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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.04.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950423014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895042301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895042301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-04
- Tag1895-04-23
- Monat1895-04
- Jahr1895
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Es wird vermuthet, daß ihm rin Unglück zugestoßen ist, oder daß er sich das Leben genommen hat. Der Vermißte ist von mittlerer Größe und kräftiger Gestalt. Er hat blasse- Gesicht, schwarzes Haar und dunkeln Schnurrbart. Bet seiner Entfernung war er mit bräunlichem Winterüberzicher, schwarzem Frackanzug, weißem Vorhemdchen mit Umlegekragen, schwarzem Schlips, röthlich carrirtcm wollenen Hemd, grauwollenen Strümpfen und mit Stiefeletten bekleidet. Wir ersuchen, alle Wahrnehmungen, welche über den Verblieb des Vermißten Ausschluß geben könnte», ungesäumt zur Kenntniß unserer Criminalabtheituiig zu bringen. Leipzig, am 20. April 1895. . Da» Polizeiamt der Stützt Leipzig. VII. 1314. Bretschneider. Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) etnc goldene Tamcn-Rcmontoirnhr mit geriester Rückseite und Schildchen, goldenen Zeigern mit weißen Steinen und der Reparaturnummrr 14 918, kurzer goldener Panzrrkette mit gelbem Stein-Berloque, am 1. d. M.; 2) eine filtzcrne Remontoirnhr mit Goldrand und dem ein- gravirten Namen „Arthur Arnold", eine Haarkette von dunkel» blondem breiten Geflecht mit Goldbeichlag, ein breiter goldener Trauring, gravirt: „F. I. 8. 5. 93" und ei» goldener Siegel ring mit dunklein Stein, am 19. d. M.; 3) 3 alte silberne Dosen, inwendig vergoldet, eine mit der» brochenen Ecken, eine mit doppeltem Perlniutterring und französischer Inschrift, etne silberne Herren-Chlinderuhr, ziemlich neu, mit Sekunde, Schildchen auf der Rückseite und silberner' starkglletzrigcr Kette» ein Sommerübcrzieher von schwarzem Cheviot, mit schwarzem Futter und Kettchenhenkel, am 14. d. M.; 4) eine Neisedecke von schwarzem Plüsch mit buntgestreiftem wollenen Futter, am 4. d. M.; 5) ein Rockanzug, ziemlich neu, von dunkelblauem breitgestreiften Kammgarn (Rock mit schwarzem Futter, schwarzseidener Borde, über zogenen Knöpfen und der Firma „Bcdrich, L.-Reudnitz" im Henkel), von Mitte November v. I. bis Mitte d. M.; 6) ein granwollenes Kleid mit crömewollenen sogen. Husaren schnüren, am 15. d. M.; 7) ein großer Fußball von braunem Leder mit der Aufschrift: „Fußballvereinigung der Nicotaischule," am 13. d. M.; 8) ein Damen-Negenschirut, mit schwarzseidenem Bezug und Elfenbemgrisf, vom 9. zum 10. d. M. Etwaige Wahrnehmungen Über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bet unserer Criminal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 22. April 1895. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Ml. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Geschäftsräume können in unserem Melde» amte, Wächterstraße Nr. 5, II. Etage am S4. und SS. dieses Monats in Abtheilung III (für Dienstboten) und an, S7. und «iS. dieses Monats in Abtheilung I. Buchstabe 21—2 (für bleibende Einwohner) nur dringliche Geschäfte erledigt werden. Leipzig, am 18. April 1895. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. O.R. 1806. Bretschneider. Saitenmacher. König Merls Geburtstag. Wie nach den langen, schweren Wintermonaten die leuchtende, warme Aprilsonne erquickt, so macht der von der verworrenen Lage im Reiche zur sächsischen Heimath zurückflüchtende Blick das Herz froher und erbebt es aus« Neue nach all' dem Häßlichen und Niederdrückenden der letzten Zeit. Die letzte Woche des April hat seit dem Jahre, da König Albert den Thron bestieg, jeden Bewohner unseres schönen Sachsenlandes mit der unwiderstehlichen Gewalt liebender Verehrung gezwungen, Zengniß abzulegcn von der alten Sachsentreue und den Zoll des innigsten Dankes dem milden und gütigen Monarchen zu zahlen, dessen höchstes Ziel das Blühen und Gedeihen seines Landes und Volkes war und ist. Königs Geburtstag war in Sachsen nie ein Begriff, der in äußeren Formen sich erschöpfte; wie der frische Wasscrquell dem Felsgestein, so entquoll dem Volks- gemüth an diesem Tage von jeher lauter und ursprünglich herzinnige Freude und aufrichtigster Dank. Aber höher noch als je zuvor schlagen die Herzen in diesem Jahre; dankbarer und hoffnungsfroher als je vorher blicken wir auf zu König AlbertS Throne. Das „Militair-Wochenblatt" hat das Geburtsfest des glorreichen Heerführers bereits mit den Worten begrüßt: „Die fünfundzwanzigste Wiederkehr der Ruhmes- und Ehrentage, welche das laufende Jahr uns bringt, läßt das Gevacktuiß an die gewaltigen Thaten unseres Heeres, das ehrende Gedenken an seine siegreichen Führer besonders lebendig in uns werden. Aber den er hebenden Empfindungen, welche sie wachrufen, gesellt sich der gerechte und tiefe Schmerz zu, die Reihe der Männer, denen Deutschland die stolzesten Blätter seiner Geschichte verdankt, gelichtet zu sehen und in den ErinnerungStagrn dieses Jahres so viele HuldignngSkränze an letzten Ruhestätten niederlegcn zu müssen. Um so dankbarer schlägt daS Herz für das, was Gott uns erhalten, um so einmüthiger wendet sich das Auge dem einzigen noch lebenden Armeeführer jenes unvergleichlichen SiegeSzugeS zu, der ungebeugten Helden gestalt König Albcrts von Sachsen." Welches Sachsenherz erfüllte solcher Gruß, der die Empfindungen und Gedaiiten berechtigtem Stolz und erößnete 'hm n.cht eme h ^ Aussicht auf dir Reihe nationaler JubeUage, an ^».n7U s.nd->> b---i!>." 7n glorreichen Wirken des „Kronprinzen Sachsen » 's den z-wben von Roncurt.St. Privat, aus den Schlachtfeldern an der Maas und auf den blutgetränkten Gestlden um Par bewundernd folgen? Leider sind es nicht Aller Augen. Leider 'st -S ver blendeten Verblendern gelungen, v.-le Tausende nn Reiche , den Wahn zu wiegen, daß nicht nur d-r hockst- nat'ona e Aufschwung, der Blut und Leben an die Lerthe.digu g Herdes und der Heimatd gegen fremde Eroberungssucht setzt, ttn Frevel sei, sondern daß insbesondere das glorreiche Ringen, das den deutschen Stämmen vor ihrer Emigung zu einem gewaltigen Reiche ausgezwungen wurde, durch e.ne Fälschung vom Schmiede der deutschen Kaiserkrone heraus- beschworrn und ein verabscheuenswerther Angriff auf e.ne schuldlose Nachbarnation gewesen sei. Und leider stellt unser Sachsenland infolge seiner eigenartigen Erwerbsverhaltnissc eine starke Zahl zu dem auf den Umsturz unserer ganzen staatlichen und bürgerlichen Verhältnisse bedachten Heerbann von Verblendern und Verblendeten, dessen Vertreter nn deutschen Reichstage dem Schöpfer desselben, dem genialen Baumeister des Reiches» Glückwunsch und Gruß zu jenem Tage verweigerten» an dem das achtzigste Jahr seines selbstlosen und von rastloser Arbeit erfüllten Leben« sich vollendete. Aber auch diese Erinnerung und die Aussicht darauf, daß König AlbertS Ruhmeötage in diesem Jahre im eigenen Lande werden begeifert werden, können den freudigen Aufschwung der Gemüther nicht Herabdrücken. Denn nirgends im Reiche hat das kaiserliche Donnerwort, das noch am Nachmittage des unseligen 23. März nach Friedrichsruh flog, kräftigeren und tinmüthigeren Widerhall gefunden, al« in Sachsen, denn nirgends wußte man so sicher, daß dieses kaiserliche Wort völlig im Geiste des Landesherr« war, wie in unserer engeren Heimath, und nirgends im Reiche war daS Bewußtsei» lebendiger, als hier, daß der im Reiche einzig dastehende feste Zusammenschluß aller wirklichen Gegner der Umsturzbestrebungen ganz wesentlich gefördert wird durch den persönlichen Einfluß, die vorsichtige und die schroffen Parteigegensätze abmildernde Einwirkung des Monarchen, der für daS klar erkannte Ziel das rechte Mittel stets zu finden weiß. Sein das kaiserliche Donnerwort bestätigender Gruß an den großen Kanzler hatte aber noch eine weitere, unsere Freude und unsere Zuversicht noch mehr erhöhende Bedeutung. 88. Jahrgang. Dieser Gruß war nicht nur ein Protest gegen das Votum der um ihr Baterlandsgefühl betrogenen Umstürzler, sondern auch ein nicht minder energischer Protest gegen das Ver alten jener großen Partei, die angeblich aus Glaubeiis- rücksich ten der Dankespflicht gegen den Einiger de« Reiches ich entschlug. Indem König Albert, dessen Glaubenslreur der verbissenste Fanatiker nicht anzuzweifeln wagt, seinen königlichen Gruß nach dem Sachsenwalde sendete, zerstörte er die Behauptung, daß die katholische Kirche dem großen Kanzler Gruß und Glückwunsch verweigern müsse, und gab nicht nur seinen katholischen Unterthameu, sondern seinen Glaubensgenossen im ganzen deutschen Reiche ein leuchtende« Beispiel katholischer Dankbarkeit für unvergängliche Verdienste um dieses Reich. Der Hoffnung freilich, daß dieses Beispiel im ganzen Reiche durch selbstlose Hingabe an die großen Errungen schaften der Jahre 1870 und 1871 werde nachgeahmt werden, muß man sich entschlagen. Offener als je zeigt die Eentrums- partei des Reichstags, daß sie nicht nur eine laue und un zuverlässige Stühe der verbündeten Regierungen im Kampfe gegen die Elemente des Umsturzes ist, sondern auch die durch diesen Kampf hervorgerufene Nothlage auszubeuten sucht zur Befriedigung ihrer Herrschaftsgelüste über das ganze geistige Leben der Nation. Aber mit um so freudigerer Zuversicht dürfen wir erwarten, daß gerade König Albert, der in seinem Lande es versteht, alle staatserhaltendcn Kräfte zu einer Ab wehrphalanx gegen die U»isturzbewegung*zu vereinen und allen diesen Kräften die zu gedeihlichem Wirken unerläßliche Freiheit der Meinungsäußerung zu wahren, als „erster Paladin des Deutschen Reiches" sein gewichtiges Work einsetzen wird, wenn die Gefahr einer bedrohlichen Knebelung der freien wissenschaftlichen Forschung und der berechtigten Kritik noch näher rücken sollte. Allerdings ist es nicht jene Gefahr allein, welche die Aussicht auf die Zukunft verdüstert. Die deutsche Volks vertretung beherrschen Parteien, die nichts einigt, als der Haß gegen den großen Baumeister des Reiche«, und die zu keiner fruchtbaren Mitarbeit am weiteren Ausbau des großen Werkes sich zusammenzufinden vermögen. Eine tiefe Zer klüftung trennt fast überall die Elemente, deren Zusammen wirken wir es verdanken, daß nach den glorreichen Errungen schaften der deutschen Waffen in wenig Jahren eine große einheitliche Gesetzgebung die Glieder des Reiches umschlang. Der Particularismus ist wieder mächtig geworden und findet Anhänger selbst in Kreisen, die ehedem dem opfer willigen Sicheinordnen der deutschen Fürsten in das große Ganze begeistert zujubelten. Die Hoffnung, daß der im ganzen Volke um sich greifenden Zersetzung Einhalt FeniHetsir. Der Schlangenkasten, rin Belehrung»- und UuterhattungSmtttel für die männliche Jugend. H. Als zweite Vertreterin der Ordnung der Schlangen wähle man die glatte Natter (OoroncllL Iserts), auch unter den Namen österreichische, thüringische^ Natter, Schlingnatter, Jach- oder Zornschlange bekannt. Schon diese Namen lassen auf Dreierlei schließen; nämlich auf ihre Haulbeschaffenheit (ihre Schuppen sind nicht gekielt, daher glatt), auf ihre Hei math (außer den sonnigen Abhängen bewaldeter Berge Thü ringens und Oesterreichs auch Bayern und die Schweiz) und aus ihren ungemein jähzornigen Charakter, der sie zuweilen in die eigenartigsten Situationen und Kämpfe verwickelt. Sie wird bis zu 100 cm lang, ist röthlich-grau, braun mit zwei Reiben dunkler Rückenflecken, einem großen, dunklen Nackenfleck und einem dunklen Streifen hinter den Augen. Der Kopf ist groß, platt, wenig abgesctzt; der Bauch ist roth- gelblich, weißlich oder auch stahlblau gefärbt und die Schuppen baben an der Spitze ein kleines Pünktchen. Sie lebt meist von Eidechsen, verachtet aber auch Mäuse und Blindschleichen nicht, umschlingt regelmäßig ihre Beute, geht nicht freiwillig inS Wasser, ist viel lebhafter als die Ringelnatter, legt im August oder September circa 12 Eier, au« denen die 15 cm langen Jungen sofort auskriechen. In der Gefangenschaft wird sie meist bald sehr zahm, beißt aber, wenn sie gereizt wird heftig um sich; ihre Bisse sind jedoch völlig gefahrlos. Die dritte, in Deutschland zu findende Natter ist die AeSkulapschlaNge (Loluber ^esculspii), die jedenfalls aus Italien stammt, sich jevoch auch in Schlangenbad im Tau- nu» am Rhein (daS ihr den Namen dankt), sowie in Baden angesiedelt hat. Sie ist höchst anmuthig, klettert sehr ge schickt, geht nicht freiwillig inS Wasser, wohnt in der Näh« alten Gemäuers, nährt sich besonders von Mäusen und legt nur etwa fünf Eier. Sie erscheint erst im Juni» wird bi« zu 150 cm lang und hat einen zierlichen, kleinen Kopf, der sich vom Hals« wenig abhebt. Die ganze Ober seite de« Kopfe« und Körper« ist einfarbig bräunlich graugelb, die ganze Unterseite weißlich. Am Hinterkopfe hat sie jedersrit« einen gelben Fleck und an den Seiten weiße Pünktchen. In der Gefangenschaft ist sie schwerer zu er- l,alten, al« die vorgenannten Nattern, denn sie ist sehr boS- baft und verweigert oft lange Zeit die Nahrung. Die Ar«culavschlangr, — benannt nach dem Gott der Heilkunde, — ist di« berühmte Schlang« von Epidaurus, welche die Egypter al« da« Sympal einer wohltbätigen Gottheit verehrten. Dies« drei Arten sind die einzigen giftlosen Schlangen Deutschlands und gehören der Familie der Nattern an, die I in gegen 250 Arten über die ganze Erde verbreitet ist. Die I Nattern finden sich bis gegen den Polarkreis, und sind in I deu Tropen oft prachtvoll gefärbt. Giftige Schlangen giebt es in Deutschland nur zwei: die Kreuzotter (kölins berus), die sich zuweilen auch in unserer Gegend findet, und die Viper (Vtpera Uccki), die für uns gar nicht in Betracht kommt, da sie nur in einigen Theilen Süddeutschland« häufiger ist. Die Kreuzotter dagegen will ich noch einer Beschreibung unterwerfen. Sie ist leicht kenntlich an dem schwarzen Zickzackbande, daS sich längs des Rückens hinzieht und neben welchem in den Einbuchtungen beiderseits kleine Flecke liegen. Der Rücken ist beim Männchen hellgrau, beim Weibchen bräunlich bis schwarz. Auf den» Kopfe befindet sich ein dunkelbrauner Fleck, welcher sich nach hinten in zwei nach auswärts gebogene Aeste spaltet. Eine kreuzähnliche Figur ist auf dem Kopfe schwerlich zu erkennen. Die Kreuzotter wird bis 1 m lang, hat einen deutlich abgegrentten Kopf und 2 Giftzähne. Ihr Biß ist zwar unmerklich, aber sehr gefährlich und ist alles zu thun, um das Einbringen des GifteS inS Blut zu ver hindern (Druck, Unterbinden, Ausbrcttnen, Ausschneiden) und das etwa schon eingedrungeue wieder herauszuschaffen. Sie lebt vorzugsweise von Mäusen, frißt aber auch Frösche, Eidechse», Insekten, Maulwürfe und selbst junge Vögel; in der Gefangenschaft frißt sie nicht! — Diese Schlange ist zu fürchten, denn ihr Gift Wirkt unheimlich rasch. Alle anderen aber, die wir in Borstehendem kennen lernten, sind absolut ungefährlich, selbst wenn sie einmal beißen sollten. Die Art und Weise, selbst die größten dieser Schlangen zu fangen ist überaus einfach und leicht, wenn man unbemerkt bis dicht heran gekommen ist. Mit einem Stock drückt man den Kopf fest zur Erde und faßt die Schlange kräftig hinter dem Kopf, hebt sie rasch empor» damit sie nicht Zeit ge winnt, sich mit dem Schwänze an Wurzeln oder Gestrüpp sestzuhalten und läßt sie ruhig drücken und sich winden ohne Scheu vor dem wüthenden Fauchen; sie ist gefangen und kann sogar in einem Kästchen mit feuchtem Moose beliebig weit verschickt werden. Nun nur noch einiges über die Pflege, die ein Terrarium erfordert und über die Beobachtungen, die man zu machen Gelegenbeit hat. Im Sommer hat man sein Hauptaugenmerk darauf zu rickten, für das verspeiste Futter immer Ersatz zu schaffen, allen Unrath, faulende Pflanzen- und Thierstoffe sofort zu entfernen, besonders aber das Wasser, wir den Kasten über haupt sauber und reinlich zu halten, den Sand trocken, den Rasen rin wenig feucht. Um die Zeit der Häutung muß die Feuchtig keit noch vermehrt werden, da sie den Rockwechsrl wesentlich erleichtert. Daß man den Schlangen, wie überhaupt sämmt- licheu Insassen des Kastens, ihre völlige Ruhe unbedingt lassen muß, ist eigentlich selbstverständlich! Berührt man eine Schlange, die vor Kurzem eine Mahlzeit gehalten hat, so muß man gewärtig sein, daß sie Einem den halbverdauten Frosch wieder vor die Füße speit. — Im Winter wird keine Nahrung berührt, selbst wenn noch welche im Kasten sein sollte. Ruhig liegt die Schlange im Moose und nur besonders warmer Sonnenschein vermag etwas Leben in deu Kasten zu bringen. Im Früh jahr ist dann freilich die Schlange seyr abgemagert und mit Heißhunger stürzt sich die Ringelnatter auf den arglos einer Fliege nachstellenben Frosch und packt den wenig wider strebenden beim Kopfe. Langsam rückt bald der Ober-, bald der Unterkiefer vor, den unglücklichen Frosch immer weiter in den erstaunlich weit geöffneten Racken hineinziehend. Die Anstrengung beim Würgen ist sehr groß; weit treten die Augen aus den Höhlen hervor, aber eS wird keine Pause gemacht, bis auch die Hinterbeine des Opfers im Rachen seiner Mörderin verschwunden sind. Zufrieden spaziert diese dann im Kasten umher» um vielleicht noch ein Opfer zu er spähen, oder aber in einer Ecke von der gehabten Anstrengung auszuruhen. Mit weit mehr Schwierigkeit ist die Mahlzeit der glatter Natter verbunden, die erst den hartnäckige» Widerstand de, Eidechse zu überwinden hat. Diese nämlich giebt sich nich! so leicht gefangen wie der Frosch. Sie entwickelt vielmehr einen Muth und eine Behendigkeit, die man ihr wohl kaum rugetraut hätte. Wird sie von der Schlange am Leibe gepackt so faßt sie hinwiederum diese mit festem Biß in, Rücken mit die Natter macht die unglaublichsten Windungen, um sick loszureißen. Dann ruht^der Kampj einen Moment. Lang sam schiebt jetzt die «schlänge ihre Kiefern hin und her und rückt dadurch dem Kopfe der Eidechse immer näher, ohne sie loszulassen. Der Kopf derselben ver schwindet endlich in dem eben so großen ihrer Gegnerin ^ der übrige Körper folgt rasch nach. Die Vorderbein« legen sich an den Körper an, der Hinterleib mit den Hinter deinen macht noch viele Mühe, denn die Gedärme haben sick zurückgedrängt und die weit vorstehenden Augen Ver Schlang« bezeugen die fürchterliche Anstrengung. Ist endlich die Mahl zeit beendet, so säuft die Schlange wohl einmal, züngelt, leck zufrieden die Lippen (wenn man von den Kiefernrändern s, sagen darf) und ruht schließlich längere Zeit. Erscheint Übei der glanzend-sckwarzen Fläche des Auges ein trüber Schleier so rst da« em Zeichen daß die Häutung bevorstrht und dahe die Feuchtigkeit im Kasten vermehrt werden must Unser Schlangen wechseln den Rock jährlich 4 bis 5 mal tü Haut löst sich vorn am Kopfe und stülpt sich nach hinten ,ü um '«dem sich d,e Schlange zwischen Wurzeln, Steine, u.s- w. h'ndurchzwangt. Dir abgestr.iftr Haut finde vi? wunderlichsten Verschlingungen im Kasten ^Außenseite innen. Der e.genthümliche Bau der Kiefer, (die nicht wie bei allen anderen Thieren vorn »mammen *""ch dehnbare«, sehnige «and miteinander ,n Verbindung stehen) ermöglicht de ^ große Bissen zu ve. Iwungen, so habe ich gesehen, wie eine stark«, aut gewachsene Ringelnatter einen Frosch verschlang, der doch mindestens viermal so dick war als sie selbst, so daß es unerklärlich schien, wie er durch den kleinen Kopf und den engen Hals passiren konnte. So gefräßig auch die Schlangen manchmal sind, so können sie doch auch wieder Wochen-, ja monatelang fasten und wenn sie einmal Nichts haben, so fressen sie eben nichts, obne dabei irgendwie Schaden zu nehmen, wenn nur später durch reichliche Kost da« Versäumte nachgeholt wird. Ganz anders ist die Art des Fressens bei den Eidechsen. Leise, aber pfeilschnell schießen sie auf ein Jnsect oder einen Wurm und fassen ihn mit ihren kleinen', aber spitzen Zähnen wo e« ist. Dann suchen sie ihn durch ruckweise Bewegungen hinter zu würgen, wobei sie sich lange nicht so plagen müssen, als die Schlangen mit ihnen. Der Frosch springt in weiten Bogen auf sein Opfer zu, dasselbe niit seiner sonderbaren Zunge erlangend, die vorn im Maule angewachscn und hinten frei ist. Die Schildkröte schleppt ihre Beute, einen Wurm, eine Schnecke, auch Psianrentbeile schleunigst ins Wasser, setzt sich auf den Boden des Schüssel cheus und verschlingt die Speise nach Eidecksenart: durch rilckiveises Hinabwürgen. Alle Lebenserscheinungen der Schild kröten sind träge, langsam »nd unregelmäßig, aber kräftig Und ausdauernd. Im Geben zeigen sie sich ungeschickt, im Schwimmen und Taucken dafür desto gewandter. Hat man das Glück, im Kasten einmal Eier zu entdecken, so kann man beobachten, wie die zierlichen Jungen aus schlüpfen, ja, bei den erbsengroßen Eidechseneiern kann man bei vorsichtigem Schnitt mit haarscharfen Messern die Lage des ThierchenS im Ei selbst erkennen rc. Der Kasten bietet eben eine unabsehbare Menge Material zu den interessantesten» merkwürdigsten und belehrendsten Beobachtungen. Freilich, man erlebt keine Schauergeschichten, wie man sie aus längst ver gangenen Zeilen von scheußlichen Drachen-Eidechsen und Lindwürmern in Erinnerung hat, oder sie so gern von den tropischen Schlangenungeheuern erzählen bört, aber man lernt die Natur und ihre unscheinbaren Geschöpfe genauer kennen und auch darin die Größe, Weisheit und Güte des allmächtigen Schöpfers bewundern! ^ Also, liebe Eltern I Wenn Eure Knaben kommenden Sommer wieder einmal mit der Bitte um Erlaubniß zur Anlegung eines ScklangenkastenS vor Euch treten, so verwehrt eS ihnen nicht, sondern überwindet Euren Abscheu, Eure kindische Furcht und betrachtet auch selbst das Leben und Weben dieser armen, verachteten und doch so harmlosen und unschuldigen Thiede und eS wird nicht lange dauern, so haben Euch die Vielgesckmähten ein gleiches Interesse abgewonuen, al» Euren Knaben und auch Ihr werdet mit Vergnügen stundenlang am Kasten sitzen, um dem Kunterbunt darin zu« zusckauen, Euch selbst darüber wundernd, wie Ihr so an« muthige Geschöpfe ehedem so arg verkennen konntet! -- Paul Büchner.
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