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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.05.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930515018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893051501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893051501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-05
- Tag1893-05-15
- Monat1893-05
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tso blneelii»,- Der ki»u>n » l»ei eine», äebvock. ler KSKer Kieker 6on iodtsren 6e > Vrvirttckern rckvo »oll, i»> et rvirck. vio »r Lnaptnre Rst. » »us ckivnsn kielt vurckev. i» »akssvaom vslekes von s» int. vie ton, ckoppelt l Lrsm«. VezsgAPrer» A» t« Hemptexpedttto» oder de» 1« Stad», irk »»d d« Vororten «richteten >»«» l„»»S»h°lt: . "»stell»»- ln« gen fit, läliriich Morgen-Ausgabe. Di« Morgen-Au-gab« «scheint täglich'/,7 Uhrz di« Abeud-An-ga»« tkSocheuta-S L Uhr. UeLaction u»d Lrpeditisu: z»haa«e«-affr K. riWger.TMblaü DieErprditiaa t -eöffnet «m ununterbrachei, S bis'«be»d« 7 Up. Filiale«: vtt* Kl«««'» E»rtt«. (Alfred v«t«), Universitätsstraße 1. Lsnis Lösche. Katharine»str. 14, pari. und Söalg-platz 7. ^24t. Bestellungen auf Beiseabonnements nimmt entgegen und führt für jede beliebige Zeitdauer aus älo Lxpvältlou üv» I^lprlger ^asedlattes, Johannisgasse 8. Amtliche Belauntmachungen. Bekanntmachung, städtische Linkommenstcuer betr. Der erste Termin der städtischen Einkommensteuer ist am 15. Mat dieses Jahre» mit dem achtfachen Betrage de» einsachen Steuersätze« sälttg. Die Beitragspflichtigen werden deshalb aufgefordert, ihreSteue» beträge bi- spätesten- 3 Wochen nach dem Fälligkeitstage bei Ver meidung der nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen ein« tretenden gesetzlichen Maßnahmen an dt« betreffenden Zahlstellen unsere- Stadtsteueraint- zu entrichten. Hinsichtlich der gleichzeitig zur Erhebung gelangenden persön ltchen Anlagen für die evangeltsch-lntherischrn Kirche« verweisen wir auf dt« »uttnstehende besonder« Bekanntmachung. Leipzig, a» IS. Mai 1893. Der «ath der Stadt Leid,«,. Vr. Se eor^ stoch. Bekanntmachung, die persönlich« Aalaae für die enangrltfch-luthertfchtn Kirche« st» Vetprt, detr. Auf Grnnd von >. 7 de- Regulativ- llb«r dt« Erhebung der Anlaaen fllr di« «vanaelisch-Iutherischea Kirche» in Leipzig vom 16. Hctober 1890 wird hindurch bekannt g«macht, daß ln« ^ur soweit Staat». alten Mitgliedern der »van dieselben mit einem Einkommen von Über 800 einkommensteuer geschätzt sind, für den aus den Io Mat dieses Lahre» saleade« erste« städtische» Etakommenstenertermta folgender, gestalt «hoben werden: 1) im B«band« der evangelisch-lutherischen stirchengemeinde» Leipzig mit 60"/^ 2) in d« Strcheagemeiude Anger-Lrottendors mit . . . bS"/» 3) » » » Lennewitz mit 100 °/o, 4) « » » Eutritzsch mit 37* >>, (>)--» . Gotzii« mit 54°/» V> . » » Kleinzschocher mit Schleußig mit 75°/„ 7> » » » Ltndenau mit 65°/^ 8) - . » Lößnig mit 65°/„ 9> » « » Plagwitz mit ..... 100 °„ 10) » - » Reudnitz mit 64°/o, 11) . » . Reuschvneseld und Neustadt mit 48^,,, 12) - » » Sellerhausen u.Neusellerhausen mit 52 °/^ 131 . - » Thonberg und Neurendnttz mit 76°/„ 14) > . . BolkmarSdors mit 44"/»- In den unter 1, 3, 8 bi- mit 14 genannten kirchengemeindrn wird die evangeiisch-lucherische Kircheuaniage auf den 1. Termin dieje- Jahre» nach einer vorläufigen Berechnung erhoben. D« sich nach den HauShattplänen bestimmt berechnende Betrog wird nach der Genehmigung derselben au-geschrieben und di« etwa sich nölhig machende Ausgleichung beim 2. Termin erfolgen. Tie Umlegung der Anlage erfolgt nach tz. 6 de- oben bezeich. netcn Regulative- mit denselben Beträgen, welch« für die betreffenden Personen bet ihrer Veranlagung zu der Staat-einlommeasteucr in drm durch die Gesetze vorgeschriebe»«, Verfahren festgesetzt worden, und wird «Hoden nach den in Z. 19 de- Gemeindesteuer-Regulative- enthaltenen Steuersätzen. Die Beitragspflichtigen werden de-halb hierdurch aufgefordert, ihre Beträge binnen 3 Wochen von dem Fälligkeitstage ob gerechnet, an die Zahlstellen unsere- Stadtstroeramte- zu rumchte», da nach Ablauf dieser Frist gegen di« Säumigen mit dem Beitreibung-, verfahren vorgegungen werden muß Etwaige Reklamationen sind binnen 8 W*«hea, von drm Ab- drucke dies« Bekanntmachung an gerechnet, bei drm Steueramte, Stadthaus, II. Lbrrgeschotz. anzubrtugra. Insoweit Reklamationen sich gegen die Höh« der der Ver anlagung zu Eirund« gelegten Muschätzung zur staatlichen bez. städtischen Steuer richten, sind selbig« al- unzulässig zurückzuweisen, d. ch sollen di« ans Reklamationen gegen di« Staat«, und bez. städtische Einkommensteuer erfolgte» Entscheidungen für di« kirchliche Anlage von selbst Giltigkeit haben. Leipzig, den 18. Mai 1898. Der Rat» »er Stadt Leipzig. vr. Georgt. Koch. Gewölbe-Vermirlhlmg. Dir bisher von »n« zu Zwecken der AaSstelung da« GaS- vrrbrauch-gegenständen im Ricolalprrdiaerwohnhaufe, Ntealai- tirchhaf »/4, benutzten Lokalitäten sollen von jetzt od« von einem späteren Zeitpunkt ob zusammen ob« getheilt gegen halb- lährige Kündigung ob« auf einige Jahre fest vermiethet werden. Miethgrsuchr werden auf drm Nachhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, lentgegeogeuommen; daselbst wird «ich »eitere gewünschte Au-kunsl ' enhrilt. Leipzig, de, 10. Mai I8S3. Ler Math per Stabt Leipzig. 'In. 1842. Vr. Georgs. Krumbiegtl. Bekanntmachung. Da« zum Nachlasse de« Kaufmann« Luge» Wilhelm Rudolph Urba« in Meitze« gehörige, in Leipzig-Neustadt» Kirchstrabe Nr. 83, »abe d« Eiseubahnstrahe gelegene Hau-grundstLck, welche« vom gerichtlichen Sachverständigen aus 93000 ^l grwürdert worden ist, soll aus Antrag der Erben freiwillig meistbietend versteigert werden. Termin hierzu wird auf «tttwech. Pen 17. Mai 18»3, vormittag« Ist Uhr onberaumt und findet an Aint-stelle, Zimmer Nr. 8 Nach Angaben der Erden enthält da« zu« Grundstück gehörig« Hintergebäude 4 grob« Arbeit-säl« und eignet sich vorzüglich zur Fabrikanlage. Di« versteigeruagSbedingunae« werden im Termin bekannt ge- geben, können »ach vorher au AmtSstell«, Zimmer Nr. 88, «tngesehe» werden. Leipzig, am 88. April 18V3. Kö«igttcheS Amtsgericht, vr. Lessing. Na» Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Montag dm 15. Mai 1893. Politische Tagesschau. * Leipzig. 14. Mai. Auf die Frage, die man in den letzten Tagen vielfach bat aufwrrfen hören, wir viele Male auf Beschluß deS BundeS- rath« unter Zustimmung deS Kaiser« »er Reichstag aufgelöst werden kann, antwortet heute die „Franks. Ztg." folgender maßen: „Da die Verfassung di« Zahl der Auslösungen nicht be schränkt, so kann also die Auslösung so ost wiederholt werde», wie «r die Mehrheit des BundeSraths mit dem Kaiser will. Angenommen, der nächste Reichstag lehne die Miiitairvorlage ab, io kann sofort Auflösung erfolge» und das könnte sich im Herbst und Winter »och eininal oder zweimal ereignen. Ten dann gewählten Reichstag wurde der Bundcsralh ab« nicht eher ausiöse» können, nlS bis der ReichShauShalt für 1894-95 festgestellt und geneymigl ist, denn nach Art. 89 der Verfassung müssen alle Einnahmen und Ausgaben des Reiche« für jedes Jahr veranjchlagl und auf den SteichshaushallS-Eiat ge- bracht werden, der vor Beginn de- EtatSialires durch Gesetz festgestellt fein muß; eine budgellose Berwallung wäre verfassungs widrig und eine Maßregel, die diesen Z,Island herbeisühren mühte, würde de» Charakter eine- Bersassungsbruchs tragen. Ist der Etat gesetzlich zu Stande gekommen, so hat der BundeSrath wieder freie Hand in der Auslösung-- fraae." Da« ist vollständig richtig. CS ergiebt sich hieraus, daß die Gegner der Militairvorlage, wenn sic bei den jetzt bevor stehenden Wahlen siegen, nur eine Verschleppung der Entscheidung herbeisühren können. Denn die verbün deten Regierungen, denen doch wohl im Ernste kein deutscher Wähler da« zutraut, was ihnen von einigen gewissenlosen Agitatoren mehr oder minder verblümt vor- aeworfen wird, daß sie nämlich mit Hilfe der Militairvorlage lediglich den besitzenden Classen für ihre Söhne noch bequemere Unterkunft io den OsficierSstellen de« E>«reS verschaffen wollten, haben die heilige Pflicht, immer und immer wieder an da- deutsche Volk zu appelliren, um von ihm zu erlangen, wa« sie für unumgänglich nöthig »ur Sicherung de« Reiche- argen äußere Gefahren erachten. Und diese Pflicht werden sie erfüllen, um nicht auch ihrerseits mitschuldig zu werden an einem für un« unglücklichen Kriege. So „»»entwert" und „sich selbst treu", wie di« Herren Richter, Lieoer »nd Bebel, sind die deutschen Fürsten mit dem Kaiser an der Spitze ganz sicherlich in allen Fragen, von deren Lösung nach ihrer Ueberzcugung die Existenz de- Reiche« abhängt. Wenn das Herrn Bebel, der auf den deutschen Thronen ganz andere al« Pflicht- und überzeugung-treue Männer sehen möchte, denen daS Wohl des Reiches über Alle- geht, kränkt, so ist das kein Wunder. Aber von den Herren Rickter und Lieber glauben wir doch annchmen zu können, daß sie von den deutschen Fürsten mannhafte Festigkeit in den wickligslen nationalen Fragen erwarten und geradezu verlangen. Wenn diese Herren und ihre Anhänger trotzdem zur Wahl und Wiederwahl oppositioneller Reichstage mahnen, so müssen sie auch einen inneren Conflict zwischen Bundcü- ralh und Reichstag hcrbcisehnen, der entweder sich vereinigt oder zu einer gemeinsamen Lösung geführt wird. DaS mögen Diejenigen bedenken, die sich zu einer entschiedenen Stellungnahme gegen die oppositionellen Parteien nicht ent schließen könne», sie helfen durch direkte unb inbiretc Unterstützung der Gegner der Militairvorlage lediglich einen inneren Conslick herbeisühren, in dem die verbündelcn Regierungen nicht nach geben dürfen und der, mag er sich nun vereinigen oder aus die eine oder die andere Weise gewaltsam gelöst werden, auf alle Fälle da- feindliche Ausland zu einem Angriffe aareizcn muß. Wenn die heimgeschickten NeickSboten, die sich weigerten, die BcrtheidigungSsähigkeit deS Vaterlandes zu erhöhe», die freudige Stimmung, die sich infolge dieser Thatsacke unserer lieben Nachbarn im Westen und Osten bemächtigt hat, beachten wollten, so würden sic vielleicht schon jetzt einsehen, daß ihr Botum nicht in voller Kenntniß und Berücksichtigung der solilischen Lage Europa- abgegeben wurde. Im seindlichen eager, links und recht-, herrscht eitel Schadenfreude, und wenn die franco-russische Allianz sich nicht jetzt schon praktisch bc- thäligt und der Friede erhalten bleibt, so ist taö zuui Thrile dem Umstande zu danken, daß Rußland nicht fertig ist, um den Tanz zu beginne», und daß man ferner niil Bestimmtheit vorauSsctzt, der nächste Rciwötag werte eben falls ein verneinendes Botum abgeben. Die „Now. Wr." >. B- berechnet, daß bi« zu der Annabme irgend einer Ber- stärkung unserer FrirdenSprasenz durch den Reichstag niiiidcslens zwei Jahre vergehen würden. Der nächste Reichstag werte wieder aufgelöst nnd dann der Versuch gemacht werte», ans gesetzgeberischem Wege daS Wahlrecht zu ändern. Man sprculirt daher in Rußland aus langdaucrnte und lics- gehende Conflicte zwischen Bolk und Regierung. Mittler weile könnte» dann die Staaten, wo, wie in Ruß land, daS erforderliche Geld von der Bevölkerung nickt bewilligt, sondern genommen wird, otcr wie in Frankreich, wo der Patriotismus, waS zur Landcsvertbeiti- guiia nöthig, ohne Murren bewilligt, weiter rüste» und tcn günstigen Augenblick bestimmen, um über niiS berzufalle». Gegenwärtig werden die lebhaften Franzoscn von C». Peters burg au« dringend ermahnt, sich jedes GrcnzconflicteS, jeder Provokation zu enthalten, die aus da- nationale Bewußtsein der Wähler wirken könnten. Sobald der Zeitpunkt für ge kommen erachtet sein wird, werden wir eine andere Sprache zu hören bekommen. ES bekundet kein sonderliche- Vertrauen innerbalb der feanzöfischen republikanischen Partei aus die Festigkeit und Dauerhaftigkeit der gegenwärtigen republikanische» Regic- rungSsorm, wenn sie bei jedem Anlaß, wo irgend ein General in den Vordergrund der Tagesereignisse tritt, befürchtet, daß von dieser oder anderer Seile Gefahr für den Bestand der Republik drohen könne. So gegenwärtig von Seilen dcS Generals DoddS, de« „Eroberer«" von Dahomey, welcher sowohl in Marseille, al- auch auf der Fahrt n»ch Pari- und in der Hauptstadt selbst durch einen Empfang aus gezeichnet worden ist, der von Seiten der Franzosen die unbrzwiaglich« Sehnsucht nach einem sieg reichen General durckblickrn läßt, auf den sie für all« Fäll« ihre Hoffnung zu baue» haben. In Marseille ist dem General sogar, wie bereit- telegraphisch gemeldet, eine Statuette deS alten gallischen FreibeitSdclden Vercingetorix überreicht worden, wobei man nicht bedacht zu babeii scheint, daß dieser schließlich den Römern erlag und in Rom bingerichtcl wurde. Verschiedene republikanische Pariser Blätter seben in DoddS schon einen Bo »langer i» ver besserter Ausgabe, ohne bei dem Besieger de« Königs „Haifisch" (Bebanzin) anzusraaen, ob er auch zur llcber- »abme einer touangebeiideu Rolle in Ler nationalen fran zösischen Politik geneigt sei. Die Verschleppung-Politik der Republikaner in der spanischr» Deputirten kammer hatte zuletzt einen »»- gebcucrlicken Maßstab angenommen. Am Mittwoch um 3 Uhr Nachmittags begann die EortcSsitzung, in welcher der Fiiianziiiinistcr Gamazo seinen Staatsvorscklag cr- läuterte, deren eigentlicher Zweck aber die Genehm!- gung de- NegierungsanlrageS war, die gesetzlich aus den 14. Mai fallende» Gemcindcwahlen bis zum Ende dcS IabreS zu verschieben. 3l Stunden lang verstanden es die von den Earlisten unterstützten Republikaner, den Be ginn der Bcrathung diese« GcsetzantragS zu verhindern, daun spanne» sie die Erörterung unausgesetzt fort, so daß die am 18. Mai begonnene Sitzung erst Freitag Abend zu Ende geführt werden konnte. Zwanzig Republikaner und fünf Earliste» tbeitten sich in die Arbeit de- TodtredenS, ihrer Ausdauer setzten aber Minister und Kammermcbrlicit ein gleiche- Maß von Zähigkeit entgegen, indem sie im Hause ihre Mahlzeiten nabmen nnd schliefen. Sagasta hätte die Verschleppung-Politik der Republikaner durchkreuzen können, wenn er durch rin königliche- Dccret die Ge meindewahlen bis nach der Entscheidung der Corte- hätte au-setzen lassen. Allein er verschmähte diese« Mittel und verließ sich aus die Ausdauer seiner Mehrheit, die denn auch, unterstützt von den Eonservativen, endlich mit 213 gegen Ll Stimmen den Schluß der Erörterung herbri- fübrtc. — Nach der neuesten telegraphischen Meldung au« Madrid von gestern bat dir Deputirtenkammer schließlich die Vortage, betreffend die Verschiebung der Mumcipalwahlen, Mit 232 gegen 7 Stimmen angenommen. Die republika nischen Deputirtcn hatten vor der Abstimmung den Saal verlassen. DaS Ministerium Sagasta hat al>o immerhin einen beachtcnSwerthen Sieg davongetragen. lieber die große Streitfrage im britischrn Jnselreich, die Frage um Homc-Rule, liegt jetzt auch ein Urtbeil des liiigarischcn Nationalheldcn Kossuth vor, ein Urlheit, von dem Gladftone frcilick nicht sehr erbaut sein wird. Kosslith hat von jeher Sympatbie» für angeblich unterdrückte Völker kundgegebcii, indessen er scheint die Sacke der Iren nicht als eine solche, der man besondere Thcilnabme ent gegen bringen kann, anzuscbcn. Auf die Frage eine- Interviewers, WaS er von Gladstcnc'S Homerutc-Projcct halte, sagte Kossuth: „Ick schrieb vor Jahrenein Memorandum über Gladstonc'S erste Homerulc-Bill." — Ersucht, dasselbe dem Interviewer zur Einsicht zu übergeben, weigerte sich der ungarische Staatsmann, dem Ansinnen nachzugcben. — „Es wird nach meinem Tode" — bemerkie er — „unter meinen Papieren gefunden Werken. WaS Gladstone'S jetzige Vorlage anbetrisft, so kan» ich nickt- oder nur scbr wenig darüber sage». Ich beschäftige mich ausschließlich mit de» Angelegenheiten meine» Landes. Ich glaube jedoch, Gladstone wird sein Ziel nie erreichen. Die irländische Frage bietet dieselben Schwierigkeiten wie die Quadratur dcS Zirkels dar. Sein Wunsch, die Aulonoinie Irlands oluie absolute lln- abbängigkeit von England bcrzustcUcn, ist eine »topische Idee, und ich würde nickt erstaunt sein, wenn Irland sich eines schöne» TageS in die Arme von Amerika werfen würde, »i» da« zu erlangen, WaS eS will. Entfernungen sind heutzutage keinem Belang. ES ist öfter« behauptet worden, daß von A«zeigeiuPreir die 6 gespaltene Petitzeile KO Psg. Reklamen unter demRedacstonSstrich (4as« spotten) bv-K, vor den Familteunochrtchie» (6 gespalten) 40-H. Größere Echrtsten laut nusereia Preis» verzeichalß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen lgefal»»), nur mit der Morgen »Ausgabe, ohne PostbesSrderu»» >t 60.—, mit Postbesörderun, X 70.—. Avualiiueschluß sir Anzeigen: Abend-AuSgab«: Vormittags 10 Uhr. Morg» »-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Soun- und Festtag« stütz '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je «ln» halbe Stund« früh«. R«r«i,e» sind stet« au di, Lrpedttt»» »u richte». Druck »ud Verlag »o» E. Pol» t» Leipzig 87. Jahrgang. Sultan erschöpfte sich in allen möglichen Aufmerksamkeiten gegenüber de» französischen Besuchern. Ein besonderes Capitel des Konstaiitinopeler Besuchs bilden die russisch- französische VerbrüderungSkundgebungen, welche an Bord de« StalionSsckiffcS der russischen Botschaft, der „Eotckide", stattfandcn. ES wird darüber Folgende« berichtet: „Der Commaiideur der „Colchide", der de» Rang eines Ltnieu- schiss-capilains in der russische» Kriegsmarine bekleidet, machte dem Admiral Vignes gleich »ach dessen Eintreffen in Konstanttnopel eine Begrüßung-visite. Letzterer erwiderte den Besuch umgehend, nnd schon am folgende» Tag«, einem Donnerstag, wurde» etwa achtzig französische Flotten. Osficiere an Bord deS russischen Slalioiisichisses mit einem splendiden Lunch bewirthet, der »Mer Mitwirkung de« MititairattachsS der russischen Botschaft, Lberste» Peichkom, arr.ingirt war. Tann suhr die „Eotchide", von dein französischen Slotionsschiss „Pelrel" begleitet, den vo-porus answärtr bis Bujukdere. Nach der Rückkehr von dieser Fahrt gaben Eomminidaiit und Ossiciere de« „Pelrel" den Osficierea des russischen Statioilsschissts ihrerseits einen Lunch. Man trank aus das Wohl de« Kaisers und der Kaiserin von Rußland sowie de« Präsidenten der französischen Repuhlik, ferner aus da» Gedeihen und dir Ver brüderung der beiderseitigen Marine» und Armeen. Kurz, e- war ein regelrechtes riissisch-französsiches Verbrnderungssest. Emen au-- gesprochen politischen Ebarakler erhielt da- Ganze durch den Um stand, duß Herr v. Nelidow, welcher von der „Lolchide" nach her Krim geleitet werde» sollte, auf die Kunde von der Ankunft der französischen Geschwaderosftciere diesem Geleite entsagt« und di« „Eotchide" in Konstantinopel beließ, damit die russischen Seeleute Fr« sranzöjsischen Kameraden «mpsaugeu könnten." die Lage in Irland der in Ungarn aiialog ist. Dem ist nicht so. Die Oestcrreicher haben nie Ungarn erobert, wie England Irland erobert hat. Ungarn machte einen Pact mit dem Hause HabSbnrg au« bloßer Nachbarlichkeit; Irland dagegen wurde mit tcn Waffen erobert, »nd nur durch Waffen kann eS seine Freiheit wieder erlangen". Daraus erklärte der Interviewer, daß er den Auftrag von einem großen Londoner Journal habe, Kossuth auszusordern, einen Artikel über die Homcrule zu schreiben. Koffnth lehnte eS ab. DaS in der Bildung begriffene neue griechische Mini> sterium SotiropuloS wird nach Athener Meldungen als ein „aiißcrparlamentarischeS" bezeichnet. Wenn damit gesagt se:n soll, daß eS keine parlamentarische Partei hinter sich bat, daß eS einer geschlossenen Mehrheit von mebr als 170 Stimmen gegenübcrstcbt, so hätte eS mit dieser Be zeichnung seine Richtigkeit. Daß ein solckeS Ministerium aber nickt existenzfähig ist, steht fest. Ob die Neubildung dtS CabincitS ..obnc Partei und ohne Geld" schon erfolgt ist, ist neck nicht bekannt; nur eine „Hcrcld"-Meldung will wissen, daß SotiropuloS de» Vorsitz und die Finanzen, Nalli das Innere, DelijanniS da« Aeußcre übernehmen werde. Die letztere Ernennung muß bezweifelt werden. Würde sic zur Tbat, dann bliebe nach den vorjährigen Vorgängen bei der zwangsweise» Absetzung des Ministeriums DelijanniS nur die eine Frage übrig: Wer besitzt weniger Charakter, Teii- januiS oder der Herrscher der Hellenen? lieber die Konstantinopeler Erlebnisse der Ossiciere des französische» LevantcgcjchwaderS, von dessen demon strativem Auftreten in den egyptischcn und syrischen Gewässern unlängst an dieser Strlle Mltbcilung gemacht wurde, verlauten nachträglich recht interessante Einzelheiten, aus denen erhellt, daß da« maritime Ressort, als eS sich zur Ent- srndung des Geschwader» entschloß, weniger seine eigenen Ge schäfte, als vielmehr jene der auswärtigen Politik Frankreichs besorgte. In einem der „Jnkrp. belge" aus Konstantinopel zugebrnden Festberichte heißt e«, daß Admiral Vignes und teine Ossiciere seit ibrsm Eintreffen in Konstantinopel die Löwen de« TageS gewesen seien. „Man sieht nur sic, man sprickt nur von dem mächtigen io Smyrna zurückgelassenen Geschwader, welche« die gewaltigste, jemals unter einer Flagge im Mittrlmrer erschienene Flotte darstellt." Der Deutsch-- Reich. k Berlin, 14. Mai. Scharf wie im Jahr 4887 wird auch bei den jetzt bevorstehenden Wahlen di« Haltung der verschiedenen Candidaten zur Militairfrag» in den Vordergrund treten. Der Reichstag >st im Streit um diese Angelegenheit aufgelöst worden, sllr da« Zustandekommen einer Verständigung ist ein neuer Ruf an da« Volt ergangen. Da versteht e« sich ganz von selbst» daß die erst« Frage an Alle, dir sich um eia Mandat bewerben, diejenige ist, ob sie zu einer Verständigung auf den Grundlagen, über welche die Freunde der HeereSrcform nun einmal übereingekommen sind, die Hand bieten wollen oder »iche. DaS wird auch bei der Frage, ob Candidaten anderer Parteien zu unterstützen seien, die Hauptsache sein müssen. Und e« müssen in dieser Hinsicht sichere Bürgschaften verlangt werden. Mit allgemeinen und nichtssagenden Redewendungen, mit denen auch jetzt noch manche an- dem bisherigen frei sinnigen Lager um die Entscheidung glauben hrrumkominen zu können, ist nickt- mehr gelban. Es ist unverkennbar, daß die Gegner der Hecresrcsorm die Zuspitzung de« Wahlkampfes aus die Militairsrage, so selbstverständlich sie ist, scheuen und sie abschwächen möchten. Ein Streit um die Grundfrage der Sicherheit dcS Vaterlandes ist eine gefährliche Sache und der Opposition meisten- übel bekommen. Wir hoffen, daß eS auch diesmal der Fall sein wird. Eocialdemokraten, Freisinnige, Ultramontane bemühen sich daher um die Wette, andere Angelegenheiten, die jetzt gar nicht zur Verhandlung sieben, in den Vordergrund zu schieben, den Kampf auf Gebiete hinübcrzuspielcn, auf denen gegen wärtig gar nicht gefochtcn wird. Da werde» Schreck- nnd Phaittasicbildcr von bevorstehenden Bedrohungen wichtiger Verfassung-rechte, von zerstörenden Eingriffen in da« Erwerbs leben, von unerträglichen Belastungen der unteren Classen, von Unterdrückung aller freiheitlichen Bestrebungen vorge- zaubcrt, um da« Volk zu erschrecken und seine Aufmerksam keit vcn dem, woraus eö jetzt ankommt, abzulenken. DaS sind Wablknissc und bewußte Unwahrheiten, die hoffentlich »ach so langer Abnutzung endlich an der gesunden Einsicht aller verständigen und patriotischen Kreise de« Volke« ab- prallcn werden. * Berlin, 14. Mai. Der vom „Vorwärts" mitgetheilte Brief des Prinzen Aldrecht von Preußen geht durck alle, auch die eonservativen Blätter. Nur ganz vereinzelt wird die Echtheit bezweifelt. Die „Nordd. Allg. Zig." druckt daS Schreiben mit der lakonischen Bemerkung ab, daß der „Vorwärt-" die „Echtheit und Provenienz" de« BrieseS zu vertreten habe. Die „Nordd. Allg. Ztg." veröffentlicht aber auch die Liste der in Görlitz erwarteten Gäste. Es sind dies, außer dem Kaiser, Prinz Friedrich Leopold, der Reichskanzler Gras Caprivi, der Minister präsident Gras Eutcnburg, der Vicepräsident v. Bötticher, v. Kaltcnborn-Stachau, Dr. Bosse u. A. Der Prinzregcnt v. Vraunschwcig, Prinz Alb recht von Preußen, wird nickt darunter genannt, ebensowenig Fürst ViSmarck. Man wird hieraus wohl schließen müssen, daß entweder gar lein Versuch gemacht wurde, die Einladung BiSmarck'S beim Kaiser zu erwirke», oder daß ein solcher Versuch fehl geschlagen ist. Daß Fürst Bismarck unter den Eingeladenei, ichtl, erregt selbst auf freisinniger Seite Befremden. So bemerkt die „Boss Ztg.": „Verwunderung muß die Mit- Iheilniig erregen, daß man in Görlitz Bedenken getragen hat, den Fürsten ViSmarck zu der Enthüllung de« KaiserdcnkmalS einzntadcn, ohne eine ausdrückliche Erlaubniß der Hofbcbvrde erlangt z» haben. Die Verwunderung wird gesteigert durch die Bemerkung, daß die eingeholte Erlaubniß verweigert worden sei. Fürst Bismarck ist der letzte der großen Mit arbeiter deS ersten Kaiser-, der einzige seiner Paladine, der noch am Leben ist. Ist eS begreiflich, daß man ibn von dem EnthüllungSsrstc auSschließt? Und gebe e« eine bessere Satire ans alle Denkmäler, al- wenn man den Mann selbst von der Feier scrnbieltr, dessen Standbild neben dem de» Herrschers stehen soll?" — Ter Kaiser nahm beute Vormittag im hiesigen Schlosse, woselbst er übernachtet balle, den Vortrag de-Chefs dcS MilitaircabinetS entgegen und besichtigte später auf dem Tempelhofer Felde das Gardepionierbalaillon, sowie die Bataillone des GardefüsllierrrgimeatS. — Am 7. Juli wird Prinz Litel-Frltz, der zweit» Sohn de» Kaiierpaares, sein z»hnte« Lebensjahr ««eichen und, der Tr», dition de« könig tchen haute« entsprechend, tu die Arm« eiutreten und den Hoden Orden vom Schwarzen Adl« erhalte». Der >ct wird wie beim Eintritt de« Kronprinzen t» di« Arm« mit eia« besonderen Fetrrltchkett verknüpft sei». Erst nach diese« D»>« der Kais« seine Sommerfahtt «»trete».
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