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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.01.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950129015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895012901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895012901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-01
- Tag1895-01-29
- Monat1895-01
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Extra-veilancn (gesalzt), »ne «il der Morgen-Ausgabe. ohne Po>rbesördrnmg >l 60-, mit Postbcförderung 70.—. Äunahmeschluk für Anzeige«: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Sonn- und Festtags früh '/F Uhr. Vei den Filialen und Annahmestellen j, eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an di» Expedition zu richten. Druck nud Verlag von E. Pol» in Leipzig ^ 52. Dienstag den 29. Januar 1895. Amtliche Bekanntmachungen. Autzhoh-Äurlion. Montag, den 4. Februar d. Js., sollen von Vor mittag» st' , Uhr an tm vurgauer Forstreviere auf dem VtitteUoaldschlage Im sogenannten Pohlen;, dicht am Hunve- »asser der vätzschenaer Grenze und der -lnthrinne in Abth. 3: 295 Eicheu-Klötze von 18—108 ew Mittenstärt« u. 2—12 w Länge 5 Vuchcu- » . 18^29 » » . ^.» 4—6 . - 32 Eschen- - » 1?—33 » » ; » 3—9 - » 48 Auster- » » l8--^46 - - 3—12 » . 18 Linden« . - 2ö—70 - - - 2'/,—8- - 1 Mafjholder-Llotz von 21 » » »5m. i iöN er n- » »24. » »10» . 1 Pappol« » »63» » .8- - und 140 Stück Eschen- und Rnstern-Lchirrhölzer unter den im Termine aushängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend vertäust werden. Zusammen tun st: aus dem obengenannten Schlage. Leipzig, am 14. Januar 1895. De» Aath» Forftdeputation. Die städtische Sparkasse beleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 10. Januar 1Ä4. Die Svareassen-Deputatiotl. Sonnabend, den 2. Kehrnar, Vormittags 10 Uhr, werden dn Hose des alten Johannishospilales 2 Marftallpferde au die Meistbietenden gegen Baarzahlung versteigert. Die städtische Dekonomie-Inspektion. Bekanntmachung. Auf Grund unseres bestätigten Statuts bringen wir andurch zur Krnvlniß, daß an Stelle des verstorbenen Herrn Kaufmann August Methe auS der Reihe unserer Mitglieder Herr Kaufmann und Fabrikant Wilhelm Honarö zum geschästsführenden Mitglied in Anstalt l erwählt worden ist. Leipzig, den 28. Januar 1895. Der Vorstand -er beiden städtischen Speise-Anstalten. Hehler, Bon. 60 000 Mark Sparcasjeugelder sind im Ganzen oder getheilt gegen 4 *,«, ige Ver zinsung hyvothrkarisch auszuleihen. Die Belrihuog der Grundstücke erfolgt in der Regel bis zur Hälfte der Braudeasse, außerdem wird für;ede cultorfähige Grundsteuereinheit 24 ^ gewährt. Etwaige Gesuche sind unter Beifügung von Braudcassenschein, Besitzstands- verzeichniß und Folienabichrist baldigst anher eiuzureichen. Lommatzsch, am 26. Januar 1895. Der Staptrath. 22S I. vr. Beut. Keil. Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurde laut hier erstatteter Anzeige: 1) ein rothlederaeS Portemonnaie mit Schlößchen an der Seite, darin 4L in einer Toppelkrone und div. Silbermünze, vom 4. bis 6. d. M.; 2) eine goldene Damen - Aemontoiruhr mit Doppeldeckel, einliegender Damenphotographie und anhängender Doublökettr, am 21. d. M.; 3) eine goldene Damen - Remontoirnhr mit Sekunde, Blumenverzierung in blauer Emaille und kurzer goldener Kette mit Quaste und Ring, am 17. d. M.; 4) ein Havelock von grau- und schwarzgestreiftem Stoff, mit rvth- und blaucarrirtem Futter, schwarzen Steinnußkaöpfrn und Kettchenhenkel, am 27. d. M.; 5) ein Aranenmantel von gelbraunem carrirtea Stoff mit Pelerine uub schwarz überzogenen Knöpfen, am 20. d. M.; 6) ein Wmternher;ieher von graubraunem glatten Stoff, mit aroßcarrirtem grauen Futter, 2 Reihen Knöpfen, schwarzem Sammet- kragen und der Bezeichnung „Schneidermstt. Behr, Leipzig", ein Sommerüberzieher von schwarzem Lheviot, mit schwarze», Futter und Kettchenbenkel, Mitte dieses Monats; 7) rin Franrnmantel von rauhem marineblauen Stoff mit Pelerine und Riegel mit einem Knopf und schwarzem Schourenbesatz, am 19. d. M.; 8) ein Hohenrollcrnmantel, hellbraun, mit Kragen, blau- und irauarstreiftem großcarrirten Futter und hellbraunen großen Horn« knöpfen und ein Militairpag auf kalter Rad. krieckrieb Llerbitr lautend, am 16. d. M.; 9) ein Winterüberzieher, hellgrau, mit dunkelgrauem Sammet kragen, grau-blaucarrirtem Futter, Hornknöpfea und Kettchenhenkel, am 20. d. M.; 10) ein Mavns-Jacket von schwarzem Kammgarnstoff mit hell- gestreiftem Aermelsutter und Stosshenkrl mit dem Namen „Otto", während der letzten zwei Monat«; 11) ein Wmteru-erzieher» dunkelblau, mit hellgelbem Futter, einer Reihe schwarzen oder braunen Hornknöpfen und Sammetkragen, am 21. d. M.; 12) ein kleiner Holzkasten, kofferförmig, braungestrichen, ent haltend da» Modell eine» Blechkastenwagens (SchneejchmeizwagenS) — V. k. ?. 74 N7 — am 16. d. M.; 13) 8 Stück Messingstäbe, je 1'/« w lang, zu Treppenläufern gehörig, am 22. d. M.; 14) eine Kiste mit einem Ariston, am 25. d. M.; r 15) »in Sack Aassee mit dem Zeichen 78 Kilo schwer, vom 24. bis 26. d. M.; 16) ein Vallen Kaffee, in grauer Leinwand, mit dem Zeichen 76 Kilo schwer, vom 24. bis 25. d. M.; 145 17) ein Handwagen» 4rädrig, blau gestrichen, mit Kastnaufsatze und einigen neuen Speichen in einem Vorderrad, am 16. d. M.; 18) ein Handwagen, 2rädrig, grau gestrichen, am 19. d. M.; Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer Criminal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 28. Januar 1895. Da» Polizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschueider. Ml. Die körperliche Erziehung im Auslände und bei uns. m. Nunmehr können wir an die Veranstaltungen, die in Deutschland für die körperliche Erziehung getroffen sind, herantreten. Die hauptsächlichste Veranstaltung dafür war seither unser deutsches Turnen. Schulmäßig gepflegt schon vor mehr als hundert Jahren in den allerdings wenigen Schulen der sogenannten Philan- thropisten (namentlich in Dessau und Schnepfrnthal), hat e» seine VolkStbümlichkeit erst Fr. Ludw. Jahn zu verdanken, der nickt müde wurde, es dem von Napoleon und seinen Creaturen geknechteten deutschen Volke als Mittel zu seiner inneren Erhebung und zu seiner äußeren Befreiung zu empfehlen, und der 1811, gerade zu der Zeit, wo Deutschland am tiefsten darniederlag, in der Hasenheide bei Berlin auch den ersten deutschen Turnplatz eröffnet«. Nach einer kurzen Blüthe aber erfuhr die so vaterländisch ersonnene Turnerri solche unverständige Anfeindungen, daß erst ein Zeitraum von fast einem Dierteliahrhundert vergehen mußte, ehe da» Turnen zum zweiten Male seinen Einzug in die Schule hatten konnte. Diesmal aber war eS ein allgemeiner; denn seit 1842 wurde e» nach und nach in allen höheren und niederen Schulen als Unterrichtsfach eingeführk. Es hat dabei selbst mancherlei innere Wandlungen durchgemacht. Obwohl schon von seinen ersten Förderern (Guts MuthS, Vieth, Jahn) in seinem Zusammenhänge ^ .men der verschie- Hastigkeit und denvolksmaß,gen Lelbcsubu^en ^ ^ch nach denen Gegenden ersaßt und U^andha t, N bald einem seiner allgemeinen Emsubrung .n d.- schulen ^ ^ ^ einseitigen Betriebe dcrGe"lbeubunqe g g^ n ^mstädler sanglich nur vereinzelte Gegner erhoben 0 (Arräthr- ZMKMWW lichen bürgerliches Turnen ^btte^n und ersreuk s Y solches bei uns rmer allgemeinen 'Derth'chatzung. Ls ist oben schon erwähnt worden, daß d'-s- Anerkennung ibm nicht auch in allen anderen Landern gezollt wird, wo ebnt man z B. in Schweden zwar nicht da- Turnen uber- ab aber man leat dort Werth darauf, daß die Uebungen,' die bei unS mit möglichstem ^»^>vruck und m Pausen auSgeführt werden, langsam und möglich,! großer Ausdehnung der beanspruchten Muskeln vor sich gehen. Nan erstrebt als? in Schweden nicht d,e -nergrsck Zu- sammenziehung, sondern die allmählicheAusdrbnung deS Muskels und wirkt dabei mehr auf die Gelenke, die Bänder und Sehnen, indem man den Flächeninhalt der Gelenke zu vergrvgern und dabei die Zusammenziehung der Muskeln Hangern ^icht Auch bedielen sich d«e Schweden, um Wtarke und Dauer der Zusammenziehung stufenweise steigern zu können, ^n r -,wei,ea Person, die den Bewegungen des Turnenden me ck entgeaenzuarbeiten hat. D,e Schweden b'baupten, auf diese Weise komme ihnen d,e Starke, ohne baß sie danach suaneii. Die Engländer werfen unserem deutschen Turnen vor eS sei auf eine unvollkommene Vorstellung von dem körperlichen Bedürfnisse deS Kindes gegründet, nehme mcht Rücksicht auf dessen angeborenen Snslinct für kampflustige» Spiel und betrachte den Körper als eme Anzahl besonderer Instrumente, die einzeln geübt werden müßten, damtt sedeS '"r sich zur Vollkommenheit gelange. In Frankreich ,st die «Opposition der Physiologen gegen da» deutsche Zürnen in der erwähnten Eommisflon zwar vorläufig niedergestimmt worden; eS bleibt aber abzuwarten, ob ste sich damit zu- frieden geben wird. In Italien ist ein Hauptgegner unsere» deutschen Turnen» der Turiner Professor der Physiologie Mosso, der erst neutrdingS ein Werk über die körperliche Er- ziehung der Jugend herausgegeben hat. In demselben zergliedert er unser Turnen vom physiolo gischen Standpuncte und findet, daß es als einseitige und gewaltsame MuSkelgymnastik unserer Jugend durchaus nicht die rechte körperliche Erziehung gebe. Seinen Einwürsen ist r.TH. die Berechtigung nicht abzusprecken. wenn er auch, um Stimmung zu machen, Manches verschweigt, was für daS deutsche Turnen spricht, z. B. daß es gewiß ebensosehr Nerven-, wie MuSkelgymnastik ist. Dagegen sieht er ganz richtig em, daß da» bloße Geräthturnen, namentlich daS im aeschloffenen Raume, für die Ausbildung der Lunge und des Herzens, für vermehrte Blutbildung und damit vermehrte Lebensenergie und Widerstandskraft nicht da- leistet, was reichliche Bewegung im Freien zu Stande bringt, und daß eS zu wenig mit dem sonstigen Leben deS Kindes in einen natürlichen Zusammen hang gebracht ist — und diese Uebelstände sind in den letzten zwanzig Jahren auch bei uns immer allgemeiner empfunden worden. 8S. Jahrgang. Darum haben seitdem die Jugendspiele einen so erfreu lichen Aufschwung genommen: hier rst reichliche Veranlassung zu ausgiebiger Bewegung im Freien aegeben und, wa» weiter sehr wesentlich ist, hier wird das Interesse des Kindes für ein ganz greifbares, dem jugendlichen Gedankenkreise ver ständliches und sympathisches, auch eer Jugendfröhlichkeit nicht abholves WillenSziel, wie es eben in der Spielaufgabe liegt, in Bewegung gesetzt, für ein WillenSziel, da» zu energischer körperlicher Betätigung geradezu auffordert, wogegen die Uebungen des Gerätturnens eine solche Beziehung zu einer concreten, dem Leben entnommenen Aufgabe meist vermissen lassen. Welche cbarakterbildenden Kräfte aber bei einer solchen nur gesellschaftlich zu lösenden Aufgabe entbunden werden, daS ist im vorigen Artikel wenigstens angedeutet worden. Solche Iugendspiele sind jetzt eine ganze An zahl im Gange, vor Allem Ballspiele — die namentlich für Mäbcken geradezu unersetzlich sind —, Lauf- und Haschespiele, aber auch Blindlings-, Ringel-, Zieh-, Hink- und andere Spiele. Einzelne von ihnen sind aus England zu uns herübergekommen, andere, halbvergessenr, aus dem Schatze unserer volkstümlichen Bewegungsspiele wieder hervorgeholt. Den säußern Anstoß zu der ganzen Bewegung scheint die im Labrc 1874 erfolgte Einführung de» Fußballs am Gymnasium zu Braunschweig gegeben zu haben; eine erneute Anregung kam wenige Jahre darauf durch die Broschüre des Amts richters Hartwich in Düsseldorf: „Woran wir leiden"; Ende October 1882 erfolgte dann der bekannte Erlaß deS damaligen CultuSministrrs von Goßler, in dem den Schulbehörden die Pflege des Spiels ans Herz gelegt wurde. Um nun festzustellen, wie weit in Deutschland inzwischen die Pflege des Jugendspiels gediehen sei, versandte im Jahre 1890 der Görlitzer Verein zur Förderung von Handfertigkeit und Juzendspiel auf Anregung seines Vorsitzenden, deS Herrn E. v. Schenckendorff, ein Rund schreiben an die deutschen Städte bis zu 8000 Einwohner herab. Es gingen darauf mehr als ein Vierteltausend Ant worten ein, aus denen zu entnehmen war, daß fast alle städtischen Verwaltungen dem Iugendspiele warme Theilnahme entgegrnbrachten und baß sie sich zu Opfern für die Sache geneigt zeigten. Erneut wurde die allgemeine Aufmerksamkeit auf die Frag» gelenkt, als in der Berliner Eonferenz (vom Drcember 1890) über Fragen deS hohem Unterricht» aus Veranlassung d»S Kaisers auch die Frage der Körperbikdunz und in-desondere der Iugendspiele zur Verhandlung gei-uzie. Endlich erfolgte im Mai 1891 auf Veranlassung des schon erwähnten Herrn v. Schenckendorff die Bildung eine» Eentralausschusses zur Förderung der Jugend- und Volksspiele in Deutschland, der im Februar d. 2. zu Berlin mit allerbestem Erfolge einen Ersten deutschen Eongreß für Jugend- und Dolksspiele abgehalten hat. Neben dem Eentralausschusse bestehen in nicht wenigen deutschen Städten Ortsvereine zur Förderung der Angelegenheit. Sie haben ein weites und dankbares Feld der Thätigkeit vor sich: vor Allem die Beseitigung aller örtlichen und allgemeinen Hindernisse, die sich dem «piele entgegenstellen, sowie Sorge für geeignete Spielplätze und einen geordneten Spielbetrieb, der sich genau an die örtlichen Bedürfnisse und Verhältnisse anschließt und vor Allem auch die Mädchen in gleicher Weise berücksichtigt, wie die Knaben. Ueberall, wo die Sache nur einigermaßen in geschickte Hände kam, sind denn auch die Spiele kräftig emporgeblükt. Gegenwärtig giebt eS kein ein ziges deutsches Land, wo sie nicht in irgend einer Form ver treten wären. Aber nicht blos aus die Entwickelung der Iugendspiele bat man jetzt ein wachsames Auge, sondern auch auf die Förderung der freien Leibesübungen, die neben dem Jugendspiel noch betrieben werden können. To sucht man da- Eisläufen u. a. Winterübungen (neuerdings auch das Dchneeschuhlaufen), das Schwimmen, das Rudern und die turnerischen Wanderungen auf alle Weise zu fördern. Dabei Fe<r,Hetoir. Ernst Moritz Zrn-t. Von Willy Doeuges. Drei Dichternamen sind's, die unaufhörlich verknüpft sind mit den unvergeßlichen Kriegstagen deS JahreS 1813: Emst Moritz Arndt, Mar von Scbenkendorf und Theodor Körner! Drei Dichter sind's, die Deutschland nie vergessen kann und wird, solange es noch das Andenken heilig hält an die Sieges- und Ehrentage von 1813. Seit den Liedern der Pavierschlacht waren keine so stammend begeisterten und begeisternden SiegeS- und Freudenlieder wieder gedichtet worden, wie sie Arndt, Schenkendorf und Korner sangen, und vergebens suchen wir auch nach ähnlichen auS der Zeit nach ihnen bis auf unsere Tage. Wenn ich den allen Sänger von Rügen den größten und bedeutendsten von ihnen nenne, so will ich damit der Dichtergröße der beiden Anderen nicht zu nahe treten, denn wie sreihritS- begeistert auch immer ihre Kriegs und Siegeslieder waren, eines fehlt ihnen gegenüber den Arndt'schen: die elementare poetische Kraft, die hohe Wahrheit! Der Eine, Schenkendorf, wurzelnd in der Romantik, legte auch in seine FreiheitSliedrr unbewußt seine phantastische, träumerische EmpfinduugSart, der Andere, Körner, nicht nur ein Held der Fever, sondern auch des Schwerte», sang in der ungebändigten, stürmischen Art, die Jugend und kriegerische Lust ihm einaab. Anders Amdt. Mit dem nämlichen flammenden Enthusiasmus, den wir an Körner bewundern, aber reifer und seines Handeln- mehr bewußt, als dieser, mit derselben Hingabe und Innigkeit wie Schenkendorf, aber erfüllt von einer gesunden, un gekünstelten Lrbensanschauung, sang er seine Scdutz- und Trutz- lirder. Wie ein Echo seiner Zeit drangen seine Lieder aus seinem Herzen, wie eine poetische Urbersetzung der VolkS- stimme. Es waren rcktte, rechte Volkslieder, gelautert durch die Gottesgabe der Porste, aber frei von jeglicher Ueber- trribung und Phrase. Wie tiefernst und echt ist seine FrAm«,gkeit, wenn er singt: Wer ist »ln Mann? Wer bete« kann Und Gott dem Herrn vertraut; Wann Alle» bricht, er zaget nicht; De» Frommen nimm« graut. Ernst Moritz Arndt wurde am 26. December 1769 zu Sckoritz auf Rügen geboren. Sein Vater, noch al» Leib eigener geboren, war Inspektor aus dem Gute des Grafen Malte-Pulbu- und ließ dem Knaben eine strenge und fromme Erziehung angedeihen. Der junge Arndt besuchte daS Gymnasium zu Stralsund, um später Theologie zu studiren, aber ein unbezähmbarer Reisedrang hieß ihn die Schul- studien unterbrechen und in die Welt hinauSziehrn. Nur kurze Zeit dauerte daS freie und ungebundene Wanderleben, dann kehrte er zurück ins BaterbauS und vollendete dort seine Vorbereitung für die Universität. Er studirte zuerst in Greifswald, später in Jena, und zwar waren eS neben Theologie und Sprachwissenschaften zumeist Länder- und Völkerkunde, sowie Geschichte, die ihn fesselten. Freilich, viel seßhaftes Fleisch besaß Arndt nicht, auch seine Studien in Jena unterbrach er wieder, um zunächst eine Zeit lang in der Heimath zu leben und dann wieder in die Welt hinaus zureisen. Nach seiner Rückkehr habilitirte er sich an der Universität Greifswald, verbeiratbete sich und wurde im Jahre 1805 rum außerordentlichen Professor ernannt. Schon in seiner »steck, 1805 erschienenen Schrift: „Geschichte der Leibeigenschaft in Pommern und Rügen" zeigt er sich al» rm unerschrockener Volksfreund; der freimittbige Ton m ihr verwickelte ihn in eine Klage mit den Avligrn, und nur der GerechtigkeitSliebe des schwedischen Königs, dessen Untertban er damals noch war, verdankte er, daß man ibn nicht bestrafte. Noch größeres Aufsehen erregte er mit dem 1806 erschienenen ersten Baude seine» Werkes „Ge^st der Zeit". Er sagte darin prophetisch die kommenden Er eignisse voraus, ein heiliger Zorn wider den korsischen Er oberer glüht darin, und die begeisterte Sprache, zu der ihn dieser hinriß, wirkte in Deutschland wie rin zündender Funke und riß das Volk aus seiner Lethargie empor. Aber nicbt nur durch seine Schriften, sondern auch durch flammende Reden suchte er den patriotischen Sinn deS deutschen Volkes zu beleben. Da- machte Napoleon auf ihn aufmerksam, und nur durch dir Flucht nach Sä w den entging er einem ähnlichen Schicksal, wie der schmachvoll Hingerichtete Buchhändler Palm. Schon batte er für seine Vaterlandsliebe MLrtyrerthaten vollbracht, denn in dem Duell, in welches er mit einem schwedischen Osficier ver wickelt wurde, erhielt er eine ziemlich bedenkliche Verwundung. In Schweden entstand der zweite Theil seine- „Geistes der Zeit". Kühner noch und feuriger in der Sprache, als der erste Tbeil, eindringlicher noch und ernster in den Mahnungen, wie allein es möglich sei, Deutschland aus seiner Erniedrigung zu erretten! Beinahe drei Jahre lebte er in Schweden, bis im Jahre 1809, nach Gustav lV. Tode, eine franzosrnfreundliche Partei ans Ruder kam. Dann verließ er dieses Land und kehrte heimlich in seine Heimath zurück, um später unter dem angenommenru Namen Allmann nach Berlin und dann sogar nach Greifswald zu geben, wo er wieder als Universitätslehrer lbätig war. Aber seine echte Vaterlandsliebe, seine reine Gesinnung trieb ibn schon nach kurzer Zeit wieder hinaus in die Welt, weil sein Herz in Zorn und Scham erbebte, als er sehen mußte, wie alle Wett den siegreichen Franrosen huldigte. Er wandte sich nach Prag Und später nach Petersburg, wo er al« Gast des bekannten Barons von Stein lebte. Im Januar 18 t 3 kehrten Beide nach Deutschland zurück und Arndt begann aus-Neue durch feurige Trutzliever und kübne Reden und'Schriften daS Volk geget, Napoleon auszuwiegeln. ES würde zu weit fuhren, h,«r alle die zahlreichen Schriften zu erwähnen, die er schrieb; es genüge der Hinweis, daß sie auSnadmsloS sich mit der Befreiung des Vaterlandes au- den Fesseln der Fremdherrschaft befassen. Aber jetzt war die Zeit gekommen. "N gütige- Geschick seine Muse zu ibren böchsten vollendetsten Aeußerungen begeisterte — seine schönsten Vater- lanvsttrver sang er jetzt. l<^So.,. B. das wunderbare: „Des deutschen Vater. NaS ist des Deutschen Vaterland? Ist'» Pskutzenland, ist'- Schwabenlan-o Jü's, wo am Rhein die Rebe blübt? JckS. wo am Belt di« M0,e zieht? O nein! nein! nein! Seln Vaterland muß größer sein! Auch da. -ewaltige „Vaterlandslied": Ter Gott, der lkisen wachs», ließ, a^er wollte keine Knechte; D'rurn gab er Sabel, Schwert und Svieß Dem Mann in seine Rechte. D nun gab er ihm den kühnen Mutb Den Zorn der freien Revr, ^ Daß er bestände bi« aui'S Blot. »l» in den Tod di» Fehde Zeit den Saiten seiner Leyer. Arndt stand noch immer ,m nächsten Verkehre nut Strir!» der «! der Spitze der preußischen Centralverwaltung stand. Er wurde von diesem mit der Ausführung wichtiger Missionen betraut, und erst nach dem Friedensschlüsse wandte er sich wieder seiner Wissenschaft zu. Im Jakre 1818 wurde er als Geschichtsprofessor an der neugegründeten Universität Bonn angeftrllt. Aber seine akademische Lehrtätigkeit war noch von kurzer Dauer; schon im September 18l9 wurden seine Papiere wegen deS auf ihm ruhenden Verdachtes demagogischer Umtriebe mit Beschlag belegt, er selbst im November 1820 seines Amtes entsetzt und im Anfang des Jahres 1821 die Eriminaluntersuchung gegen ihn eröffnet. Aber obwohl die Gerichte zu keiner Ueberzrugung von seiner Schuld gelangen konnten, blieb er doch seines Amtes entsetzt, wenn er auch den Gehalt voll auszezahlt bekam, und erst 1840 erhielt er durch einen Gnavrnact Friedrich Wilhelm IV. sein Amt und seine Papiere zurück. Die Lauterkeit seines Gemüthes, seine fromme, christliche Gesinnung und sein starkes Herz erkennen wir ans den schönen Kirchenliedern, die er gerade in seiner Dulderzeit gesungen hat. Auch die liefe Niedergeschlagenheit über das ihm wider fahrene Unrecht macht sich in seinen Liedern kund. Auf die langen Prüfungsjahre folgten jetzt Jahre der Freude und des Glücks. Die Universität Bonn wählte den hochverdienten Dichter im Jahre 1841 zu ihrem Rector, der König von Preußen zeichnete ihn 1842 durch Verleihung deS Rothen Ädlerordens aus, nachdem er schon vorher vom Bayernkönig ausgezeichnet worden war, und als er im Jahre 1848, fast 80 Jakre alt, von dem 15. rheinprrußischen Wahlbezirk« in die deutsche Nationalversammlung gewählt wurde, wurden ihm begeistere Ovationen vom Volke dargebracht. Er starb am 29. Januar 1860 zu Bonn. Dir Nachwelt hat an dem begnadeten Sänger nach ihren Kräften gut zu machen versucht, was die Mitwelt an ihm verbrochen bat. Sie hat ihm an der Stätte, wo er der Welt Unvank Jahrzehnte lang ertragen mußte, als Lohn für seine aufopfernde, von den lautersten Gefühlen eingegrbene Vaterlandsliebe, rin bronzene- Standbild errichtet, und auch der 87 m hohe Thurm auf dem Rugard auf der Insel Rügen ist seinem Andenken gesetzt. Aber wie klein und gering sind diese vergänglichen Denkmäler gegenüber dem un vergänglichen, das er sich selbst durch seine Lieder gesetzt hat!
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