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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931019013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893101901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893101901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-10
- Tag1893-10-19
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VezuaS-Prei- »e^rk erriLtelm >»«. aedestellr» »d,rtz«l«: »e«eMiLbr<ichX4X0^ ?ri zweunaliarr ttglich« Zuftell»»- i»» Ha»« ^l 5XL Durch di« Post dqoae» fltr D»»tfchl»»d «nd Oesterreich: «tenel>Ldrllch 8.— Direct» tü-lt-e Krr»«daab>aU>uuq t»I >u«to^: mouatUch ?chv. Di« Mor-ra-AvZ-ab« erscheint tilglich'/,? ll-^ di» Ad»d>U>»t,»d« vochäua^ L Uhr- Rediutto» ,vd Lrreklti«»:, -»h»»»r«,«>« L. «, «r»h » dt« »d»»« 7 V». Flttilr«: vtt« ««»»'« »«rlt». («lsrr» H«H«d U,t»rrMt«tzr»ße ». r,»t« r»i»«. »achari«»ff,. Ich »«t. »>d >s»i»«Vl«tz 7, Morgen-Ausgabe. cw'.Mr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Slnzeigen-PretS die 6 gespaltene Petitzeile 80 Psg. Neclamea unter dem Redactioalstrich («ge« fpattev) 50^. vor den Familirnaachrichtr» lögeipaltra) Größere Kchnsiea laut aaierrm Preis« verzetchniß. Tabellarischer und Ztfsa»satz »ach höherem Lortf. Extra »Brilngcn (gesalzt», anr mit de» Moraen-Ausgabe, ebne Postbesördernng >t 60.—, mit Postbesörderuag ^ 70.—^ Annahmelchlnk sur Anzeige»; Abead.Ausgabe: Bonnittagt 10 Uhr. Marge u-A»«gab«: Nachmittag« « UhL Sonn- und Aestlaot früh '/»9 Uhr. Gei den Filialen und AnnahmesteAr» ja eia« halb« Stunde früher. kaztt»e» siad stet« a, di« Grtzedttt«» z» richte». Druck und Verlag vou E. Pol, k» LeiP»kG ^?534. Donnerstag den 19. Oktober 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. AuS Anlaß des 80 jährigen MlitairjubiläumS Sr. Majestät de? Königs Albert von Sachsen haben wir beschlossen, in den Tagen des 22.—24. d. MtS. alle städtische öffentliche Ge bäude zu beflaggen. An unsere Mitbürger richten wir hierbei die Bitte, auch ihrerseits durch Flaggenschmuck an den Häusern ihre Verehrung für unseren König und ihre Freude bei dem bedeutsamen Jubel feste zum Ausdruck bringen zu wollen. Leipzig, den 17. October 1893. Dev Rath -ev Stadt Leipzig. .«849 IL4? vr. Georgi. Größe!. Lekannlmachung. Wegen Reinigung der Geschüst«rSnme künnea in unserem Melde«»«» »« 20. und 81. diele» Mouat« in Abteilung I, Buchstaben X—I, (für bletbendr Einwohner) nur dringliche Geschäfte erledigt werden. Leipzig, am 17. October 1893. Da« Volireta»« der Eladt Leipzig. O. L. 37«L. Lretschneider. Hiersemann. Lekanutmachung. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß wir an Stelle de« freiwillig »»«geschiedenen Herrn vr. Streit Herrn Vr. weck. Paul Gufta» Lehmann al« Assistent de« Stadtbezirttarzte« augeslellt und am heutigen Tag« in Pflicht genommen haben. Leipzig, den 18. October 1893. ^ 63 Raid der Stadt Leipzig. 1«ü>. - - - vr. Georgi. Grlßel. Anderweit gesucht wird die am L2. December 188ö in Erfurt geborene Fabrikarbeiterin Katharine Wilhelmtar Katdhen», welch« zar Fürsorge für ihr Kind anznhaiten ist. Leipzig, de» 17. October 1898. Der Math der Stadt Leipzig, Armenamt. Abth. IV». X. k. IV». «V3/93. Hentfchel. Mein Ersuchen vom 4. Augast er.. betreffend Ermittelung de« «genwürtigen Aufenthalte« de« Kaufmanns Kart Sahn au« lle a/S„ ist erledigt. - 3. III c 9L0/93. — Halle a/S-, den 14. October 1893. Der Erste Staat»a«walt. Der diesseits unterm 4. October er. gegen den Tischiergesellen Ott« GteFr»« au« Leipzig erlaffea« Steckbrief ist erledigt. X. 3. 657/93. gdebnrg, den 16. Oktober 1893. Der Erste Staat««u»alt. Der socialdemokratische Parteitag. vr. 1. Am nächsten Sonntag*) tritt in Köln der social- demokratische Parteitag zusammen. Die Delegirten sind ge wählt, dir Borträge der Führer bei Zeiten bekannt gemacht, statutengemäß zehn Tage vor Beginn di« Anträge au« dem Seitdem man in Erfurt die „Jungen" vor die Thür da« Programm international-revolutionair nach den ökono mischen Grundsätzen von Karl Marx ausgestaltet und in Berlin im verflossenen Jahr mit dem unbequem gewordenen Bollmar'schea StaatssocialiSmuS sich abgefunden hat, liegt keine Veranlassung vor, sich über principielle Fragen in dir Haare zu gerathen. Eine« aber drängt sich zunächst der Beachtung auf: die agitatorische Uederreizung, welche die Wintersessioa de« aufgelösten Reichstag« mit ihren unfruchtbaren Nolh- stand«- und ZukunsrsstaatSdebatten, ihrer fortgesetzten Be- nöraeluog der StaatSmaschinerit auSsüllte und sich un- geschwächt über die Auslösung in die Wablbewegung und die Neuwahlen fortsrtzte, macht sich mit großem Unbehagen unter der Gefolgschaft geltend. E« ist allerdings bei der letzten Wahl die Zahl der socialdemokratischen Stimmzettel auf 1 787 000 gestiegen, wahrend kaum eine andere Partei über haupt einen Zuwach« an Stimmen zu verzeichnen hat. Selbst die Führer werden aber»nicht darüber im Unklaren sein, wie Bebel auch wiederholt eingestanden, daß mehr al« jemal« „Krelhi und Plethi aller Unzufriedenheit" mitgelaufen ist. Dem Zuwach« vou 380 000 Stimmen, der schon dadurch erklärt »irt- daß in rund hundert Wahlkreisen mehr al« bei der letzten Wahl von der Centralleitung Eandidaturen aus gestellt waren, steht die Thatsache gegenüber, daß gerade in Orten „zirlbewußter AnhängerschKt" ein brachten«werther Rückgang der sorialistischen Stimmen wahrnehmbar ist. I« Leipzig beispiel-weise beträgt der Rückgang 8,8 Procen», er ist noch größer in Würzburg, Hagenow, Sonder-Hansen, Schwerin, Freikrieg und Hamela. Ein Stillstand ist in Cassel, Halle a. S., Geestemünde und Darm stadt bemerkbar. Wenn auch demgegenüber namentlich in Berlin, Pot«dam, Erfurt, Harburg, Dortmund, Drr-den, Pirna und Anaaderg, Oberbarnim, Schleswig und Rudol stadt erhebliche Zunahmen zu constatiren sind, so ergiebt sich doch, in Anbetracht dessen, daß der ganze Wahlkampf nach den uo« vorliegenden Flugblatttexten nicht im Geringsten socialistisch-zukunft-staatlich, sondern lediglich im Appell an die Unzufriedenheit, au die gedrückte wirthschastliche Lage geführt worden ist, daß hinter diesen l 78? 000 Stimmzetteln eine >rwaltigr Masfrsteckt, die dem demokratischen Sociali«mu« erustrht» zum Mindesten seine fruchtlose Negation mit der " rdernng positiver Leistungen „verwässert". „Thaten sehen". da« zum ist auch der Refrain der Anträge, die au« dem Lande Parteitag eingelausen sind, und den Führern wird c» unbehaglich über den Zuwachs, der mit seinem staatS- socialislischen Compromißdegehr auch den Stamm der,Liel- bewußten" zu insiciren droht. Zunächst einige Worte über die von der Parteileitung angekündigten Vorträge. Bebel wird da« Thema „Anti semitismus und Socialdemokratie" behandeln; nach welcher Richtung, ist in der socialdemokratischen Presse bereits an- gedcutet. Es wird angenommen, daß der AntisemitiSmuS namentlich in den großen Städten eine bedenkliche Anzahl der früheren „Mitläufer" auS kleinbürgerlichen Kreisen ent fremdet habe. Vielleicht wird auch erörtert, wieweit die „Genoffen" selbst zum Antisemitismus Hinneigen und wie weit dieser, mit dem Kalbe des TivoliprogranimS pflügend, dir preußischen Agrardistricte für die socialistische Aussaat „meliorirt" hat. Herr Singer hat über die parlaiuentansche Thätigkeit der ReichStagSfraction zu sprechen. Wir haben schon oben diesen Punct berührt; will Singer offenherzig sein, so magrrhinzusügen.daßdirFractionSaagebörigenim „Schwänzen" manchmal sogar dir Bourgeoisie Lbertrosfen, sich im klebrigen bei der Brrtheidigung des ZukunftSstaal« arg dian.irt und außer der üblichen Verweigerung des StaatSbauSbaliS und außer recht zahlreichen Anträgen auf Jmmunisirung mit dem Gesetz in Eonflict gekommener Genossen positiv nichlS geleistet haben, als den Entwurf einer neuen — Seemannsordnung. die man froh der Vergessenheit überließ, ehe sic zur ersten Beralhuog kam. Schwerer ist die Aufgabe des Herrn Liebknecht: die Maifeier 1894". Der Züricher internationale Socialisten- tag hat, wie erinnerlich, den deutschen Delegirten den stritten Auftrag auf den Heimweg gegeben, für eine allgemein, Arbeitsfeier am 1. Mai zu sorgen. Da- GroS der deulscher Socialdemokratie steht aus dem Boden der bishcrigeu Parier bcschlllffe und diese gehen kurz uud praktisch dahin: feiere — wer kann. Herr Liebknecht hat auf dem Berliner Parteitag in der schriftlichen Formulirung de- EompromiffeS mit dem EtaatSsocialiSmuS de- Herrn Vollmar bereit- ein Sliick geliefert, daS seine Vielaewandtheit ebenso charakterisirt wie die geistige Anspruchslosigkeit der Geiiossen. Wir sind ge spannt, die groteske Logik zu bewundern, mit der er in Köln über die klaffende Dissonanz zwischen der bisherigen Taktik und dem so unbequem dazwischen fahrenden Jnter- »atioaaliSmuS sich hinwegfolgern wird. WaS also dir Führung zu bieten hat, ist mager genug, und dir Anträge der Genossen aus dem Lande sind nicht viel besser. Soweit sie Interna der Partei betreffen, laufen sie auf oberflächliche, kleinliche Resormvorschläge hinaus; soweit sie auf praktische Betbätigung dringen, sind sie mit verschwindenden Ausnahmen stilgerechte Forderungen des ver pönten StaatSsociali-muS. Zunächst über die Ersteren ein Wort. Dir Rubrik Organisation beginnt bezeichnender Weise damit, in Zukunft nur alle zwei Jahre einen Parteitag ad- zuhalten und vor Allem die bisher üblichen Festlichkeiten dabei zu unterlassen. Die Parteigenossen in Köln und Deutz er suchen, zur Schlichtung „persönlicher Differenzen" ein Sieben- männer-SchiedSgericht in jedem Wahlkreis emzusetzen, sinte malen io ihrem Bezirk sich Genoffen bei der Wahlagitation deS Oefteren ärgerlich geprügelt baden. Auch mit dem „Vorwärts" ist man hier und dort nicht zufrieden, obwohl er doch an poli tischer Brunnenvergiftung Mustergiltige« leistet. Gegen die eigennützige Geschäftigkeit, die socialbemokratischr Sache durch Gründung neuer Parteiorgane zu fördern, wendet sich der Antrag, dir provinziellen AaitationScomiiSS sollen erst die Zustimmung ertheilen; dir Partricasse müsse sonst dir Unter- stutzung verweigern. Berliner Genossen finden eine „Censur Versammlung-rechte- beantragen. Eigentlich socialistisch I bezeichnet den Hinweis auf sociale Erscheinungen innerhalb ^ Socialdemokratie als gleichwerthig mit der öffentlichen Besprechung privater Angelegenbeitcn von Privatpersonen. Nun ist so viel richtig, daß private Verhältnisse der social- demokralislben Führer die Oeffenllichkeit in den Fällen nicht- angeht, wo sie außer allem Zusammenhänge mit der poli tischen Thätigkeit stehen. Die VermögenSumstände des Herrn Singer z. B. können auS diesem Grunde der DiScussion entrückt bleiben. Die Socialdemokratie frei lich bat nicht das Neckt, einen solchen Anspruch zu erheben, da sie selbst gewobnbeitSmäßig die Blicke aus reiche gegnerische Personen ricblel, und eS ist jedenfalls noch keine Ausschreitung zu nennen, wenn auf einen Anwurs gegen den BourgroiS- Millionair Schulze oder Müller mit einer Erinnerung aa den Prolctarier-Millionair Singer gedient wird. Aber noth- wendig ist eS nicht, sich die socialdemokratische Gewohnheit anzueiancn. Ganz anders verhält eS sich mit den zahllosen Fällen, in denen die Möglichkeit einer weit über die des Mittelstandes hinauSragende» Lebensweise eine direkte Folge der agitatorischen Tbätigkeil ist. Hier von den Arbeiter- grosche» und ihrer aussälligcn Verwendung zu reden, ist nicht nur erlaubt, sondern geboten, schon auS dem Grunde, weil die Beiträge der Arbeiter zu Parteizwecken durchaus nickt immer freiwillig geleistet, sondern in einer unenneß- lichen Anzahl von Fällen mittelst eines unentrinnbaren TerroriSmuS in Werkslätte und Fabrik eiiigctricben werden und damit thatsächlich den Cbarakter von Steuern erhalten. Die Verwendung von Steuern zu controliren ist aber ein unveräußerliches Recht der Oesscntlichkcit. Die Socialdcmo- kratie bekauptet das Vorhandensein eines allgemeinen Elends der Arbeiterwelt: wer dieser Feststellung einer angeblichen ökonomischen, Tbatsacke mit andern ökonomischen Tbatsachen cntgegentritt, der bleibt auf dem der öffentlichen Erörterung unentbebrlichen Bode» auch dann sieben, wenn zur Erhärtung der Richtigkeit der Behauptungen Personen genannt werden müssen. Der GeschäftSsocialiöinus, eine andere Form der Besteuerung der „Genossen", hat sogar aus Len Reihen der Social- demokralie heraus bitteren Tadel erfahren. In Augsburg wurde ein socialdemokratischer Agitator in seiner Rede an die Arbeiter gerade an der Stelle unterbrochen, wo er von den „infolge deS HnngerS versiegenden Brüsten unserer Mütter" sprach — der Zwischenruf galt der Aufw'.rterin und lautete: „wo bleibt mein Gänsebraten?" Da« sind keine privaten Vorgänge, sie gehören in die Oeffenllichkeit, weil sic die Un- wabrhastigkeit der socialdeiiiokralisckcn Agitation illuslriren. Und die Augsburger Geschickte ist jedenfalls harmloser und nicht dermaßen kennzcickneiid.wie die bekannte soc.alreinokratische Herren betreffenden Vorfälle, deren Besprechung in bürgerlichen Blättern den „Vorwärts" empört, obwokl diese Zcilungen von ihnen erst durch empörte — über die Vorkommnisse empörte - Socialdemokrale» Kenntniß erlangt batten. Daß man egen die Fübrer im Allgemeinen de» Vorwurf erbebe, sie cbten von „gestohlenen" Arbeitergrojchen, ist eine vom „Bor- oärtö" mangels einer in der Tkat ansccktbarcn KampfcSweise rer bürgerlichen Presse erfundene Unwahrheit. Wenn, wie ist nur die Forderung, den achtstündigen Arbeitstag im Reichs tag durchzusetzen. Der Hauplnachdruck wird auf die Förderung der Gewerkschaftsbewegung gelegt. Der Parteitag soll eS für die Ehrenpflicht eines jeden BalerS und einer jeden Mutter, die sich zur Cottaldcinokratie bekennen, erklären: daß ihre Töchter, sobald sie daS gesetzliche Alter erreicht haben, sich der Gewerlschajisorganisation anschließen. ES ist nicht ausge schlossen, daß auf dem Parteitag auch, obwohl kein Antrag vorläufig darüber vorliegt, Stellung zu den preußischen Land- tagSwadlcn genommen wird, wofür entgegen der Parteiführung in der „Neuen Zeit", der sogenannten wissenschaftlichen Revue, die Theoretiker des demokraliscken SocialiSmuS lebhaft rin- trcten. Auch die „Landagiiation" wird nach den Anregungen der gcuanukcn Wochenschrift einen Gegenstand der Verhandlung bilden. Alles in Allem genommen, kann mit Befriedigung con- stalirl werden, wa- an dieser Stelle vor längerer Zeit auch ausgesprochen worden ist, daß die forcirte Agitation, seitdem sie den ihr zugänglicken Kreis der Arbeiterschaft überspannt hat, dem naturgemäße» Bedürsniß weicht, u», der prakiische» Resultate willen mit den bürgerlichen Parteien auf dem Bode» der bestehenden GesellsckastSordnung an der Besserung der Lage der arbeitenden Classen sich zu betbeiligen. Daß mit d>e>em Umschwung die Führung naturgemäß nicht einverstanden ist, laßt sich begreifen; ebenso begreiflich ist auch ihr Be streben, diesen Umschwung durch weitere Agitation in der länd lichen Bevölkerung und de» kleinbürgerlichen Gewerben zu be gegnen. Hier hak die Thatigkcil der staatSerbaltenben Par teien zunächst einzusetzcn. Mit der Aufklärung der dem SocialiSmuS bereits völlig anheimgesallcuen Arbeiterschaft ist vorläufig wenig zu gewinnen, daS haben die für die sociaj- demokraliscden Theorien vernichtenden NeichStagSdedallen zur Genüge wieder bewiesen, denn man hätte eS wahrlich von jener Seile sonst nicht gewagt, die stenographischen Ver- hanklungsbcrichtc agitatorisa) zu verbreiten. DaS Uebel auf den Herd zu beschränken, Kleingewerbe und Bauernstand zu sichern, La- ist also die nächste Arbeit. Vor Allem aber muß Vorsorge getroffen werten, daß der in den Ideen der Neuzeit heranreijcnde Nach wuchs, der gern mit dem SocialiSmuS spielt, nicht neue Kräfte einer Strömung zuftlbrl, dir sich von selbst btlchränken wird, sobald die Weirerfübrung der socialpolitischen Gesetz gebung zwischen dem Vernünftig-Erreichbaren unv ter wahn sinnigen Jagd nach unersilllbaren Phantasien auch die ver hetzte Arbeiterschaft unterscheiden lehrt. Dann mag der Rest des SocialiSmuS weiter vegelircn als wohllhätiges Ferment; denn Communlsten und ^ukunftsslaaller hat eS zu allen Zeiten gegeben. Deutsches Reich. sie beantragen eine „PreßüberwachungScommission". Wunsch nach einem eigenen Preß- a»ae»»«rnrn, der L. Red. Sanuabttid hatte» wir (Ber^das erste Stück kcha» i» Nr SLS vom 14. Oe») Irriger Welle g »erd« scho» So»atag de» 1b. Ottober AuS BreSlau kommt der Wunlch nach einem eigenen telegraphenborrau. Genossen in Bitterfeld-Deliysch geben gegen die Anzeigen vor, die durch falsche Vorspiegelungen dir Leser finanziell schädigen können oder dem widerlichen „Per- soncncultu»" fr'obnen. Schließlich soll der Parteitag die Gehälter der Journalisten kkstictzen: namentlich scheinen die 7000 die Herr Liebknecht für dir Redaction de-„BorwärtS beziebt, der Wertbschätzung geistiger Thätigkeit bei manchem Ge nossen noch arge Schmerzen zu machen. Die Anträge zum Pro gramm beschranken sich auf die Forderung, die Fremdwörter daran- zu beseitigen und dem Satz „Religion ist Privalsache insoweit eine Spitze zu geben, al« in Zukunft die religiösen Lebren bekämpft werden sollen, wo sie dem „Ferlschritt der Wissen schaft oder der nach Erlösung ringenden Menscbbeit" in den Weg kämen. Ein wunder Punct der socialdemokralischen Agitation ist hierin berührt; in Berlin half man sich im ver flossenen Jahr damit, daß man dir unbequemen Forderungen überging. Unter den Anträgen, die eine praktische Betbätigung rer Parteiführung wünschen, nimmt die Rubrik „ParlamentaritckeS eine bervorragrnde Stelle ein. insofern al« sic Vorwurf über Vorwurf involvirt gegen die Negation der socialdemokiaiischcn Reich«taa«frattion Diese soll thätiger sein unv „» ReickStag eine Arbeil-losenstatistik, Versicherung gegen Arbeitslosigkeit, Verstaatlichung der Bodrnproduction und de« Getrride- bandrl«, rin« Organisation de« ArbeitSnackweisr«, Aushebung de- Impfzwanges, reich-gesetzliche Regelung der Gewerbe iaspection, Beseitigung de« bestehenden H-reinS- und Berlin, 18. October. Dem Reichstage wird sofort bei seinem Zusammentritt der Bericht über die »» Jahre 1892 im Deutschen Reiche getroffenen Maßnahmen zur Be kämpfung der NeblauSkrankheit zugehe». AuS dem Bericht ergiebt sich, daß in der Ndeinprovinz die Revision der älteren vernichtenden Herde durchgängig ein ehr günstiges Ergebniß gezeigt hat. Lebende Rebläuse ovrr auch nur Spuren von abgestorbenen Rebläusen wurden nirgend- gefunden. Bei den llntersuchungSarbeitcn wurden auf dem rechtsrheinischen Gebiete zwölf neue Herde mit K67 kranken bei >3 906 gesunden Neben ermittelt. Be- mrrkenSwerth erschien nur die Insertion in Hönningen mit 620 kranken Reden. Der Ursprung dieser alten Jnfeclion konnte nicht ermittelt werden. DaS rechtsrheinische Sruchen- grdiet ist um 5 lew weiter rheinaufwärlS gerückt. Auf dem linksrheinischen Gebiete wurden ausschließlich in unmillkl- darer Nähe älterer Herde 20 neue kleine mit 136 kranken Reben ausgefunden. Auch in der Provinz Hessen- Nassau hat die Revision der älteren Herde ein durch weg günstiges Ergebniß gehabt. ES wurden 44 Herde mit 422 kranken neben 47 676 gesunden Reben gesunden. Es bandelte sich dabei auSschlicßlick um unbedeutende sogenannte Spritzinfectionen. Elwa ein Viertel aller Weinberge der Provinz wurde von den Sachverständigen begangen und be- ichtigt und keine neuen Insertionen vorgesundcn. In der Provinz Sachsen wurden 168 neue Herde mil 1554 kranke» bei 25 634 gesunden Reden entdeck!, wa« ein günstigere« Er- gebniß al« im Verjähre bedeutet und die Hoffnung auf eine Einengung der Krankbeit bestehen läßt. Äm Königreich Sachsen wurde nur eia Herd in der Gemarkung Ober-Wartha mit 885 kranke» bei 232l gesunden Reben aufgefunden. Im Königreich Württem berg wurden 13 neue Herde mit 95 kranken bei 2400 gesunden Reben entdeckt. In Elsaß-Lotdringen wurden in den Gemarkungen Luttcrbach, Psastadt, Hongen- hrim, Rusach, Valli^reS und St. Julien 25 neue Herde mit 799 kranken Reden, und in den Gemarkungen Bantoux und Ancy 2 bezw. l vereinzelter befallener Stock ermittelt. Die Gemarkung Balliere- und die angrenzende Ecke der Gemarkung St. Julien, wo die Reblaus in 7i zer streut liegenden Pqrcellcn mit 592 kranken Stöcken ausgefunden ist, dürsten nicht mehr zu retten sein. E« wird erwogen, die ganze von der Reblaus ergriffene Fläche von 30,89 Hrklar zu vernichten. Die von den Bundesregierungen in Rrblau«-Angelegenheiten bi« zum Schluffe de« Etat jahre« l890/9l beziehungsweise des Kalenderjahre« 1891 aus gewandten Kosten beliefen sich auf 3 424 212,74 Im Etat jahre l891/92 bezw. im Kalenderjahre 1892 haben die srag lichen Kosten 548 507,02 betragen; dies ergiebt eine Ge sammtauSgabe von 3 972 719,76 Außerdem sind seiten« de« Reich« seit dem Jahre 1879/80 b,S zum Schlüsse de« EiatSjahre« I89l/92 aufgewendrt worden 52 9>5,3l davon im EiatSjahre I89l/92 ein Betrag von 3 348,80 Im Jabre 1892 sind zehn zur Bestrafung gekrackte Fälle der Zuwiderhandlung gegen die aus den Berk hr mit Reben bezüglichen Vorschriften der RcichSgesetzgedung bekannt geworden «. Vcrlt», l8. October. Auch sllr die Socialdemo kraten ist Alle« rin Vehikel. Der „Vorwärts" benutzt dir Erörterung des Falle« Kirchhofs-„Berliner Tage blatt", um für ei» sehr Wesentliche-Moment in der social demokratischen Agitation da« Tabu" zu rrclamiren. Er der zuletzt in Mannbeim geschehen, Führer verbrecherischer Hand lungen gerichtlich überführt wurden, so haben eie bürgerlichen Zeitungen solche Fälle zwar gemeldet, aber lange nicht das Eapital gegen die Sottaltemokratie daran- geschlagen, wi» eS der „Vorwärts" aus jeder strasbarcn Thal eines nicbt- ocialdcmokratischen BclrüzerS gegen die bestehende Gesellschafts ordnung zu schlagen sucht. * Berlin, l8. October. Ucber die Grundzüge für die feplantc Umgestaltung der medicinischen Prüfungen im Deutsche» Reiche erfährt die „Boss. Ztg." folgende Einzelheiten: An Stelle der bi-berigen ärztlichen Vor- vrusungcn würden nach der beabsichtigten Reform zwei Prüfungen treten, von denen die erste nach den beiden ersten Semestern abzulegcn sein »nd insbesondere die Natnr- wissensckaften umfassen würde. Nach weiteren drei Semestern bat der Mediciner dann die zweite Prüfung abzulegen, die sogen, .anatomisch-physiologische". Nach weiteren vier Semestern und unter der Voraussetzung, daß der Candidat die beiden ersten Examina glatt bestanden hat,folgt ein Jahr praktischer Arbeit in einer Klinik oder einem Krankenhaus«: und dem nächst die ärztliche Staatsprüfung, die sich außer den Fächern, in denen die Candidalen bisbcr schon geprüft wurden, auch aus die Psychiatrie erstrecke» soll. DaS Militairjahr wird voraussichtlich aus die Studienzeit in Anrechnung gebracht werden. Um den Stutirendcn die Aus wahl unter den zu körenden Vorlesungen zu erleichtern, sollen allgemein Stubienpläne bei den medicinischen Farultäten auS- gearbeitet und den Studirendcn in die Hand gegeben werden — Ucber diese Grundzüge werden zur Zeit die Korypbäcn der medicinischen Wissenschaft um ihre Ansichten angegangen. ^ Berlin, 18. October. (Telegramm.) Die „Nordd. AHst- Ztg" wendet sich nochmals gegen die Uebrr- treibungen de« angeblich bevorstehenden Rückganges de« T«dak»rrt»ra»ch« und hebt hervor, die unbestreitbare Be lastung de« Tabaks durch die Tabaksabrikatsteuer könne nicht als ein ungerechtserligterEingriff in da- Erwerbsleben bezeichnet werken, so lange die Gegenstände de-nothwcndigenLcdenS- bevars« verbältnißniäßig stärker belastet seien als der Tabak. Die ^Nordd. Allg. Zig." weist wiederholt an der Hand statistischer Daten »ach, daß durch die weit stärkere Be lastung in anderen Ländern ein behaupteter Rück gang deS Verbrauchs nickt ringetreten sei, daher seien auch die bevorstehenden Arbeiterentlassungen übertrieben Je mehr man von allen Seiten aus Ucbertrcibungen verzichten würde, um so leichter werde sich ein Weg finden lassen, der die Belastung der Fabrikation und der Eonsumenten aus ein möglichst ge ringes Maß zurückfübre. — Wie verlautet, beabsichtigt die CentrumSpartei, ihre Anträge zur Bekämpfung unreeller GcschäftS- gebabrungen von Neuem »» Reichstage einzubringrn. Soweit sie sich ans AbzablungSgrschäftc und auf den Hausir- Hantel beziehen, sind sie eigentlich gegenstandslos, da die Re gierung solche Gesetzentwürfe bereit« vorbereitet bat und voraussichtlich in der näcksten Tagung eindringen wirk. DaS Ecntrum strebt ferner eine Verschärfung unserer EoncnrS- ordnung und eine Bekämpfung schwindelhafter „AnSverläufr" und äbnlicber Veraustallunaen an. Man wird im Allgemeinen mit der Tendenz auch dieser Anträge einverstanden srm und.
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