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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.05.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930505016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893050501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893050501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-05
- Tag1893-05-05
- Monat1893-05
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Wir haben beschlossen, dem ganzen Straßenzuge bvn der Pl»-> wttzrr Brücke in Leipzig bi« zur Unterführung beb Eisenbahn- strotze in Leipzig-Liilvenau unter die Thüringer Eisenbahn, also die bisherige Carl Heine-Straße in Leipzig-Plagwiy, die Aibert- strasze in Leipzig-Plagwitz-Ltilpkiia», sowie einen Theil der viseiibahnftrage in Leipzig-Lindknau den gemeinsamen Namen Lori Heine-Ltratzc zu geben und dekhalb die darangelegenea Grundstücke wir folgt neu zu numerireu: Bon der Nonnenftratze au«: Alte Brand- Neue Alte Brand- Neue Straßen- Cataster- Straßen- Straßen- lataster- Straßen- Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Carl Heine-Sti atze 68 31 3 1 l L S4 b4» 1 8 S2 61 30 29 4 6 Bauplatz 8 La s 540 L 59 60 28 10 folgt Moltkestraße in L.-Plagwltz 58 2? 12 8 4 b Sa 6 7 565 566 578 576 58 583 7 9 11 13 15 17 57 56 55 54 53 5L L6 Lv 23 22 LI 14 15 18 20 22 24 8 59 19 folgt Eliiabethallee, bisher 9 60 21 Ltndenaurr Straße folgt Forststraße 51 10/11 LS 12 13 61 62 es 25 50 9 28 30 14 6b 27 olgt Zschochersche, bisher Albertstr. folg Alt« Straße, - SS folgt Elisadcthallee bisher Lanalstr. 4 »21 34 IS 121/22 29 solgt Gartenstraße IS 1? 18 lL3 124 125 31 33 »5 6 I 8 318 I 817 38 38 solgt Zschochersche Straße, dithcr Atberlstraße folgen öffentliche Garten „„lagen, bisher Aiberrstraße 1 3 b 286 287 288 37 89 41 16 18 20 47 4S 4b 40 42 44 7 2888 43 solgt Josephstraße 9 13 289 290 45 47 22 24 43 44 4« 48 solgt giminerstraß» 26 4L 50 17 295 b 49 28 423 SS IS 296 51 solgt Hermannstraß« - 53-59 Vauareal »0,82 39 l 54/SS 29 297 61 folgt Merseburger, bisher 31 288 68 LeineUrabe 88 8Ü 87 89 289 2998 289 L 800 65 6? 69 71 34 SS 38 40 964 965 966 967 58 60 62 64 solgt Merseburger, bisher Turnerstrabe solgt Toruerstraße L.-LIndenau 41 43 43 a 45 47 303 8 304 305 305 8 73 75 77 79 81 42 44 46 48 50 975 9758 976 9766 976 6 66 68 70 72 74 49 806 8.3 solgt BtSmarckstraße bl 53 55 59 307 314 85 87 88 83 52 I - > 76 6l 65 314L3U 95,87,99 folgt Quatstraße folgt Gießerstraße 54 56 996 78 80 67 69 75 77 79 43 42 101 103 5 107/9 III 58 60 62 64 66 996 c 986 c 987 998 82 kt 86 88 90 81 10108 113 solgt Gießer-, bisher Moltkestraße solgt Friedrich Auguststroße 68/70 1004 92 94 — BabnhofS- Areal, 72 l005 96 folgt Thüringer Eljenbahu 74 1006 98 76 1009 100 78 10096 102 80 1009 8 104 82,84 1010/11 106/8 folgt Friedrich Augustraße --> Bauareai, folgt Thüringer Eijeubahu. Leipzig, den 4. Mai 1893. Der Math der Stadt Leipzig. !r. 1927. De. Georgi. LichoriuS Lrennholzauction. Freitag, den 12. Viat d. I, sollen von Nachmittags 3 Uhr an vom Forstreviere Connewitz aus dem Mtttclwald- schlage in Abth. 17» ea. 40« Hanfe» harte», klein gemachtes Ptockholz unter den im Termine authängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Lrt und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: Aus dem Mittelwaldschlage im Ltrrttholze hinter dem alten Wasserwerke an der neue» Ltnie. Leipzig, am 4. Mat 1893. De« Rath» Forftdcpiitatton. Sekannlmachung. Für die städtische Gasanstalt und eventuell für da« nenz» errichtende Wasserwerk zu Zeitz wird behufs Antritt am 1. Juli 1893 rin Buchhalter gesucht, weicher mit der dovpelte» Buchführung vollständig vertraut sein muh. Anstellung erfolgt aus Vierteljahr liche Kündigung bei 1200 Aniang«gebalt. Bewerber, besonder« solche, welch» in ähnlichen Stellungen bereit« mit Eriolg tbätia gewesen sind, wollen ihr« Gesuche nebst Zeuanisien und einem selbstgeschrlebeuea Lebru«la»f» solbatp al« mügltö, einreich«». Zeltz. dm 1. Mol 1693. Der «agtftra». Arnold. Lekamttmachung. Die diesjährige Ostrrmessr endet mit dem 6. Mai. An diesem Lage sind die Buden und Stände auf den Plätzen der itinrrrn Stadt bis 4 Uhr Nachmittag« vollständig zu räuiuen, während deren Entfernung Hs» spätesten« 8 Uhr Morgen« des . Mai stallzusinden hat Die aus dem AngnstnSplatze und aus den ossentlichrn Wegen und Plätzen per Vorstadt befindlichen Buden und Stände sind bi« Abend« 8 Uhr des 6. Mai zu räume» und in der Zeit vom 7. bis mit 10. Mai, jedoch lediglich wäbrend der Stunde» von 8 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abend«, »bzubrechen und wegzuschasjen. Bor dem 7. Mai darf mit dem Abbruche der Buden und Stände aus dem Augustuävlatze nicht begonnen werden. Dagegen ist es gestaltet, Buden und Stände aus dem Roßplatze, welche vor Beendlgung der Messe leer werde», srüber adzudreche» und wegzuschasjen, sosern nicht dadurch Ltviung de« Berkehr« oder Benachibeiltgung des Geschäfts in den slehendleideuden Buden herbei- geführt wird. Es bleibt auch die?mal nachgelassen, die Schaubude» auf dem Könit ' - ' an 7. Mal geöffnet zu halten. Die Schaubuden, sosern sie auf Schwellen errichtet, ingleichen die Eorroussels und Zelte sind bi» Abend« II Uhr de» 9. Mai, die Buden aber, rücksichtlich deren da« Eingrabcn von Säulen und Streben gestattet und eine längere Frist zum Abbruche nicht bc- »nder« crlheilt worden ist, bi« längstens den 13. Mai Abend« 8 Uhr abzudrechen und von den Plätzen zu entferne». Zuwiderhandlungen gegen diese Porschrislen, sür deren Befolgung neben den Standinhaber» und Schaustellern auch die betrcssenben Bauhandwerker oder Bauunternehmer verantwortlich sind, werden mit Geldstrafe bl« zu ISO oder entsprechender Haft geahndet werden. Ucdrlgen« haben Säumig» auch die Obrigkeit-wegen zu ver fügende Beseittgung der Buden zu gewärtigen. Leipzig, am 2. Mai 1808. Der Nath der Stadt Leipzig. IX. 6026. vr. Georgi. Stahl. tia«-. Roß- und Fleischerptape, sowie diejenige» Staude daselbst, welche» »»r Lcbrnsmittrl sritgcbote» werden, noch am Die Socialdemokratie in Nordböhmen o° Wie«, 2. Mai. Von einigen Straßenprilgeleien zwischen Arbeitern ver schiedener Richtungen lind den ArbkiterversamniIuNge« im Prater abgesehen, ist der gestrige 1. Mai in Wien ziemlich rubig verlausen. Auch aus den Provinzen lauten die Nach richten dahin, laß mit vereinzelten Ausnahmen in allen Fabriken gestern gearbeitet worden ist. Zu, Vergleich zum vorigen I.Mai läßt sich namentlich infolge einer Ciiiigutig derJntu- strielleit und einer gewisse» Schneidigkeit der Bedvrdkn gegen die socialistischen Störenfriede ein großer Umschwung zu ruhigeren Verhältnissen in dem industriereichen Norddöhmen beobachten. LS scheint, als ob die Negierung erkannt bade, daß die beste Schutzwehr gegen die internationale Sociallenivkratie daö nalionalgesinntr deutsche Bllrgerthum ist, welchc- m«hr als zehn Jahre von der Regierung heftig bekämpft wurde. Als großer Fortschritt in den inneren Verhältnissen ist ferner die Thätigkeit der deutschen Nationalvereine gegen dir internationale Socialeemokratie zu betrachten. Und geravt hier ist «S wieder Norddöhmen, da« sich vor anderen Gegenden der österreichischen Monarchie rühmlich auSzcichnet. Girier der rührigsten deutschen Vereine ist der den politischen Bezirk Gablonz und einen Theil de« Reichen- derger Bezirks umfassende „deutschnationale Verein für Gablonz und Umgebung". Seine Wanderversamm- lungen erregten die allgemeineAufmerksanikeit. Jn Mvrchenster» wie >n JohanneSberg fanden sich dazu die socialistischen Führer mit vielen Hunderten ihrer Anhänger ein. Die Industriellen derGlaö- wie der Textilindustrie (die Fabrikanten I. Mahla, G Hofsmann u. A.) traten ihnen mit Zahlen über die Lobnverbältnisse und mit anderem Material entgegen und entkräfteten alle Lügen über Hungerlöhne. Bei diesem interessanten Wortgefecht stellte sich heraus, daß die Spinner und Weder täglich gegen 1 fl. SO kr. (also mehr als 2 60 ^>) verdienen; selbst Mädchen und Knabe» bringen eS zu Einnahmen, um die sie mancher Volksschullehrer und kleiner Beamter beneiden. (Die Lehrer beginnen trotz aller Vorbildung mit 350 fl JahreSgehalt.) ES fanden in diesen vom beutschnationalen Verein sür Gablonz und Umgebung veranstalteten Volksversammlungen auch zwei moralische Hinrichtungen socialistischer Führer statt, welche in der AblwarLt'schen Art grobe Verleumdungen gegen angesehene Industrielle vorgebracht hatten. Als sie Beweise beibringen sollten» standen sie atS Lügner Lebensgröße da. Die beutschnationalen Vereine verfolgen insofern auch wirthschaftliche Zwecke, als sie die deutschen Bezirke gegen die massenhafte Einwanderung fremder (czcchischer) Arbeiter zu schützen suchen. Da aus de» Kreise» der Gablonzer Glasarbeiter seit Jahren der Ruf über Nothstcznd und Arbeitmangel laut wird, so ließ der deutsche Nationalverein den Gcgrnruf nach deutschen Arbeitern ertönen. Seil 10 Jahren beziehen die deutschen Herbergen in Reichenberg, Gablonz, Friedland, Leipa, Tetschen, Aussig, Deplitz u. s. w. deutsche Lehrlinge und Dienstbolen aus dem Erzgebirge und aus anderen armen Gegenden; damit ist abei der Bedarf an solchen Arbeitskräften noch lange nicht gedeckt Im Gegentheil erhallen Tausende von czechiscbcn Märchen Lehrlingen und Handlangern, besonders aber viele Tausend das Kleinere und Nabeliegende zu beschränke». Der z selbst mit beutschnaiicnalr Verein bade versucht, den vielfachen ' " Klage» der Handwerksmeister über fehlende Lehrlinge und der Herrschaften über fehlende Dienstboten zu be gegne»-, er wollte durch gute Ratbschläge und ei»e weckiiiäßige Arbeit-vcrmitlelung auch versuchen, den »riwäbreiiden Klagen aus den Kreisen der Glasarbeiter Uber Arbeitslosigkeit z» begegnen Annehmbar sei bei wirklicher Notb auch die kleinste Hilfe. Von Letzterer wollten die Arbeiterführer allerdings nichlS wisst»; ihre Ausführungen erinnerten vielmehr an daS sich bei de» Beratbnn,zen ini Senat de« alten Nom stclS wiederholende Wort Eato«, daß Earlhago zerstört werden müsse. Die internationale Social- drniolralie wolle, daß die heutige SlaatS- und Gesellschafts ordnung zerstört werde. Bis zur „Zerstörung" aber lassen ich die Sorgen sür die Lebenden nicht ausschieben. Zur Wiederlcguiig der Behauptungen der socialtemokratische» Redner gegen daS LehrlingSwese» übergehend, bemerkte vielhoff, daß die laut gewordenen Ansichten über daS Leyrlingswese» die schwersten Anklagen gegen de» Klein gewerbetreibenden enthalten. Daß der Lehrling dann und wann zur bäu-lichen Arbeit, z»»i Laufe», Wasser dost» ». s. w. mitbcnutzl werde, sei nicht- Neue«, sondern von alterSher Brauch im HantwcrkSstande gewesen. Für den im Wachst!»»» begriffenen Burschen sei daS vom gcsnndbeit lichen Slantpuncte ganz erwünscht. Ter Verkrüppelung, wie äc die Fabrikarbeit sür junge Leute oft im Gefolge habe, werte dadurch vorgebcuat. Daß der Lebrling auch in seinem Gewerbe noch etwas Tüchtiges erlerne, liege im Interesse deS Meister- selbst, der nach de» Vorredner- Ausführung eine „billige ArbeiiSkrasl" bedürfe. Früher wie jetzt seien geschickte Gesellen und Meister bei der üblichen Praxis der angebildet worden; allerdings sei auS manchen Lehrlingen überbaupl nicht« Rechte« zu niachen. Der National verein suche nach Kräfte» zu helfen, daß der unbemittelte Lebrling kein besonderes Lehrgeld zu zahlen habe; ferner daß ibm der Besuch der Turnstunden und der Fort bil-ungSsckule ermöglichl werde. Die > Verkältnisse seien in manchen Fällen aber stärker, als die gute Absicht oder gar der Einfluß de« NationalverrinS, der sich an einzelnen Kleinmeistern durch seine idealen Bestrebungen obnebin Gegner gemacht habe. Auf den Einwand, daß der deutsche Lcbrknabe vom Nalionalverein zu Weihnachten ermabnt werte, deutsch zu sein und zu bleiben, wolle er (Sprecher) nickt näher »in gehen, da man seitens deutscher Arbeiter kaS gewissermaßen al« ein Verbrechen am Knal'«» binstelle, was für ib» eine große geistige Wohltbat sei: da» Bewußtsein, zu einem großen Volke zu gehören. Der deutsche Vater und die benlsche Mutter zu Hause belehren ihn ebenfalls: Me!» Kind sei deutsch und gut. In der Schnle werbe die Liebe zum Volk« tbum gehegt — dem deutscknakionalen Verein aber wolle man von deutscher Seite sogar daraus einen Vorwurf machen. Da« sei geradezu beschämend sllr daS deutsche Volk. Keine andere Nation der Welt iibnest in dieser Beziehung dem national gstichgiltigen Deutschen Ganz erstaunt müsse man über die Ansichten der Social demokraten hinsichtlich der Dienstmädchen sein; al« Enr schuldigung der völlig unrichtigen Behauptungen könne höchsten« der Umstand dienen, daß die sociatdemvkratiscken Arbeiter auch hier Uber Dinge redeten, die sie nicht recht kennen. Der MonatSlvhn eine« Mädchen- betrage nicht 2, 3 oder 4 fl., sondern 6, 7, 8. 9, 10. 12, >L fl., ja in einzelnen Fällen noch mehr. DaS Mädchen sei ein Glied de- HauscS und werde in den meisten Fälle» gut und nicht schlecht behandelt. Es habe ein gesundes Schlafzimmer, ein gutes Bett, dieselbe Kost wie die Herrschaft (höhnisches Gelächter), ja, worüber lachen Sie den»? Glaube» Sie vielleicht, cs werde für die Dienstboten »och besonders gelockt? Vielleicht geschieht da« in ärmeren Familien, wo die Frau krank ist und sich ein Mädchen kalten muß; in solchen Fällen bekommt der „Dienstbote" allerdings mit unter andere, bessere Kost als die „Herrschaft". Wie gut cS die Dienstniäbcden bei der Herrschaft haben, jeden sie erst später ein, nachdem sie verbeiralhet sind und den Jammer im eigenen Heim bei einem Manne, der trinkt, vurchinachen müsse». Dabei hört dann auch die friibere Freiheit zum Besuch des Tanzboden« ans. Gute Dienstboten betrachtet man zur Familie gehörig, schätzt und liebt sie (unlautere« Gelächter). WaS da gegen die gute Sitte deS deutschen HauscS gesagt ist, ist unwürdig im höchsten Grade; sonst aber liegt in der Stellung eines braven Dienstboten nickt« Entwürdigendes. Wenn leichtsinnige Märchen fallen, so folgen sie meist ibrem eigene» Triebe. Die Statistik de« socialdemvkratiscken Vorredners, daß von 2224 Prosti tuirten in Berlin 794 srüber Dienstboten waren, de weist gar nichts. Wenn 794 von 2224 vorher Dienst boten waren, so waren von 2224 nicht weniger als 222 l vorher Töchter stirer Eltern — wer wollte aber daraus ken falschen Schluß ziehen, daß die Familie die Vor schule zu jenem häßlichen Gewerbe sei? Vorredner habe die Deulschliberalen gelobt, west sie eine bessere Gesindcordnuiig sür Vie Dienstboten errungen haben; für gewöhnlich verlästere man die liberale Partei als arbeiterfeindlich. Gerade jene Gesindeordnung sichere de» Dienstboten die größte» Freiheiten Man dürfe ihnen in Oesterreich nicht einmal Fehler und Vergehen wie tcn Diebstahl in« Buch schreiben. Bei jeder 87. Jahrgang. allen möglichen Krankheiten behaftet glauben, so ergeht cS den Svcialdemokraten mit der heutigen Gesell schaft. Sie haben viel dummes und schlechtes, jedenfalls auf regende« Zeug gelesen (auch über Mädchenverfübrungen) und glauben nun, ein jeder Mensch, der nicht zu dem kreuzbraven Arbciterstande gehört, sei der ärgste Sünder. Eine wahre Ränberpbantasic benebelt die Deuk- und UrtbeitSsähigkeil dieser Leute. ES ist eine böse Krankheit, von der der Kopf besagen ist. Wir wollen moralisch nicht den Stab über sie breckicn, sonder» auiiebnir». daß sie ehrlich von der Richtigkeit ihrer falschen Ansichten überzeugt sind. Aber da« Eine siebt dock fest, baß man in Arbeilerversanimlungen nicht vie tüch tigsten, fleißigsten und zufriedenen Arbeiter findet, sondern meist solche, die persönlich mit vielen Arbeitgebern in Conflicl geratbcn sind und ihre zweifelhaften persönlichen Erfahrungen nun verallgemeinern wollen. Deutsche- Reich. * Zwickau, 4. Mai. Im 38. ländlichen Landtag-Wahl kreis ist für den jetzigen Abgeordneten Rittmeister d. R. Getbke auf Gesan, nachdem dieser eine Wiederwahl ab gelebt» bat, der Gutsbesitzer Julius Thieme in Franken als LandtagScanditat nominirt worden. * Trespe», 4. Mai. Am 27. Mai, Vormittags II Uhr, findet birr die diesjährige Generalversammlung de« „Eon- servativen Landesverein« statt." 1t Vrrlin, 1. Mai. Als vor mehreren Jahren von einem socialbemvkratischen Abgeordneten, wenn wir nicht irren vom Abg. Heine, der Antrag zur Gewerbeordnung eingebracht wurde, die Beschäftigung in Fabriken für junge Leute bi« zum 16. Lebensjahre allgemein zu ver bieten, unterstützte man denselben innerhalb der socialbemo- kratischen Fraciion selbst nicht gerade stark. Man war sich noch nicht recht klar darüber, WaS »>an in der Zelt zwischen dem Schulabgange und dem BeschäftlgungSansange mit den jungen Leuten anstellen sollte. Jetzt ist man in der „Evolution" bereit- soweit gediehen, daß man hierüber genau Bescheid weiß. T ie jungen Leute sollen in der Volksschule „geistig und körperlich" weiter lernen, „staatsbürgerliche Keiintniffe neu Ie»-nen" und „in die Theorie der Technik und Gewerbe eingefllbrt werden." Zudem sollen sie unproductive Handarbeit verrichten. Nachdem man hierüber Klarheit gewönne», ist nunmekr, wir da« ofsielelle Parteiorgan mit» lheitt, jene Forderung de« Abg. Heine alS socialdei»»- krati scher Parteigrunbsatz anerkannt worden. Man siebt, auf der Fahrt nach dem Schlarasfenlanbr haben eS die Socialccmokrale» schon ziemlich weit gekrackt. Wäbrend sie auf der einen Seite in den Forderungen sür eine» Normal» arbeltSlag vielfach bereits bei 2 Stunden angelangt sind, geben sie »unmebr auch in der BeschästigungSbeschränkung betreffs de- Lebensalter» vor. Sie werden auch hier weiter» kommen, und wenn sl« erst den zweistündigen Normal» arbcilStag und daS Verbot der Beschäftigung vor dem 2ü. Lebensjahre, bi« zu welchem ja wohl da« WachSthum de« Menschen sich erstrecken soll, haben, werden sie einigermaßen dem ihnen vorschwcbenden Ideal von der Geiialiung der ArbcitSverbälrnisse näber gekommen sein. In einsichtsvollen Kreisen weiß man längst, daß die Socialdeniokratie, um sich bei den Masten zu Hallen, immer neue Versprechungen aufstellen muß. Man wird deshalb auch tcn Grund für die neueste Forderung wohl zu würdigen versieben. Betrübend aber ist c-, daß sich die Socialdemokratie mit einem Schein von Reckt bei dieser ibrer Forderung auf die moderne Hygieine berufen kann. E« giebt thalsächlich Hygicinikcr, welche am liebsten jede körperliche Arbeit in der Zeit der Entwickelung de« Körpers verboten sehen möchten. AlS ob die deutsche Bevölkerung nicht auch vor der modernen industriellen Ent wickelung sofort nach dem Verlassen der Schule zum aller größten Theilc zur Handarbeit übcrgegangen und dabei ein Geschlecht groß geworben wäre, daS an körvcrlickicr Tüchtigkeit keinem anderen »achstand! Dabei war die Arbeitszeit eine weit längere und die Arbeitsstätten dock in ganz anderen Zuständen wie unsere bellen und weiten Fabriken. Allerdings herrschte da mals Zuckt und Ordnung in der jüngeren Arbeiterschaft, weil die Arbeitgeber die kleine Sckaar ibrer Arbeiter genau controliren konnten. Heute, wo das Letztere vielfach nicht mehr möglich ist, schwächen die Vergnügungen, denen sich die schon gleich nach dem Austritt aus der Schule Geld verdienenden Arbeitcr bingeben, die Körper und hindern sie in der Entwickelung. Hieraus sollten die Herren Hygicinikcr ibre Aufmerksamkeit richten. Die Socialpolitiker baden eS glücklicherweise in der letzten Gewerbeordnung-Novelle beispiclweise im tz. 119n bereits gelban. Ob jedoch schon in ausreichendem Maße, muß die Zukunft lehren. Q Berlin, 4. Mai. Au« den Kreisen kleiner Kauf- leule und Gewerbetreibender sind seit längerer Zeit über mancherlei Bcnachlheiligungen in ihrem Ge schäft lebhafte Klagen laut geworden, welche auch in einem Programm des EentralvcrbautcS deutscher Kauslcutc zum Ausdruck gelangte». Der Reichstag bat sich in der lausenden Session aus Anlaß von conscrvativen und EentrumS- anträgen eingekend mit diesen Forderungen beschäftigt, einigen Gelegenbeit'lanHÜ ^cn,?'ord^ntlick'7'Dienstbolen 7nS 7cm l s"'cldcn seine Zt.stimmung ertbeilt. ländere in EommissionS- . - >. > - , Dienst oder ktaaend rur Polirci se,ck,e Dienstboten die w' mcktt ^ Ende gekommen sind. von czeckiichen Webern und Spinnern ,n beut chen Bezirken „agen. wenn iy„en kem Unrecht g-schchen, soUlc..'de» w.rd wohl demnächst Regierungsvorlagen erwarten BejchafngnnA. Leider finden die deutichnalwnalen Vereine in -- ^ ^ ihrem Bestreben, durch wirtbschasrlichc Organisationen die deutsche Scholle deutsch zu erkalten, gerade bei den deutsche» Socialdeniokralen die deftigste Gegnerschaft. Jede« national Gefühl ist diesen Leuten abhanden gekommen. Vor nnS liegt ein VersainmlungSbericbt au« JobanncSberz im Jsergebirge. Um die fürchterliche Verirrung zu schildern, in welche die Svcialdemokraten von ihren Führern getrieben wurden, lassen wir hier eine Stelle au« de» AnSsübrungen de« Schriftführer« de« Gablcnzer NationalvereinS, Redacleurs Srietbeff, folgen, der den socialdemokratischen Führern au« Gablonz und Neickenbcrg enlgegentrat. Spieiboff cnlgegnete, daß der reutschnationale Verein keines wegs mit der Absicht, die sociale Frage zu lösen, vor die deutschen Arbeiter getreten sei. Sollte in einer spätere» Zeit da« große unk vielfache Elend ganz beseitigt werden können, so sti daS sür uns Alle gut- Vorläufig habe man sich aus Weg nicht sinke», wenn ihnen wirklich einmal etwas Unrechtes zugemulbct werte? . Eine Wiener Zeitung bringt die vorsiebenden AuSfübrungen in einem besonderen Leitartikel und wendet auf die Social- demokraten daS alte Wiener Sprichwort an: „G'lernt haben'« nix, aber arrogant sein « worden." Jedenfalls ist die Sache lehrreich. Die Socialdeniokraten wollen weder vom Dienslbotenwesen, noch vom Kleingewerbe,! aber auch von der Großindustrie etwas wissen, sondern sagen mit MepbistcpbcleS, dag Alle«, was Hestedt, wertb ist. daß e- zu Grunde gehl. Also der reine Nihilismus tritt u»S in der internationalen Soc>aldc»ivl»atie entgegen. Es ist da« eine böse Krankbeit. Wie cS Leute giebt, die nirgends einen gesunde» Menschcn seben, sondern nur immer Krankes >a die in Folge des Lesen« vieler Schriften über Krank- j beiten, die in Len Büchern genau beschrieben sind, sich türsen, welche die Angelegenbeit nach ihren verschiedenen Richtungen bin zu regeln unternebmcn. Auch in national» liberalen Abgcorbnetcnkreisen sind diese Verhält nisse wiederholt eingehend erörtert worden. Es herrschte dabei hinsichtlich der Eonsumverrine die Ansicht vor. Laß bei der Heranziehung zur Einkommensteuer eine Lücke vorhanden sei. insofern als nur die eingetragenen Gcnossensckasten zu derselben berangezogen werden. Es wurde allseitig anerkannt, daß die Eonsumvereine zur Einholung der Concessio» sür den Verkauf von Branntwein ver pflichtet werte» müssen, wenn ihnen derselbe nicht überhaupt zu untersage» ist. Die Unterstellung der Eonsumvereine unter da« NakrungSmitlelgescy wurde als selbstverständlich anerkannt, ebenso, daß die Eonsunirercine, welche an Nicht mitglieder verkaufen, den gesetzlichen Bestimmungen über Maße und Gewichte nachznkominen verpflichtet sein müssen. Ta» Verlangen, Len Verkauf an Nichtmitgliedrr unt»r
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