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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 13.10.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-191010134
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- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-19101013
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- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-19101013
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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820 — — Der bekannte Berlagsbuchhändler Johannes Friedrich Dürr ist am Sonntag morgen in seiner Wohnung in Leipzig-Gaschwitz im Alter von 43 Jahren freiwillig aus dem Lebe» geschieden. Er hat schon lange an hochgradiger Nervosität gelitten, und man nimmt an, daß hierin der Grund zu der unglücklichen Tat zu suche» ist. Der Tod Dttrrs wird allseitig tief beklagt werden, denn mit ihm scheidet ein Mann aus dem sächsischen politischen Leben, der stets eifrig bemüht war, seine gemäßigt fortschrittlichen Ansichten nicht nur mit dem Worte zu verfechten, sondern auch durch praktische Vorschläge zu verwirklichen, der konsequent in der Sache und mäßig in der Form war und infolgedessen von seinen politischen Freunden wie von seinen Gegnern geachtet wurde, — Dem 4t jährigen Zimincrmann Joseph Salzer in Markneukirchen war beim Holzsägcn ei» Stück Holz in den Unterleib gedrungen. Während der sofort Vvrgenommenen Operation starb der Verunglückte, Er hinterläßt Frau und zwei Kinder. — Das Schlvsscrehepaar Günther in Planen i, V, hatte Montag vormittag, als cs Wäsche mangelte, sein drei jähriges Sllhnchen mitgenommen. Der Knabe geriet in einem Augenblick, da man ihn unbeobachtet ließ, zwischen die Mangel und eine Wand. Der Acrmste wurde sofort getötet; es war ihm der Kopf zerdrückt worden, — O. VI", der Montag vormittag 9 Nhr 30 Min, von München ans die Fahrt nach dem Norde» angetreten hat, wurde in Plauen nachmittags 4 Uhr gesichtet. Nach mehrere» Rundfahrten, die der in verhältnismäßig geringer Hohe ruhig dahinfliegende Ballon über der Stadt unternahm, schlug er die Richtung nach dem Exerzierplatz ein, wo 4 Uhr 30 Minuten die Landung glatt erfolgte, Das Luftschiff stieg gestern vormittag um 9 Uhr 40 Min. zur Fahrt nach Bitter- feld-Berlin auf, — Im Dorfe Jmnitz bei Zwenkau ist in der Nacht zum Sonntag ein Naubmordversuch an der 35 Jahre alten Tochter der Buttcrhändlerin Schmidt verübt worden, während sich letztere in Leipzig befand. Der Täter ist auf einer Leiter in den ersten Stock des Hauses gelangt und hat das im Bette schlafende Mädchen mittels einer Schnur zu erwürgen versucht. Als die Ueberfallene bewußtlos geworden war, scheint er sie für tot gehalten zu haben, und hat nun Schränke und Konio den erbrochen und nach Geld gesucht, Frau Schmidt hatte ihr Buttergeschäft verkauft und der Räuber hat das vom Käufer bezahlte Geld im Hause vermutet, eiue Annahme, die ganz richtig war, er hat das Geld nur nicht gefunden. Nur wenige Mark sind ihm in die Hände gefalle». Die von ihm Gewürgte ist am Morgen wieder zu sich gekommen. Mit Hilfe eines Polizeihundes wurde nun nach dem Räuber ge sucht, und da das Tier die Sachen eines im gegenüberliegen den Hause wohnenden jungen Mannes verbellte, wurde dieser in Haft genommen, — Die Jagd in Görzig bei Großenhain hat Herr Bau meister K, aus Dresden gepachtet, der zur Jagdzeit mit seinem Schwiegervater, Herrn Rentier Hofmann aus Dresden, ein Häuschen, das zur Mühle gehört, bewohnt. Ihrer Gewohn heit gemäß gingen beide am Sonntag in einem größeren Ab stande nebeneinander ans den Feldern nach Peritz zu ans die Hllhnersuchc, Plötzlich ging ein Fasan in die Höhe. Herr K. legte an und in demselben Augenblick ging ein Schuß aus noch unaufgeklärter Ursache los, und der in der Schuß richtung sich vorwärts bewegende Herr H, sank getroffen leb los zu Boden, Der tödliche Schuß war über dem rechten Auge in den Kopf gedrungen. Außerdem war das Gesicht über und über mit Schrvtwunden bedeckt, — Ueber das telegraphisch gemeldete furchtbare Unglück, dem in Zittau zwei Menschenleben zum Opfer fielen, berichtet die „Zittauer Morgcnzeitung" folgendermaßen: Herr Bäckermeister Caspar, dem das Hans innere Weberstraße 36 gehört, war am Sonntag mit Freunden zur Jagd gewesen und hatte dabei ein dreiläufiges Gelvehr benützt, Montag nachmittag gegen I Uhr kam Herr Caspar in die neben seinem Laden (nach der Weberstraße zu) gelegene Wohnstube und machte sich dort mit dem etwas unsauber gewordenen Gelvehr zu schaffen. Während er nun der Meinung war, der Drilling sei entladen, befand sich in Wirklichkeit im unteren Lause noch ein ziemlich großkalibriger Kugelschuß, Die beiden darüber angeordneten Läufe waren leer. Um eine Saubcrkeitsprüfung vorzunehmen, richtete Herr Caspar das Gewehr zum Fenster hinaus und sah durch die Läufe hindurch. Hierbei entlud sich dann Plötz lich niit lautem Knall der dritte Schuß, der zunächst die Fensterscheibe durchschlug und dann seinen Weg quer über die Weberstraße hinweg nahm. Man muß es nun als ein schweres Verhängnis zufälliger Art betrachten, daß just in diesem Moment ein Straßenbahnwagen die fragliche Stelle passierte. Es war der nach der äußere» Weberstraße zu fahrende Wagen Nr, 20, auf dessen Hinterperron Herr Handelsschnldirektor Professor Or. Goldberg und Herr Ratskanzlist Zwicker standen. Die Unglückskugel ging dem erst zwanzigjährige» Zwicker in den Hinterkops, durchschlug diesen und drang dann dem dicht da neben stehenden Or. Goldberg in die Schläfe, in der sie stecken geblieben sein soll. Or. Goldberg sank sofort in sich zusammen und war wohl augenblicklich tot; Zwicker dagegen machte im Moment des Getrosfcnwerdens einen kleinen Sprung und siel dann mit der Stirn gegen eine seitlich der Tür des Wagens angebrachte Messingstange, Der Straßcnbahnbeamte, der bei dem Ertönen des Schusses sofort ei» Unglück ahnte, hatte in zwischen den Wagen zum Stehen gebracht und war mit anderen Leuten bemüht, den beiden von der Kugel Getroffenen Hilfe aiigedeihen zu lassen. Behutsam hob man die Armen auf und trug sie in das Haus des Herrn Bäckermeister Kretzschmar, während andere sich um die Herbcischasfung ärztlicher Hilfe bemühten. Herr Or. Uhlig, der bald zur Stelle war, konnte bei Or, Goldberg nur den bereits eingetreteuen Tod konstatieren, während der junge Zwicker noch schwache Lebenszeichen äußerte. Schleunigst wurde nun der städtische Krankcntranspvrtwage» herbeizitiert, worin Zwicker zum Krankeuhause gebracht werden sollte. Doch auf ihn lauerte bereits der Tod. Kaum war der Krankenwagen mit dem Schwerverletzten unterwegs, da hauckite dieser sein junges, wenige Minuten zuvor noch so hoffnungsfrohes Leben aus. Man denke sich den Schmerz der Anverwandten beider so plötzlich Dahingeschiedcncn, Hier eine Frau und vier Kinder, die den Tod des treuen Gatten und Ernährers beklagen, dort ein Elternpaar, dem das einzige, mit Liebe und Sorgfalt aufgezogene Kind grausam entrissen wurde! Fürwahr, furchtbar hat das mitleidlose Schicksal die Häupter einiger unserer Mitbürger getroffen. Und um ein Haar wäre der tödlichen Kugel noch ein drittes Menschenleben zum Opfer gefallen. Es handelt sich um den beim hiesigen Elektrizitätswerk als Expedient tätigen Herrn Wallrath, der ebenfalls auf dem Hinterperron des Straßenbahnwagens ge standen hatte, und zwar unmittelbar neben Professor Or, Gold berg. Als der Straßenbahnwagen ungefähr am „Tucher-Nestau- rant" vorbeisnhr, sah Herr Wallrath seine Braut auf der Straße daherkommen. Obwohl ihn sein Freund Zwicker warnte, während der Fahrt abzusteigcn, sprang er doch vom Wagen herunter. In dem gleichen Moment ertönte der Schuß, der so schlimmes Unheil anrichtete. Zwicker hatte übrigens bis dahin mit dem Rücken an der Straßenbahntür gelehnt; erst als Wallrath absprang, muß er neben Or. Goldberg und damit in die Schußlinie getreten sein, Herr Wallrath, der also sozusagen seiner Braut sein Leben verdankt, war übrigens der Erste, der dem jungen Zwicker beisprang. Der unglückliche Schütze, Herr Bäckermeister Caspar, wurde von der Polizei sofort festgcnommen und mitsamt dem beschlagnahmten Jagd gewehr zunächst zur Wache gebracht, wo er vor Verzweiflung über das durch ihn augerichtete Unheil lange keines Wortes mächtig war. Da er zunächst geglaubt hatte, es lägen nur schwere Verletzungen vor, traf ihn später die Mitteilung von dem Tode beider Männer »m so härter. Trostlos blickte er umher und bedauerte, daß er sich nicht sofort erschossen habe. Trotz des schier »nglanbliche» Leichtsinns, dessen sich Caspar- schuldig gemacht hat, und trotz der schweren Folgen seiner Handlungsweise, wird man ihm ein gewisses Mitleid nicht versagen können, (Weitere Nachrichten aus Sachsen siehe Beilage.) Tagesgeschichte. Deutsches Weich. — Wie verlautet, wird sich der Kaiser in der ersten Hälfte des November nach Hessen begeben, um de» Pots damer Besuch des Zaren zu erwidern, — Die offiziellen Veranstaltungen der 100jährigen Jubelfeier der Universität Berlin begannen Montag abend 6 Uhr mit einem Festgottcsdienst im Dom, Das mächtige Gotteshaus war von einer glänzenden Versammlung, die überwiegend akademischen Charakter trug, zu der aber auch die staatlichen und städtische» Behörden, sowie das Heer Ver treter entsandt hatten, bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Schriftlesung hielt Oberhofprediger Or Drhandcr, die gcist- und eindrucksvolle Festpredigt der Dekan der theologischen Fakultät, Oberkonsistorialrat Prof, Or, Kastan, — In den Repäsentationsränmen der Universität versammelte sich Montag abend ein glänzendes Auditorium, um den ersten offiziellen Empfangsabend zn begehen. Man sah n, a, den Kultus minister von Trott zu Solz, den Ministerialdirektor Or. Schwartzkopff, sowie sämtliche Vertreter der auswärtigen und ausländischen Universitäten, Rektor Geheimrat Erich Schmidt machte, unterstützt von Gehcimrat Kahl, die Honneurs, Bald nach 8 Uhr langte, von Moabit kommend, der Fackelzug vor der Universiät an und schwenkte nach und nach ein, bis fast alle Teilnehmer, etwa 4000 Studenten, auf dem Franz Joscfsplatze Aufstellung genommen hatten. Nach dem gaucksnruns ixitur, das gemeinsam gesungen wurde, begab sich der Festausschuß mit dem Universitätsbanner in die Aula, wo stuck, Heil von der Landsmannschaft „Normannia" auf Rektor und Senat ein dreifaches Hurra ansbrachte. Erich Schmidt dankte als Rektor mit einer warm empfundenen Ansprache, in welcher er das Leuchten der Fackeln mit der erleuchteten Tätigkeit der Studenten in ihren« zukünftigen Leben verglich. Er schloß mit einem freudig aufgenommeue» „vivut noacksmiu, vivat mswbrum czuocklidst!" Eine Kapelle fiel jetzt mit Studentenliedern ein. Nach Einnahme eines Imbisses — in einem Nebenraume waren BüffettS aus gestellt — setzte sich der Fackelzug wieder in Bewegung, Die Gäste der Universität blieben nach dem Empfange zu sammen. Gestern vornnttag 10 Uhr begann der große Festakt der Universität in der neuen Aula, Vor dem Gebäude stand eine Ehrenkompagnie. Im Vestibül bildeten Chargierte der Studentenschaft in Wichs Spalier, Im Festsaale versammelten sich die Ehrengäste, die fremden Rektoren und Gelehrten, die Minister, die Spitzen der Behörden, die Präsidenten der Parlamente usw. Gegen 10 Uhr zogen die Professoren ein, Bald darauf nahte der Hof. Vom Rektor geführt und em pfangen erschienen der Kaiser in Husarenuniform, die Kaiserin, der Kronprinz, die Prinzen August Wilhelm, Oskar und Joachim, Prinzessin Viktoria Luise, Prinz Rupprecht von Bayern, Herzog Johann Albrecht, Regent von Braunschweig mit Gemahlin, der Reichskanzler, der Kultusminister, Rektor- Erich Schmidt betrat nunmehr das Podium und hielt eine Ansprache, worauf der Kaiser eine für die Weiterentwicklung der Universität bedeutsame Rede hielt, in der die Gründung besonderer Forschungsinstitute angekündigt wurde. — Aus Anlaß der Jubelfeier der Berliner Universität wurden zahl reiche Auszeichnungen verliehen, u, a. der Titel Exzellenz an die Professoren Harnack, Brunner, Fischer, Schmoller und Wilamowitz-Möllcndorf, — Eine auffallende Acußerung machen die Nationalliberalen Monatsblättcr für Minden-Ravensberg, Bei Betrachtungen über den Parteitag in Kassel kommen sic zu folgendem Er gebnis: „Mit den Freisinnigen wolle man zusammengehen, Ivo ihre Kandidaturen Aussicht auf Erfolg hätten und wenn die Freisinnigen sich ehrlich zn entsprechenden Gegenleistungen verständen und imstande seien, solche zu gewähre». Wir nehmen ferner die Freiheit für uns in Anspruch, iins mit den Konser vativen, die uns in unseren Gegenden wirtschaftspolitisch näher stehen als der Freisinn, und die in allen nationalen Fragen der Reichspolitik und der vaterländischen Staats- und Macht politik unsere zuverlässigen Bundesgenossen sind, auf der Grund lage der Gegenseitigkeit zu verständigen. Ohne die Vorgänge bei der Erledigung der Reichsfinanzreform zu verteidigen oder- gar die Zertrümmerung des Blocks irgendwie zn billigen und alle uns zugefügten Bitterkeiten vergessen zu wollen, werden wir endlich kühlen Blutes als nüchterne Rechner zu erwägen haben, ob nicht auch mit dem Zentrum, trotz allem, was zwischen uns vorliegt, Zug uni Zug erfolgreiche Wahlgeschäfte abzuschließen sind." Grundsätzlich würden die Nationalliberale» in Minden-Ravensberg durch ein „Wahlgeschäft" mit dem Zentrum ebensowenig gegen das Programm ihrer Partei ver stoßen, wie ihre Parteifreunde, die in Bayern, Baden, Elsaß- Lothringen mit den Sozialdemokraten gemeinsame Sache machen oder machen wollen. An die Möglichkeit eines Zusammen gehens mit dem Zentrum aber hatte in Kassel wohl doch nie mand gedacht, — In Offcnbach a. M, hat eine Sitzung der Fortschritt lichen Volkspartci beschlossen, bei den Ende dieses Monats stattfindcnden Stadtverordnetenwahlen mit den Sozialdemo kraten zusammenzugehen und das von der Sozialdemokratie ihr gemachte Angebot über zwei Mandate anzunehmen. Be gründet wird dieser Beschluß damit, daß ein selbständiges Vorgehen der Volkspartei keinen Erfolg verspreche, ein Sieg der rechtsstehenden bürgerlichen Parteien aber lediglich dem Zentrum zu einer Machtstellung verhelfen würde. — Schwere Ausschreitungen in Remscheid. Montag abend nach Schluß der Protestversammlungen gegen den vom Arbeit geberverband eingerichteten Arbeitsnachweis durchzogen die Teilnehmer, die Arbcitermarseillaise singend, die Stadt, Am Kaiserplatz stellte sich die Polizei ihnen entgegen. Da die Demonstranten ein Steinbombardement erösfneten, mußte die Polizei wiederholt mit der blanken Waffe Vorgehen. Auch aus den Fenstern der Häuser wurden Steine geworfen, wes halb die Beamten mit der Drohung, daß geschossen werde» würde, die Bewohner von den Fenstern vertrieben. Mehrere Personen wurden verhaftet. Die Unruhen dauerten bis früh morgens. — Der frühere Landwirtschaftsminister von Arnim hat sich einem Mitarbeiter der „National-Zeitung" gegenüber über die hohen Fleischpreise folgendermaßen ausgesprochen: „Die gegenwärtigen Fleischpreise sind entschieden zu hoch, nach meiner Ueberzeugung ist ein Sinken der Preise auch in nicht zu ferner Zeit zu erwarten. Allerdings darf man nicht damit rechnen, daß die Fleischpreisc jemals wieder auf das Niveau sinken werden, auf dem sie vor zehn Jahren standen. Mit der dauern den Beibehaltung höherer Fleischpreisc müssen wir rechnen, ebenso wie unsere Nachbarländer Oesterreich-Ungarn, Frankreich und England, Die Gründe sind eben in der zunehmenden Steigerung der Kosten der Viehhaltung zu suche». Ich verweise nur ans die Steigerung der künstlichen Futtermittelpreise, die seit einem Dezennium 30 bis 40 Prozent beträgt. Dazu kommt noch die dauernde Steigerung der Arbeitslöhne, die der Landwirt nicht wie der Industrielle durch eine Verbesserung der Prv- duktionsmethode wenigstens teilweise ausgleichen kann, sondern unbedingt voll abwälzen muß. Nur bei Fleischpreisen, die diejenigen, die wir vor einigen Jahren hatte», wesentlich über steigen, rentiert sich die Viehhaltung noch, aber auch dann nur mit 3—4 Prozent, während industrielle Betriebe durch schnittlich eine Kapitalsverzinsung von 8—20 Prozent auf weisen, Die deutsche Landwirtschaft ist übrigens imstande, bis auf eiu Manko von 3—6 Prozent den gesamten deutschen Markt mit Fleisch zu versorgen, und dies Verhältnis ändert sich auch durch die jährliche Bevölkerungszunahme nicht, mit der die Leistungen der Landwirtschaft parallel gehen, Wir miisse» uns bezüglich der Fleischversorgung vom Auslande, dessen Viehbestände teilweise verseucht sind, unabhängig machen und »ns stets vor Augen halte», daß von den angrenzenden Staaten in Zeiten von Fleischmangel keine Abhilfe zu erwarten ist, da diese selbst in normalen Zeiten ihr Einfnhrkvntingeut nicht erreichen." — In der Nacht zum Sonntag legte der polnische Berg mann Puwuocyk in Osterfeld eine Dynamitpatrone am Denk mal Kaiser Wilhelms I, nieder und zündele sic an. Ein Teil des Fußes der Statuette und Stücke des Bronzesockels wurden weggerissen. Der Täter ist verhaftet. — Der Chef der Marinestation der Ostsee, Admiral von Prittwitz und Gaffron, tritt vom aktiven Dienst zurück. Der Admiral, der kürzlich zum Herrenhausmitglied ernannt worden ist, verlegt Mitte Oktober seinen Wohnsitz nach Berlin. Nestevreich - Ungarn. — Das Stadtverordnetenkollegium zu Prag beschloß, ener gisch Stellung zu nehmen gegen jede Bestimmung der natio nalen Ausgleichsvorlagen, wonach die Stadt Prag als Landes hauptstadt eiue zweisprachige Amtierung erhalten soll. Mrankvrich. — Die Angestellten der französischen Nordbahn sind in den Ausstand getreten. Der allgemeine Ansstand der fran zösischen Eisenbahner soll am 25. Oktober beginnen, — In Montigny wurden mehrere Personen unter dem Verdacht der Spionage im Dienste Frankreichs verhaftet, Spanien. — Canalejas' letzte Kammerrede war eine Sensation, Sie bildete eine energische Geißelung der extremen Linken und Rechten und brachte eine gründliche Kritik der religiösen Frage, Hierauf wandte sich Canalejas gegen die Republikaner und Sozialisten, Er müsse die Erklärung eines republikanischen Führers, daß auch in Spanien die Bewegung vorbereitet sei, als Albernheit bezeichnen. Der Republikaner Alvarez erhob sich darauf und bestritt, daß diese Erklärung abgegeben worden sei. Eine von dem früheren liberalen Minister Gaffet bean tragte Tagesordnung, welche der Regierung das Vertrauen ausspricht, wurde mit den 147 Stimmen der Liberalen an genommen. Die anderen Parteien enthielten sich der Ab stimmung, — In Barcelona begaben sich am Sonntag 3000 Demon stranten auf den Kirchhof, um am Grabe Ferrers einen Kranz niederzulegen. Bei dieser Gelegenheit kam es zu Ruhestörungen, sodaß die Polizei gezwungen war, die Menge zu zerstreuen.
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