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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.05.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930515018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893051501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893051501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-05
- Tag1893-05-15
- Monat1893-05
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2. MM W Lk'HM?MM Nl> WMR. M Mlitllg, K M M. sMillW-AWlie.) Wahlbewegung in Sachsen. v. «»«tze» 8. sächsische« «etch»taa«.»ahlrretse. 13. Mai. Die hiesigen Freisinnigen haben sich nunmehr ausdrücklich sür die unter der Aeglde Richters stehende „BolkSpartei" erklärt. Ihr Caudidat ist wieder, wie von vornherein anzunehmen war, der Rechtsanwalt Arthur Eysoldt zu Dresden. — Von den Vertretern de« „Bundes der Landwirthe* ist heute im hiesigen .Anzeige-- das Eintreten in die Wahlbewegung de- Bezirks kuudgegeben worden. Es finden Versammlungen am Mittwoch in Pirna und am DonncrSlag in Neustadt b. St. statt, wobei der Director de- Bunde-, vr. Suchsland, al» Redner auf- tritt. Gespannt ist man darauf, wie sich die Dauernbiindler und die Antisemiten, welche mit hochgespannten ErwartungS- bogen in den Wahlkampf rintretcn, zu einander verhalten werden. * Im „Limbacher Tageblatt" veröffentlicht daS Haupt- Wahl - EomitS der vereinigten OrdnungSpartcic» im 15. Wahlkreis den Aufruf für den von dieser Seite auf gestellten Kaufmann Eduard Ulrich in Ehemniy. ES ist in den, Aufruf betont, daß Herr Ulrich sich in allen Städten und größere» Ortschaften den Wählern vorstcllen werds * Die .Dresdner Nachrichten" theilen mit, daß Herr Commerzienrath Grumbt eine von ihm den OrdnuugS- parteien im Wahlkreis» Dre-den-Land ertbeilte Zusage, zu candidiren, wieder zurückgezogen hat. Bisher war eS Deutschfreifinnige Versammlung. iel. Leipzig, 14. Mai. Die am gestrigen Abend nach dem .Pantheon" einberusene öffentliche Versammlung de- Deutsch- freisinnigen Verein- war von ungefähr 450 Personen besucht. Ziemlich die Hälfte der Erschienenen mochten Socialdcmokraten sein, während Antisemiten fast ganz fehlten. Der Leiter der Versammlung, Herr Gönnet, eroffnete die Verhandlungen mit der Mittheilung, daß der hiesige Deutschfreisinnige Verein auf dem Boden der neuen freisinnigen Volks Partei stehe. Sodann nahm Herr vr. weil. Krieger da- Wort zu dem anzekündigten Vortrage, betreffend die Militairvorlage. Die Ausführungen de- Redners gingen im Allgemeinen dahin, daß einerseits eine so starke Erhöhung des Militair» standeS, wie sie die Negierung wolle, nicht nothwendig sei, andererseits aber das Volk die damit verbundenen Lasten nicht tragen könne. Zu berücksichtigen sei auch, daß die Zahl der pensionirten Officiere immer größer würde re. Redner erörterte hierbei jene- Vorkommniß in Gohlis, wo ein junger Reserveofflcier aus seinen eigenen Vater schoß, weil letzterer ibm nicht mehr als 200 monatliches Taschengeld geben wollte. Dieser junge Mann habe seinem Vater in dem Jahre, daS er als Einjähriger abdiente, 17 000 gekostet. Der ganze Fall sei gewiß al- eine Ausnahme zu erachten, aber er zeige, zu welchen Ausgaben sich einzelne der junge» Leute berechtigt fühlen und wohin der Standesdünkel führe. Redner sprach darauf von Friedrich d. Gr. und seinen bürgerlichen Generalen (zu denen er nierkwürdigcr Weise auch den Feldmarschall Derfflinger rechnete), sodann von den Be freiungskriegen u. dgl. m. Wieder die gegenwärtige Militair vorlage erörternd, meinte Herr vr. Krieger, daß die Kosten doch von den Agrariern bestritten werden möchten, die an Zöllen genug verdient hätten, oder von reich«, BanquierS, " u. s. w. flüssigen Apanagen Dem Grafen Caprivi zollte bringen, so solle man entschieden freisinnige Männer wählen. AlS Eandidaten sür Leipzig empfehle er deshalb den lang bewährten Parlamentarier Eugen Richter. Er lebe hoch, hoch, hoch! In diese- Hoch stimmten die Anhänger de- Herr» vr Krieger lebhaft ein, während die Socialdemokraten opponirten. Nach einer kurzen Pause wurde sodann die Debatte er öffnet. An derselben betheiligten sich etwa 20 Redner. Der erste derselben, Herr Dcn n eweck, bezeichn«« sich als Westfalen und Katholiken. Dcnnock lasse er sich keinen Papst gefallen, also auch keinen Parieipapsk. (Offenbar meinte Redner mit letzterem Eugen Richter.) Herr Söracl wie- daraus bin, daß die Königin von Spanien eine Million von ihrer Eivilliste zurückgegeben habe (Zwischenruf: Dann hat sie immer noch genug); hier solle man desgleichen thnn. Herr Röthing warf der freisinnigen Partei vor, daß sie in ökonomischer Beziehung nicht- für die arbeitenden Classen aethan habe. Auch an der Verlängerung de- SocialistengrsetzcS sei sie Schuld durch die bekannte Äbcommandirung einer Anzahl ihrer Mitglieder. Er empsehle August Bebel zur Wahl. (Großer Beifall.) Herr LiPin Ski bestritt, daß eS — wie der Referent be hauptet — in der socialdemokratischen Partei auch reactionäre Bestrebungen gebe. DaS sei unmöglich, seitdem sich die Socialisten vom Lasiallc'schen Standpunct auf den Marxisti schen Standpunct „hinübergeretlet" hätten und die Be seitigung deö PrivateigenthumS anstrebtcn. Herr Frey tadelte, daß nur wahlberechtigte Personen zur Versammlung einaeladcn wären, und schloß mit dem merkwürdigen Satz: Wir, die wir nicht wahlberechtigt sind, werden dafür sorgen, daß Herr Richter einen gehörigen Durchfall erlebt. Herr Kamigann führte an, daß bisher noch keine einzige Regierung in Europa ein Iota vou ihrem Neckte ausgezeben habe. Man irre sich, wenn man glaube, mit den Regierungen parlamentiren zu können. Der ersten Aus lösung werde die zweite folgen. Da gelte r«, entschlossene Männer zu wählen. Ein solcher sei Äugust Bebel, den er dringend empfehle. (Lebhafter Beifall.) Von den Socialdemokraten sprachen noch die Herren Reichel, MohS u. A. m. unter dem Beifall ihrer Partei genossen, während die Freisinnigen sich ablehnend verhielte». Bon Letzteren entgegncten zunächst Herr Langhammer, der die Puncte: Keine neuen Gesetze, keine neuen Steuern und keine neuen Soldaten" al- die Funbamcntalsätzr der Freisinnigen Volk-Partei bezeichn«« Herr vr. Krieger er klärte, daß keine Partei schädlicher für da- Volk-wohl sei, al« die socialdemokratische. Bon einem LiebeS- werben um deren Stimmen könne also keine Rede sein. Endlich rückte Herr Grau damit heraus, daß die Freisinnigen bei einer Stichwahl ausnahmslos sür dir Socialdemokraten tbätig sein würden. Zunächst müsse aber rin eigener Eantikat ausgestellt werden und bei der Bekämpfung der Rcaction sollten dir Socialdeuiokratrn doch den Freisinnigen belfen. In dieser Weise zog sich die Debatte bi- 12 Uhr Nachts kjn, ohne daß irgend ein Resultat derselbe» zu verzeichnen ist. Hin sind wieder kain eS übrigens zu sehr lebhaften Tumulten, doch machten dieselben kein behördliches Ein schreiten nölhig. Mit Tank für die lebhafte Betheiligung schloß Herr Gönncl die Versammlung. MM. „Hiarue", große Lper vo» Jngeborg von Vronsart in Weimar, erstmalig aufgefnhrt am IS. Mai. Daß eine große Oper auö der Feder einer Frau mit be deutendem Erfolge ausgeführl werden kann, darf wohl als eine einzig dastehende Thatsacke bezeichnet werden, lieber dieselbe zu berichte», ist eine neue reizvolleAuf >abc. Wie ernstFrauZngcborg von Bronsart, die Gattin de- General Iiilentaiiten der Hof bühne in Weimar, ihre Aufgabe erfaßte, zeigt der erste Blick in daS von ihr bearbeitete, von Han- von Bronsart und Friedrich von Bodenstett abskamiuente Teribuck, endlich ein mal wieder ei» brauchbares Werk in diesem Genre. Die Handlung ist jener Zeit der dänischen Geschickte ent nommen, um welche die Sage einen dickten Schleier ge woben bat. Die Phantasie der Dichter bebt denselben und wir erblicken einen verwaisten Königsthron, um ibn gcschaart das Priestertbum, ehrerbietig zur Seite stehend reckenhafte Gestalten, Skalden und Heiken oder beides in einer Person, im Hintergrund in ehrfurchtsvoller Tbeilnahuie daS Volk. Zu Odin fleht der Oberpriester, denn der große König Frotho ist todt und sein Sohn Friedlen verscholl aus kühner Wickingerfahrt, daS Land harrte seiner, „bis die Kunde von seinem Tode kam a»S fernem Land". Der Priester verkündet der Versammlung, daß der LandeSthing den Beschluß faßte, „aus der Heldcublüthe De» zu küren, der FrothoS Ruhm am würdigsten besingt", lind so beginnt ein Eängerkampf um den Thron, nach einander treten die Skalden Harald, Winguls und Hiarne hervor, und des Letzteren begeistertes Preislied auf de» todteu König, dessen Einzug i» Walhall er schildert, erringt ibm den jubelnd zugestaudcncn Preis — mit Krone und KönigSmantel geziert, zeigt er sich dem jauchzende» Volke. Kann man sich ein wirkungsvolleres Vorspiel einer Hclden- oper denken! Der erste Act führt nnS in den Königspalast zu Sigtuna, wo die Könige von Schweden thronen. Hilda, König Erichs Tochter, betritt die festlich gcsckmückte Halle, eine Scene, die der ersten im 2. Acte des Tannhäuser eng verwandt ist, jubelnd kündet ihr Mund, daß sie im Traume der herrlichsten Helden sah, der liebend sich ihr neigte. Und der Traum wird Wirklichkeit, König Erick verkündet der staunend lauschenden Tochter die Werbung des Täncnlönigs Hiarne. dessen Sendbote deS Empfangs harre, um die Hand Hilda - sür seinen Herrn zu erbitten. Nach al>er KönigSsiltc thak Hiarne selbst die Fahrt, um die Erwählte unerkannt zu schauen, der Skalde, der sür Hiarne Hilda'S Hand forderte, ist König Hiarne selbst. Hilda erkennt in ihn, den Helden, dessen Bild sie im Traume schaute. Sein Lied „Das hohe Lied DaS gewaltige, geweihle Von der Götterdämmerung" macht Aller Herzen erzittern und greift in Hilda'S Empfinden mit wunderbarer Macht ein; sie kann dem Sänger die erbetene Rose, daS Sinnbild der Liebe, nicht weigern, denn ihr ist eS zur frohen Zuversicht geworden, daß der Skalde der erträunite Held selbst ist. Diese Uebcrzeugung bestätigt Hiarnr'S Wort, alS er Hilda in Zweifel findet, und in jubelnden Accorden feiern die Liebenden die Bereinigung ihrer Herzen. Mit großer Wirkung folgen a»f diese Lickibildcr Sccncn finsterer Verschwörung, Verheißungen schrecklichen Unheils. Die besiegten Skalden Harald und Winguls sind eS, die wir in der ersten Scene res 2. ActeS in wilder Gegend am Meere erblicken, rachedürstcnd und Unheil heraufhesckwörrud. Ans ibren Ruf erscheint Wölwa, die nordische Wala, und deutet im finsteren dämonisch wilden Liede die Zukunft. „Zwei Könige kämpfen Um »ine Krone. Zu Hel fahren Helden Huirne auch Tu! Mitten in diese Weissagung hinein zeigt sich aus dem sturm- gepeitschtcn Meere ein Wickingcrschiss und fällt den empörten Mächten der Natur zum Opfer. Ein einziger rettet sich anS Land, wie durch ei» Wunder dem Unheil entrinnend, und dieser einzige ist Friebleu, König FrothoS Sohn, der an gestammte Erbe des dänischen KöniaStbronS. Die Skalden begrüßen in ihm den willkommenen Rächer und stürmen niil ibm und schnell gewonnenen Schaaren zu Hiarnc'S HochzeitS- seicr. Aus der heiligen Stätte Lrin'S entbrennt der wiitbciide Kampf nm Thron und Macht, Friedlen drängt Hiarne, der Harald und Wingolf erschlug, zum Meere und verzweiflung-voll stürzt sich der Held in die,Fluiden, Hilda, daö letzte Lebewohl rurufenk. Der Sieger sordcrt denThron und dcr enlsctzlenHiida Hand ersticht den greisen Priester, der ihm beides verweigert, und vermählt sich durch die Berührung vor. Thor'S geheiligtem Hammer selbst der Frau, die er in schnell entbrannter Leiden schaft begehrt. Tie Frauen führen die Verzweifelte i»S HochreitSgemach; aber sic zieht den Tod der Vereinigung mit dem gehaßten Manne vor und nimmt Gift. Als der ans den Finthen gerettete Hiarne wieder erscheint, um sick die Frau zu retten, findet er sic mit dem Tode kämpfend. Hiarne soll leben. „Ein Kämpfer gegen Trug und Wahn." Bei der Bestattung Hilda'S erscheint Hiarne als greiser Skalde, der in begeistertem Liede die bcimgcgangenr Königin feiert. Friedlen, der wilde, empfindet selbst ein meiisch- ticheS Rühren und nimmt den vermeintlichen Skalde» als Sänger an. In der Einsamkeit der Nacht fordert Hiarne, in vollem Königsschmuck, die Rache von dem aus dem Schlafe Erwachenden. In wülhrndcni Kampfe schlägt er ihm daS Sckwert a»S der Hand, aber als ibm Friedlen die entblößte Brust zum Todesstoß bietet, erkennt er an dem Feucrmal a»f der Brust den echten Königserbcii. Sich schwach webrend, fällt er willig durch Frieeleu'S Schwert. Aber auch den frevelhaften KönizSsobn ereilt die Rache der Götter: unter Thor'S Blitz stürzt die KönigSburg in Trümmer, Friedlen begrabend. Die Walküren, an ihrer Spitze Hilda, führen den Helden Hiarne nach Walhalls ewiger Burg. Der Leser wird bei der Erzählung dieser Thalsachen auö Frau von Bronsart'S Oper die Beziehungen selbst herauSsintcu, welche das Tcxlbuck von „Hiarne- mit Wagner'» Werken ver binden. Erinnert der Sängerkampf im Vorspiel, dann die erste» Scene» im KönigSschloß zu Sigtuna auffällig an „Tannbäuser-, so knüpft der spätere Verlaus der Haukluiig viel eher an den „Ring de« Nibelungen- a», wird n»s doch die „Götter dämmerung" in begeistertem Liede geschildert, erscheint doch der Welt „weiseste» Weib", die Wala,' in der Gestalt Wölwa'S, grüßen uuö doch die Gestalten der Walküren mit vertrautem Wort! Aber die Veziedungen zeige» dock auch eine Grnnd- vcrschiedcnbcit der Auffassung; während in Wagner » „Götter dämmerung" die Göttcrwelk vergebt aus immer, ist sic in Brvnsarl'ö Oper die auSglcichende Gcreckiigleil, Siegfried mit Brünhilde gehen unter, mit ihnen Walhall. Hilda und Hiarne finden sick in Walhalls ewiger Burg wieder. DaS sebr wcrthvolle Textbuch zu „Hiarne", im Anfang scbr geschickt entworfen und überall mit größter Sorgfalt auSgesübrt, zersplittert später etwa- >» zu vielem Wecks«; manch moderne Wendung erinnert daran, daß Dichter der Gegenwart uuö die allen Helten vorsübrc». Denselben Weg gehl auch Frau vo» Bronsart'S Musik. Im Beginn von überraschender Kraft und einer Würde, die ganz der Wett der Sage, in die wir eiiigcsührt werten, entspricht, neigt sic später iiianckmal zu sehr der modernen tyriscken Form zu: das Licbesrucll am Schlüsse des l. Actes bewegt sich ganz in der Form teS Liedes, anstatt sick dem großen svinpt,»tu schen Ausbau zuzuweiidcii. Trotz dieser Bedenken muß die Begabung Frau von Bronsart - al- eine ganz bedenlende anerkannt werte». Niil übcrraschcnd-r Scklagscrligtcil malt sie inusikalisck Personen und Situationen, sür das be geisterte Hclteiiivort findet sic ebenso rasch den entsprechenden iiiiifftaliscke» Ausdruck als sür de» Sturm der Natur und de» unheilvollen Rns der Wölwa, ja gerade sür das Dämonische findet sie eine »»isilalisckc Fassung, die von echtem großen Enipsintc», von Tiefe der Begabung zeugt. An folckcn Stetten, und deren sind eS viele, vergißt man völlig, daß ma» vor dem muslkatischcn Werke einer Frau steht. Mil großer Kraft verwendete Frau von Bronsart da- Orchester; ihr ist der Klang der Instrumente die Farbe, welche sie so nothwendig sür den draniallschcn Wechsel ihrer Scene» braucht. Deshalb verwendet sic auch das Orckester mehr im Sinne des Malers als deS Symphonikers, viele Stellen wirken nur mit Accordmasscn und verschmähen ängstlicke Stimm führungen ganz Grade diese Art deS schassen- gicbl dem Werke das Gepräge de-Eigenartigen, und wenn Motive selbstverständlich bin und wieder an Bekanntes aiiklingc» (bei welchem Eompoiilsicil geschehe das nicht'?), so ist ihre Ver wendung doch voll »,id ganz Frau von Bronsart'S Eigen rhum. Daß Frauen keine Opern componiren sollen, dieses Axiom bat Frau von Bronsart gründlich beseitigt. Ihr Werk ist viel werthvoller als manches, welche- wir unter de kciltciiten Namen in den letzten Jahren kennen lernten, »nd wenn unsere Bübne auf der Snckc »ack Neuem so weit in die Ferne schwelst, so möchten wir ihr wieder einmal zurufcn: Sieb da- G»ic liegt so nab! Tic Ausführung war eine vortreffliche, trotz aiizclüii- digter, aber kaum wabriiebmbarcr Indisposition der Haupldarstellerin Frau Stavenbagen. Nameiillich sie bot eine ganz bcwunrernöwerlhe, von edler Leiteiischastlich- tcik erfüllte Leistung, in der ma» die Künstlerin kaum wieder erkannte, so gewaltig zeigte sie sich in ihrer Kunst fortgeschritten. Tie Partie des „Hiarne" würde vielleicht besser von einem eigentlichen Heldcntenor gesungen, der Herr Gießen nun einmal nicht ist. Aber dem Geschick und der Begabung diese» Sänger» bleibt nichts unerreichbar, »nd so brachte er viele Stellen zu einer Wirkung, die da» Publicum zu lautem Beifall mitten hinein in die Musik sorlriß. Eine wahre Reckengcstalt war Herr Schwarz als Friedlen, der die gcwalttbärige Energie des KönigsschneS gesanglich und darstellerisch ganz vorzüglich zumAuSdriick brachte. Als Skalden zeichneten sich die Herren Robert »nd Spingcr au-, der Ober- pricsler Herr Bucka sang ganz prächtig »nd Herr Widey rcpräscntirtc den König Schwedens in entsprechender Weise. Eine wundervolle Stiinmc besitzt Frl. Tibctli, die in packender Weise die Wölwa sang. Ter Edor „nieiningert" ein wenig zu sehr, er war auch dort in Bewegung, wo er besser ruhig zuhörcnd sick verhalte» sollte. Das Battet, nach einem ichwetischen Vollslicte entworfen, genügte. Tic Insceiiirling war farbenprächtig und immer vo» großer Wirkung, der Erfolg der Ausführung war dem Werte entsprechend ein nachhaltiger. Der Aufführung wohnten Ihre königliche» Hobeiten der Großherzog und die Großkcrzogin bis zum Schlüsse bei. ^ M. Krause. Leipziger Komincrninsik - Verein. Leipzig. 11. Mai. Im Saale der Gesellschaft „Tunnel" wurde gestern die VIH. Aufführung des „Leipziger KanimcrniusikvercinS" abgeballeii, die eine Menge des Interessanten bot »nd in ihrem Verlaufe bis ans Ente fesselte und »ackbaitige Eindrücke hintcrlicß. Den uiicriiiüd- jickcn Bcinübuiigcii res Herr» Miisitdircetor K kesse ist es nickt genug zu danken, wenn er in so selbstloser Weise heinübt ist, die Kunst zu fördern und junge, auswärtige Künstler in Leipzig einzusüyrcir, bez. ihren Eompositionen eine» festen Boden zu verschaffe». Ein iiciicö OpuS, Meister Tbieriol'S „Trio für Pianoforte, Violine und Violon cello", konnte leider nicht aufgesübrt werden, da der eine der mitwirkenden Herren ganz plötzlich an seinem Erscheine» abgckaltcn wurde. Hoffentlich bringt einer der nächsten Miisikabendc daö jedenfalls sehr schätzenSwerthe Trio. Eine andere Novität, die von den Herren Not her, Klcsse, Ienhscb undRobcrt Hansen inexactester,feinstcr Weise z» Gehör gebracht wurde, war daö Streich guartctt (ll nwll) von Joseph Miroslav Weber. Dieses Ouar- 1«t ist eine Perle der Kammernllisik-Litcratur, reich an for mellen und barmoiiiscken Schönheiten, packend und interessant durch die maiinigsattigsteil Ideen und reizvollen, liebens würdigen Einfälle, die sich weniger den strenge» Gesetzen der Harmonie, als mehr dem Sircbcn nach praktiscker Be cnicmlichleit anschlicßen »nd sich in nngcwöbiiliche» niusita locken Wendungen ergehen. Die vielen ungcivoknten Züge dieses Ouartctls lasse» ans nationalen Eharatter schließen. Die reiche Mischung der Nuancen, da» öftere Wiederkehr«, des einen oder des anderen Motiv- und daS bartnäckige Fest halten an demselben, der stete Wechsel an lcidciischaftlicken Ausbrüchen und zarten, träumerischen Ideen, die kurze», rkythmisch-glcichsörmigen Themen, die in allcrband Accord- effectcn sick dewcgen, Alle- dies sind Merkmale, die daS Miroslav Weber'sche O.uarlett mit dem Stempel unverkenn barer Originalität versehen und ihm eine nachhaltige Wirkung verschaffen. Ta» Elavier-Ouartett von Friedr. Kiel (dem als Theoretiker, wie Eomponisten aleich- gcschätzleii 188.5 verstorbenen Vcrtiner Tonkünstler) ist die Frucht einer fleißigen, ernst durchdachten Arbeit, die den lbeoretischcii Künstler kennzeichnet und in ihren Details contrapuiietiscke Kunst mit den Erzeugnissen einer noblen, fein gebildete» Künstlernatur vereinigt. Auch die Ausführung diese« Quartett-, i» welchem Frl. Elisabeth Schmidt den Elavierpart ganz trefflich durchführt«, war in allen Theilen vorzüglich und brachte da« reiche, phantasiedolle Naturell deS Eomponisten, die Innigkeit und Diese seiner Einpsindung zu freilntlickstcm Ausdruck. Genannte« Frl. Schmidt erwies sich fernerhin als tüchtig geschulte Künstlerin. An Stelle deö anösallende» Trios von Fcrd. Thieriot erfreute die Dame da- Auditorium mit einigen kleineren Elavier- stückcn (Scherzino, Wiegenlied und Phantasiestück), die weniger ihre technische Fertigkeit, alS vielmehr die Delikatesse und Feinheit ihrer Auffassung zur Geltung brachte. Auch als feinsinnige Llctcrbegteitcrin lernten wir die Dame kennen und sckätzcn. Eine junge, begabte Sängerin auS Dresden, Fräul. Ida Tacgcr, machte sich intt rein Publicum in voribcilbajter Weise bekannt durch den Vortrag einiger Lieder. Die junge Dame besitzt einen ausgiebigen, schmiegsamen Mezzo-Sopran von wiiiitcrscköiiem Ton und reizvoller Klangfarbe. Beson ders i» der Höhe entfaltete sich die Stimme so nobel und edel, daß ihr Eindruck ungemein snmpathisck berührte. Dabei kommt der Dame die anspruchslose, angenehme Art de» Vor trag», der frische, »»gezierte Zug deS Ausdrucks sehr zu statten. Vo» ibrc» Vorträge» gelangen wohl am besten: „Schließ' mir die Augen beide" von H. Götz, „O laß dick balle», gottue Stunde" von A. Jcnscn und daö gern und oft gesungene „Winterlieb" von A. v. Koß. Reicher Beifall wurde ihr, sowie den Vorträgen aller übrigen Mitwirkenden zu Theil. Zum Schluß niiscrcS Referat» sei noch darauf bingcwicsen, daß zu Beginn der nächsten Saison eine historische Musik- auffübruiig ans Original Instrumenten, die auS dem musik- bistvrisckc» Museum von P. de Wit entliehen werden, statt- siiikc» wird. Jedenfalls wird sich dieser Abend zu einem höchst interessanten und originellen gestatten. —t—r. * Wien, II. Mai. (Telegramm.) Ein in der „Wiener Ztg." vcrbssentiühtes kaiserliche« .Handschreiben an den Erzherzog Karl Ludwig spricht demselben Leu kaiserlichen Dank auS iür sein förderliches Wirke» al« Verlreter der Musik- und TdeaterauSstellung vo n Jahre 18!»2 und ermächtigt ihn. der Ehreiiprasidentin der Aus stellung. Fürstin Metternich, und dein Präsidenten Grasen PaUavici, sowie laniinllicken Mitgliedern de« Präsidiums die kaiserliche Aner kennung sür die opferwillige Mühewaltung auS Anlaß der Ausstellung bekannt zu gebe». Entscheidungen des Reichsgerichts. (Nachdruck verboten.) I,. Leipzig, 13. Mai. Eine KnhdandcXgeschichte, die zwar nicht »e», aber »Mer dein GcsichlSpnnete de- Betruges doch bciiierkeii-werth ist, kam beule vor dein ersten Strafsenate des Reichsgerichtes zur Sprache. Der Handelsmann Isaak Reiß in Nürnberg ist am 12. Januar vom Nürnberger Landgerichte wegen Betruges zu 10 Tage» Gcfäiigniß »nd 50 Geldstrafe verurlbeill worden. Er hatte von einem Zicgcleibesitzer S. eine Kub sür '»0 ^ gekauft und zwar ohne Gewahr, insbeiondere sür Trächtigkeit-, auch batte S. ihn, nicht verhehlt, daß di» Kuh krank sei und blislc. Reiß batte also die Kuh nicht zu thener bezahlt. Nu» wvllle er aber mit derselben rin besonders gute» Geschäft machen. Er stellt« sie bei einem Bekannten unter und bevollmächtigte denselben, das Thier sür IM -/L weiter zu verkaufen, wobei er ausdrücklich Hinzusehie, die Kuh sei tragend. Bald daraus erschien der Bäcker- Meister K., welcher mit dem Bevollmächtigten des Reiß verhandelte, den Angaben über daS Tbier Glauben schenkte und es für ILO.st lauste. Als Bezahlung bot er eine andere Kuh an, aus welche Reiß noch 20 ./ä znzahie» sollte. Reiß war mit dem Handel einverstanden, zahlte schnell die 20an K. und verkaufte dessen Kuh, noch che sie Ihm übergeben worden war, sür 165 ./t weiter, also noch um 5^l billiger, als er selber dafür zn zahlen halte. In Wirklichkeit hatte er aber aus diese Weise 0.5 ./t „verdient", und da der Gerichtshof annahin, daß K. nur durch die falsche» Angaben über de» Instand der Kuh zum Kaufe veranlaßt worden sei, so wurde Reiß, wie schon bemerkt, wegen Betruges verurthcilt. — Seine Revision behauptete, ein Betrug tonne nur dann angenommen werden, wenn der Getäuscht« einen civilrechtlich versolgbaren Anspruch halte. Von Sachver- ständigen sei bekundet worden, daß solche Täuschungen über die Trächtigkeit eines Thicres im Viebbaiidcl, bei welchem wenig Treue und Glauben herrsche, sehr häufig Vorkommen. Niemand gebe aber «was daraus, und beide Theile seien sich immer klar darüber, daß eS sich nur »m die üblichen Redens arten handele. Der Käufer K. könne also nicht getäuscht worden sein. Endlich wurde noch behanptet, anS dem Nrtheile sei nickst mit genügender Klarheit z» ersehen, daß dir »nwahreil An gaben des Angeklagten in ursächlichem Zusammenhänge init der eingetrelenen Schädigung des K. stehe». — Herr Reichsa» Walt l>r. Menge hielt die Revision sür unbegründet, da sie sich ledig lich gegen die thatsachlichei, Feststellungen deS Landgerichles richte. Er bemerkte übrige» .- noch, daß ein Betrug auch dann angenommen werden könne, wenn es sich um einen civilrechtlich nicht versolg- barcn Anspruch handle. — Das Reichsgericht erkannte hiernach ans Verwerfung der Revision. Mcleorologllche Lieotialtitttugen n»s <I,-e i» I.>-i»/.t'.'. >>»-- I tti >-inr niioe üei» Keee 1'.i-r«ru. ! >«»! MO -U. Llt.' lu^ke.-. LliUii». UL». -st 16.0 61 757,4 -st >5,5 76 0X0 Ls I!o maeNliinu. 13. »lai äkck.LV. 14. - Llzp. 8- ..... Kirriwui» «ler '1'eiiipvrirtur ->» st 20",I. lim»»«!-- Lu»u>iic. Ilinimmn — -j- IG.9. Sri««« ,lou» HS »na «ler Keewart« ru Hamburg. Vom 13. Kai >303. Koreen-t 8 ll'nr. LtaÜvn»- Xame. L L kj Riclitnni- iivck kttirlre äe» VViock«. sVatter. a Z 2 ,3 IWIImullot . 765 BV Nckvavli inelb besteckt 12 e hi niuauouuä 76, ZV tri« >, v olle in -st 6 ttoal-an 76 l XX'0 loiaer 2ujk «ollccnloa st- 13 >euta>,r>va»Kvr 763 0 leiser Aust »ollcitt st- 1t karlsnino . . . 's (-6 .80 lei«-« 2u«r rvollci^ st- 11 A'iosbwlvn . . 'sttti XO Iciner bostecat -st 11 t.revueu . . . 76 t ZVX'V, lelellr beiter -st 12 ^>7.ra 762 0 leiollt lnrlb kesteclel st- 14 vortkviltiattsstSQ kautt man H^»KNSi''8«LLS8MvrLi»«-ILL»ii»irLKL»i'i»-I2xv«L8loi'-UIi»tvi'L«iiN u. dsi Grimm. Str. 14, zwischen Markt u. Neumarkt. III IVaave schützt, ohne zu erhitzen, saugt den Schrveitz auf und kältet nicht nach dem Schwitzen, III läuft nicht ein und ist autzeror-entlich elastisch und weich. kreise vvnklixlierMeli MorMo-Lruullßrum-kxeelmr-ilerreli-vlltsrjLoksi», -üerreii-VMsrdosell, -llerreit-Uswäon »,n H-U. >.»» «». »«« »k. ».»« an. »«n Kilt. » ««»
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