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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188810291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881029
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881029
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-29
- Monat1888-10
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.10.1888
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Okrfcketnt täglich Uhr früh 6V, Kedartion und Lrpkdition IohonneSgasse 8. -Prrchstundrn der tiedaction: Bornntlazs 10—12 Uhr. Nachminags 5—6 Uhr. Air »i« »ruilgabk rin,„sand»kk M-nuIcn»ie »acht sich dir Sietaclicn nicht vrrdmtiich. Annahme der für die nächftfolgentze Nummer besliniuitki, Inserate an Wochentage» ln» 3 Ul» 'Uachmitiaq». auLan»- und Frsttase» früh d>s ' ,v Uhr. Zu den Filialen für Zns.-Lnnahmr: Ltt« Klemm, Univerfiiät-stroße 1. Laut» Lösche, Kathartnenstr. 23 Part. »nk> König-Platz 7, NMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. A bonnement-pret» vierteljährlich 4»/, Mk. incl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pj Belegexcinplor 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» (in Tagedlatt-Format gesalzt) ohne Postbcsürderung KO Mk. mit Postbesörderung 70 Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile 80 Pf. Größere Schrillen laut uns. Prei-verzelchniß. Tabellarischer ».Kiffer»sag nach HSYerm Tarif. Urrlamen vnter dem Redactions strich die 4gespalt. Zeile SOPs., vorden Familiennachrichten die Kgelpallene Zeile 40 Pf. Juleratc sind stets an die vppcvitio» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xraLiruiuerruilla oder durch Post- nachnahrne. 3VL. Montag den 29. October 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Theil. Spalierbildung am 31. Oktober betr. Diejenigen Innungen und Vereine, welche sich t« dankenswerther LÜeise bereit erklärt haben, an der Gpalierbildung in der Hcststratze an» Lage der Grundsteinlegung zum NeiehSgerichtS» aebäude sich ru betheiligen, benachrichtigen wir hierdurch, dast ihnen nähere Mittheilung bezüg lich der Aufstellung Montag, den 2». d. M., zugehen wird. Leipzig, den 28. Oktober 1888. Der Natt» der Stadt Leipzig. Idi-. Georgi. Velilllllltinachmig« 3n Gasanstalt I kann bis aus Weiteres Füllmaterial, als: gewachsener Boden, Sank, Kies, Stcinknack abgelagert werden; die Ablagerung von verwesende», verfaulende» oder den Boden verunreinigende» Stoffen, insbesondere von Schutt, Asche, Kekricht u. s. w. ist unzulässig. Eine Vergütung für da« angesahrene Füllmaterial wird nicht gewährt. Die Anfuhr« hat von der Berliner Straße aus zu geschehen und ist den mit der Ueberwachung der An fuhr beauftragten Beamten unbedingt Folge zu leisten. Leipzig, den 25. October 1888. DeS Raths der Stadt Leipzig Deputation r« den Gasanstalten. Eutritzsch. Wegen Einlegung einer Schleuß» ist der Auftweg »ach Gohli», längs der Magdeburger vah«, bi» au, W „eres gesperrt. Eutritzsch, am 26. Oktober 1838. Der Gemeindevorftand. Thomas. Vekanntmachnng. Der am 31. October d. I. anilehenbe Termin zum Verkauf der dem Resiauralcur Wilhelm Gustav Leittier gehörigen, zu Ober- sranklcbc» belegen», Wassermühle wird hierdurch ausgehobttl. Merseburg, de» 27. October 1888. Königliche» Auitügcricht, Abthcilnug V. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 29. October. * Die Nachrichten Uber den beabsichtigten Besuch des Kaisers von Rußland am Berliner Hofe, in Er widerung des Besuches unseres Kaisers in Petersburg, lauten durchaus widerspruchsvoll. Einstweilen steht soviel fest, daß dem Berliner Hose eine Anzeige über da- Eintreffen des Kaiser- von Rußland „och nicht zugegangen ist. Es scheint indessen, daß der Besuch im Laufe de- November« zu erwarten siebt. Der Gegenbesuch de- Könige von Italien am diesseitige» Hose dürfte in der zweiten Hälfte de« April k. I. erfolgen, lieber emen Besuch des Kaisers vo» Oester reich in Berlin sind Bestimmungen noch nicht getroffen. Bon gleichzeitiger Anwesenbeit des Kaisers Franz Josef und des Königs Hnmberk ani Hose des Königs Wilhelm scheint bisher »och nicht die Rebe gewesen zu sein. * In Parlamentarischen Kreisen nimmt man an, daß zum Präsidenten dcS Reichstags in der nächsten Session Herr von Leveyow gewählt werden wird, der bekanntlich früher bereits wiederholt dieses Amt bekleidet hat. * Ueber den Zeitpu„et der Ankunft deS Reichskanzlers Fürsten Bismarck in Berlin sind noch keine festen Be stimmungen getroffen. Während vor einiger Zeit angenommen wurde, Fürst Bismarck werde bereits im November seinen Aufenthalt in Berlin nehmen, gilt es jetzt als wahrscheinlich, daß er wie in früheren Jahren erst mit Anfang de» neuen Jahres hierher übersiedelt, Ter Gesundheitszustand und die Arbeitskraft deS Reichskanzlers sind vorzüglich. * Wie der „Kuryer Poznansky" mittheilt, hat der für Gnesen neu ernannte Domherr Spors, nachdem er in Gnesen eingetrofsen war. sich nach Posen mit einer Be schwerde darüber gewendet, daß die ihm zugewiesene Wohnung sich in einem Zustande befinde, welche seinen Anforderungen nickt entspreche. Nachdem dem Domherrn die Antwort geworden, daß die weltliche Behörde sich in VcrmögenS- cnigelegenheiten deS Dvmcapitcls nicht mischen könne, sei Domherr Spors nach seiner bisherigen Probftei in West preußen zurückgekehrt und werde von dort erst dann wieder ui Gnesen eintreffen, wenn seine Wohnung restaurirt worden sei. * Wie bereit- gemeldet, ist die regierende Fürstin Helene zu Waldeck und Pvrmonl am Svnnabend früh 7'/» Uhr an Herzlähmung in Pyrmont gestorben. Fürstin Helene, Tochter de« verstorbenen Herzog» Wilhelm von Nassau, war am 12. August 1831 geboren. . * . * Das fünfzigjährige Amlsjubiläum deSHerrn v. Giers bat dem leitenden russischen StaatSmanne eine Fülle höchst schmeichelhafter Eynipathirbrweise eingrbrachl Geehrt und ausgezeichnet durch Vre Huld seines kaiserlichen Herrn, ist der Jubilar, so lange er seinen jetzigen vecant- wortuugSschweren Posten inne hat. stets und mit bestem Erfolge bestrebt gewesen, die Interessen Rußland« in Frieden und Freundschaft mit de» übrigen lonangebeoben Mächten Europas sördersamst zu pflegen. Seine gründliche Kenutniß der internationalen Politik, vie unerschütterliche Ruhe und Besonnenheit seiner Geschäftsführung, das hohe Maß von Vertrauen, dessen sich Herr v. Gier- um seiner hervor ragenden persönlichen Eigenschaften wie seiner im Amte bethätiglen Grundsätze willen nicht nur im Znlonde. sondern auch im Auslände, namentlich bei den Höfen und Cabineten Berlin» und Wien», ersreul, — alle diese Momente treffen zusammen, um dem Tag, an welchem der Gefeierte vor nun mehr sünszig Jahren seine dienstliche Thätiakeit begonnen überall dort die gebührende Anerkennung zu sichern, wo sich Verständlich für die einem StaatSmanne we Herrn v. Gier- unter den obwaltenden europäischen Verhältnisse» zu- kommende Bedeutung findet. Die öffentliche Meinung »ha« Nnsvahm» betrachtet Herrn von Giers an der Spitze der russischen StaatsgesLSste als eine Bürg schaft dafür, daß die GestchlSpuncte. nach denen Kaiser Alerander die auswärtige Politik de» Reiches geleitet wissen will, auch getreulich in, Sinne de» Herrscher» Belhäligung inde», daß jeder unbefugte Einmischungsversuch solcher Kreise, denen persönlicher Ehrgeiz, Bbenteucrsuchl, Haß und Rancune gegen Rußlands Nachbarn Ziele alS erstrebrnswerth vor- 'piegeln, deren Inangriffnahme den Weltfrieden mit Gefahren chwerstcr Art bedrohen würde, konsequent zurückg-wiese» wirb. Die Freunde de» Frieden» sind deshalb zugleich auck beredte Anwälte dcS Herrn von Gier- und seine» amtlichen Wirken», ebenso wie die Gegner deS herrschenden Systems in Europa auch die Gegner dcS Mannes an der Spitze der russischen Auölandspolilck sind. Vo» den berusensien Stellen in Deutschland und Oesterreich - Ungar» sind dem russische» Jubilar die wärmste» Glückwünsche zu seinem Ehrentage zu- gegangen. die ihren beifälligen Widerhall i» den weitesten Kreisen finden. Nichts kann klarer unv verständlicher sein. Die Franzosen stehen abseits »nv lhun, a>S ob Herr von Gier» für sie gar nickt exisiirle. Auch ihre Taktik ist klar und ver ständlich; zum Glück braucht sich deswegen Niemand ernstlich zu beunruhigen. * Das serbische Amtsblatt veröffentlicht die a»f daS Manifest bezüglichen, vom Ministerpräsidenten gegengezeichneten Ukase, vermittelst deren die Wahle» ans de» 20. November a. St. augeordnel unv Vie große Skupschlina zum 1. De- ceniber a. Sl. einberuse» werde»; ferner ein Handschreiben des König- an den Ministerpräsidenten, in welchem derselbe die Mitglieder des Ausschusses zur Beratbung der Br- fassungSrevisio» ernennt. Dieselben sind allen Parteien und Ständen des Landes entnommen. Der König, welcher erklärt, zeitweise selbst präsidiren zu wollen, ernennt Zovan Rlstic, Milutin, Garaschanin und den General Sava Gruic zu Vicepräsiventen, zu Mitgliedern den Metropoliten, den Prä sidenten de» SlaalsralhcS und die gewesenen Ministerpiäsi- eenlcn Philipp Chrislic. Radivoi Miiojkowic, Iova» Marin- kowic und Alyim Tyumic, ferner die SlaatSrälhe Vujovic, Magazinovic, Govrilovic, Vassiljcwic, Marinkovic, Kristic, Blaznovic, Slvjna, Borkovic, Zcvanovic, de» Bischof Mojsile, mehrere zur Disposition gestellte unv pensionirlc Generäle und Minister, den Präsiventen des AppellboscS, den Rector der Hochschule und 6 Professoren und 31 hervorragende Bürger au« dem ganzen Lande. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Den .Daily NrwS" wird aus angeblich „gut" in- svrmirtcr Quelle aus Kvnstanlinopel die alberne Nachricht kelcgraphirl, der deutsche Botschafter habe der Pforte vorgestellt, daß die Zeit für die Anerkennung dcS Fürste» Ferdinand als legitimen Herrscher von Bulgarien seitens der suzerainen Macht gekommen sei. Ähnliche Vorstellungen seien vo» dem italienischen und österreichische» Botschafter gemacht worven. Letzterer babe lniizugefügl, eine solche An erkenilung würde das sicherste Mittel sein, um Unruhen i»> Fürsteiilhum zu Verbinder», denen eine Bewegung in Serbien folgen würte re. Die englische Zeitung ist diesmal nicht mit der Vorsicht verfahren, die ma» Vv» einem weilverbreileten Blatte, da» Anspruch daraus macht, die öffentliche Meinung zu beeinflussen, erwarten darf. Es handelt sich im vorliegenden Falle augenscheinlich nur um ein neues Product der Reuter HavaS'sche» Lügenfabrik nnd ihrer Inspiratoren, die in ihre» Erfindungen immer lhörichler und plumper werden und dadurch de» Beweis erbringen, daß das von ihnen mit solchem Eifer betriebene Hetzgewerbe ein ebenso verdummendes wie erniedrigendes ist. — Von Unterhandlungen zw-scben dem deutsche» Botschafter und der Psorle, welche vie Anerkennung de- Fürsten Ferdinand ins Auge fasse», hat, wie dies für jeden gebildeten Politiker selbstredend ist, niemaiS die Neve sein können." * Endlich hat das chauvinistische Frankreich die lang ersehnte Genugthuung erhalte». >n der Person Fritz Kl« iian's aus Berlin einen Deutschen als Spion zu schwerer Strafe verurt heilt zu scheu. Die Darstellungen, welche über die Persönlichkeit und das Gebahren des Vcrnrtheilte» sowie über die gestrigen Verhandlungen vor dein Gerichtshöfe IN Nizza vorliegen, sind dazu angelhan, Zweifel darüber zu wecken, ob die Vcrurtheilung berechtigt ist. Man darf au die Begründung des UrtheilS um so gespannter sei», als das Strafmaß (süns Jahre Gesängniß, 5000 FreS. Geldbuße unv zehn Jahre Polizei-Aussicht) außerordentlich hoch bemessen ist. Vorläufig gewinnt man selbst au« französischen Berichten den Eindruck, daß man i» Kilian einen Menschen vor sich hat, der, wenn sein Hirn nicht bereits völlig von Größenwah» umnachtct ist, zum Mindesten als ei» Aufschneider und Prahler angesehen werden muß. Diesen Eindruck gewinnt inan auch auS de», Auftreten Kiiian's vor Gericht, worüber der „Vossischen Zeitung" berichtet wird: * Pari-, 27/ October. Kilian war beschuldigt, sich unter salichei» Name» und mit Verheimlichung seine- Berui- in eine» selten Platz riitgrschliche», Mitlheilunge», welche die Sicherheit dc- Staatel betreffen, int Ausland g,schickt und Festuiiaepläne auige- nommen zu haben. Den erste» Anklagepunct lies, der Liaatsanwalt selbst falle». Als Bewei-material liegen vierzehn Berichte vor. die Kilian an einen angeblichen Oberst im Großen Generalstave nach Verli» geschickt haben soll und welche die Alpcnmanöoer und Berg. sortS behandeln. Die Genieabtheilung de- sranzösiichen G'neral stab- erklärte diese Berichte für werttivoll und gecigner, der sraiizö fische» Landesverlheidigung zu ichaden. Außerdem habe Kilian eine Gra-gewehr-Patrone noch Berlin adienden wollen und verschiedene Zeugen sage» au«, sie häiien ihn schon lange im Verdachte der Spionage gehabt. Kilian rühmte sich »in vertrauter Freund Moltke'S zu sein; er behauptete, von Adel und ehemaliger Oistcirr zu lei» und einen Brief Bi-morck'- >» der Tasche zu haben, welcher seine Ver- hasiung als «wu» Kolli bezeichne Der von Annsiocaen bestellte Bertheibiger stellte Kilian als einen gewöhnlichen Aufschneider hin und fügte hinzu, wen» er wirklich jpionirt habe, lo habe er ge sehen, daß das sranzSsische Heer mächtig und herrlich organistrt, »oa ausgezeichneten G neralen geführt und überdaupt zur Berihei- diguaq gegen einen Angriff ganz bereit sei. Trotzdem wurde Kilian schuldig desuaden. * In der Stellung der drei Bunkesmächte ist infolge der Reise Kaiser Wilhelm'» nach Italien eine Aenberung ein getreten: der deutsche Kaiser ist als eifrigerer FriedenSsürst zurückgekebrk, a>» er hingefahren war, denn er hat sich über zeugt, daß Italien eher ei» Hintcrniß al» ein Borlhcil sii Vie Zwecke de» Bundes sei. Wer'S nicht glaubt, lese de» „Voltaire", der in italienischen Nachrichten häufig das Echo der vaticanische» Gevatter» und Basen ist und gleich der Mehrzahl drr Pariser Blätter so niedrig von der italienischen Armee denkt wie von dem deutschen Reichskanzler. Kaiser Wilhelm hat bekanntlich die italienische Armee und Flotte, man darf wohl sagen über Erwarten trefflich ge- uiioen, obwobl er mil gutem Vorurtheil eingetroffen war. UedrigenS verräth der Bericht Gervillc-RLach-'s über daS Marincbndget, daß Kenner einschen, wie übel e» der sranzö- iscken Fistle ergehen könnte, wenn sie mit der ganz modernen italienischen eS auszunehmen hätte. Dieser Bericht empfiehlt, nur noch Sckisse von großer Schnelligkeil zu baue», »nd klagt, baß z. B. der „Cavour", der in letzter Zeit sertiggeslellt und geprüft wurde, nicht 24 Knoten statt niinvestens 25, wie bestellt war, leistet. Der Bericht hebt auch de» Schlendrian der Marine- Ossiciere hervor: „Sie arbeiten nicht, sie lasten die astro nomischen Studien liegen und lernen höchstens so viel, wie zum Dienst zur Notb »öibig ist." Nach Abzug aller nicht geiiiciiisam bestehenden Ausgabe» hat Frankleich im Jahre 1888 dein Berichlelstattcr zusolgc l74 Millionen aus seine Flotte verwandt, Italien IN, Deutschland KO und Oesterreich 22 Millionen Frcs. llebrigens hält der Berichterstatter a» SchifsSzabl die französische Flotte so stark, wie die Flotten Deutschlands und Italiens, wobei jedoch aus die An strengungen der lctzlern hingewiesen und für 1889 Geid- sorterung n für neue Kriegsschiffe in AnSsicht gestellt werden. DaS .Journal deS DöbatS" bringt einen Artikel über die Knstenverlheikigung, um zu zeigen, wie viel geschehen müsse, um die Abwehr zu sichern. Also immer neue Ansprüche, während selbst ein Blatt wie die „Röpnbl'gue Frantzaii'e" klagt; „Das Land ist verarmt, durch de» Krieg und Vesten Folgen wurde eS erschöpft, die Reblaus bat ihm fünfzehn Iabre lang jährlich fast 1500 Millionen gerankt, die Steuern sind erdrückend und immcr neue Opfer werten verlangt. Die öffentliche Meinung ist der ewigen Prrjecke unv Unigeslaltungcn satt nnd müde, sic will vor allem Alhem schöpfen, bevor sie sich in neue Versuche stürzt . . * Ueber die russischen Großfürsten in Kairo wird drr Wiener „Neuen Freien Presse" von dort vom 20. d. M. geschrieben: Kairo befindet sich seit gestern in gewaltiger Ausreguna. Die ganze Stadt ist mit riisiljrtien, sranzöfiiche» und gnecd ichen Fahnen beflagg«. Gestern früh jina die Großsürste» Sergius und Paul und Großsürsti» Elisabeth Alcxanürowiia »i Pori- Said aus egyplilchem Boden aiigekoiiinic». Um 3 Ulir Nachmiliags waren die Siraß?», durch welche die russischen Gäste ihre» W.g »ach dem Schlosst in Gezirah nehmen sollte», ven Tausenden Ncu- gieiigen besetzt, welche geduldig au-harrten, b>» endlich der BoSphore E iyptien «in Special-Tclegranim aus Port-S Nd veröffentlichie. daß d e Ankunft erst um 10'/, Uhr erfolge. Nachdem sich dstje Nachricht verbreitet Halle, verlor sich die Menge, oin zwei Stunden später sich i» dreisachrr Anzahl einznsindeii. So ivogirn i» den Straßen »nd auf dein Aahiihoiwatzr nundcsstnS an buuberttauscnd Menschen, welche gebuidig ani ilne» Plätzen bis 1 Uhr nach Miiternacht auS- harrten, um welche Siunde erst die neuerdings verzögerle Aukunsl staliiand. Der Khedive balle den Gäste» de» Mniist r de- Aeußern, Zulfikar Pascha, den Groß-Cerenionie»ineiiici und mehecre andere Wüldenträ- er nach Port--a>d entgegeiigeiendt t und ihnen lerne siir den Sncz-Canal bcstnumie eleganlc Daiiipi-Pacht, die sic dis »ach JowaiNa brachte, und vo» dort siiiun voizug zur Bclsiiaung grstellt. Aui dem Aahliiwiplatze waren eghptnchc unü englische Truppe» nul ihre» Capelle» poslirl, zahlreiche Militair-Polizci unter dein Commando deS Obersten Karl v. Mockela B y, eines O.ste rclcherS, hielt de» Bahnhof, welcher sür daS Public,»» vollkommen abgeschlossen war, und die Straßen besctzl. Der Khedive, umgeben von stinen Minister» und dem Hoistaat. eeivailete die Gaste aui dem Perron. Die Großiücsii» stieg zuerst aus. dar.» solgien ihr die beide» Großfürsten. Der Khedive trar aui den Großfürsten Sergius zu und bewilllannnie ihn zuerst. Der Großfürst lüftete de» Hui und schültelie dem Khebwe die Hand. Nach der Begrüßung deS Großüiistcn Paul stellte der Großfürst Sergius dem Khedive seine Gemahlin vor. vor welcher der Khedive sich t>es verneigte, während sie ihm die Hand bol, die er kräjlig schültclle. Nachdem die Voistellungen vorüber waren, bot der Khedive der Großiiiistni galant den Arm und iührte sie zu der sür sie bestimmte» voj-Equipage, wo sie an der Seite des Großiüistea Paul P atz „ahm, wahrend Großftirst Sergius i» den ä In Taumoni bcjpanntrn Wagen des Kh'dioe stieg. Beim Er scheine» des Khedive und seiner Gäste criüate die russische Bolks- Hymne und wurden die miliiaie scheu El>reiib.zeigu„gen g-len'let, und unter dein Donner der Geschütze — »m l Uye nach Mitternacht — luhren die Herrschaften in da- iin minr che» «lylc erbaute Feeiisch-oß vo» Gezugi). Aus dein ganz,» Wege nach Gezirah bis über den Nil stand die Menge Kops an üovi, und die Polizei hotre Mühe, die Passage sreizuhnlie». DaS New-Hotcl war glänzend eiekirisch illumi»:rl, und Nesl xlainpcn bchllchleten den annzen Platz de l'Aodi». Tort hauen stch die Franzosen gr,ppirl und ließen demoiistroliv ihr „Vivo lu ttus^ls! ' erjchalle», in w.-chc Ruse sich ledoch mehrere sehr schrille nnd lauie Pfiffe mischien. Keine anderen Fla gen, außer dcn genannten, waren tn der Stadt sicht- bar, weder eiae englilckie, noch eine itallemichc, deuijche oder Sner- reichliche. Ken, einziger englftchcr Ossierer, außer de» zur Miluai- rischen Ehrenbezeigung coiniiiaiidirtrn, war aui dem ganzen langen W.ge zu erblicken. E.aeakleiislilch ist, daß trotz der die Wage» umgebenden zahlreiche» M ii»eluke»<Esco>tc di leiden dennoch von einer nach Hiiiidcrlci, zählenden arabischen Bubenichaar umschwärint wurden, die unier bei» Ruse: „Luialc j» etlvmlio», aniaie ja eüi iickiou mviiliokj l" („Willkommen o Poheil» willkommen o ruijiiche Hohe» I") ihre Hände bebuss Erlangung eine« Backichisch einporreckien, ohne daran »in Müdeste» vo» der E-corte ge- hindert zu werde». Als die Wagen an der Nilbrücke aulangten, deren Einsahrlei, zu beide» Seilen »nt je zwei mächtige» Löwen >,i sitzender Stellung geziert sind, erhoben sich sowohl die Prnizen als die Prinzessin und sahen mit großem Jnicress.' aus den unien mächtig dahiiisließenden, vom magnchen Mondlichic beleuchteten heiligen Slrom. Am Nil setzte sich eine wundervoll decorirte und illuin'nirte Dahabieh in dem Momente in Bewegung, als die Wage» die Brücke pasfirten. und begleitete dieselbe» unter den Klängen der russischen Bolkshymne bis zu dem am linke» User knapp am Nil liegenden Lustichlosse, welches ebeusalls aus das prachivollste decorirt und beleuchtet war. Heute Bormiilag um halb 11 Uhr statteten die Großiürsle» dem Kkeoive und die Großfürstin El sadeth der Khed va den osficicllen Besuch ab, welcher bald daraus vom Khedive erwieert wurde. Der Khedive, geschmückt mit beni Großcordan des Weißen Abler-Ördens und umgebe» von seine» Hoiwürdenträgern, erivarletc die Prinzen >m große» EmvtangSjaule. Die Letzteren halten den Großcordon des O-niamc-OrociiS a»- gethan. Die Visite dauerte länger als eine B>ertel>iu»de, während die Großfürst», erst viel später die Biceköuigin verließ. Heule Nachmittag beiuchte» die Gäste das Museum in Bulak; Abends 8 Uhr findet ein Galodiner im Schlosse von Abdin zu 80 Gedecken statt. Morgen, Sonntag, den 21, d. ersolgt eine Excursiou zu de» große» Pyramide» von Glzeh, Montag, den 22. o, begeben sich die Gäste aus der flach! de- Khedive ,,Feiz Rabbani" nach Bede- icheui, von wo sie zu Ejcl die Ruinen von Memphis, daS Serape»,» und die Llujeupyramide in Sakkarah besuchen. * Amtlicher Meldung zusolge ist das Entstehen einer HiingerSnolh in Oberegypke» nicht zu besorgen, da Hirse. Gerne und Eockecha im Ueberfluß vorhanden sind. D»S demnächst zu eröffnende Nil-Becken sür Bewässerung«- I zwecke wird sich sür Eftzeh uns Unleregypten als sebr vor- I lheilhast erweisen. Eingeborene, welche in Wady Halsa i ankamen, bestätigen die früheren Meldungen über das Aus tauchen eines weißen Christen in der Provinz Babr-el-Gazelle. Derselbe soll über eine große Streitmacht verfügen und in nördlicher Richtung marsckiiren, die Derwische vor sich her treibend. — Der Feind bombardirt fortgesetzt jede Nacht ForlS und Stadt Suakim auS mehreren Kanonen, allein da» Feuer richtet nur wenig oder gar keinen Schaden an. Ver Empfang der städtischen vkputation von Üerlin beim Kaiser. Seinem Unwillen über die unwürdige Behandlung de» Andenkens de« Kaiser« Friedrich in der fortschrittlichen Agitation hat am Sonnabend der Kaiser beim Empfang tcr städtischen Deputation, welche die Schenkungsurkunde des Begas Brunnens überreichte, einen ernsten Ausdruck gegeben. Die »Nalionalzeilung" berichtet darüber: Um den Kaiser bei seiner Rückkehr zu begrüßen und die Schenkungs-Urkunde deS BegaS-Briiiinens zu überreiche», begab sich beule Mittag I2'/« Uhr die gemischte Deputation des Magistrat«, be stehend au« Oberbürgermeister von Forckenbeck, Bürger meister Duncker, StaLträlhe Bertram, Schreiner, Wwse, Markgras, sowie den Stadtverordneten Bauke. Bernhardt, Diersch, Friverici, l>e, Gerste,iberg, Heller, Herbig, Herrmann, Loewell, Mlcheiet, Ncuiuaiiii II, Eouimercien-Ralh Röseler, Schetbing, nach dem hiesige» Schlosse vom Nalhhause auS. — In den Hobeiizolleriizimmer» wurde die Stablvertretung empsangeii. Der Kaiser erschien »m 12>/r Uhr in der Uiiisori» der GardcS du Corps direct von der Einweihung der Kreuzkircke. — Nack der Begrüßung bat Oberbürger meister von Forckenbeck um Erlaubniß der Vorlesung der Schenkungsurkunde. — Die Adresse lautet: „Allerdurchlaucbtigster, Großmächtigster Kaiser und König, Ailergnädigster K „'er. König und Herr! Eurer Kaiserliche» und Königliche» Majelial bringen wir zur Rückkehr in die Heimaty im Namen der ReichShaupkstadl ebrsnrchlsvoll den herzlichsten Glückwunsch. Freudiger FesteS- klang empfing Eure Majestät in den Hanplslädten der be freundeten Fürste» unv FriedeiiSmusik war sein Widerhall sür Europas Völker In raschem Zuge trug dcS Deutschen KaisertbrvncL Erbe den Oelzweig durch den Wcllthcil, froher Zuversichl voll begrüßen Deutschlands Stämme daS glückver heißende Zeichen. Unsere Sladt aber freut sich der Zeit, da Euere Majestät da- ehrwürdige Schloß der Hohenzollern zu längerem Aufenthalte wählen, sie erbittet vo» Eurer Majestät Huld hie Erlaubstiß, durch einen dauernden Schmuck deS Schlossplatz » zu bc7iiiiden, wie fest in diise» bedeutungsvoller» Tage» hochsinnige Kaiserworle unsere untcrthänigste Ver ehrung mit vertrau.»-voller Schaffenslust verbunden haben. Ein Brunnen, welchen ein Berliner Meister in reichen heiteren Forme» schuf, taiiv längst an höchster Stelle den vollen Bei fall. DeS RnustlerS Werk, in Erz und Stein geformt, dort hin gestellt, wo vor des Königs F,»ster» sich der geschäftigen Bürger Wege kreuzen, das wollen Euere Majestät von unserer Sladt gnädig ciitgrgeiinebmcn als c.n Halligilngsgeschcnk von guter Vorbedeutung. Tenn wie drr Wassern»ahl aus edler Form Erfrischung spendend ansslrigl, de« Druckes ledig, der ihn in seine Bahne» zwang, — so bebt sich leS Volkes Sinn aus deS TageS Müben z» crmtithigeiider Freude an deö Vaterlandes hohen Zielen, die ein geliebter Fürst mit fester Hand sür Gegenwart n»d ferne Zukunft weist. Berlin, den 27. October 1888, Eurer Kalsirlicheu und Königlichen Majestät alleruiiterthäiiigste, trcugehorsamste Magistrat und Stadtverordnete zu Berlin, gez. von Forckenbeck. Stryck. An Se. Majestät dcn Deutschen Kaiser, den König von Pr-uße»." Nach Verlesung derselben antworlcte der Kaiser ungefähr Folgendes: „Meine Herren, ich danke Ihnen, daß Ihre freundlichen Wünsche tnich überall ans meinen Reisen b-gleitet haben. ES überrascht mich freudig die mir von der Sladt so unerwartet bereitete lleberraschung. — Ich komme soeben von der fest liche» Einweibung eine» Gott- Shausc«, welche Feste in unserer Sladt noch csl zu begeben mir zu besonderer Genugthuung gereicken würde. Schmerzlich berührt hat es mich, als ick i» fernen Ländern weilte, wo ich sür das Wohlergehen des Reiche« thäkig war. daß ein Theil der vaterländischen Presse meine intimsten Fa in ilienverhä l tnisse auj eine Art unv Weise besprochen hat, die sich kein Privatmann gefallen lasse» würde. Meine Herren, ich nehme meinen Aufenthalt in den Mauer» dieser Sladt. Und so hoffe ich, daß Sie daS Ihrige dazu beitragen werden, daß dergleichen Tinge nicht mehr Vorkommen." Nach nochmaligem Danke verließen Majestät sehr ernst, ohne dem Oberbürgermeister dieHanv zu reichen und sich die Herren vor stet len zu lassen, ven Saal. Eine weitere Mittheilung zur Sache dringt noch die „Nationalzeitung." Die Acuberunq der Unzufriedenheit, welche der Kaiser gegenüber der Deputation der städtischen Behörden getlian hat, liegt in einer osficielUn Fnffiiiig bis jetzt nicht vor. Eine von der unirigen etwas abivi-ickienoc Lesart wird von einem Berichterstatter verbreitet, wonach ver Kaiser nicht vo» einem „Theil der vate» iändijchen Presse" gesprochen, sondern direct gejagt lätte, in der Berliner Presse sei über Vnküliuisse seiner Familie in einer Weile discutirt worden, wie es sich kein Privatmann gefallen lasten würde. — ES unierlitgt wohl keinem Ziveijel, daß der Kaiser die E.ürlcriniqe» einer Anzahl Blätter über das Lagebuch Kaiser Friedrich'- und »der die Krankheit desselben anläßlich tcr Mackenzie'jchcn Broschüre meinte. Socialpolitjschcs. * Nachdem die Arbeite» am Rordostseecanal nui mehr bereits a» zwei Steilen begonnen habe», dürste eS ft die weiteste,, Kreise von Interesse sein, diejenigen Bestin mungen i» Erinnerung zu bringen, welche durch die kaise licke Canalcoi»Mission über die Annahme der Arbeitei den mit denselben abznschließeiiven ArbeitSvertrag. ihre Unte bringung und Verpflegung u. s. w. getroffen sind. Danach weiden zur Beschäftigung beim Vau de- Nordostseecana nur niännliche Arbeiter nach vollendetem 17. Lebensjahre zug lasten; wenn Väter mit ihr-» Löhnen tn die Äibcit treten, genü lkr letzte « da- vollcndrte 15, Lebensjahr. Tcuischea Arbeit« wird bei sonst gleiche» Eigenichaften und Leistungen vor frcm ländlichen der Vorzug gegeben. Jeder Arbellee wird vor dem Eu
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