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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.08.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930828018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893082801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893082801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-08
- Tag1893-08-28
- Monat1893-08
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Sind die Officiösen des Herrn Reichskanzlers ungeschickt, so sind eS die des preußischen IkultuSnnnistcrs nicht minder. Bekanntlich waren an den Besuch, den der Erzbischof vr. v. StablewSki dieser Tage dem Cuilusministcr vr. Bosse abgestattel halte, allerlei Bermuthungen geknüpft worden, denen die „Nordd. Allg. Ztg." zu widersprechen beauftragt wurde. Der Telegraph hat bereits über diesen eigenthümlichen Widerspruch kurz berichtet; aus der uns heute vorliegenden Ausgabe deS officiösen BlattcS geht aber hervor, daß der Widerspruch noch weit seltsamer ist. Er lautet nämlich: „An die Thatsache des Besuchs, den der Erzbischof von Stablewski bei seiner Rückreise von der Fuldacr Bischofsconferenz gestern dem Eultusminister abge- stattct bat, werden in der Provinziatpresse mehrfach ganz unzutreffende Vermulhungen geknüpft. Soweit wir haben erfahren können, hat es sich dabei vorzugsweise lediglich um die Frage der Uebertragung des Vorsitzes in den katholischen Kirchenvor ständen innerhalb der Erzdiöcese Gnesen-Posen gehandelt, eine Maßregel, die nach den Verhandlungen im Abgeordneteiihause schon seit längerer Zeit in der Vor bereitung begriffen ist. Ebenso liegt es dem Herrn Erz bischof am Herzen, dem Priestermangel in seiner Diöccse einigermaßen steuern zu können, und er bemüht sich zu diesem Zwecke, für den auch aus baulichen und gesundheitlichen Gründen dringend nölhigen Neubau deS erzbischöflichen Klerikalseminars in Posen das Entgegenkommen der Staaisregierung zu gewinnen. Andere Fragen, namentlich die Sprachenfrage in den Volks schulen, dürften kaum zur Erörterung gelangt sein." „Vorzugsweise lediglich" ist noch großartiger, als das schon gestern aufgestochene „kaum". Mit solchen „Richtigstellungen" wird die „Nordd. AUgcm. Ztg." alles Andere erreichen, als eine Beschwichtigung der weitverbreiteten Sorge, daß die Polen wegen ihres Verhallens in Sachen der Militairvorlage durch Concessioncn auf dem Gebiete der Sprachenfragc in den Volks schulen belohnt werden sollen. Hoffentlich ist der Minister des Innern glücklicher mit seinen Richtigstellungen oder mit der Wahl seiner ofstciösen Richtigstcller. Denn vorzugs weise ihm wird die Ausgabe zufallen, ein anderes polen- politisches Gerücht aufzuklären. Bekanntlich hat der Führer der polnischen Reichstagsfraclion einen hoben Orden de kommen; nun meldet vie „Brest. Zeitung", daß die Taktik, einzelnen Polen persönliche Auszeichnungen znzu wenden, wenn sie sich durch eine regierungsfreundliche politische Haltung Hervorthun, schon früher mit Erfolg an- gewendet worden sei. Nach dem genannten Blatte wird nämlich in einer polemischen Broschüre eines Interessenten „Gulbien" über die Praxis der Ansiedelungscommission Folgendes behauptet: Di-AnsiedelungScomniisjion habe unter der Leitung deS Grafen Zedlitz einem polnischen Besitzer das von dem selben angetaufte Gut zu dem Kaufpreise zurückgegeben, um, wie Graf Zedlitz dem Verfasser der Broschüre erklärt habe, „der polnischen Bevölkerung des Kreises in der Person eines ihrer Mitglieder den Dank der Commission oder der Regierung dafür abzustatten, daß sie bei ven Neichstagswabten im März 1890 unter Berzicht aus die Ausstellung eines eigene», d. h. polnischen Candivaten den der Regierung genehmen Cartelcandidatcn gewählt hatten." Die Meldung klingt unglaublich; trotzdem erscheint eine Richtigstellung dringend erwünscht. Aber eine Richtigstellung ohne „vorzugsweise lediglich" und „kaum"I Czechcn und Slawen in Oesterreich sind um die Wette bemüht, die „nationale Agitation" von West und Ost auch nach Lchlesicn zu tragen, um womöglich gemeinsam gegen das deutsche Element im Lande anzukänipsen. Die Polen baden eS dabei vornehmlich auf den Tesche ner Kreis abgesehen. Die polnischen Blätter, in letzter Zeit vornehmlich die „Now a Reform«", treten für eine eifrige polnische Propaganda in diesem Theile Schlesiens ein, wo schon ein Theil der Be völkerung für die polnische Idee gewonnen sein soll. Die „Nowa Reform«" hebt hervor, daß der Landeshauptmann G>af La risch, der in dem Teschener Kreise bedeutenden Grund- besitz und Bergwerke hat, gegenwärtig einen den Polen sehr freundlich gesinnten Standpunct einzunehmen beginne, da er die „Wiener Antipathien" gegen den czcchischen Geist theil«. Er beseitige daher czechtsche Beamte oder erschwere deren Vorrückung, während er polnische Beamte fördere. Um jedoch durch diese Enthüllung nicht die Eifersucht der Czechen zu erregen, die ja Schlesien als eine Domaine des böhmischen Staatsrechtes betrachten, fügt daS polnische Blatt bei: „Insofern sich diese Tkatsache auf Kosten der Czechen vollzieht, ist uns diese Erscheinung nicht sehr lieb, aber jedenfalls sind wir verpflichtet, auf dieser Tyatsacke weiter zu bauen, damit wir aus unserem ureigenen Boden festen Fuß saffen, so daß wir künftig nicht mehr von einer schwanken den Hcrrenlaune abhängen " Die czechischen „Narodn, Lisch' verzeichnen diese polnische Stimme mit der Erklärung, sie hielten es für besser» wenn die Polen ihre Kraft in jenen Theilen Schlesiens stärken würden, wo sie allenfalls den beiden slawischen Stämmen feindlichen deutschen Einfluß brechen können. Aufgabe der Czechen in Schlesien werde es sein, ihre nationale Organisation zu bethäligen, damit sie nicht an Boden verlieren. Und während so Czechen und Polen daran arbeiten, deutschen Besitzstand iu Schlesien zu slawisiren, nimmt leider in diesem Kronlande die Spaltung unter den dortigen Deutschen in immer ausgedehnterem Maße zu. Durch die belgische Versa ssuugsrevision wird das Leben der belgischen Nation vorauSlichtlich eine vollständige Umgestaltung erfahren, indem die breiten Volksschichten doch nunmehr zu größerer Theilnahmc an der Macht berufen werden. Das geht klar und deutlich auS der soeben ver öffentlichten Statistik für die Kammer-Neuwahlen her vor. Als im Juni v. I. die jetzigen Kammern zur Vornahme der Versassungsrevision gewählt wurden, durften nur 136 775 Bürger die Senatoren und Deputaten wählen. Heute nach dem neu angenommenen Wahl system sind für die Deputirtenwahlen 1 400 000 Bürger stimmberechtigt, wozu noch die den einzelnen Classen zugebilligten Mebrstimmcn kommen. Für die Wabl der Senatoren, an ver die mindestens 30 Jahre alten Bürger tbeilncbmen, giebt es 1 180 000 stimmberechtigte Bürger. Die Zahl der Stimmberechtigten hat sich also mehr als verzehnfacht; das sind Zahlen, welche sprechen und einen mächtigen Fortschritt bekunden. Natürlich weiß heute Niemand, waS aus diesem so erweiterten Stimmrechte hervorgchen, noch welche Partei als Siegerin im Wahl kampfe die Herrschaft im Lande erringen wird. Da man sich ganz im Dunkeln hierüber befindet, so rühren sich schon jetzt alle Parteien im Lande, um durch Ausstellung zündender Wahlprogramme die breiten Wählermassen an sich zu fesseln. Unter diesen Umständen verdient die Stellung der Bla In länder zum Wahlkampfe besondere Beachtung. Ter Brügger Congreß der Vlämer hat in Bezug hierauf folgen den Antrag angenommen: „Eine katholische vlämische Partei ist consiituirt; sie wird die OrtSverhälrnisse berücksichtigen, um ihr eigenes Programm und ihre eigenen Candidaten zum Siege zu führen, und, wenn erforderlich, zu diesem Zwecke sich mit anderen Vereinigungen verständige», welche die Religion, die Familie und das Eigrntbum achten." Tie katholische vlämische Partei will somit gegen die socialistische Partei und ihre Candidaten Front machen und die socio- listischen Wahlerfolge zu vereiteln suchen. " Die Aufregung, die wegen der Ermordung italienischer Arbeiter in Aigues-Mortes sich der Italiener bemächtigt halte, scheint sich doch noch nicht ganz gelegt zu haben, was übrigens am besten beweist, daß Frankreich schon lange in Italien allen Ableugnungen seitens der wenigen republikanischen Franzosenfreunde der Apenninenhalbinsel zum Trotz sich nur geringer Sympathien erfreut und man sich in Italien iminer mehr bewutzt wird, wie wenig Dank im Grunde die Italiener den Franzosen für ihr „Befreiungswerk" schulden; und es liegt auf der Hand, daß eS nur eines erneuten Anstoßes bedarf, um den Haß der Italiener gegen Frankreich aufs Neue in bellen Flammen auslodern zu lassen. So hat auch bei der römischen Bevölkerung die amtliche Pariser Nachricht, daß der Mai re von Aigues-Mortes nicht abgesetzl, sondern, da cs sich an geblich hcrausslcllte, daß er italienische Arbeiter mit eigener Lebensgefahr in Schutz nakm, auf sein eigenes Ansuchen blos deSAmtes enthoben wurde, einen sehr ungünstigen Eindruck gemacht. Die römische „Opinione" versichert, daß der italienische Untcr-Staatssecretair dem Minister Brin dringend abrieth, den Zwischenfall ohne Weiteres für erledigt zu er kläre», daß Letzterer aber hartnäckig auf seinem Willen bestand und ikn auch durchsetzte. Die „Opinione" fragt weiter, wie sich der Beschluß der französischen Regierung mit der vom Bot schafter Reßmann gemeldeten Erklärung in Einklang bringen lasse, wonach der Enthebung des Maires dessen En tlassun g auf dem Fuße folgen werde. Die italienische Regierung sei genarrt worden. Es frage sich aber, cd das ikalieniscbe Volk, welches, als eS seine Würde und sein Reckt verletzt sah, sich einmülhig und zornglühenv erhob, eine Regierung dulden werde, von welcher das Land noch mehr Demüthigungen erwarten dürfe. Tagte das Parlament, so würden, schließt die „Opinione", die Stunden des Cabinets Giotitti gezählt sein. Aebnlich urtheilt der „Fanfulla Der regierungsfreundliche „Parlaments" gleitet über den dunklen Punct stillsckwrigend hinweg und spricht mit absichtlicher Beflissenheit vom lebhaften Gange der Verhand lungen mit der französischen Regierung, von welcher man auch die Maßregelung deS Präfecten von Nimes gefordert habe. Indessen habe der Botschafter telegraphirt, daß das Gerichtsverfahren gegen die Mörder von Aigues- MorteS energisch gefördert werde und die Gendarmerie fünf weitere Arbeiter verhaftet und nack Nimes gebracht habe. — Daß sich die Feinde aller Ordnung in Italien, die Anarch isten, die günstige Gelegenheit nickt entgehen lassen würden, das beleidigte Nationalgefühl der Italiener für ihre egoistischen Zwecke auszunutzen, war vorauSzuscbcn. Die fortdauernden Arbeiterunruben in Neapel, welche sogar die Ver stärkung der dortigen Garnison auf 12 000 Mann und immer neue Verhaftungen nötbig gemacht baden, scheinen aber auch noch einen anderen Grund gehabt zu baden und auf fremde Machenschaften hinzudeuten. Mindesten« muß eS auffäll g erscheinen, daß, während seiten« der italienischen Regierung mit ebenso viel Nachdruck als Erfolg gegen die anlisranzösischcn Dolkskundgebungen, wo immer sie sich bemerkbar mochten, eingcschritten wurde, in Neapel auf einmal eine solche Be wegung zum AuSbruch kommt, deren anarchistische socialrevolutionaire Tendenz augenfällig »nd darauf berechnet ist, den erregten italienischen Arbcitermafscn ein anderes Ziel als die Bekämpfung deS mit den Greueln von Aigues-Mortes behafteten FranzosenthuuiS, zu zeige». Der Schluß liegt nur zu nahe und wird in Italien selbst allgemein gezogen, daß in Neapel französische Lockspitzel thätig sind, deren Auftrag darin be steht, die Aufmerksamkeit der öffentlichen Meinung von der in Frankreich systematisch weiter betriebene» Italienerbetze abzulenken, indem man ein Stuck socialer Revo lutivn auf italienischem Boden organisirt. Dieser neue sran zösische Freundschaftsdienst dürfte den letzten Nest von Sym paihien zerstören, der sich jenseits der Alpen bis jetzt noch zu Gunsten Frankreichs mühselig behauptet baden mochte, l und wenn jetzt einzelne französische Blätter, wie der Pariser „Figaro", b-rruen daß s" ^ ^ ^ü!ftcm7^ gewagt, und c'nzulenken versucten, , I ^„„„en und ibrcn VL-!>'7.'ch«ch °°m verfehlen. die als praktische weiter,ahrene Männer den er o^ ^ 's centraler Stelle zusammen ge Han. Was und Befürwortern dieser parlamentarlschen r^riza I is< °i. V-'MiUM- (,m '"7 « 7 -I- I-d- umsläiidlichc, z,ilraubcn„ unv mil allen ,,7';ür behaftete Geschäflsaang gestattet. Unter ,..ö >it dringendsten Wünschen namentlich ^ .r austra stchen Colonicn sigurircn die Herstellung l-,,lungS,ab>gcr bircc Kab-lverbindnnge,, nach den australischen und su°pac' Colonialq-bi-.en, die Abschattung. ^>3» Anomalien, innere Verwal,un.,Sref°men s°w- -ndlch vie Einstellung der Uebersuhrung von Straslugen auS Frankreich nach der Colon,- Neucadelomen, We't'an siebt «reift der letzte Punct bedenklich in die Opyare d internationalen Politik ein, wclch-rUmstandd'c Actio der freien coloniatpolüischen Lercm.guug des engl lchen Unter Hauses nicht gerade erleichtern dürfte. Gl-.chwohl w.rd d se parlamentarische Neugrünvung s-.ten« der englisch-" Blatter mit lebhafter Gcnugtbuung begrüßt und daran die Hrff nung geknüpft, daß ihre Tbätigkett den "der Li S ' Erde zerstreuten englischen Colontalmtereffcn Vorschub teilten werde. Die französische Doppelzüngigkeit und Begehrlichkeit machen sich dem armen Siam gegenüber »ach wie vor geltend. Tenn während die Eiarnesen pünctlich owver alle Vertragsbestimmungen zu erfüllen bemüht gewesen sind und in Ausführung des Ultimatums die siamesische Regierung bereits Silberdollars im Wertbe von 2*/« Millionen Francs an Bord des französischen Kriegsschiffes „Alouelle" gebracht und eine weitere halbe Million in der Indo-Chma-Bank zu Saigon hinterlegt hat, haben die Franzosen schon begonnen, aufs Neue eine Bestimmung deS Ultimatums zu verletzen, inecni sie die Stadt Tschant abon, die 8 Meilen land einwärts liegt, besetzt haben. Die französische Behörde be hauptet, obwohl die Stadl Tschantabo» nicht namentlich im Ultimatum genannt sei, finde sie sich doch darin ein- geschtossen, da das Wort „Fluß" die Stadt mck be greife! Mit Recht bemerkt auch die Londoner „Pall Mall Gazette" bei Besprechung der bis zum 25. August in London cingclaufencii Nachrichten auS Bangkok, daß Frankreich sich nie, wenn es Erfolg gehabt, durch Mäßigung ausgezeichnet babc. Obwohl seine Arroganz ihm schon manche schwere Lcction eingebracht, so habe es daraus doch nicht- gelernt. In Siam handele es jetzt, wie eS immer gebandelt habe. Es scheine, als ob Monsieur Dcvelle und Monsieur Le Myre de Bilers, während die von ihnen in den Wahlen erworbenen Lorbeeren noch grün sind, sich jetzt ermuthigt sehen, mit dem elenden Siam noch einmal einen Streit an- zusangcn, dessen Resultat eine weitere Zerstückelung des letz teren Staates sein möge. Frankreich habe die Macht, mit Siam zu zanken und es zu zerstückeln. Siam könne der gleichen nicht verhindern und daher sei eS noch einmal Lord Roscbery's Pflicht, seinen Einspruch zu erheben. Der britische Minister des Auswärtigen müsse auch gegen die Art und Weise, in welcher Monsieur Le Myre de Bilers die Bcr- bandlungen führe, energisch protestiren. Der französische Bevollmächtigte habe sich geweigert, mit dem Rathgebcr deS Königs von Siam, Ia quem in, einem früheren belgischen Minister, zusammenzukommen, und jetzt verbiete er ihm, Rath- schlägc in Bezug auf die FriedenSunterhanblungen zu geben. Wasbas bedeutet,ist klar. Ucberhauptislmanin denpolitischen Kreisen nicht nur Großbritannien-, sonvern auch anderorls in den letzten Tagen zu der Einsicht gekommen, daß die Be dingungen. welche Le Myre de Viler« stellt, weit über die Forderungen deS Ultimatums hinaus gehen. Wird einmal eine Einmischung in die innere Verwaltung des Landes zu gestanden, so ist eS um die künftige Unabhängigkeit und Auto nomie Siams geschehen. Deutsches Reich. * Berti», 27. August. Die „Nativnallib. Corr." hatte bekanntlich unlängst berichtet, cs sei begründete Aussicht vor handen, daß^ ein Schuldotationsgesetz bereits in der nächsten Session des neuzuwählendea preußischen Landtags werde vorgelegl werden. Diese Meldung ist von verschiedenen Seilen aiigesochten worden; die .Lreuzzeitung" behauptete bestimmt, ein solches Gesetz sei im Cullusministerium nicht m Ausarbeitung, eS würde also auch dem neuen Landtage keine solche Vorlage zugehen; m„ den dazu gehörigen Einzel- fragen sei mau allerdings schon wiederholt im Cultus- m,uistrr,um erklärlicher Weise beschäftigt gewesen, doch seien h'-rüber noch keine Bes Nüsse aefaßt. Dazu bemerkt heute die „Nationalliberale Corresponden, ": „Wir gestehen dem Dementi der „Kreuzzeitung" eine gewisse formelle Berechtigung zu; kaS Dotationsgesctz mag noch nicht in Ausarbeitung begriffen sein. Das conservative Blatt giebt aber >elbir zu, daß die dazu gehörigen Einzelfragen wiederholt geprüft sind; cs ist darum selbstverständlich, baß die Ausarbeitung eines solchen Gesetzentwurfs keinen Schwie rigkeiten mehr begegnen kann, wenn in den bctbeiliaten Mi- nliterien der ernstliche Wille vorhanden ist, das Gesetz zu Stande zu bnngen. Daß im Cullusministerium die Absicht vor- hanken ist, die organische Regelung der SchulunterbaltungS Pflicht zu unternehme,,, glauben wir bestimmt versichern zu können, ein Widerstand könnte dem Gesetze nur von anderer bestreifen die Eile der „Kreuz- reitung , mit welcher sie beim Auftauchen der Nachricht Erkundigungen c.nzog, und ihre Angst, die sie um da« Zliitanbckommen eines DotationSgesetzcS vor dem Erlaß eine« allgemeinen Schulgesetze- hat. Nichts könnte ven Conservativen und Klerikalen deS Landtage« unbequemer sein, als wenn die äußeren Verhältnisse der Volksschule bis zu einem bestimmten Grade geregelt würben; die Schulfrage joll eben fortwährend im Flusse bleiben, bis sich eine Re gierung oder ein Eultusminister bereit findet, die Herzens wünsche der conservativ-klerikalen Verbrüderung zu erfüllen und die Schule der Sbirche auszuliefern. Auch die am dringendsten der Abhilfe bedürftigen Nothstände begegnen ihrem Mißtrauen; für die Besserung der äußeren Lage desLehrerstandes, die nach den Ermittlungen deS Cultusministeriumö zum großen Theile »och eine sehr traurige ist, sind sie nicht geneigt, auch nur bescheidene Summen zu bewilligen, wie die Behandlung des vom CultuSminisicr Bosse in der letzten Session eingebrachtcn Gesetzentwurfs beweist. Wir wissen — und darüber herrscht auch wobl in den übrigen Parteien Uebereinstimmung — da- Cultus- minister Bosse von den besten Absichten für den Lehrerstand und das gesammte Schulwesen erfüllt ist; soll er nun in seinem Wunsche, die Schuluntcrhaltungspflicht zu regeln und damit das Lolksschulwesen auf eine gesicherte äußere Grund lage zu stellen, bestärkt werden, so geschieht da« natürlich nicht, wenn vorauözusehcn ist, daß ihm im nächsten Landtage von conservativ-klcrikaler Seite Hindernisse in den Weg gelegt werde». Insofern ist das Schicksal des Schul- votationSgesetzcs vom Ausfall der nächsten Wahlen zum A b ge o r d n e t e n h a u s e abhängig. Aufgabe der Mittclpartcien wird eS sein, den Freunden der Ultramontanen so viel Sitze abzunchmen, daß es ihnen unmöglich wird, im Verein mit den Letzteren eine Mehrheit im Abgeordnetenhaus« zu bilden. So laut das Centrum auch jetzt erklärt, eö werde in der nächsten Zeit däS treiben, was manche Leute eine „negative Politik" zu nennen pflegen: stände ihnen die Aussicht bevor, ein Schul gesetz zu erhalten, das über die Forderungen des verstorbenen Windthorst »och hinauSgcht, so wäre es sofort wieder bei der Hand, „positiv" nicht hier allein, sondern auch bei anderen Gelegenheiten mitzuwirken. Einer solchen Eventualität muß nach Kräften für die nächsten fünf Jahre vvrgebeugt werven. Wenn wir dann das Schuldotationsgesetz mit der im Reiche geplanten Steuerreform in Zusammenhang brachten, so geschah es in dem Sinne, daß die in Folge der Reform vom Reiche an Preußen überwiesene Summe dazu benutzt werden sollte, um die äußeren Berdällnistc der Volksschule zu regeln. Daß zur Durchführung eines SchuldotationS- gcsetzes Geld gehört, braucht nicht erst gesagt zu werden; bei der knappen Finanzlage Preußens ist aber nickt abzuschen, wann wieder eine so große Summe verfügbar wird, welche zur Durchführung der Echuldotation erforder lich ist. Wird diese Gelegenheit versäumt, so ist nicht nur ein allgemeines Schulgesetz, sondern auch ein Totationsgesetz auf absehbare Zeit unmöglich durchführbar. Sollte die Regierung sich zur Verwendung der genannte» Mittel nicht von vornherein bereit zeigen, so muß aus der Mitte deS Hauses heraus die Anregung gegeben und die Durch führung deS Vorschlages mit allen Mitteln betrieben werden." — Der „Straßb. Post" zufolge ist jetzt endgiltig be stimmt, daß der Kaiser am 9. September zwischen 9 und 10 Uhr auf dem Bahnhof Neudors in Straßburg eintrifft und demnächst die Parade des XV. Armcccorps auf dem Polygon abnimmt. Nach Beendigung der Parade wird der Kaiser an der Spitze der Fahnencompagnic in die Stadt bis zum Generalkommando reiten, sich von dort aus nach dem Hauptbabnbof begeben und nach Metz zurück- fahren. Nack der Berliner „Post" wird sich der Kaiser nach den Kaiser-Manövern von Stuttgart aus unmittelbar nach Oesterreich-Ungarn zum Manöver und zur Jagd be geben, dann über Wien »ach Berlin zurückreisen, hier einen Tag verweilen und dann direct nach Gotenburg zur Jagd abreisen. Von da bcgiebt sich der Kaiser auf dem kürzesten Wege nach Nom inten, wo er bis i» die zweite Woche des Oclober zu verbleiben gedenkt. — Die in einem Theil der Presse immer aufs Neue auftauckcndc Nachricht, der Kaiser beabsichtige, sich demnächst zum Besuch des Kaisers von Rußland nach Schloß Fredensborg in Dänemark zu begeben, wird als durchaus unbegründet bezeichnet. — Der Kaiser hat den großherzogl. mecklenburgischen Ober- Landesgerichts-Rath Altvater zu Rostock zum stellvertretende» richterlichen Mitglied des Neichs-ILisenbahnamts für die Dauer seines gegenwärtigen Staatsamtes ernannt. — Der Großfürst Alexander Alexandrowitsch, Admiral der russischen Flotte, ist mit Gefolge hier aus Petersburg ein- getroffen. — Der kaiserliche Botschafter in Rom, Wirkl. Geh. Rath Graf zu Solms.Sonnewatde, hat einen ihm bewilligten Urlaub an- getreten. — Der kaiserliche Gesandte am königl. rumänischen Hofe von Bülow ist von dem ihm bewilligten Urlaub nach Sinai» zurück- gekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen. — Der Vice-Admiral Koester, Direktor des Mariue-Departe- mentS des RcichS-Marineoints, ist hierher zurückgekehrt. — Der russische Botschaftsrat- von Giers ist auS Paris hier angekommen. — Ter neuernannte Generalsuperintendent von Berlin, Faber, wird, wie die „N. Pr. Ztg." hört, am Donnerstag im Consistorium in sein neues Amt cingesührt werden. Faber wurde im April I89l als Hos- und Domprediger nach Berlin berufen. Er ist am 3. Decembcr 1845 in Gebrenrode bei Gandersheim, wo sein Vater Pfarrer war, geboren; nach dem Besuche des Gymnasiums in Wolsenbüttel studirte er in Halle, Böttingen und Erlangen. Die erste Anstellung erhielt Pastor Faber zu ManSscld alS Diakonus und wurde dort bald Obervsarrer und Superintendent. Dann kam er in gleicher Eigenschaft nach Brtterseld und blieb dort 2'/, Jahre. Im Jahre 1885 wurde er in Magdeburg zum ersten Pfarrer an der Iohanniskirche gewählt und kurze Zeit darauf zum Super- «ntendenten ernannt, da der bisherige Superintendent Hildebrand in den Ruhestand trat. Von Magdeburg erfolgte seine Berufung nach Berlin. Der Bischof von Ermland, vr. Thiel, hat sich nach ein« tägigem Aufenthalte nach Heilsberg zurückbegeben. T" I" einer Auseinandersetzung mit der „Freist Ztg." schreibt die ossiciöse „Nordd. Allg. Ztg." u. A. Folgendes: „In einem Artikel unseres Blattes in Nr. 396 wurde aus« genihrt, daß der Tabak zu den Objecten gehöre, die, wie seine Besteuerung in fast allen Ländern zeige, ein» viel größere Steuersähigkeit besitzen, als sich aus dem Maß« ihrer Heran- Mnng zu den gemeinsamen Ausgaben bei uns ergiebt. Die Schwierigkeit, Li« es bei uns verursacht, di« Einnahmen Le« Reiche«
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