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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.06.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930605027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893060502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893060502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-06
- Tag1893-06-05
- Monat1893-06
- Jahr1893
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Vez»gS.PreiS VI'»»,t mwei d, , lllH »>»»»>»->-. Ml »ui» t-r«. t»rv d»tt »ui», ui,,««>rln» »ickk. »» -ll »I» r»> 4 l-»ü.->«7 pro ktr°: r»»«r nae i» w»ü« — V«N«! »w(i»r Io« — 8,l«k - Von» >r 7ooi lo!, m»n. » >d-r >«7iL ov«rtixi»n r loco „r«, loco oco« nwiviU - rotu», loco »wdor ltL e v-e loli on>o«r UtL , por li«r-o p«r lind« «r p»r tl».- 8. i«r >. - lt'l, i. - L»i>i- mir»»«». — L»»e«> ikodoior. - ' 7aII kt.7I>. re«» r»t>kr »t, pcr low «r-vocowd« ). p«r loli- ««»t. 7>^, «o. l» »tdor» UIA. <»»> p-r ' «loiok- >rior clooni e»t,«L,»r d«e AV - »I, - 8»i, » Imu riM ui Lolton« tz t« h«lp1«N»»ditio» oder den na Stadt« dank »ad de» Bororten errichteten Aus- Metzele» abgehnlt: viertrliädrlich^«4L0. U swennaiiarr täglicher Zairellang in« Laat ^ üchO. Durch die Post bezogen für «atschlaud and Oesterreich: vierleliädriich gt tz—. Direkte tägliche Arruzbaildiendai- tat Lasland: monatlich -St 7.50. Diektorgen-Antgab« erscherat täglich '/,7 Uhr^ di» Ldead-Aatgabr Wochentags 5 Uhr. Wartion und Lrveditiou: Aatzannrtgafie 8. UeLrvediüon ist Wochentag« onunterbrvche» «elfsaet »o» srüh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: ktt» Nie»«'« Sartiiu. (Alfred Hatz«)» UniversilätSilraße 1« L«nl» Lösche. Reldarineastr. 14, pari, und Königsplatz 7. Abend,Ausgabe. riMger UMblalt Anzeiger. Lrgan fiir Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. AnzeigenPreis die 6gespaltene Petitzellt 20 Pffz. Reklamen unter dem Ziedaelion.-nrich igg«. spalten) bO^, vor de» F-müliennachrichiea (6 gespalten) 40-^. Gröbere Schriften laut unserem Preis- verjeichatß Tabellarischer und Zisiernsatz nach höherem Tarif. Ertra-vr>I»,ic» (gesalzt), nur mit der Morgen. Ausgabe. ohne Poslbesorderuag ^4 öl).—, mit Posldesörderuiig 70.—. Ännatimetchluß für Änmgkn: Abend-Ausgabr: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4Uhr. Sonn- und FesnaaS früh ' ,0 Uhr. Vci den Filialen und Annahmestellen je eia« Halde Stunde jrüher. A»iei«r» sind stets an di« Expeditta» zn richten. Druck und Verlag von E. Polz kn Leipzig. 283. Montag den 5. Juni 1893. 87. Jahrgang. !», Loelool «inow?»»- u r«»u»>»! llr Voll,», orüc»r«d«», u>e»r. — Is g«!too» oo« rutoooco roo loa, <» »l« >cM crv»n.l I»co moocl» kcordoitoo» > <t>» liolioor > «t»» U lwiiicr o«o Seo>l«»rr«le. ao erooocreu LoliooN» >» -pur «,l>l »oiaeo. - o ?r»u>«o. - — lr»»e»o- . kllr äl«««o -Ui.i», «k de», tue M »» L < solo, ; brutto »o! u uu<t l Wo ll Nlr lw« lull «8« U. . Kovowdor- > dl « »oiol podrilril». r»I d.»ool«r> cbeu Xicäor. lu« tlerr«I6.- u-r U>>ru>r,:> uclouxl« ool l,»l!er>I !e>l, m 1^7-1»!.. >u »lU-»7U « -rl» l^-ll < ll». i.eurilclr »ott Vocbo otv«L mte«. ru v«r clrt ruvu-U-s > lu <ie> >»rd- m Souoodcoil >al»cli» r- r> oclr« <l»«er" ppkotl oor I» orou io kolr» l t»Uileo <l>i»' Nock ootin, ktuollrLl oo» >»ci>I»»»irl. - lllot. beliooä! c« buww'e« locker Udoir- mir I.b»-Ir0. veiv. SckvUoo ^ lodcvU» «»l» bv-«.l»u. boo>. « ru.Ul- lÜM »»ritt l»»,e.> nUcd l-kkrkr. dSlrtseuUicl)« Livi»:«- Hjlö- >»elik»t1» dMä urixe» (rettllrrl juvxe 0»u»e. Nelev. ^uur» >«r kowwsui» »tva kblxeoa« ,50x. do xo- «L. do. unr»r ek Ü.40—d.Ol) ötz. VU«t»eliv-to, -9-1.'X) «L. do. Politische Tagesschas. * Leipzig. S. Juni. 2n den bunten Heerschaaren der Gegner einer genügenden Verstärkung unserer Wehrkraft giebt e« eine ganze Anzahl von Leuten, die über ein bedeutendes Maß von Unverfroren- heil und kühner Erfindungsgabe verfügen und diese Gaden nach Kräften auSnntzen, um ihren Widersachern den Weg zu erschweren. Alle Anderen aber überragt um Haupteslänge der Führer der zerborstenen Freisinnigen Partei, vugrn Richter, der denn auch jener ganzen bunten Heerschaar die Samxsparole ertheilt. Was er i» seiner „Freis. Htg." zur Äusmuntcrung der ganzen Opposition, zur Bekämpfung und Verdächtigung der Freunde der M.litairvorlage vordringt, kehrt fiug« in allen Blättern, Flugschriften und Wahlreden der Gegner dieser Borlage wieder und verdient deshalb be- sendere Beachtung. Jetztstudirtman inderRcdactionder „Freis. Zlt-" eifrig die Geschichte teS Krieges von l!,70 7l. Nicht klwa, ui» sein Urlbeil über den Unwerth der Uedermacht unv der Lffcnsive zu berichtigen, sondern um bei Napoleon und Hamdetta dir Abfassung von promissorischen SiegeS- dlllletin« zu lernen. Ganz nach diesen Mustern werden die Gegner im Wahlkampf als schwach, zerfahren und schon ror dem ersten Schuß besiegt bingcstellt, die Mittelparleien hegen schon zu drei Bierletn in den „Steinbrüchen von Zamnonl-, zu der freisinnigen Bereinigung sind säst überall nur „winzige Gruppen" übergetreten, der Bund der Landwirthr ist ohnmächtigj nur die Sociatdemokralen werden — aus leicht erklärlichen Gründen — als eine der Volksxarlei gefährliche Macht bezeichnet. Diese Situalions- dilter, die in die volksparteilichen, ultramonlanen und social- demvkralischen Blätter übergeben, sind geeignet, zaghafte Ge- mülher in den gegnerischen Lagern muthloS zu machen. Aus diesem Grunde verlohnt es sich der Mühe, daraus bin- Misen, daß eben nur dieser Zweck mit der volks- dttteilichen Schönfärberei verfolgt wird, daß in Wahr beit die schwarze Sorge beim Deutschsrrisinn und smien OppositionSgenossen eingekchrt ist und hinter den sngeSzewissen L Berlin-Artikeln aus allen Zeilen die „Freis. Zig.' bervorlugt. Die sich täglich mehrenden bö-artigeu lagrijse auf die freisinnige Bereinigung zeigen, daß man die ceceslionisten an vielen Stellen fürchtet; dasselbe beweisen dmstcbllich brr Mittelparteien die immer mehr ausartrnde klusreizung in Zeitungen und Flugblättern sowie die Erfindung ttr kurzbeinigste» Wahlliigen. Die Unredlichkeit der Herren »I die von früheren Wahlen her bekannte, aber die Mache lm sich unlcr dem lälimeiideii Druck der A»gsl wesentlich «erschlechlerl. Da läßt man a» ein Breslauer Blatt Felgendes »lezraphiren unv giebt e« aus kicsem als gute Jiisormation: „Tie Regierung will von Lei» Plane einer Lireclcn Reichs- Linlommenstcucr nicht« wissen. Der Finauzminiiler Miquet sieht dem Plan» entgegen und hat eine» andere» Plan." Unter dem „anderen Plan" ioll sich der Wähler natür lich etwas furchtbar Schauriges vorftelleu, etwa-, was sich der Eorrespondent selbst noch nicht zu sagen getraut, weil er die Nerven seiner Leser allzu sehr zu erschüttern fürchtet. Neben dem unsagbaren Schrecklichen läßt Herr Richter aber euch benannte Attentate auf die LebenSinlercssen des Bürger- iblliilS austauchen. So legt er u. A. seiner „Freis. Ztg." ein Flugblatt bei mit älteren Zeichnungen aus einem unparteiischen Lhhdlalt, welche den Finanzminister Miguel darftellen, wie ir einem dured das bekannte „Gott grüß Euck Alter — schmeckt daS Pfeifchen?" sicher gemachten Bauer die Pfeife «ilreißl und in die eigene Tasche steckt. Der entliehene Witz ist ja nicht übel, aber auf seine Seile wird der volkS- sirleilichc Führer die Lacher auf dem Lande nicht Um» bringen, denn wenn eine Ueberzeugung in dem Wirrwarr der Wahlbewegung bei den Massen, ins besondere der ländlichen Wähler, Eingang gesunden bul, so ist eS die, daß vor allen Dingen die Börse deraiigezogcn wird, und daß gerade dieser Umstand eS ist, welcher die Berliner Leitung der Bolkspartei bewegt, Angst vor neuen Steuern überbaupt zu verbreiten Letzteres um so mehr, als das Jobbertbuni sich dured die Erklärung respek tabler Bankhäuser für dir Börsenstcuer besonders gefährdet glaubt. ES ist eine viel zu wenig beachtete Er scheinung, daß in den zahllosen Wahlartikela der Freisinnigen Zeitung" und in ihren Flugblättern die Tbaisache, baß schon dem aufgelösten Reichstag eine Börsensteuer-Borlagc unterbreitet war, conseguenl mit Stillschweigen übergangen wird, dagegen sehr viel vom Bier, Branntwein, von Monopolen und neuerdings, wie gezeigt, auch vom Tabak die Rede ist. Der kleine Mann soll nicht wissen, daß das Börsengeschäft zu den Lasten der Militairvorlage herangezvgen wird, er soll in den Glauben versetzt werben, daß er für Alles auszukonimen bade. Aus diesem Grunde deutet da- erwähnte, in den Berlag der „Bolkspartei" iibcr- gegangenc Witzflugdlatt auch an, der „Reichsanzeiger" bade, als er ein? Besteuerung dcS LupuS für nicht uiimöglich erklärte, den Tabakgenuß im Auge gehabt. Auch die Social- demokratie und der Lieber swe llltramontaniSmuS schweigen von der Börsensteuer, i» der richtigen Erwägung, daß diese Steuer ebenso „ungeheuer populär" ist. wie die zweijährige Dienstzeit, die ebcusalls zu den Dingen getreten ist, von denen die radical-socialistiscke Agitation »utik gern spricht. Indessen wird die- von anderer Seile besorgt, und Herr Richter wenigstens weiß recht gut, daß der Effect seiner Verschleierungen ein sehr zweifelhafter ist. Es bedarf stärkerer Mittel, unv man ist so weit ge kommen, sie in der Apotheke des Herrn vr. Sigl zu hole», was freilich nicht überraschen kann. Als die Angliederung der süddeutschen Bolkspartei an die freisinnige Bolkspartei sich vollzogen hatte, stand eS für uns sogleich außer allein Zweifel, daß nicht etwa der Drutschfreisinn die süddeutsche Bolkspartei in einem dem RcichSgedaiiken wvbllhätigen Sinne beeinflußen werde, sondern daß umgekehrt die „Demokratie" den Deutschsreisinn mit ihrem Geiste des Hasses gegen das Reich und Preußen erfüllen werde. Die Beslätigliug ist nicht auSgeblieben. Der neueste Beleg ist aus der disber durch ihre Anhänglichkeit an Kaiser und Reick ausgezeichneten Pfalz gebracht worden. Da- officielle Organ der „frei sinnigen Bolkspartei" in dieser Provinz, die „Neue Bürger Zeitung", schreib», wie wir schon dieser Tage mitgetbeilt bähen, nachdem sic die Preußen als geistig und körperlich verkommene Subjecte geschildert, daS Folgende: „Wo soll auch in Preußen, dessen Bevölkerung zu '/, von Kartoffeln, Schnaps und angcsaulten Heringen lebt, theliweise auch von derJauche de« »autadak«, baS Temperament Herkommen?" Das ist ganz die Sprache, die vor 1870 in Süddeulsch- lanb zu vernebmen war, seitdem aber gerade in der Pfalz unerhört gewesen ist. Achtung vordem Preußen Richter, der sie im Gefolge seiner neuen Parteigründung wieder belebt bat und kein Wort de- Tadels für sie sinder! Achtung vor dem Preußen Richter, auf dessen Beelen solche Bliilhe» wachse», die von dem gesammlen ParticulariSnius mit freudiger Gier gesammelt und zur Bereitung eines ver giftenden Trankes für die gegen das deutsche Vaterland gleichgiltig gewordenen Masse» benutzt werten! Die Folgen werden nicht auSbleiben, wenn nicht die Ordnungsparicien, die diese» Namen jetzt mehr als je zu verdienen suchen müssen, ihre ganze Kraft anspannen, ihre kleinen Eifersüchteleien unv Häkeleien bei Seile setzen und dafür Sorge tragen, daß im neuen Reichstage die Gegner der Militairvorlage und die giftigsten Schürer des alten HadcrS unter den deutschen cLtämmen wenigstens nicht die Mehrheit erlangen. Dir durchaus friedlichen Erklärungen, welche Kaiser -ranz Aases in Erwiderung auf die Ansprache der Präsidenten der Delegationen abgegeben bat, nickt minder auch der ganze Ton, in welchem die österreichische und die ungarische Presse aus diesen, Anlaß die europäische Lage würdigten, haben überall große Befriedigung bervorgerusen, namentlich deshalb, weil nian daraus anf eine Wiederherstellung wirklich srcund- fchasllicher Beziehungen zwischen Wien und Petersburg schließen zu dürfen glaubt. Indem der Kaiser von den, un veränderten Fortbestand der sehr sreundschasilichki, Beziehungen Oesterreich-Ungarns zu allen Mächte» und von der unge- schwäckien Fortdauer der sonstigen, der weiteren Erdallung de- Friedens günstigen Umstände sprach, ist mckl mehr, wie sonst, geschieden worden zwischen dem Berbältniß der Monarchie zu den ihr verbündeten Mächten und dcmjenigc» zu den übrigen Regierungen Europas. Man kann hieraus wohl den Beweis dafür entnehmen, daß, wenn überhaupt der Empfang des bulgarischen Ministerpräfidcnlen Slambulow seitens des Kaisers Franz Josef und des Grasen Kalnokh in Petersburg eine gewisse Verstimmung bervorgerusen haben sollte, dieselbe nur eine ganz vorübergehende gewesen ist und jedenfalls keinen Schallen zurückgelassen hal. Es ist bekannl- lich von jeder der Wunsch aller teulschen Politiker gewesen, die Gegensätze, die vielfach zwischen Rußland und Oesterreich Ungarn zu herrschen schienen, im Interesse einer friedlichen Entwickelung der Dinge im Orient thunlich verschwinden zu sehen. Daß es sich bei der Kiindgehnuz des Kaiser- Franz Joses keineswegs um schöufärbciide Worte hanbelle, sonder» daß dieselbe vielmehr den wirklichen Anschauungen der maß- aehentcn Kreise Oesterreich-Ungarns entsprich!, beweist die Lhalsache. daß die österreichisch-ungarische Regierung trotz der bekannte» Geneigtheit der Delegationen, nolhwenkige mili- tairische Forderungen zu bewilligen, nur eine verschwindende Steigerung des MililairbutgclS fordert Bei der sriedlicken Lage, die f'onach in diesen! Augenblick auf allen Seiten besteht, wird an den maßgebenden stellen den dreibundseindlichen Agitationen der Ezechen keinerlei Bedeutung beigelcgt. — Ebenso günstig ist der Eindruck der Erklärungen, welche Gras Kalnoky in Beantwortung der Darlegungen des Referenten Falk im auswärtigen Ausschuß der ungarischen Delegation über die allgemeine Lage abgab. Am Bestimmtesten lauteten, wie nachträglich bekannt wird, die Ausführungen de- Ministers über Rußland, in denen betont wurde, die Kund gedungen des Zaren, sowie der russischen Regierung seien die friedlichsten unk die ehemaligen guten Beziehungen hätten sich »och in hohem Maße gebessert. Einer der wenigen hervorragenden sranzöftschc« Staats männcr, die aus die Entwickelung der politischen Verhältnisse in ihrem Baterlandc Einfluß baden, ist L6on Sah. der mehrere Mal daS Portefeuille der Finanzen innegehabt bat und naincnilich um seiner finanziellen und volkswirthschafl lichcn Kenntnisse willen in Frankreich innerhalb weiter Kreise Beachtung findet. L«-on Say Kat nun in diesen Tagen bei einem Banket dcS „Journal dcS DöbatS" ein förmliches politisches Programm ansgestellt, mit welchem die Pariser Presse gegenwärtig sich eifrig beschäftigt. „Wir werten nicht regiert", so begann der Redner seine Darlegungen und er fügte binzu: „Das RegierungSprincip muß wieder hergestcUt werden " Er erklärte sich scharf gegen jede Revision der Verfassung. Die Verfassung sei ganz gut, nur würde sic schleckt gehandliavt. „Die Republik bat keine Regierung: sie bedarf einer." Say tadelte ferner den beständige,, Wechsel der Ministerien und sagte, die Premiers huldigten in Bezug aus ihre Eollegeu dem Grundsätze: „Ich hin ihr Führer, darum muß ich ihnen folgen." ES gebe EabinelS-EhesS, die sich damit begnügen, Polizci- EbesS zu sein, nnb schon zufrieden wären, wenn aus der Straße nicht geschossen werde. Er sei sdüber ein Anhänger der „republikanische» Eonccntration" gewesen, deren man zur Zeit TkierS' und Ganibetta'S dedurste. Heule müsse eine andere Taktik platzgreiscn; man müsse die „Ralliirten", d. b. die bekehrten Monarchisten, freundlich ausnehmrn. „Wollen sic uns Helsen, die Republik zu regieren, so sind sie nnS willkommen." Wenn die allen Republikaner die jungen ansschließen wollten, so sei daS rin lächerlicher Hochmntb. „Soll eS dahin kommen, daß man auS der Republik ein Glaubensbckennlniß macht und von ihren Anhängern Beichlzettel fordert?" Die katholische Kirche unterstütze die Monarchie nicht mehr, denn sic suche überall das Leben und welle fick nickt an eine Leiche ketten. Zum Schlüsse ging Say aus den SoeialiSmus über »uk er klärte den SlaatsfocialiSm»-, der jede persönliche Tbäligkeit unterdrücke, in Frankreich für »»möglich, griff übrigen- auch den „Bourgeois SoeialiSmus" scharf au, der den Arbeitern nur Sand i» die Augen streue und aus ihre Kosten gut leben wolle. „Wir wollen die persönliche Freiheit der Bürger ver tlicirizen . . . Unsere Grundsätze retten die armen Elasten, die socialistischcn Grundsätze geben sic prciS .. . Was würde an- der Well, wenn sie die persönliche Initiative und Freiheit einbiißlc?" Die Beziehungen zwischen Frankreich und der Schweiz haben sich bis jetzt nicht gebessert, im Gegentbeil : zn der aus dein Zollkrieg hervorgeganzenc», namentlich in kein letzt genannten Lande vorhandene» Mißstimmung bat sich neuer dings noch ei» anderer Vorgang gesellt, der Anlaß zu gegen feitiac» Beschwerden gicbl. Die Aiilwort, welche Kaiser Wilhelm aus die Begrüßung des Präsidenten der Schwei; gegeben, Kat in Frankreich viel Staub ausgcwirbelt. Es bandelt sich besonder- um die Stelle, wo der Kaiser sagte, er sei aus Einladung des BundeSratbcS »i Luzern ab- gesticgen, während inan in Paris allgemein annabm, die Einladung wäre erst anf Grund eines kaiserlichen Wunsche» erfolgt. Man beklagt sich in Frankreich über Untreue der Schweizer, deren Freundschaft nicht einmal die Stichprobe eines wirtbschastlichen Streites anShielte. Die „Tribüne de Genöve" antwortet hieraus, daß sic daS Fort bestehen der berzlieben Beziehungen der Schweslerrexubliken aufs Wärmste wünsche. Nian möchte aber in Frankreich nicht vergessen, daß wir l bschaft liehe Tb als eichen stärker sind als die wärmsten Encpnndungen, daß die Nachbarn im Norden, Osten und Süden der Schwei; nicht nur ein offenes Herz cntgegenbrächtkn. sondern auch ihren Markt den schweizer Producten öffneten und dadurch zahlreiche und immer inniger werdende Beziehungen anknüpften, während Frankreich unr ein „offenes Herz" anböle, der Schweiz aber die Tbür in brutaler Weise vor der Nase zugcschlagen bade. Vielleicht würde dir Einladung des Bundesratbes an den deutschen Kaiser da» französische Volk zur Besinnung bringen. Zu den Eigenthümlichkeilen der norwcgischen SlaatS- versassnna gehört die Bestimmung, daß dem Storthing die Befugnitz cingcräunit ist. Jeden in SlaatSangclcgcnhcilcn vor daS Slortbing zn lade», den König und die lönigliche Familie allein ausgenommen; doch gilt diese 'Ausnahme nicht für die königlichen Prinzen, sofern sie andere Acmlcr als das des BicckönigS bekleiden Bon diesem Paragraphen, der in Skandinavien scherzweise der „Klingclzug Paragraph" genau»! wird, scheinen jetzt die Nadicale», die bekanntlich im Stvrlb'ng nur eine sehr geringe Mehrheit haben, eine recht ergiebige Verwendung mache» zn wolle». In der letzten Fraelions sitzung der radikalen Linken wurde ein Antrag aus Vorladung Björnstjerne Björnson-, der in jüngster Zeit mit den entschiedenen Radikalen i» Mciliniigsverfchicrctthcilen gcralbc» war, eingebrachl, ebenso soll der Richter Lindboe vorgeladcn werden. In der Angelegenheit der Ausrüstung mehrerer Kriegsschiffe in Horten sellle anfänglich auch der Kronprinz geladen werte», doch hat man sich, wie bcroilS gemeldet wurde, begnügt, den Admiral Kore» und de» Werft ckes in Horten Ollv vor das Storlbing zn laden. Der Hauptgrund der Vorladung dieser Beiden soll gewesen sein, daß einem Gerücht znsolge der König die betreffenden Be fehle gegeben hat. Eine Ebristianier Zeitung, „Afteiiposten", weiß aber mitzutl'kilen, daß der Kenig von der ganzen durch die Radikalen ansgebauschlcn Angelegenheit erst durch die Zeitungen erfahren habe und daher der Sache vollständig fern siebe. Der Zweck der Radicale», ein Scnsalionsslnck zu liefern, ist daher gründlich vrreNrll. Wie scheu gcmcldcl, sind loco U r««. >k«rpr«i». 7»I>- », i>«>t«m!->e- r < * « ä to l»-ko,!>!»l»vl-r Nilmd.-twcne. Ii-i-il «««» k»r lld»«. ll»c>i - v»wll« kcr „??>'»>» .<!-' >o Sor»->leb> l» „Lvll» lrocr- «ll»-: >L äccr« LUV io ü»do» I Uotä«»-: i» - ll»ci> t,»»»'». c»ci> ,-»»«, >i«i t»k » «c «c »it r»»r«». I« » > »r««»rb»e»» Io»i>,r»ir i» -»» —»»» ««» >» . .sl»»i»e'' 8»it«.l. ,L«7 »»cd S—U, »»cd 8p»»-«», «i »» »1»«: Feuilleton. Offene Pforten. Roman von B W. Ho Wardt. (Fortsetzung.) N-chtniS vcrbotcii. Dritte« Eapitel. „Will Manschen seinem armen „Mütterlr" nicht Adieu sagen?" Mäuschen erklärte mit großem Nachdruck, er habe keine Lust dazu. „Aber ich muß ja z» der bösen Eisenbahn, die mein armes, llkines Hündchen immer so sehr erschreckt, und wo die vielen gwben Menschen ibm auf die Füßchen treten! Ja, ja, ich iveig, was Du sagen willst — ich versprach Dir freilich emcn Spaziergang, aber eS ist zu spät dazu. Aber wenn wieterkoiiime, bringe ich meinem Herzblatt eine bübscke, neue Gesellschafterin mit, die mit ibm spielt — nun, Mäuschen — bekomme ich kein Pfötchen zum Abschied?" Aber Mäuschen blieb fest; er hatte seiner Herrin sehr tunlich erklärt, er wünsche sie zur Bahn zu begleiten, und «lt sie trotzdem seinen Wunsch nicht erfüllte, sah er nicht ei», loesbalb er zuvorkommender sein solle. Ter Gräfin den Rücken zuwendend, begab er sich zu Ba- betie, und schwarze Rachegcdanken schossen in üppiger Fülle m seinem Hundegehirn auf. Niedergeschlagen stieg Gräfin Adelheid in den Wagen, um zuerst zur Frau Majorin ru fahren. Diese Freundin bildete ihre Zuflucht in allen Noiben, und cS ließ sich nicht leugnen, daß tie Majorin v. Funnel die Zuflucht vieler Leute nur Ungemein liebenswürdig, stet» hilfsbereit, stets freund lich und Ibeisieebmcnd, dabei äußerst klug unv gewandt, herrschte tie Majorin unnmsckränlt, und ihre Hauptklughei» dcktsud darin, bei Anderen den Glauben zu erwecken, all Hetze sie sich von ihnen beherrsche». Dabei war sie eine büffche, aazentbnie Erscheinung, da« üppige graue Haar um- ubmte ein frische«, belebte« Gesicht, und di« sanfte Stimme lag Jedem sympathisch. I»i Puncte der Nächstenliebe war die Dame groß; Wohl- tbätigkeilSbälle und Bazars, Armcnvercinc und Missions- kräiizchen batten sich in gleichem Maße ihrer Unterstützung zu erfreuen, und r« war kein Fall bekannt, daß Jemand, den die Majorin um einen milden Beitrag angesprocken, nein gesagt hätte. Trotz ihrer 50 Jahre war sie heiter unv lustig, wie daS jüngste Backfischchen, und die Jugend beiderlei Ge schlecht- schwärmte für sie. Ob sie aufrichtig war, danach fragt« Niemand. — Jeder hatte die Ueberzeugung, der oder die Vertraute der Majorin zu sein, und da sie auSnabmslo- AUe und Alles lobte, über Gebühr lobte, befriedigte sie Alle. Ter Gräfin mit ausgcstreckten Händen entgegengehcnd, sagte die Majorin lebhaft: „Willkommen, meine tbrure Adelheid — Du bist wie immer pünktlich. Fühlst Du Dich heute leidlich wohl?" „Ach nein, Da« kann ich nicht sagen, meine Neuralgie ließ mich nicht schlafen, und an Sorgen und Kummer fehlt« leider auck nicht." „Tu bist zu sensitiv, theure Adelheid", murmelte die Freundin. „Ja, das weiß ich wohl, aber Hugo nimmt niemals daraus Rücksicht; e« mag ja wohl in seinem Zustande liegen, daß er sich so wenig beherrschen kann, aber für mich ist - schwer zu tragen." „Männer könne» überhaupt keinen Schmerz ertragen. — Ter arme Hugo! Ein Glück, daß er eine solche Mutter hat!" „Er war verstimmt wegen Gabriele und hat mir die Sacke kalb verleibet — wenn da» Mädchen am Ende ge wöhnlich und schlecht erzogen wäre — ach, ich bin recht übel dran." „Meine süße Adelheid. Du denkst stets an Andere und niemals an Dich selbst! Sei ganz ohne Sorgen — Dein klares Urtbeil bat sich stet» genügend bewährt, und so wird eS auch in diesem Falle sein. Du hast Dir stet« eine Tochter gewünscht und ich hoffe, diese« junge Mädchen Wirt Tir eine solche werden! Und dann find tie Dobna« ein schöne« Geschlecht — Gabriele wird sich neben Dir i» Deinen, Wagen recht gut au«nehnien." „Ack ja, Da« bossr ich, und nach der Einsamkeit und Lanze- weit« aus Dohna wird sich Gabriel« hier im Himmel fühlen." „Ganz, wie ich e« vorhin sagte, Du denkst immer nur au Andere." „Natürlich muß ich um Gabriele'- willen mein Hau- der Gesellschaft wieder öffnen. Hugo kann doch nicht erwarten, daß ich mich seinetwegen jahrelang einsprrre." „Gewiß nicht, theure Adelheid, aber ich glaube, wir müsse» jetzt sorlfahren, die Schnellzüge treffen meist pünctlich ein. Ach ick sebe, Du hast den Haushofmeister, Herrn Leidle, mit genommen." „Ja — eS erschien mir paffender, Gabriele durch ihn. als durch den Diener in Empfang nehmen zu lassen; ich selbst bewege mich so ungern in dem Gedränge, und Leible macht einen würdigen Eindruck." Als die beiden Damen auS dem Hause tratcii, stand Leible bereits am Waacnschlag und nachdem er den Damen beim Einsteigen gebolfen, nahm er seinen Platz neben dem Kutscher wieder ein, woraus der offene Landauer dem Baknbos »urollle Unterwegs konnte die Gräfin nickt umhin, der Busenfrenndi» noch milzutheile i. daßGabriclc's Vater geschrieben, seine Tochker habe me eine rarzieberin gehabt, welche Thalsache sie eigentlich erschreckt habe. Aber die Majorin fand auch hier da» Rechte, indem sie juversickllich sagte: „Der Kleinen konnte kein größeres Glück widerfahre», als daß sie unter Deine Leitung kommt — da sic eine Dohna und Deine Verwandte ist, müßte eS seltsam zugehen, wenn sie nicht Alles, was ihr fehlt, rasch lernt." Gabriele v. Dobna hatte wirklich keine Erzieherin gehabt »nd es ließ sich auch nicht leugnen, daß sie in Folge dieses bedauerlichen Mangels Manche« nicht wußte, was zu den Er fordernissen einer jungen gebildeten Dame aus den köderen Ständen gehört und dagegen sehr viele Kenntnisse besaß, welche Anderen ftenid waren. Ihr Vater, Ernst v. Dobna, balle seine geliebte Gattin verloren, als er kaum dreißig Jahre alt war, und Gabriele deren fünf zäblte. Schon als Gabriele'« Vater daS elterliche Gut übernommen batte, wußte er. daß eS eine schwere Aus gabe sein werke, dasselbe schuldenfrei zu macken; zu dieser schweren Ausgabe trat dann später die ungleich schwerere, seinem mutterlosen Töcklerchen die fehlende Mutter »ach Möglichkeit zu ersetzen. Da aber Ernst v. Dohna Alle», wa» er tbat, mit voller Hingebung lhat, so kam er der Lösung der 'Ausgabe weil näher, als man hätte glauben solle»; freilich hielt er weiiig von der Theorie und desto mcbr von der Praris, und daS war auch kein Schade. Seine kleine Tecktcr erzog er unter Zugrundelegung des Princips, daß Wahrheit in allen Dingen da» oberste Gesetz sei» müsse, und im klebrigen bc schränkte er sich darauf, die reichen Anlagen, welche Gabriele besaß, in vernünftiger Weise zu fördern und auSzubiltcu. Um möglichst viel in Gesellschaft der Kleinen sein zn können, lrbrte er sie srühzeilig reiten, und so war sic seine stete Bc aleitung anf Ritten durch Feld und 'Wald und las ans dem Buche der Natur so Manches, was niemals gedruckt und ge schrieben wird. Frühzeitig kannte Gabriele sämintliche Wal-' vögel und Feldblumen; sie konnte ein Weizenfeld von einem Roggenfeld uiilcrschciben, wußte Bescheid in der Inseelcuwcll und verstand sich ans Holzschlag und Aufforstung. Bo» fremde» Sprachen kounlr ihr der Baker nur Lalcin und Griechisch beibringen und das tbat er sehr gründlich; Geschichte, Gce grapbie und Literatur, sowie Rechnen und Mathematik gehörten gleicksallS zum Repertoire Ernst v. Dolina'S, unk in all diesen Fächern war Gabriele somit wohl beschlagen. Sie war des VakcrS guter Kamerad und der Vater war ihr -Alles. So vergingen die Jahre; Gabriele, ein frisches, blühendes schönes Märchen, war 2l Jahre geworden, und Ernst v. Tobna meinte lächelnd, er sei schon ein aller Mann. Und dann machte er ganz plötzlich die Entdeckung, daß ei» Mann von tt> Jahren dock noch nicht eigentlich alt ist. zugleich schien cs ihm wünschcnSwertb, seiner Tochter den Vorlbcil weiblicher Gesellschaft und für sich selbst Ersatz für die verlorene Gattin zu gewinnen. Er traf im Hause eines benachbarten Gutsbesitzers mit einer reichen junge» W>itwe zusammen, unk dieSerslcZusammen sein entschied über beiter Schicksal. Lucie v. Robre» war eine ebenso liebenswürdige wce hübsche und giue Fra»; ibrc Ede mit einem alleren, »ngelieblcn Gatten war nur kurz gewesen, und sie dachte ebensowenig au eine zweite Heirath, als Gabrielen - Valer Und dann verliebte er fick in sic und sie in ihn, und Gabriele, die Beide beobachtete, verbrachte die Nach«, welche auf die Gesellschaft folgte, in Thräncn bitterer Eifersucht. I . (Fortsetzung solgt.)
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