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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.09.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930925015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893092501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893092501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-09
- Tag1893-09-25
- Monat1893-09
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BezuaS-Prel- G» ß« oh« de» t» EtM bezirk a»d des Vorort»» «richteten Ans- »ndAtellen,bg»h»>«: mer«liLhrtich^I4L0, »ei »»«inwliaer ttglich« Znstell»»- m» Hans » L^tl Durch dt« Post be»og»» für Dentfchlaod nnd Oesterreich: vierreliihrtich »sl 3.—. Direct» tügltch» krrnzbaadiendung t»t Ausland: monatlich 7.30. LieMoege.-.Ausgab« rrfchetnt täglich'/,7 kW; di« >i«ld-»»«gad« vochriuag» b Uhr. Nedkrtto« vnd Lrve-itioa;) Aatzanne««oft» 8. Diekrveditio» ist Wochemog« naantrrbrnch«, »Sssaet »a» srüh 8 bi» «d«»d» 7 IW. Filiale«: vtt» M«»»'« r«rti». (Alfre» Hvhv-, Uaiveriilarastraß« l, Lani» L»,«e. kathariirenstr. 1«. part. und KS»ia»vl«t 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. A«zeiger»'Prei- die S gespaltene Prsitzeilr SO Psg. Neelame» ovtrr dam Rrdaetlonstzrlch (Kgt« spattea) üü^j, vor dev zamilieunachrlchch, (S geipaltea) 40-4. Gröher« tzchnfle» laut «vier«» Haid» darzrtchuiß. ladellanicher oich Ziffmffntz »ach höherem Lnrif. Grkr«,vtilaarn lg'ialzt). vor mit de« Morgen-Auegade, odae Postbesördernug -ch SO.—, mit Posibeförderuag 70.-^. Annatimeschluk fir Anzeige«: Adead-Ausgabr: Bormittag« Iv Uhr. Margea-Ausgabe: Nachmittag» «Uhr. Sonn- uud Festtag« früh '/»S Uhr. Bel de» Filialen und Annahmestelle» j« ein- halb» Stunde frühar. Anzeige» find stet« an dt, Er-editt»» za richte». Drack and Verlag von L. Polz k» Leipzig. ^?W. Montag den 25 September 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Aulwerpener Internationale Ausstellung 1894. Die Internationale Ausstellung, welche am b. Mai 1894 in Antwerpen eröffnet werden soll, findet aeuerding« in Deutschland mehr Beachtung, da die Ueberzeugung durchgedrungen ist, daß hier eine Möglichkeit geboten wird, der deutschen Industrie aus einem sehr wichtigen Gebiet erweiterten Absatz zu verschaffen uud Frank- reich, da« jetzt noch mit seiner Ausfuhr nach Belgien eiaca großen Borsprung hat, rinzuholea. Wir haben schon früher aus diese Ausstellung hingewieiea, wir solgeu aber gern der Anregung des LornitöS, da« hier dafür zu- sammengetrrieo ist, nochmal« iiffrntiich zur Theilnahmc aufzu- fordrrn. Nicht unterlassen wollen wir. auch an dieser Stelle her- vorzuhcben, daß es sich dabei weseatlich uur um frinrrr Waarcn, nicht um Gegenständ« der Massen-«u«suhr handeln kann. Tie Anmeldungssnst ist verlängert, doch ist uns noch nicht bekannt, bis wann; jedenfalls biltea wir, die Geneigtheit zur Theilnahme recht bald und längstens bi» zu« 3V. b. M. an unsere Kanzlei, Neue Börse, Tr. A, I, erklären zu wollen. Daselbst köunea auch Programme uud Aumethungobogri, in Empfang genommen werden. Leipzig, dea IS. September 1893. Dir Handelskammer. A. Thirme, vr. Geasel, S. Vorsitzender. Ausloosung der 4°/°igen Anleihe der Handelskammer zu Leipzig. Bon unserer 4°,,igen Anleihe sind bei der notariell vollzogenen Ausloosung die Nummern LSI. 578. ««1. 794. gezogen worden. Dieselben werden den Inhabern mit der Aussorderung gekündigt den Lapilaldelrag gegen Rückgabe der Schuldverschreibung und der dazu gehörigen Zin«leiste bei der Allgemeinen Deutschen Credit- Austritt am st. Tecember d. I. in Empfang zu nehmen. Leipzig, den 4. September 1893. Tie Handelskammer. kuul Unmenge, stell». Bors. vr. Gensel. Zwangsversteigerung. Im Wme der Zwangsvollstreckung sollen die im Grundbuche von Frepburg Band lb — Artikel 718 — aus den Namen der Com- maiiditgesellschost aus Aktien Freyburger Müdlenwerke H. Hinpe L Co. eingetragenen, in hiesiger Stadt und Flur gelegenen Grund stücke: Mühle nebst Zubehör mit 3441 Nutzungswerth. sowie sämmtliche Garten-, Wiesen- und Holzgrundftücke am 7. Oktober 1893, Vormittags 19 Uhr vor dem unterzeichueteu Gericht — au Gerichts»«»« — versteigert werden. Die Gruoostücke sind mit 40.97 THIr. Reinertrag und einer Flächt von 3,43,30 du zur Grundstruer veranlagt. Auszug aus der Steuerrolle. beglaubigte Alxchrlst drs Grundbuchartikel-, etwaige Abschätzungen und andere, die Grundstücke betreffende Nachmessungen, sowie besondrre kausbedingungrn können in der Gerichtsichreibcret Lormiitag« von lO—12 Uhr eiagesehen werden. 7Ille Reolberechtigten werden aufgesordert, die nicht von selbst aus den Ersteh« übergebenden Ansprüche, deren Vorhandensein oder Betrag ans dem Grundbuche zur Zeit der Eintragung des Brr- ftrigerungsvermrrks nicht hervorging, in-beionderr derartige Forde rungen von Capital, Zinsen, wiederkchrenden Hebungen oder kosten, spätesten- im Versleigerungstermiri vor der Aussorderung zur Ab gabe voa Geboten anzumelden und, salls der betreibende Gläubiger widerspricht, dem Gerichte glaudhast zu machen, widrigenfalls die selben bei Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt werden und bei Bertheiluna des Hausgeldes gegen die berückjjchtizten Ansprüche im Range zurücktreten. Diejenigen, welche da- Eiaentbum der Grundstücke beanspruchen, werde» ausgesordert, vor Schluß des Bersteigerungetermius die Einstellung des Bersahrens hnbeizusühren, widrigenfalls nach e solgtem Zuicklag da- Hausgeld in Bezug auf den Anspruch an die Stelle de« Grundstücks tritt. Da« Unheil über die Ertheilung deS Zuschlag? wird am 9. Tel ober 189». vormittag» 19 Uhr an Gerichtsstelle per- kündet werden. Freydurg (Unstrut), Len 14. Juli 1893. Königliche« Amtsgericht. Politische Tagesschau. * Leipzig, 24. September. AIS da- kaiserliche Telegramm an den Fürsten Bismarck bekannt wurde, hat man zuerst in einem teutschsreisinnigen Blatte, dann auch m der „Allg. Ztg." die .späte" Jnsor- mation de» Kaisers bemängelt. Von regierungsfreundlicher Teile wurde daraus entgegnet, daß die Nachrichten Uber die Erkrankung deS Fürsten sehr widerspruchsvoll gewesen seien, und daß etwa« Positive» überhaupt erst in der allerletzten Zeit bekannt geworden wäre. DaS ist unzweifelhaft ricki g. Erst au« dem Eowmentar, mit welchem die „Kreuzztg" da- kaiserliche Telegramm begleitete, erfuhr man, daß Lungenentzündung die Ursache der ernsten Erkrankung gewesen sei. über deren Gefährlichkeit, einer schon mit ««heilten Meldung de» „Rbein Eour." zufolge, weder der iürst, noch die Fürstin die Wabrbeit erfahren sollten, .wes halb auch Mittbeiluagen an die Presse unterblieben". Heute nun wird der .Köln. Ztg." auS Wien gemeldet: „Es wird mir bestätigt, daß der kailer erst in Guns verbürgte Nachrichten über di« Gefährlichkeit der Krankheit erbielt. di« Fürst Bi-marck durchgemacht hatte. Die dazu beruiencn Personen dollen bereit« während der drutschen Manöver dem Kaiser gemeltet. L. ß Gerücht« über eine schwere Erkrankung des Fürsten Bismarck um gingen. und über diese Gerücht« wurden dann weitere Ürkun- digunge« »ingezoge» Nachdem die Richtigkeit >en,r Gerücht» erwiest, und die« nach Gün« gemeldet war, rntichloh sich der Kaiser au« eigenster Initiative zu den, Telegramm an den Fürsten. Wie wenig die Bermuiduoq zulrifst, Ser Kaiser habe sich über dea Gesundheitszustand de« Fürsten ungenüc.rnd iir- sormirrn lossto, gehl schon aus der Idatjoche lervor, Laß VrosesI»r Schweutager de, Auftrag hat, dem Kaiser z' regelmäßig zu berichten. Die Aufregung während der kritischen Tage der Krankheit und di« Anstreugunge» der Pflege Hallen Professor Schweniuger die-mal an der rechtzeitigen Berichterstattung verdiudert. Wie ich nachträglich «nähre, Hai denn auch der K liier durch seinen Leibarzt den Professor Shweninger telegraphisch um Nachholung der versäumten Berichterstattung eriuchen lassen. Hier verlautet, Professor Schweniuger habe die Krankheit des Fürsten anfangs dieser Woche dahin geschildert, die Krankheil dauere nunmehr volle drei Wochen und habe der Reibe nach besta chen i» JSchias, Gürtelrose, Brust- und Athen,beschwerden, ver bunden mit äußerster Schmerzhaftigkeit und Schlaflosigkeit, sowie sonstigen schweren Nervenerscheinungen Zugleich habe Scbweninqer gemeldet, daß die Besserung, wenn auch lang sam, so doch stetig iortschreite." Unsere« Erachten« kann man die Erörterungen über die „späte" Information de« Kaisers vollständig aus sick beruhen lassen. Zu spät ist sie jedenfalls nicht erfolgt. Und daß der Kaiser auch nach der Meinung des Volke- den richtigen Augenblick nickt verpaßt bat. als er sich entschloß, dem Altreichskanzler seine Thcilnabmc lauSzu- sprechen, dafür zeugt die einmüthize Freude, mit welcher in allen nalwiialgesiiinlen Kreisen das bekannte Telegramm begrüßt wurde. Heute, wo die Versöhnung zwischen Kaiser uiiv Kanzler eben erst angebahnt ist, Nebensächliches hervvr- zusuchen und zu krilisiren, dürfte am wenigsten sür Diejenigen geboten sein, welche gleich u»S die völlige Aussöhnung wünschen und erhoffen. Wie bereits telegraphisch gemeldet, will bei den Festli ch- keiten in Toulon gerade Derjenige nicht mitibun, der dazu am ersten berufen schien, der französische Admiral Gervais, die Hauptperson bei den Festlichkeiten von Kronstadt. Er, die lebendige Verkörperung der Erinnerung an sene weide- volle Slundc, da die treisarbige Fahne der Republik dem Zaren aller Neuffen zu Füßen gelegt wurde, er wird bei den ä.ouloncr und Pariser Russensesten fehlen. Die Regierung der Republik, die ebensowenig, wie allzu volkStbünUiche Generäle, allzu volkSibümliche Flottensübrer brauchen kann, hat dem Admiral beim Empfange des russischen Schiffsbesuch» nickt jene erste Rolle zugetheilt, auf die er nach Kronstadt Anspruch erbeben zu dürscn glaubt; dar»», bat Gervais einen Urlaub nachgesuckt und wird den bevor stehenden Festen wenigstens in amtlicher Eigeuschast nicht bei wohnen. Inzwischen dauern die Zurüstungen zu dem Empfang der russischen Gäste in Frankreich fort, allerdings mit etwas weniger Hast, als noch vor einigen Tagen; die verschiedenen Kallwafferstrahlcn baden den allgemeinen Enthusiasmus ersichtlich abgcküblt. Im Border- trcsfcii stetst jetzt eie Pariser Ttadtvertretung, über deren Verhandlungen und Beschlüsse vom 22. Leptemdcr wegen der Begrüßungs-Veranstaltungen bereits kurz berichtet wurde. In der betreffenden Sitzung erregten die Cocial- Revolutionaire die patriotische Entrüstung der Mehrheit der Stadlväter von Pari». Vaillant erklärte ein Bündniß zwischen Frankreich und Rußland für unmöglich, »nv wetterte unter erheblichem Lärm gegen die sür vie Festlich keiten aesorderten Ercditc. Zur Sühne dieses Frevels ver langte Escudier die Aufstellung einer Büste PeterS deS Großen in Paris. Dieser Antrag wurde wirklich an die Eomuiission verwiesen. Tie Eredite wurden natürlich bewilligt. Die Pariser Blätter drücken über das .uopatrivtische" Verhallen der fünf socialrevolutiouaire» Sladträtbe ibre tiefste Entrüstung au». Damit auch der Humor bei den Fest lichkeiten zu seinem Recht komme, wollen die lothringische» Weinbergbesitzer die Erinnerung an den Besuch deS russischen Geschwaders dadurch festbaltrn, daß sie dem reich lichen und ausgezeichneten Gewächs von 1893 den Namen .Bin d'Avelane" geben (!). — Der Kammerpräsident Easimir Perier batte am 23. September eine Unterredung mit Dupuy bezüglich der Bolbeiligung der Kammer an de» russischen Festen. Perier wird am 13. Oktober nach Toulon geben und officiell ver Ankunft de« Geschwader- beiwobnen. Den Pariser Feste» kann das Bureau der Kammer nicht officiell beiwohnen, da ibre Vollmacht am l4. Lclvber erlischt. Der HkranSgeber der rusfischrn sonst nickt» weniger als keutsch-sreuiidlichkn „Nowoje Wremja" schildert in seinem Blatte die Eindrücke, welche er neuerdings in Berlin gewonnen bat, und giebt dabei naiurntlick der festen Ueberzeugung Au-druck, daß Kaiser Wilbelm ll. nicht nach Krieg und kriegerischen Erfolgen sich sehne, sondern den Frieden wünsche. An einen Frieden mit allgemeiner Abrüstung sei allerdings nickt zu denken, e» bandle sich bade: um ein leere» Phantasie-Gemälde» allein ein Friede, der auf allgemeinen Rüstungen beruhe, habe eine sichere und feste Grundlage. Den KriegSruki», den Wilhelm l. erworben habe, könne und dürfe sein Enkel — wie verselbe wobl wisse — nicht leichtfertig auf» Spiel setzen- ihn noch zu ilbrrtrrffen, sei ein Ding der Unmöglichkeit. So gestalte sich der unerreichbare KriegSrubm de» verewigten greisen Herrscher» zu einem granitenen Tburm, z» einer Schranke, hinter welcher nur der Friede wohne, an der alle kriegerischen Unternehmungen aufzubören Kälten. So denke auch Kaiser Wilbelm kl., der nur da« Gewonnene, nur das glänzende m>li- tairische Prestige de- Deutschen Reich» erbalten wolle, daher zäblt er genau und gewiffenbast die feindlichen Truppen. Kaum taucht im gegnerischen Lager ein neuer Soldat aut oder zwei neue Kanonen, so würden in Deutschland sofort zwei Soldaten mehr aiisgeboben und drei neue Geschütze aufgestellt. Aber die- geschehe nickt, um mit den Nachbarn Krieg z» führen und den rubiureichcn deutschen Tiegen neue binzuzusügen, sonder» einzig und allein, um da» Gleichgewicht zu er halten. Diese Auslassungen verdiene - um so mehr Beachtung, da e« ja bekannt ist, daß dir „Nowoje Wremja" mit den maßgebenden Kreisen Rußlands in Verbindung stellt. Hätte man in denselben die Absicht, dem bevorstebenken Geschwader- besuch in Toulon, den französischen Intentionen entsprechend, den Ebarakler einer gegen dea Dreibund und insbesondere gegen Deutschland gerichteten Demonstration zu verleiben, io würde man schwerlich kurz zuvor die „Nvwoje Wremja" in so bezeichnender Weise die Friedentshalmei blasen und die Tendenzen der lrntschen Politik rühmen lassen. Er wähnung verdient im Zusammenbang mit den eingangs angeführten Atlißernnge» der „Nowv>e Wremja" auch die Sachlichkeit unk Rübe, mit der ein anderes russisches Blatt, Vie „Nowosti", sich über den letzten Trink spruch Kaiser Franz Iosef'S auf den Zaren hei dem Mahl zu Borvssebes äußert. Diese» Organ sagt in seiner eben ein- gelangicn Nummer, Kaiser Franz Joses bade in jenem Toaste seinen persönlichen Gefühlen für den Zaren Ausdruck verlieben. An der Aufrichtigkeit dieser Gcsüklc bade niemals Jemand gezweiscll, uud die Beziellungen zwischen den Hcsen von Wien und Petersburg hätten überbauest stets ei» freundschaftliches Gepräge qeiragen. In politischer Hinsicht sei aber sür Rußland nur die Tdaksackc maßgebend, daß die österreichisch-ungarische» Staatsmänner die Stellung im Dreibünde sür vortbeilbast halten »nv demnach nie freiwillig ausgeben werden. Oester reich sei durch die mächtigsten Interessen veranlaß^, im Drei bünde zu verbleiben. Die Worte de» Kaiser» Franz Joses hätten tabcr leine politische Bedeutung; sie müßten aber immerkin alle Slawen erfreuen, welche wünschen, daß Oester reich mit Rußland im Frieden lebe. — Die Bemerkuiigen der „Nowosti" sind um so wertkvoller, als sie erkennen lassen, daß man sich über die Natur deS deutsch-österreichischen Bünd nisses keinen Täuschungen bingiebt. Die Angelegenheiten Indien» bcllerrschen »eben den Fragen und Problemen der Miitclnieerpolliik dauernd die politische Tiscussio» ii> England. Hinter den einen wie binter den aiidercu taucht das Schreckbild der russischen Macht- erweiterungSgelüste aus und verursacht den Engländern ernstes Mißbehage» Ter Uinstand, daß Sir Henry Norman de» ihm zugedachien und von illm bereits angenoninienen Posten als Bicek^nig von Indien nachträglich doch noch abgelebtst hat, vermehrt die Unruhe der poli tischen Kreise England» noch um ein Bedeuicnteö. Ein derartiger Enlscklnß ist in den anglo-intischen Annalen un> crhörl und sorde>t zur Erforschung der Beweggründe geradezu heraus. Bezeichnend für das Maß de» vorhandene» bczw. nicht verbände»«! Vertrauens in die auswärtige Politik des jetzige» EabinelS ist die Unterstellung, Norman habe di« Uebernahme der Oberleitung Indien- au- dem Grunde abgelebtst, weil er seinen Name» und seine» mililairische» Rus nicht zum Deckmantel von Maß regeln llabc bcrgeben wollen, die dem künftigen Bice- koiiig von Indien seiten» der heimischen Regierung unter allen Umständen zugcinutdel werden würden. Da« heißt, der mehrgenannie Generat könne und wolle nicht seine EttXvilligung zu« Hciabsetzung de» indischen Hee reS- budgelö erlheileu, weil er vor der Verantwortung für die Folgen eine» solchen CparsystemS mir Recht zurückschrecke. Es ,st nämlich in den polstiscken Sbreisc» Londons kein Geheimniß, daß die Eabinetsinebrheil auf Ersparungen ii» indischen Heercsbudgct drängt, weil sie auf diese Art am leichtesten und bequemsten da» durch die Entwerthung der Rupie aufS Schwerste gejährrele finanzielle Gleichgewicht de» Kaiserreich» Indien wieder bcrznstelle» glaubt. Als ein Fach mann, der fast seine ganze mililairische Lausbahn in Indien zurückgelcgt hat, habe General Norman zu solchem Beginnen nicht die Hand bieten können — keSdalb seine Ablehnung der illm zngedachlen Wende. Wenn die hier dargelegte Version da» Richtige träfe, so würde sie ans die auswärtigen Verlegenheiten de» englischen EadinctS ei» zieiulich bedenkliches Licht werfen. DaS stete, von einem einlleitlickc» Willen getragene, nach einem einheitlichen Plane sich vollziebcndc Vordringen Rußlands in Mittelasien einericilS, das unsichere Tasten der anglo-indischen Politik andererseits würde den an dieser Stelle bereit» mehr fach erwähnten Niedergang de» englische» Prestige» in Asien zur Genüge erklären und den Ausblick aus eine kriien- rciche Zukunft erösinrn. Englands Macht in Indien beruht zwar ungleich mehr aus moralischen als materiellen Machtgrundlagen. Aber letztere dürscn sich nicht ganz und gar verflüchtigen, nie eS geschehen würde, wenn ihr jth'öcö, das Minimum deS Erforderlichen bildende» Heeresdukget noch eine weitere Einschränkung erlitte. Plan kann bei dieser Sachlage kaum unidin, eigenartigen Empfin dungen sich zu überlassen, wenn man liest, daß die Duranv'schr Gesanktschasl a» de» Emir von Afghanistan sich ohne irgend welche eigene EScorle aus afghanijches Gebicl gewagt hat und nur aus den Schutz der Truppen des Einir» vertrant. Die Vorgeschichte der englisch-asgbanischen Beziehungen sollte englische Gesandte aus LaS Eiiidringlichste vor Vertrauens seligkeit warnen. Der Bürgerkrieg in Argentinien ist hart vor der Entscheidung angelangt. Nach einer von unü bereu» wieder- aegebenen „Reuter"-Meldu»g au» Vuen »S-Ayreö sind die Aufständischen von Tucuman in die Provinz Santiago eingedrungen, wo sie mit den Truppen des Gouverneurs kämpfen. Der Ministerpräsident besaht dem Gouverneur, alles ansznhielen, um sich hiS zur Aiilnnsr de» General» Pellogrini zu halten. Der Draht- und Eisenbahnverkehr in Tucuman ist unterbrochen. Die Nationalgarden in Santa Fö wurden mohjlisirt Nach einer späteren über Paris ciiizeiangten Meldung aus Buenos - AyreS wäre die Eisenhabnverdindung „ist Tucuman wieder bergestellt, General Pcllcgrini sollte am Soilliadend dort einticsscn. Dies würde aus einen Mißerfolg der Aufständischen bindculcii, doch ist daran seslzuhallcn, tag die Nachrichten aus rem Regierungslager hänsig sckiönsärdrrisch und mir mit Vorbehalt aulzunebnien sind. Nach den neueste», in London am 24. September eingckroffenen Meldungen au« BuenoS-AyreS ist eine weitere Zahl von Personen verbasiet worden, darunter General Mansilla. E« wurden erhöhte VoriichtSmaßregcln getroffen. Deutsches Reich. ^ W»r1t«, 24. September. Im Görlitz-Laubaner Landtags-Wahlkreise werken, wie man uns von dort berichtet, dir Nativnallideralen mit den Eoniervaliven auch bei der bevorstehenden Landraz-wahl wieder Hand in Hand gehen. Nachdem die Vorstände der erster«» in Görlitz und L'uban sich dahi» schlüssig gemacht halten, ihren General versammlungen die Wiederwahl der seitderigen Abgeordneten, der Nativnallideralen von Lcbenckendorff und Burg- hardl und de» srciconservaiivcn Schlabr». zu empfehlen, bat sich am 21. d. M. der consrrvative Eentralverein de« Wahlkreise» in einer srbr zahlreich besuchten Generalveriamni» lunq zu Görlitz ebensall« und zwar einstimmig sür diese Wieder wahl entschieden. Es unterliegt keinem Z>v«isel,daß die General versammlungen der beiden aationakliberalen Wahlverrine demnächst i» dem gleichen Sinne Beschluß fassen werden. — Im Wahlkreise Breslau ist gegenüber dem conservativ- nalionaUiberalen Wahlbündnis «ine Verständigung zwischen den beiden freisinnigen Richtungen zu Stande gekommen, wonach die Bolkspartei zwei, die Vereinigung einen Eandi- tateir erhält. Auch in Hirswbrrg haben sich die beiden freisinnigen Richtungen aus die bisherigen Vertreter, Eberty und Halderstadt, geeinigt. 1k Berlin. 24. September. Wie über die Zunahme der an die HandlunHSrcisenten vertbeiltcn Legitimationskarten, so liegen auch über die Steigerung der aus Grund de» H. 55 der Gewerbeordnung zu ertbeilenven Wandergewerbr- sckcine an Hausirer sür die einzelnen Bundesstaaten amtlich fest,gestellte Zahlen vor. Die Gesammtzunabme der Wander- gewcrbrscheinc hat bekanntlich in der Zeit von 1834 bi» 1889 für da» ganze Reich 6,07 Procent betragen. In Preußen war die Zahl derselben von N7L70 aus 126 460, in Sachsen von >0 720 auf kl 139, in Hessen von 2778 aus 6323, in Sachsen-Weimar von >452 aus 2099, in Olden burg von 962 aus l088, in Braunschwrig von 3854 auf 4830, in Elsaß-Lothringen von 8919 auf l > L8S gestiegen. Ein wesentlickcr Unterschied bat sich dabei allerdings zwischen den Lcgitimationskartcii sür HandlungSreisendr und den Wandergcwerbcscheincn bemerkbar gemacht. Bei den ersterrn haben die größeren Bundesstaaten durchweg eine Zunahme aufznweisen gehabt, bei den letzteren giedl eS eine ganze Anzahl grögcrcr und mittlerer Vuntesslaalen, welche einen Rückgang zu verzeichnen gehabt haben. So wurden in Bayern im Jahre 1884 a» Wa,ire>gcwerbcscheinen 20 663, im Jahre k889 »ur l9 l3l, i» Baken 12 236 und N 268, in Mecklenburg- Schwerin 3193 und 2099, in Vrenien 302 und 382, in Ham burg 402 und 332 ertheill. Auch sür Württemberg, für welches die Zahlen nur bi- 1888 versiegen, war ein Rück gang sestzusleUen. Während sich also bei den Legitimation»- karten für HandlungSrriscnbc die Zunahme aus da» ganze Reich, wenn auch nickt völlig, so koch einigermaßen gleich mäßig vertheilt hat. so sind von der für den genannten Zeit raum sesigeslellten Zunahme ker Wandergewerbescheine einzelne Staate», z. B. Preußen, Hessen und Elsaß Lothringen, in ganz besonderer Weise delrosscn worden. — Die Annahme, a>S ob der Kaiser durch äußere Ein flüsse — man spricht von Bemühungen König Albert'» und Kaiser Franz Joseph » — zu, Absenkung derTrpcsche an Bismarck bewege» worden sei, finket kaum irgend wo Glauben. Vielfach wird betont, wie sehr der ganze Vorgang dem Wese» des Kaiser» entspricht. Die Cielluug de» Grafen Eaprivi zu der Angelegenheit wird von der „Nortd. Alla. Ztg." noch immer nicht in irgend einer Weise bezeichnet. Dagegen kann die „Köln.Ztg." „mit aller Be- siiinuttbest fcsistelleii, daß Gras Eaprivi vor der Absenkung ,e»cS Telegramm« volle Kennlniß desselben gehabt hat." In Ucbcreinstiinmung mit dieser Melkung berichtet auch der „Hann. Knr", daß Gras Eaprivi, der früher al« Gegner einer Verständigung bezeichnet winde, seinen Widerspruch in viesem Pnncke schon vor längerer Zeit aufgegeben habe. — Uebercinslimmend mit unserer Auffassung von der praktischen Bebeulung de» Telegram mwecht eks zwischen kein Kaiser und dem Fürsten Bi-marck schreibt die „National ZH.": „Die öffentliche Erörterung de» Telegramms de» Kaffer» an den Fürsten Bismarck und der Erwiderung desselben hat sich rasch erschürft. Für diejenige Bcurlheilung, welche sich iiiebt in sensationelle Vermutbungcn und Vorhersagungen vertieren wollte, lag von Anfang an nickt mehr vor, al» ein erster Schritt zur persönlichen Wiederannäherung de» Kaiser- und de» früheren Kanzler», der zur vollen Ausgleichung de» Zerwürfnisses sübren und dann mittelbar auch günstige politische Wirkungen haben kann, kessen Eonseqnenztii aber vorderhand in keiner Beziehung mit Sicherheit vorberzusehen sind. Die Wünsche, welche überall da gehegt werden, wo man das Zerwürsuiß al« ein Unheil betrachtete, müssen sich zunächst bescheiden." — Die von mehreren Zeitungen gebrachte Nachricht, wonach der Kaiserin von einer Dame der Betrag von 100 000 -L zu wohttbäiigcn Zwecken überwiesen worben sei, erklärt der „Reichsanzeiger" sür unwahr. - Dem weneralke!dinarichall Grasen vo» Vlnmenthal sind, wie die „Post" hört, die Anstrengungen der Katjerinonöver gut de- toiiiiiien. Cr hat Anfang der Woche einige Tage in Berlin ver weilt und sich dann nach felneni Gute Ouellendors bet Cöthen begeben, von wo er erst Anfang November zurüctkehren wird. — Ter Lirector der handelspolitischen Abtheilung de» auswärtigen Amis, Wirklicher Gchermer Legativusrach Retchardt, ist vom Urlaub zuruckg, kehrt. — Der Wiederbeginn der Sitzungen der Börsen« Enquvte-Commission ist nach dem „Reich-anzeiger" von Tienslag aus Mittwoch nächster Woche verschoben worden. — Ter gestrige foctaldeniokratifche Cammer« zu Ehren Friedrich Engel«' war vo» »lwa 3<100 Personen bejucht. Reich«lagradgeord- neter Liebknecht hielt die Rebe aus den Gefeierten. Engel« er widerte mit einer Rede auf Berlin alS die Stadt der Locial- demokratle. — Augenblicklich bestehen in Berlin 208 socialdemo kratische Gesangvereine mit ca. 4000 Mitgliedern. * kiel, 22. Septeniber. Tie Nachricht, daß der Kaiser zur Abhaltung eine» Flottenrrvue Ende dieser Woche Her kommen werde, bestätigt sick nicht. Dir große Herbst- übungsstoite beendet heute die Manöver und kehrt morgen in den Kieler Hasen zurück, wo die Auslösung der Flotte bereit- Mittag« erfolgt. Die kaiserliche /facht „Hohenzollcra" wird sich am Moniag nach Swinemüiide begeben, um dort zur Verfügung de« Kaiser« sür di« Reise nach Schwede» zu stehen. * Loedltnbur«, 22 September. Die Stadtverordneten genehmigten in ihrer letzten Sitzung ein Ortsstatut. be treffend die Lohnzahlung an gewerbliche Ardeitrr unter 18 Iabren. Nach diesem Statut darf der Lohn von den Arbeitgebern nicht mehr den jungen Leuten, sondern »ur deren Eltern und Vormündern gezahlt weiten. Autaabmrn finden statt, wenn die Arbeiter mit einer Bescheinigung ihrer Eltern oder Vormünder versehen sind, in denen ihnen dies» i die Erhebung de» Lohne» gestatten. Da» Recht der Loh»
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