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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.01.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950129026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895012902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895012902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-01
- Tag1895-01-29
- Monat1895-01
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Tabellarischer und Zifirrnfntz nach höherem Tarif. Ertra-Beilagen (gesalzt), nur mit L« Morgen-Ausgabe, ohne Postbefördernng 80.—, mit Postbesördrruag 7V.—. Ilmraiimeschluß für Anzeige»: Abend-Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr. Marge «-Ausgabe: Nachmittag« «Uchr. Soun- und Festtags früh V,S Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Er-e-tti»» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig Dienstag den 29. Januar 1895. 89. Jahrgang. * Leipzig, 29. Januar. Der Reichstag beginnt heute die erste Lesung ver Grwerbc- »r-nungsnovelle, deren sehr verschiedenartige Bestimmungen eine sehr verschiedene Beurtbeilung erfahren dürften. Ist im Allgemeinen nicht zu verkennen, daß die vorgeschlagenen Aenderungen durch Mißstände veranlaßt sind, so begreift sich andererseits die Besorgniß durchaus solider Geschäfts kreise, von den geplanten Beschränkungen des Ber- kehrs mitgetroffen zu werden. Dabin gehört auch der Buchhandel. Artikel 7 der Novelle stellt als Regel hin, daß die Handlungsreisenden Bestellungen auf Waaren nur bei Gewerbetreibenden aufsuchen dürfen, in deren Gewerbebetriebe Waaren der angebotenen Art Verwendung finden. Der Bundesrath kann für be stimmte Waaren Ausnahmen zulasten, den Besuch von Consumenten durch Detailreisende also weiterhin ge statten. Alle anderen Waaren dürfen Consumenten in ihrer Behausung nur dann angeboten weiden, wenn der Reisende einen Wandergewerbeschein gelöst hat, mithin als Hausirer auflritt. Nun aber ist ein sehr erheblicher und wirthschaftlich wie kulturell hochwichtiger Theil der deutschen Büchererzeugung bei dem Absatz auf die Vermittelung von Personen angewiesen, die Bestellungen beim Publicum direct auszusuchen. Es sind darunter nicht die Ex porteure zu verstehen, die ihre Waaren mit sich führen und schon jetzt den Vorschriften über den Hausirhandel unterliegen, es handelt sich um Reisende, die mit der Effectu- irung der erhaltenen Aufträge sowie mit der Eincassirung nicht befaßt sind und der Natur der Sache nach gar nicht befaßt sein können. Zahlreiche VerlagSartikel, namentlich große, auf weite Kreise berechnete Sammelwerke, werden zum beträchtlichen Theile durch BuckhandlungS-Detailreisende bei Privatpersonen abgesetzt. Für die deutsche Conversationslexika z. B., über deren Bildungswerth wohl nichts mehr gesagt zu werden braucht, ist diese Form des Vertriebs geradezu eine Voraussetzung der Entstehung. Bei dem ungeheuren Capital, das die Herausgabe eines solchen Werkes in Anspruch nimmt, wird ein Unternehmergewinn nur durch eine entsprechend hohe Auslage möglich gemacht. Die Erfahrung aber hat gelehrt, daß die Sortimenlsbuchhandlungen außer Stande sind, die für ein lohnendes Geschäft nothwendige Anzahl von Exemplaren an den Mann zu bringen. Was von dem Conversationslexikon gilt, trifft auf eiae große Reihe anderer Werke zu, bei deren Herstellung auch wichtige Hilfsgewerbe betbeiligt sind und denen in unserem Export eine hervorragende Stelle zu kommt. Das Verbot des Detailreisens rn diesen Waaren würde einem heimischen Gewerbe, welches zu den blühendsten gehört, einen schweren Schlag versetzen, da es außer Zweifel steht, daß der Zwang, in die Reibe der Hausirer zu treten, gerade die besten Elemente des Standes der Buchbandlungsreiscnden abstoßen würde. Nun darf wohl mit Bestimmtheit angenommen werden, daß der BundeSratb Druckschriften in die Liste der Waaren aufnimmt, die durch Handlungsreisende unmittelbar an Verbraucher ab gesetzt werden dürfen. Die „Begründung" derGewerbeordnungs- Novelle führt als Beispiel für die Geschäftsbetriebe, die etwa ausnahmsweise behandelt werden könnten, den der Wein reisenden an, und eS bedarf wohl nicht der Hervorhebung, daß hei dem Anbietcn von Geisteserzeugnissen weder ein ge ringeres Bedürfnis noch eine größere Gefahr der Schädigung des Publicums, als beim Offeriren von Wein angenommen werden kann. Aber die regelmäßig wiederkehrenden Versuche der einflußreichen CentrumSpartei, den Verkehr mit Druck schriften einzuschränken, rechtfertigen die Beunruhigung des Buchhandels und die Forderung nach einer Sicherstellung gegen künftige Benachtbeiligung. Die „Umsturz-Kommiffion" des Reichstags bat gestern unter Ablehnung des abschwächendcn Antrags Barth den tz. IllL in einer Fassung angenommen, die einige Modi fikationen des am Freitag eingebrachten Antrags des natio- nalliberalen Abg. Boltz enthält. Nach ihr wird bestraft, „wer Aufruhr, Haus- und Landfriedensbruch, Erpressung, Zer- trauen störung fremden Eigenthums und ähnliche in der Richtung des t wirk- Ministervräsident Baron Banffy bat Ichon NI I ödeten hervorgehen, und datz Männer von einer ernsten politv- - . . .. Fracht wird, .^miilerpra,,.. ^ ^ er ganz Lerqangenheit. wie D. Sturdza. Gh.ka, Paucescu und gewatl,ainen Umstürze« liegende Handlungen in solcher der kur-^n Zeit^seiner neuen ^iren und, was er sick I Bernescn derlei vvlkc-verhetzerische Sudeleien als stimmungmachendr ^ Energisch wie andererseits conciliant j Beigabe für ihren Appell an die Bevölkerung benützen, in welchem Weise oder unter solchen Umständen als rühmlich oder erlaubt darstellt, daß die Darstellung geeignet ist, Andere zur Be gehung solcher strafbaren Handlungen anzuregen." Die Formulirung will mithin nur Denjenigen treffen, der bei der Beurtheilung strafbarer Handlungen die Erzielung einer die Rechtsordnung gefährdenden Wirkung im Auge bat, und die ohne Tendenz auf gewaltsamen Umsturz vorgetragene Erörte rung geschichtlicher Ereignisse, sowie die künstlerische Verwendung historischer Vorgänge frcilassen. Auch aus Lein Centrum heraus wurde anerkannt, daß die Fassung Boltz die von der nicht revolutionairen Nechtsüberzeugung gewollte Beschränkung der Anwendbarkeit des tz. t l lrr sichere. Die große Mehrheit, die der Antrag Boltz fand (20 gegen 7 Stimmen), bestärkt die nach der Ablehnung des tz. IN von der „N.-L. C" ver tretene Annahme, daß jene erste, negative, Abstimmung nicht als die grundsätzliche Verwerfung der Vorlage durch die Commission und insbesondere durch die Centrumspartei an zusehen sei. Freilich ist das Centrum unberechenbar, wie das Verhalten seiner Mitglieder in der Geschästsordnungs- cvmmission beweist. Augenscheinlich sucht ein Tbeil der Fraction durch oppositionelles Verhalten einen Druck auf die verbündeten Regierungen auszuüben, um sie gefügiger gegen die ultramontanen Forderungen zu machen, während ein anderer Theil aus dem Wege des Entgegenkommens mindestens ebensoviel, wenn nicht mehr erreichen zu können glaubt. Es läßt sich noch nicht übersehen, welcher Theil der stärkere ist. Die Zurückhaltung, womit man in Ungarn dem Cabinet Banffy in den ersten Tagen seines Bestandes begegnete, weicht allmählich einer fast allgemeinen sympathischen An erkennung und- Zuversicht. War schon der ruhige versöhn liche Ton der Programmrede des Ministerpräsidenten selbst geeignet, das höhnische Gebühren der Opposition, welche mit den neuen Männern ein gar leichtes Spiel zu haben vermeinte, in das Gefühl der Verlegenheit zu verwandeln, so bat die Netze des Cultus- und UliterrichtsminlstcrS Julius WlassicS bei der Cultusdebatte ein UebrigeS getdan, um das Ministerium in der Achtung aller Parteien beträchtlich steigen zu machen. DaS Cutlus-Exposv des jungen Ministers machte aus das ganze Haus einen nachhaltig günstigen Eindruck und mit geringen Ausnahmen äußert sich die gesammte Presse im Tone vollen Lobes über die Cultuspolitik der neuen Regierung. Dieser Theil ihres Programmes legt das Hauptgewicht au' den intensiven culturellen Ausbau einerseits und die Bersöh nung, den Ausgleich der Gegensätze andererseits. Die infolge der krrchenpolitischen Action verstimmten Confessionen sollen, ohne principielle Tangirung der vom Cabinet Wekerle übernommenen epochemachenden Reformen, beruhigt, die scharfen Contraste, die daS Parteilehen aufzuweisen hat, nach Thunlichkcit gemildert werden. Daß das Cabinet an der Reception der Juden festbält, wird schwerlich noch auf weit reichenden Widerstand stoßen, und der Ausweg, der Forderung der ConfessionSlosigteit, die auch in den Reihen der liberalen Partei nicht überall vollen Anklang gefunden hat, im Ver- ordnungswege gerecht zu werden, statt sie gesetzlich zu sixiren, ^ ouck, all- l sckriften in der Provinz vertheilt, welche aus der Annahme glücklicher angesehen werden und wiro ^ I des Berggesetzenlwurses nichts mehr und nichts weniger als Nimm, man Volks- vor Nimmt man wdj.f I die Verdrängung und Vernichtung des rumänischen Vo! sich das Regierungsprogramm im Allgemeinen die e ..durch rothhaarige Auswürflinge' prophezeiten, „ Wiederherstellung der Harmonie zwischen xrone » * I Wühlereien nach Kohle und nach Erzen nicht einmal ment, ferner ein beruhigendes der! die Gebeine auf den Friedhöfen Rumäniens Ruhe haben Nationalitäten und schließlich d'-ruckbaltlo e ^ würden". auf dem I867erAusgleichsgcsetze fußenden staatSr > I Bedauerlichste an der Sache ist. schreibt die „Pol. Corr." hältnisse zur Ausgabe gestellt hat, so verstem man diese gewissenlosen Schmäh- und Hetzschriften aus dem Preß- welches den Männern des ..neuen Curies I nation-illiberalen Partei und ihrer oppositionellen Ber- vorgenommen, ederiio cnergl,w, «v Cabinet gern I letztere zur Unterzeichnung einer an den König zu richtenden Petition durchzusübren. Die Opposition, welche ». I ^gen dnö Berggesetz ausgrfordert wird. Großen Erfolg wird nun llebergangSministerium gesehen hatte, «sl I I zwar dieser Appell keineswegs haben. Aber es ist doch sehr be» Wege, ihre Selbsttäuschung zu erkennen zeichnend für die geheimen Wünsche der oppositionellen Volks» verhetze», daß ihre publlcistischcii Organe schon jetzt Gerüchte über deren Beilegung militairijche Maßregeln weder nothwendig waren, noch auch in Anwendung gekonimen sind. Tbatsackie ist allerdings, daß die Präsidenten des Senats Unter dem ^itel Disciplin oder Abrüsten!" hatte I chx neue Bauernrevoltcn verbreiten, welche sich nach In Lckmcirer Generalstabsmajor Gertsch, ein I sor,Nationen aus auibcntischer Quelle als kleine locale Ruhe- bekannU.ch der Schwener ^ ohne j^eden politischen Hintergrund erweisen, zu noch jüngerer, begabter —sste . ihr die » deren Beileauna militairijche Maßregeln weder notbwendia waren, die schweizerische Armee sei nicht seldtuä ig. da ihr ou nötkige Disciplin mangele, auch manche leien nicht tät"g genug. ^er ^ ^gesetzte I und der Kammer Bedenken gegen die Bestimmung des wolle"' un? rüclit wie er wolle! Dann erst bestehe I Gesetzes hegten, daß die Uebertragung der Gerechtsame ,auf wabre Discivl.n und eine krieastüchtigc Armee. Wolle aber I immerwährende Zeiten" stattsinden könne, allein diese Be- di? Sckwe? dieses ^icl nicht erreichen, dann gebe sie denken sind dadurch beseitigt worden, dag nunmehr blos eme d e Millionten welche daS Militair verschlinge, nützlicher für zeitliche Belehnung ,n Aussicht genommen ist. Dre beiden andeie ^w tte' aus daber dic Wahl: „Disc.pl,,, oder Ab- Präsidenten haben denn auch erklärt, baß sie dem Gesetz rüsten'" Die Broschüre führte zu einer allgemeinen Polemik, principiell zu,timmen und d,e M.msterkrise ist demnach dor- ^deren VeÄer m^ persönliche Angr.ffe er- läufig beseitigt. Das Gesetz scheint aber so unpopulär "eidcn obschon er ohne Zweifel in redlicher Absicht die ru sein, dag es möglicherweise doch noch der Stein des An- Brosch'üre schrieb. Aus letztere ist sehr wahrscheinlich die I stoßes wird, über welchen das Ministerium fallt. Kundgebung zurückzuführen, welche der Chef de-DUlitair-1 tepartements, Bunvesrats Frey, wie erwähnt, an die Waffen-1 und Abtheilnnaschefs der schweizerischen Armee gerichtet bat. I Deutsches ^teuy. Sie lautet den „M.N. N." zufolge: „In letzter Zeit haben ein-1 ^ Berlin, 28. Januar. Im Wahlkreise Eschwege- zelne Beamte des MilitairdepartementS sich gedrungen gesuhlt, I Wjtzx„hausen-Schmalka lden beginnt in dieser Woche in öffentlichen Broschüren und Zeitungsartikeln die Frage zu I tzjx Wablbewegung, und nicht ohne einigen Humor ist es, die discutiren, ob in unserer Armee die richtige Mannszucht >wieder einmal an der Arbeit zu sehen. Da herrsche. Die Frage wurde in diesen Kundgebungen rundweg I sjch^ dann Alles, was an Landsknechtskünsten verneint und damit eine öffentliche Polemik veranlaßt, welche l „enestens in Schwung gekommen ist. Herr Liebermann das Ansehen der Armee und unserer militairischen Einrichtungen I yyn Sonnenberg Erläßt Kundmachungen, die von einem schädigt Es läge nabe, zu erheben, ob die erwähnten Militär-1 Gxjff hxx Ueberhebung getragen sind, als habe er beamten, welche unserer Armee die Maunszucht und die Feldtuch-» nicht nur diesen einen Wahlkreis, sondern überhaupt .t'.gke? or>r aller Welt glaubten absprechen zu sollen, sich ,n ihrer I Hst gesammten Wahlkreise des deutschen Reiches zu be- PolblniknichtselbermirderDisciplininWiderspruchzesetztbaben. I Obiger Verfügung in der Tasche. Er, der eigentlich Wir scben uns indessen zur Zeit nicht (!) veranlaßt, der ^ache I mit den Wählern des Kreises schuldigermaßen darüber noch nach dieser Richtung weitere Folge zu geben. Dagegen halten I Wort sprechen sollte, daß er ihnen vor zwei Jahren wir eS für ang-zeigt, Ihnen zu eröffnen, dag wrr Kund-> H^ir ^uß persönlich zugeführt und so freundschaftlich warm gedungen von Beamten des Müitarrvepartements , welche I Empfohlen habe, setzt sich über solche Anstandspflichten weit geeignet sind, durch eine einseitige und alles Maß über-1 hält sich auch nicht etwa diesmal persönlich zurück, schreitende Kritik die Begriffe zu verwirren , sowie da-, I s^hErn führt nun den Pastor Jskraut als Candidaten ein, Wehrwesen und die Ehre der Armee zu schädigen, für ver-1 ^ie wenn die Wähler nichts weiter zu thun hätten, werflich eracktcn und daß wir uns weitere Maßregeln vor-1 aH diesem blindlings ihre Stimme zu geben. Genau behalten, falls hierzu in Zukunft sollte -Veranlassung gegeben l mje im Jahre 1893 und nachher bei allen Ersatz werden." Miliz-System! I wählen tritt an Stelle der politischen Argumente I daS Mittel der Verblüffung. Für Leuß zogen seinerzeit die Je näher für das rumänische Parlament die Ent-1 Agitatoren, beiläufig gesagt, Persönlichkeiten, die unter an- scheidung über die Bcrggesetzvorlage beranrückt, welche I genommenem Namen auftraten, durch die Dörfer und sagten bekanntlich im Interesse des Landes die Uebertragung der I den Wählern: Leuß werde ja doch gewählt, es sei am Bergwerksgerechtigkeit an alle die gesetzlichen Vorbedingungen I einfachsten, ihn gleich mitzuwählen. Mit derselben Sicher erfüllende Bewerber ohne Unterschied der Staats-1 beit hörten wir später im 22. sächsischen Wahlkreise den ange Hörigkeit vorsiebt, um so krampfhafter werden die I Antisemiten Schildert seine Wahl prophezeien, und kürzlich Bemühungen der Opposition, die große Masse gegen dieses I bei der Wabl im zweiten anhaltischen Kreise erklärte der Project aufzuhetzen. Meetings werden abgehalten und Hetz-1 Antisemit Fischer einer Versammlung in Gernrode: er Graf Jarl. 8«! Roman von Hermann Heiberg. Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) Ein paar Stunden vor Ankunft der aus dem Pastoren- bauS geladenen Gäste, zu denen Comtesse Leonore noch Pächter Claudius, Fräulein Marxen, Hachmann und Klinck geladen, wanderte Graf Adam, von einem Guls-Jnsprctions-Spazier- gana heimkehrend, mit Eva durch den Park. In der strahlfarbenen Herbstluft stiegen die Bäume mit ihrem gelben, braunen und kupferrothen Laub in reizvoller Schönbeit empor, und die fernsten Gegenstände erschienen in dieser kühldurchsichtigen Atmosphäre in plastischer Greifbarkeit. Eva fröstelte anfangs und büllte sich fester in einen weiß seidenen, sogenannten indischen Shawl mit lang berabbängen- den Fransen, den ihr ihre Tante — ein Ueberbleibsel früherer Tage und Mode —, beim Heraustreten um die Schultern gelegt batte. „Wenn Dich so einer Deiner vielen Verehrer erblickte, Eva", hob Jarl an, „würde er Dir gleich zu Füßen fallen, so niedlich siehst Du auS!" Aber bevor noch das junge Mädchen unter einem mit webmütbigem Ausdruck begleiteten Achselzucken zu einer Ant wort anheben konnte, tauchte unten am Parkrande, auf einem Fußwege, durch den eine Verbindung zwischen dem rechts und links sich außerhalb des Reviers binziehenden Landweg ber- gestellt war, ein junger Soldat auf. An seinem Arm hing ein allerliebstes Bauernmädchen aus dem Dorfe Horst. Da die beiden verlobten jungen Leute so sehr rn einander vertieft waren, daß sie gar nicht beachteten, was ringsumher vorging, blieb der junge Mensch plötzlich sieben, umarmte das hübsche Kind und drückte ihr einen herzhaften Kuß auf den frischen Mund. Jarl und Eva gerietben gleichzeitig ins Lachen und Eva stieß angeregt beraus: „Ist das nicht Eure Dragoner-Unisorm, Adam? Weißt Du, daß ich erst glaubte, Baron von Hadeln käme plötzlich am Tannenweg dabergeschritten?" Diese Aeußerung kam Jarl für eine weitere Anknüpfung de- von ihm beabsichtigten Gesprächs außerordentlich gelegen. „Nein", «ntgrgnete er leicht, aber mit künstlich ernster Miene. „Leider war er's nicht. Aber wie gern Hadeln hier sein würde, wieviel ihm daran gelegen wäre, mit einer ge wissen kleinen Comtesse, so wie jener Gefreite eben einher- ruwandeln und sie auf ihren feinen Mund zu küssen, das weiß Niemand besser als —" Aber er sprach nicht aus, weil Eva Campe, blutroth im Gefickt, den Schritt bemmte. Ein förmliches Erschrecken batte sie bei ihres Onkels uner warteter Rede erfaßt, und statt ihm, wie noch kurz vorder, mit freiem Auge zu begegnen, hielt sie eS gesenkt und schüttelte den Kopf wie Jemand, dem man etwas erzählt hat, daS er durchaus nicht hören will. Ein böser, fast prüder Ausdruck legte sich um ibre Mundwinkel. „War, was ich sagte, so schlimmer Art, meine kleine Eva?" lenkte Jarl schmeichelnd ein und legte seinen Arm um ihre Gestalt. Und da sie nichts erwiderte, fuhr er rasch und belebt fort: „Ich habe nämlich schon lange einmal sehr ernstbaft mit Dir sprechen wollen, mein liebes Mädchen. Ich wollte Dir sagen, daß Hadeln Dich liebt, daß ibn, seitdem er mit Dir in Osnabrück zusammen gewesen ist, der Gedanke nicht läßt, Dich zu seiner Frau zu machen." „Erst gestern bat er in diesem Sinne wieder an mich ge schrieben, aber auch zugleich sehr schwermüthiz betont, daß er wisse, wie so gar keine Hoffnung er sich zu machen habe." „Zu seiner tiefen Bedrückung tritt auch noch etwas Anderes Deine Eltern haben ihn bei einem Besuch, den er ibnen ge macht hat, in verletzender Form abgewiesen. Es richtet sich daS freilich nicht gegen ihn, sondern gegen mich. Man trägt ihm nach, daß er mein Freund ist. — Hadeln scbreibt mir nun, obsckon er nicht weiß, daß Du Dein Schicksal fortan in meine Hand gegeben hast. Der arme Kerl ist in einer so verzweifelten Stimmung, daß er einen Gewaltstreich begeben will. Er nimmt so zu sagen Abschied von mir, und ich be finde mich seinetwegen in großer Aufregung." Bisher hatte Eva nichts gesagt. Nur die Farbe hatte jäh in ihrem Angesicht gewechselt. Das. was an keinem Menschen ohne Eindruck vorübergebt: von Jemandem, den man schätzt, geliebt zu werden, hatte auch sie ergriffen. Aber sie war ibm auch gut wie keinem der jüngeren Männer, die ibr biöber begegnet waren. Sie sab in Hadeln den vollendeten Cavalier und hing zugleich mit schwärmerischer Verebrung an seiner Mutter. Hadeln's gekörten zu jenen, Ekre und vornehme« Ver halten über Alle« setzenden Personen des alten Adel«. „Ein Gewaltstreich» sagst Du, Adam. Um Gotteswillen, was will er thun?" stieß sie, ihr biskeriges Schweigen brechend, ,eraus und sab ihren Begleiter anzsterregt an Im ersten Augenblick drängte sich diesem der Eindruck auf, daß seiner Nichte Unruhe nur aus jener allgemeinen Sorge »errühre, die ein fühlender Mensch dem andern entgegen ragt. Da sie Alles, was er sonst geäußert hatte, völlig um ging, wurde er darin bestärkt. Aber als er sie dann sanft umschlang und mit tiefem Ernst betonte: „Nun ja! Hadeln ist rasend in Dich verliebt, — er kann ohne Dich nicht ferner leben, Eva!" — wurde er eines anderen belehrt. Die Büste unter dem indischen Seidentnch hob sich in stür mischem Aufruhr, in die Augen trat ein Ausdruck von selig rohlockendem Glück und ein sanft gehauchtes: „Isi s wahr, ist's wirklich war, Avam? Hat er mich gern ?" drang, während sie mit verschämt erhobenem Auge die Antwort von seinen Lippen zu lesen suchte, aus ihrem Munde. In ihrem Innern hatte in diesem Augenblick nichts Anderes Raum als seliges Hoffen. In Graf Jarl aber stieg ein Gefühl der Befriedigung aus, wie er eS seit lange nicht empfunden hatte. Eine bessere Lösung für die zwei Menschen, die er neben Tessa und Leonore am meisten auf der Welt liebte, konnte es nicht geben. Durch eine Verbindung zwischen ihnen wurden chwierigkeiten hinweggeräuinl, deren Beseitigung bis dahin unmöglich schien, und sicher war'S, daß in diesem Falle Braut werber gewesen zu sein, ibn nicht gereuen werde. Menschen so vortrefflicher Art wie Hadeln und Eva würden nie vergessen, was sie sich am Altar gelobt, aber sie traten fülllen"'^ Prester, ohne diese Sicherheit in sich zu Gras Adam und Eva waren eben bei ihrem Wandern an einen versteckten Weg gelangt, durch den man den südlichen Ausgang aus dem Park nach dem alten Schloß gewann ^ Tw^ch eine Dunkelheit geschützt - wurde Herden das Reden leichter, und als nun Jart mit deutlich ge faßten Worten fragte, ob er Hadeln schreiben könne, daß er sich Hon,lung machen dürfe, griff da- junge Mädchen wie ein SchuU klnd nach je.ner Hand, preßte sie, daß ihm die F.nger schmerzten, und bestätigte daS stumme Jawort durch wiederholtes Bewegen drS Hauptes. ° "UN? Ist'« ein Ja!" fragte trotzdem Jarl, als ob er nicht versteh«. ' Sie nickte eifrig, und dann sprach sie auch ein paar Wörtlein, durch die sie an den Tag legte, was sonst noch in ihres Herzens Tiefen sich verbarg. „Ja, ich will, Adam! Aber nicht wahr? Wir Drei werden unS im Leben nicht mebr trennen? Du verläßt uns nicht?" „Nein, nein, mein Kind, und höre bier in dieser feier lichen Stunde! Ich werde Euch nie verlassen, stets an Eurer Seite stehen, als wäret ihr meine Kinder! Gewiß! ES hat dies gegenwärtig eine geringe Bedeutung. Ich bin ein armer Edelmann! Aber wir sind noch nicht am Ende der Dinge. Ich glaube an meinen Glücksstern? Und im Uebrizen: Leonore wird die Versöhnung zwischen Dir und Deinen Eltern zu vermitteln suchen. Ihr wird es — ich hoffe es — gelingen, und dann braucht ihr mich gar nicht!" „O Du, Du Unvergleichlicher!" hauchte das glückberauschte Geschöpf und warf sich stürmisch an ihres Onkels Brust. Er aber faßte den von der weißen Seide eingehüllten Kopf, schaute ihr lange und tief in ihre, unter dem Blond der Haare strahlenden, dunklen Augen und küßte sie sanft auf die demüthig und glücklich sich schließenden Lider. Nun gingen sie eilender, da die Zeit drängte, dem alten Schloß zu. » * . DaS Abendessen, das Jarl von Leonore hatte bereiten lassen und das eine Stunde nach Ankunft der Gäste in dem mir hohen, gotbischen Fenstern und altgeschnitzten Möbeln versehenen Speisezimmer ausgetragen wurde, war vortrefflich. Die Köchin hatte Vollendetes geleistet, und namentlich Claudius gab nach Aufhebung der Tafel darüber seiner Befriedigung Ausdruck. Aber er hatte auch sonst viel zu reden, nachdem Graf Adam für kurze Zeit das von den Herren aufgesuchte Rauch zimmer verlassen hatte, um nack Darbietung von Cigarren noch einmal zu den Damen zurückzukehren. Er sagte, den Rauchs in die Luft blasenv: „Sagen Sie, lieber ObergutS-Jnspector, hat Graf Adam denn noch immer nichts verlauten lassen, wer fein Nachfolgerist? „Wissen Sie, was ich gehört habe? Er wird Comtesse Campe, seine Nichte, beiratben. Der alte Campe will Horst für die Familie zurückkausen. Fräulein Marxen ist da- als bestimmt erzäblt worden. Der Schlußsatz hob freilich jede Glaubwürdigkeit des Berichtes auf. Was Fräulein Marxen mittheilte, stellte sich fast ausnahmslos als Hirngespinnst heran-. Sie erfand Ge schichten und gab sie als Thatfache zum Besten.
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