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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.07.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920714018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892071401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892071401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-07
- Tag1892-07-14
- Monat1892-07
- Jahr1892
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Pecuvijche» Amtsgerichts zu BrrSla», einen Handelsgebranch im Eolportagr-iKrfchäst betr.; d) das Rundschreiben der Aeltesten der Magdeburger Kauf- mannschast, das ZahlungSliri im Znitrrgkschäst betr. 3. Berichte des Zoll- und Steuer-AusschusseS über a) die Vor- läge des Königlichen Ministeriums des Innern, die Aus dehnung der zollfreie« Einfuhr von Petroleum betr.; d) einen Nachtrag zu dem Gutachten über die Zollbehand- lung von EeUulotd und Eeliuloid-Waarc»; e) die Zuschrift der Haiidclskanimcr zu Toiinrbcra, den Abschluß von Handelsverträgen mit Spante», Portugal, Ru mänien und Serbien betr.; ü> deSgl., Einführung einer einhcillichen Position Spieitvaarrn im Einfuhr-Zoll tarif betr. ... - Hierauf nicht-öffentliche Sitzung. Bekanntmachung. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten haben wir be> D. L. V. 5526 schlossen, nach Maßgabe des Planes —L X 5868^ ^ auf letzterem in Carmoisinroth ausgetragenen — Fluchtlinien der Jo Vannis-Allre zwischen Dösener Weg und Windmühlenwkg, sowie des Dösener Weges von der Johannis-Allee an bis zur löblichen Grenze der Parcelle 2467 einerseits und der nördlichen Grenze der Parcelle 248t andererseits festzustcllen, ohne daß jedoch hierdurch bezüglich der Johannis-Allee die Anschlüsse an die nach dem Sin poleonstein projcctirte neue Straße und an den Windmühlenweg selbst als festgestellt zu gelten haben. Dieser Plan liegt tn unserer Tiefbau-Verwaltung (Rathhaus, Zimmer Nr. 23, II. Stock) vier Wochen vom Ablaus des Tages »ach der Ausgabe der diese Bekanntmachung enthaltenden Amts blälter an gerechnet, zu Jedermanns Einsicht aus. Widersprüche gegen den Plan sind innerhalb dieser Frist bei deren Verlust schristlich bei uns anzubringen. Leipzig, am 8. Juli 1832. Der Rath der Stadt Leipzig. 3552 l)r. Georgi. Io 1023 vr. G. von Fewson, Ass. Bekanntmachung. Die auf dem städtischen Vieh, und Schlachthofe als Trichinen schauer beschäftigten Herren: Friedrich Bernhard Renter, Windmühlenstraße 14: Friedrich Ernst Ranft, Brandvorwerkstrabe 45; Wilhelm Heinrich Jauernick, Leipzig-Reudnitz, Hvhenzollccnstraße 15, sind von unS auch für den Stadtbezirk tn Pflicht genommen worden, was hiermit zur öffentlichen Kenntntß gebracht wird. Leipzig, am 11. Juli 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. Vlll. 3045. Georgi. Dietrich. Bekanntmachung. Die öffentlich ausgeschriebenen Arbeiten zur Pflasterung der Leipziger Straffe und der nördlichen und westlichen Fahr- straffc des Kirck-PlatzrS in Letpztg-Wohlt» sind vergeben Die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werden aus ihren Angeboten entlassen. Leipzig, am 9. Juli 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. Io. 3575. vr. Georgi. Rüling. Bekanntmachung. Tie öffentlich ausgeschriebenen Arbeiten zur Pflasterung der Frcge- und Auenstraffc hier auf deren Strecke» zwischen der Funkenburg und Waldstraße sind vergeben. Die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werden daher aus ihren Angeboten entlassen. Leipzig, am s. Juli 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. ^ ' i. Mit Io. 3587. Vr. Georgi. iüling. Bekanntmachung. Die öffentlich ausgeschriebenen Arbeiten zur Herstellung einer Schleuste :k. Elässe am Stetnablagernngsplastk in der Kaiserin »ngnsta-Strastc sowie einer macadamtstrten Zufahrt daselbst sind vergeben. Die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werden daher auS ihren Angeboten entlassen. Leipzig, am 9. Juli 1892. Der Rath »er Stadt Leipzig. ' ^ i. R le. 3576. Ilr. Georgi. ilillnkj. j-Äurtion. Mittwoch, den 20. Juli d Is., sollen im Forstreviere Tonne Witz von Nachmittags 8 Uhr an aus dem Mittelwaldschlag« in Abth. 15, 16 und 17 ca. 820 Hause» harte», NeingemachtrS Stockholz unler den im Termin« öffentlich aushängcnden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stell» meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: aus dem Mittelwoldschlage im Strettholze an der neuen Lim, hinter der Stadtwaflerkunft. Leipzig, am 8. Juli 1892. De« Rath« Korftdeputatton. Verpachtung. Die der Stadtgemeinde Leipzig gehörige, zeither an Herrn Zimmermetster Hendreich verpachte: gewesene und an der Wind> müdlenstraße in Möckern gelegene Parcelle Rr. 10L de« Flur buch« für Möckern von 4665 qm Flächengehalt ist zur Benutzung als Werk-. Lager- oder Trockenplatz sofort anderweit gegen viertel jähnae Kündigung zu verpachten. Pachtgesume werden aus dem Nachhause, l. Obergeschoß, Zimmer Nr 8, enlgegengenoinmen, ebendaselbst können auch di« Verpachtung«, bedingungen eingesehen werden. Leipzig, de» 11. Juli 1892. Der Rath der Stadt Let»»ig l». »701. De. Veoeat. Kru umbtegel. Freiwillige Versteigerung. Das im Grundbuche auf den Namen der Erben Frauen Wilhelminen Friederiken verw Hoffinann, geb. Neubauer i» Stötteritz, als: Frauen Marie» Amalien verehel. Wagner geb. Hoffman», Frauen Marie» Wilhelminen Friederiken verehel. Fcrber geb. Hoffman», Frauen Minna'» Auguste» verebel. Große geb. Hoffinann, Frauen Bictoria'n Wilhelminen Friederike» verehel. Beyer geb. Hoffinann und des Materialwaarenhändlers Julius Earl August hoffinann in Stötteritz eingetragene, in Stöttrritz. Hauptstratzc nr 70 gelegene HauS-, (Karten- und Frldgrunüstück Nr. 195 deö Brandkalasters, Nr. 22 des Flurbuchs und Fvlium 71 des Grundbuchs für Stötteritz oberen Thetis, geschützt aus 8 t 200 >k, soll an hiesiger Amtaerichtsstelle Zimmer 206 den 17. August d. I., BormtttagS 11 Uhr freiwilliger Weise versteigert werden. Die Verstcigerungsbedingungen sowie eine Beschreibung des Grundstücks und die sonstigen Unterlagen liegen aus der Gerichts- schreiberei des Unterzeichneten Amtsgerichts, Zimmer 207, zur Ein- sichlnahme aus. Leipzig, am 11. Juni 1892. Königliches Amtsgericht» Abtheilung 11. Stein berger. Obstverpachllliig. Die diesjährige Nutzung von den siSealischrn Obstbänmcn an den Straßen der nackaenanntcn Amtsstraßenmeisterbezirke soll gegen sofortige haare Bezahlung und unter de» sonnigen bei Eröffnung der Termine bekannt zu gebenden Bedingungen im Wege des MeistgebotS öffentlich verpachtet werden, und zwar: 1. Freitag, de» 15. Juli dsS. IS.» von Borm. 10 Uhr an im ttzasthose „zum Zimmcrhos' tn Borna die Nutzung der Obstalleen im Bezirke der Anitsstrahknmeister Fchrmaiin in Frohburg, Haustmann in Borna und tKrinim in Lobftädt und 2. Montag, den 18. Juli dsS. Is., von Nachm. 4 Uhr an im Gasthosr „zum Kronprinz" in «roitzsch die Nutzung der Obstalleen im Bezirke de« AmtöstrastenmristcrS Nenbert daselbst. Nähere Auskunft über die einzelnen Straßen und deren Unter- abtheüungen, sowie über die Anzahl der anstehenden Obstbäume ertheilen die vorgenannten Amtsstraßenmeister und die Wärter der einzelnen Straßenabtheilungcn. . Kgl. Straffen-«. Wafserbau-Jnspectiou Egl.vanvorwalteret " a, am a. Juli 1892. Borna. Michael. Bahmann. Erstatteter Anzeige zufolge ist das für die an, 6. Februar 1871 zu Liegnttz geborene Panline Jäkel von der Polneivenvaltung daselbst unterm 11. Januar 1886 aus gestellte Dienstbuch in hiesiger Stadt verloren gegangen. Es ist im Auffinduligssalle an uns abzuliescrn. Leipzig, am 8. Juli 1892. Ta» Polizeiamt der Stadt Leipzig. In Stellvertretung: II. 3954.vr. Schmid. I. Gebüude-Mbruch. DaS Unterzeichnete Rentamt gicbt hiermit den Interessenten bekannt, daß die im Versteigerungs-Termine am 11. d. M. ab gegebenen Gebote ans die demnächst abzubrcchenden Universitäts- gcbäude allseitig als ungenügend befunden worden sind und deshalb abgelehnt werden. Leipzig, am 13. Juli 1892. Universitäts-Rentamt. Gebhardt. Infolge Abganges dcS derzeitigen Inhabers kommt bei uns die Stelle de» Verwalters de« städtischen Krankenhauses zur Er- Icdtgung und soll baldmöglichst, svätkstens aber am 15. Scp- trmbrr diese» Jahres, anderweit besetzt werden. Mit derselben ist neben freier Wohnung im Arankenhausr, Heizung, Beleuchtung und Garlennutzung ein Jahresgchalt von 1000 .äi verbunden. Geeignete verheirathete Bewerber, welche sich ln gleichen oder ähnlichen Stellungen befinden, beziehentlich besnnden haben, oder als Oberlazareth- oder Lozaretligehilsen beim Müitair thätig gewesen, beziehentlich »och sind, wollen Gesuche unter Beifügung von Zeug- Nissen längsten» dtü zum 20. dsS. Monats bei uns einreichen. Limbach, am 6. Juli 1892. Der Stadtrath. —— Vr. Goldenberg. Sir. Bekanntmachung. Tie Herstellung von ca. IM m Eisen- und Tbonrohr-Canälcn von 350 mm lichter Weite zur Kreuzung des Lcntrabaches soll nebst theilweiser Lieferung der Materialien an einen leistungsfähigen Unternehmer vergeben werden. Die Projeclzeichnungen, die Allgemeinen und besonderen Bedingungen, sowie das Leistungsverzeichniß liegen aus dem Büreau des Stadt-Ingenieurs zur Einsicht auf. Versiegelte Offerten aus Uebernnhui» der Arbeiten werden bis zum 27. Juli durch die Unterzeichnete Behörde «ntgegengenommen. Zuschlagsfrist 8 Tage. Jena, am 12. Juli 1892. Der «kmetndedorstand Dornbluth. I. « Spanien. Tie Nachrichten a»S Spanien entbehren seit längerer Zeit jede« Zusammenhanges. Man hört von finanziellen Schwierigkeiten, welche in der Budget-Berathung zum Aus druck kommen Dann wird von einer gefährlichen Streik bewegung in Barcelona berichtet, die sich bis Calahorra auSbreitet. Die dortige Bewegung hat aber zugleich einen antikirchlichcn Charakter, wie die Angriffe gegen da-Domini kanerkloster daselbst und die Urbersiedetung de« dortigen Bischofs nach Loarvno beweisen. Dazu kommt der Ausstand der Gemüse-Verkäuferinnen in Madrid wegen der Ausschreibung neuer städtischer Steuern, der mit gleichen Vorgängen in anderen Städten zusammentrifft. Weitere Hindernisse der Entwickelung entstellen auS der eigentbümlichen Haltung Spaniens in der Zollfrage, und endlich siebt die marokkanische Frage auf der Tagesordnung, die in jedem Augenblick eine verhangnißvollr Wendung nehmen kaun. Alle diese Meldungen schwirren durcheinander, ebne daß> eS dem Fernstehenden möglich wäre, sich daraus ein der Wirklichkeit entsprechendes Bild zu formen. Sind alle diese Unruhen in Madrid, Barcelona, Calahorra und in der Pro vinz Murcia nur localer Natur, oder sind sie der Ausdruck einer tiefgehende» Erregung der Bevölkerung, die bald hier, bald dort eine» Ausweg sucht? Diese Frage zu entscheiden, ist schwer, weil die spanischcn Angelegenheiten von jeher räthsclhaft Ware», so daß diese Eigenschaft sogar sprichwört lich geworden ist. Ter Ausstand der Hökerinnen in Madrid mit dem Erfolg, daß der Magistrat der Hauptstadt die Steuer zurückgezogen hat, muthet uns eben so fremdartig an, wie das Bombardement zwischen dem Alcalden Bosch und dem Stadtverordneten und Abgeordneten Marguese Figueroa, dessen Opfer schließlich der Marinenünister Berangcr wurde. Es macht den Eindruck, daß in Spanien noch sehr naive Anschauungen über Politik herrschen. Kindische, ganz unreife Begriffe der Grundbedingungen des staatlichen Lebens treffen zusammen mit Aeußernngen einer Wildheit und Leitenschasl- lichkeit, die jedes geordnete staatliche Leben unmöglich machen. Ein Pronunciamiento, also eine Erhebung inililairischen Charakters gegen die bestehende Negierung, wird »och beute als eine Art von Sport betrachtet. Gelingt sie, dann ist der Umsturz des Bestehenden, gewöhnlich ein langwieriger Bürger krieg, die Folge; wird sie vereitelt oder niedergeschlagen, dann erwarten die Unternehmer niit Sicherheit begnadigt zu werden, wie cs auch bald nach dem Antritt der Negcntschaft der Königin Regent!» Maria Christine im Jahre 1886 ge schehen ist. Für solche Zustände scklt uns daS Berständniß, wir nennen sie „spanisch- und wollen damit sagen, daß sic unter keine der sonstwo anerkannten Regeln für daS staatliche Leben passen. Gegenwärtig herrscht verbältuißmäßig Ruhe in Spanien, cS ist deshalb möglich, die Hauptsachen ins Auge zu fassen und die Regelung der Handelövcrhältnisse mit Spanien zu betreiben, sowie zur marokkanischen Frage Stellung zu nehmen. In ersterer Beziehung nimmt Spanien die Miene der spröden Schönen an, die sich von allen Seiten den Hof machen läßt, um dem die Hand zu reichen, der ibr die günstigsten Be dingungen stellt. Frankreich scheint sich daraus Rechnung zu machen, denn eS zeigt seit einigcr Zeit großen Eifer, Spanien in Bezug auf Zölle zufrieden zu stellen. Die Sacke hat aber einen Haken, weil Frankreich damit die Aufmerksamkeit von der viel wichtigeren marokkanischen Frage ablenkt. DaS „Journal des Tvbals" machte zwar neulich die Bemerkung, daß die marokkanische Frage in Madrid entschieden werden würde, hat aber damit sicher im Auslande wenig Glauben zesundcn; die Wahrheit ist vielmehr, daß diese Frage in London oder Paris entschieden wird. Die spanische Regierung widmet dieser für sie so wichtigen Angelegenheit eine viel zu geringe Aufmerksamkeit und bedarf deshalb einer Stütze, welche sic zu größerer Thätigkeit in ihrem eigenen Interesse anspornt. DaS „Journal des TsbatS" weiß seinen Lesern auch auS Tanger zu melden, daß Deutschland die Forderungen des englischen Vertreters in Marokko, Evan Smith, bei Muley Hasian kräftig befürwortete, und gleichzeitig wird auS Fez berichtet, daß Evan Smith seinen Zweck bei Muley Hassan nahezu erreicht habe. Wir lassen die Nichtigkeit der Meldungen deS „Journal des DsbatS" dahingestellt, soweit sie Deutschland betreffen, aber das ist unzweifelhaft richtig, daß unsere Sympathien hinsichtlich der marokkanischen Erbtbeilung nicht auf franzö sischer Seite stehen, sondern demjenigen gehören, der die erste Anwartschaft darauf hat, nämlick Spanien. Ob durck die Unterstützung der englischen Ansprüche die Interessen Spaniens gefördert werden, wissen wir nickt, bezweifeln cS aber, und deshalb glauben wir auck nickt, daß der dcutscke Vertreter in Tanger die englischen Ansprüche gefördert bat. Wenn sie auS allgemeinen und zugleich stichhaltigen Gründen erhoben worden sind, so hat Deutschland sicher nichts dagegen cinznwcndcn, aber um den ungeheure» Colonialbesitz, den England in seiner Hand vereinigt, noch durch Marokko zu vermehren, wird Deutschland ebensowenig seine Mitwirkung gewähren. Tie Frage ist augenblicklich, festzustellen, weshalb Herr v. Radowitz von Konstantinopel nach Madrid versetzt worden ist. In jranzösischcn RegicvungSkreisen scheint man geneigt, diesen Wechsel mit der marokkanischen Frage in Verbindung zu bringen, und bat dainit vielleicht nicht das Ziel verfehlt, nur scheint sich daS „Journal de» D6batS" in der Beurtbeilung der gegenwärtigen Stellung de» deutschen Reiches zu den Plänen Englands ebenso geirrt zu haben, wie in der Bemerkung, daß die marokkanische Frage in Madrid entschieden werden wurde. In Spanien ist offenbar ein Mann als Derather am Platz, der mit richtigem politischen Blick und mit der nötbigcn diplomatischen Gewandtheit der Negierung in dem Bcstreoen behilflich ist, die Interessen dcS Lande- zweckmäßig wahr- runehnicn. Deutschland hat an der Lösung der marokkanischen Frage mir den Antbeil, daß cS die Mackterböbung seiner Feinde nickt wünsche» kann. Die marokkanische Frage ist »ur zum Tbcil eine Angelegenheit, welche die Mtttclmccr« »lächle betrifft, zum anderen Tbeile ist sie afrikaniscker Natur. Wir babc» schon vor einigen Tagen an dieser Stelle darauf hingcwicscn, daß Frankreich ans den Mitbesitz von Marokko Werth legt, weil cS als Hinterland für taS Gebiet des TschadsceS ausgcsaßt werden kann. Wir haben allerdings diese Auffassung stets als gewaltsam von der Hand gewiesen, Frankreich hat unseres Erachtens auS dein deutsch-englischen Abkommen vom 1. Juli 159» Folgerungen gezogen, die durchaus unberechtigt sind und Deutschland in der freien Bewegung nach dem Hinterland von Kamerun hindern. Diese Tinge lassen sich beute nicht mebr rückgängig machen, aber es ist gut, sie sich stets gegenwärtig zu halten, damit die wabren Absichten Frankreich« offen zu Tage liegen. Spanien ist trotz aller Schwierigkeiten, die seiner Ent wickelung beute noch entgegcnsteben, dem Fortschritt zugäng lich; seit dem Jabre 1874, an dessen Neige Also»« Xll. die Regierung antrat, bat cs entschieden Zeichen von Lebensfähig keit gegeben, seine Verwaltung und seine HeereS-Organisation sind verbessert worden, der staatliche Zusammenhang ist nicht wie früher durch jeden kühnen Abenteurer ycsäbrdet, eS siebt eine Königin-Regentin an der Spitze, welche sich der allgemeinen Achtung erfreut und einzig und allein bemüht ist, ihrem Sohne ein geordnete« und auf sicherer Grundlage ruhendes Reich zu übergeben. Die Republikaner verharren trotz der vielen Aufstände der neuesten Zeit in besonnener Zurückhaltung, die Karlisten finden ebenfalls, daß ihre Zeit noch nickt gekommen ist, und eS werden sich wobl auch Mittel und Wege finden, um Spanien in den handels politischen Znsainnicnhang Mitteleuropas zu ziehen. Frank reich sucht Bundesgenosse», und wo die Vorbedingungen für eine wirksame Unterstützung seiner Pläne fehlen, ist eS wenigstens bemüht, aus bestehenden oder neu anzukniipfcndeir Verbindungen den möglichen Vortheil herauszuschlagen. Marokko wäre allerdings eine wertbvolle Frucht euier Spanien freundlichen Politik, aber cö ist dafür gesorgt, daß die Pläne Frankreichs nicht zum Schaden des „europäischen Gleichgewichts" und des Friedens zur Thal werde». * Deutsches Reich. ss. Berlin, 13. Juli. Die in diesem Falle zweifellos gut untcrricktclc» „Münch». N. N." bestätigen, daß nach dem fertig gestellten Entwurf einer ReichSmilitairstras- gerichtSordnung Bayern die Ständigkeit der Mi- titairgerichte und das öffentliche Verfahre» ver lieren soll, während für daö übrige Deutschland die Mündlichkeit des Vcrfabrens gewonnen würde. Ueber- rascken kann die hier ausnahmsweise bekundete Bereitwillig keit Bayerns zur Annahme einheitlicher Institutionen nicht, da es längst bekannt war, daß die beiden bayerischen Prinzen, welche die höchsten militairischen Würden bekleiden, dem preußischen Verfahren zuiicigen. Mit der Einbringung deS anSgcarbeitetcn Entwurfs würde die in der letzten Tagung von den Nationallibcralcn eingcbrachte und vom RcickStage beschlossene Resolution zum größten Theil unberücksichtigt bleiben. Dieselbe verlangte Ständigkeit der Gerichte, sowie Mündlickkcit und Leffenilichkeit des Verfahrens, soweit durch letzteres militairischc Interessen nicht gefährdet werden. Durch diese Einschränkung war den Bedenken Rechnung getragen, welche in militairischen Kreisen, a»ch in bayerischen, in Bezug auf den Mißbrauck der Oeffentlichkeit durch eine armeejcmdliche demagogische Presse obwalten. Die DiSciplin hat in der bayerischen Armee durck die dort geltende Straf- siroceßordnung offenbar nicht gelitten, denn nach den vor jährigen, unter du, Auge« de« Kaiser- abgcbaltenen großen Manövern rühmte daS NeichSoberhaupt zu wiederholten Malen in ganz ungewöhnlicher Weise die KriegStüchtigkeit der bayerischen Corps, einen Zustand also, dessen erste Borao«- setznng tadellose Diseiplin ist. Andererseits hat im außer- baycrischen Dentsckland die zwar nicht amtlich bewirkte, aber nach dem Zugeständniß eines KriegSministerS nicht ungern gesehene Veröffentlichung der Ergebnisse geheimer GerichtS- verbanblunge» die Notbwendigkeit einer gewissen Publicität auck aus diesem Gebiete dargcthan. DaS Vorkommen von Soldatenmißbanvlungen wird in keiner Armee vollständig verbötet werden können, kann cS ja auch in Bayern nickt, aber die Annahme ist nickt abzuweisen, daß unter der Herrschaft des öffentlichen Verfahren« eine so große Fülle von Rohheiten sich nicht hätte anhäufen können, wie eS tbatsächlich geschehen ist. Indessen brächte der fertig gestellte Entwurf, wie er in seinem wesentlichen Inhalt bekannt geworden ist, trotz der Mängel der Ständig- kcit und Oeffentlichkeit für den größten Theil dcS Reiches mit der Mündlichkeit deS Verfahrens eine Verbesserung. Aber gerade hierin liegt die Gefahr. Die Mehrheit deS Reichstages könnte sich entschließen, die Bevölkerung eines BruderstaatcS zu benachtheiligen, um für die Gksanimtheit wenigstens etwas zu erreichen. So richtig aber der Satz ist, daß der Theil sich dem Ganzen unterzuordnen hat, so ver- hängnißvoll wäre seine Anwendung in diesem Falle. Die Rcicksgesctzgebnng war bisher, namentlich wahrend ihrer großen Periode in den siebziger Jahren, die Trägerin dcS Fortschritts, und dies nicht bloS zufällig. Fürst BiSiuarck er kannte, daß die Einheitlichkeit der Gesetze für sich nicht auSreiche, uni dem ReichSgcdanken zur VolkStbünilichkeit zu verhelfen, daß sie auch im Großen und Ganzen Willkommeneres, Besseres, als daö im Einzelstaat Bestehende, bringen müßten. AuS diesem Grunde, d. h. um daS Reich zu festigen, entschloß sich der mehr conscrvativ gerichtete Staatsmann, nnt den National liberalen, die das Eine wie das Andere in sich verkörperten, für eine gemeinsame Gesetzgebung im liberalen Sinne. Octroyirtc man jetzt dem zweitgrößten und in nationaler Hinsicht am wenigsten von Eigentbümlichkeiten freien BundeS- slaale ein mit Recht verhaßtes Militairstrasgesetz, so würde dies eine völlige Umkehr bedeuten. Der Umstand, daß Fürst und Regierung in Bayern dem Gesetze zugestimmt, e« vielleicht sogar gefordert haben, würde dort keine Beachtung finden: das Odium fiele nngetbeilt ans das Reich, die reich-feind liche» Elemente würden sick die Gelegenheit nicht cntaeben lassen, immer wieder ans den„prcußiscken Segen" zu verweisen. Und die Nationalgcsiiinten in Bayern wären dem gegenüber in der übelsten Lage. Sic tonnte» angesichts der offenkundig nicht ungünstigen niilitainscken Erfahrungen mit der bayerischen MilitairgcrichtS- ordnung so wenig von einer militairischen Nothwendigkeit für die bayerische Armee sprechen, als sic angesichts der sonstigen Ncscrvatrcchtc gerade in diesem Falle auf die Unerläßlichteit einheitlicher Einrichtungen verweisen dürften. Wie die Ver handlungen in der Münchener Kammer gezeigt haben, sind in dieser Frage auch alle Parteien einig, und e« wäre doch der Gipfel der Unklngbeit, wenn die deutsche Reichsregierung die nationalen Männer in Bayern und der Pfalz auf einen Stankxunct drängen wollte, der, bei Lichte besehen, ein — particularistischer ist. AuS diesem Grunde ist die Erwartung vielleicht nickt ungerechtfertigt, daß der fertiggestellte Entwurf schätzbares Material bleibe. ff Berlin, 13. Juli. Als die Frage deS Erlasse» von Bestimmungen über die Prüfung von NahrungSmittel- Cheinikern aufkauchte, wurde aus der Mitte der chemischen Industrie der Wunsch laut, eine Prüfung für alle Chemiker vorzuschreiben. In der chemischen Industrie wird e- nämlich als Mangel empfunden, daß eS den Gewerbtreibenden bei der Auswahl ihrer technischen Kräfte an einem sicheren Maß stab für die Beurtbeilung der Leistungsfähigkeit der Bewerber gebricht. Diesen, Wunsche ist jedoch in den gegenwärtig den BunteSratbSauSschllffen vorliegenden Vorschriften über di« Prüfung von NabrnngSmittcl-Cbemikern keine Rechnung ge tragen, hauptsächlich weil eine unmittelbar» rrichtgesetzlt
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