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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.02.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189502177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18950217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18950217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-02
- Tag1895-02-17
- Monat1895-02
- Jahr1895
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.02.1895
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Bezugs.PreiS G t« Hauptexpeditton oder de» tm Bftd^ bezirk »ud de» Bororten errichteten Ap«. anbestrllen ab geholt: vierteljährlich ^4.5L Sei »weimaliger täglich« Zustellung ins Hans 5.50. Durch die Post bezogen für Lentschlaud m>d Oesterreich: viertel,»brlich ^l . Direct» täglich« Kreu-bandiendnng kos RuOaud: monatlich ^l 7.50. LKMorgev-Nnsgab, erscheint täglich '/,7Uhr^ HK Tbend-Lnsgabe Wochentag» 5 Uhr. Nrdartt-i» «nd ErvedM-«: -otza»«es,oß» 8. Dte lrpedilio» ist Wochentag» nnnntrrbroche» tedlsuet »o» früh S dis Abends 7 Uhr. Filiale»: Veto «e»»'s Eorft«. (Alfred HaH»X UniversttätSktraß» t. Lonis Asche. Mrthariuenstr. »4, pari. uud königsplntz T tWmerTllgelltaü Anzeiger. Organ fiir Politik, Lolalgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. A«zeige»'Prei- dle «gespaltene Petitzeile 20 Pfg. keelame» untre dem Redaetioosstrkch lüg»» spalten) 50>4, vor den Famtlieanachrichte, (6 gespalten) 40/-. Größer» Schriften lau» naserem „Woks- verzetchniß. Tabellarisch« und ZifftrastlH »ach höherem Darts. Ertra-Yeila^« (gefalzt), »»«mit de, Morgen.Knsgabe, oh»» Poftdesördernng >l 60.-. mit Vostbefitrd««», TO.-- Amkaweschlaß fiir Aqeisr»r Ub«»d«>u»gabe: Vormittag» IS Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags üUhr. Sonn- and Festtag» früh '/,9 Uhr. Bei de» Filialen und Annahmestelle» je ein« halbe Stande früh«. «uzeige» find stet» an HK «rvedtttou Pi richte» Lrack »nd «erlaq von «. Bolz st» Leipzig 88. Sonntag den 17. Februar 1895. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Die Stücke 4 and 5 des diesjährigen NrichSgesetjblatteS sind bei uns eingegangen und werden bis zum S. März d. I. auf dem NathhauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich aushängen. Dieselben enthalten: Nr. 8810. Verordnung, betreffend das völlige Inkrafttreten der auf die Sonntagsruhe bezüglichen Bestimmungen der Gewerbeordn unasnovelle vom 1. Juni 1891. Vom 4. Februar 1895. Nr. 8211. Bekanntmachung, betreffend Ausnahmen von dem Verbote der Sonntagsarbeit im Gewerbebetriebe. Vom 5. Februar 1885. Nr. 8812. Bekanntmachung, betreffend eine II. Ausgabe der dem Internationalen Uebereinkommen über den Eisenbahn- frachtverkehr beigefügten Liste. Vom 86. Januar 1895. Leipzig, den 12. Februar 1895. Der Rath -er Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegel. OeffenMche Sitzung -er Stadtverordneten Mittwoch, den SV. Februar 18S5, Abends SV, Uhr. tm Sitzungssaale am Raschmarkte. Tagesordnung: ^1. Bericht des Bau-, Oekonomie- und Finanzausschusses über: Abtrennung eines Arealstreifens von den, Platze III und dessen Hinzuschlagung zu dem Platze IV des zwischen der Earl Tauchnitz-, Ferdinand Rhode-, Wächter- und Grajsi- Straße gelegenen Baublocks, ll. Bericht deS StiftungS-, Bau- und Oekonomieausschusses über: ». Ankauf der Feldparcellen Nr. 151/153, 160/162 des Flur- buchs für Dölitz; b. Ankauf der Parcellen Nr. 40 und 67 des Flurbuchs für Stünz und eines Tkeiles der Parcelle Nr. 68 desselben Flurbuchs, sowie Gewährung einer Provision; o. Berwerthung deS jetzigen Grundstücks der Specht-Siistung in Leipzig-Gohlis und Neuanlage der Stiftung auf der von dem Johannishospital zu erwerbenden Parcelle Nr. 366 für Leipzig-Gohlis. HI. Bericht des Finanz-, bez. Berfassungs- und Bauausschusses über: Eonto32 „Schauspielhäuser", Conto 40 „Quartieramt", Conto 43 und Specialbudget „Lagerhos", Specialbudget .Leihhaus und Sparkasse" unh.SpeciaUmdget „Sparkassen der Vororte" de» HanShaltplaneS auf da» Jahr 1895. Bekanntmachung. Wir haben beschlossen, in jedem bewohnten Grundstücke der Stadt ein Schild anbringen zu lasten, auf dem di« nächsten Fener- meldestellen. die Bezirkspolizeiwache und die nächste Sanitätswache deS Samaritervereins verzeichnet sind. Die Schilder sollen so augenfällig angebracht werden, daß sie von Jedermann beim Austritt aus dem Hause gelesen werden müssen. Wir richten an die Hausbesitzer das Ersuchen, den mit der An bringung der Schilder Beauftragten Feuerwehrmannschasten den Zumtt z« ihren Grundstücken zu gestatten und ihnen ihre Wünsche über Art «nd Ort der Anbringung bekannt zu geben. Leipzig, am 13. Februar 1895. Der Math der Stadt Leipzig. Id. 658. vr. Georgi. vr. Just. Bekanntmachung. Zur Beschaffung von Heizmaterial für Arme sind uns weiter zugegangen: 5 unter dem Zeichen L. O., 3 - unter dem Zeichen L., 80 - unter dem Zeichen k., 30 « Ueberschuß einer Lotterie voll hiesiger Ortsgruppe deS Riesengebirg-Bereins, 20 » unter dem Zeichen ^1. v., 30 - von einem Herrn, dessen Name verschwiegen werden soll, 108 in Summa, worüber wir mit dem herzlichsten Danke quittiren. Leipzig, den 16. Februar 1895. Da» Armenamt. Hrntjchel. Schicker. Grennholz-Auction. Montag, den 18. Februar d. Js., sollen von Bormittags s Uhr an im Eonnewttzer Forstreviere auf dem Mittelwald, schlage im Rouneuholze (in Abch. 40) ca. ISO Hausen Abraum und ISS Haufen Schlagreifig (Langholz) unter den im Termine auShängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden an Ort und Stelle verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem Mittelwaldschlage in der Nonne, ohnweit der „Nassen Wiese". Leipzig, am 1. Februar 1895. DeS NathS Korftdeputation. Vermiethung. In de» nachgenannten, der Stadtgemeinde Leipzig gehörigen Grundstücken sind folgend« Miethräume gegen viertel- bez. halb- jährige Kündigung zu vermirthea: I) NathtzauSgebande — Wein-Kellerei —, 8) Alte Börse — Nafchmarkt — Berkaussgewölbe Nr. 3, 3) Talzgätzche« Nr. 2, ein BerkaufSgewölbe im Erdgeschoß, 4) Neumarkt Nr. 11, eine Wohnung im V. Obergeschoß, 5) Grotze -letschergasfe Nr. IS — Goldene Krone — eine Wohnung im II. Stock, Hof recht-, 6) Petersftetnweg Nr. 17 — Grüne Linde — eine Wohnung im II. Stock deS Hintergebäudes, 7) Windmühle,,,'tratze Nr. 7, ». BerkaufSgewölbe im Erdgeschoß, d. eine Wohnung im I. Stock (Tr. -I), v. eine desgl. im II. Stock recht-, 8) Neitzrnhainer Strotze Nr. 126 ln Leipzig-Thonberg, eine Wohnung im l. Stock recht-, S) Neiüenhatner Strotze Nr. 1S2 in Leipzig-Thonberg, eine Wohnung im I. Stock links, 10) Tlarastratze Nr. 1« in Lechzt,-Neuschönefeld, 5 Keller- abthetlungru, II) GemetndeamtSstratze Nr. S in Lechzt,-Ltndena«, ». eine Wohnung im II. Obergeschoß link-, d. eine Wohnung im II. Obergeschoß recht«, Die Mietdräum, unter 6. 9, 10, 11», 11d sind sofort, diejenigen «irr 4 Vom 1. Mürz, diejenigen unter 8, 3, 5, 7», d. o, 8 oo« 1. April und diejenigen unter 1 Vom 1. Znlt 180a ab zu vrruitethen. Miethgesuche werden aus dem Rathhause, I. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, entgegengrnomme». Leipzig, den 5. Februar 1895. Der Nath »er Stadt Lechzt,. Vr. Georgi. Morche. 1. 3. OeffenMche Sitzung der Handelskammer Dienstag, den IS. Februar 18SL, Nachmittags S Uhr. tn deren Titznngssaal, Neue Börse» Tr. 4, I. Tagesordnung: Registrandc. Bericht über die jüngsten Sitzungen deS Königlich Sächsischen EisenbahnrathS zu Dresden und des Königlich Preußischen Bcz-rks-Gisenliahnraths zu t-rsurt. Berichte des Beriassnngs- und Wa l-AuslchusseS über a) die Wahl von Abgeordneten zum Deutschen Handelstag; d) das Gesuch um Förderung des Vereins für den Schu»; deS gewerblichen GigeuthmuS; e) die Einladung zur Haupl-Verjainmlung des Central-Vereins für Hebung der deutschen Flutz- und Eanal-Lckiffiahrt. 4. desgl. des HandtlSgejetzgrbungs-Ausschusses über n) die Ein- gäbe des Leipziger Lrogisten-Vereins, die gesetzliche Stellung des Drogenhandels belr.; d) die Verordnung des König, lichen Ministeriums des Innern, Regelung der Sonntags- Arbeit in den vorwiegend mit unregelmäßiger Wasserkraft arbeitenden Betrieben betr.; a) die Behandlung der Frage der Bestechung in dem Gesetz über den nnlanieren Wett bewerb; cl) bas Ersuchen des Königlichen Amtsgerichts h er, einen Haudclsgebranch im Nauchwaarc» - Geschält belr.; e) den Fragebogen deS deutschen Vereins zum Schu^ des gewerblichen Eigenthums über das Musterschutz- Gesetz. 5. Bericht des Zoll- und Steuer-Ausschusses über die Ver- Ordnung des Königlichen Ministeriums des Innern, die Mehl-ÄuSbeute von Weizen und Roggen pv. betr. 6. Bericht über die Frage einer veränderten Behandln», -er Drucksachen im Poftverkchr. Hierauf nichtöffentliche Sitzung. Anmeldung zum Anschluß an die Stadt-Fernsprecheinrichtung. Neue Anschlüsse an die Stadt-Fernsprecheinrichtung in Leipzig sind, wenn die AnSsührnng in dein im Monat April beginnenden ersten Bauabschnitt des Rechnungsjahres 1895 96 gewünscht wird, spätestens bis zum 1. März bei dein Kaiserlichen Stadt-Fernjprech- amt hier, Grimmaijcher Steinweg Nr. 3. II., anzumelden. Später eingehende Anmeldungen können erst im nächstfolgenden, am 1. September beginnenden Bauabschnitt berücksichtig! werden. Einer Erneuerung der bereits vorgemerkten Anmeldungen bedarf es nicht. Leipzig, Len 9. Februar 1895. Der kaiserliche Ober-Vostdtreetor, Geheime Lber-Postrath. Walter. Erledigt hat sich der gegen den Naturheilkuadigen Friedrich Bernhard Winkler ans Geithain unter dem 14. Februar 1895 erlassene ! Steckbrief. Leipzig, den 15. Februar 1895. Königliche Staatsanwaltschaft. vr. Dürbig. Die städtische Sparkasse beleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 1. Februar 1895. Die Sparcafsen-Tcputation. III. Realschule (Pestalozzistratze). Die Aufnahme-Prüfung findet am Sonnabend» den 23. Februar 18V5, früh 8 Uhr statt. Papier und Feder sind mitzudringen. Leipzig, den 16. Februar 1895. k. kiselier, Direktor. Bau-Areal, in nächster Nahe des Bahnhofes und der Harthwaldung schön gelegen, hat billig zu verlausen der Stadtrath zu Zwenkau. Bekanntmachung. Die neubegründete, mit einem Gehalt von 8100 und Pensions berechtigung ausgrstattete Stelle eines 4. Baneontroleurs unserer Baupolizeiabtheilung ist baldigst zu besetzen. Bautcchniker, welche die staatliche Baugewerksmeisterprüfung im Königreich Sachsen bestanden haben, wollen ihre Bcwkrbungen unier Beifügung von Zeugnissen und einer Lebenslausjchilderung um gehend bei uns schriftlich einrrichen. Ehemnitz, den 15. Februar 1895. Der Nath »er Stadt Ehemnitz. AndrS, vr., Wde. Oders it»g» rwetster. , Steckbriefs-Erledigung. Der gegen den Klempner Hermann Anseknrnilx aus Granden) egen Diebstahls erlassene Steckbrief vom 21. September 188s ist erledigt. veruburg, 11. Februar 1895. Der Herzogliche Staatsanwalt. Pannier. wird, ist der allgemeinen DiScussion der Währungsfrage eine breitere politische Unterlage gegeben worden. Wenn der Reichskanzler Wirkungen deS niedrigen Standes de- Silberpreises constatirt, deren Beseitigung im deutschen Interesse wünschenswerth sei, so bat er sich damit keines wegs gegen die Goldwährung und fiir die Doppelwährung ausgesprochen: er mag unerwünschte Nebenwirkungen im Auge gehabt haben, wie sie jede wirtbschastliche Einrichtung äußert', ebne deshalb im Wesentlichen ihre Vorzüge ein zubüßen. Fürst Hohenlohe hat zudem in einer nicht miß- zuverslebenden Wendung eine abfällige Kritik der ReichS- wäbrung im Allgemeinen von sich gewiesen, aber daS Goethe'sche Wort: „Man spricht vergebens viel, um zu ver sagen ; der Andre hört von Allem nur das Nein" — verkebrt sich auch manches Mal in sein Gegentheil, und dies dürfte von der Erklärung deS Reichskanzlers insoweit gelten, als eS sich nm den von dem Verlangen nach Einführung der Doppelwährung erfüllten Tbeil der Bevölkerung bandelt. Während die bimelallistischen Wortführer, wie am Freitag auch wieder Graf Mirbach, wenn sie ein urtheilsfähiges Auditorium vor sich haben, bereitwillig den übrigens selbstverständlichen Satz anerkennen, daß Deutschland sein WäbrungSsyftem nicht ändern könne, wenn England nicht das Gleiche thue, konnte man die Beobachtung machen, daß dieser Carbinalpunct an der Erörterung in Volksversammlungen und der populären Presse mebr und mehr verschwunden ist und Redensarten, wie der: „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg" — Platz gemacht hat. Eine Beruhigung von längerer Dauer wird man deshalb von der Erklärung des Reichskanzlers kaum erwarten dürfen. In der Sache selbst scheint nun aber eine abermalige Be sprechung der Silberfrage in einer internationalen Conserenz unbedenklich. Es bandelt sich um einen Gegenstand, der die nationalökonomische Wissenschaft in allen Ländern beherrscht,und bei der Anregung einer theoretischen DiScussion kann man sich keine „Älamage" zuziehen. Auch eine Beunruhigung unseres Geld- und Waarenmarkles steht von der Einberufung einer Untersuchungs-Commission nicht zu befürchten, da der Handel kaltes Blut besitzt und die auSschbaagebenden Momente, zu denen vor allen die Reform der eng lisch eü Währung ge hört, keinen Augenblick au- dem Auge verliert. Mag übrigens das Verhalte» de- Reichstage- und der Regierung in der Währungösrage die wirtbsckasllichen Ver hältnisse beeinflussen oder nicht, die vom Osten geleitete agrarische Bewegung, die leider keine rein landwirthschastlich- ökonomische ist, wird Vortheile daraus ziehen und ihren Einfluß auf die ge sammle innere Politik verstärkt sehen. Wie eifrig und rücksichtslos die Howconservativen ihre Geschäfte betreiben, hat der Brief des Herrn v. v. Grobe» gezeigt, dessen auf schändliche Weise erfolgte Veröffent lichung die symptomatische Bedeutung seines ZnbalteS nicht zu verringern vermag. Wie wir die Empörung der Con- servativen über den Diebstahl im Reichstagsgebäude theilten, so konnten wir doch nicht verkennen, daß aus jener S daS Bedürfniß nach einem die fatale Enthüllung übertäubenden Geräusch an den Entrüstungsrufen nicht unbetheiligt gewesen ist. Indessen hat der Vorfall, wie sich schon gezeigt hat, ebenso wenig üble Folgen für die Conservativen gedabt, wie die immer energischer betriebene Agitation für den Antrag Kanitz. Da aber das Cent rum, wie eS heißt, zur Zeit überaus mächtig ist, bört man vielleicht auf die Stimmen seiner beiden führenden Organe, die gleichzeitig Warnungsrufe gegen die agrarische Demagogie ergehen lassen. Die „Germania" ist so weit, es als ein Glück zu preisen, daß in Deutschland kein Stand stark genug ist, die gesammte Bevölkerung zu „terrorisiren", und findet damit für die Action Kanitz in der Tbat den zutreffenden Ausdruck. Freilich scheinen mebr CenlrumSschmerzen als patriotische Beklemmungen den klerikalen Blättern den Nolhschrei erpreßt zu haben. Der Antrag Kanitz leckt an den Grundmauern deS CentrumskburmeS, namentlich am Rhein, wo die Rücksicht auf die industrielle Bevölkerung eS nicht ohne übele Folgen gestattet, sich, wie an mehreren Punkten Bayern- geschehen, mebr oder minder unverblilmt für die Berstaailichung der Getreideeinfuhr zu erklären. Im Uebrigen wäre es Vermessenheit, der Kenntniß dessen sich zu rühmen, waS im Centrum vorgeht. DaS Lavlren und Hinauszögern der großen politischen Entscheidungen, worin diese Partei gegenwärtig wieder Beträchtliches leistet, ist nickt niehr wie früher ein freiwilliges, auf möglichst große Effecte abzielendes Manövrirrn, e« wird durch die „innere Lage" vorgeschriebe»,. Aber wie die Fäden verschlungen sind, ist schwer zu erkennen. So kann man sich verschiedene Verse darauf machen, daß der wenn auch nicht mit den geträumten Triumphen, so dock mit starker Macht auS dem würltembergischen Wablkrieg hervor- gegangene „klerikal-demokratische" Herr Gröber sich plötzlich zu der Bewilligung einer eben noch bekämpften köderen Geldfordcrung für den Uebungsplatz der württembergischen Armee herbeigelassen hat. Im Zeichen der „landwirthschafilichen Woche". L. Heute btstinnt die „große landwirtbschaftliche Woche", die alljährlich in Berlin eine Reibe landwirthsckastlicher Vereinigungen versammelt und in den letzten Jahren unstreitig eine reichspolitische Bedeutung gewonnen bat. Im Vorder gründe stehen nicht mehr die Beratbungen der landwirth- schaftlich'technischen Verbände, die nüchternen Männer der .kleinen Mittel", sondern der agitatorische Bund der Land- wirthe und zwar in diesem Jahre zun, ersten Male seit seinem Bestehen al- nicht oppositionelle Vereinigung. Zwischen der morgigen und der letzten Versammlung de- chinde- liegen große Veränderungen, die sich zu Gunsten weitgreifender landwirtbschaftlicher Bestrebungen vollzogen bade», und die Art, wie die Versammlung in der abgelausenen Woche gewissermaßen vorbereitet wurde, war geeignet, dir „extremsten" Agrarier mit Genugtbuling zu erfüllen. Der Kaiser will den Vorstand deS Bunde- der Landwirlhe empfangen, eine Gunstbezeigung, die der Umstand, daß die Personen, denen sie widerfäbrt, keineswegs bervorragendr Vertreter deS landwirthsckaftlichrn Gewerbe- sind, nur noch bedeutsamer erscheinen läßt. Wie der Monarch, so haben Regierung und Parlament der Landwinbschaft daS größte Entgegenkommen bewiesen Während die Agitation für den Antrag Kanitz fortgesetzt Deutsches Reich. * Zwickau, 16. Februar. Der aufgelöste Verband Sächsischer Berg- und Hüttenarbeiter beabsichtigt die Begräbnißcasse abzutrennen und für sie gesondert die Rechte der juristischen Persönlichkeit zu erwerben. 6. ü. Berlin, l6. Februar. Das war eia Freudenjubel, als bei den diesigen „Genossen" an- Stuttgart bas Resultat der Wahl in Cannstatt eintraf. Nun war also der erste Socialdemokrat in die württembergische Kammer aewäblttzworden, und Stuttgart hat inzwischen den zweiten ent sandt. Interessanter aber noch als diese Wahlen ist die Tbatsache, daß die BolkSpartei in der Stichwahl fast alle ihre Candivaten vurchbrachtr, während da- Eentrum nur einen einzigen Erfolg zu verzeichnen bat. Der Landesvorstand der Socialdemokraten Württemberg- hatte vor etlichen Tagen ein Manifest an die Genossen erlassen, Mann für Mann de, den Stichwahlen für die BolkSpartei einzutrrten, die CenlrnmS Partei nitiffe unter allen Umständen bekämpft werden, weil dieselbe eine stetige Gefahr für die Krribeit der Schule wie der Lehrer und nicht zuletzt für die gesammte Cultur bilde. Dieser Aufforderung sind die Genossen stricte nachgekommen Die sitd deutschen socialtemokratischen Führer haben schon seit etlichen Wochen eine außerordentlich lebbafte Agitation gegen die CentrumSpartei entfaltet; in zahlreichen Volksversammlungen, die in Bayern, Baden, Hessen stattfanden, wurde die Ceutrums- partei von den Socialdemokraten als ein» im schlimmsten Sinne des Wortes Volks- und sreiheitseindliche Partei bezeichnet, und die anwesenden „Genoffen" verpflichtet, Alle- daran zu letzen, um diese im Dienste de- kapitalistischen und zum Theil noch junkerlichen ClaffenstaateS alle freien, selbstständigen Regungen des VolkSbewußtseinS unterdrückende Partei zu Fall zu bringen. Die Gegenagitationen der CentrumSpartei sind stellenweise recht schwach gewesen; die Hoffnung, daß die katholischen Gesellenvrreine sich als scharfe, rege Kampftruppen erweisen würben, hat sich in Württemberg nicht erfüllt; und so waren die Stichwahlen für die CentrumSpartei eine große Niederlage, wäbrend die Volkspartei auch da Triumphe er rang, wo sie solche nicht erwartet hatte. ^ Berlin, 16. Februar. Die socialdemokratische Partei bat im Reichstag eine Resolution eingebracht, welche die Aenderung des Jnvaliditäts- und AlterSver- sicherungs-GesetzeS in mehreren Puncten bezweckt. Es hantelt sich dabei bezüglich der Gewähiung von Altersrenten um die Reducirung des Arbeit-- und BeitragSnackweiseS auf eine Versicherungsmarke uud um die Erweiterung deS Begriffs der Erwerbsunfähigkeit als Voraussetzung deS Anspruchs auf Invalidenrente. Während da- Gesetz ZrwerbSunsäbigkeit annimmt, wenn der Versicherte nicht mehr im Stande ist, ein Sechstel seines nach dem Durchschnitt der letzten Jahre berechneten bisherigen Verdienstes pluS einem Sechstel deS ortsüblichen TagelohnS zu verdienen, will der socialdemo- kralische Antrag die gesetzlich erforderliche Erwerbs unfähigkeit nickt nur schon angenommen wissen, wenn der Versickerte nickt mehr die Hälfte seine- biS- berigen. nach dem Durchschnitt der letzten drei Jahre zu berechnenden Jabresverdienstes zu erwerben vermag; er beschränkt auch die Erwerbssähigkeit auf den „Beruf", so daß ein Versicherter, der nicht mehr die Hälfte deS bisherigen Verdienstes durch seine bisherige Beschäftigung zu erwerben vermag, Anspruch aus JnvaliditätSrente selbst dann erhielte, wenn er durch eine andere, wie daS Gesetzt sagt, „seinen Kräften und Fädigkeiten entsprechend? Lohnarbeit", einen köderen Berdienst erzielen könnte. Bon Werth ist an dem Antrag nur, daß er die Preisgabe der Auffassung, wonach eine vom siebzigsten Lebensjahre an gezahlte Rente für die Arbeiterbevölkerung bedeutungslos sei, zum Ausdruck bringt. Der großen Masse der Versicherten bürste übrigen- die Ver mehrung der Ansprüche auf Renten weniger am Herzen liegen, als die Erhebung der gesetzlich bereits gewährleisteten Renten. Die Zeit wird hierfür erst sein, sobald der Nach weis sich führen läßt, daß die Einnahmen auf Grund der gegenwärtigen Unterlagen den Versicherungsanstalten höhere Leistungen ermöglichen. Dann wird die Reform sich in dieser Richtung bewegen. * Berlin, 16. Februar. Nachstehende charakteristische Er klärung geht der „Post" zur Veröffentlichung zu: Berlin, 14 Februar 1895. AuS säst allen Tbeilen Deutschlands, selbst aus Oesterreich und der Schweiz, geben mir von den verschiedensten BerufsstSndea so zahlreiche Zustimmungs-Erklärungen zu meinen am 9. Januar and 7. Februar im Reichstage gehaltenen Reden zu, daß es mir, besonders seit meiner Erkrankung, ganz unmöglich geworden ist, dieselben einzeln zu beantworten Ich bitte deshalb die Herren Absender, meinen Dank in der Form gegenwärtiger Erk ärung rntgegennehmen und versichert sein zu wollen, daß ihre Zustimmung mir ein neuer Sporn sei» wird, um aus dem betretenen W-ge sortzufahren und die Umsturz bestrebungen unentwegt zu bekämpfen, mögen sie von Anarchisten ober walchechten Socialdemokraten, von verblendeten evangelischen Geistlichen oder von dünkethasten Professoren betrieben werden Die pöbelhaften, zum Tbeil aus Fälschung meiner Worte basirten An griffe, welche von dieser Gesellschaft in urtheitSlosen Versammlungen, in der Presse, wie in directen Kundgebungen gegen mich geschleudert werden, berühren mich nicht mehr, leitbem die streiibaren Herren eS ablebnen, sur Beleidigungen mit ihrer Person einzutrelen. Ich schöpfe iogar aus der Maßlosigkeit dieser persönlichen Angriffe mit Genug- tbuung den Beweis, wie schwer man sich durch meine Enthüllungen getroffen fühlt und wie wenig Sachliches man mir entgegen zu stellen vermag. Der Größenwahn der grauen Theorie hat m diesen Tagen wahrhafie Org>en gefeiert und auch dem Blödesten die Augen über dieses Treiben öffnen müssen. Möchte man an den maßgebenden Stellen endlich erkennen, daß eS vergeblich ist, mit Slrafparagrapben gegen den Umsturz vorzugehen, so lange man den pjeubo - wissenschaftlichen und pjeudo - christlichen Socialismus ruhig gewähren laßt. Frhr. von Stumm.Halberg. V. Berlin, 16. Februar. (Telegramm.) Der Kaiser hütete wegen eines Schnupfen- gestern und heute das Zimmer. 6. k. Berlin, 16. Februar. (Privattelegramm.) Der Kaiser hat sich die Erkältung auf der Jagd zugezogen. Das Unwoblsein ist nicht bedenklicher Natur. V. Berlin, 16. Februar. (Telegramm.) Da- Diner, welches der Oberpräsident v. Achenbach alljährlich für die Mitglieder de- braudcnburgischen Provinzial - Landtages veranstaltet, wird am Sonnabend, den 23. d. MlS., im Eag- lischen Hause stattfindrn. Bekanntlich pflegt der Kaiser diesem Diner beizuu ohnen. Er hat, wie wir vernehmen, auch diesmal sein Erscheinen zugesagt. 6. H. Berlin, 16. Februar. (Priüattelegramm.) Die königliche Akademie der Künste bat den Fürste« Bismarck zum Ehrenmitglied gewäblt. Die Wahl hat bereits die kaiserliche Bestätigung gefunden. 6.kl. Berlin, 16.Februar. (Privattelegramm.) Dem gestern bier gegründeten Eentralverdand dentscher Braue reien gegen vcrrnfserklSrungen sind fast alle größeren Städte NorddeutschlandS beigetreten. Den einzelnen Local- verländen wird Entschädigung für den durch Boycottirung entgangenen Absatz geleistet und Garantie dafür geboten, daß den Kunden boycottirter Brauereien kein Bier von Mit gliedern anderer Localverbände für die Dauer des Boycotts geliefert wird. (Wiederholt.) — In dem Disciplinarverfabren, welches die mecklenburgische Kirchenbrhörde gegen Pastor Müller in Rostock eröffnet bat wegen angeblicher Verunglimpfung der mecklenburgischen Kirche und ihrer Geistlichen, bat bereits ein drittes Verbör stattgefunden. Wie die „Protest.-B.-Eorr" erfährt, ist für den 19. Februar rin weiterer Termin anbe raumt worden, und zwar in Berlin, zur Aufnabme von Zeugenaussagen über den bekannten Bortrog Müller's, den dieser auf Veranlassung deS Verein- für Feuerbestattung im Bürgersaal des Berliner RathhauseS gehalten hat.
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