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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.06.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930606019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893060601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893060601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-06
- Tag1893-06-06
- Monat1893-06
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Vezugs-Prei- ,ftr hriwteMebiti»» oder b«, i» Stad». ft»wr»,»«lt ttrrietjttdrtich^,«^ w^n-Ü-rr täglich« Znstrll»,, tn« !-I»L0. Dnrch di« Vast dq^a fit» Wr»b »ad Oesterreich: meneliihrlich -II«--. Dir«»» täglich« Krenzbaadienbnng D» InSlsnb.' monatlich 72X1. 8t,«M»-«a«g«b. rrscknintSgUch '/.7Uhch »i. «Ä-Anlgadr «ochrnw», ü Khr. »üitfto« »ad Lrpeditio»:! -«tzsnnesgsß« 8. läkxyeditioii ist Wochentag« nnanterbrochr» M.U m» früh 8 di« «lnnb« 7 Uhl. Filialen: ktt, «lr»»'« Sartt«. (Alfred P^n). UaiversitLtsstrib« 1, Loui» Lösch». lkicharimnstt. 1«. pari. «ch Kö,ig«»latz 7!. Morgen-Ausgabe. MWM Taseblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Anzeigen.Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Nrclomen unter dem RebaetionSstrich («g»- fpalteal 80^, oor den Faniiliennachrichiea («grtpalten) 40 SrShrrr Schritten laut unteren, Preis« verjötchaiß. Tabellariicher und Zlffernjap nach höherem Loris. Gzftrs-Betlanen (gesalzt), nur mit der Morgen - Aulaad». ohne Postbesnrderuag so.—, mit Postdesörderung >« 7Y.—. Annahmeschlub für Än)eiyen: Abrad-Au«gabe: vormittag« 10 Uhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/,9 Uhr. S«i d»a Filialen und Annahmestellen je «In« halbe Stunde früher. >«1»t,«» fiad stet« an dt» Erprvttla» z» richten. Druck und Verlag von E. Pol, tu Lrivsig. HM. Dienstag dm 6. Juni 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Gefunden »der »l« herrenlos migemeldet resp. abgegeben wurden in der Zeit «»IS. bi«3l.Mai l893 solaend«, zumTyeil auch schon früher ge« faden« oder von verübten Dtrdskiihien herrührrnde Gegenstände: 2 ««ldcar Damenuhrrn, 8 fiidrriir und «ne »enftlberne r«sche»>dr, Selddetr-gr von 1881 ^l. 28, I«, Lund A ^«, 2 grün» Börse« mit 128 ^ und 8,t? Beuitl nnd Vartemannaie« mit 2,88 nnd grringrrrm Inhalt, rin Louyoa, verich»edea« aoldenr Ringe, darunter ein «ravtrter Dr««rtn>, verschieden« Armreif», rtn Lorallrn- Armband, ein goidrue« Medaillon, eine Le»e mit Medaillon, »tue Granaibrojche, 8 goldene Ute««»». zwei Lravalteuaadetn, der Kops einer Graaataadel, etu Ohrring mit Simili, einige Leihhautfcheinr, eine Anzahl Schlüssel, rin Sporen, ein schwarze« Ltzeailletuch, ,i» fast neue« dunkrt»«»»ae« Umfchiagtnch mit Fransen, 2 schwarze Fuzhiil«, wehren Schirm«, einige Spazier»««, »in Packet mit Frauensachen, ein Packet, enthaltend 2 Paar Schuh«. Kopfkissenbezüge, »inen Frouenrock »c., rin» Kinderwagendrck», ei» Ranzen mlt KIktdung«ftückrn nnd Handwerks,rüg, «in Nähmaschinentheil, eine Wagc»kaps«l, «ine Pferdedecke, eine Pritsche, eine Angrlruthe von Dambu«rohr, eine Sprossen leiter, zwei verschiedene Stühle, »ine zugefiogru« Brieftaube und zwei «ngestogen» TanarienvSgel. Zur Ermittelung der Ligenthümer wird dir« hierdurch bekannt ^Güichjeitig fordern wir auch Diejenigen, welche im April nnd Kai l«S2 Fundgegenstände bei un« abgegeben Hobe», aus, dies« «Beistände zurückzuforderu, onderusall« hierübrr de» Rechten ge- nar vrrsägl werben wird. Leipzig, am 8. Juni 1893. Da« Polizei-Amt »er Stadt Leipzig. Bretschnrider. Ml. Viebftalils-Lekanntmachung. «lestohlen wnrden laut hier erstatteter Anzeig«: 1) nne galdeae Hrrreu-Ctzluiderndr mit geriefter Nückseit«, Kedrik-Nummer 1377 uad Reparatur - Nummer U. ISS, am Lö. »or. Ml«.; r> rinr goldene Da»„^kfttt»8»r«tzr (Schlüsselaufzug) mit kqn Ntckelkett«, daran > »aide«« Ning« (rtoer mit rothem knt, nnd eia glatter, dl. graulet), vom 18. bi« 2V. vor. Mt«.; 3) eine golden« Herren«Aewantatr»Sadannetnhr mit Hände, Nickelwerk und unechter Sette mtt S goldenen Lar-biner- bien, gotdcne» Uhrschlüssel und alte« Trauring, .^.».1841' pevirt, am 31. vor. Mt«.; 4) eine filderne Cqlinder - Newontotrnhr mit Goldrand, pnester Rückjeit« mit Schildchen, inwendig gravirt: ,Iarl Frauke UM". am 30. vor. Mi«.; L? eine filderne Remontotrnhr mit Goldrand, Secund« uad rchildchrn, am 27. vor. Mi«.: s> eine goldene Tamrn-<Hlt»der»hr mit zwei »tngravirtea Aznren, kleinem Defrct am Zifferblatt und schwarzseidever Schnur, cn 28. vor. Mt«.; 71 ein goldener Dranring, gravirt: „S. L. 18üO", am 28. »or. Mi«.; 31 ein galdrner Klemmer (Gla« Nr. 1L »ad 14), am 21. vor. Kana:«: 8) eine galdene Kette mit schwarzer Smaillaverzirrun-, am ZI. vor Mt«.-, 10) zwei Dischdecke«, von braunem Rtp« und bezw. von braunem ;nmch-rien Plüich, vom 24 bi« 2ü vor. Mt«.; tt! ein Paar Lackstteseletten Mil Bummizügen und Strippen alt der Bezeichnung „Leopold Werner, Wien", am 19 vor. Ml«.; l!1 rtn Faß mit Holzreife», enthaltend 118 dir Borsten im Send« von 2400 ^l (Signum: „0. ö 18"), vom 27. dis 29. vor. Monet«: 13, ein Letter-Handwagen» 4 rädrig, blaugrstrichen, mit der Krma „Wendler, Probstheida", aus demselben ü Vlechkrüge mit -a. 4» Liter «ilch. am 22. April d. I. lktwaiae Wahrnehmungen über den verblieb der gestohlenen «egensiände oder über den Thäler sind ungesäumt bei uusecrr lrmiaa abtheilung zur Anzeige zu bringe«. Leipzig, am b. Juni 1893. Da» Palt»et->»1 der Stadt Leipzig. Bretschnrider vr. Fiucke, Krtm.-Lo»m. Lirschenverpachlung. Di« diesjährig« Nutzung von den fiskalischen Kirschdöamen r» de, Llratzen der nachgenannten Amtdiirotzeumeisterbezirke soll «eae, s«s»rtige paare Vrzahluug »ad unter de» sonstigen bet Ll ' ' ' ----- - - ermine bekannt zu arbrndru Bedingungen im Wege liet werde» nnd zwar: triffaang der re« Metsigebot« öffentlich »erpach 1. -rrsta«, den S. Juni p. I. da» vormittag« 1» Uhr a« t« Safthafe „zum Simmerhaf" tn vorna die Notznng der Sirschalleen im Bezirk» der Awtsstrastenmrtster beitzmann io Varna uud Grimm in Ladstid», rinichlietzlich der Nuznngeu der »btheilungen 3 nnd 4 der Borna-Markranslädtrr > - »„tag, den 18. Juni P. I. »an varmtttag» Ist Udr an t, »immlrr fche« Nestanrant am vatzntzos z» Frodbnr, di« Nuzunz der Slrichallee» im Bezirk« de« >»t«stratze»metfter« hedrmann dafrldst. 8 «in»»«,, den 14. Jnni p. I. »an Nachmittag« 4 vtr an im Saftdose „zum Kronprinz" s, Groitzsch die Nn»,ng der Kirjchalleea im Bezirk« de« >mt«ftra»e»»eifter« ffendert daselbst. Naher, Au«kuust über di« einzelaen Etratzen und deren Unter« -biheilnngen sowie über die Anzahl der anstehenden Strichbüume ertdeiie, die vorgenant», Ambtslratzernnetster nnd di« Wärter der einzelnen Lttahenadtdeilungen. ö»»t,l. Straften- nnd Blaffer» Kötttgl. vanberwalteret vminspeettan t« Letpzig. Varna, am 3. Jaul 1896. Michael. Lahmaa». Xsrrtlieksr öerirlrgverein I^viprix-Ktaät. vionotag. 4«» O. 4»»I 1888, 4da»4» O vftr 1» 8«m1« 4ar »r^n A Tege roed ni«. Dagaaor«»»»»: I. And! 4» ädgnoväow«» „w Korntotag« in vrmlan. II. 7hg»or4n»ng 4« äoenr-tng«, (AoicMoenebeng^tn, «rat ^ ved» vim« in AenabaniMnE,. Voewnobiatt». Kl. 4W V«wad«nng»»Ma>» tftr 4 vr. >»!»»«. Äus großer Jett. m. Ehe der Reichstag am Nachmittage de« 20. Juli seine Sitzung dielt und in di« Bcratbung trat über den autzer» ordentliche» Oeldbrdars der Miiikair- und Marineverwaltnnq von >20 Millionen Tbalera, kam an den NeickStag ein Mruß von, Lager eine« Sterbenden. Der Abgeordnete Twrstrn bat, sem Au»bleiben au« den Sitzungen de« Reichstage» mit seiner ,schweren Krankheit" :u entschuldigen. So scdr batte sich da« brilige Pflichtgefühl in der Seele diese« Manne« »rbaiten, als dir «rast seine« Körper« schon fast ganz ver ehrt war. Zu der Generaldebatte Uber dir Vorlage meldete sich nicht in Redner, ebenso wurden die einzelnen Paragraphen ohne ede Bemerkung in erster und zweiter Berathung angenommen. Dasselbe geschah mit der weiteren Vorlage der Regierungen, diejenigen Bestimmungen de« Bunde-gesetze- über den Erwerb und Verlust der Bundes- und Staatsangehörigkeit schon jetzt in Kraft treten zu lassen, welchr dem Buudeepräsidium dn Befugnitz gewähren, im Falle eine« Kriege« oder einer Kriegs gefahr die AuswandrrungSsreiheit zu beschränken, beziehungs weise di« im Au«lande sich aufbaltenden Norddeutschen zur Rückkehr binnen einer bestimmlen Frist aufzusordern, nach deren Ablauf den Betheiligten die Staatsangehörigkeit rnt- ogen werden kann. Bi« dahin batte kein Mißten die er lebende Stimmung der nvrddrutscheu Volk-vertretung gestört. Thaten,nicht Worte batte der Reichstag in die Welt gesandt, jede Partei mit einer Selbstverleugnung, dir ihrer vater landlliebe alle Ehre machte. Und da« Vaterland, ja die sanze Welt, soweit Deutsche wohnen, ballte wider von der- eiben dingedenden Begeisterung. Eine« der edelsten Denk» blätter diese« deutsche» GemeingefühlSverla-PräsidentS imsou, kaum seiner Stimme mächtig vor innerer Bewegung, in der BormittagSsltzung de« Reich-taae« am 2l. Jul, unter stür mischem Beifall de« Hause«. E« war rin Telegramm der Deutschen io Sain t-Loui« in Nordamerika vom lS.Juli, welche« Simson am Abend de« 20. Juli erhalten hatte uud da« also lautete: „An Simson, Präsidenten de» Norddeutschen Parlamente«. Berlin. Dt« Deutlweo von Soiat-Loui« haben di« folgende Adressr nnd Resoiatio» an da« deutsch« Volk angenommen: Der oerzweifrlt» Spieler ans dem sranz-sijche» Thron« Hot unter ver- ächtiichen Vorwänden einen Unterdrückung«, und Srob«rung»kri«g zegea Dentichland begonnen. Die Zeiten von Melac und dem ersten Napoleon drohen noch einmal. Euer Kamps ist ein Sampi für die Unabhängigkeit aller Nationen und für euer eigene« valionale« Leben. Euere Niederlage würde da« deutsch« Baterland zerreiben und gi einem abhängigen Anhängsel von Frankreich machen; euer Sieg sichert Deutjchiaud« Einheit und zugleich seine Freiheit, — euer Triumph würde selbst Frankreich die Freiheit bringen. Mit Stolz und Freud« HSren wir, datz da« deuijche Volk in Nord und Süd für lein Land zu den Waffen eilt, wie Ein Mann. Im festen ver« trauen aus eueren Patriotismus, euere Stärke und euere Ausdauer sehen wir für di« Sache unsere« Geburtsland«« sreudiaen Siege«, nachrichlen entgegen. Wir haben beschlossen, daß die Deutschen in den Bereinigten Staaten, um ihre Sympathie durch die Tbat zu be weisen, sofort eine Million Dollar« zur Unterstützung invalider Soldaten (Lebhafte« Bravo!) und der Waisenkinder von gesallenen Soldaten aufbringen. (Erneuertes Bravo!> Thetleu Sie dies Sr. Majestät dem König« Wilhelm mit und sorgen Sie dafür, datz e« durch ganz Deutschland öffentlich bekannt werde." Die Unterschriften lauten: „A. Hammer, Präsident der Versammlung. Friedrich Heyer Adolf Meyer. Karl Denzer. Robert Bahrt, Li «Präsident. Saiut- Loui», 19. Juli." Dem Wunsche der Absender kam der Präsident dadurch nach, daß er »a« Origwalielegramm an den König und Exemplare vr« englischen und deutschen Texte« an die Berichterstatter der Presse sandte. „Von dem Hause aber", fuhr er fort, „erbitte ich mir die Erlaubniß, in seinem Namen nnd auf den Grund seine« Beschlüsse« den Absendern de« Telegramm« telegraphisch antworten zu dürfen." (Zu stimmuog und Bravo!) Damit war aber dir Einmüthigkeit für einen Augenblick zu Ende. Al» die dritte Beratbuna de« Gesetze« wegen der außrrordrntilchen Geldmittel zum Kriege an die Reih« kam, ergriff der inzwischen ringetroffene Abgeordnete Bebel da« Wort und sprach: „Meine Herren! Da, wie ich vernommen habe, e« der allgemeine Wunsch de« Hause« ist, daß über den vorliegenden Punct der Tagesordnung keine allgemein« Debatte eröffnet wird, so erkläre ich im Namen de« Abgeordneten Liebknecht und meiner Person, daß auch wir unsererseits, ob gleich wir über diese Vorlage keine-weg« gleicher Meinung sind, eine Debatte nicht provociren wollen, und erkläre ferner, daß wir un« in der vorliegenden Frage der Abstimmung enthalten und dir Motive, die uns hierzu bestimmen, in den Acten de« Hause« oiederlegrn werden." Präsident Simson: „Ich kann die beiden Herren an der Abfassung und Ein reichung eine« solchen Schriftstücke« nicht hindern. Au« dem Hause selbst übte Niemand Kritik an der vaterland«losen Haltung dieser Franzosenfreunde. Nur al« unmittelbar nachher da« ganze Han» sich erhob, um dir KrirgSniittel sür da« zu Wasser uad zu Lande bedrohte deutsche Vaterland auch in dritter Lesung zu bewilliaen, erklärte Präsident Simson: .Da« ist von dem ganzen Hause mit Au-nabuie der beiten Herren geschehen, die sich soeben besonder« brmerklich gemacht baden." (Heiterkeit.) , In derselben Sitzung genehmigte der Reichstag in dritter Brratbung da« Gesetz, betreffend die sofortige Geltung der fftz. l7 und 20 de« BundeSgrsetze« itver die BuadeS- ond Staat« - Angehörigkeit, und in erster Beraibung den Gesetzentwurf, betreffend die zu Gunsten der Militairpersonen aus dir Dauer de« Kriege« rintretende Einstellung de« Eivil- proceßversabrrn«, d. h. aller Procefle, in denen sie al« Haurt- oter Nebenpartei bethriligt wären. Sinn und Zweck diese« Gesetze» lagen so klar aus der Hand, daß dir Regierung ihrem Entwürfe nick,! einmal Motiv« brigefüat batte. Der Entwurf war auch demjenigen im Jabre >86« für Preußen erlassenen fast wörtlich gieichiantend. Im Reichstage fand er ohne jede Bemerkung einstimmige Annahme Wir stellten durch diese« BondeSgesey auf die Dauer de« Kriege« nur die Processe ein, in welchen unsere mobilen Truppen drr Land« und Srewebr in irgend einer Rolle betheiligt waren, da sie unmöglich im Feite oder bei vertbeidigung unserer Küsten dir Wahrung ihrer rechtlichen Angelegenheiten besorgen konnten. Ta« re«che Frankreich dagegen empfand keine Scham, sofort mir dem Ausbruche de« Kriege« ein all gemeine« Wechsel- und MietbzinS-Moratoriuin zunächst aus einige Monat« und dann »ä intimtum verlängert enitrrten u lassen und dadurch da« obnrhin verschüchterte Capital zu lener scheuen Zurllckdaltung zu veranlassen, welch« Frank reich während de« Kriege« wiederholt an den Rand de« Staatsbankrotte« brachte und zu Anleiben ausschließlich beim Auslande und unter Bedingungen nölhigte, welche sonst nur die Länder der unteren Donau ringcben müssen. Jn- Fvlge dessen mußte auch dir neueste Anleihe Frankreichs*) zu einem Eourse aufgelegt werden, welcher tief unter den unbciiikssenrn Hils-quellen de« reichen Lande« stebt. Da« einzige HilfSmitttel, mit welchem Drtttschland den Gefabren entgegen trat, mit denen der Krieg den Credit unsere« Hanvei« und Berkcbr« drdrobt«, bestand in dem BuiideSgtletze, welche« die Errichtung öffentlicher DarlebnS- cassen an allen Orten innerhalb des Bundesgebiete«, an welchen sich ein Bcbürlniß dazu hrrau-strlltr, und die Aus gabe von DarlcbnScaffenscheinen bi« zum Gcsainmlbetraxr von 30 Mill. Tbalern gestattete. Auch diese« Gesetz schloß ich dem preußischen Muster de« Jabre« >88« aus« Engste an und war daher von Motiven nickt begleitet. Im Reichstag« waren die Vertreter der Hansestädte grundsätzlich gegen die Vorlage ; aber so wenig irgend rin Anhänger de« Gesetze« zu dessen vertbeidigung da« Wort ergriff, so beschränkte sich der Abg. Roß von Hamburg auf dir von lebhaftem Beifall be grüßte Erklärung: .Ich babe nur da« Wort genommen, um Kenntniß zu geben, daß ich durch eine trlegravhischr Depesche beauftragt bin, im Namen der Norddeutschen Bank io Hamburg dir vollste und rückhaltloseste Mitwirkung zur Au«- sührung de» Gesetze» zu erklären, ein Beispiel, dem zweifellos nicht dlo» alle Hamburger, sondern alle deutschen Banken freudig folgen werben." Diese Prophezeiung ist nun freilich leider nicht eingetrofsen — namentlich haben sich die klein- staatlichen und dannoverischen Banken zu Beginn de« Kriege« aus einer so feigen Panik und einer so kleinlichen und tbörichten Geldandäufuna und Ereditverweigeruug ertappen lassen, als hätten wir schon mindesten« ein Kvniggrätz ver loren. Trotzdem ist die Wirksamkeit der Darlebo«raflcn im Ganzen eine beschränkte geblieben und ibre Bedeutnug eine mehr locale. Da« beste Zruguiß für dir Gesundheit uud die festen Grundlagen unserer Volk«- und Errditwirthschaft, wel che« jene weltgeschichtliche Krisi« un« ausstellen konnte! Die wiederholte Beschäftigung de« Reichstage« mit Geld nnd Creditvorlegen der Regierungen hatte, bei aller Selbst Verleugnung der Brrsammlung, in den dabei unterlaufenden Bukgetrecht-fraaen doch da« eine Bedenken sehr nahe geführt, ja außer Zweifel gestellt: daß da« Ende drr verfassungs mäßigen dreijährigen Reich«tag«wablperiode, drr 31. August t87u, derankommen könne, ohne daß der Krieg beendigt sei, und daß, wenn dann die Einberufung der Volksvertretung sich au« irgend einem Geld- oder anderen Bedürfnisse nötbig mache, die Regierung auf «ine hastige Nruwai>l mitten im Kriege oder — aus die Ausgabe unbewilligter Gelder angewiesen sei. Dir große Bedenklichkeit dieser beiden Möglichkeiten hatte die Bundesregierungen veranlaßt, dem Reichstage «in Gesetz vorzuschlagen, welche« .die Legislaturperiode de« gegen wärtig gewählten Reichstage« für die Dauer de« gegenwärtigen Krieges mit Frankreich, jedoch nicht über den 31. Decrmber 1870 binau«, verlängern" sollte. Fllr diese« Gesetz, dessen vernünftige und politische Notbwendigkeit ebenso sehr auf der Hand lag, wie daß dir Regierungen nur au« der strengsten verfassungsmäßigen Achtung de« Bundtlrrckte« de« Reichstage« e« vorgelegt hatten, waren alle Parteien de« Hause«, bi« ans dieienigen, die sich auch inmitten de« Kriege« den Partribader und die Agitation für einen nahe bevorstehenden Wahlkampf nicht entgehen lassen wollten und bei den Wahlen selbst zu gewinnen hofften: die Fortschritt-Partei und die socialen Elemente writer link« von ihr. Zur Rettung dieser schönen — durch den Gesetzentwurf benommenen — Aussicht au rinr reckt muntere Wahlagitation, während unsere Brüder und Söbne aller Stämme und Stände draußen geschlossen vor dem Feinde standen, hielten auch Männer wie Hover- beck, Schulze und von Kirckmano und natürlich auch Herr Mende, diese Stunde sür geeignet, da« Gesetz zu bekämpfen. Ihre Gründe waren recht unstichhaltig: Eingriff in da« Urrecht de« Volke«, in die freie Wahl, Zweifel an der Rechtsgiltigkrit der eigenmächtigen Mandats-Verlängerung und der Beschlüsse, die da« „lange Parlament" später fassen würde; endlich der komische Vorwurf, der Reichs tag gebe damit eine Verzagtheit kund. Hiervon erledigte sich der wichtigste Einwand, da« Recht-brdeokea, durch die streng correctr Fassung, in weicher da« Gesetz emgebrackt war: „al- Zusatz" zu einem BerfassnngSartikel, und so konnte Venn auch am Ende drr gerade in dieser Stunde dreifach unnöthigen Debatte der Präsident verkündigen daß .die sehr große, fast einstimmige Mehrheit de« Hause«' da« Gesetz angenommen habe, da auch die Fortschritt-Partei fast mänuiglich für da« Gesetz stimmte. ?-tn Schluß der Sitzung bildete die Beratbung der wenigen Petitionen, dir an den Kricg«re>ch«tag eiagegangrn waren, alle natürlich mit Bezug aus die ernste Lage de« vaterlaiitc« Hiervon wurde nur dir Petition de« Berliner Arbeitrrvcrein« auf Gewährung von Dotationen an die Frauen und Kinder der in« Feld gezogenen Krieger, nach dem Anträge de« Referenten vr. Becker-Dortmund, dem Kanzler zur Berücksich tigung überwiesen. Große Heiterkeit dagegen erregte di« Petition einer „patriotischen Gesellschaft" au« Hornstadt aus Wiever- ausbebuag der französischen Maß- und GewichiSordnung. „weil jedem patriotischen Deutsche» Alle« verhaßt sein müsse, wa« von den Franzosen derstainmi." Drr Referent Albrecht bean tragte natürlich Uebergang zur Tagesordnung und benutzte den Antrag zu folgenden trefflichen Worten: „Die Maß- nnd GrwichtSordnung tritt in Kraft am 1. Juli 1872 Da« ist ein Zeitpunkt, ru dem, wie ich doffe, da» deutsche Volk mit dem französischen in friedlichem Verkehre längst wieder sieben wir», nachdem drr längst trostlos zu Boden gestreckt sein wird, drr diesen Krieg frevelhaft begonnen (Lebbafter Beifall.) Damit batte drr Reichstag seine Geschäfte erledigt Denn die auf Nachmittag« 2 Uhr de« 21. Juli anberaumte Schlußsitzung galt nur der drillen Brrathung de« Mandat« *) Diejenige, »eich« dt« ö Milliarden z»r deutsche» KrtegS- verlaogerungSgesrtze» und den Formalitäten de« Schlüsse«. Aber auch diese Geschäfte trugen diesmal da« Gepräge owohl de« Drange« al« der Erhebung jener große» Zeit. Hach vorauSgebendrr Privatverabredung mit den Fraclionm und dem Präsidium de-Hause- erklärte nämlich BiSmarck: .Die verbündeten Regierungen glauben dem Wunsche und den Ansichten de« Reichstage« entgcgenzukommen, wenn sie iu dieser dringenden Zeit, wo ein Jeder von un«, sei c« durch Amt«- oder eigene Geschäfte, sobald al« möglich in andere Kreise gerufen wird, von den herkömmlichen Formen abweickcn und den Schluß bereit« beute in diesem Locale bewirken" (statt im Weißen Saale). Nachdem dann der Kanzler die aller höchste Botschaft verlesen hatte, welche den Schluß de« Reichs tage« au«svrack, setzte er hinzu: „Nack den Worten, welch« S«. Majestät der König »u zwei wiederholten Male» an den Reichstag gerichtet bat. wurde e« mir nicht geziemen, denselben irgeud etwa« binzuzusügen, wenn Sc. Majestät der König mir nicht ausdrücklich befohlen hätte, dem Reichstage seinen warmen und herzlichen Dank sür die Schnelligkeit und Einmütdi^keit auSzusprechrn, niit welchen derselbe seinerseits den Bedürf nissen de« Vaterlandes zn Hilfe gekommen ist. Indem ich mich diese« allerhöchsten Belebte« entledige, erkläre ich hier mit «in Namen der verbündeten Regierungen auf aller höchsten PrLstvialbrfehl die Sitzungen de« Reichstage« sür geschlossen." Dir bereit« von ihren Plätzen sich erbebenden Reiben der Abgeordneten brachte ouu die mächtige, tiefbewegte StimmedeSPrästdenten zu lautlvserRüde und Stille, als er sprach: „Die Arbeit der Volksvertretung ist somit sür diesmal vollbracht. Nu« wird da-Werk derWafsrn seinen Lauf nehmen! Möge der Segen de« allmächtigen Gotte« aus unserem Volke ruben auch in diesem heiligen Kriege! Drr oberste Bunde«seldhcrr drr deutschen Heer«. König Wilhelm von Preußen, er lebe hoch — und abermals boch — und immerdar hochlll" Da« Hau« erhob sich und stimmte dreimal begeistert in den Ruf de« Präsidenten ein. Dann aber nahm Jeder raschen Abschied von den nächsten parla mentarischen Freunden nnd dem ehrwürdigen Präsidenten Simson, und Wenige versäumten, mit heißem Srge„»wunsck,e dem großen Staatsmann« dir Hand zu reichen, dem die Geschicke Deutschland« in diesen schweren Tagen aa- vertraut waren. Destsches Reich. «. Vrrltn, 5. Juni. Wenn nach einem »naünstizcit WahlauSsall irgend ein Blatt Verdienst um daS Ergebmß beanspruchen darf, so wird e< die „Kreuz zeit» ng" sein, deren bornirtr Parteisucht nirmal« nackter ausgeirclcn ist, als in diesem Augenblick einer schicksalsschweren vaterlänkischci« Entscheidung. Tie Gegner der Militairvorlage, die Social demokraten und Drutschfrrisuuiigen, existiren sür diese Stütze von König und Vaterland kaum mehr, die ganze Kraft de« frommen Organ« wird absorbirt von deu gehässigsten An griffen gegen die Nattonallideralen und die Freeconservaliren. Die Parole der „Kreuzzeitung" ist zweisello«: wo kein Eon- servativer oder Antiiemit gewählt werken kann, dort wird am besten ein Socialdemokrat oder Volks- parteiler gewählt. Daß ein der Militairvorlage geneigte« Mitglied der freisinnigen Vereinigung ihr nicht genehmer sei, al« ein Socialdemokrat, bat sie bereit« offen au-acsprochen. Die schlimmsten Treibereien werden ko» dem Blatte im Kreis« de» Bunde« drr Landwirlhe versucht. Al« der Bund im Werden war, ließ die „Kre»»zzcitung" keinen Tag vorübergeben, ohne zu behaupte» und nachzuweisen, daß der Bund nickt politisch sei und nicht sein könne, und sie konnte sehr »»«fällig gegen diejenigen werken, die — damals mit gutem Grunde — Zweifel in die politische Neutralität der neuen Vereinigung setzten. Nun der Bund, in den meisten Fällen wenigsten«, dir Vorhersage der .^kreuzzeitung" wahr macht und sich seinem Programm gemäß verhält, sucht da« extremconservative Organ diese eorrrctr Haltung unausgesetzt zu stören, indem e« nickt müde wird, zu versichern, daß nurConservalive ihr den Lanswirtbeii gegebene« versprechen halten würde». Dabei wird besonder« hervorgebobrn, daß die „Cooscrvativen" gegen die Handels verträge gestimmt, während in Wahrheit die Halste der selben dafür eingetreten ist und der „Kreuzzeitung«" Man» Stöcker sich von drr Abstimmung fern aehalle» bat. Sodann wird verlangt, daß jeder Canditat de« Bunde« sich vervslichtc» müsse, für „seine -de«Bunde«) Sacke schlechtweg eiiizulrcie»." Hierbei unterdrückt die redliche „Kreuzzeitung", daß bei der Or ganisation de« Bunde« in vielen, wenn nicht in den meiftcnTbcilen de« Reiche« von der Anneiqung de« gesam >ntcn Programm« de« Bunde« der Landwirtbe Abstand genommen worden nnd daß dir« unter ausdrücklicher Billigung der „Kreuzzeitung" geschehen ist. Aus da« „schlechtweg" hat man also von vornherein ver zichtet, wa« sich bei dem, manchen territorialen Gegensatz außer Acht lassenden Programm von selbst verstand. Da« Gebahren der .^kreuzzeitung" zeigt nur, daß e« sich für sic bei der Gründung de« Bunee« allerdings nur um einen parteipolitischen Kniff gehandelt bat, und daß sie tiesunglück lich ist, ihre früheren gegentheiligeu Versicherungen nicht Lügen gestraft zu sehen. H Verttn, 8. Juni. Die Gegner der staatliche» Arbritrrversicherung lieben e», vie günstigen Folge» der letzteren durch Hinweise aus die Armenpflege zu versteinern. Bald soll die Armenpflege durch die Versicherung nicht die mindest« Erleichterung erfahren haben, bald soll sogar vielfach in den Fällen, wo dir Versicherung einzugrcisen bätlc, tic Armenpflege die Fürsorge haben übernehmen müssen Eine Aeußerunz drr letzteren Art, in welcher behauptet war, daß die Armenpflege, infolge schwerfälliger Organisation der Unfallversicherung in der ersten Zeit, so lange der Enl schätigung«anspruch noch nicht fesigeslellt, vielfach für die Unfallversickerung einzutrrten genötvigl sei, hat da« Reich« Versicherung«»»:» veranlaßt, bei den Berus-genossen- schäften in dieser Frage eine Untersuchung zu veranstalten. Dabei hat sich ergeben, daß derartige Fälle nur ganz ver ein zell Vorkommen, daß sie kaum I Proc. aller Enttchädigung«- fälle au«machrn. Und auch diese sink nickt der Organisation zur Last zu legen, sondern ganz anderen Ursache». Die Unter nehmer geben entweder nickt rechtzeitig oder überhaupt nickt den Unfall an, oder di« versickerten treten erst nach dem Wegfall drr Kraakeaunterstützung oder noch viel später mit
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