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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.06.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950627014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895062701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895062701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-06
- Tag1895-06-27
- Monat1895-06
- Jahr1895
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Vez«g--Pret- I« der Hauptexprditiou oder den tm Stadt. b«trk «ud deu Vorort«« errichteten Au», aaoestellen abgeholt: vierteljährliche4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Ha»«e ü^0. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich e 6.—. Direct« tägliche Kreuzbandiendung i»s Ausland: monatlich e 7.50. DieMorgen-AuSgabe erscheint täglich mit Aus- «ahm« «ach Sonn, und Festtage« '/,? Uhr, die Abend-Au»gabe Wochentag» b Uhr. Lrdaction und Lrpe-ittou: IohanneSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geSsfoet vo« früh 8 bi- Abend» 7 Uhr. Filialen: Ott« Klemm's Lortim. «Alfred Hahn), lluiversitätsstraße 1, L«uiS Lösche, Aathariuenstr. 14, part. und Söuig»platz 7. Morgen-Ausgabe WpMcr.Tagcl>laIt Anzeiger. Drgan für Politik, Localgeschichte, Kandels- und GeschäftsverM „ Anzeige«»Prri< die 6 gespaltene Petttzeile L0 Pfg. Reclamen unter demRedactionSstrich (»ge spalten) 50^, vor den Familiennachrichie» (6 gespalten) 40^. Gröbere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernjatz nach höherem Tarif. Extra «Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderimg 60.—, mit Postbesörderung 70.--. Ännahmeschluß für Anzeigen: (nur Wochentags) Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Ubr Morgr ««Ausgabe: Nachmittag» 4llhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an dt« Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Donnerstag den 27. Juni 1895, 89. Jahrgang. H * w - « -4 n iür das III Vierteljahr 1995 baldgefälligst veranlassen, lständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung s täglich zwei Mal. Der Bezugspreis betrügt ünt. soweit nicht durch die gesetzlichen Bestimmungen über die Sonntagsruhe da» Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn v Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Das Leipziger Tageblatt erscheint, soweit man ourcy ore gesetztrcyen Vesnmmungl.n uvcr vrr <:^,Vost bezogen wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4 50 mit Bringerlohn für zweimaliges tägliches Zutragen ^ 50 ou cy In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure. die Hauptexpedition: Johannesgaffe 8, 1 t^. Käniasvla« V und Un.verfftatsstraste L, die Filialen: Katharinenstratze 14, Königsplatz sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtstraste 35 Herr L. 0. Littvl, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstraste 1 Herr ^lieo<I. Leiei', Colonialwaarenhandlung, Brühl 80 (Ecke Goethcstraße) Herr Lerw. NessLe, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Sttaste(Thomasiusstraßen-Ecke) Herr OttoLraiiL, Colonialwaarenhandlung, Löhrstraste 15 Herr Llluarä Letrer, Colonialwaarenhandlung, Marfchnerstraste 0 Herr Laul 8elire!ber, Drogengeschäft, Atürnberger Straße 45 Herr LI. L. 41kreelit, Colonialwaarenhandlung. Peterskirchhof 5 Herr Ol^sseu, Colonialwaarenhandlung, Pfaffendorfer Straße 1 0^-^^Colonialwaarenhandlung, Ranftfche G^sse 6^ ' Colonialwaarenhandlung, ;..k 8°U»mL. ^nmiwaar-nhand.ung, «- »«bu». C°l°nialwa°renh°ndlung. in Anger-Crottendorf Herr Lodert Oreioer, - Connewitz Frau Likelrer, Hermannstraße 23, - C'ntritzsch Herr Rodert 4Itner, Buchhandlung, : : TH°nb-rgI-rsL"»-in.8<-i..Ä°ch-nhaim- S.r°b° .8. in Bolkmarsdorf Herr 0. 4. LsauwkMN, Conradstr. 55 (Ecke Elisabethjtr.). Straße 6, Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Tie Erd- und Macada,nisirungsarbeiten in der PertheS- Stratze, zwischen der Chaussee, und der Fromniann-Stratze. sollen an einen Unternehmer verdungen werde». Die Bedingungen und die hierzu erforderlichen Längen» und Querprofil-Zeichnungen für diese Arbeiten lieg:« in unserer Tiefbau» Verwaltung, Rathhaus, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. LZ, aus und können dort eingesehen oder gegen Entrichtung von 50 /H, die auch in Briefmarken eingesendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Stratzciibau der PertheS-Stratze" versehen in dem oben bezeichneten Geschäftszimmer bis zum 0. Juli dsS. IS., 5 Uhr Nachmittags, einzurcichcn. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote ab- zulehnen. Leipzig, den 24. Juni 1895. TeS NatlieS der Stadt Leipzig Io. 3022, Ln aireiniandeputation. Lekanntmachung. Die Herstellung von gepflasterten Kusjwegübergiingen im I. Jngenieurbezirk soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau- Verwaltung, Rathhaus, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 23, aus und können dort eingesehcn oder gegen Entrichtung von 50 die auch in Briefmarken cingesendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Fntzwcgübcrgiinge im 1. Jngenieurbezirk" versehen in dem oben bezeichneten Geschäftszimmer bis zum 5. Juli d. I.» 5 Uhr Nachmittags, einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote ab- zulehnen. Leipzig, den 25. Juni 1895. Des RathcS der Stadt Leipzig Io. 3046. Stratzenbandeputation. Lekanntmachung. Der Bau eines hölzernen Fntzgänger-StcgeS über den Meißen Mühlgraben an der Wiesenstraße zu Leipzig-Gohlis soll an einen Unternehmer verdungen werde». Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeit liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhaus, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 23, aus und können dort eingesehen oder gegen Entrichtung von 50^, die auch in Briefmarken eingesendet werden können, ent nommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: »FuKlläiiger-Steg an der Wicsenstratze zu Leipzig-GohliS" versehen in dem oben bezeichneten Geschäftszimmer bis zum 8. Juli dieses Jahres, 5 Uhr Nachmittags, einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote ab- znlehnen. Leipzig, den 24. Juni 1895. Des RatheS der Stadt Leipzig Ib. 2952. Lekanntmachung. Die Neudielnng des KetteustegS an der Rennbahn soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeit liegen in unserer Tiefbau. Verwaltung, Rathhaus, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 23, aus und können dort eingesehen oder gegen Entrichtung von 50 die auch in Briefmarken eingesendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Aeudielung des KetteustegS" versehen in dem obenbezeichneten Geschäftszimmer dt« zum 5. Juli d. I. 5 Uhr Nachmittags einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote ab zulehnen. Leipzig, den 25. Juni 1895. Des RathcS der Stadt Leipzig Id. 2992. Ttratzendaudeputati««. Lekanntmachung. Di« öffentlich ausgeschriebenen Abputzarbelten am alte« I« hannishospitalgrbäude hier sind vergeben worden. Die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werden daher au» ihren bezüglichen Angeboten hierdurch entlassen. Leipzig, am 20. Juni 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 27SS. vr. Georgi.Ctz. Sparkasse Schönesel» hat «voov AK. gegen Hypothek und 4'/« Procrnt Verzinsung auSzttltthe«. Lekanntmachung. Die öffentlich ausgeschriebene Pflasterung der Droschken- laltestclle auf dem Blüchcrplatzc hier ist vergeben worden. Die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werden daher aus ihren bezüglichen Angeboten hierdurch entlassen. Leipzig, am 21. Juni 1895. , 2748. Der Rath der Stadt Leipzig. 937.vr. Georgi. Th. Lekanntmachung. Die öffentlich ausgeschriebenen PflafterungSarbeiten in der Marschner- und in der West-Strahe hier sind vergeben worden. Die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werden daher auS hren bezüglichen Angeboten hierdurch entlassen. Leipzig, am 20. Juni 1895. 2747 Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Io.- 936 Ltz. Vermiethungen. In den nachbezeichneten, der Stadtgemeinde Leipzig gehörigen Grundstücken sind folgende Miethräume gegen viertel- oder halb» jährige Kündigung zu vermiethen: 1) Alte Börse — Naschmarkt — BerkaufSgcivölbe Nr. 3. 2) Grininiinsche Stratze Rr. 3 eine große Wohnung im 3. Obergeschoß, 8) Neumarkt Nr. 11 a. eine Wohnung im 3. Obergeschoß, V.-G., b. » » » ü. . H.-B., 4) Brühl Nr. 39 ein Meßstand in der Hausflur rechts, 5) GemeiudcamtSstratze Nr. 6 in L.-Ltudeuau eine Wohnung im 2. Obergeschoß, 6) Gemciudeamtsstratze Rr. 8 in L.-Lindeuan eine Wohnung im 2. Obergeschoß, 7) Rcitzeuhaiuer Stratze Nr. 134 in L.-Thoubcrg eine Stube im 1. Obergeschoß, 8) Elarastratze Nr. 16 in L.-Ncuschönefeld 5 Keller- abtheilungen, 8) Stnuzer Weg Nr. 2 in L.-Tellerhauscn das ganze Grundstück, oder auch getheilt. Die Miethräume unter 1, 2, 3 a, d, 5, 6, 7, 8 sind sofort, die unter 4 vom 16. September und die unter 9 vom 1. Oktober l. I. ab zu vermiethen. Miethgejuche werden auf dem Rathhause, Zimmer Nr. 9, ent» gegengenommen. Leipzig, am 21. Juni 1895. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Morche. Lekanntmachung. Vom Unterzeichneten Armenamtc sollen Freitag, de» 28. Juut 189» Bormittagü von 9 Uhr an im hiesige» Stadthause verschiedene Gegenstände, als: Möbel, Betten. Wäsche, Kleidungsstücke. HanS-, Küchen- und WirthschaftSgeräthe u. A. m. öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 26. Juni 1895. Das Armenamt. 656.Hentschel. Artus. Versteigerung. Freitag, den 28. Juni 189», von Vormittags 19 Uhr ab sollen im Gasthof zur Goldenen Krone tu Möckern 12 Pferde schwere» Schlags mit Geschirren, 1 Break wagen, 3 Lowry. und Rüflwagen, 6 Steinwagen. 2 Erdtrans- portwagen, 3 Leiterwagen, 1 Kutschwagen (GlaSlandauer). 1 Korbschlitten, 4 Stück romplete Kutschgeschirre, ca. 50 Ctr. Laser, ca. 100 Ctr. Heu, 1 Häckselschneidemaschine. 1t»,996 Lehmstcinc, 1 Tiegeldruckpresse mit Fußbetrieb und 2 Kasten mit ca. 30 üx Titelschrift meistbietend gegen Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, den 25. Juni 1895. Der Gerichtsvollzieher de» «gl. Amtsgericht» daselbst. Steinbeck, Secr. Das Ministerium Nosebery. Nachdem die Wahlen im Juni 1892 Gladstone eine Majorität von vierzig Stimmen gebracht hatten, war das Schicksal de» Ministerium» Salisbury entschieden. Am 8. August eröffnet« letzteres da» Parlament, am >2. Augus reichte eS seine Entlassung ein und am 17. August war daS neue Ministerium Gladstone fertig. Das war vor drei Jahren. Die Mäkler waren unter dem Feldgeschrei Home Rule in den Wahlkampf gezogen und man mußte nun von Gladstone dir Einlösung seine» Worte» erwarten. Er brachte auch das Gesetz im Unterhaus durch; aber "" Oberhause fand er Widerstand, das HauS der LordS lehnte HE ^ Mehrheit ab. Es ist unbestritten, daß, wenn d'e Haltung des Oberhauses nicht von vornhere,n dem Entwürfe den Weg versperrt hätte, viele von den bestgeschulten Jasagern des Unterhauses mit der Opposition gestimmt hatten. England athmete damals erleichtert auf, es stand auf der Seite der Lords, trotz aller Strömungen unserer Zeit gegen Vor rechte der Geburt und trotz des Spottes, den das ,auS für gewöhnlich erfährt, wenn eS sich als Hemmfchilh bethätigt. Gladstone hielt einige Monate spater feine letzte — bis jetzt wenigstens die letzte — Rede im Unterhaus? und warf dabei den Lords den Fehdehandschuh hin, ein wenig ziemender, unversöhnlicher Abschluß einer langjährigen poli tischen Thätigkeit. Lord Rosebery, der im März v. I. die Nachfolge Gladstone's übernahm, wurde von rechts und links freudig begrüßt. Für die Einen war er der gesinnnngStüchtige Ver treter der herkömmlichen „kaiserlichen Politik", so zwar, daß eS in jenen Tagen hieß, er sei Lord SaliSbury's Kandidat für die Leitung der liberalen Partei. Für die Andern war er der Vorsitzende des Londoner GrafschastSrathS, eine un ermüdliche, schöpferische Arbeitskraft, der Vorkämpfer des social- reforinatorischen oder staatssocialistischen Gedankens, so daß man von ihm erwarten durfte, daß unter seiner Premierschaft ebenso umfassende als gesunde Maßregeln zur Aufbesserung des Looses der Arbeiter erfolgen würden. Der greise Gladstone selbst batte die besten Hoffnungen, als er ihn der Königin als seinen Nach folger empfahl. Gladstone mag sick gesagt Haben, daß ein Mann von seinen Jahren nicht meyr die Kraft in sich ver spüre, sociale Reformen im Geiste unserer Zeit auszuführen. Von Rosebery hatte er vor sieben oder acht Jahren gesagt, er sei „der Mann der Zukunft". So wurde ein Lord dazu berufen, den ersten Platz im Reiche nach dem Monarchen auszufüllen, ein Lord zu einer Zeit, wo die Heißsporne der liberalen Partei, wie Labouchere, am heftigsten gegen das Oberhaus anstürmten. Hat der also durch die Gunst der öffentlichen Meinung Berufene die auf ihn gestellten Hoffnungen erfüllt? Die Antwort muß verneinend ausfallen. Seine ersten Reden bestätigten das Vertrauen der staat- erhaltenden Elemente, er verwarf u. A. das irische Home Rule, zu dessen Ablehnung im Oberhausc seine Gleichgiltigkeit bei getragen hätte, wenn die Ansichten damals nicht schon längst gebildet gewesen wären. Daß er nun auch als leitender Minister wegwerfend über Gladstone's Steckenpferd sprach, ward ihm verübelt, weil es nicht taktisch klug war, und um die aufgebracht thuenden Mitglieder seiner Mehrheit ru befriedigen, verstand er sich zu einer verclausulirten Erklärung ü Is. Gladstone. In der Frage des Oberhauses nahm rr zwar persönlich den verständigen Standpunct ein, daß das Oberhaus nicht abgeschafft werden, daß es eine zweite Kammer geben müsse und daß in dem Augenblick, wo der Wille der Nation eine Reform des Oberhauses gebieterisch fordere, diese Reform zu bewerkstelligen sei. Jndeß ließ Rosebery zu, daß Andere, und nlcht zum Mindesten auch der Schatzkanzler Sir William Harcourt, der bei der Neubildung deS CabinetS zum Nerger der Radikalen vom Schlage Labouchere's nicht zum Nach folger Gladstone's erkorene Führer deS Unterhauses, den Kampf gegen das Oberhaus writersührte». Schon Gladstone hatte den bissigen Nath hören müssen, wenn rr mit den Lord« uw zufrieden sei und die öffentliche Meinung hinter sich fühle, so möge er getrost das Unterhaus auslösen und mit der Losung für Home Rule und gegen die Lords in die Wahl schranken reiten, fröhlichen MutheS und siegeögewiß. Doch das war ein Wagstück, da« weder Gladstone noch Rosebery und Harcourt unternehmen durften. DaS Unterhaus blieb weil die verschiedenen Gruppen der Mehrheit noch immer einen Lhril des gesetzgeberischen Programms, denjenigen, der für ihre örtlichen Interessen die größte Bedeutung hat, durch zubrmzen gedachten. Darüber aber verhallte alsbald da« Ge- schrei gegen dieLordS, jedoch daS AnsehenDerrr. die eö erhoben oder batten erheben lassen, war dahin. Es kam der Gesetzentwur über die Wiedereinsetzung der vertriebenen irischen Pächter "^fertigender Eingriff in das Besitzrecht; das ^eutil, Oberhaus, klappte wiederum zu, ohne daß der Kampf gegen diese« dadurch von Neuen, anaefackt worden Ware. Unfähig, ihre Reformpläne durchzus.tzen/Vuß.r ^"atbnng ohne Anwendung der be- rUchtigten Schiußclausrl oder Redeauillotine abhalten ru lassen hatte das Ministerium nicht deu Lkuth. seine Hag! .in"« Ein kranker Entwurf folgte dem andern, die neue irische Landacte, ein abermaliger Versuch, das Eiaenthumsrecht zu chädigen, wetteiferte mit der walisischen Kirchen-Entstaat- ichung um die Gunst der brtheiligten Gruppen und deS zerstreut »hörenden Hauses, und wenn zufällig etwas zn Stande kam, ,o war eS schließlich eine unbestrittene Reform, mit der auch >ie Univnisten sich einverstanden erklärt hatten. Zwei äußere Imstände waren dem Cabinet ungünstig: das fortwährende Unwohlsein Lord Noseberv's, der manchmal Wochen lang von den Geschäften wegbleiben mußte, und der stets geleugnete, aber dock unleugbare GeAensatz.gwische„ ihm und Sir William Harcourt, der sich anfänglich im Interesse der Partei geiu mit dem zweiten Posten begnügte, bald aber wieder seine eigenen Wege ging. Im vorigen Jahre hat Sir William eine Finanzreform durchgeführt, dir sich erst bewähren muß. Fast zu gleicher Zeit ernteten Lord Rosebery und Lord Kimberley, der ihm als Minister der Auswärtigen Angelegen heiten gefolgt war, ihre ersten Schlappen auf dem Gebiete der äußern Politik, nämlich infolge LeS Einspruchs Deutsch lands und Frankreichs gegen das Congo-Abkommen. Ins besondere bildete sich das Berhältniß zu Frankreich ungünstig aus, daS die englische Diplomatie in der siamesische Angelegen heit schlug. Und doch buhlte Rosebery um die Gunst Frank reichs, als er bei dem Zusammentritt deS Parlaments im letzten Herbst die Freundschaft mit dem Dreibund preisgab und siä, zu Frankreich und Rußland wandte, indem er besonders betonte, welche Ergebnisse in Centralasien von einem Einverständniß mit Letzter« zu erwarten seien. Bis auf den heutigen Tag ist die Pamirfrage noch ungelöst, und wir mögen „Gottlob" dazu sagen, denn auf friedlichem Wege sie zu lösen, dazu gehört eine ganz besondere Einbildungskraft. Wir werden eS nicht vergessen, wie leichtfertig Lord Rosebery die ihm von Lord Salisbury übermachte stille Freundschaft mit Deutschland preisgegeben hat, nebenbei auch nicht, wie einige leitende Blätter ihre bisherigen Sympathien für Dentschlanv beinahe in das Gegentheil umwandelten. Sollen wir nun noch deS Nähern auf das Zaudern der britischen Re gierung in der ostasiatischen Frage eingehen, wobei sie den Faden völlig verloren hat und wo sie zuletzt vereinsamt unter den leitenden europäischen Mächten dasteht, vereinsamt sogar von dem plötzlich umworbenen Rußland? Glücklicher war, allerdings auf Kosten der Verständigung mit Frank reich, das Vorgehen Englands während des letzten Jahres in Egypten, wo die englische Vormundschaft kräftiger als je gehandhabt wird, glücklicher auch die Marinepolitik, Dank dem Umstande, daß die Liberalen sich an diejenige ihrer Vorgänger schmiegten und da- SchiffSbauprogranim der Letzter» unter dem Druck der öffentlichen Meinung annahmen, wenn nicht erweiterten. Ein Gleiches läßt sich aber von der indischen Politik nicht sagen. Die Umstände haben einen tapfer geführten und sieg reich vollendeten Feldzug in Tschitral nothwendig gemacku; die Feder aber, die der StaatSsecretair für Indien, Fowler, geführt hat, sollte wieder einmal verderben, waS das Schwert errungen, als „zum Glück für seinen eigenen Ruf", wie die „Times" sagt, der Sturz des Cabinet- dazwischen kam. Eine Hauptsünde des liberalen Ministeriums aber ist eS gewesen, daß eS alle die erheblichen Ausgaben, welche die Förderung des ReichSgedankenS in Indien erfordert, dem Budget dieses Landes ausgehalst hat. Wenn wir schließlich auf unfern AuögangSpunct, die irische Frage, zurückkommen, so ist das Urtheil festruhalten, daß der StaatSsecretair für Irland, John Morleh, sich mit Hilfe der katholischen Priesterschaft und der Landligisten ziemlich gut durchgeschlagen hat, wiewohl daS Zusammengehen mit diesen reichsseindlichcn Elementen ihm keine Ehre macht und ihm manche Demüthigung, den Verlust mancher Illusion, gekostet haben mag. Im Laufe der drei letzten Jahre ist die Mehrheit Rosebery'« ans unter zehn Stimmen gesunken, eine Thal- fache, die ihm zu denken geben mußte und die auch durch sein letzte« Diner mit Gladstone, der ihm damit seine Lage verbeffern und seine Zufriedenheit ausdrücken wollte, nicht ge ändert wird. Die Meinung hat sich in England geändert, Gladstone selbst übt nicht mehr den früheren faScmirenden Einfluß aus. Seine Mißerfolge und der innere Widerspruch, der im Home Rule lag, haben schnell genug ein Ende seines Einflusses herbeigrsührt. Wa« nun kommen wird, ist mit ziemlicher Sicherheit vorauszusehen. Wir zweifeln nicht an einem Wahlsieg Salisbury'«, daß er aber groß sein und eine
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