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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.04.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930411019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893041101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893041101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-04
- Tag1893-04-11
- Monat1893-04
- Jahr1893
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Annahmeschlub für Anzeigen: Abrnd-AuSgabe: Bormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeige» sind stet« an dir Expedition zu richten. Druck und Verlag von L. Polz tu Leipzig. Dienstag den 11. April 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Die Baulichkeiten de« der Stadtgemeinde Leipzig gehörigen Villen- grmdstiicks, Löhrs Play Sir. 3 hier, sollen Montag, den 17. April d. I., vormittags I I Uhr i» Laale der Alten Waage, Katharine»,trasze Nr. 1» II. Lbergrschost, auf den Abbruch versteigert werde». TiePersteigerungS- und AbbruchSbedingungen sowie ein Situations- M der abzubrechenden Baulichkeiten liegen von jetzt ad in unserem Baiumitc (Hochbauverwallung) Rathhaus, II. Obergeschoß, Zimmer Nr. 6 zur Einsichtnahme aus. - Tic Besichtigung der Baulichkeiten kann am 14. und IL. 1. M., vormittags von 11 bt» 12 Uhr ersolgen. Leipzig, den 7. April 1893. Ter Math der Stadl Leipzig. le.l571. vr. Georgi. Wagner. Bekanntmachung. Tie Thonrohre der Schleußen verschiedener Straßen in Leipzig- Nexschinrftld sollen durch neue Thonrohre ersetzt und die damit ver- tiwbenen Maurerarbeiten und Thonrohriieserungen an einen Unter- rehmer verdungen werden. Ti« Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in »lerer Tiefbau-Verwaltung, RalhhauS, L. Stockwerk, Zimmer Nr. 23 »i und tonnen dort eingesehen oder gegen Entrichtung von 50^, die auch in Briefmarken etngesendet rherden können, entnommen Verden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „rchleukrnumbauten in Lripzig-Reuschönesrld" versehen in dem dezeichnetea Zimmer bis zum 25. dsS. MlS. 5 Uhr Nachmittags einzureichen. Ter Rach behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote ab- zalednen. Leipzig, den 7. April 1893. TeS Raths der Stadt Leipzig 1°. 1462. Gewölbe-vermiethung. Tie bisher von uns zu Zwecken der Ausstellung von ÄaS- perlrauchsgegenftändkn im Nicolaipredigerwohnhause, Rtrolat- ttrchtzos Nr. !1/4, benutzten Lokalitäten sollen vom 1. Mai d. I., oder von einem späteren Zeitpunkt ab, zusammen oder getheilt gegen halbjährige Kündigung oder auf einige Jahre fest vermieihrt werden. Melhgesuche werden auf dem Rathdause, I. Etage, Zimmer Nr. 8 nihegengenommrn; daselbst wird auch Wester gewünschte Auskunft echeilt. Leipzig, Len 8. Avril 1893. Ter Rath -er Stadt Leipzig. !»,873.vr. Georgi.Arnmbiegel. eigentlich nur geltend gemacht, daß eS ja möglich wäre, daß ein solches Bataillon einmal auch an die Grenze verlegt würde, dann noch allgemein, daß im Falle einer Mobil machung im Winter die „Ausrückestärke" der Bataillone zu schwach sei. Es könnten ja dann nur die Mannschaften vom zweiten Jahrgang in Betracht kommen, die eben erst zu- geHangenen Recruten müßten gänzlich außer Ansatz bleiben. Jn- destcn bat das Bataillon niederen EtatS zur Zeit (von den Unlcrossiciercn abgesehen) 2l0 Mann veS zweiten und 76 Mann des dritten Jahrgang«, zusammen 288 „alte Leute*, wovon aber die 5,8 Ordonnanzen, Burschen :c. bei Berechnung der „Ausrückestärke" abzusctzen sind. Es bleiben somit 228 Mann Ausrückestärke für einen Winlerscldzug. Uebernimml nun das vierte Bataillon künftig jene 58 Nicktcombattanten, wofür daö Feldbalaillvn Voll-Soldatcn einstellen kann, so besitzt es künftig bei einem niederen Etat von 49«, Gefreiten und Ge nieinen einen zweiten Jadrgang von 248 Mann. DaS sind schon 2» Mann „Ausrückestärke" an alten Leuten mehr als bisher. Und dasselbe Rechenexempel stimmt hinsichtlich der Unterstützung der Necrutcn durch die alten Leute in der Com- pagnicschule u. s. w. Ein wirkliches Bedürsniß für die Ver stärkung der Zahl der „alten Leute" um weitere 49—60 Mann ist auch in der Eonimission nicht näher nack,gewiesen worden. Als Compensatio« für die zweijährige Dienst zeit kommen nur diese beiden Puncte — die vierten Bataillone und die Etatverstärkungen bei den Feld- bataillonen, in Betracht. Ter Kanzler bat wiederholt und ausdrücklich, zuletzt nochmals am 17. Mär; darauf hin gewiesen, daß die übrigen Forderungen der Vorlage mit der zweijährigen Dienstzeit nicht im Zusammenhang flehen. Er hat auch ausdrücklich bemerkt, daß über jene übrigen Forde rungen die Militairverwaltung weitere Erörterungen für zu lässig erkenne. Nur die beiden ersten Puncte seien in der Art als Coinpcnsationen für di: zweijährige Dienstzeit zu verstehen, daß jeder Versuch, daran etwas herabzumiabern, aussichtslos sei. Fasten wir zunächst den Effect der Compensatio», wie er sich hiernach gestalten würde, zusammen. CS müßte vor Allem Ersatz geschafft werden für den ausfallenden dritten Jahrgang selbst. Dieser bezifferte sich am allgemeinen Ent- lasiungstage Herbst 1892: bei der Infanterie und den Jägern auf 44 702 Mann - - fahrenden Feldartillerie . » 8 415 » » - Fußartillrrie . . . ! . - 1 994 - » den Pionieren - 1 284 - - der Eisenbabntruppe 452 » - - Luftschifftr-Abtheilung . . - 8 - » dem Train » 507 - Zweite Städtische »Fortbildungsschule für Knaben. Zam Bezirke der zweiten Städtischen Fortbildungsschule für Avaven gehören von jetzt an die an jolgender Linie liegenden und hü von ihr eingeschloyenen Straßen und Plätze Alt - Leipzigs, jnvie Lrtpzig-iionnewiy und Leipzig-Lößnig: Echleußiger Weg, Karl-Touchiiitzstraße, Obstmarkt, KönigS- platz, Rogplatz, Königsstraße, Johannisthal, LinriSstraßc. Tie Anmeldungen neu eintrctender Schüler werden im »mm Schulgebäude an der Scharnhorststrake in der Zeit von Rsiitag, den 10., dis Donnerstag. den I». April d. I., von 10—1 Uhr und von 4—6 Uhr eiitgegengenonimen, und zwar oni lO. und 11. April solcher aus Alt-Leipziger Schulen, am 12. der aus den Schulen zu Leipzig-Connewitz und Leipzig-Lößnig und am 13. April der von auswärts kommenden. Auch hat in derselben Zeit die Abmeldung derjenigen Schüler » ersolgen, welche in andere Schulen ausgenommen werden oder Leipzig verlassen. Leipzig, den 25. März 1893. vr. Stoerl. Nochmals -ie Militairvorlage. II. Die Verstärkung der Feldbataillone. Die „Com- pensation* für die zweijährige Dienstzeit. Die ordentlichen Feldbataillone haben einen Bestand an Mannschaften und Unlerofficieren, der'im niedrigen Etat 560, im mittleren 600, im hoben 660 Mann beträgt. Die Vor lage will die neu beanspruchten Recruten auch verwertben, um die ersteren beiden Etats fast durchgebend zu erhöben. Hierfür wird zurrst geltend gemacht, daß, wenn der dritte Jahrgang wegfällt, die „alten Leute*, dann also die des zweiten Jahrgangs nicht zahlreich genug wären, um bei den Bataillonen niederen Etats einen festen Stützpunkt für die Recruten darzustellen, sowohl in der Compagnie-, wie in der BataillonSschulr. (Bei den vierten Bataillonen sollen aber schon 22 „alte Leute* für die Compagnieschule als Stütz punkt ausreichen.) Aus Rücksicht aus die notbwendig „intensivere* Aus bildung wird deshalb eine Etatverstärkung gefordert, mit deren Hilfe die Mannschaften de- zweiten Jahrgangs erheblich zahlreicher wären, als bisher die des zweiten und dritten Jahrgangs zusammen. Deswegen sollen in Preußen 255 Bataillone des niederen Etat- aus den mittleren, die übrigen 2l des niederen und die 42 des mittleren sollen aus dm hohen Etat gebracht werden, desgleichen die 17 sächsischen Bataillone. Die 48 bayrischen sollen auf den mittleren, dir 21 württembergischen wenigstens auf einen Stand von 569 bi« 580 Mann verstärkt werden; die verschiedenen Jäger- bataillone aus den hohen Etat. Doch spielen bei diesen Forderungen noch andere Rück sichten mit. Zunächst wird gewünscht, möglichst alle an den Grenzen stehenden Bataillone auf den hohen Etat zu tringen. Hier handelt eS sich um noch 67 Bataillone, bezw. um eine Verstärkung der Etats um zusammen 596 Untrr- officiere und 4l60 Gemeine. Diese Forderung wurde am 7. März in der Commission verhandelt und von dem Ver treter de« Krirg-miuister-, Generalmajor von Goßler, mit Wärme befürwortet. Auch hier erklärte der Abg. Hinze, .daß sein rein militairischer Standpunct in Bezug auf die Grenzprovinzen übrreinstimmt mit demjenigen de- Generals v. Goßler.* Nach dieser Erklärung sprach auch der Ab geordnete vr. Buhl sich »u Gunsten der Forderung auS. Für die übrige» Verstärkungen, bei den Bataillonen im Inneren de« Lande«, sind im Ganzen 18 242 Mann Ver stärkung gefordert. Nl< sachlicher Grund wurde hierzu, außer de» Rücksichten ans die Compagnie» und Bata>llon«schul«, zusammen auf 57 362 Mann Nun ist von allen Seiten zugrslantcn, daß der Ersatz des 3. Jahrgangs bereitgestcllt werden soll. DaS erfordert eine um 28 68t Mann erhöhte RecrutcnauShcbnng im Jahre. Sodann verlangt die Vorlage: Unterossiciere Mannschaften für die vierten Bataillone . -. . . 6 228 27 507 „ „ Berstärkung der Feldbataillone 2 278 20 NO zusammen 8 506 47 617 Die llntcrossiciere können hier außer Betracht bleiben, sie sollen ja künftig alljäbrlich im Etat bewilligt werden. Für die geforderten Mannschaften würden 23 809 Recruten mebr im Äahre nölhig sein. Es würden sich also beim Rccruten- bedars die Compensalionen für die zweijährige Dienstzeit beziffern, wie folgt: Ersatz des dritten Jahrgang- 28 68t Vierte Bataillone und Verstärkungen . .23 809 zusammen 52 490 Recruten mehr, ohne Nachersatz und Capitulanten. Nun muß aber auck weiterhin ziigestanden werden, daß die Volksvertretung ein Recht besitzt, auch ihrerseits über das Bedürsniß und den Umsang der als „Compensalionen" bc- zeichneten Forderungen sich ein Urtbeil zu bilden, und wenn cs auck dem RegierungSverlangc» weit entgegenkommt, bleiben doch etliche Puncte bestehen, die offenbar zur Erledigung noch nicht reis sind. So überzeugend die Zweckmäßigkeit, ja zwingende Nolb- wcndigkeit der vierten Bataillone nachgewicscn erscheint, so fraglich ist cs geblieben, ob sie im Frieden eine ebenbürtige Compagnicschulc leisten könnten. Entbehrlich wäre dieses Formiren einer selbstständigen Compagnie aus allen Mann schaften des Regiments ganz gewiß. Wenn die commandirten Mannschaften «Ordonnanzen :c.) die eigentliche Recruten ausbildung erfahren haben, können sie auch ihrer Compagnie des Feldbataillons wieder überwiesen werden. Dann würde für das vierte Bataillon schon eine Zahl von 58 Re cruten genügen. ES wurde aber auch als eine ungewöhnlich Kode Zabl befunden, Laß auS jedem Regiment 58 Mann be- nöthigt sein sollen, um Verwaltung--, Burschendienste u s. w. zu versehen. Eine Einschränkung in dieser Verwendung wird auch von MilitairS selbst als reckt wobl durchführbar erklärt. Wenn die Volksvertretung in dieser Richtung durch Herab setzung der Zahl 58 aus 54 einen sanften Druck auf die Heeresverwaltung auSübt, wird das wobl nirgend« als eine Opposition gegen den Reorganisationsplan selbst verstanden werden. Dann vermindert sich bei den vierten Bataillonen der Recrulcnbedarf von 80 aus 54, also um 173 x 20, im Ganzen um rund 4500. Die Etatverstärkungen der Feldbataillone im Innern dcS Lande- sind so wenig durchschlagend begründet worden, daß eS auch vorläufig dabei sein Bewenden haben kann, wenn nur die für die Grenzprovinzen verlangten Verstärkungen (4160 Ge meine, dezw. 2080 Recruten bewilligt, dagegen die übrigen 15 950 Gemeine, bezw. 7975 Recruten abgcscyl werden. Dann vermindert sich da« CompensationSbedürfniß bei den vierten Bataillonen uni 4500, bei den Feldbataillonen um 7975, zusammen um 12 475, und eS bleiben bestehen zum Ersatz de« dritten Jahrganges 28 681 zu vierten Bataillonen »nd Verstärkungen 11334 oder zusammen rund 40 000 Recruten. E« wird sich, wenn man betreffs der Compensalionen aus diese Zahl herunter- ebl, schwerlich die Behauptung aufrecht erhalten assen, daß hiermit eine Gefährdung des mit dra vierten Batailloueu erstrebten Zwecke« oder ein Schaden für die möglichst intensive Aus bildung der Fußlruppe» verbunden sein könnte. Wohl aber sollte die Volksvertretung sich dahin verständigen, aus diesem Conto der Compensation die gewiß ansehnliche Ziffer von 40 000 Recruten mebr zu bewilligen, um dafür die großen Vortdeilc der zweijährigen Dienstzeit mit triftigem Grunde beanspruche» zu können. Die übrigen Forderungen sind nicht als Compen- alioneii für die zweijährige Dienstzeit zu verstehen; sie sind, vie der Reichskanzler selbst bemerkte, noch weiterer Erörterung äbig und brauchen vielleicht auch im Zusammenhang mit den vo r a uS behandelten beiden Ha uplpunc len der Vorlage jetzt gar nicht erledigt zu werden. Es handelt sich hier in der Hauptsache um die Erhöhung der Leistungsfähigkeit unserer Feldarl illerie im Kriege. Zu diesem Zwecke sollen, wie in Frankreich, die Rescrve- svrmalioncn der Feldartillerie im Frieden bereits aus gestellt werden. Die verlangten 60 „neuen" Batterien sind also nicht derart zu verstehen, als ob wir dann für den Kriegsfall auch neue Geschütze besäßen. Die Geschütze der 60 Reserve-Batterien sind schon vorhanden und in den oben bezifferten 2604 mit enthalten. Nur entbehren diese Geschütze im Frieren der BedienungSiuannschaftcn, wie der Ossiciere. Die Franzosen haben ans triftigen Gründen bereits vor- gesvrgt, daß alle Batterien, die für den Krieg bereit stellen, auch im Frieden vollständig activ erballcn werden. Diesem Vorbild folgend, verlangt die Vorlage jetzt die Umwandlung der 60 Reserve- in aclive Batterien LeS FriekenSstandes. Außerdem soll das XV. Armeecorps (Elsaß-Lothringen) die ihm noch fehlende Zabl von 3 Batterien erhalten. Um diese 3 mat 6 Geschütze würde sich demnächst unser Bestand thal- sächlich vermehren. Im Uedrigen handelt es sich bei den nachfolgend bezifferten Forderungen uni vielfach gehegte Wünsche, unsere technischen Spccialwaffen so weil atö möglich sich entwickeln zu lassen. Inwiefern diese Wünsche auch berücksichtigt werden können, hängt eben davon ab, wie die Hauptpuncte der Vorlage er ledigt werden, bezw. wieviel AuSbildungSpersonal, wieviel diensttaugliche Mannschaften, wieviel von Len heranzuholenden Deckungsinittel» noch zur Verfügung sind. Jnsgesammt verlangt dieser Theil der Vorlage außer den Ossiciere» 27 728 Mann und zwar 3467 Unterossiciere und 24 36l Gemeine, wozu rund lO OOO Recruten bcnöthigl sein würden (5000 zu dreijähriger, 5000 zu zweijähriger Dienst zeit). Wenn auf die Verstärkungen der Cavallcrie um 700 Recruten, der Fußarlillcrie um 2400 und der Pioniere um 2000 Recruten einstweilen verzichtet würde, wie eS der Ber- mittlungSvvrschlag des Herrn von Bennigsen anheimgiebt, so bleibt auf diesem Conto der „erörlcrungsjähigen* Nebenforderungen ein Rccrutenbedarf von 5000 bestehen. Dieses und das Hauptconto zusammen ergeben dann die von Herrn von Bennigsen vorgcschlagene Ziffer von 45 000 Recruten. Deutsches Reich. * TrcSdcn, lO. April. Die socialdcmokratische LandtagSfraclion, unterzeichnet August Kaden, hat eine LandcSversamnilung der Sveialdeinokratcn Sachsens auf TonnerSlag, den l l. Mai, nach der Feldschlößchen-Braucrei in Altendors-Kappel bei Chemnitz einberusen. Die Tagesordnung lautet: 1) Die Lanblagswahle». 2> Ausstellung von Candidalen. 3) Agitation. 4) Anträge und Wünsche. 6. II Berlin, 9. April. Zn Pfingsten dieses JahrcS war laut vorjährigem Beschluß ein internationaler Bcrg- arbeitercong^eß zn Brüssel geplant, und auch eine an sehnliche Beschickung aus Deutschland zugesichert worden; jcyk aber baben die deutsche» Führer wenig Lust, »ach der belgischen Hauptstadt zu geben und plaidiren dafür, diesen internatio nalen Bcrgarbeilcrcongreß mit dem internationalen Socialistencongreß inZürich zn verbinden. Richtig ist es, daß alle Caffcn leer sind und daß nur bcrzlick wenig Tclcgirle in Brüssel erscheinen können, ob aber bis zum August mehr Geld vorhanden sein wird, steht dahin. Stärker nocb wie die deutsche» Bergarbeiter Organisationen sind die in Italien, Spanien, Belgien und Frankreich — in den beiden letzten Länder» in Folge des Streikes — zurnckgegangen; die von Schwede», Norwegen, Oesterreich sind zn unbedeutend und sprechen tanm mit: die englischen baben sicherlich keine Fortschritte gemacht. Mit stolze» Gefühlen werten also die Bergleute „daö Grubcnprolelariat der ganzen Erde" — wie eS in verschiedenen Anschreiben heißt, kaum Zusammen kommen, mag eS nun in Brüssel ober in Zürich ge schehe». Die Frage der nationalen Streits, welche in erster Linie zur Verhandlung kommen soll wird die Geister scharf aufeinander platzen lassen. Die Deutschen sind sehr ärgerlich, daß das Ausland sie bei ibren Streiks voll ständig im Stich ließ. Man bat aber einfach den Deutschen gesagt, sie hätten ebenfalls bei allen Lobnkäinpsen, die au' anßerdenlschcni Boden anSgesocklen wären, ängstlich die Taschen zugehalten. Cs giebt auch in Rheinland-Westfalen eine ganze Anzahl Mitglieder des Verbandes, die erklären, daß die internationalen Beziehungen reiner Schwindel wären und an, Beschlüsse zu Gunsten eine- WeltstrcikS, wie sie bis jetzt jeder Bergarbeitercvngreß gefasst babc, sich Niemand kehre und kehren könne. Herr Sckroeder freilich und die um ihn (die bezahlten Beamten) wollen natürlich von einem Ausgeben der „itcrnationalen Beziehungen nicht- wissen. lD Berlin. >0. April. Wie zwei Liebende, die einander hold sine, eS aber „aus Schani" sich nicht öffentlich gesthe» wollen, so tändeln die deutsckffrcisinnige „BolkSzeilnng" und der socialvcmokralische „Vorwärts" mit einander. Der vor letzte Artikel de- „Vorwärts" über dir Bartb'schen Er klärungen dcni Interviewer Babr gegenüber war von der „Volkszeitung* als eine Annäherung an die „bürgerliche Demokratie*, als deren Vertreterin sich dieses Blatt nickt selten gerirt, betrachtet worden, und sie batte sofort freudig darüber quittirt und erklärt, endlich finde nian in dem socialdcmokratischen Organ einen Satz, in deni davon Abstand genommen werde, alle nicht socialdemokratischen Parteien als „eine einzige reaclionaire Masse* zn be zeichnen. „Wir constatiren", so beißt eS in der „BolkS- zeitung* Wetter, „diesen Fortschritt in der Erkenntlich der Notkwendigkeit LeS ZusammenbaltcnS des demokratischen „Bürgers* mit dem socialdcmokratischen „Arbeiter* gegen über dem gemeinsamen feudalen Gegner, dem Junkerlhum, mit großer Gcnugtbuung und würden uns freuen, wenn die Conseguenzcn bei der durch die Auflösung des RcickStazS be dingten Neuwahl nicht auSblieben. Hieraus antwortet der „Vorwärts", daß von einem Zusammengehen mit der bürger lichen Demokratie wenigsten- im Hinblick auf die nahe Zn- knnft keine Rede sein könne, denn eine solche bürgerliche De mokratie existire beut nicht mehr. Sie, die Socialdemokraten, hätten keine Neigung und keinen Berus, den FortschriltS- leichnam zu galvanisiren. Wenn man diese AuSeinandcr- etzung dem Beschlüsse LeS socialdemokratischen Berliner Parteitages: bei Stichwahlen für den nächststebenden Gegner, den Tentschfrcisinnigen (resp. den Demokraten), rinzutreten, gegenüberstcUt, so fällt Einem unwillkürlich daS Schnada- büpferl ein: Und a Bissele Lieb' und a Biffele Treu' und a Bissele Falschheit san allwcil dabei! — DaS Organ der BuchdruckcrAehilfen, der „Co r r e sp o n d en t", be merkt zur Matseier, daß der Congreß bei seinem Be- chlusse allerdings an die Arbeitöruhe am l. Mai gedacht bade , da aber die erste Maifeier so zahlreiche Maßregelungen zur Folge gehabt, seien die Abendveranstaltungen vorzuriehen. Auch den Wiener Buchdruckern rätb daS Blatt, den Kampf mit ihren Principalcn nicht auszunchmen, weil sic sonst ihre Entlassung zu gewärtigen hätten. Für Deutschland schlägt der „Correspondent" vor, die Maifeier am Sonntag, den 30. April abzuhalten, und zwar in Gemeinschaft mit den Lithographen, Steindruckcrn, Buchbindern und anderen Ge- ichäftSverwandten. Es sollen an diesem Tage Vorträge über Len kürzer» Arbeitstag, die gewerkschaftliche Organisation »nd das graphische Cartel gehalten, BunveSlicder gesungen und Gedichte vorgetrage» werden. Auch würde die Hinzu- ' ziebung der Frauen daS Fest noch herrlicher und würdevoller gestalten. Gleichzeitig soll eine Maisammlung stattsinden zur Unterstützung der arbeitslosen Collegcn. Es seien bereits Marken im Betrage von 50 75 ^ und 1 ^ aus- gegeben worden. — Die sociale, ethische und wirtbsckaftliche Seite des Scalspiel-DämonS zu beleuchten, ist der Zweck eines Aufsatzes in der von Maximilian Harden herausgegebenen Zeitschrift „Die Zukunft", dem wir einige Stellen ent nehmen. Nach einem kulturhistorischen ExcnrS in das Gebiet derartiger Spiele sagt der Verfasser (I)r. Paul Barth, Leipzig): „Es giebt wohl keine gründlichere Methode, die Zeit todtzuschlagen, d. h. sie vollkommen zu sterilisircn, ihr jeden Inhalt an nützlichen Keimen zu entziehen, als daS Kartenspiel oder ähnlicher Zeitvertreib, Domino, Schach, Damcnspiel u. s. w. Selbst daS stundenlange, gedanken lose Bicrtrinken, dem die Germanen sonst frvbnen, ist eine edle Beschäftigung dagegen. Erstens wird dabei consumirt, und da- ist beutc beinahe ein Verdienst, zweilcnS aber ist ja eine absolute Gedankenlosigkeit selbst dem einsamen Biertrinker unmöglich. Erinnerungen, Absichten und Hoffnungen steigen in ihm auf, sein Bewußtsein ordnet und organisirt sie und verrichtet eine notbwentige Arbeit, die cS, wenn nickt wäbrcnd des BiertrinlenS, zu anderer Zeit verrichten müßte. Anders der Spieler. Die Karten oder Schachfiguren nekmen ihn ganz gefangen, Vergangenheit und Zukunft versinken ihm, er wird zur Maschine, die Karten oder Figuren combinirt. Wenn er vom Spiele aussteht, hat er nicht geruht wie im Schlafe, nicht Erfrischung gewonnen wie nach einem Spaziergänge, nicht seine Kräfte geübt wie im gymnastischen Spiele, nicht (ein Seelenleben erweitert, wie eS durch Kunstgenuß oder geselligen Verkehr geschieht, er hat ein fach ein Stück von sich, von seinem Leben vernichtet, ohne Ergebniß, ohne Frucht, ohne irgendwie verwerthdaren Rück stand. Wenn ich vor Jahren — es ist, Gott sei Dank, schon lange der — eine oder zwei Stunden Karten gespielt hatte, so stand ick ans mit dem Gefühl einer ungeheuren Lcde und Leere, einem Unbehagen der geistigen Organe über fort währende Ansüllung mit Nicktigkeiten, einem Unbehagen, wie e« auck den Plagen befallen müßte, wenn ihm zwei «Llunden lang Wasser eingcfüllt würde." Weiter werden statistische Angal'cn gemacht und daran« folgende Berechnung an- gcstellt: «Fassen wir den Verlust collectiv: 4 128 lOO Kartcn- fpiele im Jahre I89l verbraucht! Um in so kurzer Zeit dienstunfähig zu werden, muß wohl jede- täglich längere Zeit, sagen wir 3 Stunden, gedient haben. DaS ergiebl schon gegen 4>/» Milliarden LebcnSstunden eine-Triumvirats oder DnnmviratS oder, wenn man aus jedes die Hälfte rccknet, Ii»>i Milliarden Stunden eine« einzelnen Menschen, die nack dieser sehr niedrig greifenden Sckätzung in da« Nickt« versenkt worden sind. Recknct man die erwachsene männliche Be völkerung in Deutschland zu 15 Millionen, so kommen von jenem Gcsammtverlust auf Jeden etwa 684 Stunden oder — den NormalarbeitStag zu 8 Stunden gerechnet — 85>„ Arbeitstage, der vierte Tbeil dcö ArbeitSjahreS. Und diese »ngcbeureZeit wäre dann durch daS Kartenspiel allein vernicklet worden. Wo bleiben die übrigen Zeitmordmasckincn? Börne konnte schon fragen: „Wenn man alle die Kraft und Leidenschaft, die Seelenbcwcgungen und Anstrengungen, die Aengste und Hoffnungen, die zäbrlich in Europa an Spieltischen ver geudet werden, wenn man dieses Alles znsammensparte, würde cS nickt auSrcicken, ein römische« Volk und eine römische Geschichte daraus zn bilden'?* Heute würde er mit viel größerem Reckte fragen: Wenn man die Zeit »nd die Kraft, die alljäbrlich de» Karlen oder ähnlichem Unsinn ge opfert wird, zum Nachdenken über sociale Probleme ver wendete. könnte man dann nicht zu dem materiellen Reich- tbuni unsere- Zeitalters den so schmerzlich vermißten socialen Fortschritt und damit geistigen und sittlichen Reichthum hin- zusügcn?" — Wie die „Köln. Zlg." versichert, beabsichtigt der commandirende Beneral des Garde - Lords von Meerschetdt-Hüllejscm, baldigst in den Ruhestand zu treten; er Hab« bereit« sein« Wohnung gekündigt. — Der ständige Hilfsarbeiter in der Tolonial-Bbtbeilung LeS Auswärtigen Amte«, Legotionsrath v. «chuckmann ist, dein Ver nehmen der „Kreuzzettung" zufolge, tn dle Abthellung kür Personalien versetzt. Herr v Lckuckniann gedört der Eolontol-Abtbeilung, in welche er als Blceconsul von Chicago aus berufen wurde, seit ihrer Errichtung im Jahre 1890 an. An seine Stelle ist nun, wie schon aemeidet, der bisherige Reichscommtssar Reaterungskatd Rose al« ständiger HIis«arb»tter in dt« Coioaial-Abthetlung bernsen worden.
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