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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 03.08.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-188608035
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- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18860803
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- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18860803
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1886
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490 , N i! — Sin eigentümliches Zusammentreffen der Lata ist eS, daß im Jahre 1686 die erste Aus gabe von KOO LuntenmuSketen mit Bajonetts an das kursächfische Regiment „Herzog Christian" erfolgte, waö als großer Fortschritt in der Be waffnung der Infanterie angesehen wurde; genau 300 Jahre später, im Jahre 1896, ist in der Einführung deSRepetiergewehreS erneut ein epoche machender Fortschritt in der Bewaffnung dieser selben Truppengattung zu verzeichnen, der eine wesentlich veränderte Feuertaktik im Gefolge hat. — Vom 8. bis 12. August sind größere Stern- fchnuppenfälle zu erwarten (Laurentiusstrom, Per seiden). DaS gleiche Schauspiel wiederholt sich in der Zrit vom 15. bis 21. August. — In dem Sozialistenprozeß vor dem Land gericht zu Freiberg wurde am Dienstag nachmittag die Beweisaufnahme beendet. ES gelangten noch verschiedene Artikel aus dem Sozialdemokrat zur Verlesung, worin den Parteigenossen bei ihrem Gesamtvcrhalten Vor sicht angeraten, ihnen der Gebrauch der Geheim schrift empfohlen, sowie die Notwendigkeit der Geheimhaltung deS Ortes des nachmals in Ko penhagen abgehaltrnen Kongresses und der Na men der Delegierten für denselben betont wurde, wozu der Angeklagte Bebel Erklärungen abgab. Am 10. April 1881 erschien im „Sozialdemokrat" ein Artikel mit Bebels Unterschrift, in welchem derselbe seine Freunde und Parteigenossen im AuSlande veranlaßt, alle an ihn gerichteten Briefe „rekommandiert" oder an die Adresse Dritter zu senden, da schon mehrfach an ihn gerichtete Briefe nicht in seine Hände gelangt seien. Der Ange klagte Bebel bekannte sich rückhaltlos als Ver fasser jenes Artikels und begründete denselben damit, daß er auf Grund gemachter Erfahrungen eben nicht an das Briefgeheimnis in Deutschland glaube. Auf dem Wydener Kongreß ist nach Angabe der Angeklagten auS dem Parteiprogramm der PaffuS: „Die Prinzipien der Partei auf gesetzlichem Wege zu verfolgen" um deswillen gestrichen worden, weil derselbe nach Inkrafttreten des Sozialistengesetzes illusorisch gewesen sei. Heute seien die Verhältnisse andere und würde ein solcher Beschluß wahrscheinlich nicht mehr ge faßt werden. — Auf BebclS Antrag gelangte noch ein im Jahre 1878 von dem damaligen preußischen Minister des Innern an die deutschen Polizeibehörden gerichteter Erlaß zur Verlesung, in welchem dieselben aufgefordert werden, alle Vorkommnisse innerhalb der sozialdemokratischen Bewegung aufs genaueste zu beobachten und an daS Berliner Polizeipräsidium Bericht zu erstat ten. Hiermit war die Bewcismittelliste, welche über 120 Punkte enthält, zum größten Teil er schöpft. Di« einzelnen Beweismittel wiederholen sich in ihrem Inhalt natürlich wieder und fanden daher eine ähnliche Erklärung. Hierauf wurde die Verhandlung auf Mittwoch vertagt. — Am Mitttwoch begannen die Echlußvorträge. Ober staatsanwalt Schwabe aus Chemnitz bemerkte zu Eingang seines PlaidoyerS, daß das in diesem Prozeß bereits ergangene Urteil deS Chemnitzer Landgerichts nur an der zu engen Auffassung deS Begriffs „Verbindung" gescheitert sei. Die Anklage behaupte auch nach den neueren Beweis erhebungen, daß innerhalb der sozialdemokratischen Partei eine Verbindung bestehe, die den Kern auSmache und die Partei führe; eine Verbindung, deren Dasein. Zweck und Verfassung vor den Behörden geheim gehalten werden solle. Es sei festgestellt, daß in Gotha 1875 eine Vereinigung der beiden großen Gruppen der Sozialdemokratie unter bestimmtem Statut und fester Organisation zustande gekommen sei. Die Verbindung sei durch weitere Kongresse in den Jahren 1876 und 1877 befestigt worden. Das 1878 in Kraft ge tretene Sozialistengesetz habe daS äußerliche Ver schwinden deS Vereins von der Bildfläche zur Folge gehabt; aber der Verein sei dennoch in anderer Gestalt bestehe» geblieben und die So zialdemokraten machten nie ein Hehl daraus. Zwar werde von Bebel gesagt, daß er und seine Anhänger unter ihrer Organisation nur daS „geistige Band" verstehen, welches sie umschließe. Dieser Begriff widersprecht aber nicht dem Be griff der Organisation. ES sei anzunchmen, daß Männer, die mit solcher Energie und Intelligenz ausgestattet seien, die schwer errungene Organi sation festhielten und dies gehe auch auS den offenen Erklärungen derselben hervor. Man die Führung dieser neuen Organisation — 490 — von einer äu» tze» SkeiHvtagSabgeardnetrn zA sammengestellten „Parteileitung" gebildet werde, welche mit den wettGeheudsten Macht»vA»m«en- heiten und mit dem Mandat zur Fassung binden der Beschlüsse betraut sei. Die Fälle, wo Be scheinigungen von Beamten und Vertrauensmän nern verlangt »erden, zeigten, daß eine feste Gliederung und rin Beamtentum existiere. Die neue Organisation habe Kongreffe und Lande»« Versammlungen, gewissermaßen Blüten einer fest gegliederte» Verbindung. ES bestehe auch eine geordnete Kafftnführuug. Der „Sozialdemokrat" selbst spreche in vielen Nummern aus. daß eine private Organisation existiere, von der daS Blatt auS naheliegenden Gründen" keine nähere Mit teilung mache, aber in Bezug darauf fortgesetzt die größte Geheimhaltung empfehle. In vielen Nummern seien Beschlüsse mitgeteilt und dann gesagt worden, die weiten Beschlüsse könnten nicht veröffentlicht werden. ES sei nach alledem das Bestehen einer Verbindung erwiesen und ebenso der Umstand, daß dieselbe geheim gehalten werden solle. ES seien ungesetzliche Mittel zur Anwen dung gekommen, um Maßregeln der Behörden und namentlich da» Sozialistengesetz unwirksam zu machen und dir Bestrebungen der Parteiver bindung namentlich auf die Einschmuggelung ver botener Schriften gerichtet. Dies ergebe sich aus vielen Nummern des „Sozialdemokrat", au« den Reden der sozialdemokratischen ReichStagsabge- ordneten und sei auS zahlreichen Ermittelungen der SichrrheitSbehörde zu entnehmen. Daß die Anwendung ungesetzlicher Mittel zur Norm bei der Parteiverbindung geworden, zeigte die Strei chung deS Wortes „gesetzlich" auS dem Partei programm. Die Kongresse befaßten sich mit der Regelung der internsten Fragen der Sozialdemo kratie und zu Delegierten dazu seien nur die cin- geweihtesten Parteiführer gewählt worden. Die Prüfung der Mandate sei mit besonderer Vorsicht geschehen. Tie Angeklagten gehörten notorisch zu den hervorragendsten Führern, die an dem Kon gresse teilgenommen. In Bezug auf sie seien alle Voraussetzungen 6er tztz 128 und 129 deS Strafgesetzbuchs vorhanden und beantragte darum Redner die Verurteilung der Angeklagten. Rechts anwalt Freytaz bestritt ganz entschieden daS Be stehen einer geheimen Verbindung. Die Anklage stütze sich insoweit nur aus bloße Vermutungen und Kombinationen, die aber doch zu einer Ver urteilung nicht ausreichten. Unmöglich könne daS „geistige Band", welches die Angeklagten und deren Parteigenoffen umschließe, strafbar sein. Gewiß sei durch daS Soziallistengesetz nicht die Partei weggeblasen, aber doch die Form zerstört worden. ES gebe keine Verbindung im Sinne dieser Anklage. eS gebe nur eine Partei, die als solche auch Zusammenkünfte habe. DaS Kopen- hagener Kongrrßprotokoll bestätig« dies sehr zu treffend. AlleS, WaS dt« Anklage für daS Da sein einer „geheimen Verbindung" vorführe, sei ganz eminent öffentlich, nämlich rin weit gelesenes Blatt und die ebenfalls sehr bekannten Kongreß protokolle. Ebenso würden die BertrauenSmän- nerversammlungen re. öffentlich angekündigt. Der Vertrieb de- „Sozialdemokrat" möge ja ein voll kommen organisierter sein; derselbe sei jedoch Sache der Redaktion und Expedition, aber die Parteileitung habe damit nicht das Geringste zu thun. Der Redner schloß mit dem Ausdruck der festen Zuversicht, daß der Gerichtshof ein freisprcchendrS Urteil fällen werde. Ebenso suchte Rechtsanwalt Munckel in längerer Rede die Aus führungen der Anklage zu widerlegen. Zum Schluß ergriff noch der Angeklagte Bebel daS Wort zu einer längeren Richtigstellung der von der Anklage vorgesührten Gesichtspunkte. Die Verkündigung deS Urteils erfolgt Mittwoch den 4. August nachmittags 4 Uhr. — Herr Kreishauptmann Freiherr v. Hausen in Zwickau ist vom 4. August bis Anfang Sep tember d. I. zum Kurgebrauche nach Marienbad, sowie vom 13. bis 25. September d. I. zum Gebrauche einer Nachkur beurlaubt und wird während dieser Zeit durch Herrn Geh. RegierungS- rat Leonhardi vertreten. — Am Sonnabend Vormittag verunglückte aus dem Bahnhofe Zwickau einWagcnrücker dadurch, daß er während de» Rangieren» zwischen zwei Wagen trat und von den Puffern derselben er drückt wurde. Der Tod erfolgte sofort. Tagesgeschichte. Berlin, 1. August. Se. Maj. der Kaiser wird von seiner diesjährigen Badereise gegen Mitte August wieder auf Schloß BabelSberg erwartet. Es heißt, daß S«. Maj. der Kaiser jedenfalls vor dem 17. August zurückkrhren wird, um an diesem Tage an der in Aussicht geaominenen Ge dächtnisfeier für Friedrich den Großen in der Garnisonkirche in Potsdam teilzunehmen. Bi» zu der Abreise zu den Manövern gedenkt der Kaiser abwechselnd in BabelSberg und Berlin zu residieren. — Der Fürst und die Fürstin von BiSmarck haben am 31. Juli mittags 12 Uhr Lisstagen verlassen und sind mittelst ExtrazugeS nach Mün chen abgereist. Die Ankunft daselbst erfolgte abend» 9 Uhr. Dir Begrüßung auf dem Bahn- hose geschah durch den preußischen Gesandten und dem ganzen GesandtschaftSpersonllle. Im Bahn hofe und auf dem BahnhofSplatze hatte sich trotz deS eingetretenen RegenwetterS eine nach vielen Tausenden zählende Menschenmenge angesammrlt, welche den Fürsten mit nicht endenwollenden Hoch rufen begrüßte. Am Vormittage deS 1. August begab sich der Reichskanzler zu dem Prinz-Regenten und machte den hier anwesenden Mitgliedern des Königshauses, dem Prinzen Arnulf, der Prinzessin Gisela und dem Herzog Max. ferner den Ministern v. Lutz und v. Crailsheim Besuche und empfing deren Gegenbesuche. Der Prinz- Regent »lachte um 12'/« Uhr dem Reichskanzler einen Besuch. Zu dem Diner beim Prinz-Re genten waren geladen der Fürst und die Fürstin Bismarck, der preußische Gesandte, die Minister v. Lutz und v. Crailsheim, der Generaladjutant v. Freyschlag, der Flügeladjutant v. Lerchenfeld und Geheimrat Rottenburg. — Staatsminister Bötticher begiebt sich am 3. August nach Gastein. — Es ist sehr bemerkt worden, daß der preu ßische Gesandte beim Vatikan, Herr v. Schlözer, noch immer in Rom sich aufhält und daß über den Beginn seines üblichen Sommeraufenthaltes außerhalb der ewigen Stadt bisher nicht daS Ge ringste verlautete, trotzdem die Verhandlungen zwischen der preußischen Regierung und der rö mischen Kurie über die Neubesetzung deS Kulmer BischofSstuhleS längst zu einem befriedigenden Resultat geführt haben. Bekanntlich hat aber die preußische Regierung für daS jüngst vom Papste gemachte Zugeständnis hinsichtlich der An- zeigepflicht für katholische Geistliche eine weitere Revision der Maigesetze in Aussicht gestellt. Die Annahme liegt deshalb nahe, daß die verlängerte Anwesenheit des Herrn von Schlözer auf seinem Posten mit dieser Frage zusammenhängt und daß augenblicklich eine nähere Verständigung über den Umfang und die Art der Umgestaltung der Mai gesetze durch direkte Verhandlungen des preußischen Vertreters mit dem Vatikan gesucht wird. — Der chinesische Gesandte Marquis Tseng verhandelte am 28. Juli in Kissingen den ganzen Tag mit dem Fürsten BiSmarck und reiste am 29. früh ab. Marquis Tseng wird sich über Berlin und Stettin nach Rußland begeben. Bayern. Der Raupenhelm in der bayrischen Armee soll abgeschafft werden und dafür die bei den übrigen Bundesstaaten eingeführte „Pickel haube" treten. Ob unserJnfanteriehelm einsehr kleidsames Stück ist, namentlich wenn man dessen neueste Probe, an der die schmückenden Beschläge auf ein Minimum beschränkt wurden, inS Auge faßt, mag dahingestellt sein, zweifellos ist eS die prak tischste Kopfbedeckung für die Fußtruppen, weil sich dessen Gewicht gleichmäßig auf den ganzen Kopf verteilt, Augen und Nacken aber durch die Blenden gut geschützt sind und der Helm dabei den Vorzug einer nie versagenden Ventilation durch die Löcher an der Spitze bietet. Jedenfalls ist es erfreulich, weun man durch Annahme diese» HelmS von bayerischer Seite die ganze deutsche Infanterie im wahren Sinne deS Wortes „unter einem Hute" kommt und damit der besonders im letzten Feldzuge wiederholt gemachten üblen Er fahrung, wie schädlich eS ist. wenn Truppenteile durch auf weite Entfernung kenntliche Eigen tümlichkeiten in der Adjustierung sich von der Allgemeinheit abheben, abgeholfen würde. Oesterreich. Ihre Majestät die Kaiserin Eli sabeth ist am Sonnabend Abend in Gastein ein getroffen und stattete unmittelbar nach ihrer An kunft dem Kaiser Wilhelm einen Besuch ab. —
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