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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.03.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950311020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895031102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895031102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-03
- Tag1895-03-11
- Monat1895-03
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Man kann auch so argumenliren: Die Herbeiführung eines Votums über eine Huldigung für den Fürsten kann keinesfalls Schaden stiften, denn die Kränkung, die dem großen Kanzler schon durch die stillschweigende Nichtbetheiligung des Reichstags all den Ovationen bereitet wirb, ist so ungeheuerlich^ daß sie auch durch die förmliche Ablehnung eines entsprechenden An trages nicht gesteigert werden könnte, wohl aber würbe das Factum einer solchen Ablehnung ein historisches Document sein, ein ewiges Denkmal der Schande für diejenigen Parteien, die es herbeisührten. Man hat den Franzosen oft vorge- worsen, daß sie die modernen Athener seien, undankbar gegen ihre großen Männer; wir Deutsche werben nach dem 1. April, wenn wirklich eine Huldigung des Reichstages unterbleibt, die Franzosen demüthigst wegen dieses Vorwurfs um Ver zeihung bitten und ihn auf unsere Schultern laden müssen. Denn die Franzosen haben wenigstens in der letzten Zeit gezeigt, daß sie ihre großen Männer zu ebren wissen; auf die zweifellos großartigen Huldigungen aber, die das deutsche Volk dem Fürsten Bismarck zu erweisen sich an schickt, wird die Nichtbetheiligung de« Reichstages insbesondere in den Augen des Auslandes einen so gewaltigen Schatten werfen, daß der Glanz verblaßt. Denn dem Auslande er scheint der Reichstag als die Verkörperung des deutschen Volkes, was er ja auch sein soll. Wir Deutsche freilich wissen es schon lange, daß dieser Körper mehr als krüppelhast ist; aber er sollte es vermeiden, die deckende Hülle wegzuschleudern und sich fremden Augen in seiner nackten Häßlichkeit zu zeigen. Jedoch nicht nur aus Rücksicht auf das Ausland, viel mehr noch aus dem praktischen Grunde der Rücksichtnahme auf die Stimmung im Lande sollte vor Allem die ausschlaggebende Centrumspartei ihre Stellung zur Bismarckseier sorglichst erwägen. Fehlt eS doch nicht an klerikalen Zeitungen, welche in durchaus würdiger Weise die Wahrung ihres konfessionellen Stand punktes mit dem Festbalten am nationalen Gedanken zu ver binden wissen. So schreibt das „Westfäl. Volksbl." in Paderborn: „An sich finden wir es sehr wohl augebracht, daß iin Reichstage des 80. Geburtstages des greisen ersten Kanzlers Erwähnung gethan würde, denn dort könnte es am besten ohne irgendwelche Verletzung der Empfindungen der verschiedenen Richtungen geschehen, und eine solche Kundgebung würde ihres Eindrucks nicht ermangeln. Wir sprechen die Hoffnung aus, daß es gelingen möge, im Reichstage aus irgend eine Weise eine Manifestation echt deutscher Art zu erzielen, an der jeder patriotisch denkende Deutsche im Herzen theilnimmt und seine Freude haben kann." Uud der katholische „Westfale" in Münster bemerkt hierzu: „Wir stehen im Wesentlichen auf dem Boden derselben An schauung und müsjen gegen die Unterstellung einiger katho lischer Blätter, daß ein Centrnmsmann und Katholik sich am 1. April partout abjeits halten müsse, entschieden Verwahrung ein- legen. Wer die böse Culturkampszeit durchaus nicht vergessen »nag und darum vom alten Bismarck, dessen erfolgreiche äußere Politik Preußen groß gemacht und die deutschen Stämme ge einigt hat, nichts wissen niag, der mag seines Sinnes bleiben, aber andersdenkenden Glaubensgenossen nicht die Freiheit ver schränken. Wir finden es einfach langweilig, ewig am Cultur- kampf-Knochen zu nagen, freuen uns vielmehr der historischen Thatsachr, daß selbst ein Staatsmann vom Schlage Bismarck's vergeblich den Felsen Petri berannt hat und sich schließlich gezwungen sah, nach Damaskus zu gehen, d. h. mit der katholischen Kirche seinen Frieden zu machen. Diese That- sache bietet uns auch zugleich die schützeuswerthe sichere Bürg schaft, daß für die nächsten 50 Jahre in Deutschland ein Cuttur- kampf unmöglich sein wird. Als Preußen und Deutsche aber haben wir sicherlich allen Grund, auseinen Volks genossen, der mit so reichen und seltenen Geistesgaben ausgestattet ist, stolz zu sein, und an eisernem Fleiß und vor nichts zurückweichender Willenskraft im Dienste seines Königs und Vaterslandes hat Otto von Bismarck es nie fehlen lassen; das wird ihm auch der giftige Feind zugestehen müssen. Es ist darum nicht abzusehen, warum ein Mann von solchem Verdienste an seinem 80. Geburtstage von seinen Volksgenossen nicht geehrt werden sollte." Solche Auslassungen und nicht minder die zahllosen, in den katholischen Gegenden des Reiches beschlossenen Ehrungen des Fürsten Bismarck lassen eS unserer, wiederholt geäußerten, Ansicht nach nicht als zweifellos erscheinen, daß die Mehrheit des Reichstages eine Ovation für den Fürsten ablehnt, zumal wenn — was wir für möglich halten — die richtige Form für die Huldigung gefunden wird. Verhält sich aber wirklich die Mehrheit ablehnend — gleichviel! Das deutsche Volk und die Geschichte haben ein Recht darauf, diejenigen Volks vertreter kennen zu kernen, welcke aus Haß und Neid der überwältigenden Mehrheit der Nation ins Gesicht schlagen. Bei der Abstimmung über den konservativen Antrag auf Verbot der jüdischen Einwanderung, für den sich nur eine kleine Minderheit des Reichstags erklärte, sind nicht einmal alle Conservativen zur Stelle gewesen. Dieser Umstand hält die „Kreuzztg." nicht ab, über das Verhalten des Abgeordneten vr. Hasse, der bekanntlich einen im Grunde weitergehenden Antrag gestellt hatte, ihr Mißfallen auszudrücken und zu schreiben: „Wenn er (Abg. vr. Haffe) sich begnügt hat, einen bis zum Ungeahnten schwächlichen Vermittelungsantrag einzu bringen, der jede Anspielung auf das Juoenthum vermeidet, so wirft das abermals ein scharfes Licht auf das, woran die sogenannten „führenden Geister" im neuen Reiche vor Allem kranken: an der Unfähigkeit zur That, über die sie sich durch zahllose selbstgeschaffene Bedenken und Einwürfe binwegzu- täuschen suchen, und eS auch wirklich nicht selten dazu bringen, weitgehende Selbstzufriedenheit zu fühlen, wo unbefangene Beobachter bis jetzt ein blasses Abbild des wahrhaft Nationalen sehen." Die „Kreuzztg." kleidet es vortrefflich, die nationale Energie Anderer zu bemängeln, wenige Tage, nachdem die größere Hälfte ihrer Partei und darunter ihr Redacteur die Tbeilnabme an der Abstimmung über die Bewilligung un entbehrlicher Kriegssch iffe theils ausdrücklich, theils thatsäch- lich abgelehnt hat. Zu ihrer „bezüglichen" Legitimation kann übrigens auch die Stellung der ostelbischen Conservativen zur Frage der Ueberschwemmung der vom Polenthum bedrängten Pro vinzen mit russisch-polnischen Arbeitern, sowie das heiße Bemühen um ein Bünvniß mit dem von der „Kreuzztg." selbst als nichtnationalgekennzeichnelenCentrum angezogen werden. Im Rahmen des „ungeahnt schwächlichen" Antrags Hasse läßt sich Alles verwirklichen, was der conservative Antrag wollte, und zwar bat er vor diesem die Kleinigkeit voraus, daß er mit den internationalen Verträgen vereinbar ist und, wenn er eine ibm günstige Reichstagsmehrheit findet, was nicht auS- bleiben kann, Aussicht hat, von den Bundesregierunben accep- tirt zu werden. Es ist ein praktischer Antrag, wahrend der conservative ein agitatorisch er ist, dessen Hauptreiz für seine Urheber in seiner Aussichtslosigkeit besteht. Ter conservative An- vergeblich erwarten. Di- --„-»mm» Botschafter die Thronbesteigung des Zaren NicolauS H. »u notiiicircn und wurde der dieser Gelegenheit durch die -ver leihüngdes CbristuS OrvenS ausgezeichnet. Der Eindruck,den der nunmcbriz-Nachfolgerd-s^ den vatikanischen Kreisen h.nterl.eß war ausge^ichne er Aber aanr abgesehen davon, genießt Fürst Lobanow schon j Lan em m. Vatican die böchste Wertschätzung denn der heilige Stuhl" hatte anläßlich der ofliciojen Verbandlunaeii, welche der Fürst mit den beiden unmittelbaren Vor gängern des gegenwärtigen NunliuS in Wien über ver schiedene, zwischen dem Vatican und der russischen Negie rung schwebende Fragen zu führen batte, wiederholt Gelegen^ beit, dessen weitsichtige ^^^ung und versöhnliche Ge sinnung kennen zu lernen. Man giebt sich daher 'fff der Hoffnung hin, daß die Beziehungen zwischen dem „heiligen Stuhl" und Rußland, welche der Natur der Sache nach gelegenilich Manches zu wünschen übrig lasten(!), unter diesem Minister des Aeußern sich erheblich besser als bisher gestalten, und daß derselbe bestrebt sein werde, etwaige Conflicte (!), welche zwischen dem Vatican und Rußland auftauchen mögen, so viel als möglich zu mildern und der katholischen Kirche in Rußland eine größere Be wegungsfreiheit, als sie bisher genießt, einzuraumen. — Es ist viel bemerkt worden, daß die Ansprache, welche der Papst anläßlich der Feier seines 80. Geburtstages an das CarvinalS-Collegium Hielt, ausschließlich der Frage der An näherung der verschiedenen Kirchen geiridmet war. Leo XIII. hat diese seine LieblingSidee schon wiederholt öffentlich zum Ausdruck gebracht, u. A. auch in seiner letzten WeibnachtS- rrde. Diesmal siel besonder- die Schärfe aus, mit welcher er die Einwendungen Jener, denen die Annäherung der Kirchen als Utopie erscheint, zurlickwies. Man glaubt, daß der Papst damit einige Cardinäle meinte, welche sich wiederholt in pessi mistischer Weise über die Durchführbarkeit dieser Annäherungs- Pläne Leo's XIII. geäußert haben. Es erscheint auch- nickt als ausgeschlossen, daß der Tadel des Papste« sich speciell gegen die Congregation der Propaganda richtete, welche die den orientalischen Riten seitens des Papstes zugedachten „Begünstigungen" auf indirektem Wege zu vereiteln bestrebt ist. Wie aus New-Aork gemeldet wurde, bat die venezuelanische Negierung den diplomatischen Vertretern Frankreichs und Belgiens in Caracas wegen der Unterzeichnung eines im italienischen Grünbuche vom Januar d. I. veröffentlichten Schriftstückes die Pässe zugestellt. Ueber diese Angelegen heit, welche in Caracas große Aufregung bervorgerufen hat, schreibt anscheinend cfficiös die „Nordd. Allg. Ztg.": Die diplomatischen Vertreter Frankreichs, Belgiens, Spaniens und Deutschlands hatten aus eigener Initiative im April 1893 ein Schriftstück ausgesetzt und unterzeichnet, in dem unter kritischer Darlegung der damaligen Verhältnisse in Venezuela die An sicht vertreten war, daß sich eine gemeinsame Behandlung der aus dem Bürgerkriege von 1892 herrührenden Rekla mationen fremder Staatsangehöriger empfehle. Ein Jeder der Unterzeichner sollte das Schriftstück seiner Regierung ein- reichen und den darin enthaltenen Vorschlag bei ihr befürworten. Das Schriftstück, das auch dem italienischen Vertreter in Caracas mitgetheilt worden war, ist dann in dem erwähnten italienischen Grünbuche veröffentlicht worden. Die deshalb in Caracas entstandene Mißstimmung bat anscheinend die venezuelanische Regierung zu jener Maßregel gegenüber dem französischen und dem belgischen Vertreter bestimmt. Äenn anderweitig gemeldet worden ist, daß der deutsche und der svanische Vertreter sich vor dem Erlaß des Ausweisungsbefehls deS Präsidenten der Republik eingeschifft hätten, jo können wir diese Angabe schon darum als salich bezeichnen, weil sich der kaiserliche Geschäftsträger Frhr. v. Bodman nach wie vor in Caracas befindet und dort bis zur Ankunft des nenernannten Ministerresidenten Grafen Rex verbleiben wird. Die Abreise des früheren Minister residenten Grasen Kleist, die mit der vorliegenden Angelegenheit in gar keinem Zusammenhang« steht, war bekanntlich bereits Mitte vorigen Jahres erfolgt. Wie heute gemeldet wird, Ware die erwähnte Maßregel der venezuelanischen Regierung nur gegen die beiden Diplomaten rersönlich gerichtet und solle die guten Beziehungen Venezuelas u Frankreich und Belgien nicht berühren. Jener Bericht des italienischen Grünbuchs hat übrigens vor Kurzem eine gewisse Rolle in der Berliner ossiciöscn Presse gespielt, es sollte aus ihm, wie man sich erinnern dürste, der Nachweis gewonnen werden, daß die Vertretung deutscher Interessen in Venezuela besonders thatkrästig ihres Amtes walte. Deutsches Reich. -tli. Großenhain, 10. März. Wie gestern angenommen Werden mußte, stand unserem RcichStagswahlkreise die Auf regung eines neuen Wahlkampfes ebenfalls bevor, denn das „Großenhainer Tageblatt" brachte vorbehaltlos die be stimmte Mittbcilung, daß der Vertreter des Bezirkes, Ritter gutsbesitzer Lieber auf Stroga, sein Mandat nicdergelegt habe. Durch ein gestern Abend ausgegebenes Extrablatt brachte jedoch daS „Groß. Tageblatt" wenigstens zur Kenntnis; seiner hiesigen Leser, daß Lieber bestimmt erklärt habe, die Mandatsniederlegung sei ihm nicht in den Sinn ge kommen. (Wir hatten sogleich bemerkt, daß die Nachricht des „Groß. Tagebl." anderweitig nicht gemeldet werde. Red. d. „Leipz. T.") U Berlin, 11. März. Wir schreiben heute den 11. März. Die Osterferien für die Parlamente sind also nicht mehr fern, und damit auch das Ende des größeren Theils der gewöhn lichen Tagungen. Während nun diesmal für das preußische Abgeordnetenhaus nicht so viel Berathungsstofs vorliegt, daß befürchtet zu werden braucht, er würde bei der sonst beliebten Dauer der Session nicht zur Erledigung kommen können, wird man, wenn die Arbeiten keinen schnelleren Gang nehmen, im Reichstage allerdings zu einer solchen Befürchtung ge langen müssen. Bon den dem Reichstage schon vor längerer Zeit zugegangencn Vorlagen sind, abgesehen vom Reichshausbaltsetat für 1895/90, der ja bis^zum 1. April sertiggestellt sein muß, nur zwei kleinere Entwürfe, die Zolltarifnovelle und der Entwurf über die iin Juni d. I. vorzunehmende Berufs- und Gewerberählung, in den Com missionen soweit sertiggestellt, daß Berichte darüber vorliegen. Die Mehrzahl der Bundesraths-Vorlagen und gerade die wichtigeren und umfangreicheren stecken noch in den Com missionen, und zwar zum größten Tbeile in einem Stadium, welches eine baldige Erledigung kaum erwarten läßt. Daü ist der Fall mit der Novelle zum Gerichtsverfaffungsgesetz FerriHetoir. AI Nachdruck verboten. Ein Lecher Lethe. Roman von R. Teilet. (Fortsetzung.) Ich ärgerte mich über seine Worte, obgleich ich ihm deß- ha b nicht zürnen konnte. Er hatte mir seine Meinung nicht ausgezwunaen — ich verlangte sie von ihm zu wissen. Und dafür, daß dieselbe nicht mit der meinen übereinstimmte, konnte er nichts. „Wenn Du Etbelren persönlich kennen würdest", sagte ich, „würdest Du gleich mir überzeugt sein, daß eine derartige Beschreibung nicht mit ihrer Persönlichkeit übcreinstimmt." „Gewiß. Aber da ich sie nicht persönlich kenne, ist es Thorheit von Dir, mich um meine Meinung zu fragen. Nehmen wir an, MrS. Darvill's ganze Aussage sei unwahr. Wahnsinnig ist die Frau ja entschieden." „Aber in diesem Falle wäre ich ja nicht einen Schritt weiter gelangt." „Wie soll man Dich eigentlich zufrieden stellen? Bitte, sage eS mir." Er hatte recht. In meiner jetzigen Verfassung war eS unmöglich, mich zufriedenzusttllen. Ich mußte mehr wissen, um mir dann ein Urtheil zu bilden. „Möchtest Du mir nicht wenigstens sagen, welche prak tischen Schritte ich jetzt Deiner Ansicht nach thun müßte?" „Du solltest die Detectives veranlassen, die Frau zu be wachen und etwas Näheres über sie zu erfahren." „Jarvis hat sic bereits bewacht und ihr nachgeforscht, aber er hat nichts Wesentliches über sie herausgebracht. Die Frau lebt nur für sich. Die Nachbarn wissen so gut wie nichts von ihr." „Und wenn man sich mit ihrem Dienstmädchen in Ver bindung setzte?" „Mit dem kleinen Mädchen! Jarvis sagte mir, sie sei noch nicht lange da, erst seitdem MrS. Darvill am Acacia- platz wohnt. Sie kann also von der früheren Geschichte ihrer Arau nichts wissen." „Natürlich. Keiner weiß etwas über sie, Keiner kann etwas über sie herausbringen. Wie wäre eS, wenn Du mich die Sache in die Hand nehmen ließest? Du weißt, ich habe ein Panzerhemd im Atelier — das könnte ich zu diesem Besuche mir unter meinen Kleidern anziehen." „Du bist sehr freundlich, aber ich weiß einen Anderen, der der Sacke noch bester gewachsen sein würde als Du. WaS meinst Du, wenn ich den Reporter, der bei uns war, beauftragte, die Frau zu interviewen?" Vaux warf sich in seinen Sessel zurück und lachte herzlich. „Eine capitale Idee!" sagte er. „Wahrlich, Fitz, Du hast zuweilen ganz famose Einfälle." „WaS denkst Du davon?" fragte ich. „WaS soll ich davon denken?" „Im Ernste, glaubst Du nicht, daß dieses Menschen Frage talent und Berufserfahrungen es zn Wege brächten, mir die gewünschte Aufklärung zu verschaffen?' Mrs. Darvill hat ganz sicherlich eine Geschichte zu erzählen, wenn man sie nur zum Sprechen bringen könnte. Unglücklicher Weise sing ich es verkehrt an. Aber wenn Jemand geschickt zu Werte geht, wer weiß, welches Resultat man dann erzielen könnte." „Wahrscheinlich ein günstiges", sagte Vaur. „Sie ist ein Weib und bat einen Kummer, wo aber gäbe es ein Weib mit einem Kummer, das ihn gebeim zu halten wünschte? Das ihn nicht gern Jedermann anvertraute? Nun, und wer ist geeigneter, diesen Kummer anS Tageslicht zu fördern, als dieser Mann der Presse?" „Bitte, sage mir einmal ernsthaft, WaS Du von meinem Plane denkst!" „Ich bin ernsthaft, und sage Dir, ich billige ihn voll kommen. Versuche eS, den Menschen hinzuschicken, sage ihm, daß er sie sanft behandle, wie der Angler den Wurm. Sein gewöhnlicher Stil würde ihr vielleicht nicht sonderlich Zu sagen." „Darüber könnte ich ihm einen Wink geben." „Der beste Wink wäre, wenn Du ihm Bezahlung je nach dem Resultat versprächest", rief Baux. „Geld, sollte ich meinen, müßte in des armen Teufels Augen ein wichtiges Object sein." Es war zu spät geworden, um noch etwa« unternehmen zu können, aber früh am anderen Morgen fuhr ich in die Redaction deS Piccadilly - Anzeigers und fragte nach Mr. Badgerlh. Natürlich war er nicht da, aber ich erfuhr seine Adresse. Er wohnte in Brixton, wohin ich mich sofort begab. Ich wurde in Mr. Badaerly'S Zimmer geführt, und zwar ohne Säumen. ES schien sein Grundsatz zu sein, in gleicher Weise als er sich Andern aufdrängte, auch jeden Andern an sich herantreten zu lasten. Es war ein dunkle-, kleines, sehr ärmlich möblirtes, mit einem einzigen, sehr unsauberen Fenster versehenes Zimmer, in das man mich führte. Gleich sehr wie das Fenster bedurfte der Fußboden der Reinigung. Mr. Badgerly saß schreibend an einem runden Tische, der auf einem in der Mitte befindlichen Fuße stand und bei der geringsten Veranlassung alle möglichen gymnastischen Helden- thaten zu vollbringen vermochte. Während Mr. Badgerly sich über ^bn lebnte, richtete sich das andere Ende der großen polirten Fläche so hoch auf, daß es ein wahres Wunder war, wenn die darauf befindlichen Zeitungen nickt zur Erde sielen. Und als er sich erhob, um mich zu begrüßen, begann der allen Zwanges enthobene Tisch zn schwanken und zu tanzen, daß das Herz jedes Spiritisten sich über seinen Anblick un endlich gefreut haben würde. Mr. Badgerly war nicht allein. Neben dem Fenster saß eine mittelalterige Dame in abgetragener Kleidung. Offenbar war eS seine Frau. Auch Mr. Badgerly'S Costüm war nickt sonderlich hübsch. Der Rock — das Gewand, in dem er seine Besuche zu macken pflegte — war abgelegt, und Mr. Bad gerly saß in Hemdsärmeln, und zwar in sehr wenig sauberen. Die Weste war ebenfalls nicht besonders elegant. Ich wurde ebne weitere Anmeldung, als daß ich ein Herr Badgerly zu sprechen wünsche, ins Zimmer ge führt, aber auf den ersten Blick erkannte mich Mr. Badgerly. — " er, „welche Ehre, Mr. Lindley! Bitte, treten Sie naher. Erlauben Sie, daß ich Ihnen meine Frau vor- strlle. Liebe« Kind, daS ist der berühmte Künstler, Mr. Lindley. Wo wollen Sie sich setzen?" Es war nicht viel Auswahl an Sitzen vorbanden und ich erwahlte den nächsten, der zufällig eine umgekebrte Kiste war. Aber Mr. Badgerly duldete nickt, daß ick da sitzen blieb — das ging ihm gegen den Anstand. Er reichte mir mit einer entsprechenden Miene einen Stuhl, als wollte er andeuten daß ich genug Weltkenntniß habe, um zu wissen, daß die Sprossen der Aristokratie in ihren natürlichen Schlössern nickt auf Kisten zu sitzen pflegen. Natürlich gab ich seinem Wunsche nach und ließ mich auf einem Stuble nieder, aber derselbe war entschieden weniger bequem als die Kiste, denn sein Bezug war zerrissen und die ganze Füllung des Innern drang hervor. Abermals hatte ub'rsteben — diesmal wurde er von ausgeführt. Sie erhob sich von ihrem Plane ^>r,tt auf m,ch zu, entriß mir mit den Worten: Gestatten Sie, daß ich Ihnen Ihren Hut abnehme," sanft aber eneraiick m.»,.» vu. u»dihn".»! d,n Tisch.'sLmLft'L'L Hut zu rauben, ist die erste Pflicht der Gastfreundschaft bei Mitgliedern der englischen Bourgeoisie. „Sie finden mich in meiner Werkstatt", sagte Mr. Badgerly. „Das Leben eines Marines der Presse gestattet keine Muße. Gerade im Moment bin ich zufällig dabei, die Notizen unseres gestrigen Gespräches auszuarbeiten. Trotz des geringen Materials hoffe ick, einen wirksamen Artikel zu Stande zn bringen. Wenn wir nur daS Geheimnis;, das hinter der An gelegenheit steckt, durchdringcn konnten!" „Vielleicht würde die Lösung LeS Geheimnisses das Sujet für einen zweiten Artikel bilden!" Mr. Badgerly warf mir einen anerkennenden Blick zu. „Sie haben einen außerordentlichen Jnstinct, mein Herr", sagte er, „und bätten einen vorzüglichen Reported abgegeben, wenn die Vorsehung Sie nicht in eine andere Sphäre ver pflanzt hätte." Ich dankte ihm für das Compliment. „Es ist offenbar", sagte ich, „daß ein Geheimniß über der Sache schwebt. Ich babe mich bemüht, es zu ergründen — aber bisher vergebens." Es entging mir nicht, daß Mr. Badgerly mir sehr auf merksam zubörte. „Wer das Bild verstümmelt hat, glaube ich zn wissen", fuhr ich fort. „Wie!" rief Mr. Badgerly, „das wissen Sie und ver schweigen diesen Hauptpunct?" Er sprach vorwurfsvoll, als hätte ich ihm ein großes Unrecht zugefügt. " «Ich habe, nachdem wir nnS gestern getrennt hatten, etwas erfahren", sagte ich. „Jedoch kann ich Ihnen den Namen einstweilen nicht mittbeilen, da ick keinen Beweis habe." „Wenn Sie ikn mir nicht znm Zwecke der Veröffentlichung nnttheilen können", sagte er, „nützt es mir nichts, daß Sie ihn nennen." „Ich weiß nicht, wie weit Sie der Fall interessirt, Mr. Badgerly?" Mr. Badgerly kniff mit listiger Miene seine Augen zu. "Der Fall interessirt mich insoweit, Mr. Lindlen, als ich ihn für die Zeitungen verwenden kann." „Ich hatte gehofft, er interessirte Sie an sich " „Ich habe keine Zeit, mich für außerhalb meines Berufes befindliche Sachen zu inleressiren." „Aber wenn ich die Absicht hätte, Ihre Zeit und Mühe mit Geld zu bezahlen?" (Fortsetzung folgt.)
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