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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 18.11.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-188611189
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18861118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18861118
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1886
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742 Montag vormittag in Chemnitz ein. umsichzum Antritt seiner neunmonatigen Gefängnisstrafe zu stellen. — In dem Postwagen eines am 10. November von Chemnitz nach Annab erg fahrenden Per« sonenzugeS spielte sich eine recht heitere Ueberra- schungSscene ab. Der darin stationierte Postschaffner hat eben munter mit den diversen Paketen und Kisten hantiert, als er kurz vor Einfahrt de» Zuges in Annaberg zufällig eine Leipziger Zei tung in die Hand bekommt. Der Gute ist rin wenig neugierig, da er mit einigen Kollegen „e Weng" in der Lotterie spielt. Er schaut also auch nach den Nummern, fährt aber gleich darauf in komischem Entsetzen zurück, denn was seine Auge» erschauten, war nichts Geringeres als die von ihm mitgespiclte Nummer mit 300 000 M. Ge winn. Hastig sucht er das Los hervor und bittet und fleht zu dem andern Beamten: „Ach Gott, Herr Assistent, schaunS doch nach, ob es auch die rich tige Nummer is, ich kannS nett erkennen, mir flimmerts vor den Augen!" — Die Prüfung er gab die Richtigkeit des Wahrgenommenen. Der Mann dürfte auf den gespielten Losanteil circa bOOO M. ausgezahlt erhalten. Welche Freude mags da gegeben habe», als er abends heimge kommen ist zu Muttern. — Der Gewinn von 200 000 Mark der königl. sächs. Landeslotterie ist in die Kollektion von Ernst Hinkelmann in Glauchau gefallen. Sechs Zehn tel sind in Glauchau gespielt worden, während vier Zehntel nach auswärts verkauft sind. — Ein im 14. Lebensjahre stehendes Schul mädchen in Meerane, Lina Veit, hat sich am 10. November aus der Wohnung seiner Pflege- eltern entfernt. Am 11. November wurde der Leichnam dieses Kindes in einem Deiche bei der Brauerei in Schönbcrg aufgefunden. Die Lina Veit hatte während der letzten Jahre durch ihren Lebenswandel zu den trübsten Befürchtungen Anlaß gegeben; eS ist denn wohl auch zu ver muten, daß sie — vielleicht in der Voraussicht einer ihr bevorstehenden Bestrafung — ihren Tod selbst gesucht hat. — In Grimma starb am 12. November im 82. Jahre seines Lebens der in den weitesten Kreisen bekannte, hochgeachtete und beliebte Schul rat Köhler, Seminardirektor a. D. — In Dresden gelang es, in einen, Hotel einen 23jährigen schwedischen Zollbeamten, welcher mit 5625 Kronen Zollgcldern flüchtig geworden war, zu verhaften, und zwar auf Grund eines in den „Fliegenden Blättern" erschienenen Steckbriefs mit Porträt des Verfolgten. Anspruch auf die auf die Habhaftwerdung des Flüchtlings ausgesetzte Belohnung von 500 Francs haben der Hotelier, besten Zimmerkellner und der Hausknecht. — Wie in jedem bisher vergangenen Monat dieses Jahres hat die königliche Altersrentenbank in Dresden auch im Oktober eine erfreuliche Vermehrung der Einzahlungen zu verzeichnen ge habt. ES wurden im genannten Monat 161444 Mark in 602 Einlagen der Bank zugeführt, wo mit gegen den gleichen Zeitraum deS Vorjahres ein Mehr von 42°/»desBetrages und 30°/» der Stück zahl erreicht Worden ist. Von den 602 Einlagen sind 151 Stück unter Kapitalverzicht und 451 Stück unter Vorbehalt des Kapitals bewirkt. Letztere Art der Einzahlung wird mehr und mehr bevorzugt; sie eignet sich besonders für jüngere und in den mittleren Lebensjahren stehende Per sonen, welche sich für ihr Alter eine feste Rente erwerben und ihren Erben gleichzeitig das ein- gczahlte Kapital erhalten wollen. Hat jemand indes auf Hintcrlassene keine Rücksicht zu nehmen, so thut er besser, mit Kapitalverzicht einzuzahlen, da damit Wesentlich höhere Renten erlangt werden. Namentlich älteren alleinstehenden Personen ist letz tere Art der Einzahlung zur Erhöhung ihres Einkommens sehr zu empfehlen. — Der Rat der Stadt Leipzig beschloß die Aufnahme einer Anleihe von 30 Millionen Mk. zu 3'/, Proz. Hiervon sollen 10 Millionen Mk. zur Rückzahlung der früheren 4proz. Anleihen dienen. Vorerst werden 16 Millionen Mk. aus gegeben. — Nach dem Vorgänge einiger Berliner In stitute ist nun auch in Leipzig eine Privatpost ins Leben getreten. Dieselbe befördert die Briefe nur innerhalb des Stadtbezirks. — Der Bestand in der sächsischen Arbciter- kolonie Schneckengrün hat, obgleich wir unS eine» lange andauernden schönen Herbstwetters zu erfreuen haben und noch nicht in den Winter «ingrtreten find, bereit» die Höhe von 113 er reicht und steigt täglich, sodaß die Annakmefähig- keit von 120 Kolonisten bald erreicht sein wird und dann noch Aufnahme Begehrende abgewicsen werden müssen. Man erkennt daraus, daß auch für daS gewerbreiche Sachsen die Kolonie nicht überflüssig gewesen und daß die erst gehegte Furcht, Schneckengrün liege zu entfernt, eine un nötige war. Mit dem zunehmenden Besuche wachsen natürlich auch die Kosten der Unterhal tung. So mußte jetzt schon ein vierter Aufseher auS der Diakonenbildungtanstalt zu Obcrgorbitz nach Schneckengrün entsendet werden. Tagesgeschichte. Berlin, 16. November. Se. Majestät der Kaiser, welcher sich am Freitag nach Letzlingen zur Jagd begeben hatte und am Sonnabend abends von dort zurückkehrte, hat am Sonntag und Mon tag wieder Vorträge entgcgcngenommen und em pfing am letzteren Tage auch den Reichskanzler Fürsten Bismarck. — Fürst BiSmarck ist mit Gemahlin gestern nachmittags 5 Uhr nach FriedrichSruh zu längerem Aufenthalte abgereist. — Nach der „Rassischen Zeitung" äußerte Fürst BiSmarck vor seiner Abreise nach FricdrichS- ruh zu einem Diplomaten, er bezweifle nicht die Erhaltung deS Friedens. — Der Kaiser und die Kaiserin haben eine EhcjubiläumSmedaille gestiftet, welche von Sr. Majestät an würdige, einer Unterstützung nicht bedürftige Ehepaare in Preußen und in den Reichslanden zur Erinnerung an die Feier ihrer goldenen oder diamantenen Hochzeit verliehen wird. Die Medaille, in Silber geschlagen, trägt auf der einen Seite die Bildnisse deS Kaisers und der Kaiserin, «uf der andern Seite den Bibel spruch: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet am Gebet. Röm. 12. 12." — An Angehörige außerpreußischer Staaten Deutsch lands, mit Ausnahme der Reichslande Elsaß- Lothringen und der freien Städte, wird die Medaille der Regel nach nicht gewährt. Die Medaille soll nur solchen Ehepaaren zuteil werden, welche sich stets durch einen sittlich reinen, fried lich frommen Wandel ausgezeichnet und sonach in einer über dak gewöhnliche Maß hinausgehcn- den Weise durch ihr eheliches Leben, wie auch durch einen häuslichen wirtschaftlichen Sinn vor anderen sich besonders hervorgcthan haben, so daß sie durch eine solche musterhafte Führung als ein Vorbild in der Gemeinde betrachtet werden können. — ES soll aber eine Berücksichtigung solcher Ehepaare ausgeschlossen sein, deren Jubel feier bereits stattgefunden hat. — Se. Majestät der Kaiser hat im ganzen achtundvierzig Gemälde aus der Jubiläumskunst ausstellung angekauft. — Die Kronprinzessin des deutschen Reiches ist mit Ihren kgl. Hoheiten den Prinzessinnen Töchtern am Sonntag nachmittag in München eingetroffen und im Hotel zu den Vier Jahres zeiten abgestiegen. — Der neucrnannte Botschafter Frankreichs am Berliner Hofe, Hcrbette, wurde am Montag mittag von dem deutschen Kronprinzen in beson derer Audienz im kronprinzlichen Palais in Ber lin empfangen. — Die Künstlcrschaft von Berlin beabsichtigt, sich zum neunzigsten Geburtstage Sr. Maj. des Kaisers zu einer außerordentlichen Feier zu ver einigen. Es soll ein großer HuldigungSzug in Aussicht genommen sein. — Im außerordentlichen Militäretat werden nach einer Mitteilung des „Deutschen Tgbl." 5865 748 Mk. für Küstenbefestigungen von Me mel bis zur Elbe und 7 Millionen Mark für Festungsbaute» verlangt. Es handelt sich um Verstärkungen von außerhalb der Reichslande gele genen Festungen, welche durch die technischen Fort schritte im Geschützwesen notwendig geworden sind. — Die bisherigen Hilfsmittel, bei Nacht aus See Mitteilungen und Befehle von einem Schiffe nach dem andern zu geben, litten an erheblichen Mängeln, die größtenteils zu beseitigen aber erst durch Konstruktion deS elektrischen SignalapparatcS nach dem Patent KaselowSki gelungen ist. Dieser Apparat soll, nachdem er an einzelnen Schiffen geprüft und bewährt befunden worden ist, an allen deutschen Kriegsschiffen angebracht werden. Ein Apparat mit Handbetrieb kostet 4000 Mk., ein solcher ohne Handbetrieb 3500 Mk. Bo« erster« Art sollen 61, von der letzteren VO Appa rate angeschafft werden, was eine einmalige For derung von 349000 Mk. bedingt. — Die „Nordd. Allg. Ztg." sagt in Bezug auf die bulgarischen Verhältnisse: Die tatsächliche Lage in Bulgarien ist zunächst kaum geändert, nur daß zwischen dem auS der Regentschaft auS- geschiedenen Korawelow und seinen bisherigen politischen Mitarbeitern das Tafeltuch jetzt defini tiv zerschnitten ist und die Regentschaft sich in national-bulgarischem Sinne, mit Jukow als Prä sidenten, rekonstituiert hat. Hiermit berichtigt sich auch von selbst das vor einigen Tagen ver lautende Gerücht, als würde die inzwischen perfekt gewordene Ablehnung der Fürstenwürde seitens des Prinzen Waldemar von Dänemark als Signal für den Rücktritt der Regentschaft gelten. Nur die Sobranje hat sich auf unbestimmte Zeit ver tagt; daS Kabinett bleibt am Platze und in per manenter Defensive gegen die Schlag auf Schlag sich erneuernden Zumutungen des Generals v. Kaulbars, dessen Bedeutung nach dem Urteil deS Grafen Kalnoky weit überschätzt wird. — Von den am 6. d. M. auf Anweisung der Staatsanwaltschaft wegen Verdachts anarchistischer Umtriebe in Buckau und Umgegend sistierten 18 Personen sind die meisten wieder sreigelaffen worden. Fünf Personen hat man zurückbehalten; gegen diese sollen die Vernehmungen und Nach suchungen so viel ergeben haben, daß die vorläu fige Festnahme ungeordnet wurde. — Aus Frankfurt a. M., 13. November, wird berichtet: Die Zahl der wegen Teilnahme an einer geheimen Verbindung zur Untersuchung ge zogenen Sozialdemokraten ist mittlerweile auf 38 gestiegen; 13 davon wurden durch den Unter suchungsrichter vorläufig wieder auf freien Fuß gesetzt, gegen 25 wurde der Haftbefehl aufrecht erhalten. Unter den heute vormittag aus dem Polizeigefängnis Entlassenen befand sich auch ein unverheirateter Schneider, Namens Schäfer, welcher zu den eifrigsten Mitgliedern der Partei, aber nicht zu ihren Führern gehörte. Heute nachmittag gegen 2 Uhr erschien ein Beamter bei Schäfer in dessen Wohnung, um eine Haussuchung vorzunehmen. Es stellte sich heraus, daß der kaum Entlassene nicht allein bereits wieder 7 Nummern des „Sozialdemokrat" zur Verteilung bei sich hatte, sondern auch Sammellisten zur Unterstützung der in Haft befindlichen Parteige nossen. Im ersten Schreck über diese Entdeckung riß Schäfer das Fenster aus und sprang auS dem vierten Stockwerke auf die Straße; er blieb so fort tot. — Wie gemeldet wird, stellte eS sich am Sonnabend bei Beendigung der Ziehung der Ausstellungslotterie heraus, daß in der Trommel ein LoS fehlte. Es könnte mithin leicht der Fall eintreten, daß die ganze Verlosung für ungiltig erklärt und dieselbe wegen des fehlenden Loses noch einmal von vorn angefangen werden müßte. Dir „Voss. Ztg." bestätigt diese Mitteilung. Bis auf weiteres wird die Verlosung also für ungiltig angesehen. Das Ausstellungskomitee hat beschlossen, keine amtliche Gewinnliste, aber auch keine Ge winne herauszugeben. Schwerin, 16. November. Der deutsche Kron prinz ist heute mittag hier eingetroffen. Abends wird ihm ein Fackelzug gebracht. Oesterreich. Die Repetiergewehrfrage scheint noch nicht unbedingt entschieden zu sein. Die Denkschrift des KriegsministeriumS spricht sich zwar für das Mannlicher-Gewehr mit fixem Mittelschaftsmagazin und von oben einzulegenden Patronenbüchscn für je fünf Patronen bei An wendung eines Gradzug-KolbenverschlusseS aus, bemerkt jedoch am Schluffe, daß die Erprobungen deS vom kaiserlichen Rat vr. Jurnitschek von Wehrstadt vorgelegten Gewehrmodells „noch nicht abgeschlossen" find. Frankreich. Nach den Aufstellungen desKriegS- ministers wird das Landheer am 1. Januar 1887 491 200 Mann zählen, oder 4672 mehr als der Voranschlag der Ausgaben, 559336000 Francs, angesetzt hatte. Der jährliche Unterhalt eines Fußsoldaten wird auf den Höchstbetrag von 440 Francs berechnet, worin Nahrung, Sold, Beklei dung, Feldzeug, Unterhalt der Bewaffnung u. s. w. inbegriffen sind. Jedes Jahr werden, aus Rück sichten der Sparsamkeit, 8V» Prozent der unter der Fahne befindlichen Mannschaften beurlaubt. Um die Mehrkosten für die besagten 4672 Mann
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