02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.05.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920510020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892051002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892051002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-05
- Tag1892-05-10
- Monat1892-05
- Jahr1892
-
-
-
3284
-
3285
-
3286
-
3287
-
3288
-
3289
-
3290
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1022« W.- 102« »4L0 102- 102- »1- V72V 1 — ,1. IE — t» i«i- I >i«rt 23«v I toü >l>rik 103- I 7S I »1 I .drlk 127.- I »drill 101^0 I N.?. LM 10S.7« I Ilc»» 3S.— I t>«a« 3S H0 s SK.LO s 112.2L k K.-/ rt» 1lH« Nl> S.-4. »um. «X>.— >itt»o ISO.- . l-tm.» isi^rr . >U«I> öatl-i 10SK0 , ISO.— I -1»U> i Öo.i 33,— ! »»>-«> ISO.- q ro»rt L3.S0 / IK2 L 100^- m.-/. 148,— ItuM l».— „ul? KS,- 1» 4L.— c.-/. SOS- 12K.2S !«».> ISO.- i»0U> SV,so i»tö» 17S.K0 ?»br. 188.— .2» SS.— «>»» 1»^— j dri«) 30,— 38,»0 j 4l,7» j 44.K0 2VV I 1»»,i vo— I »>t« — I L»ll/ 124.— N»»» I»1u» ttoll 32— I <>»?. SO.— 00,25 I -iuu. V.-?. — — I» ts so^o 170,4k ISS,so 214,30 213,»0 214,70 02,80 13SM 101,SV 110,SO 131,80 2?^. 11S>» 111.40 208-i. 1S0.2S «7>U 140 — >!,«>>. Im 1S0,80 13S.20 140,— I3SK0 1102» 1S120 11020 Mt« not. 111.— 100,70 100,40 b«,S2r, 920-!, I14.L0 210,8' 172.- > 1,50 o.so I SSI.— 4S0.S0 210,2S 11»,7» S.S1 SS.V0 SS8 ul«tde 12»« «1-2 84 108. 72-2 38 SS 2V8. 52 > n« 2» 27 4 > IV7 IS 53 tt 221 4 4,« litt «» «4 «« «4 ulk r»lLa1«r»» I»» 4- S.V4. - ,«r>2. v»mpt»r »cd X»ve 7or2, Ip»«ie«»e >o Lt»v»I«/- voo rö»m. „3IIvt»" r°r»1. .V«-- , Ser tt»v»vt,; von l,o»aou, a-Xkki»»: »m 211/ ok lio1t«r- o»cd Sri»,',/ I-0ll«v», »- ll»ck «»», „Or»au»- «2 5r»»2> AbonnementSpreiS tu der Hmivtexpeditivn oder den im Stadl. , bezirk und den Vororten errichteten Au«, uaoesiellen adgehvlt: vierteljährlich ^4.86, l'ki zweimaliger täglicher -Zustellung ins Hau» .»! 5.50. Durch die Bost bezogen für Deutschland und Qei'err-ich: vieneljäbrllch 2« « —. Direkte tägliche KleuzdanLirndung in» Ausland: monatlich 2t 9.—. D>» sa>orgen-VI»«gabe erichetnt täglich »7 Ubr, dir Abenv-AuSgade Ätochenlog» 5 Uhr. Urdartion v»L Lrvrdition: -ohanne»«asse 8. Die Expedition ist Wochentag« «nunterbroche» geSsfnet von srüh 8 bi» Abend« 7 Utr. Filiale--. c«t» KltMin'S Ssrti«. (Alsretz votzn». UnivrrsstätSstrab» 1. Lnui» Lösch«. Aatbarinenstr. II, Part. und KSaigSplatz 7. Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. JnfertionSpreiS Die 6 gespaltene Petltzcile 20 Pfg. Reklamen unter d«m RedacttonSstrtch (aaa- chaltenj öS^. oor den Familieanachrichi»» (dgeivaiten) «0-^- Gröber« Schritten laut «»lew» Preis. Verzeichnis,. Tabellariicher und Ziffernsatz »ach höherem Tans. Extra-Beilagen (gekalzt», nnr mit der Morgen-Aueaube. od»e PostbefSrdernng 2t 60.—, mit Postbejorderuug 2t 7V.—. Ännahmrschluß fir Inserate: Abend-LuSgub«: Bormittag» 10 Uhr. Marge »-Au-gabe: Nachmittag- 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 8 Uhr. Bei den Filiale» und Annahmestellen je «in« halb« Stunde srüher. Iiijrrate stad stet« an die Ertzetzttt«» «u richten. Dr»<t und Verlag von E. Polz in Leipzig ^-238 » Dienstag den 10. Mai 1892. 86. Jahrgang unfaßbaren Gerüchten und phantastischen Projecten aufräuml Freilich läßt auch diese Klärung noch eine ungelöste Frage zurück, welche die freiconservativc „Post" am Schlüsse der folgenden kurzen Besprechung aufwirft: „Zwei Momente erfreulicher Art sind au» den Er- klärungen der StaatSregierung über den Antrag Richter, be treffend die Schloßlotlerie, hervorzuheben. Zunächst und vor Allem der von Herrn von Vvettichcr »nigetheüte Aller- höchste Erlaß, durch welchen den verschiedenen Projecten zur Umgestaltung der westliche» Umgebungen dcS königlichen Schlosses, insbesondere dem Ziller'schcn Prostete, gründlich ein Ende gemacht wird. Daß dieser Erlaß allgemein bekannt wird, ist eine erwünschle Frucht der im Uebrigen so unerquickliche» Per- dandlung. Die zweite Frucht derselbe» ist die bündige Erklärung de» Ministers des Inner», daß der Plan, mittelst einer Lolleric die Mittel zur Verschönerung und Verbesserung der Uingeiuugen des Schlosses auszudriiigen, auf die staatliche Genehmigung aus keinen Fall zu rechnen habe. Hierdurch wird für die Zu- tunst hossenilich allen Pläne» solcher Arl ei» Riegel vorgeschoben werden. Damit wird aber d.c an anderer Steve bezüglich der Ver- gange ii heit ausgnvorfcne Frage nicht erledigt. Tie Rede dcS Abg. Richter beweist, wie unerwünscht es nach alle» Richtungen ist, daß die Sache nicht von vornherein im Keime er- stickt wurde." Zu der, wie bekannt, unlängst von fast sämmtlichcn Mitgliedern beider sächsischen Kammern erlassenen Erklärung im Sinne eines festen ZusammenhaltcnS aller staatSerhalteiitcn Parteien bemerkt die „Korre spondenz des nalionaiiiberaleu Vereins für das Königreich Sachsen" Folgendes: „Uumitieibar vor Schluß des Landtages erließen — dem Vc» nehmen nach aus Anregung von Allerhöchster Stelle — 103 Abge- ordncle der StändeveZaininlung, Eonservanve, Naiivnalliberale und Mitglieder der iächsiichc» Fortschrittspartei, die bereits srüher er- wähnte Erklärung betreffs der Nothwendigkeit der Fortdauer dcS CartelS. Unsere Partei hat, wie schon wiederholt nachgewiesen worden ist, ihrerseits diese Nothwendigkeit immer betont, hat ttnit größtem Eifer und größter Selbsteittsagungs am Eartel scstgchalteu »nd nichts gethan, was die Aufhebung des CartctS seitens der Conservativen begründet hätte; sie kann daher in dieser Erklärung der 103 nur mit Gcnugthuung die Absicht der Conservativen er- kennen, das von ihnen vorschnell gekündigte Cartri so weit möglich wieder herzustellen." Die „National-Zeitung" ist, wie es scheint, mit der Er klärung der 103 Abgeordneten und der vorstehenden Aus lassung der „Correspondenz de» uationattibrraicn Vereins für daS Königreich Sachsen" nicht recht einverstanden, denn sie sagt, daß, wenn es im Königreich Sachsen nach Lage der dortigen Parteiverhältnifs« auch in erster Reihe daraus an komme, e>» Zusammengehen der Ordnungsparteicn gegen die Socialdcmokratie herbeizufüdren, im Uebrigen die gelammte politische Situation sowohl gegen den Zcitpunct der Wahlen von l887, als gegen den der Wahlen von 1830 sich so vollständig verändert habe, daß da» „Eartel" in seiner damaligen Be deutung eine überwundene Phase der Entwickelung sei. Mit dieser Annahme befindet sich die „National-Zeitung", was Sachsen andclangl, im Irrthum. In Preflßcn mag da-, insbesondere nach den Kämpfen uni da« VolkSschulgcsctz der Fall sein, in Sachsen aber gewiß nicht. Die „Nat.-Ztg." hat insofern Recht, als sie zugestehl, daß es sich bei uns in erster Linie um die Bekämpfung der Socialtemokratie hantelt. Gegenüber dieser Gefahr müssen alle Parleirücksichte» schweigen Wenn die Socialtemokraten in Sachsen nicht noch größere Erfolge erreichen sollen, dann dürfen die OrdnungSparicien bei den Wahlen sich ui» keinen Preis den Lupus einer Spat tung gestatten und deshalb ist die Forterhallung des Earkclö in Sachsen unbedingt nöthig. Tie Siege der Republikaner bei den französischen GemcinderathSwahlen sind durch das Ergebnis tcr Stichwahlen vom letzten Sonntag noch vervollständigt worden. Eigentlich niüßtc sonach der Jubel in den gouvcrnementalen und radicalen Kreisen groß sein, indessen scheint mehr eine melancholisch-elegische Stimmung vorzuherrichen, Beweis genug, daß irgend etwa» nicht ganz in Ordnung ist. Worin der Kummer tcr Pariser tonangebende» Macher besteht, wird alsbald ersichtlich, wenn man sich von der Tendenz des allgemeine» Wahlrechts überzeugt, ii»mcri»cbr ins Extreme zu gcralbc» Der SocialiSmuS, soll heißen die Partei der socialen Revolution, bat bei den Lticklvable» am letzten Sonntag in Marseille, Toulouse, Roubaix unk zahlreichen anderen Städten cclatant gesiegt, ein Erfolg, der sic über die Niederlage von FourmicS leicht tröste» wird. Noch ist die Partei der sociale» Revolution in Frankreich ja allerdings nur eine ziemlich wenig in» Gewicht sallcnde Minorität. Allein was ibr an Zahl abgedt, ersetzt sie an Rührigkeit, Opferinutb, Willenskraft ihrer Anhänger u», das Vielfache, und zudem lehrt gerade die politische Geschichte Frankreichs, daß die entschiedene» Wendungen stets durch eine initiativ- begabte scrupellosc Minorität berbcigekiibrt und von der großen Mehrheit der Nation mit slnuipfsinnigcr Ergebung biuge- nonlmcn worden sind. Eö liegt somit in der Thal für die herrschenden Elasseu kein Anlas; znm SiegcSjubcl vor, trotz dcö überwältigenden Sieges der „Republikaner" bei de» Gemcintcrathswahlc» im ganze» Lande. Die crklärlen Gegner der Republik: Monarchisten, Imperialisten und Ullrainontane, sind von der Biltsläcbe verschwunden, aber nur, um unter dein Deckmantel tcr Bekehrung zur Republik ihrem alle» Gewerbe in Gcuiciuschasl mit de» Social- revolulionaircn desto ungestörter »achgchc» zu können und mit dem Nachtdcilc für die Männer der herrschenden Staats- sorm, daß ihnen die Beaufsichtigung ihrer niaskirleii Feinde jetzt ungleich schwerer fällt. ES zeugt auch nicht eben von sonderlichem Berlraucn der herrschenden Kreise in ihre eigene Kraft, daß sic sich und der Welt den wahren Tbatbestank Lurch Spielerei mit der Bezeichnung „republikanisch" zu verschleiern suche». Die seitherige Re publik sieht ihre Popularität reißend schnell dahin schwinden. Äc har dem Bolle eine siegreiche Revanche und die Rück gewinnung des Platze» an der Spitze der Eivilisativn ver heißen. Um der Erreichung dieser Ziele willen bat das französische Bolk Kraslanstrcngungen aus sich geiiommc», die seinem leichten Sinn, seinem Hang zu sorglosem, behaglichem Lebensgenuß von Grund aus zuwider sind. Solche Opfer bringt der Franzose wohl vorübergehend und in der sicheren Erwartung des baldigen belohnenden Erfolges — als Lasten aus unbestimmte Zukunst mit unsicherem Erfolge aber läßt er sie sich bauernd nicht gefallen, sondern sicht sich unter der Hand nach einem bessere» Loose ui» Wäre nicht der absolute, hoffnungslose Bankerott der Monarchie an Ebaraklercn, Programm und BertraucnSwürdigkeit — wer weiß, ob die Republik c» auf ihr jetzige», nach französischen Begriffen schon recht ehrwürdiges Alter gebracht hätte. So wie die Berbältniffe liegen, hat die sociale Revolution den Borzug der Neuigkeit und der scheinbare» Einfachheit, zumal sie sich glaubwürdig auf die Bundcsgcnosscnschast der deutsche» Socialtemokratie berufen »nt sich den Anschein geben kann, als hinge c» nur von ihrem Siege in Frankreich und von den, ihrer „Genossen" i» Deutschland ad, Elsaß Loth ringen wieder an die möro patiiv anzuschließen. In diesem Kokettiren tcr französischen Soeialrevolntionäre mit den deutschen Socialtemokraten liegt ei» weitere» bedenkliches Moment, das nämlich, daß da» zetzige Regime, »m sich eventuell nicht von de» links extremen Elementen den Rang ablausen zu lassen, den Gang der Ereignisse zn sorcirc» sich versucht fühlen und dadurch die friedliebenden Mächte Europas vor eine Prüfung stellen könnte, schwieriger und ernster als irgend eine der bereits überstandcuen. Die Ministerkrisis in Italien ist noch in der Schwebe und die verschiedenen vorliegenden Nachrichten ergeben noch kein festes Bild, wohin sich schließlich das Zünglein der Waage in Betreff der Zusammensetzung des neuen Ministeriums neigen wird. Wenn gestern die Präsidentschaft des Herrn Erispi stark in den Vordergrund trat, so scheint es heute, als ob derselbe noch nickt ans seiner Zurückhaltung herauö- trcten und nnr die Bildung eine» EabinetS unter Führung eines Freunde- Giolitti unterstützen wolle. Jedenfalls traut EriSpi dem Landfrieden noch nickt recht und befürchtet, daß auch dem nächsten Ministerium keine lange Tauer be- chicdcn sein werde Bor der Hand muß also abgewarkct werden, welche Entschließungen der König von Italien aus Grund seiner vielfachen Besprechungen mit hervorragenden Abgeordneten fassen wird. Es liege» folgende neuere Mel dungen vor: Rom, 3. Mai. Der König conferirte heute Vormittag mit Zanardelli und heute Nachmittag mit dem Präsidenten de« Senat« Fa rinl. Rom, 3. Mai Es verlautet, daß der König Biolitti mit der Neubildung des Cabineis beauftragt habe. Rom, 3. Mai. Ianardellt, der beule von dem Könige empfangen wird, erklärte >» einer Privnlbcsprcchiiiig, daß er Iiliieewegs geneigt jei, i» ei» Eabinet zu treten; er würbe aber die T beiliinbme dcr Freunde der Regierung begünstige». Im Uebrigen zeigte er sich jel>r besorgt über die vermehrten Schwierigkeiten der Finanzlage, die Unzufriedenheit >„> Inner» und die DiSerelirnng »ach außen. In de» letzten Tage» war eine Comblnalion tüiolitti-ZanarbeUi mehrfach kiiipiablen worden. Sie soll auch in der Uiilerhaltting des Königs mit Eiwpi vcittilirt worden sein. Die Demission Taverna'S noch vor Antritt des Postens ist nlchl lehr überraschend. Taverna Hai sich von Anfang an lebhaft gegen die Uebernuhme des Postens gesträubt; schließlich bal er den dringende» Bitten Rudinr'S unter der Bedingung nachgegebeii, daß er die Stellung verlassen dürfe, wen» ei» geeigacler Nachiolgcr gesunden sei. Unter diesen Umstände» war ici» Rilckiritt nach dem Sturze Rudini'S vvrauSziisedeii. Rom, 3 Mai. Ein persönlicher Freund Givlitti's theill mir mit, daß dieser sicherlich noch heute de» Auftrag zur Cabin ets- bil dnng erbätt »nd alsdann nochmal» Rudini bitten wird, das Portefeuille des Aeußer» zu beballen: desgleichen beabsichtigt er, Pcttouz und Samt.Bo» den Krieg und die Marine zu über» tragen, (ilivlilti plan, also keine Reduction des Heeresetats. Zanardetli erklärte heute dem Könige, er werde ei» Eabinet Älolitti »nterstützen. <F. Z > Rom, 10. Mai. Ter König hatte gestern Abend 7 Uhr eine Be- sprechniig mit dem Präsidenten Bio»wert. Wahrscheinlich wird (üiolitti mit der Bildung des CablnetS beauftragt, Wahlschein, iich behält Rudini das Portefeuille de» Acnßern, Pclloux und Saini-Bo» den Krieg und die Marine. Ter Telegraph bat mit lakonischer Kürze über Arbeit er- »»ruhen in der polnischen Fabrikstatt Lodz berichtet. Nach den gestrigen Meldungen war die Rübe noch nickt wiederhergestcllt und die Gouverneure von Warschau und Pelrikau hatten sich mit zahlreichen Truppen »ack dort be geben. Nach eine,» beute vorliegende» Petersburger Tele gramm ist der Ausstaud der Arbeiter in Folge Einschrei lens der Truppen bcigelcgt und die Rübe vollständig wiederbergestellt worden. Wie die Untersuchung ergeben bat, ist tcr Ausstant weder durch ausländische noch turck ein heimische Agitatoren, sondern imr durch das polnische Prole tariat hervorgcrusen worden. Wenn schon au» den telegra phische» Nachrichten, welche die russische Eeniur passircn mußten, hcrvorgcbt, daß die Unruhen ernsur »nd blutiger Natur gewesen sind, so gewinne» sie durcv einen Bericht dcö Breslauer „Generalanzeiger" vom 0. d eine» geradezu sensa tionellen Eharaktcr. Der Bericht dieses Blatte», den wir allerdings nur unter Reserve wicrergebcn, lautet: Gestern Abend ui» 3 Ubr kam ick nach Lodz, wunderte mich am Bahndose über de» Lärm, fuhr mit dem Hvietwage» ins Hotel »nd crjubr, was ich schon i» Kolnschko Hörle, daß jetzt dem vor drei Tagen auSgedrocheiien Streik der Textilarbeiter alle übrigen Fabrik- und Gewerke-Arbeiter u. s. w. beiaetreien sind. Gestern, vorgestern und namentlich beule wurden viele Häuser in Brand gesteckt >i»d nur der große» Auiopscrung der srei- willigcn wie städtischen Feuerwehr ist es z» danken, daß Lodz kein Flammenmeer ist! Das hier liegende Miliiair und die Polizei, Gendarmen und Feuerwehr waren machtlos den über 100 000 anströnirnde» Arbeitern und Bauer» gegenüber, und gestern wie heule war sozusagen die Stadt i» Hände» des Pöbels. Fabri- kanten, Buchbalter von Fabriken und Juden wurden iiiedergebaucn und gestochen, an 10 Tobte und einige hundert Per- Politische Togesschau. * Leipzig, 10. Mai. Ter gestrige Tag hat endlich nach zwei Richtungen hin eine erwünschte Klärung in das Dunkel von Gcrüchlcn ge bracht. die in ganz Deutschland Mißstimmung und Brsorguiß erweckten. Tie eine Klärung bringt der „ReichSanzeiger" durch eine schon telegraphisch signalisirtc Erklärung über die in der vielbesprochenen Ahlwardt'schen Broschüre „Neue Einhüllungen, Iudenflintcn" erhobenen Beschul digungen Diese Erklärung lautet wörtlich: ,Lu Len in der Ahlwardt'schen Broschüre „Neue Ent hüllungen, Judcnfliiiten" enthaltenen Angaben, welche ge- eignet sind, ganz falsche Vorstellungen über die Beschaffenheit eines großen TheilS unserer Insantcriebcwassnung zu er- zeugen, und zu den über diese Broschüre in mehreren Zeitungen jlatigehabten Besprechungen wird Nachstehendes veröffentlicht: 1) Die CommaiidilgejeUschast aus Actic» (Ludwig Löwe, Berlin) war conlractlich verpflichtet, das Material zu dem Haupttheil de« Gewehres — dem Lauf — von der königlichen Gewehr- sabrik Spandau in Form von Lausstübe» zu beziehen. Die der Firma gelieferten Laussläbe sind identisch mit de» seitens der drei königlichen Gewehrsabriken verarbeitete». Ta von der Beschaffenheit des Lausmatcrials wesentlich die KriegSbrauchbarkeit der Waffe abhängt. so liegt in Lein vorerwähnten Umstande eine Sicherheit für die LeistungStüchligkeil der Löwc'schen Gewehre; auch haben sich bis jetzt nach etwa 1', lährigem truppenmäßigcn Gebrauch dieser Waffen besondere Mängel nicht bemerkbar gemacht Während der ganzen Dauer der Fabrikation dieser Gcwebre haben ferner Contrvldcschüss« seitens der Gewehr.PrllsungS.Commission stattgcsundea und haben sich bei diesen Beschüssen keinerlei Anstände ergeben. 2) Die Firma Löwe war durch Coittrack verpflichtet, bi« Ultimo Januar 1892 die letzten Waffen der ihr übertragenen Lieferung von 42Ü 000 OKwchren abzugebe», nicht, wie in der Broschüre gejagt ist, am 1. Januar 1892. N^itte Januar d. I. sind die letzten Gewehre der genannten Fabrik abgcnoinmen worden. 8) Der Firma Löwe ist nicht ei» GcwehrpreiS von 58 2l gezahlt worden, wie die Broschüre behauptet, sondern ein erheb- lich niedrigerer. Unter Zugrundelegung des GcwebrpreiseS in de» königlichen Fabriken kann die Firma Löwe etwa 2 dis 4 2> an jedem Gewehr verdient haben, nicht 30 21, wie der Verfasser der Broschüre behauptet. 4) Gegen die Angesch ul digten, soweit sie der Militai» gerichtSdarkeit unterstellt sind, ist gerichtliche Untersuchung eingeleite.. 5) Dem Staatsanwalt ist von der Sache Mitthellung zu» gegangen mit dem Anheüngeben, seinerseits die erforder lichen Schritte zu thun." Die durch die Ahlwardt'sche Broschüre bervorgerusene Besorgniß, daß ein namhafter Tbeil der Infanterie mit schlechten oder gar unbrauchbaren Gewehren ausgerüstet sei, ist durch diese Erklärung endlich beseitigt; zugleich liefert diese eine Bürgschaft dafür, daß, wenn Unregelmäßigkeiten irgend welcher Art bei der Uebcrnahme der Löwe schen Gewehre untergelauscn sein sollten, die Schuldigen der Bestrafung ebenso wenig entgehen werden, wie Herr Ahlwardt der Be strafung wegen seiner bereits nackgewiesenen und etwa noch weiter sich derausstellcndc.t Berlcumdungcn entgehen wird. So erfreulich aber diese Klarstellung ist, so unbegreiflich bleibt ibrc BerzvHerung. Was der „Reichsanzciger" beute sagt, hätte er längst sagen könne», La die Löwc'schen Gewehre längst in Gebrauch sind. Es kann nicht lies genug beklagt werden, daß erst die gcsammle deutsche Presse Lärm schlagen und die Beunruhigung in die weitesten Kreise dringe» muß, bevor der „Reich- Anzeiger" eine Klarstellung wie mit Zangen auS sich berauSzichcn läßt. Wir hoffen, daß der Reichstag Gelegenheit nimmt, diesen Uebclstand, der sich schon oster herausgestellt hat, bei passender Gelegenheit zur Sprache bringt und energisch riiHt. Die zweite Klärung ist im preußischen Abgeordneten- bausc erfolgt, wo der Antrag Richter bezüglich der Schloß- lottcric zur Bcrathung stand. Einer ausführlichen Be sprechung unterzieht unser Berliner «s-Eorrcspondcnt diese KlärungSdebatle, die gleichfalls nach langem Harren mit Feriilletsii. Gerettet. 6s Mvelle von Alexander Römer. Nachdruck verdotr». (Fortsetzung.) Der Doclor kam häufiger, um nach dem alten Peter zu seben. Der Mann litt an einem unheilbaren Herz- und Mageiiübcl, und Erich fürchtete, daß es einmal plötzlich mit ihm vorbei sein könne. Die Welt verlor freilich nichts bei seinem Hinschciten, und sein elendes Dasein bot ihm selbst kein Glück, aber cö war doch Pflicht, das LebcnSsnnklci» so lange zu erhallen, als cS irgend glimmcu wollte. Erich hatte sich freilich »liiunier gefragt, ob cS eine Woblthat sei, mit allen künstliche» Mitteln, welche der Wissenschaft zu Gebote stehen, hier Tage zu verlängern, welche so wenig Freute boten Jehl dunkle ibi», ratz es doch nicht vergebens gewesen. DaS Glück, welches der kranke, gebrochene Mann in dem Wieder sehen seines jüngste» Kindes fand, war ikm ein Lolin für seine Mübc. Lisa erwartete ihn beute mit gemischten Gefühlen und atbcmlcser Spannung. WaS sie erlebt, wogte noch wild durcheinander in ibr. Ost meinte sie. sich an seine Brust werfen zu müssen, wie in den Kinderjabren, ihm Alles beichten und erzählen zu können — dann stank sein fremde», kalte» Gefickt aus tcr Terrasse vor ihrem Geist Endlich kam er — sic war mit dem Bater allein Stumm und scheu sab sic ihn an, und ihre Stimme klang verschleiert, als sic ihm aittwortcte Er wankte sich zuerst an seinen Patienten Immer da« alte Lied, derselbe traurige, wenig veränderte Zustand Hier batte Erich ver zehn Jahren neben ibm gesessen »nd a»S seinem Munde die Geschickte seines Elendes gehör» Wie da« schöne Weib, dem er verfallen gewesen init Leib und Seele, ibn betrogen, verratben, ihn in den bacchantischen Taumel ihrer überschäumenden, unzerstörbaren Lustbegier hinein und »nt binabgezogcn, >nm seine Kraft, seine Ehre, jsiyx Kunst vernichtet» ihn zu dem gemacht, der war. Bor zehn Jahren — Erich zahlte damals 25 und sein > Herz war zerrissen von einer schweren Erfahrung. Jener Abend, als er daS frierende, weinende Kind auf der Straße fand, cs in seine Arme nahm, nach Hause trug und hier oben in daS Elend tiefer moralischer Verkommenheit blickte, war ihm grell gegenwärtig. Seine Seelcnstimmung war danach gewesen, um tief davon berührt zu werden. Auch ihn batte die Falschheit eine« WcibeS verstört und er sich loSgerungcn mit blutendem Herzen. Wie sie ihrer Mutter glich — zum Erschrecken. Sein Auge rnblc auf Lisa, während er neue Morphiumpulver für den jamniernden Allen verschrieb. Sic hatte heule einen fremden Zug, der unsckulkvolle Friede war schon durch einen Schatten getrübt; jetzt erhob sie ihre Augen zu ihm — die schönen rührenden Kindcraugen — sie war ja noch rein Er setzte sich zu ihr und nahm ihre Hände in die seinen „Warum grüßten Sie mich heute Morgen so srcmk, als ich mit Angela an Ihnen vorübcrgingfragte sic, und ihre Lippen bebte», wie beim Kinde, wenn cS weinen will. Er errötbete. DaS batte sie gekränkt, und freilich — WaS sollte er ihr sagen? Erließ ibrc Hände los und wirbelte den Bleistift in seiner Hand. „Wie soll ich-cs Dir ans drücke», mein liebes, unerfahrene» Kind! Sieb, die Welt ist sonderbar, Du bist ei» erwachsene« Mädchen, ick noch kein ganz alter Mann; uns verknüpft kein BcrwandlschasiS- band ich weiß nicht, ob Du mich verstehst " Er war sehr verlegen Auch Lisa « Antlitz war jetzt in Purpur erglüht „Ja, ick versiebe", sagte sie leise, „cs war recht unpassend von nur, daß ich aus Sie zurrten wollte." „Tu wirst es bald lernen, vorsichtiger zu werden", sukr er hastig fort „Ich sah, daß der junge Linden Dich grüßte, ich weiß, Du bist mit ihm gereist, inveh — eS ist geboten, die Bekanntschaft nickt weitem sorlzusetze» — Deine Verhält nisse zwingen Dich zu besonderer Vorsicht." Es quoll ibr gewaltsam herauf, sie meinte ui ersticke». Jetzt — jetzt konnte, mußte sic ihm sagen, was ibr begegnet war. Aber nein — jetzt war eS ihr ganz unmöglich, cS war wie ein Krampf in ihrer Kehle, kein Wort kam über >bre Lippen Ihpe Brust hob und senkte sich schwer, sie war sehr blaß. „Sie sängt an, zu begreifen, zu ahnen", dachte er. und ein grenzenloses Mitleid erfaßte »bn. Ja, w«c sollte daö enden! Zwiespältig, traurig, disharmonisch wurde ibr Leben doch. Der sünsundzwanzigjäkrigc Jüngling batte einst, als sein wunde» Herz ergriffen war von de» Kindes Anmuth, alle diese Eonseguenzen nichd bedacht. Wäre sic nur erst wieder von hier sort. „Du bedarfst de» Anschlusses an eine" — er verschluckte hier da« Wort „ehrbar", da» ibm auf die Zunge lai» — „an eine Familie, die in regem Verkehre »nt der Welt lebt und Dir einen Platz in ihrer Mitte giebt. Daö wirst D» in Deinem Erziekcrinnciibcruf finden." Er kam sick selbst wie ein alter grauer Moralprediger vor, ohne Fleisch und Blut und Vcrständniß für die Rechte der Jugend. Sie erschauerte. Ja. sie mußte wieder fort von hier, wo sie ja fast so einsam war wie i» der Fremde; einsamer — den» hier verstand sic .Keinen von Denen, aus die sic gebaut und sich gefreut Auch ihn nickt »icbr, der »eben ihr saß, dem sic in ikre» Briese» jeden Gedanken ihres kindlichen Herzen» mitgelkeilt. Sic blickte aus »nd in sei» gute» mit- lcivigeS Gesicht. Da beugte sic sich plötzlich über seine Hand, welche auf dem Tisch lag. unk eine Tbräncuslulh benetzte dieselbe Sic brach »> sastnngSloscni Web zusammen, und er streichelte erschrocken ihr weiche», goldiges Haar WaS sollte er »lache»? Ihm war sonkerbar zu Muthc Sie balle es furcklbar kies ciiipsiinke». kaß er sich draußen fremd zu ibr gestellt. Wie aber konnte er — er war ganz ratdkos Wen» er sic seiner Mutter brächte, ihr daS eigeittbiimlichc Vcrbällniß tarlcgle. — Die Ge danken wirbelten m keinem Kops herum, während er sic u trösten suckle Da waren viele Bedenken — er halte iSber nie für nötbig desunke», irgend einem Mensche» davon » sprechen — und seine Mutter, sic war ciigelgnl, aber cin- eilig und hartnäckig in ihren Ansichten; dieses schone siebzehn jährige Mädchen vo» solchem Herkommen, es würde ihr großen Anstoß erregen, e« war eine schwierige Sache Er erhob sich. „Beruhige Dich, meine kleine Lisa, und zähle aus mich Ick bleibe Dir der Alte. Wie kann Dir denn eine formelle Nothwendigkeit solchen Kummer macken! Brieflich sind wir später wieder unbeeinflußt, ungestört." Sic nickte und versuchte ihr« Thräoeu zu trocknen. Sic schämte sich so sehr, aber ibr war cS in diesem Augenblick, als sei die Welt »in sie her in Trümmer gegangen, und sie schwimme einsam und steucrloS aus öder Sec. Erich Welsler ging mit raschen Schritten Er erwiderte flüchtig die Grüße tcr Bekannten, welche ihm begegneten, »nd eilte in kiesen Gedanke» vorwärts Er mußte dock ver suche», seiner Mutter die Angelegenheit ans Her; zu legen. In der Parkstraße sagte ihm der Diener, Frau Gencralin sei ausgesabren, werde aber bald zurnckkebren Er trat in ibr Zimmer, ui» sie zu erwarten Er stutzte, da» Gemach war nicht leer. Eine Dame saß am Fenster und wandte sich jetzt »in — Thekla von Linden Sic erhob sich sichtlich verlege» und erklärte, daß sie ans de» Wunsch der Fra» Generalin hier sei, wclme eine Bcrabredttng mit ihr getroffen Erich »eichte ihr herzlich die Hand, er hciiicikte, daß ihre Augen trübe waren, als hätte sie bcrvorquellcnde Thräncn zurückgcträng». Sie batte so tief in i'Kbantcn versunken tagcsesskn Sein Herz war voll und beklommen, das Eon- vcnIioncUc lag ihm fern. „Sic fühlen sich auch nickt glücklich in Ihren Verhält nissen", sagte er mit naiver Offenheit, „und ick kann cs be greifen " Sir erschrak. „WoranS schließe» Sic daS?" cntgegnete sie in unsicherem Tone „Verzeihen Sie", ries er treuherzig. „'Wenn man selbst seine Sorgen und heiklen Lagen bat, gebt Einem ein Auge aus für die Lage der Ankeren. Wir haben überhaupt oft verwandte Emvsindungeii. Ihr Herz begann nurubig zu schlagen. Die Situation ward ikr peinlich. Wo wollte er hinaus? Er batte ibr nie die Eonr gemacht — als Eoininachc» war er überhaupt nickt zu denken — aber tcr General,» Hoffnungen unk Wünsche waren ibr nickt verborgen qcblicben mir Eine grenzen lose Verwirrung be»iächligic sich ihrer. Einer Vision gleich stand ein großes, köstliches Glück vor ihren Auge», eine Er lösung — ein — - Erich war augenscheinlich in großer Erregung Er durckmaß das Zimmer mit wuchtigen Schritten niid blieb dann vor ihr. welche an die GlaSthür dcö Wintergartens gelehnt saß, stehen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht