von Mensch zu Mensch meinte, den starren Hochmut, die kalte Fremdheit. Dies dünkt mir Menschenwerk zu sein! Anna Petzold hatte sich jenem Gebote des Herrn in Stolz unter worfen. Als sie jedoch gewahr wurde, daß echte Liebe bereit war, diese Schranken zu überwinden, zögerte sie nicht, aufrecht neben dem Geliebten zu stehen. Es mag die Rede erregt zwischen ihnen hin und her gegangen sein, sie mögen gerade hierin einander in ihren eigenen Werten und Maßen erkannt haben. Ich weiß es nicht, was zwischen ihnen geschah, was der sinkende Tag in ihnen löste, wie die nahe Trennung sie erbeben ließ. Was auch immer geschah: es scheint mir der Ausdruck einer wahrhaften Herzensneigung zweier junger Menschen zu sein, die sich von einer feindlich kalten Welt umstellt sahen. Ich bin die letzte, den Leidenschaften das Wort zu reden, die Leicht fertigkeit zu beschönigen. Allein ich stehe nicht an, mit allem, >vas ich bin und habe, für die Liebe einzutreten! Liebe war es bei dem jungen Sixtus, der in höfischem Zwang erzogen, in dem schlichten weiblichen Anstand der Försterstochter, in ihrer ungeputzten Schönheit zum ersten Male die Frau als das er lebte, was sie nach Gottes Gebot sein soll. Mag diese Liebe immerhin die Grenzen verlassen haben, die die Sitte der Welt zieht, mag der Ansturm der Empfindungen über beiden zu- sammengeschlagen sein ... wer will sich zum Richter auf werfen? Mir will es vielmehr scheinen, als ob hier echte und heiße Jugend aus eigener Machtvollkommenheit zwei Welten miteinander vereinen wollte, die Gebote voneinander trennt, deren göttlicher Ursprung mir sehr dahinsteht. Ich zweifle nicht daran, und die Ereignisse der Folgezeit geben meiner Ver mutung recht, daß Sixtus von Lothringen alles getan hat, um die Geliebte zu kämpfen. An diesem Julitage aber sank die Nacht über die zierlichen Simse, Söller und Treppen des Fasanenschlößchens..."