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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.09.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930928012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893092801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893092801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-09
- Tag1893-09-28
- Monat1893-09
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di« Ausstattung drr Kirche al« auch übrr die vom Schloßtau« verein im Zeiträume eine- Iabre» ausgeführten AuSbesserung-- und ErneurrungSarbriten de- Schlosse- sehr lobend au». In der Schloßrestauratiou wurde dann ein von der Innung der Bau- aewerkSmeister zu Reichenbach und Umgegend gespendetes frühstück eingenommen Herr Bürgermeister Jacob begrüßte hier die Festtheilnehliier und sprach seinen Dank dafür au», daß der Baugewerkentag auch der aufstrebenden Industrie stadt Mylau «inen Besuch abgestattet babe. Von den vielen Ansprachen und Toasten sei nur der Toast de» Vorsitzenden de- Baugewerkeutage«, Herr» Baumeister Teichgräber au» Dresden, erwähnt, in welchem derselbe der Stadt Mylau den Dank für den freundlichen Empfang und den Baugewerk»- nieisteru von Mylau Dank für die Schmückung de« Schloß- eingangeS auSsprack. Nachmittag- zwischen 2 und 3 Uhr fuhren dann die Bezucher wieder nach Neichenbach zurück, um mit den Nachmittag»- und Äbrndzügeo in die Heimath zurück- zukrhreo. 1. Aa-avngeorgenftadt, 26. September. Der IS jährige Sohn de- Fuhrmann» Fischer au» WittigSthal, welcher für seinen erkrankten Vater beim Langholzfabrc» am Rabenberge auf Dreitenbrunner Staatlforstreviere beschäftigt war, wurde von dem beladenen Wagen in einem Hohlwege so unglücklich -egen einen Stamm gebrückt, daß der Tod eintrat. 2. Lre-de«, 27. September. Prinz Friedrich August traf gestern, Dicn«»ag, Abend» v Uhr 58 Min. au» Nebeseld wieder in Dresden ein und begab sich direct nach Wachwiy. — Mit allerhöchster Genehmigung ist dem Oberlehrer am Realgymnasium zu Anuabera, Dr. Ernst Eduard Göpsert, der Titel „Prosessor" verliehen worden. —». Der Tbeil de» königlichen Residenzschlosse- in Dresden, welcher neuerlichst als Wohnung für die Familie de» Prinzen Friedrich August eingerichtet wurde, ist durch seine künstlerische Ausführung in Bau und Decoration ein Schmuck nicht allein für da» Schloß, sondern auch für den ganzen Stadttheil geworden. Dem Vernehmen nach steht auch ein Umbau de» Schloßthciles bevor, unter welchem die Passage von der AugustuSdrücke hindurchfllhrt. Dieser Thcil de» Schlosse», weil vom Herzog Georg dem Bärtigen im Jahre 1534 erbaut, daS „Georgenschloß" genannt, ist die «igentliche Residenz und halte vor dem Brande von l70l, der den ganzen oberen Theil vernichtete, reichen Skulpturen- schmuck. Dieser zeigte in drastischer Weise den naiven Kunstgeschmack jener Zeit, lieber dem Thore befand sich der „Dodtentanz", auf welchem alle Stände, vom Papste und Kaiser b>» zum verkrüppelten Bettler herab, hinter einem auf einer Pfeife muslcirrnden Todtenaerippe in langer Reihe dem Grabe zutanzten. Zum Schluß ein Gerippe mit einer Sense. Diese» Bild der Vergänglichkeit überragte« neun allegorische Figuren, von welchen nach de», Brauve vier wieder ausgefunden wurden. Sie stellie» dar einen KriegSmann, der vor einem Löwen da» Schwert rieb», e»ieu Juden mit Geldkasten und Beutel, einen dickbäuchige» Mann, der in einer Hand eine Weinflasche und in der ankeren eine Schüssel mit einer gebratenen Gans hielt, und rin altes Baneri»vtib mit dem Spinnrocken. Die ent^egen- gesctzle Seite, nach der Schloßgasse, zeigte in reichen Lculp- turcu über dem Thorbvgen einen Löwen, d»e Schlange bäiikigent, ein Lamm und ein Todtrngerippe, dabei die Worte „Öov äo Triliu lull« rvilomit ov««". Weiter oben da» Kreuz, die Taube, das EhristuSblld, darüber der Ritter Georg mit dem Lindwurm und im Giebel Kaiser Octavian und die Sibylle, welche aus da» über ihnen angebrachte Marienbild zeigten. Da» Ganze bedeutete den Sündensaü, die Strafe des TodeS und die Versöhnung de» menschlichen Geschlecht». Bon Allem hat sich der „Dodtentanz", 27 Personen zählend, erballe», indem er an der Blauer de» Neustädter KirchhosS aufgestellt worden ist. ^ 2 Dresden, 27. September. Heute Vormittag S Uhr begannen die Vorbesprechungen für den morgen beginnenden Eongreß. Zunächst beschäftigt sich die Vertreter-Ver sammlung de« Verbandes deutscher evangelischer Schul- und Lehrervereine mit dem Bericht über die Maßnahmen der Commission, betressend den Zedlitz'schcn VolkSschulgesetzentwurs. Tann wurde in die Beraihung und . Festsetzung der VerbandS-Statulen eingetreten und die nächsten Ausgaben des Verbandes besprochen. Nachmittag» 2 llhr begann die Zweite Vertreter» Versammlung des Verbandes, welche sich eingehend mit der Frage der Deutsche» Lebrerzeitung beschäftigte und Anträge an daS Coinilö derselbe», den Central-AuSschuß de» CongreffeS u. s. w. erledigt. Nachmittag« 5 Uhr sand Sitzung de« Central ' Ausschusses de» Schulcongresse» in Gemeinschaft mit dem OrtS-Comitü statt, und Abend» 8 Uhr begann eine Vorvrrsammlung des Evangelischen Schul» coagresse«. bei dem di« Be "kg, , dir Herren Reakgymnasial-Director Prozessor 'vr. Zange-Erfurt, Hauptlehrer Ho geweg-Broich bei Mühlheim a. d. Ruhr, auptlehrer Engel-Bischbeim (Elsaß), Rector Hark- üler-loh u. s. w. übernommen hatten. 2.'. Dresden, 27. September. Eia unheimlicher Ueber- sall erregt bier rin gewisse» Aufsehen. Gestern früh erschien in der Wohnung eines hiesigen Kaufmann« eia Unbekannter und verlangte von dem Hausmädchen, da» zufällig allein im Hause anwesend war, die Abnahme von drei Kistchen Cigaretten für ihren Herrn und Bezahlung für die selben. Al« sich da» Mädchen weigerte, die Kistchen ab- zunrhmea, erbat sich der etwa 23 Jahre alte Unbekannte, der al» besondere« Kennzeichen aufsallcnd kleine Augen besitzt, einen Bleistift, angeblich, um den Prei« auf die Kistchen schreiben zu können. Al» ibm auch die» verweigert wurde, packte der Unbekannte da» Mädchen, schlug e» mit voller Wucht zweimal auf den Kopf und stieß es dann an die Wand. Aus da« Hilfegeschrei der Uebcrfallenen ergriff der Thäter die Flucht. Sitzung -er Stadtverordneten. Vorläufiger Bericht. * Lettzzts, 27. September. Vorsitzender: Herr Iustizrath vr. Sch > ll. Am RathStisch find anwesend dir Herren Ober bürgermeister vr Georgi, Stadträthe vr. Schmid, Büttner, Vr. Wangemann. Der erste Gegenstand der Tagesordnung, betreffend die Wahl von lü Stadtverordneten und 24 anderen Bürgern al» Mitglieder zum gemischlcu ständigen Ausschuß für die die-zährige Stadtverordnetenwakl, wird abgesetzt, weil der Wahl Ausschuß die betreffende Vorschlagsliste einer nochmaligen Revision unterziehen will. Zweiter Gegenstand der Tagesordnung ist die RathSvorlage, betreffend die Neu regelung de» DüngerexpvrtwesenS für Leipzig (Referent Herr Mayer). Nach dieser Vorlage soll eine Erhöhung de» Tarife» für die Grubenräumung eintreten und zwar, wie die Ausschüsse beantragen, dergestalt, daß künftig bezahlt werden soll^ ». bei solchen Gruben, deren Räumung 18—26 w Schlauchlänge erfordert, l,75 d. bei solchen Gruben» deren Räumung 27—35 w Schlauchlänge erfordert, 2 c. bei solchen Gruben, deren Räumung 35 bi» 45 w Schlauchlänge erfordert, 2,25 und ,1. bei solchen Gruben, deren Räumung mehr al» 45 w erfordert, 2,50 Die Dünger-Ezvort-Gesellschaft bat al» Grmib der Er höhung de» Danse» angegeben, daß sie in neuerer Zeit da» Letrieb-capital bat vermehren müssen, und ferner, baß nur ganz außerordentlich günstige Umstände in den letzten Jahren die Vertheilung einer öprocenlizen Dividende ermöglicht haben. An der sehr langau-gedehnten Debatte betheiligcn sich außer dem Referenten die Herren Pommer, welcher den Antrag stellt, dir Abstimmung über die Vorlage bez. über die Ausschußanträge zu vertagen, Goetz, welcher beantragt, eine Bestimmung in den Vertrag auszunehmen, wonach den landwirthschastlichen Betrieben es gestaltet sein soll, ihren eigenen Düngerbedarf mit eigenen Wagen aus den städtischen Gruben adfahren zu können, vorausgesetzt, daß sic sich den Bestimmungen des Vertrage« in Bezug auf die Modalitäten der Abfuhr unterwerfen, Stadtrath vr. Schmid, der daS Collegium mit großer Entschiedenheit ersucht, die RathSvorlage in ihrem vollen Umfange zu genehmigen, da sie ein Product langwieriger Verhandlungen sei, Oberbürger meister vr. Georgi, welcher die Ausführungen de- Vor redners unterstützt und die Bemerkung in seine Darlegungen einfließen läßt, daß e- nicht sehr wahrscheinlich sei, daß die Stadlgemeinde Leipzig zn dem Berieselungssystem übergeben werde, Rudolph, den Antrag Pommer unterstützend, Ober justizrath Schmidt, eine» Antrag stellend, der den Zweck verfolgt, jede Möglichkeit zu entfernen, daß tz. 2 dcS OrlS- stalutS über das Düngerexportwesen so interpretirt werden könne, als ob der Dünger-Export-Gesellschaft ein Monopol verliehen werden solle. Har ich und zu wiederholten Malen noch die Herren Stabtrath vr. Schmid, Rudolph, Goetz, Pommer, Oberbürgermeister vr. Georgi. Bei der Abstimmung wird der Antrag Pommer mit 3l gegen 2« Stimmen abaelebnt, der Antrag Goetz mit erheb licher Majorität ebenfalls abgelchnt, der Antrag Schmidt gegen 1 Stimme angenommen. Im klebrigen wird die RathSvorlage in Gemäßheit der AuSschußantrage genehmigt. Die Sitzung dauert fort. Vermischtes. — Der »erhingnttzxlleHut. Unter dieser Ueberschrift macht eine zwar nicht mehr ganz neue, aber sehr hübsch zu lesend« Geschichte die Runde durch die Blatter. Ein seltsame» Abenteuer erlebte an einem Abend der Geheimrath Michelet, Präsident de» internationalcu Straßenbahncongresse» in Pest. Aus dem Wcstbahnhosc in Pest erwartete Michele» einen au» Wien ankommeuden Freund. Bevor er nach dem Bahnhofe ging, hatte er sich in der Kerepeserltraße in einem Hutladen e.nen neuen Hut gekauft. Im Bahnhof angelangt, ging er aus dem Bahnsteig aus und ab und war nicht wenig über rascht. als er plötzlicd in der einen Tasche seine» Uebrrrocke» « ne Geldbörse mit V5 Gulden fand, von ver er bestimmt wußte, daß sie ihm nicht gehörte. Seine Ueberraschung wurde aber geradezu unheimlich, al» er hierauf in der anderen Tasche seine- Uebrrrocke« eine silberne Uhr vorfand, von welcher er gleichfalls nicht bebaupten konnte, sie je früher zu seinem Be- uy gerechnet zu haben. Er wandte sich daher an einen Polizisten, der aber nicht i» der Lage war, da» Anliegen Michelet'« zur Kenntniß zu nebmen, da der Präsident de» Straßeubahnoerein- e» bisher versäumt hatte, sich die ungarische Sprache anzueiguen. Fast zu gleicher Zeit schlug jedoch ein Czegleder Landmann Lärm, weil ihm seine Geldbörse abhanden gekommen war. Zum Glück war bald ein Geheimpolizist zur Stelle, dem sich Michelet verständlich machen konnte. Nun erfuhr man, daß in der Börse de« Landmanne« ursprüng lich ein viel geringerer Betrag enthalten gewesen war. al» iu dem AuaeiibliF, da sie Michelet in seiner Rocktasche vorfaov. Wahrend man noch vorüber redete, wurde von der Polizei in der Person Jakob Schlesinger'» rin internationaler Taschendieb verhaftet, und dieser gestand, dem Ciegleker Land- niann die erwähnte Börse mit 5 Gulden gestohlen zu haben. In seinem Besitze waren zu dieser Zeit jedoch schon 90 Gulden und eine silberne Uhr, welche er anderen Opfern entwendet halt«. Er tkat da» ganze Geld in die Börse und steckte dies« sanimt der Uhr in die Rocktasche de» Herrn Michelet, den er für einen Dicde-genossen hielt. Schlesinger ist Mitglied einer Diebe-bande, deren einzelne Mitglieder sich nicht kennen, die jedoch ein unauffälliges Erkennungszeichen haben, nämlich einen gemeinsame» Hut. In einem Hutladen in drr Kerepeser- straße wurden vor einiger Zeit fünfzig große in Form und Farbe außergewöhnliche Hüte bestellt, natürlich ohne daß der GeschäftSeigciilhümer verständigt wurde, welchem Zwecke sie eigentlich dienen sollten Der Geschäftsmann batte jedoch, ohne daß die Besteller die» wußten, von demselben Muster nock mehrere Hüte anfertigen lassen und zufällig Herrn Michelet einen solchen verkauft. So kam es, daß Schlesinger den Präsidenten de« internationalen StraßenbahnvereinS für ein Mitglied einer internationalen Diebe-bande hielt. — Gtasuö Cartzurci. der berühmteste unter den zeit genössischen Dichtern Italien», lebt zur Zeit in einer scharfen Fehde mit dem kvnigl. Steueragraten von Bologna. Er hat dem Agenten sein Einkommen aus seiner dichterischen Tbätigkeit auf 2000 Lire im Jahre angegeben. Der Agent will aber nicht glauben, daß ein so berühmter Poet für all seine viclbewunderten Oden und „Rime" nur 2000 Lire im Jahre erhalte, und hat ihn mit 8000 Lire Jahreseinkommen eingeschätzt. Nun muß man bedenken, daß die italienische Einkommensteuer netto den siebenten Tbeil de» steuer pflichtigen Einkommen» auSmacht. Dem Dichter der „Oäi darkari" wird also vom Steueragenten zugemuthet, über NOO Lire Einkommensteuer zu zahlen, während Carducci versichert, daß ihm seine Gedichte überhaupt nur 2000 Lire rinvringcn. Man wird also den Zorn de» Poeten be greifen. Da ihm alle Rcclamationen bei den zuständigen Behörden nicht« geholfen haben, so bat er eine Zeitung-sehde gegen den unglückseligen Steueragentrn begonnen. Mit der ganzen Gewal» seiner dichterischen Spracht schildert er die „niederträchtigen Machenschaften" de» Steurragenten, der von seinem literarischen Schassen keine Ahnung habe und felsenfest davon überzeugt sei, daß man jeden Tag so gut wie einen Stcuerzettel auch eine Ode Herstellen könne. „Mag mir doch", so rust Carducci au», „der Herr Steueragent Contracle suchen, die für mein literarische« Eizenthum eine IahreSrente ver bürgen. Ich klage ihn inzwischen vor der Regierung und der öffentlichen Meinung der Beleidigung, der Unwissenheit und eine« willkürlichen Verfahrens gegen die Steuerpflichtigen an, eine« Verfahren«, daS nur geeignet ist, da« Gesetz unbillig und verhaßt zu machen. Und ich bezahle nicht. Vor wärts! GiosuL Carducci." Literatur. Zum bevorstehenden Quartal-Wechsel machen wir unsere Leserinnen, welche noch nicht Abonnentinnen der t» Berlin bei Friedrich Schirmer erscheinenden Zeitschrift: „Ties Blatt ««Hirt Hausfrau!" sind, daraus ausmerksam, daß jetzt wiederum günstiger Zeitpunkt zom Eintritt tu da« Abonnement gekommel tze, ru« ein günstiger Zeitpunkt z»m Eintritt in da« Abonnement gekommen ist. — Bei der Füll« de« Gebotene» ist der Ouartal-preiS von 1 25 exctul. IS -4 Zuftellu»g»g»bahren, sebr gering. Fast jede Nummer dieser Zeitschrift bietet dem gesammtea weiblichen Geschlecht gute Anregungen und nutzbrtaaeade Ralhschläge in Hülle und Fülle, ganz abgelebt, von dem reichen Unterhaltung»»-«» mit seine» vorzügliche» Erzählungen und den monatlich von jetzt ab zweimal erichttneude», durch viel« Abbildungen(Lostüme, Etliche,Hand- arbeiten, Schnittmuster) gezierten Modenummern. In letzter»» wtrd au«schließlich nur Da» gebracht, wa« «t» solider, gntbürgerlicher Ge schmack, verbunden mit wetier Sparsamkeit, sordert. Die hohe Abonnentrnzisser von weit übrr 70000 bietet den best«,, Beweis, daß di» Zeitschrift „Diel Blatt geh»rt der Hau«franl" in ihrer Art die vollkommenste ist. — Man aboaalrt bet allen Buchhandlungen und Postaostalten. " a * « 8t. Hubertus. Wöchentlich erscheinende illllstrirte Zeiischrist für Iagb und Hundezucht. Fischerei und Naturkunde. Verlag von Paul Schettler'» Erben, EStheu (Anhalt). Ll. Jahrgang, Nr. 38. Inhalt: Der Dach»hund Bedicht von Brak Walberiee (..Der Jäger"). — Zur Eröffnuna der Hasenjagd. Bo» Rena. — Graßtaren aut meinem Jägerleben. Von ltt. Han» voo Kadich. VH. Wildkatzen. — Durch Wold und Feld, von Staat« von Wacquant^eozelle«. H. Dt« Blatte-TournS«. — Achtergehöru. Originalautotypie nach einer Photographie. — Ein Hirsch mir Hindernissen. Bon F. Liebermaan von Sonaeuberg. — Zur Dämmer stunde. Illustration. — Kreuz- uud Qaerzüa«. Jagderinnerunge» von l)r. SandrS-Ezeruowitz. — Schüsseltreiveu. Doppel-Bollduv Nach einem Gemälde von llhr. Heaseler. — Au» dem Rucksack. Personalien. Halali. Jagdreluliate. Jagdunsill«. Jagdschutz- uud kchleßvereine. Iagdpost. Wilbmarkt. — von unseren Hunde». — Söthener Jagdhunde-AnSstellung. von Earl Brandt-Osterode a H. — Prettsuchen für Vorstehhund» de« „Nimrod-Schlesien". Bericht- erstatt«: Lieutenant Neymann-vreSlaa. — Drahihaariger Vorsteh. Hund „Ratz-Wolsf". Originalautotypie nach einer Photographie. — Bebrauchs-Preitiuchen de» Rheinbelsilchen Jäger-Verein» — Be- brauchshundprüsung de» Verein« für Prüfung von BebrauchShunden zur Jagd. — Schliefe» Bcannschwelg. — DachShuudschou Frauksurt. — Au» den Vereinen. — Zwingernachrichteu. — vermischte». — Terminkalender. — Jägerheim. — Der Kerl In Ttrllmpsrn. Er- zähluiig von Oskar von Viesenthal. (Schluß.) 8«r »«schichte »e- L-lstrrger Theater«, so betitelt sich dar Bedentblatt von M Thrisiiant (Verlag von T F. Post, Lolberg), einem um da» Wohl seiner Vaterstadt verbtrnten Lolberger, da» zur Feier de» 2S,ähttgell Bestehen« de» Theater» versaßt ist. Nach Schluß -er Nedaction eingegangen. * Kisstngen. 27. September. Wie hier verlautet, wird die Abreise des Fürsten BiSinarck am Sonnabend, den 30. d. M. stattsinden. Da» Befinden de» Fürsten ist gut. * Haag, 27. September. Die Conferenz für da« inter nationale Privatrccht hat heute ihre Arbeiten nach mehr als zweiwöchiger Tagung beendet. Die Conferenz war in vier Subcommissionen gegliedert, deren Beschlüsse in mehreren Plenarsitzungen unter dem Vorsitze des StaatSralbe« Asser geprüft und angenommen wurden. Die Delcgirtea von Deutschland, Oesterreich-Ungarn, Belgien, Dänemark, Spanien, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Pcrtugal, Rußland und der Schweiz Unterzeichneten rin Schlußprotokoll, in welchem den Regierungen Vorschläge für internationale Bestimmungen, betreffend Heirathen, Erbfolge, Testamente, Mitlheilung von gerichtliche« Acten und Requi- sitionSanträße, unterbreitet werden. Da« Protokoll bleibt für andere Staaten zum Zutritt offen. Die Conferenz hat den Wunsch auf eine neue Einberufung im nächsten Sommer ausgesprochen. * Sofia, 27. September. Der neuernanote türkische Commissar Nedib Bey ist hier eingetroffen. * Konstantinopel. 27. September. Dir auch in der deutschen Presse verbreitete Nachricht, daß der Commandant der Gendarmerie de« BilajetS von Kossovo, Mehemed Ali Pascha, von albauesischen Räubern gelobtet worden sei, ist vollständig erfunden. In dem Vilajet Kossovo giebt e« überhaupt keinen Gendarmerie - Commaodanten NamrnS Mehemed Ali. denkt, eine« Tage« gegen diese Iongbegelianer loSzog, wurde er hinauSgetrommelt. In einer darauf folgenden Sludenten- versammlung eiferte Gottschall besonder» gegen die Wider sacher der junghegel'sche» Richtung, und die» yatte zur Folge, daß er aus BreStau auSgewicsen wurde. Ferdinand Lassalle, dein der Dichter besonders befreundet war, gab ibm damals an der Spitze eine« glänzenden Comitale« da- Ebrengcleile aus der Stadt. Nachdem Gottschall vergeblich versucht hatte, Ausnahme an der Universität Leipzig zu finden, ging er, nach einem Ausenthalt in Oberschlesiea bei einer ihm wohl gesinnten Tante und bei dem Grasen von Reichenbacb, nach der preußischen Hauptstadt an der Spree, wo er seine Studien sortseyen durste und zugleich seiner Militairpsticht als „Ein- jähriger" im Gardeschüyen-Regiment genügte. Bon Berlin ging er bald darausnachKönigSbergzurück,wo er >846 alsDoctor der Rechte promvvirte. Sei» Plan, sich zu habililiren. scheiterte an der Forderung de« Minister- Eichhorn, binnen Jahresfrist Beweise veränderter Gesinnung beizubringen. Er widmete sich fortan ganz der Literatur und Kunst, hielt in der städtischen Ressource politische Vorträge und nabm die Stellung eines Dramaturgen au der Bühne des bekannten TheaterdirectorS WolterSdorff an, für welche er verschiedene damals mit großem Erfolg gegebene Stücke dichtete. Von WolterSdorff kam er al« dramaturgischer Leiter zu Jean Baptist Baison nach Hamburg und wandte sich von hier nach seiner schlesischen Heimath zurück. Nachdem er kurze Zeit die liberal-demokratische .^Ostdeutsche Zeitung" in Posen rcdigirt und eine längere Reise nach Italien unternommen hatte, folgte er im Jahre 1864 einem Rust der Firma F. A. BrvckhauS nach Leipzig, um an Stelle dr» verstorbenen Marggras Herausgeber der „Blätter für literarische Unterhaltung" »nd der jetzt eingc- gangenen Revue „Unsere Zeit" zu werden. In Leipzig ,st Gottschall seitdem als Dichter und Kritiker ununterdrochc» lhätig gewesen, und noch heute, wo er dir 70 de» Psalmisien erreicht hat, kann er der mttstrebenden Generation al- ein leuchtendes Vorbild von rastloser Arbeitskraft und treuem Festhalten an den Hohen Ausgaben der wahren Kunst gelten. Nachdem wir in einer allgemeinen Charakteristik seine Eigenart und Bedeutung als Dichter hervorgehoben, sowie seinen äußeren LebenSgang gekennzeichnet, wird cS >m Folgenden »nsere Aufgabe sein, im Besonderen seine Hauptwerke einer Betrachtung zu unterziehen. ll Rudolf von Gottschall begann, wie wir sahen, sein« dichte rische Laufbahn al» Lyriker. Seine ersten veröffentlichten Dichtungen sink die „Lieder der Gegenwart" (1842) unk t - „Censurslücdtlinge" (1843), letztere auS Vorsicht in der Schweiz gedruckt. Tie Lyrik jener Tage war durchaus politischer Natur Auch Gottschall'S vorgenannte Dichtungen sind politische Posaiinenstöße, welche die Mauern, die da« Volk von dcr Tbeil- nahme an dcr Gesetzgebung und Verwaltung de- Lande» trennten, sollten umblasen Helsen. Die kritischen Autoritäten sich zwar energisch gegen eine derartige Lyrik und da» Anathema über ihre Vertreter, aber man ant- wandten sprachen wortcte mit der Rechtfertigung eine» Robert Prutz: „Und wär' e» auch, und wär' c» so, Wir wollen doch nicht schweigen, Doch in di« Lüfte stolz und froh Soll n llnsre Lieder steige» l Und waren all« Lerche» stumm Und all« Nachtigallen. So soll die Freiheit doch rlng-um Bon allen Zweigen schallen." Und da» war au» der Seele der ganzen Nation ge sprochen! Der Chorführer der FreibcitSlyriker war Georg Herwegh, der mit den „Gedichten eine» Lebendigen" einen Rausch dcr Begeisterung bervorrief und dem auch in Königs berg ein glänzender Empfang zu Thcil wurde. Mit ibm wurde Gottschall gewogen und nicht zu leicht befunden. In seinen Dichtungen sprudelte dasselbe rcvolutionaire Element, mit einein Auklang an die jungdcutsche Sitten-Emancipation, wie in Herwegh'» BesreiungSliedern. An die „Gedichte eines Lebendigen" erinnerte die Glutb der Empfind»,ig, da» wuch tige Pathos der jugendlichen Begeisterung, die bilderreiche Sprache. Die feurige Pbantasie de» Dichter» verleitete ihn freilich oft genug dazu, die Gedanken durch unnütze Wortsülle und Anbäusungen von Metaphern auszubauschen. Die Dich tungen gemahnten zuweilen an die politischen Gesänge der österreichische» Lyriker, in erster Linie Anastasius Grün«, deren Gedanken man auch hinter bunten Bilkerschleier» aufsuchen muß. Aber sie zündeten doch in den Herzen, denn sie waren die poetische Formulirung de» damaligen. ost preußischen Liberalismus. Da« rcvolutionaire Pathos herrscht auch in den „Barrikadcnliedern" und „Wiener Immortellen" noch vor, die im RcvolutionSjahr pudlicirt wurden. Aus die großen Ereignisse der revvlutionairen Bewegung folgte die Reaction, die w manche, bcffnungSvolle SchaffenS- krat! läbuitc. Die literarischen Heißsporne verstummten und hielten Einkehr in sich selbst. Auch in Gollschall vollzog sich eine Wandlung^von der die „Neuen G t d icht e" (l858>, welche den l849 veröffentlichten „Gedichten" folgten, bercdtcSZeug- niß ablegten. Seine Sturm- und Drangperiodc war vorüber. Seine Lyrik war geläuterter geworden. Die berauschende Gluth und Pracht der Sprache, der reiche Gleichnißscdmuck war ihr geblieben, aber die Diclicn war klarer, die Form reiner und abgerundeter geworden, als in den ErstlingS- schöpsungen seiner Must. In dem unergründeten und un ergründlichen Meer der Empfindung verliert der Dichter nicht mehr die Rübe ve» gereisten Piloten. Der stürmische Jüng ling ist zum erfahrenen Manne geworden. Seine Vermählung mit einer jungen Dame au» altschlesischrm Adel, der Frei,» Marie von Srdcrr?beß, »lackt >b» obendrein zum seßdastcn Manne, und da- Glück seiner Liebe klingt in den nacbsolgeiide» Strophen, die zu dein Schönsten gehören» wa« deutsche Lyrik I auszuweijen hat, urnig und tief au«: „Ich Hab' rin treue» Herz gefunden, So wird auch treu daS Blück mir sein, Ja guten und in bösen Stunden War ich mit Lust und Schmerz allein. Jetzt wird Dein liebe», stilles Walten, Mein Morgen- und mein Abendstern, In Hau» und Herz den Frieden halten, Der lang dem Sehnenden so fern. Der süße Zauber Deiner Nähe Schasst mir ein gegenwärtig Glück» Daß ich nicht in die Ferne spähe lind nicht voraus und nicht zurück, Daß sich das Herz in düstrem Trauern Nicht in vergangnen Träumen wiegt, Wo hinter den versunknen Mauern Manch eingeäschert Eden liegt. Die Rosen stecht' ich in die Myrte», Und doppelt duftig wird lhr Glanz! Da winkt dein Herzen, den, verirrten, Der Liebe nimmer welker Kranz! Ein ew'ger Zauber hält'» gebunden, Es kehrt zu ihm der Frieden ein! Ich Hab' »in treues Herz gesunden, So wird auch treu da» Glück mir sein!" Wir Wüßten diesem Gedicht nur ein» an die Seite zu setzen, und da« ist Freiligrath'S tiefempfundene „Ruhe in der Geliebten". Nicht da« schlichte, sangbare Lied ist Gottschall'» Stärke. Die Einfachheit der Sprache, die diese», eigen sein muß, geht dem Dichter ad Seine Ideensülle und der Pomp seiner Diction weist ihn auf ein andere» Gebiet der lyrischen Dicht kunst. die Gedankenlyrik, bin. Nickt in den thrilweise überau» stini»»ingSvollen Liedern und Bildern vom Rhein, von dcr Ostsee, au» dem scklesiscken Gebirge »c., nicht in der Stiuimung-lvrik liegt seine Starke, sondern in jener Lyrik, die weitere Bahnen de» Denken» umschließt und die Erkennt nisse dichterisch gestaltet. Gottschall ist der Dichter der Weltsymbolik, welche dieCulturrntwickelung de»Menschen qeschlechte» umspannt und versinnlicht, also die weittragendsten Ausgaben der Lyrik löst. Der eigentliche Erschaffer dieser Poesie war Schiller, und Gottschall ist einer der ersten seiner Jünger aus diesei» Felde. Die „(ägyptischen Oden", „Welt seele" — eine Dichtung, deren träumerischer Gedankenflug mit seinem pantheistischcn Gepräge einen magische» Zauber aillübt, — in den „Bunten Blütben", eine Grtickksamm lung au» dem Iabrc l890, die „Welken Blätter". „Lucisera" rc. sind derartige Gcdankenpotzme. in denen sich, wie Brasch in einer Studie über den Dichter sehr richtig sagt, dir ganze inetapdysische Entwickelung dr» Jahrhundert» widerspiegelt. Von hervorragender Bedeutung sind di« „Tbratersonette", in denen er der beiilichen Bübne die Richtung zeigt, die sie zu geben bat. wenn sie ihrer Koben Ausgabe gereckt werden will. Ai« ein echt moderner Dichter ruft er ihr unter Anderem dir mhalt-schwerea Worte zu: Auch laß die Klhtämuestren und Medern In ihren Gräbern ruhn, die mSrderischen! Sie können nimmer diese Zeit erfrischen Mit ihres Schicksal» moderduft'gem Wehen! Die Sonn' ist müd, die Gräuel inzusehea! tln» soll nicht mehr die Schlangenbrut umzischen, Zertrümmert ruh'n dt« Bilder in den Nischen, — Laß auch di« Götter stumm zum Orku» gehen I Ihr tischt ein Mahl aus au» zerstilckten Gliedern! Wie anders jene bochgepriefnen Alten Aus ihrer Bühn« und in ihren Liedern I Sie ließen frei den Geis» de» Volke» walten. Eie ließe» sich von ihrer Zeit begeistern, — Da- lernt, ihr Dichter, von den großen Meistern! In den „neuen Gedichten" führte Gottschall zum ersten Male ein BerSmatz ein, da» forthin unter dem Namen dcr Gott- schall'schen Reimode in der Poetik genannt und nach ihm auch von anderen Dichten, insbesondere dem Schlesier Max Kalbeck, vielfach angewandt wurde. E« ist die anlike Odcn- sorm, verbunden mit dem Reim. Gottschall charakteristrt die Reimode, die er mit erstaunlicher Virtuosität handhabt, selbst in den Worten: „O zage vor dem kühneren Schwung« nicht, Der alten Brauche» sklavische Fessel bricht, Der nm die Regel, die nnl bindet, Zarter« Vlüthen de« Reime» windet." Laß ein Poet, der, wie Gottschall, stet» mitten im warm pulsirenden Leben seiner Zeit gestanden, nicht, wie der alternde Goethe zur Zeit der Befreiungskriege, an der glor reiche» Erhebung von l870/7t unbetheiligt bleiben konnte, ist selbstverständlich. Gollschall war es sogar, der al» be geisterter Tyrtäo» mit einem „Kriegslied" in der „Kölnischen Zeitung" den lyrische» Fehderuz gegen Frankreich, an dem sich unter Anderen Freiligrath, Geibel, Bodcnstedt, Gerok, Grosse, Ritter»bau», Müller von KönigSwinter, auch der greise Loltei bethciligtrii, eröffnete. Er sammelte später seine Kriegslyrik au« dieser großen Zeit in den „Krieg« li rde r n" (l870) und der Gedichtsammlung „Jan»«" (1873). Bon ihm stammt da« herrliche Gedicht vom „rothen Kreuz" mit dem wirkullgtvollen Refrain: .Hoch über aller VSlkrr Fadnn, S.pwinat sein Panier der Menschheit Bund. E« winkt in schöarer Zukunft Bahnen Ta» roth« Kreuz auf weißem Grund." und der Appell „An Victor Hugo" mit der durch di« Geschichte bestätigten Prophezeiung: „Täglich hast du andre Launen, Frieden»grnß nnd Krleaetzoru, Trägst ei» Veilchen heut im Warpe», morsen schon den Rittersporn. Frankreich, wandelbarer Proteu«. wechsle Farbe »ud Gestalt, — och wir haben dich und halte» dich mit eiserner Gewiltl"
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