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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.07.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930718016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893071801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893071801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-07
- Tag1893-07-18
- Monat1893-07
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2. WM M Wils» ü-kblilll tlll) AwM üir.R?, AMD, 18. Mi W. iMv-MM Jubelfeier des Loburqer l>. c. „Vaterland, Ehre, Freundschaft." Leipzig, 16. Juli. Nus allen deutsche» Universitäten sind «ei - dl« Vertreter deS Coburger Landsmannschaften-Convents in unsere Stadt geeilt, um hier dir Feier des Löiahrigen Bestehens dieser großen Bereinigung zu begehen. Mächtig ist der Brrvand erslartt, das bewies die außerordentlich große Theftnahme, die der Iudelseier zu Lheil wurde, da« beweist auch der Umstand, daß die Berliner Universität gegenwärtig 8, Halle 5, Leipzig 5, Jena 3, München 3, Kiel 2, Breslau 2, Tübingen 2, Frciburg 2 Laudstnannschaslen, Greifswald, Stcaßburg, Wien, Marburg, Gießen je eiue Lands mannschaft ouswnscn. Nachoem vorgestern Abend, wie. wir bereits kurz meldeten, in Kraft « Hotel de Pruss« ein glänzender Empsaug und gestern »in zahlreich besuchter Frühschoppen auf der Theater-Terrasse statl- gesuaden hatte, bildete Abend« ein Festcomniers iin Theateisaal de« Krystall-Palastes die Fortsetzung und eiueu Glanzpunct der Jubelveranstaltungen. Der Festraum war auf da« Reichste geschmückt. Aus der Bühne ragten aus einem Lorbeerhain die Büste» unserer Herrscher hervor, eiugerahmt von einem Fahnenarrangemrnt in den sächsischen und deutschen Farben, von den Wandungen grüßten die Wappen sämmt- Ucher Laudsinannschaften. Nach 8 Uhr füllte sich der Saal; in Stürmer und Mütze, angethan mit drrifarbenein Bande, erschienen di« alten und jungen Londsmannschoster. um Len alten Schwur der Treue und Freundschaft zu eracucrn und von Neuem zu bekunden, daß noch unentwegt die landsmannjchastlichen Ideale bestehen. Fürwahr, ein herrliches Bild bot sich, wenn man Alter und Jugend in so schoaer Harmonie zu fröhlichem Thun vereint sah. Bon den Tribünen schauten zahlreiche Frauen und Jungfrauen dem Leben und Treiben im Saale zu — ein Biid voll ent zückender Aninuth. An der Ehrentafel hatten außer verschiedenen andern Ehrengästen her Rector der Universität Professor Or. Brirger, Generalmajor von der Planitz, Geheimer Rath Professor vr. Schmidt, StaLtrath Ludwig-Wols Platz genommen, an den parallel der Längsseiten des Saales ausgestellten Tischen vereinigten sich Alte Htrre». Jnoctiv«, «urschen und Füchse der verschiedensten deutschen Landsmaiinschaften. Nachdem der feierliche Besang deS ersten Haupttiedes verklungen war, hielt der erst« Chargirlr, Herr stuck. Nervegno (Xlsnune- Bertta) eine von wärmster Begeisterung getragene Red« auf Kauer Wilhelm ll. und Lönj-l s»lbert und widmete be ben erlauchten Herrschern ein bet der »nmlung jubelndes Echo findendes drei faches Hockt, dem der" ng der Nationalhymne folgte. Herr Stadtrath k Flg-Wols begrüßte die Feswerfammlung ift den herzlichsten —orten, er feierte die Ehrenmitglieder, die Damen, die Alten HerreH, die gegenwärtigen Mitglieder der Lands mannschaften, sowie die Gäste und Ueß seine Ansprache auSklingen in einem donnernden Salamander aus den Coburger U. 6. Nack, dem zweite» Houptliede hielt Herr LberamtSrichter Schmidt aus Havclbcrg lXeodorussiao et klaviae) die nach Form und Inhalt gleich ausgezeichnete Festrede, der daS Folgende zu ent nehmen ist: Eta Bierteljahrhuudert-ist verflossen, seit am I. März 1868 in Cassel ein Allgemeiner deutscher Landsmannschaften-Verband. der jetzige Coburger I-. 6., begründet wurde Klein war damals die Zahl der znsammentretcnden Landsmannschaften. Wechfelvoll waren Li« Geschicke des Verbandes, beut« steht er hoch und geachtet aus Deutschlands Hochschulen da Dank seinen Grundsätzen. Dies« unter scheiden ihn von den nicht existenzberechtigten grundsatzlosc» Vereinen. Der Verband will den Charakter deS Einzelnen erziehen. Dabei find ihm Grundlagen Vaterland, Ehre, Freundschaft. Die Landsmannschaster sind vor Allem Deutsche in unwandel barer Treue zu Kaiser und Reich und in Verehrung unserer ange- stammt«» LandeSsärsten. Nichtswürdia ist, wer in der Stunde der Gefahr nicht sein Alles mit Freuden einsetzt fürs Vaterland. Nuft der Kaiser, so wird der deutsch« Landsmannschaster freudig das Kriegsjchwert vertauschen mit Schläger und Feder. Weitere poti- tisch« Grundsätze kennt die Landsmannschaft nicht, sie hält fest an der Ausschließung aller politischen und religiösen Bestrebung««». Erster»« trennt sie von den deutschen Burschen schaften mit ihrem politische» Princip, Letzteres von den söge «nannten christlichen Berbindangen. Gerade die Geschichte der Burschenschaft lehrt, zu welchen traurigen Verirrungen ein politisches Princip in studentischen Verbindungen führen kan» Die heutige Lage der Burschenschaft ist insofern mißlich, als sie äußerlich an dem politischen Princip scsthalten muß. während eS nach «iederanfrtchtnng de« Deutschen Reich« tbatsächlich gegen standSlos ist. Die Bedeutuug der Burschenschaft ist demnach nur noch eine geschichtliche. Noch bedenklicher erscheint, so führte der Redner aus, die Wahl einer consessionellen Grundlage, wie wir st« bei den protestantisch-orthodoxeo und den katholischen Studenten. Verbindungen finden. Schläger uud Farben sind von Alters her das Attribut des Wafsensludenten, insbesondere de« deutschen Landsniannschasters. Jeder Landsmannschaster hat seine eigene Ehre, sowie die seiner Landsmannschaft unter allen Umständen zu wahren und zu ver« theidigen. Ohne dir Reinhaltung der persönlichen Ehre halten wir überhaupt jedes gesunde Bcrbindungsleben für ausgeschlossen. Hier hat die Erziehung des jungen Studenten rinzujetzen. Hierdurch werden alle Mitglieder zu tüchtigen und ehreubaften Menschen herangezogen, die später im Wogendrauge des Lebens nicht an der ersten Klippe scheitern, sondern ihr Lebensschifi trotz aller Anfechtungen von recht« und links muthig und tacrvoll zu steuern wissen. Fleißig aus dem Fechtbodea, stramm auf der Mensur, ehraifest und taetvoll in allen Ehrensachen. Wer dies als aktiver Student lernt, der hat davon seinen Vortheil für da« ganze Leben. Zeder soll sich bewußt bleiben, Laß er für seine Handlungen und Worte einzurreten hat. Der Ehrbegriff der Lands Mannschaft hat aber noch ein« zweitr Seite, die Werthschätzung fremder Ehre. Wir erkennen grundsätzlich die Gleichberechtigung derjenigen Lorchoralionen und Einzelnen an, di« unbedingte Saris- faction geben. Hierin stehen wir «u entschiedenem Gegensatz zu den Bestrebungen der LorpS des Kästner 8. 0. Der 8. 6. ist der Vater des studentischen Verruf» tn seiner heutigen Ausdehnung und der verantwortliche Urheber der gegenwärtigen traurigen Bcrruss- verhältnisst ans deutschkn Universitäten. Der Verruf kann unter Umständen ulttm» rntio sein, dem Lorv« aber ist er ein stet» und Allen gegenüber gebrauchtes taktisches Mittel und um so bebaue» Ucher, da dadurch die Stellung des Wasstnverbindniigsthums aus« Schwerste geschädigt wird. Wir erkennen die äußeren Erfolg« der Corot an. Aber nicht zufrieden damit, an hervorragender Stelle in der Studentenschaft zu stehen, wollen sie etwa» Besseres sein al« die übripcu Studenten, und bedauerlich ist, daß sie Las besonders in der Sat.'isfacttonssrage so scharf zum Ausdruck bringen. Seit Jahr, zehnten geben sie keiner außer dem Köjener 8. 6. stehendes Cor> poration SaUsfactlon. Das muß und wird anders werden. Unser Ideal tu dieser Richtung ist, daß alle ehrenhaften Verbindungen etnarlder unbedingte Eatisfaeffon geben und die 'gegenwärtigen öden Berrmssverhättnisle auf deutschen Hochschulen verschwinden. Da« dritte Princip ist da» der Frenudschast. Sie muß au geaonstitiaer Achtung beruhe», und demgemäß verlangen wir in erster Linie von Jedem «in ernstes wissenschaftliche» und sittliche« E.'rebea. Wir erkennen nur den al« vollwenbigen Landsmann- fchastrr an, der auch in wtfsenfchaftltcher Beziehung seine Pflicht t«ut, um sich zu einem tüchtigen Manne und treuem Mitarbeiter ßkär da« Vaterland beranzubiiden. Nur so läßt sich erwarten, daß vr eine anständige aesicherte Lebensstellung erreiche» wird, die die unerläßliche Vorausfctzung ist, um Alter Herr einer Landsmann, fchaft zu werden. Ct ist die» zugleich der beste Weg, tn späteren Jnlii-en Niemande» bereuen z» lassen, daß er aetiocr Landsmann, ichaster gewesen, und ihn al« treuen Alten Herrn auf Lebenszeit mit feiner lieben Landsmannschaft zu verknüpfe». Daß mit Lands mannschaster darin da« Richtig« getroffen, LaS beweist heute auch pst Anwesenheit so vieler alter Landsmannschaster. Mit diesem ernsten Streben soll sich tn de» Landsmannschaften eine echt« studentische Fröhlichkeit einen. Ein keckes, frische-, lugeadliches Lebe» gehört de« Studenten; philiströs zu werden, dazu ist später »och Zeit genug. Aber die Lustigkeit darf nicht Liederlichkeit werden. An stSndig, höflich und taetvoll sollen unser« Activcn sein, aber keine Stutzer oder Gecken. Zu einem Verbände, der solche Ziele verfolgt, kann jeder sorgsame Vater, seine» Sohn unbedenklich ziehen lassen sicher, daß dieser in der Landsmanujchast zu einem tüchtigen, ehrea- Mann« heranreift, der auch tm späteren Leben seine ficht Hut. Mägen die dentschen Landsmannschaster Lief« Principien hoch, hafte« und bethättgen. so wird der Coburger l,. 6. au» weiterhin so gedeihen, wie Lies besonder« in den letzten zehn Jahren der Fall war. Dann gehört ihm die Zukunft. Es lebe rin einiger starker l. 6.1 Der Coburger O. 6. — er lebe hoch! Hteranf stimmte dt« Festversammlung das Land»mannschafter- Lied an. Di« Rede onf die Universität Leipzig hielt Herr Pfarrer Segnitz, der die Prvsessorenichaft feierte und alle seine Wünsche für die Universität zusainiiieufaßie in einem „Vivat, creaeut, Hörest in aeteraum". Den Dank für die der Universität und ihren Lehrern dar gebrachte Huldigung sprach Herr Rector Professor 1>r. Brieger auS, der den Landsmannschaften beziehentlich dem Coburger O. 6. ein Hoch widmete. Ties empfunden waren die Ausführungen des Herrn Rechts anwalts Schröder (Obcrnsciac), der die Stadt Leipzig und ibre Bürgerschaft niit begeisternden Worten feierte und ihr einen Jubel- alomander widmete. Herr Stadtratd Lndwig-Wols erwiderte diesen sinnigen Gruß mit einem Danke Namens der Stadt. Der Arme« unb ihren innigen Beziehungen zur stndirenden Jugend widmete Herr Oberlandesgertchlsrath Hasm an» seine von lebendigem Beifall begleitete Ansprache, was Herr» Generalmajor on der Planitz Veranlassung gab, iu jchneidigen Worten auf richtigen Dank anSzusprechcn. Es mangelt der Raum, auf alle Ansprachen, die abwechselnd mit dem Geiange froher Lieder im weiteren Verlause des Abends ge halten wurden, einzngetieu, mir dir Rete -es Herrn Brix (älsrlco- wsnvise-Wien) fei erwähnt, der die Grüße der Comiiilonen der Wiener Universität zum Ausdruck brachte. Einstimmig beschloß di« Fesiversammlnng. Hnldignngslelegramme an Ihre Ma>esläten den Kaiser Wilhelm und König Albert, au Se. Hoheit den Herzog von Coburg-Gotha und an Se. Durchlaucht den Fürsten von Bismarck zu senden. Die Huldigungstelegrainine hatten folgenden Wortlaut: „An Ee. Majestät den Kaiser. Die zur Feier deS 25jädrigen Jubilsestes des Coburger Lands- mannschaften-Lonvents zu vielen Hunderte» versammelten alten und jungen Landstnannichaftkr der deutschen Universitäten bringen Ew. Majestät ihre ehrerbietigsten Huldigungen Lar »ud erneuern den Schwur der unwandelbaren Liebe und Treu« zu Kaiser und Reich. I. A.: die präsidirendc Landsmannschaft zisntia-Bertin." „An Se. Majestät den König Albert. Tie im Kvystell-Palast zu Leipzig zur Feier des 25jährigen Jubelfeste- des Verbautes tentscher Landsmannschaften zu vielen Hunderten versammelten alten und jungen Landsinannjchafter der deutsche» Universitäten bringen als dem Fürsten des Landes und dem Rector waxnificcntissimu» der »Im» mater lckpsieosi» Ew. Majestät den ehrerbietigste» Gruß mit aufrichtigstem Dank und Verehrung dar." (Unterschrift wie oben.) An Se. Hoheit den Herzog Ernst von Coburg-Gotha. Die zur Feier des 25jährigen Jubelfestes de« Coburger O. 6. im Krystall-Palast zu Leipzig zu vielen Hunderten versammelten alten und jungen Landsmannschaster der dentichen Universitäten gedenken mit nnverbrüchticher Dankbarkeit Eurer Hoheit, insbesondere a>S deS Fürsten, tn dessen gesegnetem Lande und unter dessen hohem Schlitze d.e Lantsmaiinschnster alljährlich eine Stätte zu ernsten Berathnngen und fröhlichem Thun finden, »nd bringe» Ew. Hoheit ihr« ehrerbietigsten Huldigungen dar." (Folgt die Unterschrift.) „An Se. Durchlaucht den Fürsten von Bismarck. Die tm Krystall-Palast zu Leipzig znr Feier de» 25jährigen Jubelfestes zu vielen Hunderte» versammelten alten und jungen Burfchenschasler der deutsche» Universitäten gedenken mit Heller Be geisterung des getreuen Ekkehard des deutsche» Volkes. In tief- empslindrncr Dankbarkeit schlagen ihre Herzen für den Baumeister des Reiches. Möge Gott Ihn dem deutschen Volke noch lange erhalten." (Folgt die Unterschrift.) Gestern, Sonntag, fand Nachmittags im großen Saale des Leut chen Buchhäntlerhanscs ei» Festmahl statt, dein durch die An wesenheit vieler Damen ein besonderer Glanz verliehe» wurde. Zahlreiche Toaste würzten das reich auSgrslattcte Mahl. Kaiser und Reich feierte Herr Stadtschreibcr Größe! (kuflissse), die Damen .Herr vr. Mann (t.'bcru«ine), de» Fürsten Bismarck Herr Wcstphal (llerevickss llsUcusis et.leveiisin): HerrDonau toastete aus den Coburger O. 6., Herr Rechtsanwalt Otto Emil Frehtag (Llaviee) auf da» Feslcomitb, Herr Referendar Heubutrivii-Iimne) n gebundener Rede auf die Frauen n»d Jungfrauen u. s. f. Später and in demselben Prunksaalr ein Ball statt. Nach einem Musikfrühschoppen bei Bonorand wurde heute Montag Nachmittag eine Auffahrt veranstaltet, die trotz des Regens, der Anfangs diese Veranstatlung beeinträchtigte, äußerst wirkungsvoll war. Nicht weniger als zweihundert Geschirre bildeten die Auf fahrt; drei Musikcorps in reicher alterthüinlicher Kleidung begleiteten den Zug, on dem alle Landsmannschaften mit ihren Fahnen theil- nahinen und der durch verschiedene Straßen der Stadt nach Wagner'- WaldcafL in Connewitz sich bewegte. Internationale Jubiläums - Gartenbau - Äusltellnng. i. -x- Leipzig, 15. Juli. Nur eine kurze Zeit trennt uns »och Von der Eröffnung der in großartigstem Maßstabe geplanten „JnternationaleuJubiläumS-Gartenbauausstetlung". Aus oer ausgedehnten Fläche, die sich bei dem historischen Kuhthurm in südwestlicher Richtung auödehnt, sind die Werkten!« eisrigst bi schästigt, um die Ausstellung jo vorzubercitcn, daß sic am Tage der Eröffnung, am 25. August, fertig ist. Wie wir heute schon vev ralhen können, sind so bedeutungsvolle Veranstaltungen getroffen worden, ist die Anmeldung von hervorragenden Ausstellern, deren Rainen aus dem Gebiete der Gartenbaukunst eines ausgezeichneten RuseS sich erfreuen, fo zahlreich, daß die Ausstellung ein würdige« Denkmal dessen bilden wird, was heute iu gärlnerstcher Beziehung geleistet zu werden rerniag. Ja. die Ausstellung »insaßt daS gesammte Gebiet gärtnerischen Schaffens: neben den lieblichsten und stolzeste» Kindern FloraS werden die Gemüsearten nicht fehlen, neben der Blumcnkönigin in tausendjache» Variationen wird die bescheidene Nutzpflanze sich dem Auge des Besuchers Larbiete». Wir haben vor längerer Zeit schon aus Grund des definitive» Programms der Ausstellung ein Bild von der Fülle und Mannigfaltigkeit gegeben, die dort zu finden sein wird. Heute liegt uns ein Nachtrag z» diesem Programm vor, der verschiedene weitere endgiltige Bestimmungen enthält, Weshalb wir hier das Wentlichste daraus wiedergcbe». Danach wird die Ausstellung auf dein bezeichncten Grundstücke am 25. August eröffnet, ihre Dauer erstreckt sich bis einschließlich Len 5. September. Tie Bctheiiigunz an dieser internationalen Ausstellung ist Jedermann des In- und Auslandes mit von ihm in Lultur gehabte» Pflanzen gestattet. Alle Anfragen, Anmeldungen, Einsendungen und dergleichen habe» an das „Coniilä der Jubilauins- Garteubauausstellung' zu geschehen. Die Anmeldung von Aus stellungsgegenständen bat bis zum 25. Juli dieses Jahres zu geschehen. Die Einsendung und Ausstellung der Ausstellungs gegenstände muß spätestens beendet sein: für die Pläne bis Sonn- abend, de» IS. Augnsl, Abend« 7 Uhr; für Baulichkeiten lTcwächs Häuser, Maschinen und Ucberbau, Heizung«- odcrDürrantagen u.dergl.) bis Sonnabend, de» 19. August, AbendS 7 Uhr; für Pflanzen, Gerathe und sonstige Product« bis Mittwoch, den 23. August, Abend» 7 Uhr; für Bindereien und abgeschnittenr Blumen bi« Freitag, den 25. August, früh 8 Uhr. Nichtaiisstellungswürdige Gegenstände ist da« Loimld berechtigt, znrückzuwetsen. Von einem großen Tbeile der Bahnen ist frachtfreier Rücktransport der Ausstellungsgüter unter gewissen Bedingungen gewährt worden. Alle aus NichtconventionSstaaten stammenden Ausstellungssendnngen unterliege» der auf Grund der Reblausconvention erforderlichen Untersuchung in Leipzig. Die Gebühren, welche durch diese Untersuchung erwachsen, bat der Aussteller dem Coinits zurückjuerstalien. Tie An- und Abfuhr der Autstellungsgegensländ« ist der Speditionsfirma Gebrüder Reiche in Leipzig unter vorder vereinbartem Preise überlassen worden. Alle Ausstellungsgegenstände müssen gegen Feuer und Hagel versichert werden. Pflanzen, Blumen, srifche» Gemüse, Obst und Früchte, fvwie Gartenpläue sind frei von Platzmiethe. Für iw dustrielle, gewerbliche und Kunstgegenstände (Gerüche, Maschinen Heizkörper, Obst und Gemiijeprovncte u. bergt.) ist für das Quadrat- Meter bedeckten Flächen- ober Wandrannies 10 »l und für das Quadratmeter unbedeckte» Raumes 5 .3 im Voraus zn zahlen Befreit von dieser Platzmiethe bleiben Gewächsdausbauten «joser» deren Jnncnranm dem LomitL zu Ausstellung von Ausstcltungs- gegenständen überlaffen wird), während Thell« derselben der de- trefienben Platzmiethe unterliege». Das Entkernen von verkauften Ausstellungsgegenständen ist während der Dauer der Ausstellung tn feiner Weise gestattet Bei Zuwiderhandlung steht dem Comits die Verweisung ver Gegen stände von der Ausstellung zn, oh >» daß der Aussteller Rück anipruch an die gezahlten und zu zahlenden Gebüdren erhebe» kan» Der Berka»; von Gegenständen wird aus Wun'ch vom Comttä vermittelt und ist hierzu die aus dem Anineldeschonr befiutliche Rubrik entsprechend ausznsüllen Für durch das Coniil« verkaufte Gegenstände ist eine Gebühr von 5 Procent des Kaufpreises zu entrichten. Tie Bescheinigung der Anmeldung von Gegenständen und des hierzu gewünschle» Raumes wird durch Karte dem betreffenden Aussteller milgetheilt. Gleichzeitig erhält jeder Anineldende eine entsprechende Anzahl seinen Name» bedeutende Nummern, welche an den Außenseiten der Sendungen (Kisten, Körbe, Ballots re.) sichtbar anznbringe» sind. Tie Benutzung dieser Nmnmern wird im Interesse der Aussteller dringend empfohlen. Für die Aufstellung der Gegenstände und Unterhaltung derselben während der Tauer der Ausstellung bat jeder Aussteller clbst zu sorgen. Ans Wunsch übernimmt da§ Comittz sür auswärttge Aussteller, icboch o!me jegliche Verpflichtung, die Ausstellung ihrer Gegenstände gegen Entrichtung der erwachsenden Gebühren. Der mit Raucherzengnng verbundene Betrieb von Heizungs oder Dörranlagen ist, außer bet einer etwa vorzunehmeuden Prüfung durch die Preisrichter, unr in den Vormittagsstunden bis 10 Uhr gestattet. Znr Anbringung der Ordnung»- sowie Concurrenz- nummern »nd Namenschilder, welche vom ConiitS gegen Ent- richtung entsprechender Gebühr geliefert werden, ist jeder Aussteller oder dessen Beauftragter selbst verpflichtet. Diese Nummern und Aamenschilder sind bei Aufstellung der Gegenstände derartig auzudringe», daß solche sür die Preisrichter leicht sichtbar sind. Beriänmnisse gegen diese Vorschrift gefährden die richtige Be- uriheilniig Lurch die Preisrichter. Die unter den vorbandenen Bewerbungen nur ve rhältniß- mäßig besten Leistungen, bez. Einsendungen haben keinen Anspruch aus Preiszuerkennung, sondern nur wirklich ausslellnngs- nd prciswerthe, den Ausgaben entsprechende Gegenstände werden prämiirt. Bezüglich der gestellten Aufgaben sei bemerkt, daß jede sich um einen Preis bewerbende Einsendung sür eine bestimmte Pro- granilnnummer zur Concurrenz angeineldet werben muß. Für nicht iin Programm vorgeselicne und de» gestellten Ausgaben sachlich nicht entiprcchrnde, hervorragende Leistungen stehe» eine Anzahl Extrapreise zur Beringung. Derartige Leistungen können aus dem Annieldkichcinc mit dem Vermerk „Außer Programm" znr Preis- beurtheiluug angeineldet werden. Außer Concurrenz angemelücte Emiendungen haben keinen Anipruch an eine Preiszuerkennung. Bei allen Ausgaben, bet welchen eine bcstminile Stückzahl vor geschriebe» ist, muß dieselbe genau emgehalte» werde». Die Commission behält sich vor, die von ihr geprägten goldene» Prcismünzeu durch in Aussicht gestellte Ehrenpreise gleichen oder höheren Wertbes zn erictzc». Für diejenige» Programmnuininern des Hauplprogramins, sür welche Ehrenpreise im Werthe von 100 ./t an auSgesetzl sind, stehe» den Herren Preisrichtern sür die zweite, annähernd glctchwerlhige Leistung, soweit solche im Hanplprogroinin nicht schon vorgesehen sein sollte, se eine goldene Medaille zur Verfügung. Bezüglich der Wahl der Herren Preisrichter wird beachtet werden, daß dieselben nicht als -oncurrirende Aussteller betheiligt sind. Die Aufbewahrung der Emballagen, deren Werth zum Zwecke der Versicherung gegen FeuerSgesahc oiizugeben ist, geschieht von dem Comitüe gegen A»>y.indig»'tg eine» Aiisocwahriing.'jchelne». Für Aufbewahrung sind o» Gebühren kür jeden Gegenstand 50 ^ zn entrichten. Ti« Auibewahcung'gebühr sür boonders unisangreiche Gegenstände unterliegt der gegei,'eiligen Vereinbarung. Allen Einsendungen, für welche eine Sorlenzaht vorgeiihrieben ist, ist (ioiern die Angabe der Sorte» aus dein Aiiuicldeichein nicht vorhanden sein sollte) ein genaues Sortiment in zwei Exem- plaren beizusü ^en. Auch sind an sämintlichen Pflanze», inSlicsoiidere den einzelnen «orten deutlich gcichriebene Etiquetien sichtbar anzu- bringen. Die Nichtersüllung dieser Vorschriften gcjührdet die richtige Beurtbeilung durch de» Preisrichter. Wahrend der Dauer der Ausstellung dürfen keine Ausstellungs gegenstände ohne besondere Erlaubniß entfernt werden. Ailsnadmen hiervon machen Bmdereie», abgejchnittene Blumen unb eventuell Früchte, die nach Schadhastwerdniig aus Anordnung des Comilös entfernt werde» inüssr» Tie Abhe ng der Ausstellungsgegenstände hat Mittwoch, den 6. September früh 7 Uhr zu beginnen. Alle bi« 8. September, Abends 7 Uhr nicht abgchotlen Gegenstände werde», sosern derer weitere Ausbewahrung nicht zweckmäßig erscheint, durch Verlaus oder Auktion veräußert. Der Erlös hterftir fließt der Ausstellung»««^ zn. Rach der Preisvcrlheilung werden die prämiirten Gegenstände durch entsprechende Aufschriften (einheitliche Schilder) sofort kenntlich gemocht. Da die Anmeldungssorinnlare die Grundlage zn einem späteren umfassenden Bericht bilden sollen, empfiehlt es sich, denselben sür die Werthschätziiiig der Gegenstände erforderliche Bemerkungen beizusüge», insbejoiidere in allen den Fällen, wo nicht leicht er kennbare Vorzüge eines Gegenstandes vorhanden sind. Seiten» der AiiSslelluiigS-Coinnnjsio» werde» Vorkehrungen znr thiinlichsten Bewachung der Gegenstände getroffen werde», ein« Verantwortung und Pervflichtung hinsichtlich beschädigter oder abhanden gekommener Sachen tann die Commission jedoch in keiner Weise übernehmen. Für alle ini Programm vorgesehene» Ausgaben stehen Preis« auch sür Privatlcistungen (Züchtungen und Cutturen von Nichlbetuss- gärtnrrn) unter ausdräckttcher Bekundung der „Privatleisinng" zur Veriügung. Für werthvollc Pflanzen - Neuheiten oder neue Einführungen werben, unter Verzicht einer Präiniirung bei der Ausstellung, vom Leipziger Gärtner Verein (kraft der Vereinsbestiininung vom Januar 1892) ans Grund sachverständiger Prüfung Wertbzeugnisse I. und II. Claffe cctheilt. Bewerbungen diersür sind unter Einsendung beurtheilnngsfähigcr Lbiecte »nd Len entsprechenden Erläuterungen schriftlich bei dem Vorsitzenden de» Vereins, Herrn O. Moßdorf, Leipzig-LinLenan, rinzureichen. Das Programm der Ausstellung gestaltet sich wie folgt: Die Eröffnung der Nnssteüunz findet Freitag, den 25. August, Vormittag« ll Uhr statt. Sonnabend, den Lt>. August, Vormittags II Uhr, Versammlung des Vereins Denlicher Gartrnkünsiler (Vorsitzender Herr Stadtober- gärtner C. Hampel, Treptow bei Berti») im AussleUungsrestanrant. (Für die Mitglieder des genannten Vereins ist der Eintritt zur AuSsteUung an, Bersaniiiilungslagc sret.) Sonnabend, de» 26. August, Nachmittags 6 Uhr Beginn der 50 jährigen Jnbitänulsftier deS Leipziger GärlnervcreinS im AuS- stcUungsrestaurant. Svnntag, den 27. August, Vormittags 8 Uhr, Beriammlnng der Deutschen tendrologische» Gesellschaft (Vorsitzender Herr v. St. Paul, Hosinarschall a. D., Fischbach i. Schl.) im A»ssteUi>ngsrestaura»t. (Für die Mitglieder genannter Gesellschaft ist der Eintritt zur Aus- stcllung am Versammlungstage frei.) Weitere Veranstaltungen, wie der geniciuschastliche Besuch deS königl. Botanischen Gartens und deS Zoologischen Gartens i» Leipzig und anderer Sehenswürdigkeiten, werde» s. Zt. im Katalog uud spcciellem Festprogramm bekannt gegeben werden. Knust uud Wissenschaft. k. Der schriftstellerische Betrug, den wir vor einiger Zelt unseren Lesern mittbeillen, wonnch ein Freund des bekannte» Alphonse Daudet, ein George» Art, aus dem Quai Voltaire einen Band mit dem Titel: „Frau Puttphar, von Alpb- Daudet, übersetzt von Paul Heichen" gesunden hoben soll, der gar nicht von Daudet ist, hat sür uns Leipziger auch ein gewisses Interesse gewonnen. Es hat sich nämlich herausgestellt, daß der eigentliche Entdecker diese« unerbürtcn Betruges gar nicht ein Franzose, sondern ein ln unsere» Mauern lebender De utscher ist. wonach also jene Nachricht französischer Blätter, wie des „Figaro" und deS „Maiin", hinfällig wird. Dem Candidaten der Pyiloiophie, Her,» Hemr. Stümcke in Leipzig, gebührt das Verdienst, jene uneryörte literarisch« Freibeuterei ans Tages- licht gezogen zu haben. Ein Brief Daudet'« an ihn, den wir odne weiteren Comn.entar abdrucken, bestätigt solches zur Genüge. Er lautet: „II ecrnir trop lovch fle von» crpliiiucr, evminont es Ilr. ärl, iino je connai!, kurt p«u flu rcsto, contraircwcnt ä t'anncitivo fle» j>,urnauic, u c» cu »iain u» cxr-mplnire fl« „trau I'utipknrcko ticus »«-ulcmcot » vvu» flir« gu>- v'nzinnt eien regu fle vvus — ee gu! /exptigno puisguv vvus n' nvwr pn« mu lettra — g'ipwvlais, a'il vous «tnit ou von «yurbalils fl'nvoir votre now weis ä cettc aflalre. Du rinlits e'cst ä vou» gus Hs floin ln flsconvvrte flo cstrs cvpercksris st o'snt « von» surtout qn« n'nflrs»»« mvn cdnlsnrsgt» rsniorclment. Votr» Xlpd. Vauflst." Dieser Brief spricht sür sich selbst. li. Tie Bnchbandlung von Gustav Fock, Antlgnariat aller Wissenschaften, hat soeben dos Logerverzeichiuß Nr. 78: „Wissen schaftliche Tdevlogie", erichcme» lasse». Dasselbe entdält nicht wkiuger als 3918 Nummer», wobei noch die Religionsphiloiovdie und di» L.»ig7vnsg>'iivichlr fehlt. Die Anordnung des Verzeichnisses ist vom ivisjen!chafklichen Standpiincte ans eine vorzügliche. Wa de» Katalog aber vor alle» andere», die uns zu Gesicht gekommen sind, auszrtchnet, sind zahlreiche RaisonnementS über be sonder« preiswerthe Werke. Dieselben sind tn vorzüglicher Weise zur vrientirung geeignet. Unsere» Wissens ist di« Firma Gustav Fock die erste, welche die Einrichtung tn so weit gehender Weise eingeführt hat. Zu preiswerthen Wecken, dt« auch ür das allgemeine Publicum zu Gescheukeszwecken sehr geetanet lud, gehöre»: Die Prachtbtbel mit 100 chromographlschen Voll bilder» nach deutschen »nd ausländischen Künstlern und einer Hans- und Familienchronik, die statt 225 in elegantem Leder hand mit Gold »nr 125 kostet, ferner die „Goldene Bibel" mit 50 Kunstblättern in Photographtedruck, deren Preis statt 30 ^ nur 18 .Kl beträgt Mehr sür Gelehrte Interesse haben dt« „Denk mäler des elastischen AlterthumS" von Baumeister (statt 84 nur 52 ^1). Für gebildete Laten wird Maurenbrecher's Geschichte der katholische» Reformation Interest« haben; der leider allein erschienene Band ist schon zum Preise von 3,75 tatt 8 ^1 den sich dafür Intercssirenden zugänglich. * Aus der Wroftrn Berliner tluiist-ÄnSsteUnng sind, wie die „Post" hört, mit der großen goldene» Medaille aus gezeichnet worden der Maler Professor Peter Janssen in Düssel dorf (sür sein Gemälde die Schlacht bei Worringen), der Maler Professor Hermann Prell in Dresden (für seine CartonS zu den Wandgemälden im RathhauSsaale z» Hilderheim), und der russische Bilvhaner Antokolski in Paris. Außerdem sind sechs kleine Me daillen zuerkannt worden. * Tic Büche»saiiimiliilg Friedrich Zarncke'S. Still und von der großen Menge unbeachtet vollzieht sich das Wirken deS echten Gelehrten. Nur wenn bei Gelegenheit von Auszeichnungen, Jubiläen gegen daS Ende der Laufbahn von Behörden und Schülern der Dank sür selbstloses Schaffen von Jahrzehnten abgetragen wird, pflegt die Presse aus die Bedeutung des Geleistete» htnzuwcisen; aber diese Hinweise können, da sie sür Laien bestimmt sind, nicht den inneren Gang der wisscnschastlichc» Arbeit verfolgen, sie be gnüge» sich säst durchweg mit Auszäbluug der letzten Ergebnisse, wie sic sich i» den Titeln der einzelnen Werke darstellen. Ein Blick tn die Werkstatt des großen Gelehrten wird dadurch nicht eröffnet. Ja, selbst der Fachgenosse, der aufmerksam die Veröffentlichungen eines Meisters der Wissenschaft verfolgt, der seine beehrenden Worte vernehmen darf, wird schwer zu einem Ueberblick aller der geistige» Interessen gelangen, die eine hervor ragende Gelehrtenpersönlichkeit in sich vereinigt. Wie Vieles wird da gehegt und gepflegt, das, neben der Berufsarbeit bergehend, eine edle Liebhaberei tm Stillen befriedigt. Und erst wenn sich das leuchtende Auge deS Meisters geschloffen hat, wenn fremde Blicke in die Stätte seines Wirkens eindringen dürfen, dann er zählen ihm die dort versammelte» Bücherschätze von der Weite der Welt, die in den Räume» umspannt wurde. Solch rine sprechende Bibliothek ist die Friedrich Zarncke's. Deutlich prägt sich in ihr die Eigenart seines Wesens, der Gang seiner Studie» ans; aber überraschend erweitert sich das Bild seiner wissenschaftlichen Interessen, das, so lange er lebte, auch die Näberstebendeu sich verschaffen konnte». Friedrich Zarncke genoß den Ruhm eines der ersten Vertreter der germanistischen Wissenschaft. Seinen Vorlesungen über deutsche Grnmmatik und Literaturgeschichte waren wenige andere znr Seite zu stellen, i» Be- füg aus leuchtende Klarheit, umfaffenLe Beherrschung und geistvolle Durchdringung deS gewaltigen Stoffes, Freiheit des Blicks gegen über den fich bekämpienden Richtungen. Diese Vorzüge wurzeln in der vollständigen Beherrschung der gcsaiuinten Forschnngsresuitate, di« ihn, nur möglich wurde, indem er seit den, Beginn seiner Laus- babn, die sich säst noch mit den Anfängen der germanislischeii Wissenschaft berührt, in »nablast'igem Sammeleii'er die so vielfach zerstreuten Arbeiten auf diesem Gebiete zusainmentrug. Er schuf eine Sammlung» die mau wohl i» ihrer Art cinzig nennen kann. Außer den großen Zcitschriftcnsolgeu, die absolut vollständig uorhanden sind, sinden sich in seiner Bibliolbek alle die Hunderte und aber hnndertc von kleine» Gelegenbeitsschrikten, die zum großen Theil kaum in den Buchhandel ge'angt sind, in unzähligen Kapseln, nach den Gegenständen geordnet, ein auserlesenes Rüst zeug sür jeden Germanisten. Mit de» Arbeiten zur Sprach wissenschaft gingen bei Zarncke di« literarhistorischen Hand in Hand. Hier ist eS vor Allem die peinliche Sorgfalt in der Unter- suchung einzelner Puncte, weniger die Behandlung in großen Zügen, die ihn auszeichnet. Auch diese Eigenschaft deS großen Horschcrs spiegelt seine Bibliothek deutlich wider. Betrachten wir die langen Bücherreihen, welche die Nibelungen - Literatur enthalten (etwa 300 Arbeiten), so erinnern wir »ns, daß er als Herausgeber des großen nationalen Heldengedichtes an erster Stelle steht, uns als ein unermüdlicher Aeiterarbeitcc rine lange Reibe von Auflage» der Wifsenjchast und der Schule dargeboten bat. De» sorgsamen Bibliographen des ältesten Faustbnchcs stellt uns di« Fülle von Schriften zur Faustsage »nd Faustdichtung vor Auge», die einen Theil der große» Goethc- amiulung bildet (etwa 700 Werke). Hier tritt besonders glänzend die lange Reihe der Gesammtausgade» hervor, unter idnen der dritte Band einer völlig unbekannten Ausgabe, in Biel 1776 er- schlencn, von der »nicreS Wisscns nur nock, da« British - Musenm ein Exemplar besitzt. Einzig in ihrer Art ist auch die Ver einigung der Drucke von Schriften deS Cchclmussky - D i ch t»r s Ebristian Reuter, dessen Namen und Lebensunistäude erst durch Zarncke's Untersuchungen bekannt geworden find. So ließe» sich »och eine ganze Reihe von besonders kostbaren Schmuckstücken aus dieser literarische» Schatzkammer auizähleu. Manches trttt ganz unerwartet zu Tage. Wer hätte vermuthet, daß Zarncke ein« so große Anzahl Lessingiana besaß, allein neun Exemplare des „Nathan" ans dein Jahre seines ersten Erscheinens! Und doch beruht der Hauptwerth von Zarncke's Bibliothek nicht tn diesen Seite»! eiten, — trotzdem »eben einer Anzahl „Unica" sich auch Vieles findet, das die an Germanistik o reiche königliche Bibliothek in Berlin nicht einmal besitzt, — ondcril tn der Bereinigung alles fett über vierzig Jabren bekannt gewordenen Materials von wissenschastlichen germanistische» Arbeiten, wie sie i» dieser Vollständigkeit kaum einem anderen als dem Be gründer niid Herausgeber unserer ersten kritischen Zeitschrift möglich gewesen wäre. Dadurch erhält diese Sammlung ihre Bedeutung, und man kann mit Recht bezweiseln, ob cs eine zweite idrer Art giebt. Um so mehr ist es zu bedauern, daß Zarncke's Bibliothek der Leutfchk» Wissenschaft verloren geht, denn, wie wir ersahren. bat die Buchhandlung Gustav Fock in Leipzig sie erworben und vor ganz Kurzem geschlossen »ach Amerika verkauft, nachdem alle Versuche, sie dem Vaterland« zu erhallen, erfolglos gewesen sind. * Professor Frievrsch Delitzsch, der als Professor für alt- testamentliche Theologie und orientalische Svrachen nach Breslau üderfiedelt, ist in seinem wtssenfchasllichen Werden und Schaffen aus da- Engste mtt der Universität Leipzig verknüpft. 1850 in Erlangen geboren, studlrt« Delitzsch tn Leipzig und gelangte dort 1873 zur Promotion, ui» Iin Jahre daraus bereits a!S Prwat-Docent bei der pditoiophischen Facultät einzittreten. 1877 rückte er zum außer- ordentlichen Professor aus. >885 erhielt er eine ordantllche Honorar- Prosessur. In die Wissenschaft führte sich Delitzsch 1873 mit einer linguistischen Untersuchung ein, betitelt „Studien über Indr- qermanisch-iemitische Wurzel-Verwavdtfchaft". Cr unternimmt eS darin, bei Arbeite» namentlich von Ascolt einsctzend, die Verwandt schaft der Jndogermanen und Semiten zu erwecken, und zwar ans den« Wege, daß er dem Gemein'ame» in de» Griindrleiiiente», den Wurzeln der beiderftltigen Sprachen nachgeht. Obwohl Delitzsili ftw sein sicherlich kühnes lingnistiiches Unternehmen reichlich Lob erntete, la gab er die Studien dieser Gattung doch nach kurzer Frckt an-, um fortan nahezu seine ganze Kraft der Assurvlvgie zu widmen. Bereits l874 trat er mit .,Ais»rvlogckchen ElnLien" an die O, i-eut- tichkeit, in denen er die asiyriichen Tbicrnamen, die in den für Köniz Asurdauipal ziisammengeslellten, vv» Laynrd ausgetundenr» akkadiich- assyrischen Zetchensanimlungen sich vorfinden, des Gennneren lttltcr- sucht. Tie „Studien", mit denen sich Teliyich alsbald eine geachtete Stelle unter seinen engere» Fachgenossels erwarb, bilden das erste Glied in einer langen Kette von asfyrtologischen Veröffentlichungen a»S Delitzsch « Feder Es folgten ihnen 1876 sür de» akademischen Unter- richt bestimmte „Asshrische Lesesiückc", di« 1878 »nd 1885 neu onsgelegt wurden, und 1883 die aiisAiifsätzen iin Londoner „Athenäen»»" hcrvcr- gegangene Schrift: „Hxr biedrem I^oj-iinkrc vj««cc--l >n tlic liebt c,k 3 ne rinn roeenrek". In engster Beziehung zu der letzteren stehen Telitzich's „Prolegomena eines neuen hebräffclf-circiniäckcheti Wörter buches zum Alten Testament" tLeivzig. 18"'i,, Als Ereigniß wurde von den Assynoiogen t887 der Beginn des Erscheine»« von Tclitzsch'S „Assyrischem Wörterbuch« znr gesammten bisher tkröfientlichlcn Keilschrift-Literatur" begrüßt. Ebenso wurde seine „Assyrische Grammatik", di« 1889 t» Petermann's I'ort» linxunnirn vrien- talium berauskain n»V alsbald in« Englische übertragen wurde, als ein beträchtlicher Fortschritt a»s dem ein'chlägigen Gebiete aner- lanm. L« bleiben noch außer einer Zahl von Aufsätzen in Zeit schriften von den Veröffentlichungen von Delitzsch zu erwähnen: „Die Sprache der Kossacer" (1885), „Wo lag das Paradies" zI88l), sein« Bearbeitung von Sinilh's „Chaldaeiicher Genesis" »nd von Mnerdier'S „Geictnchte Babyivnlens »nd Assyriens" und seine Bei träge zu Wilhelm Lotz's Ausgabe der Inschriften Tigialh Pileser» I. in transscribirtei» assyrischen Grundlrxl. Delitzsch hat
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