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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 27.05.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-188605272
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- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18860527
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18860527
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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334 fortschreitet, desto mehr ergiebt sich, daß die Be fürchtungen, welche inan bezüglich der nachteiligen Wirkungen der letzten Fröste hegte, viel zu weit gegangen sind. In manchen Lagen ist ans eine ganz befriedigende Kirschcncrnte, auch auf guten Ertrag der Pflaumen zu rechnen, wenn nicht an dere unvorhergesehene Zwischenfälle eintrete». Nach den letzten Regentagen, die im ganzen warm blieben, ist alles kräftig aufgeschossen, und die Felder haben einen sehr befriedigenden Stand. Der Futterschnitt hat hier und da begonnen, so daß auch in dieser Beziehung dem schwer empfun denen Mangel abgeholsen ist. Dasselbe trifft auch für die Döbelner Gegend zu." — Am Sonntag ist in Erimmitschau wieder ein '/« Jahr altes Kind, das kurze Zeit allein gelassen worden war und in der Stube in einem Korbe gelegen hatte, aus demselben gefallen und, wahrscheinlich vom Gehirnschlag getroffen, tot auf gefunden worden. — In der sogenannten Harth zwischen Wer dau und Crimmitschau fand am Sonntag eine von etwa 400 Sozialdemokraten, weiche zum Teil aus ferneren Orten gekommen waren, besuchte Versammlung unter freiem Himmel statt. Der Obergendarm und ein Gendarmerie-Brigadier hatten im letzten Momente noch Kenntnis von der Versammlung erhalten und sich nach der Harth begeben. Hier wurden sie jedoch mit Schimpf- und Drohredcn, ja sogar Steinwürfen, empfangen, auch der Brigadier durch einen solchen Wurf im Gesicht verletzt, während ein zweiter Steinwurf, der offenbar dem Obergendarm galt, einen der Sozialisten ins Gesicht, und zwar so schwer traf, daß das Blut stark aus der Wunde quoll. — Die in Verbindung mit der Ende Septem ber in Meißen tagenden „11. Versammlung deutscher Pomologen und Obstzüchter" in Aussicht gcnommnene „Allgemeine deutsche Obstausstellung" ebendaselbst findet nun bestimmt vom 29. Septbr. bis 3. Oktbr. statt. Ein AuSstellungsauSschuß hat sich bereits unter dem Vorsitze des Amtshaupt manns v. Boße konstituiert. — In Leipzig hat sich am Montag ein seit kurzem dort angestelltcr Handlungskommis, welcher sich vor mehreren Jahren in Thüringen eines Sittlichkeitsvergehens schuldig gemacht, wegen dessen er steckbrieflich verfolgt wurde, erschaffen. Ein Umstand, der diesen Vorgang noch besonders bedauerlich erscheinen läßt, ist der, daß der Un glückliche vor einigen Wochen erst geheiratet hat. — Aus Anlaß seiner silbernen Hochzeit hat am Sonnabend der Kaufmann Otto Steche in Plagwitz der dortigen Kirche goldene Abend mahlsgefäße geschenkt, ferner aber noch der Armen kasse in hochherzigster Weise die Summe von 25 000 Mark überwiesen, mit dem Wunsche, daß die Zinsen alljährlich an würdige Arme, an hilfs bedürftige Wöchnerinnen und an Kinder, welche die Schule verlassen und Lust zur Erlernung eines Handwerks oder dergleichen zeigen, zur Verteilung gelangen. — Der 14jährige M. Dorsch, Sohn des Uhr machers Dorsch in Plauen i. V., hat die Freude, soeben seine Erstlingsarbeiten aus dem Gebiete der Tonkunst im Druck erschienen zu sehen. Es sind dies folgende Kompositionen für Zither: „Heber Berg und Thal" (Ländler), „Helenen- Walzer," „Fröhliche Stunden" (Walzer), „Nach Tirol" (Marsch) und „Jugend-Erinnerungen" (Polka Mazurka). Die Felix Stollcsche Buch handlung in Leipzig hat den Verlag und das Eigentumsrecht an diesen Sachen erworben. Die äußere Ausstattung der Hefte ist eine gefällige. Der jugendliche Komponist hat bereits gegen 100 Sachen komponiert, darunter auch einen Walzer für vier Zithern, der sich noch im Manuskript befindet, aber eine vorzügliche Arbeit genannt zu werde» verdient. Durch Selbststudium hat es der be gabte junge Mensch auf dem Klavier schon zu einer tüchtigen Fertigkeit gebrockt. Er bezieht »och in diesem Jahre das Konservatorium in Leipzig. — Einen Beweis königlicher Huld hat der in Plauen i. V. wohnende 23 Jahre alte, schon seit langen Jahren an den Beinen gelähmte G. erfahren. Derselbe hatte sich vor kurzem in einem selbstverfaßten Schreiben ohne Vorwissen seiner Eltern oder sonst jemandes mit einem Gesuch um Geld zur Anschaffung eines Wagens zu seinem Fortkommen an Se. Maj. den König gewendet. In diesen Tagen ist nun aus der k. KabincttS- kasse auch wirklich das Geld beim Stadtrat zu Plauen eingetroffen und dem Bittsteller über reicht worden. -— In Klingenthal i. V. hatte das Dienst mädchen eines Grenzaufsehers eine Flasche mit Schwefelsäure nicht entsprechend ausbewahrt, sodaß sie von dem 4jährigen Sohne des GrenzaufseherS erlangt werden konnte. Das Kind trank daraus und mußte dafür nach qualvollen Stunden den Tod erleiden. — Einen merkwürdigen Tod fand eine 34 Jahre alte Dienstmagd im Krankenhause in Reichenau bei Zittau. Dieselbe litt an Krämpfe» und wurde mit dem Kopfe und den Armen in einer halb mit Wasser angesülltcn Waschwanne steckend tot aufgefunden. Die Magd ist wahrscheinlich wäh rend de? Waschens von Krämpfen befallen norden, in die Wanne gefallen und ertrunken. Taaesaesiüichte. Berlin, 25. Mai. Se. Majestät der Kaiser erledigte gestern Regicrungsgeschäfte, hattet einige Konferenzen und begab sich nachmittags nach Pots dam zur Teilnahme an der bei den kronprinz- lichcn Herrschaften begangenen Feier des Geburts tages der Königin von England. — Nach der feierlichen Enthüllung des Stand bildes Friedrich Wilhelms IV. gedenkt der Kaiser Wilhelm seine Hommerreisen anzutreten und zu erst nach Ems, dann nach Gastrin zu gehe». — Leopold von Ranke ist am Sonntag abends 10'/i Uhr gestorben. Er war geboren am 21. Dezember 1795 zu Wiehe in Thüringen. Seit 1825 war er Professor an der Berliner Univer sität, seit 1841 Geschichtsschreiber des preußischen Staats. Im Jahre 1866 wurde er in den Adelsstand erhoben. — Se. Maj. der Kaiser richtete an Pfarrer Ranke, den Sohn des ver storbenen Historikers, ein eigenhändiges Kondolenz schreiben, lautend: „Die Trauerbotschaft, die Sie und Ihr Bruder Mir soeben zugehen ließen, hat Mich tief erschüttert, wenngleich Ich derselben seit den letzten Tagen entgegensehen mußte. Es ist ein Ehrenmann, ein echter Patriot zu Grabe gegangen, der Mir als solcher nahe stand, aber auch durch den langen Umgang Meinem Herzen verwandt war. Sein Name wird als Geschichts forscher und als unerreichter Geschichtsschreiber durch eine seltene Arbeitskraft bis zu den höchsten Lebenstagen in der Welt dastehen.' Ich werde ihn immer dankbar beweinen und sein Andenken in Ehren halten." — Auch von Ihrer Majestät der Kaiserin ist ein Kondolenztelegramm aus Baden-Baden an den anderen Sohn, den Haupt- mann Ranke, eingegangen. — Das Gesetz, betreffend die Abänderung der kirchcnpolitischen Gesetze, ist heute veröffentlicht worden. — Das Abgeordnetenhaus genehmigte am Montag in zweiter Lesung den Gesetzentwurf, be treffend die Beseitigung der schwebenden Schuld von 30 Millionen Mark und nahm die Vorlage, betreffend einen Beitrag von 50 Millionen Mk. zu den Herstellungskosten des Nordostseekanals an. — Eine Zusammenstellung der deutschen Schutz gebiete in Afrika, eingeschlosicn diejenigen Länder strecken, welche von deutschen Gesellschaften er worben worden, aber noch nicht durch kaiserlichen Schutzbrief unter den direkten Schutz des Reiches gestellt sind, ergiebt einen erstaunlichen Umfang der deutschen Besitzungen, welche in ihrer Aus dehnung nur von den französischen und portu giesischen Besitzungen in Afrika übertroffen werden und den englischen ungefähr gleichkommen. Das erste deutsche Schutzgebiet in Westafrika, Lüderitz- lano oder Angra Pequena hat nach den späteren Abmachungen eine Küstenausdehnung von mehr als 1000 km. An dieser Strecke reicht das ver tragsmäßig gewonnene Land noch mehrere Hun dert Kilometer in das Innere hinein. Darauf folgt nordwärts Kamerun mit einer Küstenaus dehnung von ungefähr 400 km. Als nördlichste Schutzkolonie in Westafrika ist noch Togoland mit einer Küste von etwa 60 km zu erwähnen Die letzteren beiden sind, wie die meisten afrikanischen Besitzungen europäischer Mächte, nach dem Innern des Kontinents ganz unbegrenzt. Bon viel grö ßerem Umfange find die Erwerbungen in Ost afrika. Südwärts vom Aequator bis zum 12 ° südlicher Breite ist Landgebiet auf mehr als 1100 km in deutschem Besitz. Hierzu gehören Usagara, das erste deutsch-ostafrikanische Schutz gebiet, welches mehrere Hundert Kilometer nach dem Innern genau abgegrenzt ist; ferner Usaramo, Chutu rc., welche sich nach den Angaben ihrer Erwerber bis zum Nyassa-See, etwa 300 km von der Küste erstrecken. Nordwärts vom Aequa tor ist Küstengebiet auf eine Ausdehnung von etwa 1000 km von Deutschen erworben. Auf eine kurze Strecke beim sog. Reiche Vitu greift dieses Gebiet, de» Kilimandscharo einschließcnd, etwa 200 km ins Innere hinein, das übrige (Somnliland) ist zunächst nur Küstenbesitz. Das ist zusammen eine Küstenausdehnung von 3500 km. Vergleichsweise sei bemerkt, daß die deutsche Ost- sceküste von Holstein an bis an die russische Grenze ungefähr 600 km Ausdehnung hat. Abgesehen von Algier in Nordafrika hat Frankreich inWest- asrika einen sich allerdings jetzt mehr auSdehnen- dcn Besitz von 1500 km Küste. Portugal hat zwischen dem Kongo und dem deutschen Schutz gebiet Angra Pequena eine Küste von 1200 km und in Ostafrika von 11 bis 28° südlicher Breite eine solche von 1700 km Zur Vervollständigung sei noch hinzugefügt, daß das deutsche Schutzge biet Neu-Guinea mit den Inseln genau abgegrenzt etwa 230000 ykm umfaßt. — Die evangelische LandeSsynodc in Witten berg sprach sich entschieden für eine energische Handhabung der Gesetze in Bezug auf eine strengere Sonntagsheiligung aus und trat mit dem Wunscke hervor, daß die ReichSjustlzgesetze dahin reformiert werden möchten, daß eine Eidesbelehrung durch die Geistlichen wieder zu lässig sei. Oesterreich. Der Zollkrieg zwischen Oester reich-Ungarn und Rumänien scheint nunmehr un vermeidlich. Die rumänische Kammer hat ein stimmig den von Oesterreich angefochtenen Zoll tarif angenommen und außerdem der Regierung das Recht erteilt, diese Sätze noch um 30"/» zu erhöhen, sowie die neuen Zölle möglichst sofort in Kraft treten zu lassen. Leicht werden es die Ocsterreicher nicht haben, den rumänischen Wider stand zu überwinden. Frankreich. In Paris begaben sich am23.d., anläßlich deS Jahrestages deS Sturzes der Kom mune, wie in früheren Jahren, die Sozialisten in mehreren Haufen nach dem Friedhofe von Pore la Chaise und entfalteten dort mehrere rote Fahnen, während von mehreren ihrer Führer Reden ge halten wurden. Bei den von der Polizei ge troffenen Vorsichtsmaßregeln kam es jedoch zu keinerlei ernsterem Zwischenfall, die Polizei ent fernte die roten Fahnen, ohne daß seitens der Sozialisten Widerstand geleistet wurde. Spanien. Die Madrider monarchistischen Zei tungen sprechen ihre Anerkennung darüber aus, daß Kaiser Wilhelm aus Anlaß der Geburt deS jungen Königs von Spanien die Königin-stzegentin ersucht hat, den Urheber der Attentats, das im September v. I. auf da? deutsche Gesandtschafts- Hotel in Madrid unternommen worden ist, zu begnadigen. Die Königin-Regentin hat dem Ge suche entsprochen. — Don Carlos läßt erklären, er denke gar nicht daran, zur Zeit mit den Waffen in der Hand seine Rechte geltend zu machen. Schweden. Die Verlobung deS Prinzen Oskar von Schweden (geboren 15. November 1859) mit der Prinzessin Luise, der ältesten Toch ter des Prinzen von Wales (geboren 20. Fe bruar 1867), wird demnächst erfolgen. Wieden „Hamb. N." gemeldet wird, nimmt die Braut des Prinzen bereits Unterricht in der schwedischen Sprache. Die offizielle Verlobung ist, dem ge nannten Blatte zufolge, durch die vom schwedischen Reichstage verweigerte Bewilligung einer Apanage für den Prinzen Oskar verzögert worden. England. Das Oberhaus lehnte mit 149 gegen 127 Stimmen in zweiter Lesung die Bill ab. durch welche die Ehe mit der Schwester der verstorbenen Frau legalisiert werden soll. — Das französische Spionagegesctz hat nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Staaten das höchste Mißfallen erregt. Auch die englische Negierung ergreift Schritte zum Schutze ihrer durch das französische Gesetz bedrohten Un- terthanen. Sie hat in der amtlichen Zeitung die Hauptbkstimmuugen des Spionagegesetzes veröffent licht, um die in Frankreich reisenden oder sich aushaltenden Engländer zu warnen, damit sie nicht durch irgend eine Unvorsichtigkeit diesem Ge setze verfallen. Griechenland. DaS Amtsblatt veröffentlicht ein Dekret, welches die Entlassung von fünf Klaffen Reserve verfügt. »
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