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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.02.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189002118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-02
- Tag1890-02-11
- Monat1890-02
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.02.1890
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RI rachliro früh 6V. Uhr. Kr-«1i«a «nt Lr-t-ili«» JvhanueSgaffe 8. LPktchstnudkn der Krßitti««; >»r«itrag« 10—12 Uhr. Nvchmlttvg« d—« Uhr. IMM«, »« ^ «er für «1» ^chUf»I,«tz, N«»n»-r ß«Kt««ten zns»r»t, »» W«chent«,e» öl» S Uhr NachmM»,». «« Sv«»-«»» Fefttvgru srsttz «l»'/,» U«r 3n tr« Fflial,« skr Zns.-A»aatz»e. Mtv Kle»«'« G-rtt».. Uu«vrrsttät«str. 1. Lvut» Lösche, K»t-«t«»ßr. 23 pari, und Könlgtplatz?, nur bi« '/,« Nhr. ttp.rWr.LaMM Anzeiger. Organ für Politik, LocalgesWte, Handels- «nd Geschüftsverkehr. vlerletjätzkUch 4>/, Mt. tnrl. >ri»gerloh, S ML, tznrch tzt« Paß brzogc» 6 M? Jede einzelne N«»mrr KKPs Belegexemplar 10 Ps. Grbühre, sür Nxtradrilaa»» <i» laqediar,formal »tzn» Pvsttzejörderu», «O M. »nt Pvftdes-rd««- 70 ML Aüernte Sgespattme' «rtßerr Schristr» lvM Labellarischrr u. Menffvtz nach Häher»! »nter dem N»dactto»<strtch hä« Zelle 50 Ps.. »vr de, F a m t l i e» >» »räch»«» die Lgrspaliene Zelle 40 Bl. Jnierat» stad »et« a, die «*»v»Ut»» M sende» — Rabatt wir» »ich« Zahianq prneomnernnüo «per »achaahme. 4L. Dienstag den 11. Februar 1890. Amtliche Bekanntmachungen. Vesinnltmuh«»». Die Stelle de« Vorstände« de« städtisch«» Leä--»»fe« und der Twarcaffe hier, welcher gleichzeitig den Posten de« ersten Buchhalter« zu versehen hat, ist für den 1. April d. I. anderweitig zu besetzen; jährlicher Gehalt 4S00 Geeignete Bewerber, welche kaufmännisch gebildet und zugleich mit den Bureauarbeite» vertraut sein müssen, wollen sich schriftlich bi- zum 20. Februar melden. Leipzig, de« 8. Februar 1890. Der Skat- -er Stadt Leipzig. »rgi. He» I)r. Geo i ntschel. Vekanntmachuu-. Die Erfieher der Hölzer in den stävlische« Forstreviere» werden hierdurch zur ungesäumten Abfuhr ausgesorderl. widrigeufall» nach den Licitatwn»bedingungen verfahren werdea wüßte. Leipzig, am 7. Februar 1890 De« Rath« Forst-epatati»». Skstcht wird der Handarbeiter Heinrich Wil-el« Gchaabel, gehören am 24. Sepie,»der l857 zu Gro-wig bei Schmiedebera. weicher zur Fürsorge für seine hier vfsentiich unterstützt« Familie anzukolten ist. Im Betreluugssalle wird um Zuführung Schnabel'« ersucht. Leipzig, den 6. Februar 1890. Der Rat- der Gtadt Leipzig. (Ar»»eaa«t.) R. IV».21l. Ludwig-Wolf. Hoher. Virbüalils-VtkannlmaLunt. «estvble, wurden laut dier «rnaiterer Aiuetge: 1) eine gifte, siqniri: „0. E. 2466", 13 Kilo schwer, enthaftend »in mnsikaliiche» Instrument (Puünir> mit Drehvorrichtung, tu Ichtvorzpolirtti» Holzkast,-», seit Anjang November v. I.; 2) eine goldene Damen-Ctzltnder-Remvntvir-Nhr mit gra- bitter Rücksene, Fabriknommcr 11,78b und etngravittra» Mono gramm, am 30. v. M.; 3) ei» goldener R«u- mit Brillaut, a» de» Seite» durchbrochen, seit Ende Januar d. I.; 4) ein v„»-käichLen. braaaleder», mittelgroß, mit 2 vernickelten Traattnqe» und Knövichenverschluß, darin eine goldene Damen- iltzlindcr-Udr mil Siaklzeigern, Stachelte Iranzart'g verziert m,i >» pvenshiilichem Schildchen und anhängender Dalmikette, au» großen, glatte» Gliedern bestehend, mit onhäagender Quaste, am 31. v M.; b> eine groß- Zink Ba»r»«nne mit Holzboden, am 1. d. M : 6) eine Plnich-Ncisedecke, außen schwarz, innen getigert, am 31. v M.: 7) eine silberne byliuder-Uhr mft ^o. 38.3Ü1" oder ,,38.b31". nebst anbangender Talniikrtte mit Stempel (im Deckel „ä. L." eingekritzeli). am 3. d. M.; 8) ein MannS-Anjng, bestehend au» Jackrt, Hose und Weste, von schwarzem, irauncarririem Stoff. Zacket mit einer Reibe Perl- nmtlkrknöpieu. schwarzem Futter und Borden-Einsassung, Hose mit braungevlumiem Bundsutier. Weste mit ebensolchem Rückenfutter und Perlwunerknöps'n, am 3 d. M.: S> ein Winternberzieher, olivensarbig, mit schvarz-m Sammet- kragen, einer Neide Knöpfen mil verdeckter Batterie, grünem, klein« carr riem Futter und Lederbenkel. 8 Schlüssel, rin Rotiztzuch und ein Cigarrrn-Stui, „0. II." ge;., am ü. d. M.; 10) 12« ,n einer 100-Markaoie und einem LO-Markschein. vom 4. bi« 5 d. M.; 11) ei» Haad»«»e«. ürndrig blaugestrichrn, ohue Federn, daran die Firma „klerrmsiin Aadia«", am 4. d. M.; 12) ein Winterüberzieher, mäusegrau, getragen, mit Stoff- kragen, Lederdenkel, schwarzem Futter, einer Reihe HornknSpsr »ul verdeckter Batterie, ein weißsilnene» Halstuch, ein Taschentuch. „II. 8? ge,, «in Krankriieaffeiibuch und eia Arbeitsbuch, aus ..llerrmuiin lliokter" lautend, am 5. d. M.: 13) 100 Stück 25-Pseniiig-Briefmarkeu aus einem Bogen, am S. d. M; 14) eine silberne 8e»«nt«tr-llhr. ohne Goldrand, aus dem Zifferblatt mit Lonipaß, Monat«- und SecundenzeigerblaU ohue Zeiger, am 7. d, M.; 15) 4 große lebende Hübner, we tz gefiebert — Italiener — sowie 2 große lebende Kaninchen, gelbfarbig mit Schlapp-Ohren, — sogen Franzosen — vom 6. bis 7. t>. M.; 1») ein Fraur«-Regenmantel von dunkelbraunem Stoff, mit dunklen Stteilen und weißen Fäden durchzogen, am 6. d. M.; 17) eine Wiutrrüber;irtzer von dunkelbraunem, glattem Stoff mit iwwarzem Sammetkragen, baumwollenem, buntcarrirtem Futter, einer Reih« überivonnenen Knipien, verdeckter Batterie und Sloff- henkel, eine braunlederne Briestasche sowie rin schwarze» Nattztuch, vom 7. bi» 8. d. M.; 18) ein Wtitterüberzteher, mLusegrou. mit ebensolchem Sammet krrgen, veideckler' Batterie, einreihig mit einer Reihe Perlmutter, knöpfen, gelb- und sckwarzcarrirtem Futter und Keitchrudenkel (im Fuiier ein rotb- und schwär,gekreister Fleck eingeseSl), eia Ma»»S- Aackrt, getragen, von schwarz-roth und we>ßgeivrisseltem Stoff, mit schwarzem Lloidiutter, weiß- und roidgeivriffettem Aermel'vtter, brannen Hornknöpfen and Kettchen Henkel, sowie eia Paar Schaft stiefel«, rindlebern, neu, mit einfachen Sohle», am 7. d. M.; 19) eia Winterüberzietzrr von braunem, glattem Stoff, mft iwwarzem Sammetkragen, schwarzüberspvnaea^n Knöpfen, schwarzem Wollailassuiter und Ketichcnhenkel, am A. d. M.; 20) circa 8 Meter vlrtrahr, vom 7. bi« 8. d. M.; 21) ein Kaiser-Mantel. Ichwarzbraun. mit schwarzen glatte» Hornknöpfen. hellgrauem, wollenem F»Iter. Kragen mit schwarz, gestreuten, Futter, am S. d. M.; 22) ein Winterüberztetzer von dunklem, wolligem Stoff, mft schwarzem Futter »ad Keuchende »kel, am S. d. M. «rwaiae Liahraehmnugen üver de» verblieu der gestphleae» «ege, stände oder über den Ihäier stad ungesäumt bet vaserrr Enm,na!.»tt>»lirilnag »ur Anzeige »» briuaea. Leipzig, am 10. Februar 1890. Da« Polizei««» «er Statzt LetpziM Bretschaetder. K. Vkkannlmachulig, »etressenb veketza», elner «anschreisterftrlle Iosvlge Liitloffaag de» bisherig«, Inhaber« ist im hi^lqe, Laualtsattoa« - Parea« di« Stelle eiae« alsdolb z, deietze». AnioagSqehalt 750 jährlich. Meftmoge, mit Zeugnißchlbschrisle» siad bi« »am 1» d«. «t». oaher einzareiche». I«,a» de» 8. Februar 18S0. Der Gr» «e^üwch-«- K,t»ersUtt»«,»t Vckr«»1«achuug. Wir bring« hiermit zur tzffeatllch« Kennt»iß. daß wir die Wächter.Gtr«H« n folgender weis« umanmerirt Hab«: v« de» KH»is«pl«rtze an«: Anke Seit«: Alte Straßen- Rr Braadkat. Rr. Abth. S. 4,« 2 12/1» 9/11 Nene Straße». Rr. 1 S/b 7 «Fitzer. R. M. Rauhardi (Baastelle). Stablcomman (Polizetgebäude). Siaai«fi«cue(Köntal Justlz-Gebäude). Folgt Harkart-Stratze and Simsaa-Slratze. Fal^ » Wtlhrlm-Srtz Da« Relch (N-ichägericht), i-Srtzfferttz-S trabe. Staat,si-euä (Kuastgrwerbeschalr). s^olg^t 4trassi-Dtra-e^ Stadicommu» (Gewerbeschule), zwei Eingänge. Bauareal »er Stadtcomma». Leipzig, am 7. Februar 1890. Id. 5600. Mt. Straßen- Nr. BraadkaQ Neue Rechte Seite: 27 25 23 21 19 1? IS IS 11 S 7 d 8 1 Nr. Ndth. S. Straßea- Nr. Besitzer. 1b 2 verehel. «auschara. 1« 4 S. M «»bel uad Fra«. 17 6 L M «öbel. 18 8 F. «. Idama«. 19 10 W. F g'efiag. 20 12 Smtl Daßvors. 21 14 I M Heilmaaa. 22 1« «mil Daßdors. 28 18 Derselbe. 238 SO Derselbe. 288 22 Derselbe. 23d 24 «orichuß-Beret» », Krögtö. 24 2« Derselbe. 2L/26 28 -eine. Balg«'« Erben. Folg« Harkart-Stratze aad S>»s»»-Skratze. Uauareal der Stadlcommua. Der -k«t- -er Stadt Leipzi«. I)r. Georg«. Nüling. Holrüuclio». Moataa, de« L7. Februar I., sollen von vor mittag« 9 Uhr an aus dem diesjährige» Schlage im Rosenthale, dicht an der Frieden«eir-e ca. 18 Rmlr. Eichen--kutzse-ett« und S 80 B E'chen» B 36 B Buchen- ck 20 » Rüster» » 1 B Linden» - 5 - Cllcrn- Brennschette o unter den im Termine öffentlich aushängenden Bediagungen und gegen sofortige Daarzahlaag an Ort und Slrlle meistbietend verkauft werden. Zasawrmeokunft: auf obigem Schlage. Leipzig, am «. Februar 1890. De« Rath« Forst-Deputatioa. Erfunden wurden in der ersten Hülste de» Monat« December 1889 in einem hiestgea BeschäsiSlocale I«0 Mark. Der Eigenthümer kann den Beirag innerhalb der gesetzliche» Frist gegen gehörige Legftimaliou und Zahlung der entstandene, Kosten bei unterzrichaeter Amtsftelle in Empfang nehmen. Leipzig, den 7. Februar 1890. Das Poltzetamt tzer Statzt Letpzt«. II. 699. Bretsldneider. Michael. Vir Lage in Frankreich. Gegenwärtig hat sich in Pari» wieder einmal einer jener Vorfälle zugetragen, welche sür die französischen Zustände be zeichnend sind Der Hang zum Abenteuerlichen sitzt den Frau- zosen tief in Fleisch und Blut, und wer im Stande ist. diese Eigenthümlichteit für seinen Vortheil auSzunutzen, bat ge- wonneneS Spiel. Napoleon lll. batte e« wesentlich der Bor- lieb« seiner Landsleute sür da» Absonderliche. Theatralische und Abenteuerlich« zu verdankeu, daß sich lbm die öffentliche Ausmerksamk,it zuwandte, und Boulanger hat seine Erfolge auch nur diesem Zuge de» französischen Rationatcharakler» zu verdanken. Freilich ist die Bedingung de« Gelingen», daß e» dem Abenteurer, der zur Macht gelängen will, nicht an Muth fehlt, sonst ist e» um seinen Nus geschehen, denn beim Hervorkreten diese« Mangel« ist nicht« «m Stande, ibm da» öffentliche Interesse zuzuweuden. Die zweite Borou»setzu»g ist. daß sein Thun vom Glück begünstigt wird; verläßt ihn diese», dann ist e» gleichfalls um ihn geschehen, wie da» Bei spiel Napoleon'» III. lehrt. Prinz Ierome Napoleon konnte sich niemal» Rechnung mache», den französischen Tbron zu besteigen, weil er im Ruse eine» Feigling» steht und sich außerdem lächerlich gemacht hat. Da« Sprücbwort „Vom Erhobenen zum Lächerlichen ist nur eia Schritt" ist französischen Ursprung«, und nirgend« ist dieser Schritt so klein wie in Frankreich, weil dort auch da« Lächer liche noch den Schein der Erhabenheit bewahrt» wenn die Franzosen die vorhandene Kluft zwischen V<b«n und Wirk lichkeit durch ihr« Laune au»zuföllen entschlossen sind. E« bat wohl kaum eine komischere Figur gegeben, die einen großen Lheil der Franzosen so lange zufrieden gestellt hat al» Bou- langer. Man rechnet r« ihm zum Verdienst an. daß rr aus der Locomoliv« »ach Elermont-Ferraad fuhr, um sein Commando ,u übernehmen, man feiert ihn. weil er bei einer Truppen- Revue seinen Rappen leidlich zu reiten verstand, ja man zögerte sogar, ihn zu verurtheilen. al« er nach Brüssel entfloh, und hielt ihm die Möglichkeit offen, sich in vre öfsent ticken Meinung zu redabititiren. Erst at« er da» Eontumaciai- urlheil Uber sich ergehen ließ, ohne den Veriuck» einer persön lichen Rechtfertigung »der eine» G'watlstreiche» zur Ber- Hinderung de» Spruche» zu mache«, wandte ihm die öffent- liche Meinung den Rücken, aber sogar bann fanden sich noch Leute, weich« beim Auftreten Ioffrin'S, snne» glück icher n Nebeububler» bei der Wahl in Montmartre, in der Kammer einen großen Skandal herbeisührte und sich in Wählkiver- sammlnngen für ihn prügeln ließen. Rach solchen Erfahrungen kann man e« dem Sohn de» Grasen von Pari» nicht verargen, wenn er dem früher mit so offenbarem Glück betretenen Wege folgt uad sich gleichsall« bei seine» Landsleuten durch abenteuerliche« Ruslreten zu empfehlen sucht. Sein erste« Anstreten ist erfolgreich genug und erregt gute Erwartungen sür die Zukunft. Der neue Herzog voa lürlea»« hat e« vqstanden, dw Franzose» sür sich zu interessiren, di« öffentliche Meinung hat sür ihn Partei ergriffen und findet e« ganz hübsch und unterbaltend, daß der junge Mann seinen W>Uen, in die französische Armee einzulreten, in der geschehenen Weise kunv thul. Da» macht jedensall« mehr Effect, al« die Einreihung de» Prinzen Ludwig Napoleon in die russische Arniee, wenngleich aucb da» nicht ungern gesehen worden ist. Aber e» verrät- Muth, daß ein Prätendent von 2l Jahren, der reich und unabbängig c,t und al« Lebemann ein recht vergnügte« Dasein führen könnt«, «» verzieht, mit de« französische« Gesetzen in Streit zu gerathen, dessen AuSqang ihn vor die Wahrscheinlichkeit einer mehrjährigen Gesängnißstrasr stellt. Da- gefüllt den Franzose», und die Presse hat sich bereit» sür seine Begnadi- aung nach geschehener Berurtheilung ausgesprochen. Den Bonapartiüen ist die Sach« gar nicht recht, und deshalb hat e- auch der Abgeordnete Lamarzelle vorgezogen, die Aiigelegei,- beit in der Kammer nicht zur Sprache zu bringen, und der Führer der äußersten Linken, Elemencea», hat mit dem Sturz vc» Ministeriums gedroht, fall« da« Gesetz nicht rticksichlSlo» angewendet werde. Da» Ministerium kann diese Drohung ruhig über sich er gehen lassen, da» hat jetzt ganz andere »nd ernstere S.'rgen al» diejenigen, welche ihm der junge Herzog von Orleans bereitet. Die Ersatzwahlen für die als ungiltig erklärten Wahlen der Boniangiste» haben die Thatsache ausgedeckt, daß der Minister Consta»» doch nicht ganz in dem Maße Herr der Lage ist, al» e» bi-her den Anschein Halle, und barau» baden sich Meinungsverschiedenheiten im Schmiße de» Ministerium« ergeben, die früher oder später zum Au-tritl de« Minister» Constan», de» Hauptlräger» der Regierung, au» dem Ministerium führen müssen. Diesen Zeitpunkt möchte Ctemenceau beschleunigen und den Rücktritt de« Miiiister« Constan» mit seiner Person in Lerbindung bringen, oaher die Drohung sür den Fall der Begnadigung ve« Herzog» von Orleans. Da- Erscheinen de« jungen Prätendenten in Pari« ist vielleicht um so sensationeller» al« e« gar nicht in die gegen wärtige Lage dineinpaßt. Frankreich hat heute ganz andere Sorgen at» biejeuigen, welche ihm da« Präteuvententbum verursacht» da» Land versotgt die Berathungen ber Zoll- commission der Abgeordnetenkammer mit gespannter Auf- merksamkeit, weck die Entscheidung, welche dort gefällt wird, da» Schicksal Frankreich» und zum Theck auch Europa« auf wirlhschafliichem Gebiete bestimme» wird. An der Wichtigkeit Vieser Entscheidung zweifelt Niemand in Frankreich so wenig wie anderSwo, aber die Schwierigkeit, da» Nichlige zu treffe,,, ist groß. Die öffentliche Meinung in Frankreich neigt dahin, die Erneuerung der im Jahre 1892 ablansenven Handelsver träge von der Hand zu weise» uno die Einfuhr fremder Pro dukte nach Frankreich durch hohe Schutzzölle zu erschweren oder zu verhindern, aber e» fehlt auch nicht an gewichtige» Stimmen, welche vor einer allzu schrankenlosen Schutzzollpolitik warnen. Der Vorsitzende der Zollcommission M4l,ne sagte am 30. Januar: „Wir nehmen sür unsere Producenten weder Privilegien, noch schutzzöllnerische Maßregeln in An- sprach, wir haben keinen anderen Ehrgeiz, al» daß un» ge- stattet sei. mit denselben Waffen zu kämpfen wie unsere aus wärtigen Coacurrenten." Fünf Tage später erschienen die beiden Erlasse Kaiser Wilhelm'», von welchem der an den Reichskanzler gerichtete die Berufung einer mlernationalen Ccnjerenz bezweckt, uni sich über Maßregeln zur Befriedigung ber Wünsche der Arbeiter zu verständigen. Wenn auch dir Frag-, ob Frankreich an cer Eonserenz tbeilnedmen werde, vorläufig noch in der Schw-be ist, so ist doch au» der großei» Beachtung, welche die Erlasse Kaiser Wilhelm'» in Frankreich gesunde» haben, zu entnehmen, baß man sich der großen Tragweite der in Aussicht genommenen Eonserenz dort woht bewußt ist. Möline ist offenbar bestrebt, die radikale Richtung oer Schutzzvllner zu mäßigen uad eine Verständigung offen zn halten, ivelche die Annahme de» Coi'serenrvorlcdl.ige» er» ii'üglicht. Beim Festmahl der nationale» Gesellschaft zur Förderung de« Ackerbau»« bezeichaele er den Kamps, der j«tzl aus der Tribüne ve» Parlament» auögesochten werden würbe, al» den folgenschwersten ve» Iahrbundert». Er wollte damit offenbar den radikalen Bestrebungen der Schutzzvllner eine Schranke setzen, welche in dem Vorsitzenden der Gesellschaft Marqui« Dampier« und in dem Ackerbanminister Favc ihre Hauptvrrtreter haßen. » 84. Jahrgang. Leipzig, U. Krbr»«r. * Die „Norddeutsche Allgemeine ßmnut aus di« Rrformbedürftigkeit unserer Preßäesetz» gebung zu sprechen. Da» ossiciüs« Blatt schreibt an leitender Stelle zur Sach«: Mehrfach ist aus die Ressrmbedarstitzkett ««sorerPreß- aeletzgrba»« btagewlrsea; es ist auch der betumtr ß. U tzr« Nrichspreß, esetze» berührt worden, welcher de» ouaatmoiiVche» Redakteur etaer periodische» Druckschritt verpflichtet, eiae B« rich tig« ag der i» letzterer mitgetkeiltea Ddatsache» a»s Berlamtze» einer betheillglea öffentlichen Bedörde oder Privatprrsoa auIztNietzme,. sofern dir Berichtigung keine» stratbareu Inhott hat »ad sich ans ibatsächliche «»gäbe» beschränkt. Wie dieser Berichtiaaug-pamgrah oft in gerade»» mutbwllliger Weise gegen die Zeit»»«»» »»«- qenutzt wird, ist Jedem, der mit unserem Preßwesen näher vertraut ist, bekannt, und auch die Leier dürsten im Allgemeine» den namentlich in bewegtere» Zeiten sich hiuseudcn Berichtig»»-«» n»r rin -ertn-e« guirrrff« entgegen bringe». Sowohl die Fassung de« Gesetze» al« auch dl« derschirdene >»«- lrgang desselben durch die Gerichte hat eiae» Zustand geschaffen, welcher anch van »oberer Seite al» ela mangelhafter »»erkannt wird. Boa InterW in dieser Hinsicht ist ei» Anikel de« „Hannoversche, Eonrlrr«": „Die Pflicht der Presse znr Berichtig»,, v„ Lhatsache»", welcher dem genannten Blatte, wie e« bemerkt, au» hervorragende» jarifiiiche, Kreise, zagegongen ist. Ja jenem Artikel wird zunächst daraus ansmerksam -onvcht, daß die Berichtigung durchaus nicht richtige Thalsachcn enthalten »«ff«; daß vielmehr dle Zeittiog da« Eingesandt« auch daan ansaehtnrn müsse, wenn die darin behaupteten rbatsachea unrichtig seien. Lte« ergebe sich anzweiselhost au» den ReichsiagSverhaudlungen über da» Preßqesetz. Daran« solge, das, die Berichtigung sogar aasjunebmen sei, wenn die Zeitung von ihrer Unwahrheit überzeugt sei, ja selbst dann, wenn der Brlheiligie wider bessere« Wissen die Ansnahm« un richtiger Behauptungen verlange. Bekanntlich steht ann den Zei tungen da« Recht zu, den Berichtigungen ihre eigenen Bemerkungen anziisügen; d'ese Bemerkungen uaierliegea naiürlich wieder rveatnell dein BciichliguiigSjwange. und so kann diese« Spiel in» Unendliche soriaesetzt werden. Der „Hannoversche Courier" tritt nun nicht für dle Aushebung de- BerichiiqungSjwangeS ein. sondern dasür. daß nach Mittrln »nb Wegen gesucht werde, die Wahrheit «der Unwahrheit der Be richtigung zu erweisen. Bi» jetzt ist die Möglichkeit solchen Wahr heitsbeweise« nur dann gegeben, wenn die behaupteten Thatlachea geeignet sind, Jemanden verächtlich zu machen oder in der öffent lichen Meinung berabjuwürdigen. Dann liegt in der Behauptung eine nach tz 186 de» Strafgesetzbuch» stratdarc Beleidigung, e» sei denn, daß der Beweis der Wadrbeit erbracht wird. Dann wird in »em Elrasversahren die Wahrheit der beiderseitigen Behauptungen ermittelt. Der Vorschlag de« „Hannoverschen Lourier»" geht nun aus Zulassung eine« gerichtlichen Beriahren« und gerichtlicher Ent scheidung über den Wahrhetisbewei«. wobei wegen der unvermeid lichen längeren Dauer best,Iden der jetzt bestrhend- Zwang zur (daun eventuell rtiisttue,Ilgen) Ausnahme bestehen bleiben müsse. 8» diese Ausaohme schließt sich in nalurgrinüßer Ordnung jene» Ber- tahreu au. Erkenne die Zetiuag die Berichtigung ausdrücklich oder durch Stillschweigen al« wahr an, so sei damit die Sache sür den Bethei- ligien erledigt. Würden aber Zusatz- gemacht, welche die Wahrheit der Berichtigung bezwrtseln, so hätte der Beiheiligte daö Recht, statt der ihm >etzt zustedeuden wiederholten Berichtigung, gegen den verantwortlichen Redacteuc e>» gerichtlichem B rsahren e>»zuleiten, in w lchein beide Thrill die Bewei'e süc ihre Belinuptungen betzn- brinqen haben würdea. Da« gleiche Recht wäre »ach Autnahme der Berichtigung dein Redakteur zu gewähren, wen» er d e Wahrheit de» Inhalt« derselben bestreiten wollte. Da« Bersaliren mußte kich in den Formen de« Sirasproccss.« bewegen; der Antragsteller erschiene dabei al» Prwatkläger. Oline daß man dle An-sübrbarkeit und praktische Brauchbarkeit de« Vorschlages einer Pcüiung ;u unlerziedc» Hütte, ist schon ans dem Erscheinen desselben und seiner Begründung ei» ucuer Aahalk easür gewonnen, daß nicht allein die Presse, sondern auch weitere Kreise sich der lleberzeugung von der Resormbedürstigkeit mancher preßgesetzlicher Bestimmungen nicht mehr zu cutziehea vermögen. * An» Altendurg, 8. Februar, wird un» geschrieben: In der heutigen Sitzung de» Landtage« wurden zuerst vom Laildschatwsyndicu« au« der Registrande die Eingänge Mitgetdetft. Die Gemeinde Ponitz, welche im vorigen Jahre durch Hochwasser der Pleiße einen Schaden von etwa 80000 ^l erlitten hat, ist um Gewährung eine» StaalSzuichusse« zu den Kosten eiaer Pleiße,- drücke eingekomme, und dürste dieselbe auch erhalten, da dle Etaat«- crgierung vom Landtage ermächtigt wurde, nach üattaefundenea eingehenden Erörterungen »ad Erwägunge» eine Unterstützung bi» zu 10000 zu gewähren. TeSgleich,» wurde der Gemeinde Neu poderschau zu ihrer aeuerbaulcil Wasserleitung ein StoatSzuschuß von 1000 verwilligt. Insolgc eine« Anträge« von Selten de» Abgeordneten Horcher wurde die gesetzliche Be"iar«»»g, wonach gewisse Tänze erst um b Uhr Nachmittag» be» nen sollen, ein- ttimmlg aus ledoben. Dagegen fand auch ein Antrag de» Abg. Kahnt. welcher die Einschränkung der mit Tanz verbundenen Lerrin«verg»ügea bezweckt, nach einer au»grdei.nlcn gegenseitigen Aussprache mit be- deutender Slimmenmebrheik die Zustimmung de« Landtage«. Die vvigelegte Novelle zu dkl» Regulativ über die Staat«l»e»er-Witttven- und Waiseniocietät vom 12. Juni t872 wurde in namentlicher Ab stimmung einmüihig ongrnominen. Durch Annahme dieser Novelle bedarf c« kunsiig keiner jedesmaligen landesherrlichen Entschließung sür die Ausnahme eine« wicerruslich ang,stellten StaalsdienerS »i die Willw nsocieiäi mehr. una alle ivioerruflich ongestellte» Beamten werde» gerade so wie die uuwiderruslich äuge- stellten innerhalb der Grenze vo» 6000 mit ihrem vollen Gehalte ausgenommen. Zugleich wurde beschlossen, dir Staals- regierung zu ersuchen, auch die Gleichstellung der Geistlichen »ad Lrhrer hinsichtlich ihrer Ausnahme in die Wittwensocieiät batdthua» lichst i»S Auge »u fassen. Ja gleicher Weise wurde auch rin« zweite Novell« zum Gesetz über die Llass-n- und claisificirt« Einkommen steuer vom 17. März l868 angenommen, wodurch in Ortschaften, weiche über 30 000 Einwohner zahlen, mehr als ein« Steuerab- tchätzung-commiision gewäh t werden kann. Schließlich erkannte die Lanbichasr die vorqrlegte Finanzhauptiechnung aus die Fiuanzperiod« 18-14/86, deren beiriedigende Ergebnisse sür eine sparsame uad ge- wisstuhaile Slaot<verwaltui,g allenthalben Zeugniß ablege»» al« richiig an und genehmigte die Justificaiia, derselben uoter au«drück- ltcher Auihckßiing der vorgelommenki, Abwetchnuge» vom E ai. Die Veichoudluiigen wurden geleitet vom B cepräsiüenien Oßwaib; die vtaai«regieeung war durch drn Staaitminister v. Leipziger, Geh. Ruh Loniieaknlb, Geh. Regierung««»!» Göpel uad Regirruagsrat» Scheuck vertrete». v » » * Der jetzt sehr viel genannte russische General Kurovalkin hat iin vorigen Jahre in dem „Militairischen Sammler" eine» Aussatz über die Blockade von Ptewna der- offeiilticht, in welchem da« verhalle» br« General« Tot» leben sehr bitter kritisirl wird. E» wirb demsetben vor- geworfen, er Hab« die Zahl der russischen Kräfte unter- «nd die der Türkei überschätzt, und Kälte, wenn er. statt zu stürmen, sich wirklich ans eine Blockade beschranken wollte, sich mit einer sehr viel kleineren Armee begnügen uad den übrigen Theil derselben sür Offensiv-Operatione» gegen den Balkan zu verwenden lassen müsse». Der Kritiker eiaer russischen Zeitung, wetcher den Aussatz de« General» Kuropatkin au»« «letzt, schließt mit d« Worten; „Der Held vo« Sebastop«^.
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