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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.12.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-12-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188812134
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-12
- Tag1888-12-13
- Monat1888-12
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.12.1888
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7600 Kugaste Probst au» Arnstadt hatte »«bst ihrem Chemo,», dem na» unbestrasiea Handeltmanu Christian Wilhelm Probst au» Schünebech >a einem Gasthose übernachtet uad sich diese Gelegenheit zu Nutzen gemacht, um au» de« Gafthvssbelt Federn zu rat- wendet». Während die verehel. Probst de» Diebstahl» für überführt erachtet «ad zu 6 Monaten Gesäaaniß und 2 Jahren Verlust der Ehrenrechte verortheilt wurde, «rsolgte hinsichtlich de« mttaugc- klagteii Ehemänner deiien Freisprechung. IN. Die Hinterziehung eine« wegen rückständiger Miethe von der Wirihin de« Tapezierers,Hilfe» Karl Lhriftian Kies sei h er zurückbehaltenea Kleidungsstücke» durch Letztere» wurde durch Ver- urtheiluua de» Angeklagten zu 1 Woche Gelängt, iß geahndet. IV. Der Dicoslknecht Franz Mende au» SchSabrunn, welcher au» dem verschlossenen Braurreigrundstücke zu Connewitz eia paar Ortscheite entwendet hatte, wurde wegen schweren Diebstahl» unter Annahme mildernder Umstände zu 4 Monaten Gefängniß ver- urtheii». V. Gleiche Strafe tras die Dienftmagd Marie Kosch au» Alistadt in Schl., welche, während sie in Deuden gedient, einem dor- Ilgen Knecht ein Portemonnaie mit geringer Baarschajt, sowie ein Paar Handmüsschen entwendet hatte. De» Gerichtshof bestand au» den Herren Laadgerichts-Director Bollert (Präsid), Landgerichis-Ratheu Bieler. Barth. Vr. Fleischer u iü Assessor Hehler; die Anklage führte Herr Staatsanwalt vr. Lange. II. Stroskammer. Der Dienstkaecht Leo Demetrius Cichosz au» Rokittea hatte sich ia Niichwitz rc. in mehreren Fällen de- schweren und einfachen Dieb- stahl» schuldig gemacht uad verschiedene Gegenstände, darunter auch eine Uhr, entwendet. Der Angeklagte wurde unter Annahme mil- d-iuder Umstände zu 1 Jahr 9 Monaten Besängnib und 3 Jahren Verlust der Ehrenrechte verurtheilt. Ter GerichtShos bestand au» den Herren LandgerichtS-Direclor Sieber (Präsid.), LaudgerichiS-Rälhen Wols, Melsch, Barth und v. Somm-rlatt; die Anklage führte Herr StaatSanwaltschastS-Afsessor vr. Groß. V. Strafkammer. I. Zur Elaste jener Raufbolde, welche »inen Slreit vom Zaune brechen, un> Gelegenheit zu haben, ihren Uebcrmulh an harmlosen P rsonen zu kühlen, käanen auch die uachgeaa,inten „drei Schwager" „crechiiet werden, welche sich der gemeinschaftlichen gefährlichen Körperverletzung schuldig gemacht hatten. Drei -chwagcr sind e» III der Thar, denn Ihre resp. Ehefrauen sind alle Drei Schwestern. Es waren der Handarbeiter Carl August Fetisch, der Hand arbeiter Johann Robert Herrsurth und der Sattler Heinrich Ernst Voigt, sämmilich au» Möckern, welche des oben bezeichneien Vergebens beschuldigt waren. Fetisch ist wegen Körperverletzung einmal mit Geldstrafe belegt worben, während Herrsurth ein an sehnlichere» Strafregister auszuweijea hat, denn er ist wegen Vetteln», Diebstahls und gefährlicher Körperverletzung vielfach vorbestraft. Der Sachverhalt ist folgender: In der Nacht vom 5. zum 6. August kehrte der Handarbeiter Krüger mit seiner Frau und Tochter in seine in der ikirschbrrgstraße zu Möckern delegenc Wohnung heim und hatte eben die Hou-thür ausgeschlossen, al» Fetisch an ihn lierantrat und ihm in« Gesicht iah. Krüger srug Fetisch, ob er etwas von ihm wolle, woraus Letzterer ihm ohne Weitere» Prügel anvot und in roher Weise beschimpfte. Natürlich verdat Krüger sich dies, doch nunmehr machten sich Fetisch, Herrsurth und Bo gt über ihn her. warfen ihn iu den Straßengraben und mißhandelten ,hn aus» Acrgsle. Al» sich der Uebelzuaerichtete erhob und sich e»t> fernen wollte, packten ihn Fetisch und Herrsurth, warfen ih» noch mal» zu Bode» und traclirten den BedauernSMerlhea >»>t Faust- jchlagen. Durch h>n»uko»iinende Passanten wurde Krüger endlich von den Leuten befreit, doch hatte er erhebliche Verletzungen im Gesicht, sowie überhaupt am ganzen Oberkörper erlitten, die ihn 14 Tage arbeitsunfähig machten und ärztliche Hilse erforderten. Roch erstatteter Anzeige wurde das Kleeblatt vom hiesigen königl Schösscngericht exemplarisch obgestrast, und zwar Fetisch und Herrsurth mit je 2 Monaten, Voigt mit 3 Wochen Ge- iängniß. Hiergegen hatten die Beruriheilten Berufung ringe legt, die sie jedoch auf die Höhe der erkannlen Silase beschränkte». In der landgerichtlichen Verhandlung gaben die Drei selbst zu, weder betrunken, noch angrtrunken gewesen zu sein, und bestätiglei, damit natürlich nur, daß ihre Thal lediglich der rohesten Händelsucht ent sprang. Mit Rücksicht aus die von den Angeklagten bewiesene große Brutalität hielt da» königl. Landgericht die von der ersten Instanz ausgeworseue Strafe für durchaus augemesseu und verwarf die Berufung kostenpflichtig. — Bon der vierten Straskammer de» hiesigen königl. Land qertcht» wurden verurtheilt: 1) der Reisend« Karl Schlüter au» Lpremberg wegen Veranstaltung von Lotterien ohne obrigkeitliche Lrlaubniß zu 20 .St Geldstrafe; 2) der Tapezierer Gustav Oskar Eloniiiisky aus Torgau wegen RücksaUsdiebftahl» zu 3 Jahren Zuchthaus; 3) der Agent Karl August Seidel aus Kulmitzsch wegen RücksallSbetiugS zu 3 Jahre» 6 Monate» Zuchthaus- und 600 .si Geld-, event. weiteren 80 Tagen Zuchthausstrafe. Sachsen. * Leipzig, 12. December. Bon einem unserer Mit bürger, welcher am verflossenen Sonntag, den 9. December, iu geschäftlichen Angelegenheiten vom Fürsten BtSmarck nach Friekrichsrnh berufen, dort die Ehre Halle, vom Fürsten zum Frühstück .zugezogen zu werde», erfahren wir. daß sich der Fürst bis aus wechselnd auslretende neuralgische Schmerzen auf der rechte» Seite d«S Gesicht« de« besten Wohlseins erfreut und täglich 2 Stunden rettet oder selbst beim scblech- leslcn Wetter spazieren geht. Der Fürst war während de« Frühstück«, ail welchem außer der Fürstin »nr noch Geheim rath von Rvtteiiburg und dessen Secretair Theil nahm, sehr lieiter, sprach und erzählte lebhaft und äußerte im Lause beö Gespräch«, daß er gerade »ach Leipzig sehr gern gekommen wäre, wenn ilni nicht die Rücksicht aus die Eensequenzen davon alaebalten hätte, er tonnte wohl ei ne solche Festlichkeit ohne Ge fahr s,ii seine Gesundheit mitmachcn. aber nicht mehrere, wie sie . e.ake zu dieser Zeit staltgesunvcn hätte». Betreff« unsere» ^ egeseeulmales meinte er, daß er die Hoffnung nicht aus- > (", dasselbe doch noch in natura zu sehe», vbschon er eine s br -iikc Pbolograplne davon besäße. Der Fürst sprach sich ule: Haupt in einer für unser Leipzig sehr ehrende» We s an.> und betonte, daß in ib»i ein gute« Theil Leipziger Blut fließe (woNiich), erzählte aussührlich seine Abstammung uiülter lichcrseil», wie sie kürzlich >m „Leipziger Tageblatt" gebracht iirte, nnd recitirte eine Aeußerung, die er bald nach dem Feie e» von Nttolsburg, als der damalige Norddeutsche Bund »lsi.iude» war. gelha» habe: daß er zum Kanzler eines L.'oiddeutschc» Bunde« gerade die richtige Mischung Blut in ' ch habe, da er väterlicherseits vom preußischen Edelmann ua« »inllerlicherseitS vom Leipziger Gelehrten abstamme. * Leipzig. >2 December. Nach dem zweiten Berzeich : der bei drin Reichstage lür die jetzige Session einge- zangcnen Pelitionen befinden sich darunter folgende au« «:>» K önig reich Sachsen: Gottlieb Müller, Bäckermeister zu Ote,Planitz. und Genossen. M. A. Olt, Lehrer ver Nalur- o Hk,II,de zu Dresden. Eduard Schüler zu Wittgcn-dorf, Geerr Sct»»ke zu Dresden und Genosie», B Hinkors, Lehrer der Raturhrilkii-iv!- zu Radcbeul, und Genossen, August Scl'I Ili'ger zu Neiistävtel und Genosse». Florenline Langer zu Großatber-dors und Genossen, Franz Legier, Kaufmann ,» Dresden, und Genossen. Gottfried Slrobelt zu Ober '.tteiiia ui'V Genosie». Karl OScar Schulz zu Niekerschlema .nid Grnesie». OSkar Wietemain, zu Roßwe», und Genossen bitten um Aushebung de« Jmpszwange» bez Jmpsgesetze»; .er Eeittralvorstand der kaiisinännischen Verbände und Ver eine DcnlschlandS zu Leipzig bitten »m Acnderung der tzH. 4 t und der Gewerbeordnung — Hausnhandel. Detaiireiscuve h-tresjend —; der Gen.enidevorstand zu Colts bittet, dabin zu wirken, daß der Postanstall in Cotta die Bezeichnung DreSben-Eotta beigelegt und für b>e zwischen den Post aiistalten in Cotta und Dressen zur Versendung kommenden Briese die Taxe für OrtSbriese zur Anwendung gebracht werde; der Vorstand de» Deutschen BuchdruckerveremS z> Leipzig bittet dabin zu wirken, daß daS Porto sür Druck fachen iin Gewichte über 5,0 bis >00 g innerhalb Deutsch link» und Oesterreich-Ungarn» ans ?> ^ herabgesetzt werbe. Hermann Birnbaum, Schlosser zu Anger bei Leipzig, und Genosse» zu Böhlitz-Ehrenberg, Connewitz, Dölitz, Enlntzsch, Gautzsch. GebliS, Klemstättela, Kleinzschocher, Leipzig, Leutzsch, Licbertwolkwitz. Lindrna», Markkleeberg. Markran- >!att. Mockau. Mölkau. Neureudmtz. Neuschleußig. Neuschone seid, Nensellrrhausen. Neustadt, Neutzsch, Oetzsch, Plagwitz, Probsthaita, Peodstdeuben, Reudnitz. Schönrsrld. Sellerhausen, Stötteritz, Tbouberg, BolkmarSdors. Zivrinaunborf. Zwenkau. Paul Zschabitz, Cisenbreher zu Dresden und Genossen zu Kötzschenbrova, Linbenau. Löbtau uud Radcbeul bitten, keinem Gesetzentwürfe über die Alter-- und Invalidenversicherung die Zustimmung zu gebe», welcher drn Arbeitrrn die Pflicht aus erlegt, Ouiltung-bücher zu führen; ferner sind Petitionen e>ngegangen au- den Ortschaften Anger-Leipzig, Aue. Auerbach. Bautzen, BerlhelSvors, Burgstädt, Chemnitz, Colditz, Connewitz. Dittersbach. Döbel». Draschwitz. DreSden. Eppendorf'. Groitzsch. Grnnau. HartmannSkors. Hohenstein, Lanterbach, Leipzig. Lübau, Löbtau. Meißen. Mockau. Naundorf, Ncukirch. Niederplanitz. Obergruna. Obcrbernis- dors, Pieschen, Plagwitz. PulSuitz. Radeberz. Reudnitz, Rvß- ivcin, Seikendors, Sommerfeld. Trebnitz. BolkmarSdors, Zittau und Zöblitz, worin gebeten wird, de» Gesetzentwurf, betr. die Atters- und JnvaliditätSverstcherung, abzulchneu und aus den Erlaß eine- RormativgesetzeS sür sreie AlterS- und Juvali- ditälscassen nach Arl de-HilsScasiengesetzeS hinzuwirken event. de» vorliegenden Gesetzentwurf abzuändern; der Central vorstand der kailsmännifchen Verbände und Vereine Deutsch land- zu Leipzig bittet um Aenderunz bezw. Ergänzung des Gesetzentwurf», betr. die Erwerbs- und WirthschastS- genosienschasten. * Leipzig, 12. December. Am gestrigen Tage beging Herr Franz Schon lei». Obermeister der Schuhmacbcr- innung, sein 2äjährigcS Mcisterjubiläum. Dem in den weitesten Kreise» sowvbl als Geschäftsmann wie als Bürger allgemein geachtete» Jubilar wurden von seinen Arbeitern, die ihm eine künstlerisch auSgcsührte Gedenktafel überreichlcn, sowie von seinen Mitmcistern - Freunde» und Bekannten zahlreiche Beweise der Theilnahmc und Anerkennung zu feinem Ehrentage dargebracht. Herr Schönlein, der mit dem Tage seines Meistcrwerdcns auch gleichzeitig Bürger wurde, bat während der vergangenen 25 Jahre sein Geschäft un unterbrochen im ThomaSgäßchen gehabt und wird mit der bevorstehenden Verbreiterung derselben gezwungen, eine andere Lage auszusuche». * BolkmarSdors, 12. December. In der gestern stattgesundenen Sitzung unseres GemeinderatheS wurde der HauSballpla» für 1889 berathen; derselbe weist eine Einnahme von über 60 000 ^e. eine Ausgabe von 160 000 aus. so daß 100 000 durch Anlage» auszubrinqc» sind. Trotzdem kvnnSn in Anbetracht der sonstigen Vermögenslage 10 Prccent Zuschlag im nächsten Jahre weniger Steuern erhoben werden a>S bisher. Ferner zahlen die untersten drei Elasten wie bisher, so auch ferner 75 weniger Steuern. — Sodann genehmigte gestern Ver Gemeinderath die Abände rung der Sparcasieuordnung der Parocbie Scböneseld, wie solche durch die Embezirkung vo» Reudnitz und Anger-Crottcn- bors bedingt wird, und die Ausbesserung des GchallcS der Gemeindebeamten. ' Neustadt, >2. December. Unter Leitung unsere- GcmeinbevorstandeS. Herrn Dietrich, hat sich auch in diesem Jahre ein Beschecrungs Comitö Hierselbst ge bildet, da- seine Boten zum Einsammcln demnächst bei den Bewohnern unseres Ortes herumscndcn wird. Möge der Erfolg dieser Bemühungen auch dieses Mal im Interesse der armen Kinder ein günstiger sein; im Borjahre kamen gegen l200 ^ ein und konnte davon 78 armen Kuttern von Neustadt eine Weihnachtssrcude bereitet werden. * Colditz. lt. December. lieber die Todesursache de» unlängst unweit der Stadt in einem Steinbruche aufgefundenen Müllergesellen Fiebig haben durch die StaalSanwaltschast wiederholt hier Vernehniunge». nach den umsangrcichc» Er örterungen durch die Gendarmerie, staltgesunden, doch scheinen dieselbe» bis jetzt zu keinem Resultate gesuhlt zu haben. Daß diese Erhebungen schwierig sind, ist erklärlich, als zwischen dem Tage, an welchem Fiebig in eine Schlägerei verwickelt war. und der Auffindung 9 Tage vergangen waren. Nach dem SectionSdesunde sollen Wunden am Kopse vorhanden, auch die zuletzt eingenommenen Speisen ziemlich weil verdaut ge wesen sein, so daß der Tod nicht unmittelbar eingelreten ist. Dem Vernehme» nach wird auch ein von Fiebig bisher bc sesienes Sparkassenbuch mit einer Einlage von angcblick 600 L vermißt. Hoffentlich gelingt eS den fortgesetzten Ermiltelunge» noch Klärung in die Angelegenheit zu bringen. — Bei der kürzlich stattgesundenen Stadtverordneten-Er- gä» zungSwahl wurden bei rühriger Tbeilnahme der Bürgerschaft die bisherigen Mitglieder de- EvllegiumS mit bedeutender Stimmenmehrheit wieder gewählt. * Freiberg. ll. December. Die Frage de- Cvange tischen Bunde« hat die FreibergerPa st oral-Ev» seren z die sich auS den evangelischen Ge stlichen der Stakt und der Umgebung zusainmensetzt, hier vereinigt. Mehr als 2<> Geist licke erklärten ihren Beitritt znm Bunde, der auck i» anderen Kreise» unserer Stadl schon Mitglieder zu verzeichnen hat. — Vom Rirchenvorstand zu Roß wein ist Herr caml. rov. min Mühlmann aus Leipzig zum Diakonu« gewählt worden und wird derselbe schon am 4. Advent sein Amt antrclen. * Lim doch, 1l. December. Die Stadtverordneten haben sich in letzter Sitzung ausschließlich mit der Berathung bcS HauShalrplancS sür die Schule beschäftigt. Als für weitere Kreise, bebus» Vergleichung mit den« Schulbutget anderer Stätte, interessant entnehme» wir folgende Angabe». Die Lehrergebalte erfordern, einschließlich 1188 sür ten Fort bilvnngöschutunlerricht, 55 863 bei 35 Lehrkräften. Die Schule überhaupt erfordert 79282,47 .L und bedarf hierzu eine» Zuschusses von 50 462,57 --k — Die gestern statt gesnnvcne Stadtverordnelenwahl hat insofern ein günstige- Ergebniß zu verzeichnen, al» es keinem Social demokrateu gelungen ist. in da- Collegium zu komm.'». Die Gewählten sind dem Stande nach 3 Kausleule, 3 Fabri kante», 1 Buchbinder und ein Restaurateur. Betkeiligt baden sich von 8l0 Wahlberechtigten 347. daS sind 42.8 Procent. — I» gleich ruhiger Weise ist auch die Wahl sür die Stadtverordneten in Ver Nachbarstadt Burgstädt verlausen. — Bei einem Gutsbesitzer in Leubnitz wurde am Sonn tag früh aus dem Heuboden eine Magd gesunden, welche bis vor 6 Wochen bei dem Besitzer gedient, aber entlasten worden war. Seit ihrer Entlastung will da« Mädchen aus dem Heuboden sich versteckt gehalten und nur ein Brod welche« sie sich im Hause angecignet, zu ihrer "Nabrung gehabt haben. Abgebungert und mit erfrorene» Füßen brachte man die Unglückliche in- KreiSkrankcnstist nach Zwickau und werden ihr dort beide Füße amputirt werden müssen Auerbach, 10. December. Der am 9. Oktober zu Brnnndöbra verstorbene Fabrikant Fr. Ad. Ludwig hat durch letztwillige Verfügung der Gemeinde Brnnndöbra ein Legal von 1000 -<tk al- Fond- zum Ankauf einer Orgel sür eine daselbst zu erbauende Kirche; der Gemeinde Klingenthal aber ein solche» von 3000 -4 alS Fond- zur Errichtung eine» in Klingentbal zu erbauenden Krankenbause» sür die Bewohner de« Bezirke» VeS königlichen Amtsgericht» Klingentbal mit Ver Maßgabe auSgesetzi. daß. wenn bestimmte Bedingungen inner halb einer festgesetzten Zeit nicht erfüllt sind, die genannten Beträge alSdan» in da» freie Vermögen der betreffenden Gemeinden satten sollen. Meißen. >1 December. Obwobl in der Loßnitz im vorigen und in diesem Jadre Alle« getban worden ist. um eine Weitervrrbreitung dct Reblaus zu Verbindern, so ist cs bei der Lebensweise derselben dock nicht vollständig au»- geschlosten, daß sie sich weiter verbreitet bat oder durch einen unglücklichen Zufall in ankere beimische Weinbanbczirkc ver schleppt worden ist. ES wäre daher sehr unangebracht, wenn die Weinbautrcibenden glauben sollten, daß ihren Weinbergen von diesem gefährlichsten Feinde der Reben nunmebr keine Gesabr mebr drobe. Zu besten und zu wünschen ist e», allein zwciselbast bleibt rS. wie die Erfahrung gelehrt bat. immer Der Kreisverein zu Dresden hat de-balb auch in diesem Jahr« m Urberruistimmang mit dem Ministerium de« Innern nicht Unterlasten, die Abhaltung von ReblauScursen 1 o» sich »war kein Feiler, halte ab,r d«>i an der landwirthschastlichen Schule zu Nieißen anzuordnen. v. Pirna, ll. December. Morgen wird es im Pill» nitzer Schlosse wieder ans einige Stunden lebendig, da Sr. Majestät der König mit dem Prinzen Georg und mehreren geladenen Eavalieren Hosjagv im Pillnitzer Re vier abhält und dann im Schlosse das Diner einuimt. Heule jagte Se. Majestät aus Helsenberger Revier, wobei man sich aus dem Riltergule dortselbst zum Frühstück vereinte, während da» Tiner rann in der königl. Billa zu Strehlen stattsanv. — Unserem Albert-Zweigverein sind durch daS mehrerwähntc Ballsest. zu welchem namentlich da» Ojficier- corp» ein bedeutendes Contingent stellte, nach der soeben er- ialteten Schlußrechnung 542 zugeslosten. Unter dem Zeichen Terpsichore's hat sich mithin ein sür hiesige Verhält nisse ganz respectabler HumanitälSsieg erringen lasten. — Im Rathswalde hat nach einer heute an den hiesigen Anzeiger" gerichteten Mittbeilung nicht der GebirgSverein für die Sächsisch-Böhmische Schweiz, sondern der vaterländische GebirgSverein ..Saxonia" Oberwasser zu erhalten gewußt, da nunmehr dortselbst ein Lager der .Saxonia" entstanden ist. Zer Vorsitzende der letzteren war zu der betreffende» Ber- ainmlung au« Dresden erschienen. — Eine Sektion de» rrst- evacbten GebirgSverein» ist nun in Saupödors bei ebnitz entstanven. Man scheint dort unter guter Anregung und Führung einen großen Eifer sür die Sache an den Tag Z« legen. Dresden. 11. December. Se. Majestät der König bat Allergnädigst geruht, dem Oberförster a. D. Theodor Richard Gringmuth dermalen in OelS den Titel und Rang eine- Forstmeister» zu verleihen. s Dresden, 11. December. In der vorgestrige» Nummer de» hier erscheinenden Organ» der deutschen Resormpartei, der „Deutschen Wacht", sinoet sich aus Seite 2. Spalte 2 unter der Rubrik „Von hier und dort" eine Notiz, welche an die Erwähnung der »»Gnakenwegeersolglen Uinwanclung der gegen de» Bauincistcr GustavHarlwig wegen Beleidigung des Geb. Hosralhs Ackermann verhängte»Geiäiignißstrase inFestungs- basl eine»Hinweis aus die bekannIeDarstclliiiig und Beurtheilung knüpft, die der betreffende Strasproceß in dem l43. Hest de» Glagouschen .Eulturkämpsers" (Antiseiniten und Richter) ge sunden hak. Die Verbindung diese» Hinweise» niil der Er wähnung de» in der Strafsache ergangenen GnadenacleS dal dazu Veranlassung gegeben, daß da» amtliche .TreSvner Journal" vo» zuständiger 2teste ermächligt worden ist, die Thal ache mitzutbeilen: .daß sich ein »ach der Verurthettung Hartwig'S erstattetes gerichtsärztliches Gutachten bei den Äclcn befindet, welche» mit Rücksicht aus einen constcttirten krankhaften Zustand Hartwig'S dessen längere Detenlio» in der hiesigen Gesangenanstalt als mit den ernsllichsten Ge- ähren sür ihn verbunden bezeichnet und die Verwandlung der ihm zuerkannten Gesängnißstrafe in Festung-Hast dringend befürwortet.* vermischtes. — Berlin, 11. December. Dem hiesigen Magistrat ist aus seinen GeburtSlagSglnckwunsch an Jbre Majestät die Kaiserin Friedrich nachstehendes Dankschreiben zngc- gangen: „Dem Magistrat danke Ich hcrzlick für die Glück wünsche, welche Mir in der eingereichte» Adresse zu Meinem Geburtslage anSgesvrochc» worden sind. Der 2t. November, sonst ein Tag der Freude, bat Mir vo» Neuem die Scbick- saiSschläge vergegenwärtigt, welche nach Gölte» unersorsch- tichem Nalhschlusse über unser Land verdangt wurden. Tief gebeugt werde Ich demnach nie Nachlassen, de» Bestrebungen »ach besten Krästen Meine Hilfe zu leiben, welche die Stadt Berlin in so erfolgreichem Maße sür die Linderung der Nolhleidenden nnd Kranken, sür VolkSerziehung und VolkS- wohl von Jabr zu Jahr unermüdlich an den Tag legt. Schloß Windsor, November 1888. gez. Bictoria, Kaiserin und Königin Friedrich". — Berlin, N. December. Ein . japanischer" Eom- merS soll in Berlin in den erste» Tagen de» neuen JahreS abgehalten werden. Die Studirciidc» der japanischen Sprache an dem orientalischen Seminar sind es, welche diesen CoinmerS veraiistallcn. um ihre seit ungefähr einem Jahre am Seminar erworbenen Keiinlnisse in der Sprache der Japaner zwanglos am Biertisch unter einander zu erproben. Einige besonders gewandte Deutsch-Japaner solle» sich sogar daran gemacht habe», echte und rechte EoiniuerS- und Trink lieder i» die Sprache des ostasialische» Reiches zu übersetze»; andererseits sollen japanische Gesänge, wie solche in jenem Jnselreiche bei fröhlichem Gelage angestiminl werten, er schallen. Die ganze japanische Colonie wird zu diesem tobakb die Bedieluug entfernt wurde, die Gefahr der Ciug.c.saua lür den die Brücke befahrenden Zug einlrai. Diete Gesahr nahm in gesteigertem Berlälinisje zu. je jchncller sich der Zug bewegte und je kleiner die Triebräder der Locomolive desselben waren. Beide waren bei dem ia Rede stehenden Lepnratzugc in bodem Grade vorhanden, denn der Zug fuhr im Gefälle, und zur Beförderung desselben wurde di- damckige Preisocomotive .Vindobona" mit ihren ungewöhn- lich kleinen Rädern benutzt. Die genannte Holzbrücke hatte übrigen- nur einen provisorischen Charakter uad sollte noch vor der Betriebseröffnung durch eine eiserne ersetz! werte». Nachdem der unversehrte Zustaud der Brücke sestgeftellt war und die übrigen Vorkehrungen getroffen wurden, bemerkte der mit deren liebe,wachunq betraute Llreckeniiigeuieur zu seinem großen Schrecken, daß die Psostenbedielung saniml den Seitenbalken, welche der Brücke als Stütze biente», abgebrochen war. Es war die» von der Arbcits- vortie in der Absicht geschehen, vorznarbeitea und in dem guten Glauben, daß dadurch sür die Sicherheit und Fahrbarkeit der Brücke kein Nachthcil erwachsen könne. Fast ia demselben Augen blicke bemerkte er zu seiner noch größeren Bestürzung, daß der Separatzug die Station Eichberg soeben verließ und im rasche» Tempo der Station Payerbach zueilte. Nun galt es raschen Entschluß und rasche» Hanbelu. Nachdem die nölhige» Borsichls- maßregeln zum event. Anhalten de» Zuges getroffen waren, wurde, da an eine Wiederherstellung des ursprünglichen Zustande» der Brücke nicht zu deuten war, an die provisorische Absteifung und gegenseitige Verfestigung der Tragbalken mit Aufgebot aller nur verfügbaren Mittel unverweill verlchriltea. und hierbei mit einer solchen Riesenanstrengung gearbeitet, daß, als der Zug ia die Station Payerbach einsuhr, die zur anstand-losen Besihrung der Brücke nöihigen Pötzungsarbeiten vollständig vollendet waren und der Zug mit vollster Sicherheit vassiren konnte. Ein 400jähriger Steckbrief. Im RathSarchive u Leipzig wirb ein Schreiben de» RatbS zu Rvcblitz an den Nipzigcr Rath au» dem Jahre 1442 ausbcwahrt, in welcher dieser vor zwei Studenten gewarnt wurde, die von den Hussiten Geld genommen hätten, um in den Städten Feuer «nzulegen. Die» hätten die Freiberger den Chemnitzern und die Chemnitzer ihnen, den Rocklitzern. angezeigt. Sie wären in großer Sorge, schrieb der Rocklitzer Ralb, und ließen die Thore hüten und hätten sich teS NacktS viele Wächter zu- geiegt. Auch eine Beschreibung der Studenten fehlt nicht. Einer, heißt eS, halte einen grauen geflickten Mantel an, unten um de» Hals mit blauem Tuche gefüttert, und trüge eine schwarze .unlirioppe" von Parchan und eine graue Kogel. Der andere „Brenner" hätte einen grauen Rock an, mit un gezogenen Aermcln, und eine schwarze „Mutcze" aus und sein Haar wäre schwarz. — Es dürste dies wohl der älteste Steckbrief sein, Ver aus unsere Zeit gekommen ist. Commerse eingelavcn werven, und man hofft, auch den Ber treler des Mikado am deutschen Kaiserhosc a» diesem eigen artigen Kneipabende begrüßen zu können. an vem aber koch die gute deutsche Sitte insoweit gewahrt bleiben soll, als eS nichl Thce, sonder» Bi-r zu trinken giebt. -- Ein Bürger der Stadt Lübz, welcher von einem seiner Mitbürger mit der Fritz Reuter'S Werken ent nominellen Bezeichnung .Hanne Nute" belegt ward, fand hierin eine Beleidigung und irrte sich in Vieser Aust'assunx auch nichl, mdcn: das Schöffengericht zu Lübz, bei welchem er deswegen eine Klage anbängig machte, den Be klagten wegen Beleidigung in eine Geldstrafe von tO.4! und in die Kosten VeS VcrsahrenS verurlhcilte. CI München, II. December. Nach dem beule zur Ausgabe gelangten neuen Adreßbuch der Stadt München für das Jahr 1889 betrügt die Einwohnerzahl 261981 Kopie (endqiltiger Stand der letzten Bolkszählung). Ich habe mir die Mühe genommen einzelne Rubriken zu addiren und bin zu folgende,» nicht »Hinter, «stauten Ergebniß gelangt. DiS Künstlervolk Jjar-AlhenS zArchitekie», Bildhauer, Kunstmaler und Malerinnen. Kupserstecher und Lvlogravhen) zählt 1236 Kövse. Viele Seiten des Adreßbuches fülle» die Namen ber 1409 Vereine München- (einschließlich aller Gesellichailcn, Krankencasten re.) Davon eine kleine Blumenlese Eine Gefellichaft trögt de» Namen „Die Backenbartler". „De heilige Bowle", ,.D' g'wüldlichcn Sveci". Was der Verein „Die Durstigen' bezweckt, sagt s<4>> Name. Dana hiebt e» in München eine Gelell schaff „Die einigen Deuochen", „Die Fad o" (Langweiligen), die sich zum Zweck de« ..Sparen» ' geeinigt habe». 16 Vereine bezeichnen sich als „geniülbliche", 8 al» „lustige". Ein Verein pflegt die „Er innerung an die Kriegsjahre 1870—7l". Dann giebt c» einen Verein der „LuMchiffer", ein anderer trägt den mysteriösen Name» „Morpho logie". Norddeutsche Ansässige haben einen Lereia „De Platldütschen" ia dem Hau!« Mülkerstraße 42 versammeln sich „Polnisch- Emi. grauten". Neben der „Schillerstistuug" fiqurirt ein „Schastovsciub und «ine „Lchwammerlinqgeiellichast". Die in München wohnenden Böhmen hoben zwei, die Slowenen einen Club. Ferner existiren mehrere ilalienische Vereine, eine „russische Studentencasta", 4 „Spinn, vereine", ein Bruderbund ist getauft „Die Trambapigen" (8er. s schlafen«»), eine andere Melellichast trägt den mehr al» ominösen Name» „Bluffas Waqjcheitl" (Besoffenes Wagenicheitl), eine an dere „Die Uiigeinüthlichen", ein weiterer Verein b'ißt „Ursumps". An Leteranenvereinen giebt es in München bla» 20 — Recht stattlich ist die Zeilschristenliteratur in München, laut Adreß buch werden nicht weniger al» 161 Zeilschnsten herauSqegebea, wovon aber selbst den Fachleuten kaum eia Sechstel derselben be kannt ist. — Die Bierstadt München zählt 50 Bierbrauereien, wovon bereit» l3 in Aciieagejell'chasten umgewondelt worden sind. Da» Erzeugmß dieser 50 Brauereien wird ia 1397 Wirlhschasten verzapf, lieber die erste Semmerinqsahrt de» Kaisers Franz Joses bringt die „Z. d. V. d. E." au» de« Er innerungen eine« bei dem Bau dieser Bahn beschästigtm In genieur» solgend« interessante Mitlbeilungen: Die Semmeringbahn war bereit» fahrbar, aber dem öffentlichen Verkehr noch »ich« übergeben, al« der Kaiser, von einem Jagd- ansflug« de» Reuderq nach Wien zorückkehrend, beschloß, zur Rück fahrt die neue Baha über de» Semmering z» benutze». In der Näh« der Station Payerbach gegen Geoqqnitz »n bFand sich za jener Zeit eine Holzbrücke vo» naheza 6 w Weite, welche, abweichend von der sonst »blichen Bauart, s» conftruirt war, baß die Pjosten- bedtelnna derselbe» zugletch zur seitliche. Berste,ffkng der Tragbalken, ans »eiche» die Schienen btract befestigt »nee», biente. Dteä »ne Literatur. Kays Töchter. Roman von Hermann Heiberg. Leipzig, lhelm Friedrich. — Vorliegendes Werk bildet die Fortsetzung von „Menschen unter einander", dars aber auch als selbstständiger Roma» gelte», da der Aulor eS in sehr geschickter Weise verstanden Hai. die zum vollen Versiändniß iiothiveabig-» Angaben in gedrängter Kürze hier einzilsiii-». Kay'S Töchter bilden nun, wie schon der Titel angiebt, den Miltelpiinci des neuen Werkes; Karmelita führt uns der Autor vor, mit allem Liebreiz einer außergewöhnlichen Schönheit geichniückl und ebenso reich bevorzugt, soll sie dem Leser in Geist und Gemülh erscheinen; ihre Schwester Julia dagegen, wenn auch äußerlich ebensalls von blendender Schönheit, ist eben!» jeden sittlichen Cmdflndcns, wie der Charaklergröße bar, ja eigent lich in ganz unglaublicher Weile moralisch veiwahilost. Zwischen ihnen steht Kay, wie wir idn schon aus dem erste» Tdeile kennen, leicht ausbrauiend. zu harte» Ausdrück n geneigt und doch im Grunde eine überaus lenkbare Natur. Auch „Bomsdors" finden wir ganz als de» alte» wieder, noch immer an seiner — Krankheit leibend, nämlich daß er sich in bestimmte» Zwischenräumen sinnlos betrinkt und sich tniiterdrei» surchlbor schämt, im klebrigen ober, »ach Heiberg, eine wahre Perl« von Mann, besten Schutz Kay seine» Liebling Karmclila sorglos Woche» lang anvertraut. Neue Erschcaiiingen sind John Dunker. der Karmel.la mit glühender Leidenschaft liebt, sie auch bin und wieder dessen veisichert, sie mit Inbrunst z» verschiedenen Malen küßt, vo» ihr wiedergeliebt wird, aber erst ihre Freundin und nachdem diese qcstorien. ihre Schwester Julia heiralbet, und ferner ein Gras Arco, der lbensalls Karmelita liebt und ganz am Ende auch erhört wird. Die Handlung bewegt sich aus glatter Bah» vorwärts, dos Hin» und Herschwanken der Gciühle John's und Karmelila's bilden so ziemlich die einzige Be- wegung, nur z»m Schluffe hin spitzt sich die Sache in sensationeller Weile zu. da Julia den Versuch unternimmt, ihre Schwester Kar- iiielita unter d>c Huse eines wildgewordkiie» Pscrdes zu schleudern, doch das Attentat missglückt, wie vor Jahren der Vergiftung-Versuch der Mittler, und sc bleibt denn die arme, viel bedrohte Karmelitn ihr« m Balcr, dem Freunde und dem Geliebte» erhalten. 51—e. Fra» Buchholz im Orient von Julius Stinde. Berlin, Freund und Jeckel. — Frau Wilhelmiae Buchholz läßt wieder einmal vo» sich hören, endjich wieder einmal nach viel zu langem Schweigen und wird damit ihren unzählbaren Freunden die freudigste Ueberrajchnng bereiten, eine Ueberraschung aber auch, wenu schon minder freudiger Ark, jenen Nörglern »nd Krittlern, die da meinten, sie thäte am besten, endlich zu schweigen, sie wisse de» Neuen und des Jiilercssanleii nichts mehr zu sagen. Nu», die unverwüstlich Lebensfrohe beweist ibnen jetzt in schlagendster Weise daS Gegenthril, sie ist noch lange nicht gewillt, sich „rüstig und munter, wie sie ist, in Walte wickeln und in den Schubkasten legen zu lassen". Ja sie besikt noch Mulh und Willensstärke genug, sich mit ihrem Karl in die Gefahren einer Weltreise zu stürzen und beweist sich hier so empfänglich sür eine UeberMe von großartigen Eindrücken, wie nur der Jüngsten eine, und noch immer so originrL in der Wieder gabe Dessen, was Herz und Sin» idr erfüllt, wie wir sie von An- beginn kennen und lieben lernten. In Etwas freilich macht sich auch bei ihr der Einfluß de» Alters bemerklich, und hier tritt ein neuer Zug ia dem prächtigen Charakterbilde hervor, der psychologisch voll kommen begründet ist und dem künstlerischen Feiagesühl de» Autors ein glänzende» Zeuguiß auSstelli; Frau Wilhelmine ist eia wenig ruhiger geworden, die Weisheit des Alters hat sie Duldsamkeit gegen die Schwächen Anderer gelehrt. eS komm» sogar vor, daß sie ibrem Karl da- letzte Wort läßt, nur allzu arg darf er es sreilich nickt treiben; Witze wie: , welch einen wahnsinnigen Spaß würde Onkel Fritz haben, wenn ihm der Storch so einen kleinen Mohrea- knaben in die Wirtbschokt brächte; der würde des Morgezis gleich mit den Slieieln gew chst »nd wäre sür den Tag blank" finden lederzeit ihre zweckmäßige Adsertiqung. Im Großen und Ganzen aber bewahrt sie sich doch mehr als srüber einen vdilosopbilchen Gleichmutd der Un zulänglichkeit aller irdischen Wesenheit gegenüber, und weiß sich mit desto größerer Innigkeit dem zauberischen Wüten einer göttlichen Natur hinzugeben. Diese» packt sie bi» in- Mark, und so ties, wie sie seine unvergleichliche .Schönheit, seine überwältigende Herrlichkeit empfindet, so eindringlich, so anschaulich weiß sie e« za schildern. Die scharten Lontroste zwischen ihren heimathl-chen Gebräuchen and jenen, welche aus diesem fremden Bode» ihr Recht beanfprnchen, die nicht minder scharf contraftireaden Erscheinungen, welche diese Fremde in sich selbst zeig«: üppig wuchernder Uebersluß und dürrester Mangel; all die gluthreich« Farbenpracht de« Orients, die mär- Len vasten Bilder, die ieia Bolk-lebea bietet — alle« dirse» leuchtel uns in festen Zügen an» ihrer Schilderung entgegen, und über dem Ganzen webt ein Hauch von Poesie, der un» im ersten Augenblick bei der Wilhelmine srappirt, sie un» aber dann nur noch liebwetther mach». Deswegen verleugnet sie aber keineswegs den eigentlichen Kern ihrer originellen Natur, sie verblüfft noch heute durch ihre drastische, stet» den Nagel aus den Kops treffende An», druck-weise, und ihren sich täglich vermehrenden Scho- von Wort- bildunqev, die Berliner Mutterwitze ihren Ursprung danken. Welch «in köstlicher Au-druck: wir bebockichiichien siel wie echt Vuchholziich! so weiß sie alle müdiom erlernten Fremdwörter sosort in da» ge liebte Berlinisch zu übertragen, und dabei bleibe ernsthaft, wer kann. Aber immer wieder muffen wir daraus zurückkommea, bei alle diesen übermüldigen Allotria», trotzdem der Leier gezwungen wird, die sremden Siödte, Völker und Eitlen mit den lachenden Angen drr Buchholzen anzusehrn. so erblickt er doch überall ein mit hingehendem Fleiß« und vollstem künstlerischem Berständniß auSgeiührtr«, durchaas zuverläisig-« Bild, denn ei sind Helle, klare Augen, die hier geschaut baden, and eia gesunder, kerniger Sin», der da« Erschonte qesaßt hat; drr bei seiner Vorliebe für den a»«gelaffensten Humor doch innige» Berständniß für die Tchänhnl der Ratnr and treueste Liebe zum Vaterland« hegt. d,e sich mitten in den überwäliigendni Eindrücken der Fremde doch immer maibl- voll äußert, wie rührend milchen sich vier die Klagen ,m ds» tronererfüllte K-iseihan« mit den Frendetöaea über die Herrlichkc I der weile» Golteswel«. Und fo dürfe» wir denn mit vollem Rechl auch dirfe „BnchhoEtade" den andere» al« vollkommen ebenbürt i. ja ihnen in poetischer Auffassung wohl »och überlege», rinreib-n In seiner prächtige» Au-ftattan«. der Einband roth mit et«» ff l- volle, vildschmnch iß e« et«« drr schän^n veihnnchtägrschenlr de« diesjährig«, WrihngchG^Büchermarttrt, " >—n.
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