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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.05.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189305288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18930528
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18930528
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-05
- Tag1893-05-28
- Monat1893-05
- Jahr1893
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.05.1893
- Autor
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p« Haaptexpeditio, oder d« ft> Gtade» b«KI «ad de« Vorort»« errichtet«» Aiis- «-brstrllen abgeholt: «EtelMrilch^4.50, in poeimaliger täglicher Zoftelluu, ias Haus bchv. Dmch die Post bezoaea für Deulichland und c«sterreich: «teetetzährlich X 6 —, Direct, täglich» Lr«»»ba»di«ad»»> >«< Ausland: mooatlich 7.50. Die Morgen- dir Abend-Ausgabe chentag« 5 Uhr. Lr-artion »ad Lrpeditiou: Latznnuesgass« 8. Nr ist Wochentags oonnterbrochr» früh 8 bis «d«»d« 7 Uhr. Filiale«: vtt> Me««'» Lorti». (Alfred Hahn), Universitötsstraß» 1, Louis Lsfche, Katharinenstr. 14, Part, n»d Königsplatz 7. eiprigtl'.Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. _ A«zrige«^prei- Lle 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg/ Reel amen unter dem Redactionsstrich isg«» spalten! 50-4, vor den gamiliennachrichte» (6 gespalten) 40^. Größer« Schriften laut »»fern» Preis» verzrichniß. Tabellarischer und Ziffernfatz nach höherem Tarif. Srtra»Beilagen lgesal-t), »»r Eit bSi Morgen-Ausgabe, ohne PositicsvrLerung SV.—, mit Postbesörderuag 7V.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen »Ausgabe: Nachmittags sllhr. Sonn- und Festtags früh '/,S Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je rin« halbe Stund« früher. Anreißen sind stets an di« ErpePtttöN za richte». DAtck »nd Verlag von E. Polz tü Leipzig. ^-288. Sountag den 28. Mai 1893. 87, Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Geffenlliche Ätzung der Stadtverordneten «tttMOch. den »1. Mal 18»», Abend» «'/, Uhr. t» Tttznngsfagie »« Naschmarttr. Tagesordnung: I. Bericht des Stiftung«, und bez. Finanzausschuss«» über 32 Rechnungen verschiedener Stiftungen. II. Bericht des Finanzausschusses über: u. dir Rechnung de« Aichaurte« Leipzig auf da« Jahr 1892, d. da« Regulativ, betr. die Behälter der Kirchendiener an den evangelisch- lutherischen Pfarrkirchen in Alt-Leipzig, e. Bewährung einer Beihilfe an den Hilfsverein deutscher Reichsangehüriger zu Prag, ä. Rachverwtlligung eines Berechnung-gelbe« zur Deckung des durch di« bevorstehend« Rrichstagswahl entstehen« den Aufwandes. III. Bericht des Bauansschnflts über: ». di« Abrechnung über den Neubau der m. höheren vürgerfchule, d. di» Abrechnung über den Neubau der X. Bürgerschule in Leipzig-Bolk- marsdorf. IV. Bericht de« Bau» und Finanzausschusses über die Abrech. Image», betr. die Pferdrstallneubaue iür die beritten« Schutz. Mannschaft t» Letpzig-Reudnitz und -Lindenau. V. Bericht des Vau-, Schul, und Ftmmzousschuffes über: Buchung der für Ausführung baulicher Veränderungen im Schulgebäude des Realgymnasiums verwtlltgtrn Kosten a coulo Schuldaufouds. VI. Bericht des Schul» «ad Bauavsschnsses über Beschaffung von Doppelfenstern für dt« X. Bürgerschule in Letpzig-Bolk- warSdorf. VII. Bericht des EchnlausschuffeS über ». di« Rechnung de» Real- gymnastums zu Leipzig auf das Jahr 1891, d. di« Rechnung der Gewerbeschule zu Leipzig auf das Jahr 1891; o. 19 per. schieden« Sttstungsrechnungen. Vftl. Bericht des Orlonomieauoschusies über a. Errichtung eine« Dampswalzenschuppens in der Dolzstraße; d. Einstellung von Reparatur» und Unterhaltungskosten »c. für da« MÜHIeu- gruadstück in Gundors. ll. Bericht des Oekonomi«. und Finanzausschusses über: n. He» slellmig des Fußweges läng» des Krankenhauses zu Leipzig- Reubnltz, Tiubchenweg Nr. 77: d. Einftiedtguug des an der Ecke der Mächte» und der Ferdinand Rhode-Strotze g» lkgenen Areales und de» Bitleubauplatzes Sir. 1ü an der schwägrichen-Strahe. X Bericht des Verfassung«- und FInanzausschufies über die Vorlage, betr. di« Behandlung ordentlicher »ud außerordent licher Post« du städtischen Hanshaktpla«. Lekanntmachung. Mit Rücksicht ans den S«nntag, be« 28. pss. Mt».. 1 Udr leginnendeu, den AugustuSplatz berührenden historischen Festzug der diesige» Schützengeselllchaft haben wir beschlossen, das Museum na Lun gedachte» Tage bereits 1 Uhr zu schließen. Leipzig, de, »7. Mai 1883. Der Nat^tzer Ttatzt Letpzi». I». 2395. Beorgt. Größe!. lkttLSLtmachusß. Aus Anlaß d«S am Sonntag, den 28. Mat er., stattsiudendeu Fest,«,»» »er Leipziger Echiitzengefellschaft, welcher sein« «ui» ii'lluug auf der Johannis-Alle« und hiernach den Weg durch die vospttalftratze, Johanais-Platz, Querstraße, Schützenftraße, Bahnhof« i ratz«, Auguftasplatz, Ertmmatsch« Strotz», Steumarkt, Schillerstraße, öetwsstrahe. Marft, Katharineastrah», Ranstädter Steinweg, Frank furter Straß«, Lentzfcher Weg nach dem Neuen Schützenhauf« nedn wird, iverden die Johanuis-Alle» von '/,12 Uhr ad während vre lufftellnng des Zuges für allen durchgehenden Fahr- und Futz- »rrkedr, die übrigen genannte» Straßen während des Paffirens Les Festznges für allen Fährverkehr, etnfchl. des Pfrrdebahuve» lehr«, gesperrt. Im Uebrige» hat an den Tage» des Schützenfestes vom 28. Mai li» «. Juni «r. Abend« »ach Schluß der Belustigungen dt« Abfahrt Irr Wagen von dem Neuem Schützend«»?« nach der Stadt aus- >chließlich auf dem neu angelrgta», nach dem Kuhthnrm führende» Lieg zu erfolgen. Leipzig, am 25. Mai 1SS8. Drr Nettp «ns »a» Polizei««» der Stadt Leipzig. I» ft. 1836.Brorgt.Brrtfchnatder. Wegen Erneuerung drr im Stadtbezirke Leipzig - Lößnig, im uge drr von Lößnig nach der Maldschente führenden Pappelallee egenden Grabendrückt wird diese Brücke i» der Zeit vom 28. Mai di« mit 3. Juni dieses Jahre» für allen Fahr- und Fußvcriehr ,»sperr». Leipzig, am 27. Mai 1893. Ter Nathder Stadt Leipzig. IX. 7381. Pr. Georgt. Stahl. Dermiethungen. In den nachgenannten, der Stadtgemeiude gehörigen Grund- iücke» sind folgende Miethräuine gegen viertel- bez. halbjährlich« Kündigung anderweit zu vrrmiethen: 1) Kuptrrgäßchrn Nr. 1 — edemal. Kramerhaus — ». der größte Theil der I. Etage zu Expedition«- oder Lekanntmachuug, das VelociPedfahren betreffend. Da neuerdings wieder «ahrruuehmea aewesen ist, daß di« für len hiesigen amtshauptmannschaftlichea BeKrk gültigen polizeilichen Vorschriften bezüaltch des Fadrrus mit velocipeden öfters nicht lriolgt werden, so steht sich di« Ksntglich« AmtSdauptmannichast peraulaßt, diese Vorschriften hiermit «taz«schärfen. Diefelhen lauten : 1) Zam Fahren mit Veloripede» darf nnr di« Fahrbahn eines öffentliche, Wea^ benntzt werde»- 2) Da« Fahr» am Velocipeden „f Fußwege» bez. Trottoirs, Promenaden >»d sfsrntllchen Plätzen ist verboten. 3) Jedes zmn Fahre» auf öffentliche« Wraen benutzte Velociped ist mit einer lautt-nende» Signalglo«, welch« beim Um» biege» »m Straßenecken, beim Fahren über Straßenkreuzungen sowie beim Uederholea von Geschirren oder Reitern anzo» schlagen ist, »nd außerdem von Beginn her Dunkelheit an mit einer hell erleuchtete« Laterne zu versehen. 4) Dt» Veloetpedfahrer haben während der Fahrt sl Seit» der Fahrbahn einznhalten Sollte die« an einer Stelle durch haltend«» oder laugsam snhrcudes Fuhrwerk oder andere Hindernisse »nmögltch fahr,» zwar zeitweise »aß aber, nachdem «» das der rechte» Gest« abbtegrn. Sowohl hem entgentnkvmmenden als dem überholenden Fndrwerk Hoden di, Velociped fahr« stet« ,«h «Ht» NNs- «»»etch«,. Dies«»»», dürfe» das Ueberholen cknes »sch« fahrwiden Fnhrwerke« nicht «nchwillig verhindern. Bei» U«dienen »» Straßenecke», beim Passt«, von Straß«, gen. »rtm Begegn» mit »nrnhig» P^rkn^md an L) 6) mit stärkerem Verkehr haden hie fahre». fahr« lang»» h» sah«». ,uwid«rhandt»»grn gegen die vorstehenden Bestimmnngen werden mi« Geldstrafe dis z, go ^ oder Hast dis z» 14 "" Leststist am «. Mat 188». Oäütgltch« Avitähanptwannschgst M. 301. vr P atzmanm in nächst« Nähe da« gelege». hat di«, », LtM-Arrrl nnh »er Vggthigglst,^. schön Lekanntmachung. d. eine Kellerabtheilima, L) Srtmmatsche Ttratze Sir. 1 IV. Etage, Rr. 7 eine kleine Wohnung in drr 3) Rrtchöstrafte Nr. 7 Geschästslocalitäten in der 1. Eloge, 4) Nittcrftraßc Nr. 28 — Georgenhalle — ein Berkauss- grwölb« recht» reden dem Eingänge, bs Vrntzl Nr. 88 NiederlaglrLirine. V> Marichlillstraftr Nr. 2 — Frurrtvrhrdrpat in Lripztg- ütrnpnitz, eine kleine Hoswohnnng in der IV. Eloge, 7) GemriudramtSstraftr Nr. «t tu Letpztg.Ltndrnau, a. Nirderlagsräume im Parterre rechte, b. eine kleine Wohnung in der II. Etage, 8) Vhemaliges Armenhaus in Leipzio-Lötztiig eine kleine Wohnung. Es sind die Räum« unter I» rmd 3 vom l. Lctober dS. Jö. ab und alle übrigen dergleichen sofort zu vermietbe». Miethgrsuchr werden auf dem Raihhause, I. Etage, Zimmer Nr. 8, entgegen genommen. Leipzig, den 24. Mai 1893. Der Nath drr Stadl Leipzig. Pr. G ror Die Vermiet!,ung von Lühlzellen im Lui!,!- hause des städtischen Schlachthofes betr. Diejenigen Fleischer, welche gegenwärtig Zellen im Kühlhaus« des städtischen Schlachthofcs ermiethet baden und gesonnen sind, dieselben vom 1k. Julia, v. ab auf »in weiteres Jahr zu rriniethen, haben ihre Gesuch« bis Sonnabend, den 17. Juni, Nachmittag«? ü Uhr an die Direktion des städtischen Vieh- und Schlachthofcs »ährend der Grschästsstundeu, Vormittags von 8—12 Uhr und Nochmittogs von 2—S Uhr elazureichen, beziehungsweise mündlich anzubringen. In derselben Zeit werden auch Gesuche von noch nicht im Besitz« einer Kühlzelle sich befindenden Fleischer» entgegen genommen, damit diese bei der Vergebung frei iverdender tielle» berücksichtigt werden können. Die Lergebung der srrt werdenden gellen erfolgt der Reihe der Anmelduugen nach. Leipzig, den 23. Mat 1893. I». 2355. Der Nath Per Stadt Lrtpzig. l)r. Leorgi. Hengst. Ein hier wegen Oeffenttiche Aufforderung oegen Diebstahls in Untersuchung und Hi ast befindlicher 23jährtger Privatexpedient von übermiltler, hagerer Stalur und blassem Aussehen will eines Sonntag« Anfangs Al eines Sonntag« Anfangs Avril u. r. gelegen« lieh drr Tanzmusik im „Schillerschlößchen" zu Gohlis einem ihm angeblich uabekannlen Mädchen, mit welchem er viel getanzt, »ine Uhrkette, woran sich verschieden» Behänge, u. N. eine jtörallenhand mit Boldbeschlag und ein petschaftähiisicher dunkler Stein, und an- alt der Uhr ein« leer« Kapsel befunden, geschenkt haben. JaUS ch dies bewahrheitet, fordere ich das Mädchen hiermit aus, sich ohne Verzug bei mir — Harkorlstraße 9. II., Zimmer 162 — zu melden und die Kette mit zur Stelle zu bringen. Leipzig, den 26. Mat 1883. <S«itglt-e» Landgericht. Tobias, tt.-R. Kirschen-Verpachlung igen Lommun« gehörigen Kirf DI« der hiesigen Eommun« gehökigen Kirschplantogen sollen für das Jahr IÄ3 am Mittwoch, den 81. Mai er., Vormittags IO Uhr in unserem Geschäftszimmer aus dem Raihhause ösfentlich und meist bietend verpachtet werden. Laucha a. U.. de» 2«. Mat 188». Lrr Magistrat. Unsere wahren Interessen. * Wenn jetzt trotz drr wiederholten dringlichen Mahnung des Kaisers und seiner hohen Verbündeten au das deutsche Volk, einig zu sein und sür den Augenblick alle anderen Fragen und Rücksichten zurücktreten zu lasse» hinter die ge «einsame Ausgabe drr Sicherung unserer nationalen Freiheit und Zukunft — wenn trotz dieser Mahnungen «n allen Ecken und Enden des Reiche- in Wahlversammlungen «nd Flugschriften den Mäklern der Rath ertheilt wird, bei drr Ausstellung von Eandidaten vor Allem darauf zu sehen daß ihre Beritssinterrssen gewahrt, ihr« wirthschast lichen Bedürfnisse berücksichtigt werden, so trägt daran der aufgelöste Reichstag di« Hauptschuld. Das dominirend» Cent rum stellte sein« Fractionsinteresscn über Alles sogar über die des Vaterlandes; es erzittert« in seinen Fugen, als schließlich rin Dutzend seiner Mitglieder es wagte seine eigene Neberzrugung zu bekennen und dem Fractions zwange zu trotzen. Ganz rbenso war es mit drr ehemaligen deutschfreisinnigen Fraetion, di« so lange das Programm dogma über jeden sachverständigen Rath setzte, bis Her Hinz« durch das Beharren auf seiner sachverständigen Uebrr zrugung de« Anstoß zur Abschüttelung der FractivnSiyrannci gab. Di« fraktionelle Socialdrmokrakie ahmte trotz ihres Absehen«» »or allen Gewohnheiten bürgerlicher Parteien das ultramoutane «nd freisinnige Beispiel mit höchstem Er folg« «ach und marschirt« wie «in Mann den Führern nach für die bekanntlich gar keine anderen Interessen als die des .Proletariat«' existiren. Laß bei solcher Aractionspolitik und solchem Fraelions- «errorisnues, »er es th gens nicht einmal fertig bracht», den Reichstag vor der Schande chronischer Leere zu schützen und die Abstimmungen vor der zufälligen Zusammensetzung kleiner Majoritäten zu bewahren, die wirklichen Interessen de» ganzen Volke- und seiner einzelnen Bernsszwrige sehr chlrchl wegkonimen mußte», liegt auf der flachen Hand. E- ist also, wie gesagt, ganz begreiflich, daß sick überall und ganz besonder- in solchen Berusskreisen, welche die Zeit der Roth und die Roth der Zeit besonder- empfind lich spüren, der Ruf erbebt, nnr solcke Männer zu wählen, die in erster Linie Verständniß für die Bedürf nisse dieser Kreise und den ernsten Willen haben, diese Bedürfnisse z» befriedigen. Wir sind die Letzten, die vlche Ruse vcrurtbeilen; haben wir doch unmittelbar, nach dem der jetzt aufgelöste Reichstag gewählt war, voranSgesagt, wa- er leisten »nd nicht leisten und wie unfähig er sein würde, die wirklichen Interessen de- Volke- zu vertreten. Wir stimmen sogar in den Ruf und die dringliche Mahnung, nur solche Männer zu wählen, dir volle- Verständniß für die VolkSinteressrn haben und diese Interessen vor allen anderen vertreten, aus tiefster Ueberzcngung ein. Eben so dringlich müssen wir aber auch die Vertreter aller einzelnen BerufSinteressen mahnen, vor ihrer Wabl aus das Sorgfältigste zu prüfen, worin ihr wahre- Heil, ihr wahrer Vortheil liegt und wa« sie vor allen Dingen zu erstreben haben, wenn sie nichtSchadrn tats Vortheil ernten wollen. DiesePrüsungist gar nicht schwer; sie fordert keine besonderen politischen Kenntnisse, sondern nur gesunden Menschen verstand. Und dieser sagt, daß sür alle Erwerbszweige, ür Industrie und Landwirthschaft, für Handel und Gewerbe, nicht- so unbedingt nöthig ist» wie die Beseitigung drr Sorge vor einem Kriege mit zweifrlhastrm Ausgange. Diese Sorge lastet aus Deuischland, seit die verbündeten Regierungen und alle ihre militairischrn Autoritäten erklärt Kaden, daß wir schon von Frankreich allein in unserer militairischrn Rüstung über flügelt seien und daß nur eine wesentliche Ver stärkung unserer Wehrkraft uns Aussicht auf Erhaltung de- Frieden- oder aus eine siegreiche Abwehr feindlicher Angriffe gewähre. Die Wirkung dieser Erklärung aus unser ganz wirtbschasl- liche- Leben wird nicht im Geringsten abgeschwäekt durch die ablehnende Haltung der Mehrheit de» auf gelösten Reichstag- gegen die Militairvorlage. Selbst wenn man nicht wüßte, daß die gcsammtr Socialdcmokralie und der überwiegende Theil des EentrumS »nd der.Freisinnigen' zu dieser Haltung von der FractionStyrannei gezwungen waren; selbst wenn man nicht wüßte, daß dir militairische Autorität der jetzt zerspengten Freisinnigen.au» vollster lieber- zeugung die zwingende Nothwrndigkeit der von dem Anträge Huene geforderten Verstärkung unserer Wehrkraft anerkannte: selbst dann würden die Versicherungen der Herren Richter, I>r. Lieber, Bebel und ihrer Gefolgschaft, jene Verstärkung sei überstüssig und vom Nebel, ohne Eindruck aus die sein- sühligen Nerven unserer ErwrrbSkreise bleiben. Man weiß ja, wie schon rin Börsengeriicht diese Nerven verstimmt und den Unternrbmung-geist lädmt. Und in diesem Falle handelt es sich um etwa- ganz Andere-, al- um ein Börsengeriicht: um die vor ganz Europa, vor der ganzen Welt ab gegebene Erklärung der berufenen Wächter unserer nationalen Sicherdcit, daß sie ohne die geforderte HeereSverstärkung diese Sicherheit nicht mehr ver bürgen können. E- ist eine Selbstüberhebung und Ver blendung ohne Gleichen, wenn einer solchen Erklärung gegen über ein Eugen Richter, ei» Pr. Lieber und rin Bebel meinen, sie könnten durch eine Gegenerklärung in unseren Erwerb«- kreisen jenes Grsübl drr Sicherheit und jene» Unternehmungs geist wiederherstrllen, welche durch die Kundgebungen der verbündeten Regierungen bi- in da- Tiefste erschüttert worden sind. Wäre Herr Richter Großindustrieller, hätte Herr Pr. Lieber e- eben so weilgebrachl und stände Herr Bebel beiden al« GcschäftSgcnosse zur Seile; legten alle Drei ihre sach- und sachgemäße „Urberzeugung" bezüglich der au-reichrnten null tairische» Sicherung Deutschland» zusammen und verstärkten diese Urberzeugung noch durch ein wrlsischeS Gutachten: so würde doch anch diese glorreiche Firma, während ihre Theil- haber auf Agitationsrcisen gegen die Militairvorlage donnerten, sich sorgfältig vor geschäftlichen Unternehmungen hüten, die durch einen Krieg mit zweiselbastein Aus gange «inen zweisello» üblen Au-gang nehmen müßten. Uii- srklbar möchte jeder der Herren nur bei Anderen gelten; vor sich selbst sind sie ebenso sehlbar, wie vor jedem Geschästsmamie, der immer mit Thatsachrn rechnet und sür den eine vor der gauzen Welt abgegebene Erklärung der verbündeten deutsche» Regierungen unter allen Umständen eine der schwerstwirgenden Thar» sacken bleibt. Und diese Thatsache wird und muß so lange, bis rin Reichstag den vom Bnndrsralbe als genügendes Mindestma der gestellten Forderungen anerkannten Antrag Huene genehmigt bat, auf allen geschäftlichen deutschen Unternehmungen, au unserem ganzen wirthschaftlichen Leben wie «in Bleigewicht lasten, Hantel und Wandel lähmen und alle Adern unter binden, durch die ein nährender Strom durch alle Voll« chichten sick ergießt. Kann die Großindustrie aus Sorge vor einer möglichen Störung des Friedens oder gar vor einem unglücklichen Kriege auf größere und weit tragende Unternedmungen sich nicht rinlassen; fehlt da- Vertrauen de- Auslandes guf die Stabilität der deutschen Verdältnisse; wächst der Arbeitsmangel mit jener Sorge, leidet unter ihr der Handel und sieht die Landwirtk- chast infolge dessen die ConsumtionSkraft sich vermindern: wa- nützen dann alle Gesetze und Maßregeln zur Hebung der Industrie und der Landwirthschaft, des Handel- und de- Gewerbes? Was nützen die Klagen und Vorschläge einzelner Interessenvertreler oder ganzer Gruppen, die auf rin wirtb- chaftlickeS Programm gewählt sind? Nicht-, gar nicht»! Selbst wenn eS denlbar wäre, daß die Mehrheit de- künftigen ReichSlagS in Uebereinstimmung mit den verbündeten Regie rungen auch die letzten und extremstenWünsch« der Industriellen, der Landwirthc, der Kaufleute und drr Grwerbtreibenden erfüllte: die gehoffte Wirkung müßte doch aus- dlei den, so lange mit dem SicherbeitSgefühle, da» allein durck eine genügende Verstärkung unserer Wehrkraft uns zurückgegeben werden kann, auch der ersehnte Aufschwung unseres ganzen Erwerbslebens auSbliebr. Statt dieses Aufschwunges würde rin weiterer Niedergang eintreten, die Schaar drr Unzufriedenen und Arbeitslosen mehren, dir Reihen der Socialdrmokrati« verstärken und zu immer neuen Klagen und Forderungen führen. Auf alle diese Klagen und Forderungen würde der BundeSrath keine andere Antwort haben, al» dir: „Wer dem Vatrrlande nicht Hilst, dem kann auch da« Vaterland nicht Helsen; wer von ihm nicht die Sorge vor einem unglücklichen Kriege nimmt, der muß auch die Folgen dieser Sorge an sich selbst empfinde,,. Da« Vaterland ist das Herz, ans dem der lebendige Blutstroi» in alle Adern und Gesäße sich ergießt; ist dieses Herz krank und bedrückt, so kränkeln alle Glieder mit derselben absoluten Notbwcndigkeit, mit der bei jedem Menschen trotz aller Quacksalbereien der ganze Qrganis- »mS einen, todtlichen Sitchthiime verfällt, wenn nickt der erfahrene Arzt daS schwere Herzleiden hebt, da« alle Leiden de» Patienten verurfachl.' Wer also nickt «in hesondere» Interesse daran bat. daß mit der wachsenden Unsicherheit und mit dem sich steigernden Niedergange unsre- Erwerbsleben» auch die Zahl der Un zufriedenen und Umstürzler wächst, wer vielmehr nach Sicherheit und Aussckwung sich sehnt, der muß, sei er In dustrieller oder Lantwirlh, Kaufmann oder Gewerbtreibendcr, wenn er nicht mit u,Heilbarer Blindheit geschlagen ist, schon um seiner selbst willen, schon au« Egoismus bei den bevor stehenden Reickstagswahlen in erster Linie darnach trachten, daß eine Mehrheit von Männern gewählt wird, die durch ge nügende Stärkung unsrer Wedrkraft zugleich dir Sorgevo, einem „»glücklichen Kriege und dir Hauptursache des Darnirderliegens von Industrie und Landwirthschaft, von Handel und Gewerbe befestigen. Selbst wer von Patriotismus keinen Funken mebr im Leib« hat und nur nock an sein eigene« Fortkommen denkt, begeht rin Verbrechen an sich und seinen Berufs- genossen, wenn er durch Stimmentbaltung, Quer treibereien und dergl. den Sieg eines Eandidaten befördert, der gegen dir Militairvorlage stimmt, dadurch dir gröbste Unkenntniß der Grundbedin gungen unsere» wirthschaftlichen Gedeihen» be kündet und möglicherweise die Mitschuld an einem furchtbaren Kriege und seinen Folgen trägt. Deutsche» «eich. Berlin, 27. Mai. Der Geschichtsschreiber Ottokar Lorenz Kat in der kürzlich abgrhalteiirn (Generalversammlung der Goelbe-Gesellschasl an die Aeußeruna unseres größte» Dichters erinnert, es sei .vergebliche Muhe, sich gegen die Macht und die divlomatischr Feinheit des Papftthums, da» Niemand dnrckschauen könne, schützen zu wollen". Auck wer diese verzweifelte Anschauung nicht in ihrem vollen Um sang iheilt, wird sich liberal!, wo deutscke Nationalinleresie» und der UllramonlaniSmuS im Spiele sind, vor sanauiniscke» Auffassungen zu hüte» haben. So darf auch die Tragweilt der V o rgä »ge i» Westfalen nickt überschätzt werden. Aber rin „aiiviialrr Fortschritt ist es unverkennbar, daß die Partei, welche säst gleichzeitig mit dem deutschen Reickr und zu dem Zweck gegründet wurde, diese« Reich zu zerstören, in ihrem bisherige» Bestände zu existiren aufgehört hat. Im Batiea» sprack man in den siebziger Jahre» von dem Steinchen, wclckc« den Koloß aus tbönernrn Füßen bald zum Sturze bringen werde. DaS Steinchen, dem diese Bestimmung zu gedockt war, war in Wirklichkeit ein gewaltiger Felsblock, der sich drohend aus deutschem Boden aufthürmle und EentrumStkurm genannt wurde. Heute steht da» deutsche Reich fest und stark aus unerschütterlichem Grunde und der Trutzlhurm ist geborsten. Den Geistlichen in Württemberg und Baden, dir nicht mehr katholisch und ultramontan al« gleich bedeutend anerkenne» wollen, hat sichFrhr.v.Schorlrmer-Alst mit einenl großen Anbange zugrsellt, dereinst einer der glänzendsten und glücklichsten Vorkämpfer des Eenlrum«. Und nicht der Gegensatz von conservativ und demokratisch, von dem man vielfach dir Spaltung der Partei erwartet hatte, sondern eine nationale Frage, die Frage der Sicherung des Reiche«, har dir Trennung hrrbeigejührr. Hierin liegt, mögen sich die unmittelbaren Folgen des Ereignisses noch so »enia bemerk» dar machen, der unermeßlich» Gewi«». Bisher >«U t» tzsi
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