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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 15.08.1930
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1930-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19300815029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1930081502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1930081502
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- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1930
- Monat1930-08
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Protest Polens gegen die Tre-iranus-Re-e Ein »MÄMttgks Berlin» 15. August. Die Pressestelle bcS polnischen Außen ministeriums läßt durch die polnische Telegraphen-Agentur folgenden Bericht verbreiten: „Unverzüglich nach der Rück kehr aus Neval hat Minister Zaleski mit dem deutschen Geschäftsträger in Warschau eine Unterredung gehabt, die mit der letzten Rede des Neichsministcrs TreviranuS im Zusammenhang steht. Minister Zaleski hat im Namen der polnischen Regierung in entschiedener Weise formellen Protest eingelegt -egen das Hervortrcten eines Mitgliedes der Reichsregierung, das gegen die Integrität des polnischen Staates gerichtet ist. Ter Minister hat daraus Htngeivtesen, baß derartige Aeuße- lungen fruchtbare Beziehungen zwischen den beiden Staaten unmöglich machen, ja »och schlimmer, Stimmungen schaffen, die zu de» Grundsätzen friedlicher Zusammenarbeit in Wider spruch stehen." Der deutsche Geschäftsträger hat erwidert, daß ihm eine Diskussion über die Rede des Neichsmtnisters Treviranus nicht möglich sei. Er hat aber darauf hingewlesen, nach seiner Kenntnis sei in der Rede des Herrn Neichsministers nichts enthalten, was die Grundlage der deutsch-polnischen Beziehungen verändere oder mit den geltenden Verträgen nicht im Einklang stehe. Insbesondere sei cs unsinnig, zu glauben, der Reichsministcr Trcviranus habe an eine kriegerische ilcuberung der Grenze» denken können. Die Stellungnahme des deutschen Geschäftsträgers entspricht der Auffassung in dm Berliner maßgebenden politischen Kreisen. Sämtliche deutschen Regierungen haben hinsichtlich der gegenwärtigen deutsch-volnischen Grenzen stets dieselbe Auffassung vertreten und über diese Auffassung nie einen Zweifel auskommen lasten. Vorläufig nehmen nur einige Berliner Blätter hierzu Stellung. — Die „Vosfische Ztg." betont, daß der späte Protest ZaleskiS weniger auf die Rede Triviranus' zurückzufllhren sei. Die große internationale Diskussion über die deutsch- volnischen Grenzprobleme, die die Rede hervorgerufen habe, sei ein für Polen wenig angenehmes Thema. Das „BT." sagt: Der scharfe Ton in den Erklärungen ZaleskiS sei offenbar bestimmt, der deutlich sichtbar werdenden Veimaei fett feine Paris, 15. August. PoincarS veröffentlicht am Freitag einen neuen Artikel, in dem er sich mit der von Deutschland geforderten Revision der Verträge auseinandersetzt. Ein leitend kommt der ehemalige Ministerpräsident nochmals aus die in seinem letzten Artikel enthaltenen Angriffe gegen den Reichspräsidenten zu sprechen. Poincarö ver- wahrt sich dagegen, daß er es an der nötigen Achtung habe fehlen lassen. Er habe im Gegenteil mit äußerster Ehrerbietung gesprochen, stellenweise habe er sogar seine Schätzung und Be wunderung durchblictcn lassen. Man könne dem Reichspräsidenten die Anerkennung nicht versagen, znm mindesten offen genug gewesen zu sei« und ehrlich das zum Ausdruck gebracht zu haben. waS Stresemann verschwiegen habe. Man wisse in Frankreich leider nur zu gut. was Deutschland unter der Revision der Verträge verstehe. Das sei zunächst die Rückgabe des Saargebietes ohne Abstimmung, dann die Aufhebung der entmilitarisierte» Zone, der österreichische Anschluß, die Rückgabe des Danziger Korridors, die Einmischung Deutschlands in die Angelegenheit audcrer Länder unter dem Vorwände des Schutzes seiner nationalen Minder heiten und schließlich die Forderung nach Kolonien, kurz, eine triumphierende Revanche und eine unbeschränkte Vergrößerung des besiegten Deutschlands. Wenn Deutsch land als Sieger ans dem Weltkriege hervorgcgangen wäre, so würde es Frankreich gegenüber sicherlich nicht dieselbe Mäßigung gezeigt haben, wie dies fetzt umgekehrt der Fall sei. f!!f PoincarS wird dann ironisch und betont, baß Deutschland trotz der dauernden Wiederholung des „Gott mit uns" den Krieg verloren habe Es habe einen Vertrag unterzeichnet, und wenn es wirklich den Wunsch hege, daß die Feindselig keiten zwischen Frankreich und Deutschland aufhörten, so sei es seine Pflicht, diese Unterschrift zu achten. Durch die Unterzeichnung des Locarnovertrages und des Kelloggpaktes habe Deutschland seine erste Unterschrift bestätigt. Um so unerklärlicher sei die kolossale Ausdehnung der Ent wicklung s?>, die die Reichswehr in den letzten Jahren gehabt habe. Auch die Erziehung -es deutschen Nachwuchses sei nicht nur unvereinbar mit der europäischen Sicherheit, sondern auch mit der Möglichkeit der Aufrechterhaltung eines dauernden Friedens. PoincarS kommt bann aus die eigentlichen RevisionSfordcrungen zu sprechen. Er betont dabei, wenn das Reich wirklich den Wunsch hege, in einem bestimmten Punkte eine Bertragsänderung zu fordern, so solle cs endlich auf- hüren, an allen seinen Grenzen zu schüren, vielmehr einen der ihm osfenstehenden Wege einschlagcn, indem es entweder in direkte Verhandlungen mit dem interessierten Land cintrctc oder die Angelegenheit vor den Völkerbund bringe. Jede Grenzveränderung beschwöre neue Unzuträglichkeiten herauf, wenn sie nicht das Ergebnis freier Verhandlungen zwischen «wei Staaten sei. Eine RlMdttk MW Zunahme der Erkenntnis in der ganzen Welt von der U ri tz altbarkett der in Versailles getroffenen Grenz- regelung entgegenzuwirkcn. Aber der Kampf, den er gegen diese wachsende Einsicht führe, sei gegen die Logik der Dinge, denn er richte sich gegen die Beseitigung eines morali schen Unrechts. Seine starken Worte zeigten nur. Laß er mit schwachen Gründen kämpfe. Zensur von Pressetelesrammen in Estlanö Reval, 15. Aug. Unter der Ueberschrift „Gehetnie Tele grammzensur" schreibt die „Revaler Zeitung": „Wie uns von zwei Vertretern führender ausländischer Nachrichtenbüros mitgeteilt wird, sind Telegramme zweier Korrespondenten, die den Besuch des polnischen Staatspräsidenten in Estland zum Inhalt hatten, beanstandet bzm. zurückgehalten worben. Die Telegramme weisen eine Wiedergabe des Zwischenfalles während des Fackelzuges in Katharincntal auf. Bekanntlich ertönten während des Hochs aus Polen aus der Zuschaner- mcnge mehrfach laute Pfiffe. Ohne uns mit der Wertung der obengenannten Telegramme befassen zu wollen, stellen wir an die Postverwaltung die Frage, ob mir in Estland tatsächlich so weit sind, daß eine geheime Telegrammzensur eingeführt worden ist. Wir stellen an die Pvstverwaltung die Anfrage, auf welcher gesetzlichen Grundlage die Weitergabe der Nach richten verweigert wurde. Eine restlose Klärung der An gelegenheit, die im Auslande ein sehr schlechtes Licht aus Est land werfen könnte, ist im Interest« der Oessentlichkett drin gend erwünscht." heftige »Smvst an der MW-pMAm Grenze London, 15. August. Nach Berichten aus Angora fanden im Bezirk von Jghbir am Donnerstag heftige Kämpfe zwischen türkischen Truppen und aufständischen Kurden statt, die mehrere Stunden andauerten und schließlich mit dem Rückzug der Kurden auf die persische Grenze endeten. Die türkischen Truppen haben die geplanten Operationen gegen die Auf ständischen im Berggebtet des Ararat noch nicht begonnen. Mpwpagmita sott Rückgabe des Danziger Korridors würde sicherlich in Deutschland und besonders in Ostpreußen große Freude auslösen, die im Korridor ansässigen Polen aber aufs äußerste erbittern, und damit zu neuen und viel leicht viel größeren Schwierigkeiten als bisher Anlaß geben. Sehnlich verhalte es sich mit dem Anschluß, mit dem sicher lich nicht alle Oesterreicher einverstanden seien. Eine Revision der Verträge würde also in Mittel europa nur neue Feuerherde schaffen, was sich unter Umständen auf den ganzen Kontinent auswtrken könne. Wenn das das Ziel Deutschlands sei, so müsse es dies offen sagen. Frankreich werde dann nicht mitgehen. Die Schiefheiten PoincarSS sind so offenkundig, daß sich eine Berichtigung wahrhaftig erübrigt. Gefahren sär deutsch» Touristen ta der Tscheche! vradtronlckung nuuarvr SvrUnar Sodrittloltnvg Berlin» 15. August. Bon zuständiger Seite wird erneut auf die Gefahren htngewiesen, denen sich deutsche Touristen in Ser Tschechoslowakei aussetzen, selbst dann, wenn sie nur all- gemeinübliche Objekte zü photographieren versuchen. Man ist in der Tschechoslowakei von einer Psychose befallen, in der man überall Gefahr wittert. Man sicht nicht nur eindeutige militärische Einrichtungen bedroht, sondern man zittert auch für den Bestand von Baulichkeiten, die nur sehr indirekt mit Militär etwas zu tun haben. Wenn sich z. B ein Ausländer mit einem Photoapparat einer Brücke In der Tschechoslowakei nähert, so bebt -er Staat. Will der Ausländer die Brücke photographieren, so muß er damit rechnen, daß er arretiert wird. Ist der Ausländer gar ein Deutscher, der die Schönheit der Brücke und die Landschaft mit seinem Apparat sesthaltcn wollte, so ist er für die tschechischen Behörden von vornherein einSpto n, auch wenn die Brücke ans 1000 Ansichtspostkarten zu sehen ist, und es wird ihm Gelegenheit gegeben, tschechische Gefängnisse von innen kennenzulernen. So ist es in der Tschechoslowakei nicht nur mit kleinen Festungsanlagen und Brücken, so ist es auch mit Eisenbahnvtaduktcn, Bahnhöfen, Fabriken, in denen militärische Gegenstände erzeugt werden und ähnlichen Einrichtungen. Es sind deshalb erneut deutsche Reisende, die mit einem Photoapparat die tschechoslowakische Grenze überschreiten, zu warnen. Die Rankinv Lruppen vor Lfinanfu London, 15. August. Nach halbamtlichen japanischen Be richten haben Flugzeuge der Nankingarmee am Donnerstag die Hauptstadt der Provinz Schantung, Tsinanfu. mit Bom ben belegt Die Einnahme der Stadt durch die Nankinger RegierungLtrupvcn wird nur noch als eine Frage ganz kurzer Zeit bezeichnet. Durch die Bombenabwürfe sind 2 0 Per sonen getötet und zahlreiche schwer verletzt worden. Das Konsularkorp» in Tsinanfu hat bet der Nankingregierung gegen wettere Bombenabwürfe Einspruch erhoben. Eine leere Geste Es hat ziemlich lange gedauert, bis das amtliche Polen die Sprache gefunden hat, um zu den internationalen Korridorgesprächcn, die seit der Treviranusredc in Fluß ge kommen sind, Stellung zu nehmen. Sollte Herr Zaleski im Ueberschwang der estnischen Verbrüderungsfeiern in Neval nichts gehört haben von dem Raunen, das über die Unhaltbar- hett der Grenzverhältntsse im Osten durch Europa ging? Oder hat es vielleicht eines freundlichen Rippenstoßes aus Paris bedurft, um den polnischen Außenminister an seine Pflichten zu erinnern? Jedenfalls merkt man aus der Ver spätung und auch aus der Grobheit, mit der er sich nun nachträg lich ins Zeug legt, wie peinlich ihm das Thema ist. Die Neichsrcgterung wird es auf keinen Fall htnnehmen können, daß Zaleski einem ihrer Minister gleichsam den Mund ver bieten will. Sie wird sich auch durch die versteckte Drohung mit den etwaigen Folgen „innerhalb der Beziehungen zwischen den beiden Staaten" nicht einschüchtern lassen, sondern — wie wir bestimmt hoffen — die Anmaßung des polnischen Protestes in der gebührenden Form zurück weisen. Gerade weil es den Polen unangenehm ist, daß von diesen Dingen gesprochen wird, und daß sich die europäische Oefsentltchkeit in steigendem Maß sür die Gefahr im Osten interessiert, gegen die von Paris und Warschau ausgcgebene Parole des „Rühr mich nicht an", müssen wir nun erst recht die Ostdebatte im Fluß halten. Das Echo aus die TreviranuS-Erklärungen hat gezeigt, daß sich außerhalb Frankreichs und Polens die Stimmung zu unseren Gunsten geändert hat. Durch aufklärende Literatur ist man allmählich darauf aufmerksam geworben, daß der Korridor der Gipfel punkt alles politischen und wirtschaftlichen Unsinns ist und daß Danzigs Stellung als „Freie Stadt" immer unmöglicher wirb. Es dämmert allmählich aus, daß es sich bei diesen Fragen um ein deutsches Naturrecht auf den Zu sammenhang der Reichsgebiete handelt und daß demgegen über der polnische Anspruch aus Zugang zur See von untergeordneter Bedeutung ist, um so mehr, als ihm auch mit anderen Mitteln, wie mit Internationalisier»^ der Ver kehrswege zum Meer und mit einer Freihafenzone in Danzig, entsprochen werden kann. Und es wird immer klarer, daß es sich bet dieser Auseinandersetzung für Deutschland um eine Lebensfrage, für Polen aber nur um eine Prestigefrage handelt. Italien hat im Laufe dieser Erörterungen Verständnis für diese deutsche Auffassung ge zeigt, auch England wirb den deutschen Lebcnsnotwendig- keiten aufgeschlossener, und sogar in Frankreich machen sich schon einige Stimmen der Vernunft vernehmbar. Beweise genug, daß die Weltstimmung für Deutschlands Kamps um sein natürliches Recht nicht ungünstig ist, wenn wir ent schlossen unsern Weg gehen und die Ostforderungen unermüd lich und mit Nachdruck vertreten. Dazu braucht cs gar keine Kriegsdrohungen» die in unserer militärischen Lage ebenso inhaltslos wären wie Zaleskis formeller Protest. Es muß auch so gehen, wenn Europa zur Einsicht gebracht wird, baß es in seinem eigenen Interesse das Vorhandensein des ewigen Gefahrenherdes im Osten nicht dulden darf. Polen ist formell in seinem Besitzrecht gesichert, aber unser moralisches Recht aus Revision ist auf die Dauer wirk samer, wenn wir es nur richtig einzusetzen wissen. Worauf es ankommt ist, daß der politische und nationale Wille Deutschlands als der stärkere durchhält bis zur Erreichung des Zieles. - Die Spitzenkan-i-alen -er Konservativen in Sachsen Die Konservative Volkspartei wird für die drei sächsische» Wahlkreise eine gemeinsame Landcslistc aufstellen: an den ersten drei Plätzen werden kandidieren die aus der Deutsch nationalen Partei ausgcschiedenen bisherigen Rcichötags- abgeordneten Bergwerksdirektvr Dr. Nadcmachcr (Bornas und Gewerkschaftssekretär Hartmann (Dresdens. An dritter Stelle folgt Bibliothekar Dr. Langendorf (Leipzig). Prozeßbeginn halsen gegen Elaalsvnttei vrabtmnlcknng unsornr Lvrltvor Svbriktloitung Berlin, 16. Aug. Am morgigen Sonnabend steht vor der 8. Ferienztvilkammer des Landgerichts ll Berlin mündliche Verhandlung an über die einstweilige Verfügung, welche der vielgenannte Wilhelm Halfen gegen führende Persönlich keiten der Deutschen StaatSpartci beantragt hat. Halfen hat sich bekanntlich im März 1929 im Bereinsregister den Ver einsnamen Deutsche Staatspartei cintragcn lassen. Der ganze Verein besteht aus acht Gründern. Halfen verlangt mit seinem Antrag, daß die Antragsgegncr sich des Gebrauches des Namens Deutsche StaatSpartci nicht bedienen sollen. Die Verhandlung wird sicherlich reich an interessanten Momenten werden, da die Frage, ob jemand aus Grund einer VcreiuS- registereintragung einer politischen Partei ihre Namensfüh rung untersagen kann, schon rein rechtl'ch äußerst interessant ist, da ein solcher Fall bisher niemals zur Aburteilung ge kommen ist.
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