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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.10.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931010013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893101001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893101001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-10
- Tag1893-10-10
- Monat1893-10
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V»z»gD-Pr««» W », ich« d« km be,trk uud de, Vororte» errichtete» «»«. -abestelle» »dgeholt: »trrMiLhrlich^ltch^ zweimaliger täglicher Zustelluug tn« L>au» » bchL Durch di« Post bezöge» für Deuischlaud uud Oesterreich: vierteljährlich u «.—. Direct« täglich« ^euzbandieudiulg UUAIiM^r 7.Ü0. Die M»rge»-Ua»gabe«rfchei»t täglich die Ll>e»d.«itt,ab« «ochmtla,» » Uhr. »»> LrpEru^ Jutz«u»e»,afi« 8. Di« rrpeditto» ist Wochiutug« »»»»techeoch,» ^et »s» früh 8 bi« «md« 7vhr Filialr»: vtt« Me«»'« «»rv». (Alfred dtltzWjz UoiverMchstratz» l. L»«t« Asche, Kaihariuespr. 1«, pari, »»b K«»tg«platz T Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. ^-517. Dienstag den 10. October 1893. A»z«tg»»aPr«- die 8 gespalten« Petitzeile 10 Pfg. , Necleme» unter de» Ned»ct1o»«1trich (4ue- spalte») 50-C, vor de» Familie»»achrichte» (S-espaUe») «vch. i Größere Vchriste» la»t »»ferem Hroib» oerzeichaib. Labellartschrr »»d MffmsseG »och höhere« Tarif.. Extra-Beilage« lgefalit). »»r mt» de» tk°rqe,.«u«g,be. oha« Vostbefördeemm » 60.—. «tt Postbeförder»», 70.—» ^lnwtz«eschiuß für Lvzeize»: Abeud-LuSgab«: vormittag« io Uhr. Mor,,»»L»sg«b«: Siachmittag« «Whr. So»»- «>b Fefttu«» früh Uhr. Set de» Filiale» «ch «»»ohmesteil«» je et»» halb. St»»b» früher. gKchrt^» si»b ftü« a, dt» Etz»e»«t-» »» richte». »«k »»d Verlag vo» E. Pol, 1» Stil«!«. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Da« 34. Stück de« die«jährigen Reich-gesetzblatteS ist bei an» eiagegaageu und wird bis ,um 1. November diese« Jahre» aus dem Rathvaussaale zur Einsichtnahme össeutlich aushängea. Dasselbe enthält: Nr. 2129. Bekannimachong, betreffend Ergänzung und Berichtigung der dem internationalen Ueberetnkomme» über den Elsen- bahnsrachwerkehr betgefügiea Liste. Vom 26. Srpt. 1893. Leipzig, am ö. October 1893. Der Rath der Stadt Left»lg. vr. Georgt. Krumblegel. Bekanntmachung. Wege» Reinigung der Räume bleibt die große Rath-stub« Montag. den IS. d«. Mt«., geschloffen. Leipzig, de» 7. October 1893. Der «ath der Stadt vr. Tröndltn. Bekanntmachung. Die Gebinde der Grundstücke Markt Nr. 14, Thomasgätzchen Nr. 2, 4, 6, 8 und 10 und Klostergasse Sir. 2 und 4 solle» zu sammen auf Abbruch meistbietend verkauft werden. Di« Bersteigerung findet Dienstag» den 24. Oktober diese« Jahres, vormittags 1L Uhr in der Mir» Waage, Katharinenslroße Nr. 1, H. Obergeschoß, statt. Sie wird geschlossen, sobald weitere Gebote nicht mehr erfolgen. Dt« Auswahl unter den Bietern, sowie jede sonstige Entschließung bleibt Vorbehalten. Di« BersicigerungSbedingnnge» liegen tn unserem Bauamte (Hochbau-Berwaituag) Rathhaus. 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. b, zur Einsichtnahme aus. können auch gegen Erlegung von üO ^ Gebühren daselbst entnommen werden. Die bezeichnten Baulichkeiten find am 21. nud 83. knnstigen Monat» von früh 10 bis 12 Uhr zur inneren Besichtigung geöffnet. Leipzig, am 20. September 1893. Der Math der Stadt Leipzig. I». 3672. vr. Georgt. Krumbiegel. Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine goldene Tamen-Nemontotrnhr mit Blumengravirung aus der Rückseite und goldener kurzer breitgliedriger Sette, mit Quast« und Ring, am 24. v. M.: 2) ei» Wohnungümeldrschetn und ei« Krankencaffenbuch. aus Carl Baldosskq, und ein Arbeitsbuch» aus Richard Wiegand lautend, ein schwarzer Handkoffer mit Blechbeschlag, enthaltend 5 Paar grauwollrne Strümpfe und 1 Rastrmeffer mit Schild- krvtgriff, ferner ein schwarzer Kammgarn-Jacket-Anzu«, ein btaucr Cheviot-Anzug — in der Weste weißgeblumte« Futter —, ein Paar schwarze Tuchhosen und eine silbern« Chltnderntzr mit desectem Ring, am 29. v. M.; 3) eine silberne Lyltnder-Nemontoirnhr mit Secunde, et« braunlrbernes Portemonnaie mit weißem Seitenschiüßchen, ent haltend ca. 3« Mark in einem 20-Markstück uud 5 Rubelschetneu re., vom 6. bis 7. d. M.; 4) eine alte silberne Cyltndernhr mt» Secuud« und kurzer silberner Kette, ei» Sommerüberzieher vou blauem gestreiften Stoff, mit schwarzem Futter, rin graues earrirte» Jacket mit schwarzem Futter, eine ebensolche Weste, eine Kammgarndose, blau, gestreut, vom 1. bi» 2. d. M.; 5) ein Sommerüberzirher von bräunlichem melirte« Stoff, mit braunem Sammetkragen, schwarzem Futter, Stoffhenkel und einer Reihe übcrsponueuer Knöpfe mit verdeckter Batterie, am 3. d. M.; 6) I Stück Jnlet, rolhgestreist, 42 m lang, am 26. v. M.; 7) 5 meitzc Mannshrmden, 3 Barchent-Unterjacken und 2 Paar Herren-Unterhosen, sämmtlich „VV. 8 " gez., 4 Aranen- hemben, „ll.". 5 dergl. „k" und eins dergl. „IV. ' gez., 4 Weitz- lctnene Handtücher „6. k." gez., vom 4. bis 5. d. M.; 8) 1 Baden in Leinwand, signirt: ,,6. 3. kto. b", enthaltend 29 Decher Writzleder U 8. e und 25'/, Lecher Wettzleder 1s U. a. x signirt, vom 18. bis 20. v. M.; 9) 22 Stück Formatftege von Gußeisen, zu Buchdruckvorrich- taugen gehörig, am 19. v. M.; 10) ein Kinderwagen, vierrädrig, ohne Verdeck, mit grünem Plüsch ausgeschlageu und schwarzem Rand versehen, am 4. d. M.; 11) ein Handwagen, vierrädrig, hellgrau gestrichen, mit Kasten- onfsatz und Blechschild mit der Firma „lV. 8ctmnuum, LtStterilr", am 9. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über die gestohlenen Gegenständ« oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer Lriminal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 9. October 1893. Da» Volizetamt der Stadt Leipzig. Bretschneidrr. Ml. Bekanntmachung. Nachdem 1) die »ranken- »nd vegräbnikcaffe »e» verei»« sämmt- licher vernfSclafie» zu Berlin» 2) die Kranken- «n» vegräpnitzeaffe »e» «emertperetn» per deutsche» Bildhauer und verwandte« vrrus»- grnofien zu Berit«. 3) dieaggemeiueKranken-undvegräbnttzcaffrz«L.-StOhlt«, 4) di« Kranken- und vegräbnitzeaffe ,,»l»cka«s" »» Rötha. 5) die Krankeu-Unterftutznngs-Vrgräbnitz-Saffe „Gegen- setttakctt" zu Liebertw.ltwitz, 6) die Ventral-Kranken- und Stcrbeeaffe der Glasarbeiter und verwandte« Grmerle Deutschland« zu Lllbta«, 7) die erste Handmerker-Kranken- und vegräbuttzeafs« r» «rotzzschocher «u» «inders, 8) di« Knptrrdrncker-Kranken- «nd Sterbeeafie z« Leipzig, 9) die Central-Kranken- und Sterbeeafie der bentschen Weitzgerber-Verbandes (Lederarbeiter De»tfchla«»S) ,« Altenbnrg. 10) die Krankeneafie »«« Zweinaundorf und U«gege«b dem z. 75 de» Krankenversicherungsgesetzes vom 15. Juni 1883 tu der Fassung der Novelle vom 10. April 1892 nicht entsprechen, nimmt di« unterzeichnet« Lasse hiermit Veranlassung, die Herren Arbeitgeber darauf binzuweiseu, daß die versicherungspslichtigen Mitglieder dieser Lasten nach Vorschrift de« erwähnten Gesetze« binnen 3 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung au gerechnet, mittelst de« vorgeschriebenen Formular- zur Anmeldung zu bringen sind. Bet Nichteinhaltung obiger Meldefrist treten die Rachtheil« der -j. 50 und 81 de« angezoqenen Besetze« in Kraft. Leipzia. am 5. October 1893. Die crt»kra»ke«eafie für Leipzig ««p Umgege,». Dr. Wtllmar Schwabe, Borfitzmder. Erledigt hat sich unsere Bekauntmachuug vom 8. August ». o. betreff» de» Brunnenbauer» Carl Gotttteb Stravpe au» Schmannewttz. Leipzig, am 6. October 1893. Der «ath Per Stabt Leipzig Armenamt, Abkh. II. X. L. II, I 5418. Hentschel. Bauch. Laut erstatteter Anzeige ist die dem Reisenden der Finna Eckert L Finck hier, Herrn Hermann Georg Dietrich» am 13. Januar ». e. unter Nr. 727 ä. ausgestellte Gerwerbe-LegittmatiouS- karte abhanden gekommen. Zur Verhütung von Mißbrauch wird dies« Kart« hiermit für nugiltig erklärt. Leipzig, de» 6. October 1893. Da» Valireiamt der Stabt Leipzig. I. 4210. Bretschneidrr.K- Laut erstattet«: Anzeige ist die für den Theilhaber der Firma Kob L Börner hier, Herrn Arthur Börner, am 2. Januar »- a. unter Nr. 302-1 au-gestellte Gewerbe-Legitimation-kartr abhanden gekommen. Zur Verhütung vo» Mißbrauch «ich dies« Kart« hiermit für nugiltig erklärt. Leipzig, den 6. October 1SS8. Da« Poltzetamt der Stabt Leipzig. 1.4209. Bretschneidrr^K. Produktenbörse zu Leipzig. Di« den virfenmttgliedern (Inhabern von Halbjahr«karten) jllstrhende Wahl van » Mitgliedern de« behufs Umlegung der Jahresbeiträge für 1893 zu bestellenden Schatz«u»»-Au«- schnffeS findet ^ ^ Dte»«ta«, »eu 1». vetaber ».I. unmittelbar nach Beendigung der PreiSnotiruugen im Borstauds zimmer statt. Sollte di« erforderlich« absalnte «ajaritSt nicht scha« tm ersten Wahlgange erzielt werden, wird sich safart ei« zweiter u. s. w. anschlietzen. DaS Näher« ergiebt der bezüglich« Börseu-Auschlag. Leipzig, den 2. October 1893. Die Abgeordnete« »er H. «bthetln», de« vörseubarstmtbe«. F. Schmidt. Georg Schroeder. Louis Steindrecht. Bleyl, Börsrnsecretatr. Sparkasse Liederwoltuvitz. Mit Rücksicht daraus, daß im Laufe dieses Jahre» die Quartok»- zinsen von ausgeliehenen Hqpothekencapitalien zum nicht geringsten Theil sehr verspätet bezahlt worden sind, haben wir beschlossen, allen Denjenigen, welch« ihr« Lapitalztnsen nicht innerhalb 14 Tagen nach dem Fälligkeitstermin berichtigen, von jetzt ab ohne Ausnahme die vertragsmäßigen erhöhten Zinsen zu berechnen. Indem wir drrS unseren Interessenten nur hierdurch zur Nach- achtnng bekannt geben, ersuchen wir alle Diejenigen, welchr ihre Capüalzinsen pro III. Quartal 1893 noch nicht berichtigt haben, diese zur Vermeidung von Nachtheilen längsten» bi» zum 15. diese- Monats zu bezahlen. Lirbertwolkwi-, am 4. October 1893. Spareaff« baselbft. Dyck. ^.tzrLtlioker LenirksvereiiL I-tzipLLK-Klaät. vlonita», «to» 19. votobor 189», üb«»«» 9 Udr ü» 8»al« «I«r «rate« Lllrxoravbnl«. D»g«>»r<I»«nx: I. Lot-eurk äor visciplinur- uuä 8t»u<I«-0rckauog. II. verladt« ck» ki»u<Ieo»u»»edu»e» uuä äer in cksr letrteu Venmmmloox xevLditen Oommimiou. vr. llelure. (Fortsetzung der amtlich«« Bekanntmachungen in der 1. Beilage.) Die Drohung -er Borstenhändler. * Di« Nachricht, daß hier Weilende Borsten Händler bei der Handelskammer um Aufhebung de« SchächtungS» Verbote« in Sachsen petitionirt und mit Verlegung ihre« Geschäftszweige« nach Berlin gedroht haben, erregt überall im Reicht größte« Aufsehen. Nicht nur die anti semitische Presse spricht sich auf da« Schärfste gegen dieses Vorgehen au«, sondern auch grundsätzliche Gegner des Anti semitismus tadeln e« und weisen auf die Folgen hin. welche diese« Vorgehen für die jüdische Bevölkerung Deutschlands haben müsse, wenn r« nicht von jüdischer Seite durchkreuzt werde. Un« wird über den Vorfall au« Berlin von einer Seite, die über jeden Verdacht antisemitischer Voreingenommen heit erhaben ist, geschrieben: „Es war schon seit Langem zu beobachten und auf dem unglücklichen jüdische» Parteitag, den mau kürzlich in Berlin abzuhalten für gut fand, ist e« offen ausgesprochen worden, daß ein großer Theil der deutschen Juden die Beseitigung de« Antisemitismus von einem — man darf Wohl sagen mechanischen — Kampf erwartet und darauf ver zichtet, durch einen deutschuationalrn SelbsterziehungSproceß der ihnen feindlichen Bewegung den Boden zu entziehen. Für diese Juden ist die Frage der Zukunft de« Antisemitismus eine reine Machtfrage, die mit dem Siege de- einen und der Vernichtung de« anderen der Kämpfenden gelöst sein werde, und trotz der unverkennbar wachsenden socialen Entfremdung zwischen den Juden uud den gebildeteo christ- lichen Elementen und trotz de« unerhörten Niedergang« der politischen Parteirichtuuge», bei denen sie vorzugsweise ihre Bertretuug suchen, halten diese Juden an der Zuversicht fest, daß sie e« sein werden, die dem Gegner den Fuß auf den Nacken setze» I Daß diese Stellungnahme vom staatsbürgerlich- sittlichen Standpunkte zn verwerfen ist, bedarf nicht der Hervor hebung, und ebenso braucht man sich bei dem Nachwei« nicht ans- zuhallen, wie thöricht sie ist. Selbst wenn heute — wa« nicht behauptet werden kann — der Antisemitismus nur durch die Ahlwardt, Liebermaon und deren bethört« Anhänger repräsentirt würde, wer verbürgt den Inden, daß er nicht Zuwachs durch ganz ander« geartete Elemente erhält? Die natürliche Möglichkeit, daß der Antisemitismus sein Heer au- einer Masse von 49 Millionen recrutirt, ist nicht zu leugnen, der Zahl der jüdischen Streiter ist eine bekannte, nur nach unten verrückbarc Grenze gezogen, und wenn sie ihre Hoffnung auf ihre Gcldmacht stützen sollten» so würden sie eben DaS einräumen, was der Antisemitismus als schwersten Vor wurf gegen sie erhebt, daß nämlich da« in jüdischen Händen gehaltene Capital etwa« in staatsbürgerlicher Hinsicht von dem übrigen Capital Verschiedenes sei und national- jüdischen Zwecken diene. Man sollte denken, die« müsse Jedermann einleuchten. Trotzdem haben sich jetzt deutsche Juden als im Kriegszustände befindlich declarirt und Regierung und Bevölkerung de« Königreichs Sachsen eine förmliche Schlacht angeboten. Dir Erklärung der in Leipzig zur Messe weilenden Borsteu- händler, daß sie künftig die dortigen Messen meiden würden, fall« da- in Sachsen erlassene Schächtverbot in Geltung verbliebe, ist nicht« Anderes als eine Herausforderung, die materiellen Kräfte zu messen. Daß da« Ulti matum in einer Beeinträchtigung der Freiheit der Religions ausübung begründet sei, kann behauptet, aber nicht geglaubt Werden. Denn da« Schächtverbot hat die orthodoxen Juden in Sachsen niemals gehindert, rituell zulässige« (aus Preußen verschriebenes) Fleisch zu genießen, zudem bezeichnen wir eS ohne Bcsorgniß, berichtigt zu werden, als Thatsachr, daß nur ein Theil der borstenhandelnden Rufer im Streite die jüdischen Speisegesetze beobachtet. Für den un« nicht unwahrscheinlich dünkenden Fall, daß die Inden, welche den Weg de« Machtkampfes betreten haben, ihre Chancen nach den Erfolgen de« Centrum« im Culturkampf bemessen sollte», sei von vornherein bemerkt, daß da« konfessionelle Moment der Ci'ltuSauSübung. welche« im Culturkampf, wenn auch nur bei vereinzelten zufälligen Vorgängen, in« Treffen geführt werden konnte, hier nicht mit dem schwächsten Schein vou Berechtigung herangezogen werden kann, von den son- kigen Unterscheidung« - Merkmalen zu geschweigcn. DcS Weiteren muß zur richtigen Würdigung des Leipziger Falls festgestellt werden, daß von einem isolirtrn Vorgehen der Borstenhändler nicht die Rede sein kann. Gegentheilige Behauptung würde eine Naivität in nichtjüdischen Kreisen voraussetzen, die man sich nachgerade abgewohnt hat. Auch die „Nationalzeitung* bekundete diese Anschauung, in dem sie di« Borstenhändler nur in Anführungszeichen al« die Handelnden aufführt. Man hat eS mit einem jüdisch- politischen Unternehmen zu thun, welches auf eine Oberleitung zurückweist, die vielleicht an der Stelle zu suchen ist, von der aus kürzlich ein großartiger philo» semitischer ZeitungSboycott mit erstaunlicher Un befangenheit versucht und vielleicht auch theilweise durch geführt worden ist. Nähere- über die Organisation wissen wir nicht, ebenso wenig, wie hoch sich die Zahl der deutschen Juden beläuft, die damit einverstanden ist, durch eine Leitung repräsentirt zu werden, die so handelt, wie e« eben in Leipzig geschehen. Eine tröstliche Gewißheit aber haben wir: kein Christ kann durch solche Aeußcrungen jüdischen SondergesühlS und jüdischen Terrorismus tiefer empört werden als rin großer Theil der deutschen Juden. Allerdings können wir nicht mit der Versicherung zurück halten, daß zu diesem Bewußtsein sich das Bedauern über die Passivität der auf die Höhe nationaler Bildung und nationalen Empfindens gelangten Juden gegenüber ven be denklichen jüdischen Elementen gesellt. Der Mainzer „JSraelit", Herr Hirsch Hildesheimer und Andere haben Aktionen, wie die Leipziger, vor aller Welt vorbereitet, ohne durch eine Stimme der Warnung aus autoritativem jüdischen Munde in ihrem die Juden wie das Deutschthum gleichmäßig schädigenden Treiben gestört zu werden. ES waren manche Handlungen zu verzeichne«, die zu bezwecken schienen, schon vordem unanfechtbare Charaktere in einem günstigen Lichte zu zeigen, von Versuchen, aufklärend, erziehend, diSciplinirend auf die Masse einzuwirken, war nichts zu bemerken. Es hat den Anschein, als ob bei den gebildeten Juden — wir verstehen darunter freilich schon lange nicht mehr alle Diejenigen, welche sich einem wissenschaftlichen Beruf zugrwendet haben — die Aesthctik aus Kosten der socialen Interessen allzu stark vorherrsche. Denn darüber ist doch keine Täuschung möglich, daß der Eindruck von Aus schreitungen, wir die Leipziger, die Gcsammtheit der deutschen Juden in Mitleidenschaft zieht. Wie immer der dort erklärte Krieg enden möge, die Juden werden die Besiegten sein. Die Handelskammer in Leipzig hat auf den Umstand hingewiescn, daß ihrer Stadt mit der Ent ziehung eine« jährlichen GcschäfiSumsatzeS von 20 bi« 25 Mill. Mark gedroht sei. Das würde einen enormen Schaden bedeuten uud vielleicht läßt sich die sächsische Regierung durch diese Gefahr zur Nachgiebigkeit bewegen. Es wäre aber nur rin Tilsiter Friede, den sie schlösse, und da» caudiuisch« Joch, da« die Juden für eine der ersten Städte Deutschland« aufge- riibtet, würde al- da« Denkmal einer beschimpfenden Nieder lage angesehen werden, beigebracht der deutschen Nation von jüdischer Geldmacht, die al-dann nicht mehr al« eine anti semitisch« Fiction aogesrhr» werde» könnt«. Wen» di« sächsische Regierung sich aber nicht fügt, und bei« Reich« Hilfe sucht, dann wäre im Reichstage die 2ud«ufr»ge in eine» Weise aufgerollt, die kaum eine entfernte Aehulichkeit mit der besäße, auf der die Ahlwardt uud Förster ihr Steckenpferd reiten. Grundsätzlich wären die Vertreter der Rechtglaubig- kcit in die unglücklichste Position gedrängt; den» die jüdisch« Aktion richtet sich nicht etwa gegen eine AuSnahm«ver»rdmmg, sie strebt vielmehr eine Ausnahmeverordnung an nud nach ver politischen und moralischen Seite hin erfordert« di« An gelegenheit eine Erörterung, deren Nachwirkungen zeigen werden — im Widerspruch zu einer von jüdischer Seide nicht selten ausgesprochenen Behauptung — daß die sociale Stellung der Juden in Deutschland denn doch sehr beträchtlicher Ver schlechterung fähig ist." So unsere Berliner Zuschrift, deren Verfasser mrr über sehen zu haben scheint, daß die hiesige» Glaubensgenosse» der fremde» Borstenhändler nicht nur gegen de» Verdacht protestiren, Antheil an jener Petition und jener Drohung za haben, sondern auch nach ihrer Versicherung bemüht sind, jene fremden Glaubensgenossen von ihrem Vorhaben abzn- bringen. Der Vorwurf der Passivität den bedenklichen jüdischen Elementen gegenüber trifft also in diesem Fall« unsere jüdischen Mitbürger nicht. Diese werden aber aus der vorstehenden Zuschrift ersehen, daß ein platonischer Protest gegen das Vorhaben ihrer fremden Glaubensgenosse» nicht genügt, um eine Gefahr abzuwcndeo, vor deren Unter schätzung wir dringend warnen möchten. Es ist' rin sehr ernster Fall, um den e« sich hier handelt, und je ernstlicher unsere jüdischen Mitbürger sich bemühen, ihn an« der Welt zu schaffen, um so besser für sie uud den inneren Frieden ia Deutschland. Deutsches Reich. u Berlin, 9. October. Die Nothwrndigleit der Ver mehrung der eigenen Einnahmen de« Reichs liegt so auf der Hand, daß nicht alle Gegner der ReichSfioanz- reform sich auf die rein negativ« Kritik beschränken, sondern mit positiven Vorschlägen hcrvortretcn zu sollen glauben. Sie begreifen doch, daß, nachdem da- Reick durch die Handels verträge seine Einnahmen wesentlich vermindert und seine Aus gaben durch die Armeercform um etwa 56 Millionen hat ver mehren müsse», irgend ein Ersatz hierfür zu beschaffen ist. Al« Mittel zur Deckung de« Mehrbedarf« im stLciche wird dem« zufolge auf den 1887 verfolgten Gedanken einer ReichS- einkommcnsteuer zurückgcgriffen. Die Gründe, welch« schon bei früheren Gelegenheiten gegen die Einführung einer RcichSeinkoiiimensteucr im Reichstage geltend gemacht sind, haben, nackdem inrwischen die Forderung einer Reform der Einkommensteuer in Preußen verwirklicht ist, nur noch an Gewicht gewonnen. Schon die praktische Durchführung de« Gedanken», mag es sich nun um eine progressiv« oder nicht Pro- greisive Einkommensteuer handeln, stößt auf unüberwindliche «Schwierigkeiten. Als Zuschlag zu den LandeSeinkommeusteuerw ließe sich die ReichScinkommenstcuer schon wegen der Ver schiedenheit der Steuersätze und der sonstigen Einrichtung der verschiedenen Einkommensteuern nicht gestalten, ganz abgesehen davon, daß einige Staaten, wie Bayern, Württemberg, die beiden Mecklenburg und andere eine allgemeine Einkommensteuer nicht besitzen. Eine be sondere ReichSeinkommensteuer mit eigener Veranlagung und Erbebung neben der Landeseinkommensteuer würde aber einen solchen Eingriff in die Steuerhoheit der Eiazelstaate« bedeuten, daß schon auS diesem Grunde an die Ausführung des Planes, welcher auch da« Steuersystem in höchst un erwünschter Weise complicircn müßte, nicht zu denken sein würde. Endlich kommt in Betracht, daß die Einkommensteuer für Staats- und Gcmcindczwecke ohnehin schon ia vollem Maße angespannt werden muß. ihre Inanspruch nahme für RcickSzwccke mithin die Mittel zur Deckung der von den Staaten und Gemeinden zu lösenden Eulturaufgaben in der unerwünschtesten Weise beschränken müßte. Abgesehen von der Ungangbarkeit de« Wege« au« technischen und staatsrechtlichen Gründen würde die Beschrei tung desselben daher auch das direkte Gegeuthcil derjenigen finanzpolitischen Ziele bedeuten, welche be» der ReichSsteüer- rcform verfolgt werden. Denn diese bezweckt, durch Bc- seiligung der nur provisorisch bis zur Schaffung aus reichender Einnahmen de« Reiches gedachten Matricularumlagen die finanzielle Selbstständigkeit der Bundesstaaten zu erhalten und zu sichern. Nachdem nun den letzteren die in den Zöllen und indirekten Steuern liegenden Einnahmequellen zu Gunsten de« Reicks entzogen sind, ist eS unerläßlich, daß ihnen zur Erfüllung der ihnen obliegenden wichtigen staat lichen Aufgaben wenigstens die übrigen StaatSrinnahme- quellcn voll verbleiben, sonst würden sie außer Stand« sein, die geistigen und materiellen Interessen de« Landes und Volkes den Bedürfnissen entsprechend zu pflegen oder einer unheilvollen Zerrüttung der eigenen Fiaanzea auSgesetzt werden. Die gleiche schlimme Rückwirkung würbe, wie dies der bayerische Finanzminister v. Riedel im bayerischen Landtage in der klarsten und überzeugendsten Weise dar- gcthan bat, eintreten, wenn man nach einem anderen Vorschläge Deckung für den Mehrbedarf im Reich« durch Erhöhung der Matricularumlagen suchen wollte. Abgesebrn von der Fortdauer von Sckwau- kungen, welche den Bundesstaaten eine geordnete Finanz- wirthsckast zur Unmöglickkeit macheu würde, bieße da« nicht« Andere-, al- die Bundesstaaten auf entsprechende Anspannung ihrer eigenen Stcuerkraft anweisen, ihnen einen Tbeil der für ihre Zwecke bestimmten und erforderlichen Finanzquellea ent ziehen und sie vor die Wahl zeitweiser Nichterfüllung ihrer eigenen Aufgaben oder Erhöhung der eigenen Steuern stellen. Wollte aber da« Reich die Bundes staaten in eine solche Zwangslage versetzen, so würde e« selbst die Voraussetzung vernichten, aus welcher dir sörderative Gestaltung de« Reiche« beruht. Nur »«Irr der Voraus setzung harmouischr» Zusammenwirken« zwischen Reich »atz
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