außerdem würde mein öfterer Verkehr mit Ihnen, den ich nicht vermeiden konnte, um so mehr ausgefallen sein. Ich habe meinen Namen und Stand in dem Fremdenbuche des Kronprinzen cingczeichret, den Zweck meiner Reise natürlich nicht. Ich werde auch nicht darüber sprechen. Allein Sie können mir den größte» Dienst erweisen, wenn Sic auf die Frage, waS mich hierher geführt habe, die sicherlich von verschiedenen Seiten an Sie gerich tet wird, scheinbar unter dem Siegel des größten Geheimnisses miiteilen, es sei ein Kassierer aus der Residenz mit einer bedeutenden Summe flüch tig geworden, und weil seine Braut hier in der Nähe wohne, und er sicher mit derselben in Ver bindung stehe, so sei ich hier, um ihm auf die Spur zu kommen. Wenn Sic eS als ein großes Geheimnis Mitteilen und zur Verschwiegenheit mahnen, um so schneller wird es in der ganzen Stadt bekannt und geglaubt werden." „Vortrefflich!" — rief der Polizei-Inspektor. — „Ganz vortrefflich, Herr Kommissar! Auch wenn ich nicht wüßte, wer Sie wären, an diesem einzigen Plane würde ich in Ihnen de» erfahre nen Polizeiinan» erkannt haben. Wahrhaftig, ein vortrefflicher Gedanke, etwas als größtes Geheim nis mitzuleilen, damit es um so schneller ver breitet wird. Haha! Man sieht, daß sie die Menschen kennen!" „Unser einer wird ja gezwungen, sie kennen zu lernen" — erwiderte Röder, das Lob bescheiden ablehnend. — „Und wir verlieren am meisten dabei — nämlich das Zutrauen zu de» Menschen selbst!" Der Polizei-Inspektor schüttelte ihm zum Ab schiede in wärmster Weise die Hand. „Sie müssen mich bald wieder besuchen, Herr Kommissar" — rief er — „aber dann nicht in Geschäftssachen, nicht im Dienst, sondern zu einer Flasche Wein!" Röder versprach eS. Der Polizei-Inspektor war in der heitersten Stimmung. Der Kommissar war sein Manu, er hatte ihm auf das beste gefallen. Er hätte ihn seinen liebsten Freund nennen mögen, nur weil seine Anwesenheit gegen Stern gerichtet war. Obschon er allein im Zimmer sich befand, mußte er laut lachen über die Bewerbung des jungen Mannes um Olgas Hand. In wenigen Tagen War er vielleicht schon verhaftet und dann konnte er jahrelang im Gefängnis schmachten. In dieser heiteren Stimmung traf ihn sein Sohn, der, aufgeregt von seinem Besuche bei Olga, kam und ihm das ZusammeiMeffln mit Stern und Olgas sichtbare Neigung zu demselben mit- teilte. „Laß ihn — laß ihn — er bekommt des Mädchens Hand dennoch nicht!" — rief er. — „Laß ihn nur zu ihr gehen, laß ihn ihr nur den Hof machen, laß ihn sogar ihr Jawort sich er ringen — sie wird dennoch die Seinige nicht!" Erstaunt blickte der Assessor seinen Vater an. Er begriff kein» seiner Worte — er begriff die Umwandlung nicht, die mit ihm vorgcgangcu war. Noch am Abend vorher war er so besorgt, fast mutlos gewesen und nun mit einem Male diese feste und freudige Zuversicht. „Vater, ich begreife Dich nicht." warf er freu dig ein. Der Polizei Inspektor lachte. — „Das ist auch nicht nötig, es ist dennoch so wie ich gesagt habe. Stern bekommt das Mädchen nicht." „Wie willst Du das hindern? Sie ist freund licher gegen ihn, als früher," warf der Assessor aufs neue ein. „Ich werde es überhaupt nicht hindern — ein anderer" — rief der Polizei-Inspektor. — „Ich darf Dir nicht mehr sagen, ich darf es nicht, allein verlaß Dich auf mein Wort. In wenigen Tagen vielleicht wirst Du alles begreifen. Bis dahin habe Geduld. Ich habe jetzt mxhr Hoff nung, als je zuvor, daß Olga die Dcinige wird. Diese Versicherung beruhigte den Assessor we nig, weil er sic nicht begriff. Hatte sein Vater wirklich die Gewißheit, weshalb teilte er ihm denn nicht alles mit? Sie hatten in dieser Angelegen heit ja von Anfang an Hand in Hand gehandelt. Er sah seinen Vater mit einem so scharf prü fenden Blicke an, als vermute er, derselbe habe zu viel getrunken, und doch wußte er, daß das Trinke» nicht zu dessen Leidenschaften gehörte. Der Polizei-Inspektor schien sich über das Stau nen seines Sohnes zu amüsieren Ihm selbst wurde es schwer, ihm das Geheimnis, welches er durch Röder wußte, zu verbergen, allein er be kämpfte und beherrschte sich. „Vater, ich bin kein Kind mehr," warf der Assessor unwillig ein. „Hast Du wirklich einen hinreichenden Grund für Deine Worte, so sehe ich nicht ei», weshalb Du mir denselben nicht mittcilst. Ich dächte wir hätten nicht nötig, in dieser Angelegenheit Geheimnisse vor einander zu haben." „Du hast recht," entgegnete der Polizei-In spektor ruhiger und ernster, um seinen Sohn nicht noch mehr zu reizen, „und dennoch muß ich schwei gen, denn es ist nicht meine Angelegenheit. Ver laß Dich auf mein Wort. Eine einzige unvor sichtige Aeußerung könnte alles verderben." Der Assessor faßte trotz dieser Versicherung wenig Zutrauen zu den Worten seines Vaters. In unwillig aufgeregter Stimmung verließ er ihn. Die Anwesenheit des Polizeikommissars Röder in E. hatte nicht geringes Aufsehen erregt und unter den Bürgern die verschiedensten Vermutungen hervorgerufen, bis das von dem Polizei-Inspektor mitgeteilte Geheimnis in kurzer Zeit allgemein verbreitet und bekannt war. Am wenigsten Interesse an Röders Anwesenheit hatte von Anfang an Stern genommen, den doch die eigentliche Absicht derselben betraf. Was kümmerte eS ihn, ob ein Polizei-Kommissar aus der Residenz in C. weilte. Seine Gedanken waren auf einen ganz anderen Gegenstand ge richtet. Der freundliche Empfang den er von Seite Olgas erfahren, hatte seine Hoffnungen aufs lebhafteste angcsacht und ihn in die heiterste Laune versetzt. Mit Röder traf er täglich im Kronprinzen mittags bei der Tafel und auch meist abends zu sammen, wo er einen Kreis alter Bekannten um sich versammelte und auch bei Wein oder Punsch die Zeit in lustigster Weise hinbrachte. Röder hatte sich in keiner Weise an ihn heran gedrängt, hatte ihn im Gegenteil anfangs kaum beachtet, bis Stern selbst ihn in den kleinen lu stigen Abendkreis hineingezogen, hatte dann einen äußerst lustigen Sinn verraten, so daß Stern mehr als einmal ausgerusen hatte: „Herr Kom missar, eS ist wirklich Schade, daß Sic Polizei- Kommissar sind. Sie wären zu etwas Besserem berufen, denn eigentlich sind Sie ein sehr lustiges und gemütliches Haus, das obendrein ganz tüchtig trinken kann!" Der Kommissar hatte hierauf meist nur mit einem Lächeln geantwortet. Der Kronprinzcnwirt war seit Sterns Ankunft und dem lustigen Leben, welches er in dem Gast- Hofe hervorrief, wie umgewandclt. Ihm konnte es nie ioll und lustig genug hergehen, nicht weil er dabei viel zu verdienen hoffte, sonder» weil er selbst au solchem Leben Vergnügen fand. „Man merkt es doch sogleich," sprach er wie derholt zn Stern, „wenn nur ei» einziger ver nünftiger Mensch in der Stadt ist — ich meine außer mir," — fügte er regelmäßig hinzu. — So lange Sie wieder hier sind, hat doch die elende Wirtschaft ausgehört, daß um 10 Uhr abends geschlossen war. Hier denkt jeder Philister, die ganze Weltgeschichte werde einen Stoß bekommen, wenn er nicht von 10 Uhr abends bis morgens 7 Uhr schlafe, und bildet sich ein, der Herrgott lasse nur deshalb abends die Sonne untergehen, damit sie ihm beim Schlafe nicht in die Augen scheine. Es ist wahrhaftig ein Hundleben in einer kleinen Stadt unter Philistern. In der Resi denz fängt abends um zehn Uhr das Leben erst recht an! Die friedliebenden Bürger von C. hatten da gegen von Stern eine um so schlimmere Meinung. Sie hielten es für ein Unglück, daß der Mensch wieder hier in der Stadt sei, weil er die alte Ordnung auf den Kopf stelle. Die einen klagten, daß er die jungen Männer verführe, welche ohne hin schon nicht viel taugten und das Schulden- machcn verständen, als wenn sie eS in der Schule gelernt hätten; die anderen behaupteten, eS sei sündhaft, die Nacht zum Tage zu machen und an einem Abend mehr zu vertrinken, als mancher ehrsame Bürger während der ganzen Woche mit seiner Familie verzehre; die Nachbarn des Kron prinzen schimpften, daß sie fast jede Nacht im Schlafe gestört würden, und ihre Frauen nicht weniger, und ein Teil der Nachtwächter war nahe daran, der Stadt den Dienst zu kündigen, weil sie jede Nacht wach sein müßten, damit die heimkehrende und oft angeheiterte Gesellschaft nicht noch einen Lärm auf der Straße mache. Zu Olga war Ster» in den wenigen Tagen nur »och einmal gegangen und mit derselben Freundlichkeit hatte sie ihn empfangen, während er von der alten Dame kaum eines Blickes ge würdigt ward. Er hatte sich hierüber leicht ge tröstet. Röder hatte viel mit dem Polizei-Inspektor verkehrt. — Man fand dies in der Stadt ganz natürlich. Er hatte, da es ihm nicht a» Zeit fehlte, auch die Umgegend durchstreift, um das Geheimnis, welches Strunck verbreitet hatte, zu befestigen. Man glaubte ihm allgemein. Er war überhaupt kein Mann, der Mißtrauen cin- flößte; sein gesetztes ruhiges Wesen nahm schnell für ihn ein. Nur der Kronprinzenwirt schien ihm nicht recht zu trauen. „Geben Sie acht," sprach er zu Stern, „der hat etwas anderes auf dem Striche, als er sich den Anschein giebt. So dumm sieht er nicht aus, daß er gerade die Wahrheit verbreiten sollte!" „Nun was geht es uns an, Sie und mich wird er wohl ungeschoren lassen," erwiderte Stern. — Die Aufmerksamkeit fast der ganzen Stadt wurde während der folgenden Tage durch einen Ball in Anspruch genommen, der am nächsten Sonntage im Kronprinzen staltfinden sollte. Die ganze vornehme Welt von C., welche aus den Gerichtsbeamten, den reicheren Kauflcute», dem Superintendenten und dem Pastor bestand, nahm daran teil, außerdem auch noch einige Gutsbesitzer aus der nächsten Umgegend. (Fortsetzung folgt.) « »- ^ us-N « Ä -LZ LS " Se » e: « D »s- s es u» Z « Z «o ^ l l , , ,822^8 l2Z! AZ?; I I > ^ o o t- cidSdSd eo rr * I l ! l I Löö?-?-?- § s UO TO s 2 A es rc> » rr TO TO ^ ^ L L L §1 3 S S c^r <7^ LS -> LL -s ! > I I I ^ ^ 2 ^ ^ ^ rr ! ! - LLL ! ! j > s !!>!!! I I - ^ -'s rr — Z'T ZK -Z.s ad Weipert in § « Buchholz > in Annaberg ab ob Annaberg in - Wolkenstein - - Zschopau - » Erdmannsdf. - in Flöha ab ab Flöha in in Dresden ab ab Flöha in - Niederwiesa - in Chemnitz ab l-L- «2 I r- ZK Z s L « - >2 I l '-l I ^l > I ' - ! l s s ! So«r L^! LZ ->-2- Z « K 2O 2V SS » ! l L r ,2 s « o«) L !^i O) v»» r—- r—l ^ ! LiO ! l I I I L ^ ovo 2O 2V Verlosungen. Deu tsche Grund-Kredit-Ba»k(Got ha) II.'Prä- mien-Pfandbriese. Die nächste Ziehung findet am 1 Jnm statt Gegen den Kursverlust von ca 18 Mb pro Stuck bei der AnSlolung übernimmt das Bankhaus Larl Neuburger, Berlin, Französische Straße 13, die Ver sicherung für eine Prämie von 70 Ps. pro Stück. Redaktion. Druck und Verlag von Paul Streb cl ow in Zschopau.
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