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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.03.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950327011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895032701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895032701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-03
- Tag1895-03-27
- Monat1895-03
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Ilanahmeschluß siir Auzei-e«: «bead.Ausgabe: «ormittag» 10 Uhr. Dtorgra-AuSgabe: Nachmittag» »Uhr. Eona. «ad Festtag» früh '/,9 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen ft rin, halbe Stunde früher. Anirigrn sind stet» an dt» Ertzehitton zu richten. Lnnt» Lösche, Anthnetnenftr. 14. part. und »önkg-vlntz V Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Druck und Bering von E. Pol« d» Skipst« 157. Mittwoch den 27. März 1895. 88. Jahrgang! Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. In der Nacht vom 24. aus den 2». März S. I. find aus der im Grundstück Brühl Nr. 47 im Hofe in der ersten Etage befindlichen Niederlage des Nauchwaarenhändlers »»rmelt« etwa 220 Kilo Schweinsborsten im Werthe von etwa 6666.^, welche in kleine Bündel gepackt in stiften gelegen haben, gestohlen worden. Tie Tiebe sind an der Gebäudewand mittels weiter cmporgcttiegen und haben sich durch Zertrümmern eines Fensters Eingang ver schafft. Die gestohlenen Borstcn haben sie aller Wahrschein lichkeit nach in zwei etwa meterhohe Säcke verpackt nach der Parkstrafte zu Morgens gegen 4 Uhr ans einem Hand wagen fortgejchafft. Das Unterzeichnete Polizeiamt ersucht, alle zur Ermitte lung der Thätcr dienlichen Wahrnehmungen schleunigst zu seiner stenntnik zu dringen. Seiten des Bestohlenen ist ani die Entdeckung Ser Thätrr und die WieSerhcrbeischaffung des Gestohlenen eine Belohnung von 600 Mark auSaesetzt. Leipzig, den 26. März 188.'». Das Polizciamt der Stadt Leipzig. VII. 1003. Brctschneider. N. Die Tchulgeld-Hebcstkllc Leipzig-Ncudnit; bleibt wegen vor zunehmender Reinignngsarbeiten Donnerstag, den 28. dieses Monats geschlossen. Leipzig, den 25. März 1895. Ter Nath Ser Stadt Leipzig. 0r. Georgi. Mllr. vermiethimgen. In den nachgenannten, der Ttadtgemeinde Leipzig gehörigen Grundstücken sind folgende Miethräume gegen viertel- bez. halb jährige Kündigung zu vermiethen: 1) NathdauSgcbäudc — Wein-Kellerei —» 2) Alte Börse — Naschmarkt — Verkaussgewvlbe Nr. 3, 3) Neumarkt Nr. 11 u. eine große Wohnung iin 3. Obergeschoß vornherans, d. - kleine - - 5. - Hintergebäude, 4) Grosze Alcischergasse Nr. 16 — Goldene Krone — eine Wohnung im 2. Obergeschoß, Hof rechts, 5) Gemeindeamtsstraszc Nr. 6 in Lripzig-Lindenau, 2 Wohnungen ini 2. Obergeschoß, 6) Alte Strafte Nr. 22 — chcmal. NathhauS — in Leipzig-Plagwitz, die ehemal. Kirchenexpcditionsräuine im Erdgeschoß, 7) Neitzenhainer Strafte Nr. 126 in Leipzig-Thonberg, a. eine Wohnung im Erdgeschoß, b. « » - 1. Obergeschoß rechts, 8) Neitzenhainer Strafte Nr. 132 in Leipzig-Thonberg, eine Wohnung im 2. Obergeschoß links, 9) Ncitzrnhaincr Strafte Nr. 124 in Leipzig-Thonberg, eine Wohnung im 1. Obergeschoß links, 10) Elarastraftc Nr. 16 in Leipjig-Ncuschöiicfcl-, 5 Keller- abtheilungen. Die Miethräume unter 2—10 sind sofort, diejenigen unter 1 vom 1. Fuli l. F ab zu vermiethen. Miethgesuche werden auf dem Ralhhause, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, entgegengenommen. Leipzig, den 20. März 1895. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Morche. Fondsbörse zu Leipzig. Aus Anlaß des 80. Geburtstages des Fürsten visnmrek bleibt Montag, den 1. April d. I., die Börse geschloffen. Leipzig, den 26. März 1895. Ter Börsenvorstand, I. Abtheilung, b'rltr stellvertretender Borsitzender. VIs^I, Börsensecretair' Orlskrankencasse betr. Die bisher von Herrn Jäger, L.-Eutritzsch, Lindenstraße 34, verwaltete Zweigmeldestelle wird von Montag, den 1. April 188.'» ab Herrn Kaufmann LN. L.-Eutritzsch, Lindenstraße Nr. 7, übertragen. Leipzig, am 25. März 1895. Die LrtSkrankencasse für Leipzig und Umgegend, vr. Willmar Schwabe, Vorsitzender. G. Bekanntmachung. Sonntag, de» 81. d. MtS.» finden wegen Umzugs Abfertigungen bei der Zollabfertigungsstelle für Postgüter nicht statt. Bom 1. April ab sind die Geschäftsräume dieser Stelle Strphanstraße 2. Königliches Hauptzollamt Leipzig, am 23. März 1895. Nr. 1059 I a. vr. Gäbler. Reiche. Oellentlieke Hanä6l8l6kran5ta1t. 2u ster heute Xaebwitta^ 3 vkr iitatttill,lensten LntlassuvA ster Leülller ster tivlierea XbtkvUuinx beehrt sieb hierdurch ergebenst eio7.ula.steu veiprix, sten 27. Llärr 1895. tinl » olkruiu, virector. Die drei berechtigten Privatschuten in Leipzig führen wie die öffentlichen Realschulen ihre Zöglinge bis zu der durch das Gesetz vom 15. Febr. 1884 für die öffentlichen wie für die privaten Realschulen vvrgeschriebenen Reifeprüfung, mit deren Bestehen auch die Berechtigung zum eins, sreiw. Militairdienst er langt wird. Zugleich bereiten sie für die entsprechenden Klassen der öffentlichen höheren Lehranstalten vor. Zur Aufnahme in die Vl. Realschul- bez. Progymnasialklasse genügt das 9. Lebensjahr, während in die Vorschulklassen Schüler vom schulpflichtigen Alter an ausgenommen werden. Das Schuljahr beginnt Montag, den 22. April. Tie Unterzeichneten sind zur Entgegennahme von Anmeldungen und zur Ertheilung jeder gewünschten Auskunft täglich (aufter Sonntag» 11—V,1 Uhr bereit. Dir. vr. L. vartk, Realschule mit Elementarklassen (Querstr. 19 u. Bahnhofstr. 5). Dir. vr. kr. kolk sTeichmann-vr. Roth'jche Privatschulr), Real, schule mit Progymnasial- und Elementarklassen (Ecke der Universitäts - und Schillerst!. Fernsprecher Nr. 2059). Dir. 6. Doller, Realschule (Lrntralstrab« 1). Sonnabend, den 30. März er., von Vormittags 10 Uhr ab soll m Geschäftszimmer des Proviantamtes zu Leipzig, Pleißenburg, Lhurmhaus, 2. Stock, eine Partie Roggenkleie, Fußmehl, leere Kiste» öffentlich an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung ver- teigert werden. Leipzig, am 27. März 1895. königliches Proviantamt. Line Lismarckbiographie fürs deutsche Volk. ö. In diesem Augenblicke, wo, angesichts des 80. Geburts tages des Fürsten Bismarck, das Bild des großen Begründers unserer Einheit aller Orten und auf jede Weise den Augen des Volkes nähergerückt und zugleich der Nachwelt überliefert wird — als Standbild, als Büste, als Gemälde oder Photo graphie, in Tausenden von Huldigungsadresien rc. — in diesem Augenblick erscheint auch zur rechten Heit der 4. Band von Hans Blum'S „Bismarck und ferne Zeit. Eine Biographie für das deutsche Volk".*) Zn einer „Vor bemerkung" dazu von der Verlagsbuchbandlung wird gesagt: Die Absicht, das ganze Werk zum 80. Geburtstag abzuschließen, wurde aufgegeben, weil die hohe Feier, durch welche das deutsche Volk am 1. April 1895 dem Begründer seiner Einheit den imposanten Ausdruck der Liebe und Dankbarkeit darzubringen im Begriffe letzt, noch in die Biographie selbst hineingehört, ja einen nicht unwichtigen Theil derselben bildet. So mußte denn der Abschluß des Werkes in dessen eigenem Interesse noch um wenige Monate verzögert werden. Gerade dieser 4. Band bietet zu einer Biographie Bis- marck's, und zwar einer „Biographie fürs deutsche Volt", so viele und so scharf ausgeprägte Züge, daß kaum ein anderer als Vorbereitung zu der rechten Feier des 1. April geeigneter sein möchte. Als Diplomat nach außen wie als Staatsmann nach innen erscheint Bismarck hier auf der Hohe seines welt- zeschichtlichen Wirkens, Jenes in der rechtzeitigen Voraussicht des unvermeidlichen Krieges mit Frankreich und der unr ichtigen Vorkehr alles Dessen, was von seinem Standpuncte aus zur Stärkung der eigenen wie zur Schwächung der Position deS Gegners geschehen konnte, Dieses in der Voll endung des deutschen Einheitswerkes durch den nicht leichten Abschluß der Verträge mit den Südstaaten wegen ihres An schlusses an den Nordeutschen Bund. Indessen eS hieße Eulen nach Athen und Wasser ins Weltmeer tragen, wollten wir diese Seiten der Wirksamkeit Bismarck s, die längst in die ehernen Tafeln der Geschichte ein gegraben sind, hier nochmals hervorheben. Wie eingehend und anschaulich daher auch der Verfasser dieselben abhandelt, wir wenden uns doch lieber solchen Partien deS Blum'schen Buches zu, in denen gewisse allgemein menschliche Züge deS Bismarck'schen Wesens in den Vordergrund treten, Züge, die ihm eine sichere Matte in den Herzen deS Volkes bereiten. Dahin rechnen wir vor Allem die über jeden Zweifel er habene (wenn schon von blinden Hassern des Fürsten beharrlich angezweiselte) Friedensliebe des Mannes, der ja von einer kriegerischen Politik für sich selbst ungleich mehr Glanz und Ruhm zu erwarten hatte. An schlagenden Beweisen dieser Friedensliebe ist der vorliegende Band reich. Da ist zunächst die Luxemburger Frage, in welcher Bismarck durch eine Nach giebigkeit, die, ohne ein Recht oder Interesse Deutschlands preiszugeben, den Kriegsfall verhinderte, bei vielen deutschen Patrioten (den einsichtigeren freilich nicht) Anstoß erregte. Da lesen wir ferner ein Gespräch Bismarck s mit dem Kaiser Napoleon III. in dem Jahre 1867, worin er diesem den Rath zieht, parlamentarische Einrichtungen in Frankreich herzustellen, aber durch ein zuverlässiges Heer Ausschreitungen derselben zu Verbindern. Es ist bekannt, daß Napoleon schwankte, ob er auf diesem oder auf dem Wege einer kriegerischen Action nach außen der Unzufriedenheit des französischen Volkes mit den gegebenen Zuständen abhelfen solle; daß er mit der Ein führung wirklich parlamentarischer Einrichtungen zuneigle.dann aber davon zurückkam und nun in den Krieg hmeingetrieben wurde. Hätte er Bismarck'S Rath befolgt, so wäre wahr scheinlich die Nothwendigkeit eines Krieges als der Ableitung der erregten Volksleidenschaften ihm und uns erspart ge blieben! Auch die Art, wie Bismarck die Zumuthungen der französischen Regierung, ihr entweder ein Stück von Deutsch land oder Belgien preiszugeben, ausweichend behandelte, zeugt von seiner Friedensliebe. Zn dem Rundschreiben an die deutschen Gesandten, mit welchem er die spatere Ver öffentlichung der darauf bezüglichen Aktenstücke begleitete, sagt er: durch die scheinbare Unvermeidlichkeit des Krieges habe er sich nicht abhalten lassen, über diese Zumuthungen zu schweigen und sie „dilatorisch" zu be handeln. „Denn", heißt es weiter, „so sicher durchschaut Niemand die Absichten der göttlichen Vorsehung bezüg lich der Zukunft; ich aber betrachte auch einen siegreichen Krieg an sich als ein Uebel, welches die Staatskunst den Völkern zu ersparen bemüht sein muß." Zn einem Schreiben an den Grasen Laguerroniöre, der ihm sein Werk „Die nationale Politik" übersandt hatte, spricht er sein Bedauern darüber auS, daß die Franzosen die Erfolge seiner Politik mit Neiv ansähen und sich dadurch zu einen: Kriege gegen Preußen gereizt fühlten. Der Franzose selbst hatte dies als eine Thatsache constatirt. Bismarck spricht dagegen die Hoffnung auS: „Die Zukunft werde das gute Einvernehmen zweier Nationen zeigen, die an der Spitze der Eivilisation marschiren und keine andere Nebenbuhlerschaft kennen, als die, welche ihnen die gemeinsame Pflicht auferlegt, ihre Kraft im Dienste der Humanität nutzbar zu machen." Ein anderes Mal, in einem Gespräch mit Bluntschli, führt Bismarck aus, warum er einen französischen Angriff nicht fürchte und warum die französische Regierung, wenn sie klug sei, von einem solche» abstehen werde. An einem seiner parlamentarischen Abende (i. Z. 1869) sagte Bismarck zu den um ihn Versammelten: „Wir glaubten, cs könne der Krieg, je tänger er verschoben werde, viel leicht ganz vermieden werden, sei es durch gewisse Ereignisse in Frankreich oder indem das französische Volk zu der Einsicht käme, daß die beiden großen Nationen Besseres zu thun hätten, als sich um Grenzen zu streiten" z „aber", setzte er hinzu, „wenn man freilich unsere Friedensliebe nicht anerkennen will und man uns den Krieg aufzwingen wird, so werden wir ihn mit aller Macht führen." *) München, E. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung, 1895. Gau; im Einklänge mit dieser friedliebenden und pflicht- mäßigen Gesinnung ist denn auch die Loyalität, womit Bis marck, nachdem der Krieg ausgebrochen war, sowohl die Schweiz als Belgien der strengsten Achtung ihrer Neutralität von Seiten Deutschlands vergewisserte, während zu derselben Zeit der Vertreter Frankreichs in der Schweiz an die dortige Bundesbehörde das völkerrechtswidrige Ansinnen richtete, sie möchte „die Truppenmacht der Schweiz unter den Befehl fran zösischer Generäle stellen". Von der Humanität Bismarck s finden wir in dem vor liegenden Buche einen schönen Zug verzeichnet. Bekanntlich halte der Exkönig von Hannover eine „hannoverische Legion" errichtet, die in dem von ihm erhofften Falle eines Krieges zwischen Frankreich und Preußen dem Erster?:: gegen das Letztere Hilfe leisten und so die Wiederherstellung des König reichs Hannover erkämpft:: sollte. Da ihm aber durch un glückliche Spekulationen daS Geld ausging, ließ er die Mit glieder dieser „Legion", besonders die Officiere, in Paris in größter ökonomischer Bedrängniß schmachten. Bismarck hatte bald nach der französischen Kriegserklärung in einer öffent lichen Bekanntmachung alle im französischen Heere dienenden Norddeutschen zur sofortigen Rückkehr nach Deutschland aufgefordert — unter Androhung der Strafe, welche Den jenigen treffe, der die Waffen gegen sein Vaterland führe. Als er hörte, daß jene hannoverischen Officiere erklärt hätten, sie würden sich jeder ungesetzlicken und unpatrio tischen Handlung streng enthalten, „obschon ihnen eigent lich zur Herstellung ihrer Ehre nichts übrig bliebe, als sich todtschießen zu lasten", da wirkte er denselben bei seinem König nicht nur volle Amnestie aus, sondern auch für jeden „ohne Unterschied des Ranges" eine lebenslängliche jährliche Pension von 3600 „Die sämmtlichen Herren waren", schreibt der Verfasser, „fast sprachlos vor Erstaunen und Rührung über eine solche Großmuth." Den Dank für diesen Beweis echtester Humanität gegen jene ihre unglücklichen Lands leute trägt dem Fürsten eben jetzt die „welsische Partei" in: Reichstage dadurch ab, daß sie sich weigert, an einer Huldigung für ihn Theil zu nehmen! Das Gleiche thut das Centrum für die Ehrerbietung, die Bismarck als preußischer Minister des Auswärtigen dem Oberhaupte der katholischen Kirche, dem Papste, zu eben jener Zeit bewiesen hat. Nach der Einnahme Roms durch die Italiener im Jahre 1870 schien es zweifelhaft, ob der Papst in der ewigen Stadt werde bleiben könne». Bismarck erfuhr nun, daß Pius IX. auf die Unterstützung Preußens rechne, damit man ihn, falls er Rom verlassen wolle, ungehindert ziehen lasse. Sofort telegraphirte er an den preußischen Gesandten zu Rom und sprach gegen die italienische Regierung die Erwartung aus, daß sie in solchem Falle alle Rücksichten gegen den Pabft beobachten werde, was diese ohne Weiteres zusagte. Auch ward dem Papste, wenn er wirklich seinen Sitz außerhalb Italiens nehmen wolle, eine Freistatt in Deutschland angeboten. Statt allen Dankes für dieses Entgegenkommen ward Bismarck von den Führern der deutschen Ultramontanen, Ketteler und LedochvwSky, mit un erfüllbaren Zumuthungen bestürmt, u. A. der, Kaiser Wilhelm solle die weltliche Papstmacht wieder Herstellen, was so viel hieß, als: Italien den Krieg erklären. Da diese Zumuthung von der Regierung und vom Re:chstag (in der Antwortadresse auf die Thronrede) zurückgewiesen ward, bildete sich im Reichstag und im preußischen Abgeordnetenhaus jene „katholische Parte:", das Eentrum, welche von da an bis aus den heutigen Tag alle Angelegenheiten deS Reiches und Preußens nicht von einem patriotischen, sondern von einem römischen („ultramontanen") Gesichtspunkte aus behandelt hat und welche den Fürsten Bismarck mit unversöhnlichem Haffe verfolgt, weil er ihrem Gebahren nach Pflicht und Recht entgegengetreten ist. Der vorliegende Band des Blum'schen Buches schließt mit der folgenden Betrachtung, die durch das, was wir eben jetzt tägl:ch hören und lesen, eine tausendfältige Bekräftigung erhält: Wie Bismarck den Pflichtbegriff und den deutschen Idea lismus in einem Lebenswirken und Charakterbild verkörperte, daS alle Dichter und Philosophen unseres klassischen Zeit alters als die höchste Verwirklichung ihrer Phantasie und ihres Systems verherrlicht hätten, so feiert das lebende, das freie, große und einige Geschlecht der Deutschen seinen Bis marck fortan als den Edelsten und Besten des ganzen Volkes. Aus allen deutschen Herzen sang Paul Heyse: „Wer hat das Reich uns ausgebaut, Daß hoch die Zinnen ragen? Germania, Du Kaiserbraut, Wer ließ Dich Krone tragen ? Da» hat mit Macht Ter Eine vollbracht, Von dem wir singen und sagen!" Deutsches Reich. Ik. Berlin, 26/Närz. Ueber beabsichtigte Bis marckehrungen naOstas rika wird der „Deutschen Afrika- Post" unter den: 3. März auS Dar-eS-Salaam Folgendes ge schrieben: Die Rüstungen zur BiSmäkaseier in Uleia (Heimath) nehmen solch' einen gewaltigen und allgemeinen Umfang an, daß auch die Deutschen im dunkelsten Afrika nicht Zurück bleiben wollen, wenn eS gilt, dem großen Schöpfer des Reichs und der Colonien ein Sonderzeichen ausricht:ger Verehrung und Dankbarkeit zu übermitteln. Noch ist uns allen in leb hafter Erinnerung, welch' überschwänglicher Jubel in Ost- asrika allenthalben, wo deutsche Laute erklangen, bervorbrach, als eine Reuterdepesche die Aussöhnung des Kaisers mit seinem alten Kanzler verkündete. Seit dieser denkwürdigen Stunde ist auch für die Reichsbeamte:: eine offen kundgegebene Bismarckverehrung kein Verbrechen mehr Die Deutschen und Oesterreicher Zanzibars bringen dem Fürsten Bismarck eine in kostbarer Caffette ver schlossene Glückwunschadresse mit photographischen Ansichten der «Perle Ostasrikas" dar und veranstalten mit den Engländern am 1. April im deutschen Club Festdiner und CommerS, zu denen der Sultan sr:ne ca. 30 Mann Karle, auS Goaneftn bestehende HauScapeUe zur Aussüyruns der Tafel- und Commersmusik bereits jetzt commandirt hat. Die auf dem Festlande lebenden Deutschen richten ebenfall- an den Fürsten eine mit photographischen Ansichten aller Stationen versehene Glückwunschadresie und werden ihm nachträglich noch einen riesigen Elefantenzahn, verziert mit kostbaren silbernen Beschlägen (Wappen Bismarck s, Reichs adler, Dedicationsband :c.) übersenden. Die Deutschen aus Johannis bürg stiften „ihrem Stolze, dem größten Deutschen" einen Tafelaufsatz, dessen Gestell aus reinen: Golde, welches durchweg aus den Bismarck-Goldfeldern (in Macombies-Land) entnommen ist, besteht und die Form eines Asfenbrodbaumes besitzt. Die vier Hauptäste sind mit je einer Schale (Hälfte eines längsdurchsctmittenenStraußeneies) gekrönt, die Spitze läuft in eiuen aus eiuer seltenen keilartigeu Perl muttermuschel bestehenden Blumenhalter aus. Am 1. April finden auf allen größeren Stationen Fest-Essen und Commerse, in Dar-es-Salaam außerdem noch eine Ruder- und Segel- Regatta statt. Nach Ausbringen des Bismarck-HochS wird in: Hafen ein großes Wasser-Feuerwerk abgebrannt und ein Huldigungstelegranin: nach FriedrichSruh gekabelt. Am glücklichsten wird das deutsche Personal der Station Moschi (die höchst gelegenste) seine Bismarckverehrung zum Ausdruck bringen. Unweit der Spitzen der beiden Gipfel des Kili- mandjaro, des Kibo und Kemawesi werden am Abend des 1. April mächtige Holzstöße angezündet und durch befreundete Eingeborene während der Nacht in Brand er halten. König Mely von Moschi hat hierzu alles Holz anschleppen zu lassen sich freiwillig erboten. — Wie in Dar- es-Salaam behauptet wird, haben sich für den 1. April ein englisches (Blanche) und ein italienisches KriegSschiss zum Besuche und zur Mitseier von Bismarcks Geburtstag anmelden lassen. Berlin, 26. März. Fast gleichzeitig mit dem preu ßischen Staatsrath hat das Generalcomitv des Land wirtschaftlichen Vereins in Bayern die Frage des landwirtschaftlichen RealcreditS zum Gegenstände der Berathung und Beschlußfassung gemacht. Das General comitv bildet die Spitze des landwirthschaftlichen Bereins- wesens des Landes, und es besitzt thatsächlich, wenn auch nicht förmlich, die Bedeutung, welche in Preußen dem Landes- ökonomiecollegium zukommt. Mit dem preußischen StaatS- rath stimmt Las bayerische Centralcollegium in der Forderung nach billigerem, unkündbarem und amortisirbarom Credit überein, unterscheidet sich von ihm aber durch den Verzicht auf die Mitheranziehnng des öffentlichen Crediis. In der Nentenschuld, deren Ausnahme in den Entwurf eines Bürger liehen Gesetzbuches es ausdrücklich billigt, erblickt das General- comit6 die einzige Form der Verschuldung, „welche der ge meinschaftlichen Ueberschuldung des Grundbesitzes entgegen- wirkt, indem sie nicht aus den: Vertebrswerth, sondern aus dem ErtragSwerlb derselben ruht." Es wird hier also aus denselben Punkt das Hauptgewicht gelegt, den wir dem An trag Mendel-SteinfelS, insofern dieser den Realcrcdit berührt, sowie dein Beschluß des Staatsrathes gegenüber als den pringenden bezeichnet haben. * Berlin, 26. März. Mit Herrn v. Levetzow verliert der deutsche Reichslag einen altbewährten, ausgezeichneten Präsidenten, dessen würdige Ersetzung außerordentlich schwer allen wird. Daß von Jahr zu Jahr immer mehr das Aa chen des deutschen Reichstags in der öffentlichen Meinung ank, daS freilich hat er nicht hindern können. Seit langen Jahren gehört er den: parlamentarischen Leben an, ohne sich ibm ununterbrochen gewidmet zu haben. Im Reichstag hat er stets seinen beimathlichcn Wahlkreis Königsberg in der Neumark vertretenen dem er nach Ablegung seiner Affefforprüfung sein väterliches Gut übernommen hatte und schnell überall da in den Vordergrund trat,wo es galt, die gemeinsamen Interessen des Kreises und der Provinz wahrzunehmen. Der brandenburgischen Provinzialverwaltunfl gehört er seit dem Jahre 1863 an; seit 1876 ist er LandeSdirector dieser Provinz. 1866 hat er sich an der Spitze einer Landwehr-Eskadron der 2. Dragoner in: österreichischen Feldzuge ganz besonders hervorgethan, und das war der Anlaß, daß ihm der alte Kaiser die Auszeichnung verlieh, die Uniform eines Majors der Landwehr-Cavallerie forttragen zu dürfen. Nachdem Herr v. Levetzow schon den ersten Reichstagen von 1867—71 angehört hatte, war er 6 Jahre lang nicht wiedergewählt worden. Dann trat er aufs Neue 1877 ein und ist seitdem, mit Ausnahme der Jahre 1884—1887, ununterbrochen Mitglied des Reichstags gewesen. Nachdem Graf Arnim-Boitzenburg am 16. Februar 1881 die Wiederwahl zum ersten Präsidenten nicht angenommen hatte, wurde zunächst der damalige Unterstaatssecretair v. Goßler zum Präsidenten gewählt. Als dieser aber nach Schluß 'deS Reichstags im August 1881 zum Cultusminister ernannt worden war, mußte der neugewählte Reichstag auch einen neuen Präsidenten wählen, und diese Wahl fiel am 19. November 1881 mit 193 Stimmen auf Herrn v. Levetzow, während Freiherr v. Stauffenberg nur 148 Stimmen erhielt. Nach den Neuwahlen 1884 wurde, da Herr v. Levetzow nickt ge wählt war, der damalige Regierungspräsident v. WedcU- PieSdorf Präsident des Reichstags; als er aber nach der Thronbesteigung unseres Kaisers zum HauSminister ernannt worden war. da siel wiederum der Vorsitz des Reichstags Herrn v. Levetzow zu, und seitdem bat er ihn ununterbrochen während sieben Tagungen bis zum 23 März geführt. Ueber- blickt man diese, so wird man unbedingt sagen müssen, daß Herr v. Levetzow seiner überaus schwiengen Aufgabe mit Geschick und Erfolg gerecht geworden ist. * Berlin, 26. März. Aus den Berathungen deS Staats- raths über den Antrag Kanitz erfährt die „Franks. Ztg." noch, daß die scharfe Begründung des ablehnenden Beschlusses zum guten Theil vom Kaiser selbst herrührt. Sie war zuerst bedcuteud milder gefaßt, erschien in Folge dessen dem Kaiser nicht genügend, und er hat wenige Stunden vor der Abstimmung cmen wesentlichen Theil der dann schließlich an genommenen Fassung selbst dictixt. Der Kaiser hat übrigens geäußert, daß er aus dieser Theilnahme an den Sitzungen ' des Staatsraths mehr gelernt habe, als sonst in Jahren. Er führte den Vorsitz sehr energisch» und es kam zwischen ihm und einzelnen Rednern zu Auseinandersetzungen, wie sic gelegentlich auch im Parlament mit dem Präsidenten statt- sinden über das, was zur Sache und was zulässig ist. Das endete aber ohne Mißtou, und der Kaiser unterhielt sich bei»: Frühstück dann mit den Betreffenden darüber in jovialer Ausdruckswrise, wer dem Andern an den Wagen gefahren sei. An den Debatten selbst hat sich der Kaiser als Vorsitzender nicht betheiligt, auch die Min:ster nickt; sie gaben höchstens einmal eine Erklärung ab; sie nahmen auch nicht an den
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